Rosenkrieg mit einem Patrioten - Nicola Steiner - E-Book

Rosenkrieg mit einem Patrioten E-Book

Nicola Steiner

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Beschreibung

Ausgerechnet am Tag, als die Schwiegermutter in spe die Ich-Erzählerin besucht und ihr Glück in greifbare Nähe rückt, wird sie Opfer einer Rufmordkampagne. Als ihr ein kafkaesker Prozess gemacht wird, lässt Falco sie im Stich. Trotzdem kann sie nicht aufhören, ihn zu lieben. Aber verzeihen kann sie ihm auch nicht - trotz Telepathie. Als Dualseelen haben sie einander mit dem konfrontiert, was das Schlimmste für den anderen ist. Sie kämpfen nun mit Dämonen aus der Vergangenheit und entzweien sich immer mehr. Gegenseitiges Misstrauen und die Angst vor sozialer Vernichtung durch inoffizielle Mitarbeiter des Verfassungsschutzes stellt ihre Liebe auf eine harte Probe. Als Nicola Falco Lügner nennt, kündigt er ihr die Freundschaft. Für die Ich-Erzählerin bricht eine Welt zusammen. Doch das Schicksal führt die beiden wieder zusammen. Sie sehen sich in einem Widerstandsprojekt zumindest virtuell wieder, weil beide an einer Corona-Chronik für das mit Spenden finanzierte ZAAVV-Projekt des Querdenker-Anwalts Ralf Ludwig mitarbeiten. Falco und Nicola arbeiten online Hand in Hand. Als der Zeitstrahl auf die Website des ZAAVV integriert werden soll, kommen sie einer brisanten Story auf die Spur …

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Seitenzahl: 834

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Nicola Steiner

Rosenkrieg miteinem Patrioten

Fifty Shades of Borderline

„Alle diese Untersuchungen, die gründliche Erforschung der Stasi-Strukturen, der Methoden, mit denen sie gearbeitet haben und immer noch arbeiten, all das wird in die falschen Hände geraten. Man wird diese Strukturen genauestens untersuchen – um sie dann zu übernehmen. Man wird sie ein wenig adaptieren, damit sie zu einer freien westlichen Gesellschaft passen. Man wird die Störer auch nicht unbedingt verhaften. Es gibt feinere Möglichkeiten, jemanden unschädlich zu machen. Aber die geheimen Verbote, das Beobachten, der Argwohn, die Angst, das Isolieren und Ausgrenzen, das Brandmarken und Mundtotmachen derer, die sich nicht anpassen – das wird wiederkommen, glaubt mir. Man wird Einrichtungen schaffen, die viel effektiver arbeiten, viel feiner als die Stasi. Auch das ständige Lügen wird wiederkommen, die Desinformation, der Nebel, in dem alles seine Kontur verliert.“ (Bärbel Bohley, DDR-Bürgerrechtlerin1)

Anklickbare Fußnoten-Links (Kürzel: FN): 12oaks-ranch.blogspot.com/2023/03

Es handelt sich um ein fiktives Buch, das hier und da an reale Ereignissen anknüpft, z.B. die Erstellung eines Zeitstrahls für Ralf Ludwigs ZAAVV. Sonstige Ähnlichkeiten mit real lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. (In den Fußnoten-Links ist eine Stellungnahme von Rechtsanwalt Ralf Ludwig – bitte nach unten scrollen)

Die Patriotenbücher dienen der Aufklärung und sind zum

Verschenken gedacht: Druckversionen per E-Mail bestellbar (siehe Buchende)

ISBN: 978-9-403-75004-0

Nicola Steiner 2024 Vita: Fußnote 3

Cover-Foto: „photoshots_by_chiara“ auf Instagram

Falco hat mich verraten. Und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich habe ihn so sehr geliebt, aber jetzt ist da nur noch Schmerz. Irgendetwas in mir ist zerbrochen, und ich weiß nicht, ob es sich je wieder reparieren lässt. Dabei hatte am Tag, als er mich im Stich ließ, alles so gut angefangen, denn seine Mutter besuchte mich. Obwohl sie mir erzählte, dass es um einen Leserbrief ging, den ich veröffentlichen sollte, vermutete ich, dass sie mir wohl ein wenig auf den Zahn fühlen wollte. Dies, weil ich Falco gefragt habe, ob ich aufräumen soll und er antwortete, das könne nicht schaden. Vor allem den Aschenbecher vom Schwiegersohn in spe sollte ich vom Terrassentisch räumen. Denn das gäbe Punktabzug. Ich war froh. Denn würden ihn meine Avancen nerven, hätte er seine Mutter wohl gebeten, mich nicht zu kontaktieren. Aber er hat es nicht untersagt und den Leserbrief hätte sie mir auch per E-Mail schicken können. Sie hat mich zwei Tage zuvor angerufen und sich selbst eingeladen. Dieser Anruf war überhaupt der Hit, denn ich wusste ja gar nicht, wen ich an der Strippe hatte und wollte sie abspeisen mit: „Lesen Sie den Brief doch einfach in einem Video vor und ich veröffentliche ihn in meinem Youtube-Kanal.“ Aber als sie sagte, dass sie Falcos Mutter sei, war ich von einer Sekunde zur anderen Feuer und Flamme und verkniff mir in allerletzter Sekunde die Frage: „Der Falco, den ich so toll finde?“ Ich war ganz Ohr, als sie mir von seinen ersten Reitversuchen erzählte, als er 14 Jahre alt war. Die fand er so Kacke, dass er es kein zweites Mal versuchte. Zwei Tage später stand sie vor der Tür mit ihrem Leserbrief in der Hand und bot mir recht fix das Du an, sah sich meine Pferde an und lud mich prompt zum Gegenbesuch ein.

Am Abend ihres Besuchs war Ungeimpften-Treff und die Wirtin von Bertas Eck war stinksauer auf mich, weil ich einen Ungeimpften-Treff im Gedankensex-Buch – Teil 1 dieser Trilogie – am Rande erwähnte. Als ich im Außenbereich der Kneipe ankam, stand Falco am Feuer, nahm mich herzlich in den Arm und zog mich zu einer Bierzeltgarnitur, so dass wir dicht an dicht auf der Bank saßen.

Falco beteuerte, er habe nichts mit dem Besuch seiner Mutter zu tun. Er habe ihr lediglich von der Ofen-Aktion inklusive der Holzspaltereien erzählt, denn Falco hat mir ja einen Ofen geschenkt, damit ich im Winter nicht erfriere und davon hat er jedem erzählt, der es nicht hören wollte – auch seiner Mutter.

Ich schmolz dahin, als seine Mutter mir sagte, dass er sogar die Zeichnung, die er einmal für mich gezeichnet hat, zuhause ein zweites Mal erstellte, um seiner Mutter die Problematik mit meinem Kamin zu erklären. Am Ende hat er den Ofen unfallfrei ans Laufen gebracht und mein Haus ist auch nicht abgebrannt.

Der Abend am Treff begann so wunderbar und endete mit meinem gebrochenen Herzen. Als ich von der Toilette kam, saß die Wirtin Berta neben Falco und sagte ihm, dass sie mir jetzt eine Ansage machen würde, was Falco als Gesprächsangebot interpretierte. Da ich Falco gesagt hatte, dass ich Gespräche, bei denen die Wahrheit geleugnet wird, nicht für zielführend halte, schlug ich manipulativ vor, dass wir zu dritt reden. Aber er sagte, er wolle sich nicht in den Konflikt hinein hängen. Das war genau das, worauf wir uns ja bereits vor Wochen geeinigt hatten und worum ich ihn explizit gebeten hatte. Aber dann hätte er Berta genau das auch sagen müssen. Doch zehn Minuten später tat Falco das exakte Gegenteil.

Obwohl Berta mich verleumdete, zeigte Falco körpersprachlich, auf wessen Seite er war. Er stand auf, wanderte ein wenig herum und setzte sich einen Meter von mir entfernt wieder hin. Er distanzierte sich von mir, während sich ein perfider Hexenprozess gegen mich abspielte. Es tat so weh, und als Falco im Anschluss an das Tribunal mit Berta in einen Nebenraum ging, begann ich, ihm zu misstrauen.

Falco war damals der Einzige, der mein Buch „Gedankensex mit einem Patrioten“ komplett gelesen hatte und hätte darüber aufklären können, dass die Vorwürfe gegen mich und mein Buch erstunken und erlogen waren. Aber das tat er nicht.

Als einige der von Berta aufgehetzten Gäste mir im Anschluss an Bertas Tribunal vorwarfen, ich würde den Treff mit dem Buch gefährden, ergriffen drei andere Anwesende Partei für mich und sagten, dass die Vorwürfe ja wohl etwas hoch gehangen seien. Falco war nicht unter ihnen. Als ich richtig stellen wollte, dass Bertas Anklage ja auf übler Nachrede beruhte, sprang mir eine Frau namens Angelika fast ins Gesicht: „Wenn du jetzt von übler Nachrede sprichst, dann hast du hier beim Treff nichts mehr zu suchen. “ Auch Ludger ließ kein gutes Haar an mir. Aus mir als Opfer eines Rufmordes wurde eine Täterin gemacht.

