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Entscheidend für unsere Gesundheit: das Immunsystem Unser Immunsystem umfasst viel mehr als die Bildung von Antikörpern gegen verschiedene Krankheitserreger. Es hat über den körperlichen Bereich hinaus auch seelische und geistige Dimensionen. Volker Fintelmann erläutert in diesem Buch die Hintergründe dieser oft vernachlässigten Seiten des Immunsystems und zeigt auf, wie wir unsere Abwehrkräfte auf allen diesen Ebenen und damit umso wirksamer pflegen und stärken können.
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Seitenzahl: 348
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Volker Fintelmann
Die spirituelle Seite des Immunsystems
Praktische Hilfen zurStärkung unserer Abwehrkräfte
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Einleitung
Das Immunsystem
Selbst und Nicht-Selbst
Immunität
Angeborene Immunität
Erworbene Immunität
Die Ganzheit Mensch
Spirituelle Immunologie
Integrität des Leibes
Die weltoffene Seele
Leiblich-seelische Immunorganisation
Sympathie und angeborene Immunität
Antipathie und erworbene Immunität
Ein verbindendes Drittes
Was beeinflusst die Immunität?
Die leibliche Immunität fördern
Der Lebensleib
Strömen
Saugen und Leichte
Stärke
Regeneration
Funktion
Gedächtnis
Befinden
Der Empfindungsleib
Die seelische Immunität fördern
Was hemmt und schwächt die Immunität?
Leibliche Ebene
Seelische Ebene
Praktische Pflege und Stärkung der Immunität
Leibliche Immunität
Zirkulation
Leichtekraft
Verdauung und Ernährung
Regeneration
Rhythmus
Gedächtnis
Befinden
Empfindungsleib
Arzneimittel als Helfer
Lebensbaum (Thuja occidentalis)
Sonnenhut (Echinacea purpurea / angustifolia)
Meteoreisen (Ferrum sidereum)
Seelische Immunität
Grundübungen
Beherrschung des Denkens
Beherrschung des Willens
Gelassenheit
Positivität
Unbefangenheit
Grenzbildung
Quarz (Kieselsäure)
Infektionskrankheiten
Grundsätzliches
Ansteckung
Immunität
Impfungen
Zusammenschau
SARS-CoV-2 (Covid-19)
Globalisierung
Atmung
Mensch und Natur
Wirtschaftsleben
Uniformieren oder individualisieren?
Autoimmunkrankheiten
Die Schilddrüse
Die Nierenorganisation
Grundelemente der Therapie
Phosphor
Kiesel (Quarz)
Weißbeerige Mistel (Viscum album)
Zusammenschau
Nachwort
Anmerkungen
Literatur
Zum Autor
In unserer Zeit wissen die meisten, dass jeder Mensch ein Immunsystem hat. Aber kennen sie es auch? Wissen sie von seiner Komplexität, seinen leibgebundenen und von der Seele vermittelten Funktionen, seiner geistigen Steuerung? Ist es für sie nur eine begriffliche Abstraktion oder lebendige Anschauung?
Es ist eine Forderung unserer Zeit, beginnend mit dem 15. Jahrhundert und bis in das 3. Jahrtausend andauernd, ein wirkliches Bewusstsein von allen Dingen, mit denen wir umgehen, zu entwickeln. Das gilt im besonderen Maße für uns selbst, für unseren Leib, für unsere Seele und die geistige Instanz in uns, die uns unverwechselbar und einzigartig macht. Diese nennt die Wissenschaft des Immunsystems, die Immunologie, ein Selbst. Und dieses Selbst, das wir auch Ich nennen können, ist ein erkennendes. Konsequent lautet daher das Grundgesetz der Immunologie: »Das Selbst erkennt alles Nicht-Selbst.« Wobei Letzteres alles umfasst, was ich nicht selber bin. Wir können es vereinfacht auch alles Fremde nennen. Über das Immunsystem wollen wir dieses uns Fremde in seinen Eigenschaften, seinen Besonderheiten erkennen und aus Freiheit entscheiden, ob wir es uns aneignen oder – wenn es uns bedrängt – abwehren bzw. eliminieren wollen. Und das betrifft nicht nur die stofflichen Dinge, sondern auch alle seelischen Elemente, denen wir in der Welt begegnen.
Das Ergebnis dieser jeden Tag, jeden Augenblick ablaufenden Geschehnisse und der erkennend-urteilenden Ich-Tätigkeit nennen wir Immunität. Sie ist Ausdruck unserer Individualität, die bis in die einzelne Zelle reicht und diese so prägt, dass sie »selbst« und nicht fremd ist.
Die Transplantationsmedizin musste diese Tatsache schmerzlich erfahren. Ein kunstvoll verpflanztes Organ wird sofort vom Immunsystem des Empfängers als fremd wahrgenommen, aggressiv bekämpft und wieder abgestoßen. Erst durch die massive Unterdrückung des Immunsystems durch Medikamente, sogenannte Immunsuppressiva, konnte die Organtransplantation zu dem Erfolg geführt werden, den wir heute kennen. Aber auch jede aufgenommene Nahrung, die eingeatmete Luft, das einstrahlende Licht, letztlich auch alle Arzneimittel werden vom Immunsystem gleichermaßen infrage gestellt und beantwortet.
Es ist von größter Bedeutung für unser Gesundsein, dass das Immunsystem uneingeschränkt und mit voller Kraft arbeiten kann. Und da kann, ja sollte uns begeistern, dass wir dafür selber verantwortlich sind oder sein könnten.
Neben den Darstellungen der wichtigen Immunfunktionen wird in diesem Buch auch beschrieben, was sie fördert, wie wir sie pflegen, und auch, wie und wodurch sie geschwächt und gehemmt werden können. Das gilt für die leiblichen wie für die seelischen Anteile des Immunsystems gleichermaßen. Der Blick auf beispielhafte Erkrankungen, ihre Ursachen und Möglichkeiten ihrer Therapie rundet die Inhalte dieses Buches ab.
Für Leser, die bisher der Menschenkunde der Anthroposophie kaum oder gar nicht begegnet sind, erscheinen viele Darstellungen im grundlegenden Teil des Buches vielleicht schwer verständlich, obwohl ich in meinen vielen Vorträgen und Seminaren für Laien oder auch auf Fachveranstaltungen immer wieder hörte, wie allgemein verständlich ich die Inhalte vermittle. Dennoch: Wo die Ausführungen im Grundlegenden als zu schwierig erlebt werden, kann mit dem praktischen Teil begonnen werden, von dessen Inhalten dann der Blick möglicherweise zu den grundlegenden Texten zurückgelenkt wird.
