Die Pferdemafia - Nicola Steiner - E-Book

Die Pferdemafia E-Book

Nicola Steiner

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Beschreibung

Es ist was faul im Staate Deutschland: Ein Pferdemist der besonderen Art stinkt zum Himmel: Es geht um Scharlatane, die vom Fernsehen, Pferdezeitschriften und fragwürdigen Veranstaltungen wie dem Mustang Makeover zu Startrainern stilisiert werden. Es gibt eine erschreckende Gemeinsamkeit bei den Stars und Sternchen: Sie haben fast alle keine Ausbildung. Dennoch machen die meist nur vorgetäuschten Kenntnisse rund ums Pferd Schule, sorgen für Dumping-Preise und enden z.T. in Tierquälerei bis zum Tod. Obwohl bereits ein Zirkustrainer verurteilt wurde, bleibt die Pferdewelt im rosaroten Dornröschen-Schlaf. Den beendet die Autorin zwar nicht mit einem Kuss, aber mit zahlreichen bitterbösen Satiren, z.B. über Ex-Pferdeprofi Sandra Schneider - nun abgelöst von Katja Schnabel. Die Autorin wurde als Anwältin oder Wallraff der Pferdeleute bezeichnet. So setzt sie sich für die Besitzerin des Haflinger Nero ein, die bei den Pferdeprofis teilnahm. Durch geschickten Schnitt wurde der Trainingserfolg vorgetäuscht. Das Buch lüftet ein Geheimnis: Was sagen die Pferdeprofis-Produzenten dazu, dass eine Teilnehmerin Lug und Trug entlarvt hat? Ein anderer Pferdeprofi erzählt Märchen vor Gericht und auch ein Ex-Mustang läuft der Autorin über den Weg, wo sich alle Welt fragt: Was wird aus den Mustangs nach dem Brot-und-Spiele-Event auf dem CHIO-Gelände? Neben Gastbeiträgen ist der Höhepunkt des Buches eine Satire zu fragwürdigen Akademien, die überteuertes Klopapier an die Pferdefrau bringen, u.a. mit blau-gelbem Gold: Wenn Wissenschaft für Marketing-Zwecke missbraucht wird ... Der Enthüllungsroman entlarvt die Lügen von der ausschließlich positiven Verstärkung, die Farbwahrnehmung von Pferden und der angeblich fehlenden Verbindung der beiden Gehirnhälften.

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Das Buch:

Ein Pferdemist der besonderen Art stinkt zum Himmel: Es geht um Scharlatane, die vom Fernsehen, Pferdezeitschriften und fragwürdigen Veranstaltungen wie dem Mustang Makeover zu Startrainern stilisiert werden. Es gibt eine erschreckende Gemeinsamkeit bei den Stars und Sternchen: Sie haben fast alle keine Ausbildung. Dennoch machen die meist nur vorgetäuschten Kenntnisse rund ums Pferd Schule, sorgen für Dumping-Preise und enden z.T. in Tierquälerei bis zum Tod. Obwohl bereits ein Zirkustrainer verurteilt wurde, bleibt die Pferdewelt im rosaroten Dornröschen-Schlaf. Den beendet die Autorin zwar nicht mit einem Kuss, aber mit bitterbösen Satiren, z.B. über Ex-Pferdeprofi Sandra Schneider – nun abgelöst von Katja Schnabel.

Die Autorin wurde als Anwältin oder Wallraf der Pferdeleute bezeichnet. So setzt sie sich für die Besitzerin des Haflinger Nero ein, die bei den Pferdeprofis teilnahm. Durch geschickten Schnitt wurde der Trainingserfolg vorgetäuscht. Das Buch lüftet ein Geheimnis: Was sagen die Pferdeprofis-Produzenten dazu, dass eine Teilnehmerin Lug und Trug entlarvt hat. Ein anderer Pferdeprofi erzählt Märchen vor Gericht und auch ein Ex-Mustang läuft der Autorin über den Weg, wo sich alle Welt fragt: Was wird aus den Mustangs nach dem Brot-und-Spiele-Event auf dem CHIO-Gelände? Neben Gastbeiträgen ist der Höhepunkt des Buches eine Satire zu fragwürdigen Akademien, die überteuertes Klopapier an die Pferdefrau bringen, u.a. mit blau-gelbem Gold: Wenn Wissenschaft für Marketing-Zwecke missbraucht wird ...

Der Enthüllungsroman entlarvt die Lügen von der ausschließlich positiven Verstärkung, der Farbwahrnehmung von Pferden und der angeblich fehlenden Verbindung der beiden Gehirnhälften beim Pferd.

Die Autorin:

Nicola Steiner ist ausgebildete Redakteurin und Diplom-Medienwirtin. Geboren wurde sie 1965 in Hückeswagen und lebt mit ihren beiden Kindern im Bergischen Land bei Köln. Sie arbeitet als Natural Horsemanship-Trainerin und hilft ihren Kunden dabei, das eigene Pferd besser zu verstehen. Außerdem reitet sie Turniere im Westernreiten und versucht eine Brücke zwischen dem Turniersport und dem Natural Horsemanship zu schlagen. Ihre Vita: www.12oaks-ranch.de/home/vita-nicola-steiner/

Weitere Titel bei Books-on-demand:

NHS-Lehrbücher: 'Westernreiten meets Natural Horsemanship' & 'Pferde vermenschlichen, aber richtig' Journalistische Bücher: 'Tod eines Pferdes – Zirkuslektionen im Fokus' & 'Lüge vom Sozialstaat' sowie Sammelbände mit Blogbeiträgen: 'Inspirationen aus dem Parelliland' & 'Westernreiten zwischen Witz und Wissenschaft'

Narren vermehren sich, wenn weise Menschen schweigen (Nelson Mandela)

Inhalt

Zum Geleit

TEIL 1: Ein Kursbesuch mit Folgen – Reportage

Mission Impossible soll Ruf der Pferdeleute retten

Light-Satire zu selbstlosen Menschen, die immer nur Gutes tun

Doppelmoral beim VFD

Eiserne Mustang-Lady: From mild to wild

Die Moral von der Geschicht'

TEIL 2: Der Prozess

Wie begründet Bernd Hackl die Klage des Pepper-Verlags

Harmloses Mittagessen bis zur Unkenntlichkeit verdreht

TEIL 3: Pferdeprofis in Presse & anderen Medien

Entrüstung bei Quotenmeter

REITERREVUE: Zuschauer veralbert

FEINE HILFEN: Keine Befürworter der Pferdeprofis

HORSEMAN: Vom Tellerwäscher zum Millionär …

Gemauschel: HORSEMAN, Hackl & Pepper-Verlag

Schnäppchen: 10.000 Abonnenten für unter 100 Euro

TEIL 4: Journalistische Darstellungsformen

Was eine Geschichte ausmacht ...

Was ist investigativer Journalismus?

TEIL 5: Meinungsfreiheit aus Parelli-Sicht

Kurs in Florida: Parelli kennengelernt

Parelli als Opfer der Pferde-Mafia

TEIL 6: Betrug am Zuschauer durch Pferdeprofis

Sandra Schneider gescheitert: Trainingserfolg nur vorgetäuscht

Sandra Schneider kann auch zickig – Gastbeitrag zu Haflinger Nero (v. Lisa Eggert)

Gerüchteküche über Sandra Schneider brodelt

TEIL 7: Die Lüge vom Konzept der ausschließlich positiven Verstärkung

Verlag nennt alles tierschutzwidrig, was nicht positiv verstärkt

Kann man Menschen mit Tieren vergleichen?

Es gibt viele gleichwertige Lerntheorien, nicht nur eine

Jeder Theorie liegt ein bestimmtes Pferdebild zugrunde

Muss gutes Pferdetraining immer lieb und nett sein?

TEIL 8: Soziale Medien grenzen Kritiker aus

Mein Rauswurf aus der Facebook-Gruppe Wittelsbuerger

Youtube-Beef: Kritik an Pferdeprofis untersagt – Serenity Horses

TEIL 9: Medienrecht – Gegendarstellung & Grenzen der Meinungsfreiheit

Verhielt sich Zeitschrift MEIN PFERD rechtswidrig?

Uwe Jourdains Gegendarstellung in MEIN PFERD

Unterschied: Privatperson & Person der Zeitgeschichte

Titel Pferde-Mafia ist nicht Programm, sondern Satire

Das Märchen vom bösen Turnierreiter

TEIL 10: Satire darf alles

Facebook-Satiren einer Meisterin

Ging Glosse der Dressurstudien zu weit?

Ist Satire Comedy?

Auch Bernd Hackl versucht sich in Satire

Was ein Mustang Makeover mit Hundekacke und Katzenbabys zu tun hat

TEIL 11: Ist das MMO wirklich eine Pro-Pferd-Veranstaltung?

TV-Beitrag: Armutszeugnis für den WDR (Gastbeitrag von Hardy Lahn)

Deutschland kürt den Supertrainer (Gastbeitrag von Hardy Lahn)

Wo kommen all die Indianerinnen her? (Essay von Lisa Eggert)

TEIL 12: Mindestqualifikation gefordert

Anarchie im Pferdesport: Trainercontest & Schneider-Akademie

Kopiert, halbiert, umbenannt ... und schon ist das Rad neu erfunden

Diskussion über Eier, die noch gar nicht gelegt sind

Mal ein konstruktiver Vorschlag: Ein Modulsystem (von Lisa Eggert)

TEIL 13: Von Ausreden & Ausflüchten

Wer hat eigentlich angefangen?

Kannst Du es denn besser?

Gastbeitrag: Nur, wer eine blütenweiße Weste hat, darf Kritik üben

Die Sendung dient doch nur der Unterhaltung (Gastbeitrag von Lisa Eggert)

Kritik ist ja gut, aber doch bitte konstruktiv

Du hast ja persönlich was gegen …

Kapitalverbrechen Kollegenschelte

Jeder macht das anders

Leben und leben lassen

Das liegt alles nur am Schnitt

Wer es nicht live gesehen hat, kann es nicht beurteilen

Du bist doch nur neidisch

Es gibt schlimmere Trainer als die Pferdeprofis

Ein Stückchen Kuchen? Die Antwort auf das Warum …

TEIL 14: Verschwörungstheorien

Blau-gelbes Gold … und schon sind alle vier Räder neu erfunden

ANHANG:

Urteil, Screenshots, offener Brief, Bingo, Gerichtsschriftsatz, Satiren etc.