Von einem Moment zum anderen war ich rechtlos gestellt und Falco war nicht an meiner Seite, sondern mit der wahren Täterin im Gastraum. Nach zehn Minuten ging ich ihm hinterher. Falco war im Begriff, den Gastraum zu verlassen und nahm mich ganz eng in den Arm. Na immerhin, er stand zu mir, aber es schob mich in Richtung Feuertonne und sagte, dass wir auf Telegram darüber schreiben.

Ganz anders als seine gute Bekannte Marlies, die Berta in der Vorwoche klar gemacht hatte, dass ich ihre Freundin sei und dafür ebenfalls massiv von Berta angegangen worden war – wie jeder, der sich damals für mich einsetzte.

Als Falco und ich nach dem Prozess an der Feuertonne standen, sagte er aus heiterem Himmel, dass er sich nicht vorstellen könne, dass sich die Leute für den ersten Teil dieser Trilogie interessieren würden, obwohl er selbst ja Texte und eine Tabelle zu Überschneidungen in verschiedenen Prophezeiungen beigesteuert hatte. Als ich ihn bat, an mich zu glauben, schwieg er. Ich fühlte mich wie gelähmt, nachdem man mich bei diesem Hexenprozess für Dinge anklagte, die ich nicht getan hatte. So viele infame Lügen: Ich war so ohnmächtig. Und doch verlangte Falco von mir, dass ich meiner Inquisitorin Berta die Hand gebe – wie im Kindergarten. Obwohl genau das mich zusätzlich demütigte, tat ich Falco diesen Gefallen, weil ich ihn nach wie vor liebte wie ich noch nie geliebt habe.

Danach gingen Falco und ich gemeinsam zu unseren Autos, aber verabschiedeten uns nicht ganz so herzlich wie sonst und jeder fuhr in seine Richtung. Zu Hause angekommen, schickte ich ihm eine Sprachnachricht und berichtete ihm, dass Bertas Ansage ein einziges Lügengerüst war, aber darauf ging er nicht ein. Am nächsten Tag fragte ich ihn auf Telegram, was er mit Berta besprochen hat, und er berichtete, er habe sich einfach mal den Sachverhalt aus ihrer Sicht anhören wollen. Ich warf ihm sodann vor, dass es ein Unterschied sei, ob er sich heraushält (was ja unsere Absprache war) oder ob er mir in den Rücken fällt. Irgendwie gelang es uns dennoch, uns erst einmal mehr oder weniger zu versöhnen, aber in der darauf folgenden Nacht kreiste mein Gedankenkarussel darum, ob Falco und Berta unter einer Decke stecken könnten. Ich wusste, dass die Bundesregierung bei der Wiedervereinigung 70.000 inoffizielle Mitarbeiter der Stasi importiert hatte und dass der Verfassungsschutz V-Männer einschleust2. War Falco einer von ihnen? Er hatte durch sein Gespräch mit dem Feind ja nonverbal mitgeteilt, dass er nicht auf meiner Seite war. Ich versuchte herauszufinden, ob das Absicht war und warf ihm per Sprachnachricht vor, dass er mit seinem Tun signalisiert hat, auf wessen Seite er stand. Falco kündigte nun an, auf meine Sprachnachricht per E-Mail zu antworten. Darin legte er dar, dass er mir keine Rechenschaft schuldig sei, mit wem er wann, wo und warum spricht. Er wiederholte – sogar fast in exakt dem Wortlaut – das Horrormärchen, das Berta mir Wochen zuvor ebenfalls erzählt hatte. Die Hirngespinste der beiden, dass die Presse Berta und ihr Eck namentlich erwähnt, waren völlig an den Haaren herbei gezogen, solange ich den Namen der Location im Buch nicht erwähnte, und das hatte ich nicht.

Obwohl es sich um eine öffentliche Veranstaltung handelte, weil Berta eine Kneipe betrieb, bestand Falco in seiner E-Mail darauf, dass der Treff privat wäre. Von mir hatte Berta verlangt, dass ich alles, wirklich alles, was sich beim Treff ereignet hat, lösche, womit das Buch gestorben wäre. Falco behauptete hingegen, es ginge ihr nur um den Begriff „Ungeimpften-Treff.“ Wenn ich den herausnehmen würde, dann wäre die Welt wieder in Ordnung. Vielleicht ihre Welt, aber meine ganz sicher nicht, denn die aus der Luft gegriffenen Anschuldigungen hätten ja nach wie vor Bestand und das Herausnehmen des Begriffes käme einem Schuldeingeständnis gleich. Als ich Falco sagte, dass er meine Verhandlungsposition schwäche, interpretierte er es so, als hätte ich ihm unterstellt, dass er Verhandlungen „führe“. Das würde er entschieden von sich weisen. Ich fragte mich, ob Falco versuchte, meine Argumentation mit Strohmann-Argumenten zu schwächen. Beim Strohmann-Argument wird etwas unterstellt, was das Gegenüber nie gesagt hat und dann gegen den frei erfundenen Einwand argumentiert. Etwas, was wir aus der Corona-Berichterstattung der Medien nur zu gut kennen.

Ich schrieb ihm drei E-Mails zurück, eine, wo ich zwischen seinen Text schrieb, z.B. „Leisten wir Widerstand oder scheißen wir uns in die Hose?“, denn auch Falco fantasierte ja, dass Bertas Eck in der Presse landen würde. Aber in Sachen Presse bin ich die Expertin3. Genau deswegen hatte ich ihn ja gebeten, sich herauszuhalten. Aber er belehrte mich in meinem eigenen Fachgebiet und versuchte, mich auf subtile Art zum Nachgeben zu bewegen: Es fühlte sich ein wenig nach guter Bulle, böser Bulle an. Falco antwortete nur auf die letzte Mail und tat so,

als hätte er die anderen Mails nicht erhalten.

„Hallo Nicola, deine Mail beginnt mit P.S.P.S., hattest du vorher noch was geschrieben? Sieht irgendwie seltsam aus. Ich habe mit Berta seit Freitagabend nicht mehr gesprochen, die Argumentation geht voll auf meine Kappe. Mit der privaten Veranstaltung, das ist wohl Auslegungssache. Die 'innerliche Verbundenheit', siehe Screenshot4, ist ja gegeben. Bitte denke jetzt auch nicht, ich sei Bertas Fürsprecher. Das bin ich nicht. Wäre ich es, hätte ich dich gebeten, besagten Begriff rauszunehmen. Das habe ich nicht, sondern nur aufgezeigt, was eventuell zu befürchten wäre, wenn er drin bleibt. Bitte sei jetzt nicht böse! LG F.“

Wie unendlich süß war das denn?

Mit seinem letzten Satz hat er mein Misstrauen erst einmal zerstreut. Also fuhr ich drei Tage später herzklopfend zum Gegenbesuch bei seiner Mutter. Im Winter wohnte Falco dort in einem Appartement mit Küche und Bad. Im Sommer wohnte er auf einem Campingplatz, wo er einen Garten betrieb, um sich auf drohende Blackouts vorzubereiten, die prophezeit wurden. Auch auf den dritten Weltkrieg und die uns drohenden Nahrungsmittelengpässe bereitete Falco sich seit Jahren vor, z.B. indem er Lebensmittel in seinem Garten anbaute. Früher hat er auch im Winter in seiner urig gemütlichen Hütte geschlafen, aber das war jetzt nicht mehr erlaubt, weil das Wasser abgestellt wurde. Dort habe ich ihn sehr gerne besucht, weil es so gemütlich war mit dem Holzofen, den er zum Heizen benutzte. Bei seinen Eltern war ich an diesem Tag zum allerersten Mal. Daher hatte ich Falco am Vormittag auf Telegram gefragt, ob er mir sein Appartement dort zeigen würde.

Das sagte er zum Erstaunen seiner Mutter sogar zu, denn die wollte mich ausbremsen und erklärte, dass Falco niemandem seine Wohnung zeigte. Da wäre er eigen. Welche Ehre also …

Es gab noch mehr der Ehre, denn Falco legte sich in voller Montur in seine kleine Badewanne, weil ich bezweifelt hatte, dass er hinein passt. Falco ging sogar mit uns zu den Pferden der Mutter und scherzte mit mir, z.B. darüber, dass er dieselben Initialen wie der Freund meiner Tochter hat, den ich bekanntlich Nicht-Horst nenne, weil er wirklich nicht Horst heißt. Ich fragte Falco im Scherz: „Warum hast du denn das Kennzeichen von Nicht-Horst in deiner Wohnung stehen?“, und er fragte schlagfertig zurück: „Wie? Hat der auch eine 26 am Ende?“

In Falcos kleiner Wohnung ist eine halbe Trennwand, an der jede Menge Fotos von ihm aufgehängt sind und er sagte prompt zu mir: „Wenn du willst, kannst du Fotos gucken.“ Am besten gefiel mir eins, auf dem er einen Drei-Tage-Bart hat – auch wegen dem Drei-Tage-Bart und ich fragte, ob ich es abfotografieren darf (und sehe es nun täglich an). Dass ausgerechnet dieses mir so gut gefiel, konnte Falco nicht verstehen und nannte seinen eher spärlichen Bart „Unkraut im Gesicht.“ Aber als ich ihn beim nächsten Mal beim Treff sah, hatte er tatsächlich etwas 'Unkraut im Gesicht' stehen lassen. Das hat es beim Treff noch nie gegeben.