Möge dieses Buch viele und aufgeschlossene Leser finden.
Zunächst soll die Auffassung der Immunität des menschlichen Körpers aus dem Verständnis der naturwissenschaftlich begründeten Medizin in kürzestmöglicher Form dargestellt werden. Diese unsere Zeit prägende medizinische Wissenschaft wird auch Schulmedizin genannt – ein Begriff, der ursprünglich eher abwertend formuliert war, denn der zu seiner Zeit in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts bedeutende Chirurg August Bier (1861–1949) wollte damit zum Ausdruck bringen, dass statt einer für alle Fragen offenen Wissenschaftlichkeit sich eine Schulmeinung gebildet hatte, die dogmatisch festlegte, was wissenschaftlich sei und was nicht. Bier selber hatte sich der Homöopathie zugewandt, die schon damals als unwissenschaftlich gewertet wurde und keinen Platz in der Lehre und Forschung an den Universitäten fand.
An dieser Problematik hat sich grundsätzlich bis in unsere Zeit nichts wesentlich geändert. Trotz eines pluralistischen Arzneimittelgesetzes in Deutschland, das drei besondere Therapierichtungen (Phytotherapie, Homöopathie, Anthroposophische Medizin) der Schulmedizin gleichwertig an die Seite stellte, trotz der gegenwärtig beschworenen Integrativen Medizin dominiert die schulmedizinische Auffassung einseitig und fordert unverändert, ihre Wissenschaftsmethode zum allein gültigen Maßstab zu machen und sie auf alle sich von ihr unterscheidenden Medizinsysteme verbindlich anzuwenden.
Gerade am Beispiel des Immunsystems wird sich zeigen, dass diese dogmatische Einengung wirklichen Fortschritt und wahres Verständnis der hochkomplexen Vorgänge unmöglich macht und damit sowohl Diagnostik als auch Therapie von Störungen oder Krankheiten des Immunsystems beeinträchtigt. Die faktischen Forschungsergebnisse bilden durchaus eine unverzichtbare Grundlage der Immunologie als spezifischer Wissenschaft der Vorgänge zur Bildung und Erhaltung einer gesunden Immunität. Die Interpretationen derselben allerdings als Ausdruck mechanistischer Automatismen und einer nicht näher erklärbaren Selbstregulation und Selbststeuerung können gegenüber der Wirklichkeit Mensch überhaupt nicht zufriedenstellen und fordern eine Erweiterung des Menschenbilds, in welchem der Mensch als Individualität in seiner Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit erkannt wird.
Der Stockholmer Immunologe Hans Wigzell formulierte 1994 auf einem Kongress in Järna (Schweden) zum Abschluss seines Vortrags »Unser phantastisches Imunsystem«, in welchem er die naturwissenschaftlichen Forschungsergebnisse zusammenfassend darstellte: »Alle Fakten moderner Immunologie zeigen, dass jeder Mensch sein ganz eigenes Immunsystem hat, von dem es keine Kopie gibt.«1 Er brachte als Universitätslehrer und -forscher damit am Beispiel des Immunsystems zum Ausdruck, dass zweifelsfrei, nach seiner Darstellung wissenschaftlich belegt, jeder Mensch einzigartig ist und sich als Individualität oder Persönlichkeit zeigt.
Rudolf Steiner hatte bereits etwa neunzig Jahre zuvor in seinem grundlegenden Buch zum Verständnis des Menschen als einheitliche Dreiheit von Leib, Seele und Geist ebenso eindeutig ausgesprochen, dass unter Akzeptanz der Idee von Arten der Naturgestalten von Pflanzen und Tieren mit Blick auf den Menschen keine andere Erkenntnis folgen könne, als dass jeder Mensch eine Art für sich sei.2
Als die Immunologie sich als eigenständige Wissenschaft Anfang der Achtzigerjahre des vorigen Jahrhunderts immer mehr zu Wort meldete und rasch ein integraler Bestandteil der medizinischen Wissenschaft wurde, sprach sie von einer Zweiheit von Selbst als allem, was zum Menschen gerechnet wird, und von Nicht-Selbst als allem, was außerhalb des Menschen als Welt im weitesten Sinne existiert und mit dem sich der Mensch lebenslang auseinandersetzt. Die Funktion des Immunsystems wurde mit dem eindrücklichen Satz beschrieben: Das Selbst erkennt alles Nicht-Selbst. Womit ein Ideal eines durch und durch gesunden und jederzeit präsenten Selbstes bezeichnet wurde. Denn es war klar, dass ein nicht erkanntes Nicht-Selbst im menschlichen Organismus zu Krankheiten führen konnte, zum Beispiel als Erreger oder Allergene.
In dem grundlegenden Gedanken von Selbst und Nicht-Selbst taucht die Besonderheit jedes einzelnen Menschen unmittelbar auf, denn selbstverständlich ist jeder andere Mensch für den einzelnen, konkreten Menschen auch ein Nicht-Selbst. Das hat die Transplantationsmedizin eindrucksvoll bewiesen. Jedes noch so kunstvoll implantierte Organ wird, wie bereits erwähnt, vom Empfängerorganismus sofort als »fremd« (Nicht-Selbst) erkannt und mit aller Intensität des Immunsystems ab- oder ausgestoßen. Nur eine gezielte Unterdrückung dieser Abstoßungsreaktion durch Immunsuppressiva genannte Medikamente schafft die Voraussetzung, dass das implantierte Organ akzeptiert wird, richtiger formuliert, »werden muss«.
Was ist nun dieses Selbst, das im Immunsystem agiert und alle komplexen Immunvorgänge steuert? Auf der physiologisch-körperlichen Ebene ist es nicht zu finden, da scheint ein Immunsystem wie alle anderen zu sein. Was macht dieses so einzigartig und nicht kopierbar? Die Antwort darauf wird später folgen (siehe Seite 29). Zunächst soll das Immunsystem in seiner Komplexität beschrieben werden, wie es sich der Schulmedizin aus vielfachen und immer wieder erneuerten Forschungsergebnissen heraus darstellt.