NACHWORT & DANKSAGUNG

Zum Geleit

Dieses Buch hat den Titel die Pferde-Mafia. Deswegen geht es hier nicht um Positivbeispiele, d.h. nicht, dass ich andere Trainer nicht gut heiße, aber das passt nicht zur Thematik des Buches. Dennoch lobe ich sehr wohl, auch dann, wenn andere Trainer etwas anders arbeiten als ich. Ich lobe z.B. in Buchrezensionen auf meiner Homepage 12oaks-ranch.de/buchtipps/ oder in Videos auf Youtube.

Im Kanal Nicola Steiner Horsemanship gibt es eine diesbezügliche Playlist1 mit Positiv-React-Videos. In diesem Kanal und im Partnerkanal 12oaksTV Hund & Zirkus gibt es zeitgleich aber auch kritische React-Videos, in denen ich die Trainingsmethoden der Trainer unter die Lupe nehme, deren Training mir eben nicht gefällt. Dort erkläre ich vor allem, warum es mir nicht gefällt.

Im Buch geht es aber nicht vorrangig darum, gute von schlechten Trainingsmethoden abzugrenzen, sondern es ist ein Buch über die Meinungsfreiheit, ein Buch über den Umgang mit Kritik und ein Buch darüber, wie sich ungelernte Pferdetrainer heutzutage mit diversen Methoden gegen Kritik zu immunisieren suchen.

Das Buch wirbt für eine gesetzlich vorgeschriebene Mindestqualifikation. Es zeigt unterschiedliche Beispiele dafür auf, welche Folgen es für den Verbraucher hat, dass es diese in Deutschland nicht gibt. Statt auf Kompetenz setzt der angehende Pferdetrainer auf Beliebtheitsgrad. Wer etwas werden will im Pferdebereich, wird Star oder Sternchen: Im Fernsehen, auf Messen, auf Youtube oder bei Veranstaltungen wie dem Mustang Makeover oder Trainer Contests von Privatpersonen.

Das Buch zeigt auf, warum statt der Betonung eines Promi-Status die Wertigkeit mehr auf Kompetenz und nachprüfbarem Wissen liegen sollte. Im Buch wird auch ein Vorschlag zum Thema Mindestqualifikation als Diskussionsgrundlage vorgestellt – nicht mehr und nicht weniger.

Denn hier sind die Vereinigung der Berufsreiter sowie Verbände wie die Vereinigung der Freizeitreiter Deutschland (VFD), die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) und die Erste Westernreiterunion (EWU) gefragt, sich an einen Tisch zu setzen und Gemeinsamkeiten in Sachen Anatomie, Biomechanik und Ausbildung herauszuarbeiten, um Standards zu setzten, die anspruchsvoll sind, aber auch Raum lassen für unterschiedliche Reitweisen und Bodenarbeitskonzepte. Wünschenswert wäre eine breit aufgestellte Kommission von Experten, die sowohl Freizeit- und Turnierreitern als auch Horsemanship- und Zirkustrainern gerecht wird. Eine solche Ausarbeitung bedarf Zeit, so dass die Vorschläge im Buch nicht in Stein gemeißelt sein können.

Das Buch ist zunächst eine Bestandsaufnahme unter der Fragestellung „Pferdetraining – quo vadis?“. Es werden einerseits beweisbare Sachverhalte erzählt, wie z.B. der Fall des Haflingers Nero, bei dem in der Sendung VOX-Pferdeprofis ein Trainingsergebnis nur vorgetäuscht wurde und vergleichbare Fälle – oder auch Zitate aus gerichtlichen Schriftsätzen, da mich der Verlag von Bernd Hackl zu Unrecht verklagt hat. In dieser Klage wurde mit harten Bandagen gekämpft, was ich deswegen öffentlich mache, weil manch eine Trainer-Existenz durch Mafia-ähnliche Strategien wie Verleumdung, Drohungen oder sonstige Manipulationen sichergestellt wird. Diesbezüglich handelt es sich beim vorliegenden Buch um einen Enthüllungsroman, der auf Tatsachen beruht. Zum Teil bedient sich das Buch den Stilmitteln der Satire – eine Definition derselben erfolgt ab S. → des Buches.

Der erste Teil ist wiederum eine Reportage. Auch wenn es auf den Leser den Anschein erwecken könnte, als ginge es um einen rein persönlichen Streit, so sei darauf hingewiesen, dass diese subjektive Erzählweise ganz bewusst gewählt wurde, um de Leser auf unterhaltsame Art und Weise in Form einer spannenden Geschichte ins Thema einzuführen. Da das Buch nicht nur aufrütteln, sondern auch unterhalten will, bitte ich dieses Buch mit einem gewissen Sinn für Humor zur Hand zu nehmen, auch wenn es ein ernstes Thema ist und ich Gefahr laufe, für dieses Buch virtuell gesteinigt zu werden. Aber nicht wenige Menschen verstehen meine Beweggründe, wie dieser Kommentar von Daina Berkmanis unter einem meiner Youtube-Videos2 beweist:

»@Nicola Steiner Horsemanship Ich habe dich hier im Internet recht neu entdeckt und lese, höre und sehe seit Tagen deine Kanäle, recherchiere mich so durch. Ich bewundere deine Ausdauer und Beharrlichkeit, den Menschen klar machen zu wollen, was im Pferde-Mainstream alles so verkehrt läuft und geschuldet ist. Das ist sehr mutig, zumal du selber dadurch einen Ruf zu verlieren hast. Eine Art Pferde-Wallraff?

Wirklich ganz schlimm zu was der Journalismus heutzutage teilweise verkommen ist. Es geht nur um Geld und Anzeigenkunden. Mit Artikeln, Beiträgen und Sendungen, die der Mainstream der Pferdemenschen lesen, hören und sehen möchte, wird um die Werbung herum ausstaffiert. Die zahlungskräftigen Werbekunden dürfen nicht durch kritische Beiträge verprellt werden. Ein gegenseitiges beweihräucherndes System zum Geld drucken. Mit der vierten Gewalt hat das nichts mehr zu tun! Durch Privatleute, wie YouTuber und Influencer ist eine ganz neue Art von Werbeerfüllungsgehilfen entstanden, die den Mainstream unterstützen, weil sie längst selbst systemabhängig geworden sind.

Es wird als Mitbewerber immer schwieriger und existenzbedrohlicher sich einen eigenen Standpunkt zu leisten, wenn er gegen den Mainstream ist. Deswegen Hut ab, dass du öffentlich den Pferden und geschädigten Pferdemenschen eine Stimme gibst und dich so hartnäckig für sie einsetzt! Dass du so ein großes Ehrgefühl und Gerechtigkeitsempfinden hast und dich nicht einschüchtern lässt! Dazu gehört wirklich viel Mut und ein Kämpferherz! Mach bitte weiter so!«

Und genau diesen Menschen, die solche Kommentare schreiben und denen irgendjemand eine Stimme geben muss, ist dieses Buch gewidmet. Da ich viele von ihnen persönlich oder zumindest über Facebook und Youtube kenne, wähle ich im Buch die Anrede „Du“. In der Geschlechterfrage wird die männliche Form verwendet, weil ich die englische Vorgehensweise, dass es nur eine Form gibt, viel sympathischer finde, weil es den Eiertanz rund um das '-innen' vermeidet … deswegen erspare ich mir das. Als Frau sei mir das erlaubt.

Nicht unwichtig sind die Informationen in den Fußnoten, die mit * markiert sind: Neben Quellen wie Links zu Blogbeiträgen und Videos enthalten diese auch „Neben-Gedanken“ oder ihr findet dort besonders lesenswerte Blogbeiträge, die das Verständnis erleichtern. Viel Spaß beim Lesen.

Ich freue mich, wenn ihr mir dabei helft, dass viele Leute von diesem Enthüllungsroman erfahren: Erzählt euren Freunden davon; teilt es in Social Media.

Kleiner Tipp: Wenn ihr statt des verkürzten Links youtu.be/7xYMO846UvY einfach nur die Zahlen-Buchstaben-Kombination 7xYMO846UvY in die Youtube-Suchfunktion einfügt, wird das Video ebenfalls gefunden. Kürzel wie https:// wurde weg gelassen, da Websites auch ohne diese gefunden werden. Es gibt auch eine Playlist zum Buch im Youtube-Kanal Nicola Steiner Horsemanship – siehe Fußnote3*.

Die Autorin erklärt hiermit ausdrücklich, dass zum Zeitpunkt der Fußnotensetzung keine illegalen Inhalte auf den verlinkten Seiten erkennbar waren. Auf die aktuelle und zukünftige Gestaltung, die Inhalte oder die Urheberschaft der zitierten Seiten hat die Autorin keinerlei Einfluss. Deshalb distanziert sie sich hiermit ausdrücklich von allen Inhalten aller zitierten / verknüpften Seiten, die nach Drucklegung verändert wurden. Die Zugriffe erfolgten im Dezember 2018 und im Januar 2019.

1www.12oaks-ranch.de/buchtipps/ (in der Sidebar als Unterseiten) Positiv-React-Videos: youtube.com/playlist?list=PLR4Cvt5LYbiT-e1wBbZSCi5dKkPzWyn2_

2 „Staatsanwaltschaft ermittelt nicht bei Unfällen“, React-Video auf Michael Geitner zur Tötung des Pferdes Evita durch Peter Pfister youtu.be/U5bmwD9ufB0 Sry f. Tonproblem

3 Die Pferdemafia-Playlist: „Die Videos zum Enthüllungsroman“ (nur meine Videos, keine Fremdvideos) youtube.com/playlist?list=PLR4Cvt5LYbiTC4droFREDFE2qe6c3CwiL

TEIL 1: Ein Kursbesuch mit Folgen4

Es war diesig und kalt, als ich mich in einem sonst lauen Herbst auf einem riesigen Schotterparkplatz wieder fand. Eigentlich hatte mich das Navi direkt zu einem Zirkuslektionen-Kurs leiten sollen, aber das Einzige, was nach Pferd aussah, war ein einsamer Pferdeanhänger auf ebendiesem von Bäumen umsäumten Platz. Erleichtert stellte ich fest, dass sich eine Frau aus dem dazu gehörigen Auto schälte, die leider genauso ratlos aussah, wie ich mich fühlte. Uns schwante nichts Gutes, weil keine Reithalle zu sehen war, aber zumindest ein Zaun war zu entdecken: Dahinter ein Pferd, darüber ein Schild.