Bisher war er da immer glattrasiert aufgekreuzt. Unsere gemeinsame Freundin Marlies hätte wohl gesagt: „Siehst du. Er will dir gefallen.“ Schon zu Beginn meines Besuches dachte ich genau das, denn seine Mutter konnte die Kaffeemaschine nicht bedienen. Doch sie ignorierte mein: „Ich kann auch Tee trinken.“ Sie sagte stattdessen: „Ich muss meinen Sohn holen. Der kann das mit der Kaffeemaschine.“ Beinahe hätte ich gesagt: „Da freue ich mich aber, dass ich deinen Sohn jetzt kennenlerne“, aber da fiel mir ein, dass ihr Sohn ja 'mein' Falco ist und den kenne ich ja bereits. Falco scherzte augenzwinkernd mit mir, während er seine Mutter ein wenig veräppelte. Er behauptete z.B. dass man Tschüs nicht mit nur einem „S“ schreiben dürfe. In Handyzeiten fragte frau ja sehr gerne Google und das befand, dass man Tschüss am Ende schreiben kann, wie man lustig ist, solange es ein S-Laut ist: s, ss oder ß – alles tutti. Das haute ich Falco um die Ohren und er lachte, denn kritikfähig war er ja schon. Das Kaffeekochen hätte ich mit einem Löffel pro Tasse in den Filter auch übernehmen können, aber Falco ging das pragmatischer an und kippte den Kaffee nach Augenmaß unmittelbar aus der Dose in die Filtertüte. Trotz Pi mal Auge schmeckte der Kaffee sogar, was damit zusammenhängen könnte, dass Falco ein rosa Kapuzenshirt anhatte, das wohl vor Verzückung meine Geschmacksnerven lähmte. Genau solche rosa Sweatshirts trägt auch Nicht-Horst. Der hat nicht nur dieselben Initialen wie Falco, sondern sogar fast denselben Nachnamen, aber nicht so eine schöne tiefe Stimme. Als Falco verkündete, dass er nicht mehr als Programmierer sein Geld verdienen wolle (was ich in „gar kein Geld verdienen“ übersetze), schlug ich ihm vor, dass er sich als Synchronsprecher bewerben könnte. Ich sah mindestens zwei Sekunden lang einen Funken Interesse in seinen Augen, den ich damit zerstörte, dass man dafür vielleicht eine Schauspielausbildung haben müsste (warum habe ich mir den Nachsatz nicht verkniffen?).

Am Tag des Gegenbesuches hatte ich nachmittags eine Gruppenreitstunde und mein Plan war, die Hälfte der Zeit mit der Mutter und die andere Hälfte mit Falco zu verbringen, aber das hat hinten und vorne nicht geklappt. Nicht nur, weil mir Hof und Pferde bei einem Spaziergang gezeigt wurden, sondern mir wurden mit gehobenen Augenbrauen, zwei Short-Videos auf meinem Youtube-Kanal gezeigt, bei denen ich etwas spärlich bekleidet war und man meinen Brustansatz sah. Dem Sex-Sells-Argument sind angehende Schwiegermütter (so träumte ich) nicht wirklich aufgeschlossen. Zwischendrin sprang Falco in ihrem Wohnzimmer herum, machte Scherze, während ich dahin schmolz, weil er dadurch so hübsch aussah, dass er seine dichten, dunkelblonden Haare nun etwas wachsen ließ. Er sah damit so jung aus (Nicht-Horst hatte ihn sogar zehn Jahre jünger geschätzt), dass die Leute, falls wir mal zusammenkommen sollten, wahrscheinlich denken würden, ich sei seine Mutter. Dabei ist Falco nur sieben Jahre jünger als ich.

Einer der Gründe, warum ich Falco so geliebt habe, war, dass er mir vom Intellekt gewachsen ist und für seine Meinung eintrat. Er ist ein Patriot, der nicht nur seine Heimat liebte, sondern auch etwas von einem Dichter und Denker hatte, sich sehr gewählt ausdrückte und manchmal sogar regelrecht poetisch wurde, wenn er mir beispielsweise auf Telegram schrieb, dass wir Symbolen zu wenig Bedeutung beimessen und dass viel Wahrheit in Sprichwörtern stecke. Manchmal 'dichtete' er aber auch lustige Sachen wie diese:

„Deshalb habe ich heute auch kein Brot an die Wand genagelt. Wenn ich Hunger habe, hab' ich dann ja keinen Nagel mehr, um mir ein Boot zu bauen, mit dem ich bei Regen zum Bäcker schwimmen kann.“ (mehr seiner geistigen Ergüsse in #1)

Seine gewählte Ausdrucksweise stand in einem sehr liebenswerten Kontrast dazu, dass er sein Auto „Karre“ nannte und Nachrichten gerne mit „Moin, Moin“ begann und mit „Hau rein“ beendete. Dieses „Moin, Moin“ stand auf der Mütze, die er an diesem Tag trug, als wir am Stall waren. Er sah damit noch süßer aus als sonst. An diesem Tag lächelte er viel und zeigte dabei seine ebenmäßigen Zähne.

Leider hatte ich nur eine halbe Stunde mit ihm alleine, weil ich mich ja mit seiner Mutter verquatschte, aber es war eine halbe Stunde, die mich so beschwingte, dass meine kleine Welt für einige Tage wieder in Ordnung war. Im Gedankensex-Buch habe ich ihn ja zu einem Antihelden aus dem Italowestern gemacht, weil er vor Jahren mal dieselben Zigarillos geraucht hat wie Clint Eastwood. Er hat auch ein bisschen etwas von einem Outlaw, weil er an der Börse spekulierte und dieses Mal war es ihm sogar gelungen, seinen Einsatz zu verdoppeln, was bei 50 Euro aber nicht viel war, so klagte er: „Davon kann ich einmal tanken und dann ist der Gewinn auch schon wieder weg.“ Ich biß mir auf die Zunge, um ihm nicht schon wieder einen Vortrag darüber zu halten, dass dies ein Mangel an Dankbarkeit war, mit dem er jegliches Geld esoterisch von sich weg stieß. Denn ich war ja selbst nicht besser. Nachdem es mir 2019 und Anfang 2020 noch gelungen war, jede Menge Geld in mein Leben zu ziehen, haben mich die Corona-Lockdowns so aus dem Konzept gebracht, dass ich in alte Muster verfallen bin und den Geldmangel so sehr befürchtete, dass ich ihn versehentlich beim Universum bestellt habe. Den Preis zahlte ich gerade, aber ich steuerte gegen mit Affirmationen wie:

„Das große Geld ist auf dem Weg zu mir“

Im Gegensatz zu Falco, der sich sogar weigerte, das Buch „Die Wissenschaft des Reichwerdens“ von Wallace Wattles zu lesen, weil ihm das Vorwort zu langatmig war. Falco glaubte nicht ans Gesetz der Anziehung, weil ja niemand die inszenierte Coronakrise bestellt hätte. Er begriff einfach nicht, dass Angst vor etwas zu haben ja auch eine Bestellung ans Universum ist. Genau das habe ich im Gedankensex-Buch ja erklärt: Entweder trifft man Entscheidungen aus Angst oder Entscheidungen aus Liebe und beides sind (unbewusste) Bestellungen ans Universum. Im GedankensexBuch entscheide ich mich ja permanent für meine Liebe zu Falco, dem ich ein Buch lang wie ein Hündchen hinterher lief, der mir aber einen Korb nach dem anderen gegeben und mich trotzdem irgendwie umworben hat.

Er hat mich z.B. mit einer Engelsgeduld zwei Wochen lang während meiner Reise ins Ich begleitet, indem er mir im Messenger Telegram immer die richtigen Impulse gab. Falco war der Mentor meiner Heldenreise und ist mir schon Monate vorher in Gestalt eines Falken begegnet, der über meinem Reitplatz kreiste.

Obwohl wir uns so nah waren, er mir zum dritten Advent gute Wünsche mit drei virtuellen Kerzen geschickt und mich am Heiligen Abend angerufen hat, um mir frohe Weihnachten zu wünschen, sind wir immer noch kein Paar … und das obwohl wir uns am Tag nach Neujahr dazu verabredet hatten, gemeinsam ein Video zur heilsamen Wirkung des Orgasmus anzusehen. Aber davon sprachen wir nun beide nicht mehr. Falco gab sich zwar galant und räumte in seiner Küche einen Stuhl für mich frei, aber er blieb in Distanz zu mir an seiner Küchenzeile stehen, während wir redeten. Er erzählte mir vom Trommelgaul einer Einstellerin, der mit seinen Beinen immer gegen die Boxentüre schlug. Aber das würde er schon gar nicht mehr hören, obwohl er von seinem Fenster aus auf die Pferdeboxen und Paddocks schaute. Falco hoffte, dass er mich in das Training der Pferde seiner Eltern irgendwie integrieren könne, aber davon waren seine Eltern noch nicht wirklich begeistert – bei aller Sympathie. Aber ich bedeutete Falco etwas, sonst würde er das doch gar nicht erst anregen und auch seiner Mutter untersagen, dass sie mich besuchte und zu Gegenbesuchen einlud, so träumte ich vor mich hin.