In dem Kurzen Lehrbuch der Immunologie, das im englischen Original bereits 1985 erschien und auf dem die folgenden Darstellungen des Immunsystems aus der Sicht der Schulmedizin aufbauen, wird die Immunologie als eine noch junge Wissenschaft bezeichnet.3 Bei all ihrer Ursprünglichkeit wird in diesem Buch aber auf gut 300 großformatigen Seiten schon eine hohe Komplexität mit erlebbarer Abstraktion aufgezeigt. Diese und die Diversifikation aller immunologischen Vorgänge haben seither enorm zugenommen und sind für den praktizierenden Arzt oder Kliniker kaum noch in ihrer Gänze nachvollziehbar. Wie viel weniger dann erst für einen medizinischen Laien.
Dass der Körper auf Fremdstoffe reagiert und diese abwehrt, war schon im 19. Jahrhundert wissenschaftlich untersucht und bekannt. Man formulierte den Begriff »Allergie« als Ausdruck von Antigen-Antikörper-Reaktionen und sprach von Abwehrkräften. Man unterschied einzelne Reaktionstypen und sah die Abwehr im Zusammenhang verschiedener Organe wie Thymus und Milz und mit ihnen verbundener Zellsysteme, vor allem den weißen Blutzellen. Die Gesamtheit der im Körper ausgebreiteten Abwehrgewebe wurde auch als lymphatisches System bezeichnet, wozu beispielsweise die Tonsillen (»Mandeln«) im Nasen-Rachen-Raum, die Lymphknoten und auch der sogenannte Blinddarm gerechnet werden. Doch erst in der bereits angesprochenen Zeit des letzten Drittels des vorigen Jahrhunderts wurden die unterschiedlichen Funktionen der Zellsysteme definiert und das feinstoffliche Konstrukt des Antikörpersystems immer detaillierter erforscht und beschrieben. Das hat sich dann bis in unsere Zeit mit großer Dynamik fortgesetzt.
Die wichtigste Grundstruktur bildet die Unterscheidung einer angeborenen Immunität von einer erworbenen. Erstere hat archaische Züge, dürfte also schon lange Zeiten in ihrer grundsätzlichen Funktion existieren; letztere muss immer wieder aktualisiert werden, denn sie bewirkt eine spezifische Immunantwort auf ein Nicht-Selbst. Bedenkt man die Zunahme synthetischer Stoffe in den letzten 150 Jahren, aber auch möglicher humanpathogener, das heißt beim Menschen Krankheiten auslösender Erreger, so ist verständlich, dass das Erkennen und eine gezielte Reaktion ständig neu hinzugelernt werden müssen.
Die angeborene Immunität und ihre Art der Abwehr des Fremden folgen einfachen Prinzipien. Das Hauptprinzip wird Phagozytose genannt, was vereinfacht »Auffressen« bedeutet. Dafür verantwortlich sind Zellen, die zusammenfassend Fresszellen genannt werden können. Besonders typisch sind die Makrophagen, was als »Viel-« oder »Großfresser« frei übersetzt werden kann. Dazu rechnen auch einige Arten von weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die durch körnige Einschlüsse, Granula genannt, gekennzeichnet sind und deshalb Granulozyten genannt werden, ebenso die sogenannten Monozyten. Diese Zellen sind in der Lage, Krankheitserreger oder als fremd erkannte Stoffe in sich aufzunehmen und zu zerstören. Auffällig an ihnen ist ihre Kurzlebigkeit, die einzelne Zelle wird nur wenige Tage alt. Denkt man an die unglaubliche Produktivität, immer frische Zellen zu erzeugen, und das ein Leben lang, stößt man auf die hohe Vitalität dieses Zellsystems, die große Lebenskraft. Ein wenig militärisch ausgedrückt: Es werden immer neue Krieger geschaffen, der Gegner hat eigentlich kaum eine Chance.
Interessanterweise wird eine besondere Zellsorte auch killer cells genannt und wie »Tötungsmaschinen« angesehen (der Fachausdruck lautet »Natürliche Killerzellen«, oder abgekürzt NK-Zellen). Bei der Vermittlung ihrer gegen das fremde Agens gerichteten Tätigkeit sind Eiweiße beteiligt, deren Gesamtheit als Komplement bezeichnet wird. Ein sehr typisches Eiweiß heißt C-reaktives Protein (CRP), das in der Entzündungsdiagnostik eine Rolle spielt. Ein über seine Norm erhöhtes CRP verweist immer auf entzündliche Vorgänge im Körper, zum Beispiel eine Organ- oder auch diffuse Gewebsentzündung wie Lungenentzündung oder Wundrose (»Erysipel«). Die Entzündung dient also der (natürlichen) Abwehr eingedrungener Fremdlinge; sie ist ein primär nützlicher Vorgang, der nicht unterdrückt, sondern sinnvoll gelenkt werden sollte, damit er seine Hilfe bei der Überwindung eines Fremden und der Wiederherstellung der Immunität auch wirklich ausüben kann. Erst wenn sich Entzündungsvorgänge verselbstständigen und chronifizieren, bekommen sie im eigentlichen Sinne Krankheitswert.
Diese beiden Grundfähigkeiten von Phagozytose und Entzündung als Elemente der angeborenen Immunität werden später wieder aufgegriffen.
Die erworbene Immunität ist nicht so einfach darzustellen, vor allem in der angestrebten Kurzversion. Ihre Grundlage bildet das schon erwähnte lymphatische System und vor allem seine Zellen, die Lymphozyten. 2 % des normalen Körpergewichts eines Menschen soll das lymphatische Gewebe ausmachen, was auch Ausdruck seiner Wichtigkeit für ein gesundes Menschsein ist. Grob unterteilt wird von T-Lymphozyten und B-Lymphozyten gesprochen. Im Gegensatz zu den Immunzellen des angeborenen Abwehrsystems sind die Lymphozyten längerlebig. Sie können als sogenannte Gedächtniszellen viele Jahre existieren.