„FS Reitzentrum Reken“ stand darauf zu lesen. Früher eine Garantie dafür, dass sich unter diesem Namen lernwillige Freizeitreiter versammeln, denen das Wohl ihrer Vierbeiner am Herzen liegt. Lernen wollten wir auch, aber gar nicht so einfach, wenn man den Ausbilder partout nicht finden kann. Geistesgegenwärtig griff ich zum Handy und erfuhr, dass wir im falschen Reitzentrum Reken gelandet waren, denn das wurde zwischenzeitlich aufgeteilt in einen alten und einen neuen Teil.

Wie nicht anders zu erwarten, hat uns Murphys Law in die falsche Hälfte geschickt. Die linke Hälfte gehört dem Mann, der zuerst das große Ganze von der Immenhof-Autorin Ursula Bruns übernommen hatte und sich vor Jahren auf den kleineren, älteren Teil ohne Reithalle zurück gezogen hatte. Die rechte Seite wurde zu einem Islandpferdehof umfunktioniert.

Und dort war es endlich: das Corpus delicti oder vielmehr der Kurs, wo eine warme Stube auf uns wartete. Hätte ich allerdings geahnt, dass das Einkehren in diesen heimeligen Seminarraum dazu führen würde, dass man mich keine Woche später zur Persona non grata erklären würde und die Geschichte, die ich euch als Einstieg in mein Buch erzähle, dazu führen würde, dass man mir droht, mich einschüchtert und zu etwas nötigt, was mir als gestandene Vollblutjournalistin noch nie passiert ist: Ich hätte sofort kehrt gemacht.

Aber ich ahnte nichts Böses. Der Kurstag fing sogar richtig gut an: Gefühlte 20 Leute hatten sich zusammen gefunden und Kursleiter Uwe Jourdain hatte seine Lebensgefährtin im Gepäck, wo man sich ernsthaft fragte, ob die beiden ihren Auftritt geplant haben, denn die Vorstellung der beiden war Comedy-reif. Wir erfuhren aber: Die sind immer so. Obwohl auch ich herzlich in das Lachen der illusteren Runde einstimmte, war mir innerlich doch etwas mulmig zumute, denn ich war in einer besonderen Mission unterwegs und fragte mich, wie man mich aufnehmen wird.

Bei so vielen Teilnehmern und Zuschauern geriet die Vorstellrunde recht langatmig, nicht zuletzt, weil die Veranstaltung von „Pferdefreunden“ ausgerichtet wurde, die sich selbst ein Gütesiegel verpasst hatten – also so eines wie das früher beim „Bio“-Siegel war. Das konnten sich damals alle auf den Apfel kleben, selbst wenn dieser vor Glyphosat nur so triefte.

Beim Gütesiegel dieser „Pferdefreunde“ geht es aber darum, dass niemand gegen das Tierschutzgesetz verstößt und ich dachte bei mir: Müssen wir uns nicht alle ans Gesetz halten – ob mit oder ohne Siegel? Ja, okay, artgerechte Haltung schreibt sich der Verband auch noch auf die Fahnen, aber sonst nichts Konkretes ...

Leicht beschafftes Gütesiegel im Pferdebereich

Dennoch ist es natürlich keine schlechte Idee aus der Vielzahl der selbsternannten Pferdetrainer die Guten herauszufiltern, denn in Deutschland darf sich jeder, der sich berufen fühlt, Pferdetrainer nennen. Er muss dafür auch nicht reiten können, ja noch nicht einmal irgendeinen Kurs in Sachen Pferdeausbildung durchlaufen, geschweige denn eine Prüfung durch Dritte bestanden haben.

Wer Trainer sein will, bastelt sich eine Homepage, meldet sein Gewerbe an und muss nichts weiter können, als sich gut zu verkaufen: Ein Beruf für Charmeure und Selbstdarsteller. Da es aber unter dem Stempel 'pferdegerecht' mittlerweile auch charismati - sche Charmeure wie Sand am Meer gibt und der Reitanfänger nicht nur keinerlei Orientierung, sondern auch das Vertrauen in die deutsche reiterliche Vereinigung (FN) verloren hat, die aus Sicht einiger nicht entschieden genug gegen Rollkur vorgeht, boomt der Markt der selbsternannten Horsemanship-Trainer.

Die haben eines gemeinsam: Sie erklären, dass sie es anders, besser machen. Früher reichte diese Selbsterklärung noch als Einzeltrainer aus. Doch jetzt, da der Reitanfänger begriffen hat, dass eine solche Erklärung nichts weiter ist als Selbstvermarktung und Werbung auf Kosten der Konkurrenz, braucht es eine neue Masche: Also vereinigt man sich in Gruppen, dann wird das Prädikat „pferdegerecht“ gleich glaubwürdiger und das Ganze nicht so schnell als Marketingstrategie durchschaut, weil man ja mit der Konkurrenz zusammen arbeitet.

Leider gibt es einen Haken: Niemand kontrolliert das Prädikat 'besonders pferdegerecht'. Nach wie vor ist weder ein wie auch immer gearteter Lehrgang noch eine Prüfung durch Dritte verpflichtend. Egal: das Prädikat 'pferdegerecht' kommt auch dann beim Publikum gut an, wenn der Moderator auf der Equitana Open Air vollmundig anprangert, dass z.B. das Mustang Makeover die einzige Veranstaltung sei, wo niemand sagt, dass die eigene Methode besser sei.

Das ist in dem Fall ja auch nicht nötig, weil sich Veranstaltungen wie Trainer Contest und Mustang Makeover den Anschein geben, die besten Trainer Deutschlands unter ihrem Dach zu vereinen. Und wer entscheidet, wer der beste Trainer Deutschlands ist? Beim Training-Contest wurden 2014 Reining-Trainer nicht zugelassen; im Fall vom Mustang Makeover scheint der Bekanntheitsgrad das wichtigste Kriterium.

Auch andernorts werden die angeblich besonders pferdegerechten Trainer von noch ahnungsloseren Laien ausgesucht. Das bekannteste Beispiel der Personen, die Deutschlands Top-Pferdetrainer aussuchen, ist Martin Rütter als Produzent der Sendung „Die Pferdeprofis“. Zwar reichen dessen Ausbildungsmethoden schon beim Hund nicht aus, damit die unter seinem Oberbefehl ausgebildeten Trainer das Markensiegel „staatliche Mindestqualifikation“ verpasst bekommen. Dafür müssen seine DOGS-Trainer anderweitig die Schulbank drücken, wenn sie denn als Hundetrainer arbeiten wollen5. Im Hundebereich bedarf es einer Prüfung der Trainer durch die Veterinärämter. Schüler des Canis-Instituts von Martin Grewe6 erhalten nach Studienabschluss und bestandener Prüfung automatisch diese staatliche Lizenz bzw. Erlaubnis nach § 11 Tierschutzgesetz nach den Richtlinien der Tierärztekammer Schleswig-Holstein. Rütter hingegen empfiehlt seinen Traineranwärtern auf der Homepage, die den Traumberuf Hundetrainer7* idealisierend anpreist, sich während des fast doppelten so teurem Studiums selbst um diese Lizenz zu kümmern. Klingt nach Gelddruckmaschine und ich frage mich: Wenn dem Staat schon Martin Rütters Kenntnisse in Sachen Hundetrainerausbildung nicht ausreichen, warum darf Rütter ausgerechnet das Gütesiegel 'Bekanntester Pferdetrainer' vergeben, wo er doch von Pferden so viel Ahnung hat wie die Kuh vom Klavierspielen?

Ganz einfach: Weil er es kann und weil er es darf. Er ist Inhaber einer TV-Produktionsfirma und hat nie behauptet, dass die Sendung VOX-Pferdeprofis ein Gütesiegel ist. Das wird von angehenden Reitern und Pferdeleuten ohne sein Zutun so wahrgenommen. Pferdefreunde, die naiv glauben, dass Sandra Schneider und Bernd Hackl es ja wohl kaum ins Fernsehen geschafft hätten, wenn diese 'es' nicht drauf hätten. Aber was ist dieses ominöse 'es'? Rütters Auswahlkriterien dürften jedenfalls andere sein als Pferdeverstand, denn es geht um Quote und dafür zählt wohl weniger Kompetenz als ansprechendes Aussehen und kumpelhafter Charme auf der Herrenseite und vielleicht sogar eine beneidenswerte Reithosen-Figur auf der Damenseite, was Sponsoren anlockt. Neben der Beliebtheit beim Zuschauer, soll der Top-Pferdetrainer wahrscheinlich noch flüssig und fehlerfrei reden können, denn Gestammel oder eine verwaschene Aussprache kämen auch nicht gut vor der Kamera. Ich will hoffen, dass Rütter minimale Kenntnisse in Sachen Pferd voraussetzt, aber wie will er das als Nicht-Reiter beurteilen?

Ganz ähnlich verläuft es mit dem Gütesiegel 'Trainer des Mustang Makeover'. Hier entscheidet ein Huforthopäde darüber, wer als besonders pferdegerecht gilt. Denn der sucht gemeinsam mit seiner werten Gattin aus angeblich Hunderten von Bewerbungen die Top 15 (bzw. Top 22 im Folgejahr) aus, die bei seinem Brot-und-Spiele-Show-Event in der Aachener Soers dabei sein dürfen. Damit werden auch sie vom Publikum als Beste der Besten wahrgenommen.

Ob es wirklich über hundert Bewerbungen sind, kann ich nicht beurteilen, aber als das Ehepaar Michael und Silke Strussione erstmals 15 ehemalige Wildpferde über den großen Teich hat schippern lassen, hat man auch mich gedrängt, mich als Trainerin zu bewerben – sogar Strussione hatte mir das andeutungsweise in einem Facebook-Kommentar in Aussicht gestellt. Anderen Kritikern hat er Freikarten zukommen lassen – in der Hoffnung, dass die Kritik dann verstummt?