Aber dann war es Zeit, sich zu verabschieden und er sagte, dass er mich nach unten bringt. Dort umarmte er mich so innig, zog mich noch einmal so eng an sich, dass ich wie auf rosaroten Wolken nach Hause schwebte. Ich ahnte noch nicht, wie viel nicht zu ertragender Schmerz mir in den nächsten Wochen bevor stehen würde. Ein Schmerz, der den Zauber zwischen uns verfliegen und meine innere und äußere Welt komplett zusammenbrechen ließ.

Am nächsten Tag war Treff, aber es war das allererste Mal, dass ich dort war und er nicht (mal abgesehen von der Weihnachtsfeier, die er beim Alleinunterhalter bestritt). Immerhin tauschten wir Sprachnachrichten aus. Es sei später geworden, weil er mit seiner Mutter einkaufen war, aber ich solle alle beim Treff lieb von ihm grüßen und das tat ich und war ganz stolz, weil so jeder mitbekam, wie nah Falco und ich uns standen. Die anderen Ungeimpften fragten uns zuweilen, ob wir etwas miteinander haben, worauf Falco und ich beide nicht antworteten.

Das freute mich sehr, denn er hätte ja einfach 'nein' sagen können, aber das tat er nicht. Es kam sogar vor, dass Leute ihm Einladungen vom Alleinunterhalter für die Karnevalsparty schickten, und der Alleinunterhalter sagte ihm in einer Sprachnachricht, dass er mich mitbringen solle. Dazu kam es aber nicht, denn an Karneval herrschte eisige Funkstille zwischen Falco und mir. Aber noch war Herzenswärme zwischen uns; im Gegensatz zum Treff , wo jetzt Eiseskälte spürbar war.

Eine Frau weigerte sich, mich zu umarmen, nach allem, was ich (angeblich) getan hätte. Sie glaubte Bertas Lügen, von denen Falco partout nichts hören wollte bzw. worauf er mit keinem Wort einging, wenn ich sie ihm erzählte. Aber auf sein „Sei mir bitte nicht böse“, hatte ich ihm ja bereits alles verziehen, zumindest bis er ein paar Tage später schrieb: „Hast du jetzt das Wort 'Ungeimpften Treff' eigentlich komplett 'rausgenommen? Wenn ja, ließen sich ja vielleicht einige Gemüter wieder besänftigen..."

Damit hatte er nun seine eigene Zusage ad absurdum geführt und gab mit seinem Nachsatz nun mir die Schuld an allem und wollte nicht einsehen, dass dies erstens ein Schuldeingeständnis wäre und zweitens einen unzulässigen Eingriff in die Kunstfreiheit, denn dass es um Ungeimpfte ging, war eine wichtige Buchbotschaft. Erneut keimte der Verdacht in mir auf, dass Falco vom Verfassungsschutz (VS) sei. Schon beim Kennenlernen hatte ich mich gefragt, ob Falco ein V-Mann war, den sie auf mich angesetzt haben, damit ich Botschaften verbreite, aus denen mir nachher der Rechtsextrem-Strick gedreht wird. Ich misstraute ihm auch, weil er dazu neigte, Angst und Schrecken zu verbreiten, z.B. über Horrorszenarien, die in Prophezeiungen erwähnt werden. Dieses alte Misstrauen toste nun in mir. Ich schrieb ihm mehr oder minder zeitgleich auf Telegram und rief ihn unmittelbar nach dem Abschicken der Textnachrichten erbost an. Ich wollte von ihm wissen, mit wem er in der Zwischenzeit gesprochen hätte, denn Weihnachten war er in Sachen Berta ja noch auf meiner Seite und hat mir sogar Screenshots geschickt, aus denen hervorging, dass Berta in der Telegram-Gruppe des Treffs ständig Leute aggressiv angepöbelt hatte. Doch jetzt sagte er kein Wort, wenn ich Berta erwähnte. Bei diesem Telefonat dachte ich sogar, Berta sei bei ihm, denn ich hörte zu Gesprächsbeginn eine Frauenstimme im Hintergrund, die abrupt verstummte.

Ein paar Tage zuvor, hatte Falco gesagt, er könne nicht verstehen, warum die Leute sich so aufregten, aber nun kritisierte er vor allem mich – immer und immer wieder, z.B. bei der Frau, die mich nicht umarmte, kritisierte Falco, dass ich mit der Rechtslage begonnen hatte. Dabei wollte ich der Frau nur sagen, dass ich dürfte, aber nicht habe. Aber Recht und Gesetz interessierte die Frau nicht, denn die Corona-Maßnahmen wären ja auch gesetzlich abgedeckt gewesen (was nicht stimmte). Doch wenn Gesetze nichts mehr wert sind, nach welchen Regeln leben wir dann? Dem Recht des Stärkeren? Wenn Falco mir abspricht, mich auf geltendes Recht zu berufen, wäre ich entrechtet. Mein Misstrauen gegen ihn wuchs von Tag zu Tag. Während er mich de facto rechtlos stellte, sagte er, dass es das Recht der Leute sei, nicht im Buch sein zu wollen – wo kommt denn jetzt dieses Recht her? Daher pampte ich Falco in drei Nachrichten an und hüllte mich danach in eisiges Schweigen. Er ging mit keinem Wort auf meine Vorwürfe ein, sondern versuchte das Thema zu wechseln, aber das gleich mit zahlreichen Nachrichten, was für Falco eher ungewöhnlich war, denn er war sonst eher kryptisch.

Nachricht 1 auf Telegram (=TG) um 0 Uhr 29 als Antwort auf die Verteidigung meiner Vorgehensweise: „Verstehe.“

Nachricht 2 auf TG um 0 Uhr 31: „Habe gerade die Videos komplett angeschaut, die ich in der Treff-Gruppe gepostet habe.“

Nachricht 3 auf TG um 0 Uhr 44, möglicherweise, weil er es nicht gewöhnt war, dass ich ihm nicht antwortete: „Falls du das zweite Video, das sehr heftig ist, anschauen solltest: Stell dir die Frage, wer die 'Aliierten' kontrolliert hat und es heute immer noch tut. Und damit das auch in Zukunft so bleibt, gibt es Organisationen wie ADL und AIPAC....

Nachricht 4 auf TG um 1 Uhr 11: „Habe die Videos nicht an dich geschickt, weil ich dich nicht schon wieder vollspammen wollte. Ich hoffe, Berta läßt die Videos in der Gruppe.“ [Es war gar nicht ihre, sondern die Gruppe vom Hahn-im-Korb]

Nachricht 5 auf WhatsApp um 1 Uhr 26: „Freigabe erteilt. Aber warum hier in WA statt wie üblich in TG?“ Dabei antwortete er auf eine Nachricht, die ich Stunden zuvor gelöscht hatte, wo auf seinem Bildschirm somit stand: „Diese Nachricht wurde gelöscht.“

Nun waren unsere Rollen vertauscht, denn sonst war immer ich es, die eine Nachricht nach der anderen schickte, weil er einfach nicht antwortete. Unabhängig vom Inhalt, berührte es mein Herz, dass er so viele Nachrichten schickte und ich wollte ihm ja auch vertrauen und verzeihen. Er hat mir ja auch verziehen, als ich sein Geständnis, dass er sich beim Sex nicht fallen lassen konnte, nicht ernst genug genommen habe und ihm Sex-Angebote per Benutz-mich-Onkelz-Song5 gemacht hatte. Also versuchte ich, ihm in einer Sprachnachricht zu erklären, warum mich das Thema, das ich als Verrat empfand, so sehr triggerte. Er wollte bestimmt einfach nur zwischen Berta und mir vermitteln, damit ich nicht vom Treff ausgeschlossen würde, so hoffte ich.

Ich erzählte ihm, um Verständnis werbend, dass mein Vater nie Partei für mich ergriff, als ich klein war und mein älterer Bruder das weidlich ausnutzte. Eine Begebenheit war z.B., dass ich zu Weihnachten eine Schallplatte vom Gespenst 'Hui Buh' erhalten habe, während mein Bruder 'Prinz Eisenherz' geschenkt bekam. Als ihm seine Platte nicht gefiel, behauptete er, es wäre andersherum gewesen, und mein Vater, der ja genau wusste, wem er was geschenkt hatte, nahm uns beide Platten weg, um den Streit zu beenden. Er hat erst gar nicht versucht zu ergründen, wer recht hatte, sondern wollte einfach nur seine Ruhe. Als ich erwachsen war, verlangte mein Vater, dass ich generell bei meinem Bruder einlenke mit der Begründung, dass mein Bruder eh nicht nachgeben würde. So wird der besonnene Mensch für seine Gutmütigkeit bestraft – das war himmelschreiend ungerecht. Auf mein Geständnis des Kindheitstraumas antwortete Falco sehr seltsam:

„Ja hi, ich habe das zu Ende gehört. Ich bin dir nicht böse – gar nicht. Ich verstehe auch deinen Standpunkt – nur das Einzige, wo ich sagen muss, das ist das mit dem Partei ergreifen. Das werde ich nicht in der Form tun, wie du dir das vielleicht wünschst, sondern ich werde einfach nur sachlich argumentieren genau wie die anderen das gemacht haben. Ich werde dann sagen: 'Hört mal zu Leute. Das kommt nur zwei, drei Mal vor, dieses Wort dadrin. Das steht da nicht im Mittelpunkt. Das wird nur in einem Nebensatz erwähnt und ob ihr euch da jetzt ins Hemd macht. Das ist dann eure Sache', so in der Form. Aber ich werde jetzt nicht für dich Partei ergreifen so nach dem Motto 'Lasst meine arme Nicola in Ruhe', weil das Buch, das ist dein Baby. Das war deine Idee. Du hast damit angefangen und das ist dein Ding und da musst du auch mit dem klar kommen, wie darauf reagiert wird und das sehen halt wirklich nicht alle so euphorisch wie du.