Auch hier spielen Eiweiße eine wesentliche Rolle, die als Immunglobuline bezeichnet werden und in verschiedene Klassen mit unterschiedlichen Aufgaben eingeteilt werden können. Sie werden von bestimmten Immunzellen gebildet und zirkulieren ständig im Blut, sind aber auch in den Geweben anwesend. Mit ihnen verbinden sich die Antikörperstoffe. Ihre Aufgabe ist es, die fremden Stoffe oder Agentien zu binden und sie dann den Zellen der angeborenen Immunität zu präsentieren. Dazu sind Erkenntnisfähigkeit und eine hohe Intelligenz Voraussetzung. Die Immunglobuline der Klasse M sind hierfür primär verantwortlich, sie agieren sofort, wenn sich etwas Fremdes eingeschlichen hat, sind quasi die Wachmannschaft an den Toren. Sie sollen etwa 10 % aller Immunglobuline ausmachen. Ein Großteil der Immunglobuline, etwa 70 %, wird als Klasse G bezeichnet. In ihnen birgt sich das Gedächtnis und die Erinnerungsfähigkeit an früher schon einmal erkanntes Fremdes. Sie können dieses, wenn es erneut auftaucht, sofort binden und unschädlich machen. Daraus ergibt sich beispielsweise eine langfristige, eventuell lebenslange Immunität, wie man sie von den Masernviren kennt. Sie bilden auch die Grundlage für alle Impfungen, wobei interessant ist, gegen welche Erreger eine länger- oder auch nur kurzfristige Erinnerung erzielt wird, was bei letzteren dann häufigere Auffrischungsimpfungen notwendig macht. Die Immunglobuline der Klasse A, die 15 bis 20 % aller Immunglobuline ausmachen, sind stark an die Schleimhäute und die dazugehörigen sekretorischen Drüsen gebunden, sie finden sich im Speichel, in Bronchialsekreten und dem Darmschleim. Wir können sie als Grenzschutz benennen, der die großen Oberflächen bewacht, die Haut und Schleimhäute als Außengrenzen gegenüber der Welt als umfassendstes Nicht-Selbst darstellen.
Diese komplexe Welt des lymphatischen Systems wird einerseits von der Thymusdrüse im Brustkorb zwischen den Lungenflügeln (im Mediastinum) gebildet (sogenannte T-Lymphozyten), andererseits schon in der fetalen (vorgeburtlichen) Entwicklungsphase in Leber und Milz, nach der Geburt dann zunehmend vom Knochenmark (B-Lymphozyten).
Eine besondere Kategorie stellen die sogenannten Plasmazellen dar, die von hoher Intelligenz und spezifisch an der Antikörperbildung mit tätig sind. Bei bestimmten Erkrankungen des Knochenmarks im Erwachsenenalter kann man erleben, dass Leber und Milz wieder die Zellbildungsfunktion übernehmen, die sie physiologisch nur in der Zeit der Fetusbildung bis zur Geburt haben. Die schulmedizinische Forschung geht davon aus, dass jede einzelne Immunzelle nur für ein bestimmtes Antigen (»Fremd«) zuständig ist. Daher erstaunt es auch kaum, dass eine Gesamtzahl von 1012 (eine Billion) solcher Zellen als ständig vorhanden angenommen wird. Schließlich ist die Zahl möglicher Fremdstoffe (Antigene) auch extrem hoch, vielleicht in einem noch größeren Ausmaß.
Diese Zahl ist natürlich geschätzt, niemand hat die Möglichkeit, die vorhandenen Immunzellen in einem menschlichen Körper real zu zählen. Auch die extreme Spezialisierung jeder Immunzelle auf ein bestimmtes Antigen ist eine bloße Annahme. Wahrscheinlicher ist eine Universalität solcher Zellen, da ja nie vorauszusehen ist, mit welchem Antigen sich aktuell auseinandergesetzt werden muss.
Diese Beispiele als zwei unter Tausenden zeigen etwas von der eigentümlichen Art medizinischer Wissenschaftlichkeit: Vieles in ihr ist Spekulation, aus Ergebnissen von Experimenten abgeleitetes Denken, das so sein kann, aber keinesfalls so sein muss. Das Tragische ist nur, dass dieses – zumeist vorübergehend – zu einer unumstößlichen Wirklichkeit gemacht wird (Paradigma), die ein Andersdenken ausschließt. Da spiegelt sich der dogmatische Charakter der medizinischen Wissenschaft, den der Jesuitenpater und Soziologe Ivan Illich mit einer dogmatisierenden Kirche verglich.4 So findet sich auch in dem hier zugrunde gelegten Lehrbuch der Immunologie mit Blick auf die unfassbare Vielfalt der Immunzellen und -stoffe der Satz: »Das Problem der Vielfalt (Diversität) der Antikörper ist damit nicht geklärt.«5 Das gilt auch heute noch.
Wenig später heißt es dann zum Abschluss des Kapitels »Steuerung der Immunantwort«: »Auf welche Weise das System so viele Informationen unterscheiden und in den richtigen zeitlichen Ablauf integrieren kann, ist schwer zu durchblicken und erfordert noch viel Detailwissen über die Wirkungsweise der immunologischen Regelmechanismen.« Da taucht dann das Prinzip Hoffnung auf, dass immer mehr Detailwissen ein besseres Verständnis ermöglicht. Doch wird sich dieses nicht einstellen, solange in diesem Wunderwerk Immunsystem nur ein Zusammenspiel von Mechanismen gesehen wird, dazu Selbststeuerung und -regulierung als Automatismen. Da findet sich ein passender Gedanke in Goethes Faust: »Dann hat er die Teile in seiner Hand, fehlt leider! nur das geistige Band.«6 Das möchte ich im Folgenden aufgreifen und darzustellen versuchen.
Dieses Kapitel soll die Voraussetzung schaffen, alle folgenden Darstellungen zum Immunsystem und der Immunität des menschlichen Körpers zu verstehen. Es soll das geistige Band aufsuchen, das die vielen Teile verbindet.
Alle Naturwissenschaften sind Wissenschaften der Teile. Die heute vernachlässigten, ja eher geschmähten Geisteswissenschaften blicken grundsätzlich auf ein Ganzes. Denn der Geist ist unteilbar. Er kann sich in vielerlei Aspekten zeigen, die dann Teilansichten schaffen, doch ist er selber immer ein Ganzes. Das gilt für die uns zugängige große Schöpfung ebenso wie für die einzelnen Menschen.