Ich hatte weder Interesse mitzumachen noch daran, Freikarten zu gewinnen – zum Unverständnis meiner Mitmenschen, die mich bedrängten, dass es die Chance wäre, sich als Trainerin einen Namen zu machen. Aber mir gefiel das Konzept nicht, ein Pferd in drei Monaten 'ready to show' zu machen.

Mein Markensiegel zum Selbst-Ausdrucken heißt Natural Horsemanship. Erschreckend, dass sich sowohl die VOX-Pferdeprofis als auch das Mustang Makeover (MMO) exakt denselben Begriff auf die Fahnen schreiben. Das 'natural' hat zumindest Sandra Schneider schnell wieder gestrichen, nachdem ich in Blogbeiträgen dagegen protestiert hatte. Sandra Schneider durfte übrigens auch mitmachen und stand mit dem Mustang als eine Art Fähnchen im Wind an ihrer eng aufgerollten Longe in der Aachener Soers. Schneider hatte sich schon dadurch qualifiziert, dass sie jeder kennt – wenn auch wohl eher als zweifelhafte Berühmtheit, weil halb Deutschland über ihr fast schon legendäres 'Prima' lacht.

Wer berühmt ist, darf mitmachen ... wenn er denn will. Bemerkenswert ist nämlich, dass mir Gerüchte zugetragen wurden, dass es eher andersherum sein soll, dass Strussione die Trainerplätze feil bietet wie das berühmte „Sauer-Bier“ und viele Trainer ihm angeblich absagen. Aber ich kenne auch den umgekehrten Fall: Trainer, denen das Ehepaar Strussione einen Korb gegeben hat.

Denen geht es vor allem um Bekanntheitsgrad und Selbstdarstellungsfähigkeiten: Youtube-Starlets bevorzugt – besonders solche gertenschlanken Mädchen, die sich mit wallendem Haar barfuß vor dem Pferd sitzend oder mit Halsring bewaffnet oben auf dem sonst unbekleideten Pferd liegend, von Profifotografen ablichten lassen. Wer hat, der hat. Wenn die Pferde beim Geritten-werden ungesund den Kopf hoch reißen oder den Rücken weg drücken, was auf Dauer Kissing Spines – eine Art Bandscheibenvorfall beim Pferd – zur Folge haben kann, interessiert es das werte Publikum nicht, solange sich das Pferd im Deutsche-Bank-Stadium vor johlendem Publikum zu Boden wirft. Der gemeine Zuschauer wertet das als Vertrauen, andere wittern gewaltsames Training. In Fachkreisen ist das Mustang Makeover umstritten, aber kritische Stimmen lässt das Strussione-Ehepaar nicht zu: Wer auf der Facebook-Seite Kommentare löscht, hat keine Kritiker, so scheint zumindest der Marketing-Plan zu sein.

Mustang gekauft – zweischneidiges Schwert der Pferderettung

Daher staunte ich nicht schlecht, als sich in Reken eine Kurs-Teilnehmerin als Käuferin eines Mustangs dieses selbst in Amerika umstrittenen Mustang Makeover Germany dahingehend outete, dass sie einen Mustang für einen fünfstelligen Betrag ersteigert hat. Doch ich behielt gute Miene zum bösen Spiel und lächelte höflich. Nicht so der Kursleiter, der sagte: „Du weißt ja, was ich von dieser Veranstaltung halte, insbesondere, wenn Pferden in so kurzer Zeit das Liegen beigebracht wird, dann kommt das nicht selten einem Brechen gleich“, sprach er aus, was die oben erwähnten Kritiker ungehört seit zwei Jahren anprangern.

Jourdain erntete von den Kursteilnehmern und der Koordinatorin beifälliges Nicken und zustimmendes Gemurmel. Selbst die frischgebackene Mustang-Besitzerin schien diese Veranstaltung nicht sooo prickelnd zu finden, hatte sie doch das Pferd auf einer Messe gesehen und aufgrund eines Blickes des Pferdes diesem ein gedankliches „Ich-hole-dich-hier-raus“ gesandt, erzählte sie uns hinter vorgehaltener Hand. Steilvorlage für Kursleiter Jourdain, der beim Mittagessen den Vergleich mit den Schlachtpferden zog, die nur deswegen gezüchtet würden, weil es Käufer gibt, die überhöhte Preise zahlen.

Zu den Gerüchten dazu, dass das Ehepaar Strussione mitbietet, um die Preise hochzutreiben, sagte Jourdain nichts und auch ich verkniff mir Bemerkungen darüber, dass es 2018 Mustangs gab, die (versehentlich?) von Michael Strussione ersteigert worden waren, der im Brustton der Überzeugung bestreitet, mit den Mustangs in Deutschland züchten zu wollen.

Ein befremdliches Statement für jemanden, der nicht nur einen Mustang-Deckhengst besitzt, sondern diesen auch in Werbevideos anpreist. Wenn er nicht züchten will, wo kommen denn dann die deutschen Mustang-Nachzuchten her? Von Mustang-Nachzuchten zu sprechen ist eigentlich eh Unsinn, weil von der Wortbedeutung her ein Mustang, der nicht frei lebt, ja ohnehin gar kein Mustang mehr ist8*.

Wie auch immer: Strussione verkauft uns sein Zuchtprogramm mit Showveranstaltung in Brot-und-Spiele-Manier des alten Rom ausgerechnet als Tierschutzprojekt. Nicht nur, dass das Prädikat 'pferdegerecht' nicht mehr als ein Lippenbekenntnis sein kann; der Import von Pferden aus Übersee, die in den Auffangstationen zumindest reichlich Futter haben, geht zu Lasten der deutschen Pferde, die wir besorgten Pferdebesitzer im Winter 2018 nicht satt bekamen. Denn nicht nur im großen, weiten Amerika gibt es das Problem 'kein-Futter-für-Pferde', was ja der eigentliche Grund ist, warum Mustangs in Auffangstationen gebracht werden.

In Deutschland gibt es noch nicht einmal Futter für die Pferde, die nicht frei leben. Merkwürdiger Tierschutz, wenn man Pferde aus einem Land, in dem wenig Futter ist, in ein Land bringt, in dem noch weniger Futter wächst. Nach dem letzten Dürresommer haben sich die Preise für Rundballen verdoppelt und verdreifacht.

Unterm Strich basieren also solche selbsternannten Tierschutzprojekte auch nur auf Rettungsversprechen, die den Vorteil haben, dass man Geld damit machen kann – am Liebsten mit publikumswirksamen Parolen wie „from wild to mild in nur 100 Tagen“, aber bitte mit Sahne … äh Pardon: Zirkuslektionen wie Kompliment und Hinlegen, womit wir zurück im Kurs unter dem Rekener Dach sind.

Pferdeverbot droht, wenn Reiter als Tierquäler gelten

Pferdegerechte Parolen über Zirkuslektionen waren genau der Grund, warum ich gefühlt mitten in der Nacht aus dem Bett ins Auto gekrabbelt bin, um stundenlang über NRWs Autobahnen zu gurken. Ich wurde explizit von Zirkustrainer Jourdain eingeladen, ihm mit einem ehrlichen Urteil auf den Zahn zu fühlen. Nach dem Trainerstreit, den Peter Pfister und Uwe Jourdain führen, seit Pfister ein Pferd in den Tod trainiert hat, wollte Jourdain mir beweisen, dass es auch 'anders' ginge mit den Zirkuslektionen und das 'schneller-höher-weiter', wie es das Mustang Makeover praktiziert, nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann. Besonders dann nicht, wenn man sich selbst das Prädikat 'pferdegerecht' verpassen will – ein Prädikat übrigens, dass sich auch Pfister auf die Fahnen schreibt, vorzugsweise, wenn er gegen andere wettert: Turnierreiter, die ihr Pferd nur als Sportgerät benutzen würden, wie Pfister in einem TV-Beitrag9* des ERF-Fernsehen unterstellt.

Die junge Frau, die ich frühmorgens auf dem Schotterparkplatz getroffen hatte, war im Kurs die Einzige mit genügend Vorkenntnissen, dass sie am Kompliment arbeiten durfte. Sie hatte sich für Jourdain entschieden, nachdem sie vor einiger Zeit ein Seminar bei Pfisters Schwiegersohn besucht hatte, der die Pferde ebenfalls mit Longen 'gefesselt' ins Kompliment ziehe, so hieß es.

Die Teilnehmerin beklagte, dass man, wenn man sich heutzutage als Reiter und Pferdebesitzer outet, mit genau solchen Methoden in einen Topf geworfen werde. Daher befürchte sie, dass irgendwann die Pferdehaltung mindestens hoch besteuert, wenn nicht sogar verboten wird. Ungerecht, da sie selbst völlig anders arbeiten würde. Genau das stellte sie später im Kurs unter Beweis: Ihr Pferd war voll motiviert und schien im Verlauf des Kurses richtiggehend Spaß an Zirkuslektionen und dem Unterrichtsthema 'Yoga für Pferde' zu haben.

Nun endlich war ich an der Reihe, mich als Teilnehmerin ohne Pferd vorzustellen, und ließ die Katze aus dem Sack, erzählte, dass ich Journalistin bin und Uwe Jourdain über den Fall Pfister (bisher nur telefonisch) kennen gelernt hatte. Jourdain gab die Details und ergänzte, dass er im Gegensatz zu Peter Pfister, der zwar als Top-Trainer Deutschlands gilt, aber soeben wegen Rohheit gegenüber einem Pferd zu einer vierstelligen Geldstrafe verurteilt wurde, 'anders' arbeiten würde, was gefühlt jeder Pferdetrainer von sich behauptet.

'Anders' ist für mich nicht mehr als eine Worthülse, die ja auch von Peter Pfister gern strapaziert wird (siehe Fußnote). Bei ihm ging dieses 'anders' so weit, dass dabei ein Pferd 13 mal gestiegen ist und sich drei mal überschlagen hat und dann zu Tode stürzte. Darüber hatte ich im Jahr 2018 ein journalistisches Buch verfasst. Einige Teilnehmer waren sehr interessiert an diesem meinem Buch 'Tod eines Pferdes', das auch den Pfister-Jordain-Konflikt zum Inhalt hat. Jemand schrieb sogar meinen Namen auf mit dem Ziel, das Buch zu kaufen. So sah ich einen Silberstreif am Horizont ... die Chance, dass ich meinen Jourdain-Test mit Videos belegen konnte.