Von meiner Seite ist ja immer noch viel Persönliches drin, das ist in Ordnung. Wenn einige aber nicht wollen, dass das erwähnt wird, dann musst du das mit denen klären. Ich kann nur für das, was mich betrifft, sagen, was ich will und was ich nicht will und das habe ich ja auch gemacht. Ich kann nicht für dich Partei ergreifen wie ein Anwalt, der jetzt deine Interessen vertritt. Das werde ich nicht machen. Ich werde nur sachlich argumentieren – genau wie die anderen, die das Wort für dich ergriffen haben. Vernünftig, weil alles andere ist emotional. Da hänge ich mich dann wirklich nicht zwischen. Nicht böse sein. (Im harten Tonfall:) Das werde ich nicht machen. (Wieder nett:) Ich verstehe da deine Position. Ich verstehe auch nicht, warum die anderen sich jetzt da so aufregen. Das ist aber deren Sache. Warum die Frau, die dich nicht umarmen wollte, jetzt abgeht wie ein Zäpfchen … was ihre Empörung angeht. Das weiß ich nicht. Dazu müsste ich mit ihr reden. Aber da hänge ich mich nicht rein.“

Am meisten hat mich der fett gedruckte Satz erbost, denn ich hatte Falco erzählt, dass ich JEDEM seine Passage zu Zwecken des Vetorechts zugeschickt hatte, obwohl ich das nicht musste; es war also bereits geklärt. Er tat aber – wie Berta – so, als hätte ich Leute gegen ihren Willen ins Buch genommen (was man im fiktiven Roman tatsächlich dürfte, was ich aber eben nicht getan habe). Der Rest seiner Nachricht fühlte sich so an, als wolle er mich mit Strohmann-Argumenten austricksen, indem er mir (wenn auch mit dem Wort 'vielleicht' etwas abgemildert) unterstellte, ich würde verlangen, dass er Partei für mich ergreift, wo ich ihn doch immer und immer wieder darum gebeten habe, dass er sich heraushalten sollte. Aber natürlich habe ich mir gewünscht, dass er sagt: „Also Leute, ich habe das Buch gelesen und was Berta da behauptet, das steht da wirklich nicht drin“, aber das tat er nicht – zumindest nicht in meiner Gegenwart. Seine Sprachnachricht ließ durchklingen, als wäre er bereit dazu und ließ mich als jemand aussehen, der sich mit diesem seinem Angebot nicht zufrieden gab. Hätte er genau das getan, was er angeblich bereit war zu tun, wäre es ja gut gewesen. Unsere Nerven lagen damals blank, zumal das Gedankensex-Buch ja gerade erst mit einem Kraftakt beendet worden war (ich hatte es genau an dem Wochenende Korrektur lesen müssen, weil Falco Änderungswünsche in letzter Sekunde hatte und habe ihn daher mit Screenshots überhäuft). Sodann ging es postwendend ins Marketing, was dazu führte, dass Falco zugeballert wurde mit Nachrichten von mir. Denn ich wollte seine Einwilligung und wenn er 30 mal sagt: „Mach, wie du denkst“, und beim 31. Mal interveniert, dann waren alle 30 Zusendungen zuvor berechtigt.

Aber ich schrieb ihm nichts Persönliches mehr und kam in unserem Gedankensex-Chat auf Telegram immer wieder auf Berta zurück, weil ich nicht wusste, ob ich ihm trauen konnte. Ich hatte solche Angst, weil ich ja parallel auch starke Gefühle für ihn hatte. Bei Falco stand mein Verdacht bei fifty-fifty, bei Berta war ich sicher. Hinzu kam, dass meine Tochter mir im Herbst ein unbestätigtes Gerücht weitergetragen hatte, wonach Bertas Sohn im Gefängnis sei.

Auffällig war, dass sich dies mit der Zeit deckte, wo Berta ständig Leute im Chat wegen nichts anpöbelte. Aber ich stieß auf taube Ohren, als ich Falco auf die Möglichkeit stupsen wollte, dass wir es mit einer inoffiziellen Mitarbeiterin des Verfassungsschutzes zu tun haben (könnten). Ob Falco ebenfalls ein inoffizieller Mitarbeiter des VS war? Um herauszufinden, ob er mit Berta unter einer Decke steckte, verriet ich ihm meine Rachepläne am Beispiel des Films 'Grüne Tomaten6.' Eine Frau namens Evelyn rammt darin das Auto von zwei jungen Frauen, weil diese Evelyn zuvor den Parkplatz mit den Worten „Wir sind jünger und schneller“ geklaut hatten. Als sie zurück kommen und ihr zerbeultes Auto sehen, sagt Evelyn, die ja das Auto gerammt hat: „Ich bin älter und besser versichert.“

Als Abschluß meiner Sprachnachricht erwähnte ich, dass ich sehr gerne „seine Nicola“ wäre, aber Falcos Formulierung „meine arme Nicola“ mir nicht passte, weil ich mich gut wehren könne. Es war Berta gelungen, einen Keil zwischen uns zu treiben. So wie im Stephen-King-Roman 'In einer kleinen Stadt', in dem ein Mann ein Geschäft namens 'Needful things' eröffnet und es ihm durch Lügen und Intrigen gelingt, die ganze Stadt gegeneinander aufzuhetzen – mit genau den Methoden, die auch Berta anwendete, die von Falco aber geduldet wurden.

Durch das Zusammentreffen der Fertigstellung des Buches mit vielen Nachrichten und diesem Streit, war Falco ähnlich angepisst wie ich und im Laufe dieser vermaledeiten Woche eskalierte es. Da er meine Sprachnachrichten komplett ignorierte, erstellte ich eine schriftliche Liste der Passagen, in denen der Ungeimpften-Treff erwähnt wurde, damit er erkennt, wie sehr ich Berta entgegen gekommen war, denn es sprach ja auch einiges dafür, dass Falco kein VS-Mann war. Auch der Zeitpunkt war mehr als ungünstig, da zu dieser Zeit Falcos richtiger Vater verstorben ist. Falco klang erschöpft und genervt, als er mir sprachnachrichtete:

„Alles gut, Nicola. Du hättest das jetzt wegen mir nicht umbenennen müssen. Da kann meinetwegen 100 x Ungeimpften-Treff drin stehen. Das ist mir latte. Mir ging es nur darum, das aufzuzeigen. Du tust mir keinen Gefallen damit, wenn du es raus nimmst, aber auch keinen, wenn du es drin lässt. Ich wollte nur aufzeigen, wo das Theater herkommt. Mir ist das echt egal. Du musst das nicht für mich machen mit diesem Ungeimpften-Treff rausnehmen“, und schon wieder ging ich an die Decke, denn ich hatte gar nicht gesagt, dass ich es für ihn mache. Das fett Gedruckte war ein Hinweis darauf, dass er mir immer noch die Schuld in die Schuhe schob. Bei seiner nächsten Nachricht atmete Falco erst einmal hörbar und tief ein und klang so genervt, dass es sich wie ein Schlag ins Gesicht anfühlte:

„So das Buch ist doch jetzt fertig und dann mach so, wie du meinst. Tu es auf Telegram drauf oder nicht. Das ist mir egal. Mir ist das auch alles etwas zu viel geworden, muss ich ganz ehrlich sagen. Das ist jetzt fertig und kann verkauft werden und dann ist doch jetzt auch gut.“ Ich erwiderte verschnupft, dass der Zeitpunkt jetzt wohl ungünstig sei und wünschte ihm eine gute Nacht. Am nächsten Morgen schrieb ich ihm: „Es wird kein zweites Buch geben“, als Antwort darauf, dass Falco auch noch gesagt hatte, dass es unabhängig von der Nennung des Ungeimpften-Treffs sei, ob er am zweiten Buch mitarbeitet oder nicht. Zwei Wochen zuvor, als wir uns verabredeten, gemeinsam dieses Orgasmus-Video zu sehen, hatte er seine Mitarbeit ja noch zugesagt. Doch jetzt hatten wir nur noch Streit. Habe ich vielleicht aus Versehen mit dem Ende des ersten Buches eine falsche Bestellung ans Universum abgeben? Denn es endete mit einer Textzeile aus dem Böhse-Onkelz-Lied „Schutzgeist der Scheiße“:

„Ich stehe auf – meinem Schicksal entgegen. Ich lasse alles zurück, alles und jeden, und beginne die Suche nach einem neuen Leben“