Bis in das 9. Jahrhundert der neuen Zeitrechnung wurde der Mensch als eine Einheit von Leib, Seele und Geist gesehen. Diese sogenannte Trichotomie, die ein Spiegelbild der christlich göttlichen Trinität des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes ist, wurde auf einem Konzil in Konstantinopel im Jahr 869 von der von Rom geprägten christlichen Kirche für nicht gültig oder existent erklärt. Ab sofort galt eine Zweiheit von Leib und Seele, welcher einige geistige Anteile zugeschrieben wurden. Diese zum Dogma erhobene neue Anschauung führte zur Zergliederung der christlichen Kirchen, im Großen der römisch-katholischen und den verschiedenen national geprägten orthodoxen Kirchen. Denn letztere hielten an der Trichotomie des Menschen in Verbindung zur Trinität fest, auch wenn eine solche Auffassung von Stund an als Ketzertum galt und verfolgt wurde. Im Grunde genommen hat die römisch-katholische Kirche mit diesem Konzil einen selbstständigen Geist im Menschen »abgeschafft« und geradezu verboten, einen solchen zu denken.
Zwei Aspekte dazu sind erhellend für die weitere Entwicklung bis in unsere Zeit: die zunehmende Geistlosigkeit und das duale oder auch binäre Denken, welches die Wurzel des Entweder-Oder und auch der gesamten elektronischvirtuellen Welt ist. Es wird sich zeigen – hier am Beispiel der Immunologie –, dass die Wirklichkeit im Sowohl-als-Auch lebt und auch die Intelligenz nicht Ausdruck von elektrischem Ein- und Ausschalten einer Maschine ist, irreführend künstliche Intelligenz genannt.
Hier entsteht nun die Aufgabe, die Ganzheit Mensch oder den Menschen als Ganzes in aller Kürze so zu beschreiben, dass die komplexen Zusammenhänge der leiblichen Immunität nachvollziehbar werden. Grundlage hierfür bildet die von Rudolf Steiner zu Beginn des 20. Jahrhunderts erarbeitete und umfassend dargestellte Geisteswissenschaft, die er Anthroposophie nannte. In ihr findet die naturwissenschaftliche Anthropologie ihre notwendige Ergänzung. Denn die Ganzheit einer Wissenschaft vom Menschen braucht sowohl die Anschauung der Ganzheit als auch diejenige von ihren Teilen, die richtiger als ihre Glieder bezeichnet werden. Denn ein Ganzes teilt sich nicht, doch kann es sich gliedern. Die einfachste und zugleich für das gewohnte Denken unglaublich schwer zu erfassende Gliederung eines Ganzen ist die göttliche Trinität: Ein Gott zeigt sich als drei oder in dreifacher Gestalt. Man bemerkt sofort: Das lässt sich durch Mathematik, die Königin der Naturwissenschaften, nicht fassen, denn in ihr kann Drei nicht Eins sein. Im Geistigen ist dieses Phänomen jedoch Wirklichkeit.
Für den Menschen als Ganzheit entspricht die Gliederung in Leib, Seele und Geist dem göttlichen Beispiel. Und jedes der drei Glieder ist in sich untergliedert, grob angeschaut wieder dreifach, sodass wir schon auf neun Glieder blicken. Dann aber gliedern sich Leib und Seele weiter, sodass eine Vielheit von Gliedern entsteht, die ihre Wirklichkeit aber nur in der Ganzheit haben.
Trenne ich einen Finger von der lebendigen Hand ab, so ist er – wirklichkeitsgemäß betrachtet – kein Finger mehr. Er hat zum Beispiel seine Funktion, sein Leben, auch seine Empfindungs- oder Wahrnehmungstätigkeit verloren. Nur in der abstrahierenden Anschauung einer Anatomie des Leichnams scheint er auch getrennt von der Hand noch ein Finger zu sein. Ganz anders eine Zündkerze. Aus dem Motor herausgeschraubt, büßt sie zwar ihre Funktion ein, die sie jedoch sofort wieder übernimmt, wenn sie wieder hineingeschraubt wird. Das ist bei dem einmal abgetrennten Finger so nicht möglich. Selbst wenn er handchirurgisch kunstvoll wieder angepasst wird, dauert es lange, bis er seine ursprüngliche Funktion wieder erfüllen kann, wenn das überhaupt gelingt. Warte ich zu lange mit dem Annähen, ist der Finger dafür untauglich geworden, er ist dann abgestorben. Das ist bei der Zündkerze erneut ganz anders: Sie kann lange vom Motor getrennt sein, ohne ihre Funktionsfähigkeit zu verlieren. Sie hat eben kein Leben und schon gar keine Empfindungsfähigkeit, wie zum Beispiel den Schmerz.
Physikalische Gestalt oder Architektur, Funktion als Ausdruck von Leben und Empfindungsfähigkeit sind Hauptgliederungen des Körpers oder Leibs. Sie werden wir bei der geistig orientierten Beschreibung der Immunvorgänge wiedertreffen (siehe Seite 31).
In dem Leibesglied, das empfindend ist, begegnen wir dem Ort, wo Leib und Seele sich verbinden. Ihr leibzugewandtes Glied nannte Rudolf Steiner Empfindungsseele. In ihr leben Schmerz, Freude, Trauer, Zuversicht, die ganze Fülle unserer emotionalen Welt oder auch von Gefühlen. Der Empfindungsleib macht sie uns jeweils bewusst.
Ein weiteres (mittleres) Seelenglied birgt eine Verstandes- und eine Gemütsseite. In Ersterer lebt die Intelligenz, die sich – am Leib spiegelnd und bewusstmachend – als Intellekt zeigt. Orientiert sie sich zum Geist, trägt sie in sich Vernunft. Eine Kostbarkeit ist die Gemütsseele, ohne sie gäbe es keine Empathie oder Nächstenliebe, sie ist der Quell der Seelenwärme. Aus ihr spricht das Gewissen, sie schafft die Fähigkeit zur Verantwortlichkeit.
Ein drittes Seelenglied nannte Steiner Bewusstseins- oder auch Selbstbewusstseinsseele. Sie ist ganz dem Geist zugewandt, der als geistig Individualität und Einzigartigkeit bildend beim Menschen schlicht Ich heißt. Dieses Ich durchpulst alle Leibes- und Seelenglieder, wärmt sie mit seinem Geistesfeuer, das frühere Zeitalter auch als Flamme erlebten, man denke an das Pfingstereignis der Apostel. Das Ich ist der eigentliche Mensch, unser Ewiges, alle Zeiten Überdauerndes. Es ist noch sehr jung und wird in weiten zukünftigen Zeiträumen auch Glieder ausbilden, die in der anthroposophischen Geisteswissenschaft Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch heißen. Sie sind in uns veranlagt, werden aber erst ganz allmählich in Erscheinung treten.