Mission Impossible soll Ruf der Pferdeleute retten

Heutzutage gar nicht mehr so einfach, weil eine europäische Datenschutzverordnung in Kraft getreten ist. Obwohl Gerichtsurteile bestätigen, dass sich an den Ausnahmen davon für Journalisten nichts geändert hatte, fragt man heutzutage lieber zwei mal, ob man filmen, wen man filmen und ob man das Ganze dann auf Youtube hochladen darf. Denn der landläufige Bürger versteht unter der DSGVO: Kein Foto ohne Unterschrift. Das steht da zwar so nicht drin, aber wer will schon gleich zu Beginn eines gemeinsamen Wochenendkurses auf genau diesen journalistischen Ausnahmen herum pochen und sich von erster Minute an bei den Menschen unbeliebt machen, mit denen man ein ganzes Wochenende verbringen muss?

Also fragte ich in aller Höflichkeit und hatte Glück: Nur zwei der Anwesenden baten darum, nicht gefilmt zu werden. Auch der bei der Vorstellrunde anwesende Stallbesitzer als Hausherr erwähnte nichts von einem Filmverbot und so konnte die Mission Impossible doch möglich werden mit der übergeordneten Fragestellung: Nimmt Jourdain den Mund zu voll, wenn er sagt, dass er anders, ja pferdegerechter arbeitet als Peter Pfister10?

Ich wertete die Zustimmung zu diesem Produkttest auch als Indiz dafür, dass man solche tierschutzrelevanten Trainingsmethoden heutzutage nicht mehr hinnehmen wolle. Wer will schon, dass Pferde, die sich wehren, gewaltsam mithilfe von Longen ins Kompliment, auf die Knie oder ins Liegen gezogen werden? Da dies der Tenor in dieser Gruppe zu sein schien, breitete sich allmählich das Gefühl in mir aus, in dieser trauten Runde goldrichtig zu sein.

Schließlich geschah dieser Test an einem symbolträchtigen Ort, denn genau dafür hatte zu Ursula Bruns' Zeiten das damals ungeteilte Reitsportzentrum Reken gestanden: Pferde werden artgerecht gehalten, Reiter lernen auf Holzpferden, um das Pferd nicht zu stören und Ausbilder werden sowohl Pferd als auch Reiter gerecht.

Allmählich fragte ich mich, warum ich zu Beginn des Seminars überhaupt nervös gewesen war und schob eine böse Vorahnung beiseite. Immerhin wurde die Organisatorin des Kurses unter dem selbstgeschaffenen Gütesiegel 'Pferdefreunde mit Herz und Verstand' nicht müde zu betonen, dass man sich hier ganz besonders fürs Pferdewohl einsetze. Wie sehr ich mich irren sollte: zuerst in positiver und dann in erschreckend negativer Sicht.

Zivilcourage wird zum Kapitalverbrechen

Uwe Jourdain – von manchen „namhaften“ Facebook-Usern des Kapitalverbrechens Kollegenschelte und der Wichtigtuerei überführt – entpuppte sich als kompetenter und sogar unter meinem kritischen Blick pferdegerechter Trainer, der zum Wohl der Pferde, Kundenwünschen auch ein 'Nein' entgegensetzte, falls einem Pferd entweder Muskulatur oder das für Zirkuslektionen so unabdingbare Vertrauen fehlt.

Jourdain zeigte sich als jemand mit der seltenen menschlichen Qualität, die man Rückgrat nennt. Ein Trainer, dem es weniger darum geht, immer wieder zu betonen, dass er ja noch besser ist als der Rest der Pferdewelt, weil er ja auch diesen Pferdefreunden angehört. Er ist vielmehr jemand, der unbequem ist; bereit, einen klaren Standpunkt zu vertreten und auch einmal Missstände oder tierschutzwidriges Verhalten anzuprangern, selbst wenn dies berufliche Nachteile für ihn hat. Er lässt sich nicht den Mund verbieten, auch wenn das bedeuten kann, dass manche Organisationen ihn nicht mehr als Kursleiter buchen.

Zu Zeiten der Watergate-Affäre11* in den USA wurden Menschen wie Jourdain als Helden gefeiert. Heute ist das Gegenteil der Fall. Am Rande des Kursgeschehens schnappte ich auf, dass Jourdain aufgrund seines mutigen Standings im Fall Pfister in Fachkreisen Sympathien verloren hatte. In Reken soll es erbitterte Diskussionen darüber gegeben haben, ob er diesen Kurs überhaupt abhalten dürfe. Auch wenn es keiner offen zugibt, so spürte ich, dass nicht jeder den Hut davor zieht, dass Jourdain es gewagt hat, dem 'großen' Pfister die Stirn zu bieten. Denn wenn man in Deutschland Missstände anprangert, dann bitte nur hinter vorgehaltener Hand, scheint die Devise zu sein. Soll heißen, dass man niemanden namentlich nennt, sondern einfach nur behauptet, dass die eigene Trainergruppe besser ist als andere Trainergruppen.

Leider kann dieses Profi-Bashing das Horrorszenario wahr werden lassen, dass es irgendwann keine Pferde mehr geben wird, weil sich die Besitzer entweder die Steuern nicht leisten können oder das Pferdetraining insgesamt derart in Verruf gerät, dass man schon aus Angst vor Ausgrenzung kein Pferd mehr halten will. Denn die unterschwellige Botschaft ist: „Nur wir sind die Guten, alle anderen sind Schinder und Tierquäler.“

Zur Persona non grata wird man leider auch, wenn man es öffentlich richtig stellt, dass es Ausnahmen, ja Kriminelle sind, die den geschundenen Kreaturen hinter geschlossenen Reithallen-Türen das Leben zur Hölle machen, z.B. damit ein Pferd sich für seinen Besitzer niederkniet oder hinlegt.

Das 'Schneller-Höher-Weiter' der Freizeitreiter

Wo man zu Zeiten von Ursula Bruns und Linda Tellington-Jones den Pferden Zeit gegeben und auf Partnerschaft gesetzt hat, weil sich das Freizeitreiten vom 'schnellerhöher-weiter' des Turniersports distanzieren wollte, ist heutzutage das Gegenteil der Fall. Das (Western-)Turnierpferd braucht mindestens ein Jahr Training, bevor sein Reiter sich auf ein klitzekleines Dorfturnier wagt – manchem Freizeitreiter kann es hingegen nicht schnell genug gehen.

'Ready to show' in nur drei Monaten ist ja auch das geschäftsträchtige Modell des Mustang Makeovers (kurz: MMO) und da reicht es nicht, wenn mit den Youngstern, die keine Zeit hatten, sich vom Flug zu erholen oder sich ans neue Klima zu gewöhnen, Prüfungen geritten werden, wofür das landläufige Westernpferd besagtes Jahr oder mehr Zeit benötigt. Nein, ein aus der Wildnis gerissener Mustang, der ja laut Veranstalter so viel wilder sein soll als das Made-in-Germany-Pferd (manchmal ist es auch das Gegenteil – je nachdem, wie es dem Veranstalter-Ehepaar gerade passt), muss mehr können als Schritt, Trab, Galopp und Trailhindernisse.

Der mit Halsring gerittene Mustang muss mit Luftballons und Aufblastieren behangen werden, Schreckhindernisse in Messeatmosphäre absolvieren, einen Knicks machen und sich in all dem Trubel auch noch hinlegen. Manche Trainerinnen, die eigentlich ohne Mustang Makeover gar keine Trainerinnen wären, sondern Youtube-Stars, brüsten sich sogar damit, dass sie ihren Mustang stundenlang traktieren, bis der sich 'ergibt' und hinlegt – auch wenn die Wortwahl eine andere ist und dann 'ergeben' als Synonym für 'Vertrauen' herhalten muss.

Warum wundert es mich eigentlich nicht, dass genau das (vertrauensvolle oder ergebene?) Hinlegen den frisch-gebackenen Mustang-Besitzern Probleme bereitet? Wo alle zum Kurs kamen, damit das Pferd Zirkuslektionen überhaupt erst mal erlernt, stand bei der im Kurs anwesenden Mustang-Besitzerin im Vordergrund, wie man das Ganze wieder abstellt. Die kleinste Berührung reiche schon aus und der Mustang schmeiße sich hin. Aus meiner Sicht etwas, worüber wir sprechen, eine öffentliche Diskussion führen sollten.

Aber die Zeiten haben sich geändert: Wer früher wie Gerd Heuschmann oder Phillippe Karl gegen Rollkur einstand, der wurde von der Öffentlichkeit gefeiert – gelobt für die Zivilcourage12*. Wer heutzutage exakt dasselbe tut, wird wie die sprichwörtliche Sau durchs virtuelle Facebook-Dorf gejagt und sieht sich übler Nachrede ausgesetzt und dies keineswegs hinter vorgehaltener Hand, sondern durch Pferdefachzeitschriften verbreitet (S. → & Heuschmann-Karl-Gastbeitrag auf S. →).

Gleichheitsgrundsatz ade

Es erinnert an eine Feudalherrschaft im Pferdebereich: Die bekannten Trainer dürfen lästern, was das Zeug hält – nicht nur auf Youtube, sondern zu sehen in fast jeder Ausgabe der Sendung VOX-Pferdeprofis. Oder – wie im Fall vom mittlerweile verurteilten Peter Pfister – in Pferdezeitschriften wie HORSEMAN und MEIN PFERD, die dem Straftäter ein großes Forum bieten, in denen er nicht nur Unwahrheiten über Uwe Jourdain verbreitet und diesem kriminelle Energie unterstellt, sondern sich selbst auch als besonders verantwortungsvollen Allheilsbringer des Ausbildungswesen im Pferdewesen darstellen darf.

Pfister biss in alle Richtungen um sich, um seinen Hals aus der Schlinge des ihm damals nur drohenden Strafverfahrens zu ziehen, und prangerte auf seiner Facebook-Seite und im HORSEMAN verantwortungslose Pferdebesitzer an, die ihm angeblich einen Steiger untergeschoben hätten. Erstaunlich ist nicht nur, dass die Versicherung einen beachtlichen Betrag für ein 20 Jahre altes Pferd gezahlt hat; interessant ist auch, dass es nach dieser finanziellen Abwicklung ausgerechnet die Pferdebesitzerin des getöteten Pferdes war, die Pfisters Handeln verharmlost und entschuldigt (siehe S. →), ja sogar der Pferdezeitschriften gegenüber behauptet hat, dass das Pferd nur drei Mal in seiner Not gestiegen sei. Auf dem siebenminütigen Video, das Uwe Jourdain auf Youtube hoch geladen hat, zählt man aber ein 13maliges Steigen. Daher habe ich mich im Buch 'Tod eines Pferdes' zu einigen bitterbösen Satiren über die Pferdefachpresse hinreißen lassen.