Das ist doch Falcos Lied und wenn er alles zurücklassen soll, dann doch nur seine Vergangenheit und nicht mich. Mein Leben erlitt gerade Schiffbruch, denn ich hatte einen Prozess7 wegen meiner journalistischen Pferdevideos verloren und saß nun auf 20.000 Euro Rechtsanwalts- und Gerichtskosten. Kein guter Zeitpunkt, um ein geplantes Buchprojekt zu canceln. Also setzte ich mich an den Computer und entwarf eine E-Mail an Falco, wo ich darlegen wollte, welche Ideen ich fürs zweite Buch gehabt hätte und endete damit, dass ich mich verraten und im Stich gelassen fühlte von ihm, weil er sich aus meiner Sicht mit dem Feind verbrüdert hatte. Während ich meine E-Mail verfasste, schrieb Falco mir auf Telegram:

„Hi Nicola, habe gerade dein Video gesehen über den verlorenen Gerichtsprozeß. Das ist ja so ziemlich das Letzte, was du jetzt gebrauchen kannst. Leider weiß ich nicht, wie ich dir da helfen kann, habe ja selber nichts. Zumindest mental versuche ich es aber trotzdem: die Telgen hat ja einen recht großen Hof, sieht teuer aus und auch einen Marketing-Profi als Partner und somit auch entsprechend Reichweite. Wenn du Unrecht hättest, müsste sie doch denken: 'Was störts die Deutsche Eiche wenn sich die Sau dran reibt?' Da sie aber die juristische Keule rausholt, scheinst du mit deiner Kritik Recht und den Finger in die Wunde gelegt zu haben...“ In einer zweiten Nachricht schrieb er: „PS: Es war ein unpassender Moment vorgestern Abend, ich war sehr müde und ziemlich genervt, und deshalb wohl auch etwas respektlos, und gerade in Anbetracht der Menge an Herzblut, die du in das Buch gesteckt hast, hätte ich das so nicht sagen sollen. Ich hoffe, du bist nicht böse. Drück dich!“

Ich berichtete von meiner Mail an ihn und mutmaßte, dass er nach dem Lesen seine netten Worte vielleicht bereuen würde, worauf er – wieder ganz der Alte – mitteilte: „Alles gut, liebe Worte sollte man niemals bereuen, sie werden viel zu selten ausgesprochen .... Fahre jetzt zum Treff. Bis denne!“

Das war mein Stichwort, umgehend ebenfalls ins Auto zu springen, um zum Ungeimpften-Treff zu fahren, der ja in Bertas Eck stattfand. Als ich hereinkam, stand Falco eng an eng mit Berta. Am Liebsten wäre ich umgedreht und gegangen, aber ein Kumpel mit dem Spitznamen Hahn-im-Korb hatte mich gebeten, zwei Bücher mitzubringen. Ich wollte ihm beide verkaufen, aber er wollte nur eins bezahlen und mich dazu bringen, dass ich Berta um des lieben Friedens Willen das andere schenke. Berta das Buch zu schenken, wäre ja nicht nur eine Erklärung, dass ich ihr die Rufmordkampagne verzeihe, sondern schon wieder ein Schuldeingeständnis. Das sah der Hahn-im-Korb nicht ein und unterstellte mir, ich würde mich wie im Kindergarten verhalten. Das können Männer ja gut, Frauen wie kleine Kinder behandeln. Dabei hätte er ja ein zweites Buch kaufen können, wenn er meinte, Berta solle quasi als Belohnung für ihre Lügen kostenlos ein Buch erhalten. Doch als Falco an uns vorbei flanierte, suchte ich nach einem Kompromiss. Da Falco Tage zuvor gesagt hatte, dass er selbst kein Exemplar vom Buch brauchte, schlug ich vor, dass er sein Exemplar Berta schenkt und er behauptete erneut, er würde sich nicht reinhängen. Dabei hatte er sich doch längst eingemischt – nur eben leider für die Gegenseite, die ihn vielleicht auch einfach nur geschickt hineinzog.

Selbiges tat er prompt wieder, indem er die Idee unterstützte, dass ausgerechnet ich Berta das Buch schenken solle. Ich war drauf und dran, den Treff sang- und klanglos zu verlassen, ohne ihn zum Abschied zu umarmen. Mittlerweile waren der Hahn-im-Korb und Falco die einzigen Gäste des Treffs, die mich überhaupt noch umarmten. Die anderen Männer, die für mich beim Tribunal das Wort ergriffen hatten, waren an diesem Abend nicht da. Aber Falcos Telegram-Nachrichten, den verlorenen Prozess betreffend, waren so süß gewesen.

Ich brachte es nicht übers Herz, sang- und klanglos zu verschwinden. Irgendwann stand Falco neben mir, und wir redeten und redeten, was ich so genossen habe. Vor allem, weil er erneut erklärte, dass er mich gerne bei den Pferden seiner Eltern irgendwie einbinden wolle. Er erzählte sogar, dass er jede Menge Pferdevideos von mir auf Youtube angesehen habe und lobte sie (bis auf eines) in den grünen Klee. Bei einem sei der Titel 'Gewollt und nicht gekonnt8' zu hart gewesen. Verliebt wie ich war, verzichtete ich darauf, ihm zu erklären, dass es bei den Pferdeprofis um Personen des öffentlichen Lebens ging, und da eine schärfere Tonart durchaus angebracht sei. Mittlerweile war Falco nämlich beim Thema, was ich so alles mit Pferden kann, und ich könne es wirklich besser. Als ich behauptete, dass ich mich gut verkaufte, erwiderte er frech: „Das tust du eben nicht!“

Einerseits ärgerte mich diese seine Offenheit, aber andererseits liebte ich gerade seinen Mut, so klar und offen auszusprechen, was er wirklich denkt. Leider tat er das nur bei mir und nicht bei Berta, aber zumindest für den Moment machte er das mit dem Vorschlag wett, meinen Youtube-Kanal mit einem Laotse-Zitat aufzupeppen – mein Dichter und Denker ließ mich mal wieder dahin schmelzen. Das Zitat lautete:

„Schöne Worte sind nicht wahr, wahre Worte sind nicht schön“

Ich schlug ihm vor, dass ich ihn bei meinen Pferden unterrichte, denn immerhin hatte ich ihm zum Geburtstag einen Gutschein geschenkt. Aber so weit wollte er dann doch nicht gehen. Aber das war mir in dem Moment egal, weil ich ihn so hübsch fand. Als er auf der Toilette war, fragte ich den Hahn-im-Korb, was er Berta vorgeschlagen habe, damit Frieden einkehrt. „Gar nichts“ sagte er, denn:

„Berta ist schwierig.“ Ich war fassungslos, denn das bedeutete ja, dass die, die sich korrekt verhalten, bestraft werden, während die, die mit den perfidesten Methoden Krieg führen, für ihre Skrupellosigkeit auch noch belohnt werden.

Als Falco zurückkam, wollte ich ihm genau das verklickern, aber schon beim Zitat „Berta ist schwierig“, konterte er damit, dass auch ich schwierig sei und ich konterte wiederum, dass auch er schwierig sei. So verlor der Abend seinen Zauber, obwohl ich seine Offenheit ja mag und er mich mit solchen Aussagen an meine Tochter Larissa erinnerte: Ich hatte ihn ja als ihre männliche Entsprechung beim Universum bestellt. Aber in diesem konkreten Fall machte mich diese seine Aussage so wütend. Es ist nicht schwierig, wenn man Lügen, die über einen selbst verbreitet werden, einfach nur richtig stellen will. Aber Falco leugnete diese Lügen beharrlich und machte es sich leicht, indem er sich weigerte, die Sachlage überhaupt zu prüfen. Aber wer sich gedanklich nicht „reinhängt“, kann sich auch kein Urteil bilden. Daher war mir die Lust am Treff vergangen und ich verabschiedete mich – nicht ohne es zu genießen, dass er mich zum Abschied ganz eng an sich zog und deutlich länger als sonst umarmte. Was für ein wunderbar warmes Gefühl, bei dem sich unsere Herzen berührten …

Wieder zuhause wehrte ich mich per Telegram-Nachricht gegen seinen Schwierig-Vorwurf – auch weil ich es ungeheuerlich fand, mit solch einem skrupellosen Menschen wie Berta auf eine Stufe gestellt zu werden. Ich hatte keine üble Nachrede betrieben. Vielmehr war ich Berta über alle Maßen entgegen gekommen, während sie sich keinen Zentimeter bewegte, sondern ihre Machtposition ausnutzte, um zu erzwingen, dass ich bedingungslos kapitulierte. Falco verlangte, dass ich mir alles gefallen lasse. Daher schickte ich der E-Mail ein P.S. hinterher:

„Was müsste man mir antun, damit du überhaupt wahrnimmst, dass mir etwas angetan wird? Denn, die Story, ich hätte auf der Demo vom Germar-Rudolf-Gutachten gesprochen, obwohl ich es nicht habe, hast du gestern Abend mit einer Handbewegung weg gewischt. Ich stehe damit ja als jemand da, der den Holocaust leugnet. Mir wird also sogar eine Straftat unterstellt. Es ist leider mehr als nur ein Punkt, wo wir unterschiedlicher Meinung sind.“