So haben wir die neun Hauptglieder der Ganzheit Mensch charakterisiert, um sie im Verständnis der Immunität wiederzufinden und einordnen zu können. Es existiert eine umfassende Literatur zu ihrer ausführlichen und differenzierten Darstellung, die für die hier folgenden Kapitel umfassendere Begründungen liefert.7 Hier kann die Kurzfassung ausreichen, um zumindest als Nomenklatur für das Folgende zu dienen.
Die Ganzheit Mensch ist somit unser individualitätsschaffender Geist, das Ich, mit seinen Instrumenten und Werkzeugen Seele und Leib. Letzterer ist vergänglich, in ihm wechseln ständig Abbau- und Aufbauvorgänge. Mit der Kurzlebigkeit von Leukozyten wurde dieses »Stirb und Werde« bereits angesprochen. Man denke nur einmal die unfassbare Produktivität in einem gesamten Lebensalter von vielleicht siebzig Jahren oder mehr! Andere Gewebe tauschen sich viel langsamer aus, extrem langsam das Nervengewebe. Der Zahnschmelz ist eines der ganz wenigen Gewebe oder besser Stofflichkeiten, die – einmal geschaffen – keinen Austausch mehr kennen. Die Gliederung des Leibes ist so vielfältig, dass sie kaum wirklich vorstellbar ist. Ein wichtiger Anteil sind die Organe, die schon immer als Werkzeuge gesehen wurden, denn das griechische Wort organon heißt übersetzt »Werkzeug«.
Die Seele gilt als unsterblich, weil sie über den physisch-leiblichen Tod hinaus andauert. Anders als der ewig andauernde Geist aber verändern sich ihre Glieder durch ihre Tätigkeiten während des Erdenlebens, die wir Denken, Fühlen und Wollen oder Handeln nennen. In unserer Zeit treten jedoch immer stärker geistige Kräfte an den Menschen heran, die die Unsterblichkeit der Seele infrage stellen. Sie sind Ausdruck von Wesen, die sich dem Schöpfungsplan und seinen Zielen – zum Beispiel der Entwicklung eines freiheitlichen Menschen – entgegenstellen und eigene Ziele verfolgen. Sie werden deshalb auch als Widersacher bezeichnet. Ihren äußeren Ausdruck finden sie im Materialismus, in der Verneinung eines eigenständigen Geistes, in der Vorstellung, eine Welt ohne Gott denken zu können (Atheismus). Ein richtiges Zusammenführen von Natur- und Geisteswissenschaft, von Anthropologie und Anthroposophie wird diese Gefahr im Fortschreiten des Menschen verhindern können.8
Diese gegensätzlichen Vorgehensweisen von einer Wissenschaft der Teile und einer solchen von Ganzheiten brauchen allerdings ein drittes Element zur Brückenbildung wegen großer methodischer Unterschiede. Dieses Dritte ist das menschliche Denken, in welchem sich auch Freiheit gestalten kann. Denken kann alle Ketten, die Dogmen schnüren, sprengen (»Die Gedanken sind frei«). Steiner nannte das auch gesunden Menschenverstand.
Der Begriff »spirituell« will deutlich machen, alle überhaupt auftauchenden Phänomene, seien sie sinnlich-sichtbar oder seelisch-erlebbar, das heißt unsichtbar oder den Sinnen nicht zugänglich, vom Geistigen aus zu erfassen. Denn alles Seiende und auch Erscheinende ist aus dem Geist geworden. Er ist das Ursprüngliche. So beschreibt es auch der Anfang (Prolog) des Johannes-Evangeliums. Dort wird der Schöpfergeist »das Wort« genannt. In der Sprache offenbart sich unser Denken, das nicht sinnlich fassbar, das Ausdruck des Geistigen in uns ist, das – wie angesprochen – Mittler sinnlich erscheinender und geistig seiender Welten ist.
Eine ganzheitliche (Leib, Seele und Geist einbeziehende) Anschauung des Menschen erfordert eine Methodenerweiterung des analytisch-beweisenden Vorgehens der Schulmedizin. Ursprünglich waren es drei sich einander folgende Schritte des Erkennens, welche die Begründer der ausschließlich naturwissenschaftlich fundierten Medizin Mitte des 19. Jahrhunderts formulierten: Alles Erkennen sollte von einer den Sinnen zugänglichen Beobachtung ausgehen. Aus dem Beobachtungsergebnis resultiert eine gedankliche Hypothesenbildung der Bedeutung des Beobachteten. Dann folgt ein Experiment, eine experimentelle Versuchsanordnung, um die Hypothese zu bestätigen (verifizieren) oder zu verwerfen (falsifizieren). Das geschieht heute durch die Wahrscheinlichkeitsrechnung der Statistik. Auf dieser Erkenntnisstufe ist die Medizin heute eine experimentell-statistische. Sie kann damit jedoch weder die Lebensvorgänge noch die seelische Empfindungswelt erfassen und schon gar nicht die biografische Dimension des individuellen Lebenslaufs eines Menschen.
Nur auf den Leib bezogen braucht es mindestens zwei weitere methodische Schritte: eine anschauend-vergleichende Methode und eine physiognomischbeschreibende. Sie sind an anderer Stelle ausführlich dargestellt9 und sollen hier nur deshalb erwähnt werden, um nachvollziehbar zu machen, dass die folgenden Darstellungen Ergebnis dieser drei Erkenntnismethoden sind und umfänglich nachprüfbar, wenn man sich diese weiteren methodischen Schritte zu eigen macht. Die medizinische Erkenntniswissenschaft wird so auf die Ganzheiten von Leib und Seele gerichtet10 und damit menschengerechter.
Der Leib muss den Intentionen des Ich als dessen Werkzeug so entsprechen, dass die persönliche Lebensmelodie, wie sie der amerikanische Psychoonkologe Lawrence LeShan als Ausdruck der Biografie formulierte,11 ungestört und rein erklingen kann. Deshalb durchdringt das Ich den gesamten Leib bis zur einzelnen Zelle und macht aus dem genetisch bestimmten, von Eltern zubereiteten Modell seinen Individualleib. Das dauert ungefähr zwanzig Jahre. Deshalb ist der Mensch im Vergleich mit der Tierwelt ein so extremer Langsamentwickler! Die vollkommene (»ideale«) Leiblichkeit ist erst um das 28. Lebensjahr fertig.