Bei den Recherchen zum Buch hat Pfister das 13malige Steigen mir gegenüber bestritten, obwohl das durch dieses Video ja zweifelsfrei erwiesen ist. Wenn man etwas so vehement bestreitet, glaubt man irgendwann selbst dran und erklärt gegenüber de Journaille, dass Uwe Jourdain aus purem Neid und Hass Pfisters Lebenswerk zerstören wolle. Damit das glaubwürdig ist, konstruiert man in schlaflosen Nächten eine abenteuerliche Geschichte, die man den Pferdefachzeitschriften auftischt, bevor Jourdain Gelegenheit hat mit diesen zu sprechen. Die Pferdefachpresse frisst Pfister diese Story aus der Hand, hat vielleicht auch ein Eigeninteresse daran, dass Pfister reingewaschen wird, denn immerhin haben sie ihn gefühlt in jeder zweiten Ausgabe als einen der führenden Pferdeexperten Deutschlands zitiert. Peinlich, peinlich. Somit veröffentlichte man nicht nur unredigiert, ohne es zu kennzeichnen, sondern schiebt auch noch geschickte Suggestivfragen hinterher. Schon war der Spieß herum gedreht: Pfister stellt sich als Opfer dar, Jourdain wird zum Täter, der mit krimineller Energie, einen Unschuldigen zerstören will, nur dass der Unschuldige gar nicht unschuldig ist, wie sich ein Jahr später mit einem Urteil des Amtsgerichtes Leverkusen herausstellt.

„In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist als viel gefährlicher, als der der den Schmutz macht.“ (Kurt Tucholsky)

Auch ich begegne Uwe Jourdain nach solch einer Berichterstattung mit einem gewissen Misstrauen, weiß nicht, wem ich glauben soll, denn auch mir wurden von Peter Pfister am Telefon einige Storys über Jourdain aufgetischt. In MEIN PFERD ging Pfister ja sogar so weit zu behaupten, Jourdain habe ihn bei der Equinale angeschwärzt, dabei war das jemand völlig Anderes. Auch das haben meine Recherchen zum Tod-eines-Pferdes-Buch gesichert ergeben und genau das ist der Grund, warum ich der Einladung Jourdains nachkomme und eine ähnliche Einladung von Pfister ausgeschlagen habe, weil dies für mich keine Aussagekraft hätte.

Es wäre nicht anzunehmen, dass Pfister bei solch einer Gelegenheit sein Tagesgeschäft zeigt und für Inszenierungen, auf die ja auch die Cavallo 2015 in Bernd Hackls Fall herein gefallen zu sein scheint, ist mir meine Zeit zu schade. Denn hier gelang es Hackl, sich reinzuwaschen, nachdem er im Test der Reiterrevue durchgefallen war (S. →): Er lud die Cavallo zum passenden Kurs ein, zeigte sich von seiner Schokoladenseite und wurde von der Pferdezeitschrift von dem 'frei gesprochen', was die Reiterre - vue 2015 anhand der Aufnahmen der VOX-Pferdeprofis-Sendung bemängelt hatte.

In groben Zügen erzählten wir den Kursteilnehmern also diese Vorgeschichte (unter Aussparung der Parallele zu Bernd Hackl) und klärten darüber auf, dass ich zu Testzwecken anwesend sei, um Jourdains vollmundiges „Es geht auch anders“ mit Filmaufnahmen zu dokumentieren.

Nach jahrzehntelanger Arbeit in der Nachrichtenredaktion konnte ich nicht anders, als besonders beim Mustang mit dem Smartphone 'draufzuhalten', denn das interessiert die Öffentlichkeit: „Was geschieht mit den US-Importen, wenn die Mustangs nicht mehr in der Aachener Soers für eine publikumswirksame Wild-West-Show herhalten?“ Eine Frage, die auf Facebook regelmäßig für Spekulationen sorgt.

Wie erleichtert war ich, als die Mustang-Besitzerin nicht nur nicht widersprochen hatte, sondern auch dieses im juristischen Sinne konkludente Verhalten zeigte (d.h. sie hat das Filmen durch ihr Verhalten erlaubt). Also verfolgte ich sie im regelrechten Feuereifer mit dem Handy, konnte sogar einen Beinah-Ausraster des Pferdes einfangen und am nächsten Tag den Moment, wo der Mustang nach Uwe Jourdain getreten hat. Dies wurde von der Besitzerin scheinbar voller Stolz auf ihr kostspieliges und somit prestigeträchtiges Pferdchen kommentiert: „Ist halt ein Mustang.“

Dieses Statement führte bei mir dazu, dass ich mir schmerzhaft auf die Zunge biss, um nicht auszusprechen, dass ein zweites Pferd im Kurs sich viel wilder gebärdete und das wurde in Deutschland geboren. Das wilde Pferd, das kein Wildpferd ist, gehörte der Begleiterin der Mustang-Dame und das Pferd trat bei gewissen Übungen nach Menschen, hatte die Ohren fast dauerhaft angelegt, was von der jungen Frau, die die Mustang-Dame begleitete als eine Art „Fremdeln“ erklärt wurde.

Der Mustang selbst (der ja keiner mehr ist, weil er nicht frei lebt) war abgesehen von diesen zwei 'Ausbrüchen' sehr zutraulich: ein selbstbewusstes, sorgloses Pferdchen, zumindest der Körpersprache nach zu urteilen. Ich war erstaunt wie klein diese Mustangs sind: Ein Pony – aber überbaut wie ein Quarterhorse.

Ein Wildpferd, das kein Wildpferd ist

Alle anderen Pferde im Kurs verhielten sich übrigens vorbildlich und auch bei den beiden 'wilden' Pferden, setzte Jourdain nicht auf Zwang, sondern auf Abbruch und kehrte nach solch einer Reaktion, z.B. wenn man in die Nähe des Wildpferdes kam, das kein Wildpferd ist und niemals eins war, zu einer leichteren Übung zurück.

Aber ich war ja nicht da, um dem Ex-Mustang auf den Zahn zu fühlen, sondern dem Trainer, der mich eingeladen und dem ich schon im Vorfeld gesagt hatte: „Ich berichte ehrlich und bin nicht käuflich.“ Wäre ja noch schöner, wenn man 50 Euro Zuschauerentgelt den doppelten Anfahrtskosten gegenüberstellt für Inhalte, die mir nicht neu sind: Ich bin ja selbst Ausbilderin, unterrichte Natural Horsemanship, Westernreiten und Zirkuslektionen. Was soll es da noch zu lernen geben? Weit gefehlt – ich hatte wider Erwarten dann doch einige Aha-Erlebnisse. Wie viel man nicht weiß, erfährt man ja bekanntlich erst, wenn man erfährt, was man vorher nicht wusste.

Und doch freute ich mich, dass Uwe Jourdains Konzept nichtsdestotrotz einige Parallelen mit Zirkusikone Eva Wiemers' Konzept aufwies (Wiemers wirklich pferdegerechtes Konzept wird im Tod-eines-Pferdes-Buch vorgestellt): Bei beiden Trainern wird nicht per Beinfesselung ins Kompliment gezogen; man setzt auf Vorbereitung in Form von Dehnung und Gymnastizierung und wenn die ausreichend praktiziert wurde, ist auch die Beinlonge kein Problem mehr fürs Pferd.

Wie erwähnt, wurde auch nur mit einem von acht Pferden am Kompliment gearbeitet. Jourdain stellte prompt die Diagnose, dass diesem Pferd für die nächste Übung in der Zirkuslektionen-Ausbildungsskala - das Knien - die Kraft fehlt. Daher wurde die zufriedene Kundin, die ja einmal eine Zirkuslektionen-Veranstaltung von Pfisters Schwiegersohn unter stillem Protest verlassen hatte, mit Muskelaufbau-Hausaufgaben nach Hause geschickt. Bei Jourdain hatte sie den kompletten Kurs durchgehalten – immerhin.

Genau diese Hausaufgaben notierte auch ich mir im Geiste für meine Jungstute, denn die hat möglicherweise ähnliche Probleme – mal abgesehen von ihrer Abneigung, am langen Zügel den Rücken zu wölben. Auch hier gab es einige Übungen aus Jourdains Schatzkästchen, die für Abhilfe sorgen sollten. Jourdain gelang es nicht nur, meine Zweifel an seiner Kompetenz auszuräumen; ich zog auch innerlich den Hut vor seinem Charakter, vor seiner Zivilcourage, den Mut nicht nur für seine Meinung, sondern auch für andere Lebewesen einzutreten. Ich fuhr im Gefühl nach Hause, einen Kreis Gleichgesinnter verlassen zu haben.

The day after – die Ruhe vor dem Sturm

Das Gefühl hatte mich getrogen, doch das wusste ich nicht, als mich am nächsten Tag erste lobende WhatsApp-Nachrichten erreichten. Ich hatte allen, die ich gefilmt hatte, meinen Flyer gegeben, damit diese sich melden können, um eine Kopie der Aufnahmen zu bekommen. Ich schmiss tagtäglich stundenlang den Moviemaker an, lud hochmotiviert Videos auf Youtube hoch, schickte Jourdain nicht-gelistete Kopien.

Die WhatsApp-Gruppe wollte diese auch sehen; ich bat Jourdain sie weiterzuleiten. Bereits am Montag lag das Video über den Mustang vor – nur am Ende gab es einen Hinweis auf Pfister als Überleitung zur Werbung für mein Buch. Vier Tage lang stieß das Video niemandem übel auf. Im Gegenteil: Mich erreichten Nachrichten, warum denn der Name des Mustangs genannt werde, nicht aber die Namen der anderen Pferde. Obwohl der Grund war, dass nur am Mustang ein öffentliches Informationsinteresse besteht, wurde ich zum Namensammler und Nameneinfüger. Wie gut, dass ich die Filmaufnahmen als Movie-Maker-Projekt gespeichert hatte.