Denn damit hatte Falco meine Einwände am Vorabend kurz und knapp abgehandelt, dass wir in dem Punkt eben unterschiedlicher Meinung seien, so wie bei Q und beim Thema kontrollierte Opposition, worüber wir uns im Gedankensex-Buch die Köpfe heiß geredet hatten. Bei Q und kontrollierte Opposition gingen wir von der gleichen Faktenlage aus. Im Berta-Konflikt leugnete Falco die Fakten, so wie mein Vater es in meiner Kindheit getan hatte. Der Schwächere sollte nachgeben. Also schickte ich noch ein P.S.P.S. hinterher:

„Da du ja ein paar Versuche unternommen hast, um mir Bertas Sicht darzulegen oder um mir aufzuzeigen, was ICH alles machen kann, damit sich die Wogen glätten: Darf ich fragen, was du Berta gesagt hast, was SIE tun kann, um bei MIR die Wogen zu glätten?“ Dann war Funkstille. Falco ließ nichts mehr von sich hören. Es brach mir das Herz. Es fühlte sich so an, als hätte man mir die Hälfte meiner Seele entnommen, denn er war doch mein Seelengefährte. Nach den langen Jahren ohne Sex und Liebe konnte ich nicht fassen, dass Liebeskummer so unendlich weh tat. Um mich zu trösten, sattelte ich mein Pferd und folgte dem Impuls, die Strecke zu reiten, die ich vor einem halben Jahr an Falcos Geburtstag geritten war, als ich deswegen den Hufschuh verloren hatte, weil der geplante Weg von Bäumen versperrt war. Als ich damals umgekehrt war, landete ich in einer Schlammwüste. Diesmal stieg ich ab und führte das Pferd über zwei Baumstämme, um wieder auf dem Weg zu landen. Es traf mich wie ein Schlag, denn es ist wieder passiert: Ich erhielt einen göttlichen Hinweis, der mir sagte, dass sich die Geschichte fürs zweite Buch gerade schrieb: Die Worte „Falco hat mich verraten“ erschienen in meinem Kopf, aber auch, dass er das Richtige tun würde.

Am Abend hatte sich meine Freundin Elisa zum Heavy-Metal-Abend eingeladen, der erst einmal mit Frauengesprächen begann, und die drehen sich ja meist um Männer. Ich erzählte ihr nun, dass ich nicht mehr glaubte, dass Falco der Richtige für mich sei, aber sie widersprach: „Ihr beide passt so gut zusammen. Das wäre doch traurig.“ Aber er hat in der Not nicht zu mir gehalten, insbesondere, weil es ihn nicht die Bohne interessierte, dass ein Rufmord an meiner Person geschah. Elisa fasste es in einer sehr treffenden Aussage zusammen:

„Auch Rufmord ist Mord! Geistiger Mord!“

Trotz allem hatten Elisa und ich Spaß (war sie die Freundin, die ich im 1. Teil bestellt hatte?), saßen am nächsten Morgen auf dem Sofa, auf dem sie geschlafen hatte (gemeinsam mit meinem Hund, den Falco „Wauzi“ nannte und meiner Katze Nike, die ihn zu „Katze, Katze“-Äußerungen veranlasste) und redeten und redeten. Vor allem vergötterten wir uns gegenseitig für unseren Mut und unser Standing, dass wir nicht nur sagten, was wir dachten, sondern auch den Gegenwind aushielten. Sie sei eine Frau, die insbesondere dann den Mund aufmachte, wenn es um ihre Freunde ging und sie wie eine Löwin verteidigte, und das würde sie auch für mich tun, sagte sie. Wir sprachen über Heilung, darüber, ob es mithilfe von EMDR9 gelingen könnte, die vermeintliche sexuelle Blockade 'unserer' Männer zu lösen. Sie sah EMDR kritisch, war davon überzeugt, dass sich Traumata lösen, wenn man durch den Schmerz ginge, so wie es ja auch im Gedankensex-Buch beschrieben wird. EMDR machte ihr Angst und sie traute der Sache nicht.

Nach unserem Frühstück fuhren Elisa und ich zu einer Demo und trafen den Mann, den sie anbetete und liebte. Wenn man sie mit Cellophan sah, schien es, als würde er sie auch lieben. Genau wie bei Falco und mir schien es so zu sein, dass es nicht an Liebe fehlte, sondern an der Begierde. Trotz Nieselregen und Wind hatten wir viel Spaß auf der Demo und haben wieder so viel gelacht. Doch immer wieder überwältigte mich meine Traurigkeit darüber, dass ich Falco verloren hatte, und wo im letzten Buch er derjenige war, der sich nicht einlassen konnte, war es dieses Mal ich, die von Angst und Misstrauen zerfressen wurde.

Aber Verlust ist Verlust. Elisa war so fürsorglich und fragte, ob es mir gut ginge, und dieses Mal log ich und sagte: „Doch, doch auf jeden Fall.“ Es fühlte sich so an, als hätte ich mir selbst das Herz herausgerissen. Und genau das ist ja auch Falco passiert, als er sich vor über zehn Jahren im Affekt von seiner großen Liebe getrennt hat, obwohl er es nicht wollte. Als er mir das erzählte am Tag nach Neujahr 2023 (der Tag, an dem das Gedankensex-Buch endet), dachte ich schon, dass es nicht die ganze Geschichte gewesen ist und fragte mich, ob die Beziehung vielleicht auch daran gescheitert war, dass er nicht zu ihr gehalten hatte oder ob er (wie bei mir) versucht hat, sie mit Strohmann-Argumenten und Doppelbotschaften zu manipulieren. Ich fragte mich, was ihm wohl zugestoßen ist, dass er auf solche Mittel zurückgriff. Nach der Demo fuhr ich mit dem Pärchen, das kein Pärchen ist, noch zu Burger King und konnte gar nicht aufhören, die beiden zu fotografieren: Cellophan flirtete mit Elisa und es war eine Wohltat, ihnen dabei zuzusehen, wie sie sich tief in die Augen sahen und es zwischen ihnen derart knisterte, dass man glaubte, dass gleich ein Feuer entbrennt.

Den Abend verbrachten wir bei Cellophan und ich erzählte diese ganze Berta-Falco-Nicola-Kiste ein weiteres Mal. Cellophan sagte, es sei ein Gleichgewicht, zu keinem nichts zu sagen oder aber sich beide Seiten anzuhören. Aber so wie es gelaufen ist, hat Falco sich auf Bertas Seite geschlagen und damit das Gleichgewicht zerstört. Cellophan und Elisa waren auch ganz meiner Meinung, dass es in jeder Stadt einen Ungeimpften-Treff gab und die Argumentation von Berta an den Haaren herbei gezogen sei. Sie hatte behauptet, es sei der einzige Ungeimpften-Treff im Umkreis von 50 Kilometern, was Falco ihr in seiner Mail nachplapperte.

Cellophan und Elisa stimmten mir insofern zu, dass Berta es sich drehte, wie sie es gerade brauchte: Wenn es um ihren Ausschank ging, wurde peinlichst darauf geachtet, dass nur ja niemand eigene Getränke mitbrachte, aber wenn es ihr gerade in den Kram passte, dass ihre Gastronomie anonym sein sollte, dann deklarierte sie es als Privatveranstaltung, die es mit ihrer Ausschank-Konzession gar nicht geben konnte. Privat wäre es nur dann, wenn sie ihren Biergarten für ausgewählte Leute zur Verfügung stellte, die sich untereinander kennen und eigene Getränke mitbrächten. Da Bertas Rufmordkampagne meine Existenz gefährdete, haben wir diverse Lösungsmöglichkeiten besprochen, wie ich einerseits meinen Ruf retten und zeitgleich dafür sorgen konnte, dass sich das Buch trotz der üblen Nachrede wieder verkaufte, aber andererseits nicht die ungeimpften Treffgäste gefährdete.

Meine Seele war erst einmal geheilt, denn Rache ist süß. Auf diese Idee mit der Sprachnachricht hatte Cellophan mich gebracht, denn auch er war einmal Opfer einer Rufmordkampagne. Er hatte einen Brief verfasst und diesen jedem Nachbarn in den Briefkasten geworfen. Der Inhalt war, dass derjenige 2.000 Euro erhält, der verrät, wer die Gerüchte über Cellophan in die Welt gesetzt hatte.

Die 2.000 Euro hat Cellophan behalten, aber die Leute waren vorsichtiger. Die einen trugen die Gerüchte scheinbar nicht weiter, um nicht als möglicher Initiator in Verdacht zu geraten und die wirklichen Initiatoren fuhren offenbar mit ihrem falschen Gerede zurück und mussten damit hadern aufzufliegen und dann rechtliche Konsequenzen fürchten.