Dieser Ich-Vorgang macht absolute Integrität oder Identität des Leibes notwendig. Das ist nicht nur ein langer, sondern auch ein schwieriger Weg, der kaum ungestört verlaufen kann, zu abhängig ist der Mensch als Kind und Jugendlicher von anderen Menschen und Institutionen und natürlich von Einflüssen der Welt wie Klima, Ernährung, Lärm oder Rhythmik. So kann kaum davon ausgegangen werden, dass die leibliche Immunität bei jedem Menschen eine optimale ist. Im Gegenteil, eher muss doch mit deutlichen Einschränkungen gerechnet werden, welche Eintrittspforten für Krankheiten bilden. Hier spielt die Seele eine wichtige Rolle, weil in ihr kein vergleichbares Integritätsbestreben ist. Sie ist weltoffen und stets bereit, Eindrücke von Welt und Mensch aufzunehmen und in sich gestaltend wirksam sein zu lassen. Wir nennen das »Lernen«.
Bei der innigen Verbindung von Seele und Leib vermittelt sich dieses vielfältige »Fremde« der Seelenregion selbstverständlich dem Leib. Er ist immer von außen und innen beeinflusst und muss in beide Richtungen begrenzend oder überwindend tätig sein. Dabei – das wird später wieder aufgegriffen (siehe Seite 159 ff.) – hilft ihm bzw. dem Ich die Weltensubstanz des Kiesels (Quarz).
Wir haben die Hauptglieder des Leibes genannt, die an der Immunitätsbildung beteiligt sind oder sein müssen: die gestaltbildende physische Leiblichkeit, in die sich die Stoffe einlagern, in der auch die Sinnesorgane gebildet werden und die uns als Mensch sichtbar sein lässt. Die meisten Anteile des Menschen sind unsichtbar, auch vom Mikroskop oder Elektronenmikroskop nicht ins Sichtbare zu bringen. Wir können das Leben nicht unmittelbar sehen, nur mittelbar in seinen Auswirkungen, zum Beispiel den Funktionen oder Wachstum und Regeneration. Deshalb ist auch das zweite Leibesglied, der Lebensträger oder Lebensleib, nur in seinen Tätigkeiten zu erfassen. Er bleibt als solcher unsichtbar. Ein Tätigkeitsfeld ist beispielsweise alles Strömen von Flüssigkeiten, vom Blut bis zu den Drüsensekreten. Denn sein Element ist das Wasser, womit alte Zeiten alle Art von Flüssigem symbolisierten.
Ein weiteres Tätigkeitsfeld ist »Leichten«, ein sicher sehr ungewohnter Ausdruck. Doch wird die Schwere der Physis ständig von Lebensvorgängen weitgehend aufgehoben. Das ist in der Physik als Archimedisches Prinzip bekannt, aber nur von außen betrachtet. Denn es ist ein ständiges Wunder, wie wir zum Beispiel beim Gehen oder gar Treppensteigen überhaupt nicht bemerken, welche Last nach den Gesetzen der Schwerkraft wir als Körpergewicht den ganzen Tag lang transportieren.
Wachstum, aber auch Absterben, Regeneration wurden schon genannt. Schließlich die Empfindungswelt des Leibes, für die am markantesten der Schmerz steht – wieder als Ausdruck am Leib erfassbar, aber weder in Gewicht, Zahl oder Maß exakt zu benennen noch unmittelbar zu sehen. Den Leib als Träger von Immunität müssen wir entsprechend in allen drei Ebenen aufsuchen.
Während der Leib strenge Grenzen gegen außen und innen bildet, ist die Seele ihrer Natur entsprechend gegen alle Welt offen. Es ist ihr Wesen, zu kommunizieren und in den Begegnungen mit aller Welt immer Neues zu erfahren und sich anzueignen. Sie ist die Region im Menschen, in welche Fremdes oder Nicht-Selbst ganz einfach eindringen können. Man kann daher verstehen, dass die Seele als eigentlicher Ort des Erkrankens angesehen wird, sei es im Sinne einer psychosomatischen Medizin,12 sei es in der Formulierung Rudolf Steiners, dass alle leiblich-organischen Erkrankungen ihre Ursachen im Seelischen haben, die seelischen oder Gemütskrankheiten dagegen auf Veränderungen im Organleben beruhen.13
Das Ich lebt zwar in der Seele, seine Hauptwirkung richtet sich jedoch in unserer Epoche auf den Leib, aus dem es im Laufe der Evolution die Seelenglieder herausschuf, in der alten ägyptisch-babylonischen Kultur die Empfindungsseele, in der griechisch-römischen die Verstandes- und Gemütsseele und jetzt – etwa seit Beginn des 15. Jahrhunderts – die Bewusstseinsseele.
Leiblicher Ort hierfür ist das stofflich-physische Leibesglied, was auch verständlich macht, dass diese Zeit stark von der Weltanschauung des Materialismus geprägt wird. Denn es bedeutet schon eine Faszination, zuinnerst in die Struktur der mineralischen Substanzen, der Stoffe, einzutauchen und die Kraft zu behalten, sich nicht an ihre Schönheit und Genialität zu verlieren. Vielmehr entsteht die Forderung, das ihnen zugrunde liegende schöpferische Prinzip zu enträtseln und damit auf das Geistige zu stoßen, das aller Schöpfung Wurzel ist. Im Sinne der Schöpfungsgeschichte von Mose im Alten Testament (Genesis) können wir von der göttlichen Vaterwelt sprechen, dem Urgrund allen Seins. Ziel der Entwicklung der Bewusstseinsseele, die weitgehend tief im Unbewussten verläuft, ist die freie Entdeckung und neue Verbindung mit der Welt des Geistes, nachdem das Ich durch lange Zeiträume immer ausschließlicher in der Welt der Sinne gelebt und gewirkt hat. Man kann das Ziel auch so formulieren, wie es Rudolf Steiner als Schlusssatz seiner Dissertation schrieb: »Das wichtigste Problem alles menschlichen Denkens ist das: den Menschen als auf sich selbst gegründete, freie Persönlichkeit zu begreifen.«14
Hat der Leib seine angeborene Fähigkeit, sich abzugrenzen (Immunität), die durch ständige Lernprozesse immer mehr ausgebildet und differenziert wird (erworbene Immunität), muss die Seele unter Führung des Ich lebenslang lernen, die eigenen Grenzen zu entwickeln und auszubilden. Sie kann sich darin frei fühlen, sie enger oder weiter zu ziehen. Diese Tätigkeit nennen wir Erziehung, die zum Lebensbeginn von außen erfolgt, spätestens ab dem 20. Lebensjahr immer mehr in die eigene Hand genommen zur Selbsterziehung wird. Die Seele bildet also im Leben eine »erzogene« oder auch geschulte Immunität.