Endlich umgebaut, schrieb mich sodann die Organisatorin der Pferdefreunde an, die mich schon beim Kurs gebeten hatte, ob man auch die Pferdefreunde erwähnen könnte, was ich eigentlich nicht so gerne wollte, weil ich von Zertifikaten ohne eine Prüfinstanz dahinter, nichts halte. Die sind das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind, denn jeder Trainer, der sich per Selbsterklärung bei den 'Pferdefreunden mit Herz und Verstand' anmeldet, gilt alleine mit dieser Anmeldung als etwas Besseres – nicht nur einem Trainer gegenüber, der straffällig geworden ist, sondern allen Trainern gegenüber. Manche Namen, die das Gütesiegel durch Teilnahme an einer Abendveranstaltung bei dieser Organisatorin erhielten, habe ich zudem mit Kopfschütteln auf der Pferdefreunde-Website registriert, da ich an anderer Stelle meinte gelesen zu haben, dass ein ehemaliger Chefredakteur ohne Redakteursausbildung, der möglicherweise auch nur ungeprüft das abgedruckt hat, was selbsternannte Experten an Worthülsen und Lippenbekenntnissen vom Stapel lassen, sich nur deswegen als Pferdeexperten sieht, weil er sich jahrelang solche Worthülsen zu eigen gemacht hat.

Ich wollte die sehr freundliche junge Dame nicht brüskieren und ließ mich dann doch breitschlagen. Somit schickte sie mir ihr Logo; ich bastelte ein 'Ein Kurs von …. Link in der Videobeschreibung' drumherum und alle waren glücklich …. außer mir, weil ich jetzt zum zweiten Mal die bereits erstellten Videos ändern musste, denn jetzt waren zwar alle Pferdenamen drin, aber mein eigener Vorspann flog zugunsten der Pferdefreunde raus. Was macht man nicht alles für Gütesiegel, an die man selbst nicht glaubt. Ich war wohl im Freudentaumel über Nachrichten anderer Teilnehmer, die mir damit schmeichelten, dass ich einen guten Job machen würde. Als Krönung trudelte jetzt auch noch die schriftliche Einwilligung der beiden Teilnehmerinnen ein, die ursprünglich nicht Teil des Projektes sein wollten. All das stimmte mich wohl milde – wider besseren Wissens.

Moviemaker läuft heiß

Einige Teilnehmerinnen schickten mir zudem noch eigene Filmaufnahmen, die fast identisch mit meinen waren, aber von besserer Qualität. Insgesamt wurden wohl einige Stunden abgedreht, während auch die Stallbesitzerin unter den eifrigen Handyfilmerinnen weilte und zu dem Zeitpunkt auch nichts daran zu meckern hatte, dass man unter den heiligen Hallen des Rekener Dachs filmte. Aufgrund der Lieferung der digitalen Filmrollen, rief ich ein drittes Mal sämtliche Videos im Movie Maker auf, um von jeder Hobbyfilmerin wenigstens ein paar Ausschnitte einzufügen.

Das hat mich einige Stunden gekostet, aber es war ja auch ein vielversprechendes Projekt: Das Trainerduell aus dem Buch „Tod eines Pferdes“ wird fortgesetzt, dieses Mal aber auf fachlicher Ebene – statt mit Worten diesmal in Bildern. Ich erwartete so interessante Videos, dass ich mit vierstelligen Aufrufzahlen rechnete, denn dass das die Leute interessiert, das sagte mir meine journalistische Spürnase (Videos sind in der Uwe-Jourdain-Playlist im 12oaksTV Hund & Zirkus Youtube-Kanal).

Für das Mustang-Video hatte ich ja sogar schon vor Veröffentlichung einiges an Lob eingeheimst. Ein Video, das sich die Organisatorin – im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern der WhatsApp-Gruppe – im Nachhinein nicht hätte anschauen können wegen eines angeblich kaputten Links, obwohl auch diese mir den Namen ihres Pferdes zwecks Nennung zugesandt hatte.

Mein Hochgefühl kam also vor dem tiefen Fall: Sobald ein und dasselbe Video nicht mehr in einer Vorabversion, sondern öffentlich für jedermann zugänglich war, kippte die Stimmung.

Light-Satire zu selbstlosen Menschen, die nur Gutes tun

Die Organisatorin bat nun auch um einen Link für ein nicht-veröffentlichtes Video, das erst wenige Tage später erscheinen sollte. Es dauerte keine Viertelstunde, da hatte auch der Stallbesitzer des rechten Teils des Reitzentrums Reken dieses nicht-gelistete Video gesehen und der griff umgehend zum Telefonhörer, um mir die Ansage zu machen: „Über den Fall Pfister wurde ausreichend berichtet. Ich fordere dich auf das Video vom Netz zu nehmen.“

Ihr erinnert euch: Drei Versionen mehrerer Videos hatte ich in mühsamer Kleinarbeit nicht nur erstellt und geschnitten, sondern immer wieder angepasst und die ganze Arbeit sollte für die Katz' gewesen sein? Also fragte ich nach der Rechtsgrundlage für diese Forderung und man schlug mir in einem Ein-Wort-Statement die europäische Datenschutzverordnung um die Ohren.

Ich brauchte ein paar Wörter mehr, um darzulegen, dass mehrere Gerichtsurteile inzwischen bestätigt haben, dass sich durch die DSGVO für journalistische Beiträge null-komma-nichts geändert habe und versuchte auch die Ausnahmen vom eigenen Bild an den Mann zu bringen, dessen Frau mehrfach aus dem Hintergrund rief: „Aber es ist unsere Anlage“. Von einem Recht am eigenen Bild für ein Gebäude habe ich ja noch nie gehört.

Die Zwischenrufe der Gattin brachten den Stallbesitzer aber auf die Idee meine Versuche das Medienrecht zu erklären zu übertönen mit „Wir wurden nicht gefragt“, wobei ich ja gerade dabei war die Fälle zu erläutern, wo man keine Einwilligung braucht. Ein typischer Fall von: „Drei Leute reden, aber keiner hört zu“, auch dann nicht, als ich mit meinem eigenen Redeschwall seinen Redeschwall zu übertönen suchte mit immer wieder denselben von mir stakkatoartig vorgebrachten Satzanfängen: „Ich habe in deiner Anwesenheit in der Vorstellungsrunde …. (nochmal) … ich habe in deiner Anwesenheit in der Vorstellungsrunde … ich habe in deiner Anwesenheit in der Vorstellungsrunde ...“

Endlich, oh Wunder, erhielt ich etwas Redezeit, aber nicht zu viel, denn mir wurde gesagt, dass ich die Arbeit nicht umsonst gemacht hätte: Positive Videos, in denen weder der Name Pfister noch der anderer Trainer fällt, wären durchaus erwünscht und dürften auch dann veröffentlicht werden, wenn das heilige Rekener Dach zu erkennen sei. Das Rekener Dach darf offenbar dann gefilmt werden, wenn die journalistischen Inhalte genehm sind, nicht aber in Videos, in denen erwähnt wird, dass Pfister verurteilt wurde und ich kundtue, dass ich weder Sandra Schneider mag noch die Trainerin, die den Kurs-Mustang ausgebildet hat.

In der Infobox war übrigens ein Video von der Equitana Open Air13* verlinkt, in dem genau die Trainerin mit den Worten „Posten nicht vergessen“ in meine Kamera posiert hatte. Nun erklärte ich dem Stallbesitzer, dass er entweder ein Filmverbot aussprechen müsse oder aber nicht. Redaktionellen Einfluss auf die Inhalte zu nehmen, das käme ja einer Zensur gleich und sei im Hinblick auf Artikel 5 Grundgesetz verfassungswidrig.

Nun beklagte der Stallbesitzer, dass er nicht zu Wort käme. Obwohl wir wieder zeitgleich redeten, entnahm ich, dass ich jetzt bitte auch ihm einmal zuhören solle, als er geschickt das Thema wechselte von „verfassungswidrig“ auf „eigene wirtschaftliche Interessen“, die ich verstehen müsste: Man wolle sich auf dieser Hälfte des ehemaligen Reitsportzentrums Reken etwas aufbauen. Die an drei Seiten offene Halle sei so besonders, da wüsste jeder sofort, wo das ist und ich verkniff mir die Bemerkung, dass ich solche offenen Hallen auf jedem zweiten Westernturnier vorfinde, weil ich ja zuhören und nicht über Grundgesetz und Medienrecht dozieren sollte.

Mal Hü, mal Hott in Sachen Logo

Nachdem ich das Gespräch beendete, ohne etwas zugesagt zu haben, wofür ich mir heute noch selbst auf die Schulter klopfe, begann ein Wettlauf darum, wer von uns beiden zuerst mit Uwe Jourdain spricht, den der Stallbesitzer gewann. Denn als ich gerade Jourdains Nummer wählen wollte, klingelte das Handy in meiner Hand Sturm. Es war die Koordinatorin der Pferdefreunde, die aus heiterem Himmel jetzt doch nicht wollte, dass ihr Logo in meinen Videos erscheint. Da rannte sie bei mir offene Türen ein – war ja ihre Idee gewesen, nicht meine.

Für mein mittlerweile nicht mehr erwünschtes Entgegenkommen erhielt ich dennoch eine Light-Version dessen, was Uwe Jourdain seit einem Jahr durchmacht: Ich fand mich auf einer imaginären Anklagebank wieder und mir wurde salbungsvoll erklärt, dass die zuvor genannten Pferdefreunde ohne Sinn und Verstand … pardon: mit Herz und Unsinn, egal … mir wurde gepredigt, dass man dort Gutes tut. Nur Gutes, denn es falle kein negatives Wort über niemanden … äh okay … und wie war das in der Vorstellrunde vom Kurs?? Zumal das eine sehr zweifelhafte Haltung ist, nur positiv zu argumentieren, egal was passiert. Wäre ich auch nur eine Minute zu Wort gekommen, hätte ich der Dame somit sehr gerne erzählt, was meine Definition von 'Gutes-tun' ist. 'Gutes-tun' ist für mich auch Zivilcourage, eben nicht wegzusehen, wenn Pferde wegen Rollkur geknebelt und wegen Selbstdarstellungswünschen von Freizeitreitern mit Fesseln zu Boden gezogen werden.