Die Süße des Lebens, die aus meiner Rache entstand, zerstörte Falco mit einer Sprachnachricht, die mit seiner vorherigen Ansage zum Vorgehen beim Gedankensex-Buch kollidierte. Denn bis dato hieß es, ich solle machen, wie ich es für richtig halte, ohne ihn damit zu behelligen – aber wehe, es passte ihm nicht:

„Hallo, ich habe sehr wenig Zeit. Du hast den Konflikt mit Berta in die Öffentlichkeit gebracht, wo er nicht hingehört. Das war sehr unklug. Ich sag' dir später was dazu. Ich habe jetzt keine Zeit, nochmal hin und her zu schreiben. Ich habe heute wirklich Termine, aber so geht das nicht. Wirklich nicht. Das ist der absolut falsche Weg, damit umzugehen. Ich werde dir später schreiben, was ein richtiger Weg gewesen wäre, aber die Tür ist jetzt zu. Ich melde mich morgen oder heute Abend. Das geht so nicht. Du bringst mich und den Hahn-im-Korb in eine Position … wir versuchen noch irgendwo, dir die Stange dahingehend zu halten, dass die Leute sich wenigstens mal den Punkt raussuchen und nachdem du weg warst am Freitag, kam noch jemand wieder dazu, der sich sehr über dich aufregt hat, und zwar nicht, weil Berta gehetzt hätte, sondern, weil er sich deine Videos10 angeguckt hat. Mehr als ich und es geht so nicht. Ich melde mich später noch mal.“

Später erfuhr ich, dass er von Bertas Busenfreund Udo sprach. Falco redetemit mir, als wäre ich ein kleines Kind, aber eine Begründung, warum es so nicht gehen sollte, lieferte er nicht. Meine Antwort war - wie üblich - wortreicher als seine:

„Berta hat den Konflikt in die Öffentlichkeit getragen – nicht ich. Ich stelle nur richtig!!! Die Notwendigkeit ergibt sich daraus, dass sie Lügen über mich verbreitet. Lügen, die du leider beharrlich aussparst in deiner Argumentation, weil diese wie ein Kartenhaus in sich zusammen fallen würde, würdest du sie einbeziehen. Der Hahn-im-Korb und du kommen in der Sprachnachricht in meinem Kanal gar nicht vor, aber was meinst du mit: Punkt raussuchen??? Ich kann mich tatsächlich nur daran erinnern, dass du und er mich überzeugen wolltet, dass ich Berta gegenüber einlenke und den Weg des geringsten Widerstandes gehe.

Du sagst, dass es SO nicht gehen würde, aber du begründest es (bisher) in keinster Weise. Wer macht die Regeln? Welches Recht gilt? Und vor allem: Gilt gleiches Recht für beide? Oder gilt das Recht des Stärkeren?

Ich bedauere sehr, dass es zwischen uns so schwierig geworden ist, wo wir uns vor ein paar Wochen noch so nah waren. Ich wünschte, es ließe sich aus der Welt schaffen. Aber dir war alles zu viel. Ich sollte machen, wie ich meine – und genau das habe ich heute getan … nach intensiver Beratung mit Freunden, die es nicht so sehen wie du, dass alles meine Schuld ist und die anerkennen, dass es in jeder Stadt einen Ungeimpften-Treff gibt. Daher durchschauen sie, dass Berta Menschen sehr geschickt manipuliert, die dann wiederum dich manipulieren.

Zu dem Menschen, der sich über meine journalistischen Pferdevideos aufregt:

Woher willst du wissen, dass er sich nicht Bertas Sicht irgendwann angehört hat und es dir gegenüber leugnet? Vielleicht hat er sogar Berta aufgestachelt? Es fällt ins Auge, dass sich vor Bertas Rufmordkampagne niemand über mich aufgeregt hat. Und es fällt auch ins Auge, dass du wiederholt Bertas Unschuld beteuerst – sämtlicher Fakten zum Trotz. Es geht auch nicht aus deiner Nachricht hervor, ob du mich ihm gegenüber verteidigt hast oder nicht und das irritiert mich.

Ich habe dich nicht als jemand eingeschätzt, der denkt, dass wir tun sollen, was die Mehrheit richtig findet. Denn dann müssten wir uns ja impfen lassen. Ich hatte dich eigentlich eher als jemanden eingeschätzt, dem die Wahrheit wichtig ist, weil du ja mal sagtest, es gibt nur eine Wahrheit und wenn jeder seine eigene Wahrheit hätte, wäre es Freimaurer-Denken. Weil ich dich als Mensch mit Rückgrat eingeschätzt habe, dachte ich, es wäre Seelenverwandtschaft und habe dich so sehr geliebt. Sehr gerne lese ich mir aber deinen Lösungsvorschlag durch und bin gespannt, ob du auch Berta Lösungsvorschläge unterbreitest und ob du ähnlich offen zu ihr sein darfst, wie du es zu mir bist.“

Dass ich ihn verdächtigte, mit Berta unter einer Decke zu stecken, behielt ich für mich. Er würde es ja eh abstreiten, aber ich leitete ihm die WhatsApp-Nachrichten von Berta und mir weiter, die bewiesen, dass sie gelogen hat. Diese Nachrichten hatte ich Falco um die Mittagszeit geschickt. Erst um Mitternacht war er wieder online. Ich sah, dass er den Chat-Verlauf gelesen hatte, aber er ignorierte meine Telegram-Nachricht. Auch das weckte mein Misstrauen und dieses Misstrauen schleuderte ich ihm in einer Sprachnachricht entgegen. Dann sah ich, dass Falco erneut online war und meine Textnachricht gelesen hatte. Umgehend löschte ich die wütende Sprachnachricht, die sich noch mehr im Ton vergriff als die Seinige vom Vortag. Ich wollte erst einmal abwarten, ob er doch noch antwortete und was er vorschlug. Es dauerte fast eine Stunde, aber dann schrieb er:

1. „Nicola, lass uns telefonieren. Ich habe mich wieder beruhigt, aber das Buch demjenigen zum halben Preis anzubieten, der weiß, um wen es geht, geht gar nicht, und das dann auch noch in einen Kanal mit über 1.000 Mitgliedern teilen.“

3. „Udo, der Mann, der später hinzugekommen ist, nachdem du weg warst, hat mir in einer Sprachnachricht ebenfalls nochmal mitgeteilt, dass es gar nicht um das Buch oder das Gutachten geht, das interessiert ihn nicht, sondern um die Art, wie du Berta im Internet (YT / TG) angreifst, unabhängig davon, wer Recht hat.[Wie bitte?] Leute, die das sehen / hören und wissen, wer gemeint ist, werden sich auf Bertas Seite stellen. [Das dürfen die tun, aber es war nicht Falcos Bier]

Der Schuss geht nach hinten los, kannst du mir glauben. Dem Betrachter / Zuhörer ist doch gar nicht klar, welche Aussage die Lüge darstellt und welche Aussage richtig wäre, er kennt doch die Aussage nicht.“ [Das erfährt der Zuhörer ja, wenn er mich auf die Sprachnachricht anspricht und das taten einige]

Auf 1 und 2 antwortete ich: „Bei 'geht gar nicht' fällt mir einiges ein. Der Post gehört – nach allem, was dem vorangegangen ist – nicht dazu. Aber ich rufe dich gleich an, wenn ich was gegessen habe, dann kannst du ja mir erzählen, was deine Idee gewesen wäre.“ Auf 3 schrieb ich: „So ist das halt und DER Typ ist ja eh der Spalter vom Dienst.“ Per Sprachnachricht klärte ich Falco darüber auf, dass ich mit diesem Udo-Spalter über Berta geredet hatte und er mir in Bezug auf einen Streit, den Berta mit anderen Leuten hatte (die stritt sich ja ständig mit Leuten) gesagt hatte, dass er auf Bertas Seite sei, egal, was sie tue. Ich ließ mir Zeit mit dem Essen, schmiss Netflix an, aber irgendwann musste ich ja schon zum Hörer greifen und das tat ich. Doch es tat sich erst einmal nichts, denn erst war Freizeichen, dann besetzt. Auf Telegram schrieb Falco, dass ihm das Handy herunter gefallen sei, aber das sah ich erst Stunden später.

Nun begann die Phase, wo ich ihn und er mich anrufen wollte, was nicht wirklich zielführend war, weil jeder nur Besetztzeichen hörte. Nach gefühlten fünf Minuten hatten wir uns doch noch an der Strippe und obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, genau das nicht zu tun, begann das Telefonat damit, dass ich lachte. Aber ich kriegte mich ausnahmsweise schnell wieder ein und gab mich wortkarg. Und er bemühte sich so süß, mit mir ins Gespräch zu kommen, erklärte mir erst einmal seinen Plan, dass ich die Lügen von Berta doch in der Telegram-Gruppe des Ungeimpften-Treffs hätte richtig stellen können. So doof, wie er denkt, bin ich aber nicht. Denn darauf war ich auch schon gekommen. Obwohl er der Schachspieler ist und nicht ich, erklärte ich ihm, welche Schachzüge Berta daraufhin machen würde. Sie würde mich aus der Gruppe schmeißen und hätte dann ein Forum, wo sie als Grund für den Rausschmiss angeben könnte, dass

ichsie der Lüge bezichtigte. Nichts wäre gewonnen gewesen. Im Gegenteil!

Dann ging Falco auf die WhatsApp-Nachrichten von Berta ein und las mir eine Stelle vor, wo wir angeblich beide 'herumgezickt' hätten. „Kannst du das mal sein lassen, es immer Zickereien zu nennen, wenn Frauen auch mal ein Standing haben?