Gutes tut der, der hinsieht, der handelt, z.B. indem er darauf aufmerksam macht, welche Not die Pferde bei solch einer Behandlung erleiden. Genau das eben, was Uwe Jourdain im Fall Pfister getan hat und ohne dessen Durchhaltevermögen es wohl nicht zu einem Urteil gekommen wäre. Während der gefühlt nicht enden wollenden Zeit, in der ich schon wieder nicht zu Wort kam, weil ich ja wieder mal zuhören sollte14*, obwohl ich nicht darum gebeten hatte, angerufen zu werden, wurde mir der immer gleiche Vortrag über Gutes tun gehalten und das ist: „Positives vorleben, Negatives ignorieren – komme was wolle“.

Babylon Berlin im Münsterland

Da ich diese immer gleich lautende Parole nach mehreren Wiederholungen auswendig hätte referieren können, dachte ich zum Zeitvertreib über den Krimi nach, den ich viel lieber zu Ende gelesen hätte, als Stund' um Stund' zu telefonieren. Der Krimi spielt übrigens am Ende der Weimarer Republik: Der Held ist - im Stil der Antihelden des Italo-Western - ein Kommissar Gereon Rath, der naiverweise nicht sieht, wie die Nazis die Macht übernehmen und bis zur letzten Minute daran glaubt, dass sich die Zeiten dadurch ändern, dass man einfach nur tatenlos abwartet. Verfilmt wurde der erste Teil in der TV-Serie „Babylon Berlin“, die ich mir eigentlich auch noch auf DVD ansehen wollte, aber mir wurde ja gerade erzählt, dass ich nur dann etwas bewirke, wenn ich positiv bin und mit gutem Beispiel voran gehe, aber ansonsten die Klappe halte. Die Kritik, die in meinen Videos ausgedrückt wird, bringe rein gar nichts, wurde ich belehrt, und könne und müsse somit umgehend gelöscht werden15.

Da ich ja gerade erst vom Stallbesitzer gelernt hatte, dass ich einen Redeschwall nicht unterbrechen soll, fragte ich mich im Stillen, wer eigentlich damals im Dritten Reich derjenige war, der Gutes getan hat. Die Leute, die - wie der Romanheld - weg gesehen haben, wenn Juden verschleppt wurden oder Leute, die unter Lebensgefahr Flugblätter verteilt haben, um auf das Leid anderer hinzuweisen? Na ja, die Flugblätter haben in der Tat nichts gebracht – vielleicht hat ja die Organisatorin der Pferdefreunde ohne Sinn und Verstand doch recht, aber das könnte ja auch daran liegen, dass es zu wenige waren, die Flugblätter verteilt haben. Auch damals haben viele Andere ihr 'Gutes-Tun' darauf beschränkt, mit gutem Beispiel voranzugehen und positiv vorzuleben, dass man selbst ja keine Menschen verbrennt. Aus heutiger Sicht nennt man das Feigheit, aber wer bin schon ich das zu beurteilen?

Mittlerweile versuchte ich doch noch zu Wort zu kommen, auch um in absehbarer Zeit das Telefonat zu beenden, sah dabei wahrscheinlich aus wie ein Fisch, weil ich immer wieder den Mund öffnete, um zu einer Entgegnung anzusetzen und ihn dann wieder schloss, weil ich einfach keine Lücke fand. Da überraschte mich die selbsternannte Pferdefreundin mit einem hochinteressanten Aspekt, der mich zu Stift und Papier greifen ließ – endlich nahm das Gespräch eine interessante Wendung: Frau Pferdefreundin verdiene mit ihren Bemühungen um die Pferdefreunde mit oder ohne Sinn kein Geld. Ihr Tun und Treiben sei rein ehrenamtlich, notierte ich ihr Statement. Fast im selben Atemzug korrigierte sie sich, dass ja 600 Euro im Jahr gar kein Geld seien.

Jetzt endlich war ich in meinem Element: Ganz die investigative Journalistin entdeckte ich endlich eine journalistische Story: Geld bewegt die Welt. Sind die 600 Euro Provision16*? Erhält sie das Geld nur, wenn ein Kurs in Reken stattfindet oder auch bei anderen Veranstaltungsorten? Wie viele Kurse muss sie organisieren, um 600 Euro zu verdienen? Die Antwort auf meine mühsam ausgeklügelten Fangfragen war, sie hätte mir das im Vertrauen erzählt und ich müsse jetzt Stillschweigen darüber bewahren. Hallo? Warum füttert man eine Journalistin mit Geheimnissen, wenn diese doch geheim bleiben sollen17*? Das wäre ja so, als wenn CDU-Politiker Friedrich Merz einem Journalisten gegenüber versehentlich zugibt, dass er für seine Politik von Konzernen bezahlt wird und wenn er merkt, dass er sich verplappert hat, blitzschnell sagt, dass die Information vertraulich ist18*.

Vom Hölzchen „Logo-löschen“ aufs Stöckchen „Selbstzensur“

Das Telefonat hatte ja ohnehin nur den Zweck, dass ich das Logo aus den Videos nehme, so dass man nach zwei Minuten schon hätte auflegen können, weil ich ja bereits ein bedingungsloses Zugeständnis gegeben hatte. Oder etwa nicht? War das Logo nur ein Vorwand, um Druck auf mich auszuüben, damit ich die Videos lösche? Es schien so, denn das Telefonat endete mit den Worten, dass sich Pferdefreunde ohne Sinn, mit Verstand oder andersherum nicht an Hetzjagden beteiligen.

Jetzt endlich sind wir uns einig: Genau das ist ja der Zweck meiner Videos: Es gab eine Hetzjagd – ja ein regelrechtes Spießrutenlaufen gegen den, der die Straftat, die Pfister (ohne Zutun eines Anderen) begangen hat, zur Anzeige gebracht hat. Seit ich ihn persönlich kenne, stelle ich mich deswegen auf seine Seite, weil ich ihn für glaubwürdig halte; weil es ja mittlerweile ein Urteil gibt und somit auch von dritter Stelle bestätigt wurde, dass Jourdain Pfister eben nicht bei der Equinale angeschwärzt hat, was Pfister in der MEIN-PFERD-Ausgabe, die im September 2017 erschienen ist, offenbar frei erfunden hat, um den eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Uwe Jourdain wurde nachweislich verleumdet, was den Rückschluss zu lässt, dass auch Pfisters andere Behauptungen in MEIN PFERD strafrechtlich relevante unwahre Tatsachenbehauptungen sind, denn genau so waren sie formuliert: Kein „Ich nehme an“ oder „Ich vermute“.

Zusammenfassend sagte Pfister: „Jourdain versucht mit gewissen Anschwärzungen (nicht nur bei der Equinale) mein Lebenswerk zu zerstören“, und ich wollte diese Aussage mit genau den Videos, die ich jetzt vom Netz nehmen soll, richtig stellen. Aber das bringt ja nichts, habe ich gerade gelernt. Seit wann muss es eigentlich etwas bringen, wenn man sein Recht auf Artikel 5 Grundgesetz wahrnimmt?

Wo bleibt eigentlich die Loyalität der Pferdefreunde-Koordinatorin den Trainern gegenüber, die unter ihrem selbst-geschaffenen Siegel vereint sind? Die Dame hatte sich nämlich sogar ein zweites Mal verplappert und schon wieder wurde ich vor vollendete Tatsachen gestellt. Das Telefonat war gespickt mit Formulierung, die „Du musst“ lauteten. Dieses Mal musste ich jemanden verstehen: Den Stallbesitzer, der ja linksseitig einen Nachbarn hat.

Nachbarschaftskrieg?

Nachbarn habe ich ja auch, aber bis jetzt haben die sich noch nicht eingemischt, wenn es darum ging, wer bei mir zuhause ein und aus geht. Das scheint in Reken anders zu sein, denn verstehen musste ich Folgendes. Der linke Nachbar ist nicht begeistert darüber, dass der rechte Nachbar ausgerechnet Uwe Jourdain als Trainer beherbergt – ein weiterer Grund, dass meine Videos vom Netz sollen, erfuhr ich am Telefon. Ich weiß ja nicht, wie das in Reken ist, aber hier im Kölner Raum nennt man das Klüngel. Vielleicht ist das im Münsterland ja der Rekener Sumpf?

Damit das auch – wie in der Werbung – mit dem Nachbarn klappt, habe ich nun die Fakten über eben jenen geprüft und Bingo: Der Nachbar linker Hand scheint ganz dicke mit Peter Pfister verbandelt zu sein, denn Pfister war in der Vergangenheit in der alten Hälfte des ehemaligen FS Reitsportzentrums Reken als Trainer höchst willkommen. Ein Statement, das man sich nach der Verurteilung wegen Rohheit und dem Verstoß gegen das Tierschutzgesetz von Pfister distanziert, suche ich vergeblich. Als ich auch auf dieses Verplappern in Bilderbuch-Journalisten-Manier auf die Information ansprang, wurde ich erneut, über etwas informiert, was ich muss: Mal wieder die Klappe halten.

Ich versteh's nicht: Wenn das nicht für die Ohren der Öffentlichkeit ist: Warum erzählt sie mir es denn, wo ich mich doch bereits in der Vorstellrunde als Journalistin, Satirikerin und Buchautorin geoutet hatte? Ebenfalls zu Stillschweigen verdonnert wurde ich dazu, dass die Mustangdame nach Erscheinen des Videos vom Mustang Makeover kontaktiert worden sein soll und daraufhin die Dame, die immer nur Gutes tut, angerufen hätte. Pfiffig wie ich bin, habe ich der Forderung zum Stillschweigen weder zugestimmt noch diese abgelehnt. Okay, war nicht pfiffig, war Zufall, ich kam ja nicht zu Wort. Aber es war dennoch ein typischer Fall von Bingo: Da ist sie … die Erklärung dafür, dass Videos, die zuerst solch eine Begeisterung auslösen, plötzlich etwas Schlechtes sind, weil sich das MMO darüber beschwert hat. So kennt und liebt man ja das Mustang Makeover. Die Veranstalter hatten in der Vergangenheit ja schon mal versucht, eines meiner Videos löschen zu lassen. Leider hatte Youtube mir Recht gegeben – ein typischer Fall von Zitatrecht – und mein kurzfristig gelöschtes Video19* wurde wieder hergestellt.

Verschwörungstheorien über latente Drohungen