Sind die Grundelemente des Leibes Gestalt, Leben und Empfindung, repräsentiert in der altgriechischen Elementenlehre als Erde, Wasser und Luft, so sind entsprechende Elemente der Seele Wärme, Licht und Bewegung. Ihr tiefstes Wesen ist das Licht. Es ist der eigentliche »Stoff« der Seele, dessen Offenbarungen wir als Positivität oder Zuversicht kennen, um zwei Beispiele zu nennen. Der Quell der Seelenwärme ist die Liebe, die heute etwas verborgener auch Empathie genannt wird und als Nächstenliebe oder Barmherzigkeit Anteil christlichen Lebens ist. Begeisterung oder gar Enthusiasmus (»in Gott sein«) sind Seelenregungen, die aus ihrer Wärme stammen. Bewegung schließlich bedeutet Entwicklung, unterbindet allen Stillstand. In ihr lebt der Spieltrieb, alle Freude, der Antrieb zum Handeln, den wir Initiative nennen.
Diese drei Seelenelemente werden dem Leib vermittelt: Die Seele wärmt den Leib, sie bewegt ihn und durchleuchtet ihn, was anders ausgesprochen heißt, sie gibt ihm Bewusstsein von sich. Dass dieses alles für das gebraucht wird, was wir Immunität und Immunsystem nennen, werden die folgenden Kapitel erweisen.
Wir kommen nun zu einem ersten Hauptteil einer spirituellen Immunologie: der Darstellung eines Organigramms aller leiblichen und seelischen Immunvorgänge, deren Gesamtheit richtiger als Immunorganisation angesprochen wird. Das Wort »System« entspricht einer vorwiegend mechanischen Auffassung; es ist nicht falsch, wird aber der Vielfalt und vor allem Kreativität aller Immunprozesse nicht gerecht. Im Grunde stehen wir vor einem Wunder, das wir eigentlich nicht fassen können. Was ist das für eine lebenslange Leistung, gegen alle Angriffe und Versuchungen von anderen Menschen und aller Welt ganz bei sich zu sein, ganz »Ich Selbst« zu sein! Sich Grenzen zu bilden gegen alles, was ich nicht bin und auch nicht sein will, und dennoch nicht Einsiedlerkrebs, sondern ein kommunikatives Wesen zu sein. Ist doch die Vielfalt der Welt und aller Menschen scheinbar grenzenlos. Wie soll ich da erkennen, wo meine Grenzen sind? Deshalb mag »Organisation« als aktiver Begriff richtiger sein als System, wobei hier kein Spiel mit Worten gemeint ist.
Dem Ich obliegt alle Steuerung, aus ihm geht hervor, wo und welche Grenzen gesetzt werden. Denn diese sind nicht allgemein, sondern individualspezifisch. Ich erinnere an den eingangs zitierten Satz des Stockholmer Immunologen Hans Wigzell von der Einzigartigkeit jedes einzelnen menschlichen Immunsystems (siehe Seite 13). Aus der Seele kommt alle Regulation des hochkomplexen Geschehens, die Abstimmung der ineinandergreifenden Vorgänge, das rechtzeitige Zur-Verfügung-Stellen der notwendigen Immunstoffe oder -zellen, ebenso – ganz wichtig – die Bevorratung. Auch die Gedächtnisfähigkeit, die von der Schulmedizin bestimmten Zellen zugeordnet wird, ist eine Leistung der Seele, die in der Zelle ihr leibliches Korrelat hat.
Der Leib schließlich ist das eigentliche Tätigkeitsfeld, hier verwirklichen sich die aus Ich und Seele veranlagten Prozesse, die wir Grenzbildung und Abwehr nennen. Im Leib ist das eigentliche Kampffeld von Selbst und Nicht-Selbst, doch alles Unterscheidungsvermögen, alle Strategie, alle Ordnung der »Truppen« (man denke an den Begriff Killerzellen), ihre Zuordnung zu unterschiedlichen »Wehrtürmen« oder »Burgtoren« stehen in der Verantwortung von Seele und Ich.
Es sind drei Glieder, die vornehmlich an der Erstellung und Erhaltung von Immunität tätig sind, auch wenn der ganze »neungliedrige« Mensch beteiligt ist. Es sind dies die Empfindungsseele, der Empfindungsleib und der Lebensleib.
Die Empfindungsseele arbeitet aus ihren Grundkräften der Sympathie und der Antipathie. Diese registrieren alle leiblichen Vorgänge der angeborenen und der erworbenen Immunität: Sympathie die angeborene, auch archaische genannt, der der Lebenskräftebereich (Lebensleib) zugrunde liegt; Antipathie die erworbene Immunität, die dem Empfindungsleib angehört.
Sympathie als Seelenkraft trägt in sich den Drang nach Nähe, Einswerden, Verschmelzen. Sie ist der Antrieb zu aller Wahrnehmung, in der wir Einssein mit dem wahrgenommenen Objekt, dem »Ding« anstreben. Steiner spricht von einem Hineinschlafen in die Dinge. Bewusst wird uns das Wahrgenommene erst, wenn wir es wieder verlassen, uns vor es hinstellen (»Vorstellung«). Bleibe ich ganz bei dem Ding, kann ich es nicht erkennen, ich »sehe den Wald vor Bäumen nicht«.
Gesunde Sympathie ist also eine doppelte Bewegung: auf ein anderes zuzugehen, ihm wieder gegenüberzutreten. Will ich die gewonnene Erkenntnis bewahren, mir zu eigen machen, muss ich den damit verbundenen Eindruck »verdauen«. Der allgemeine Begriff der Verdauung meint eigentlich, »sich etwas anzueignen«. Verdauung ist also Aneignung, kann aber auch Ausscheidung oder gar Vernichtung bedeuten. Hier treffen wir auf das Element der Phagozytose, mit dem die angeborene Immunität hauptsächlich arbeitet (siehe Seite 15).
Diese Aneignung des Fremden kann ein friedvoll-einvernehmliches Geschehen sein, zum Beispiel in der Wahrnehmung, es kann jedoch auch ein aggressiv-zerstörerisches sein, beispielsweise in der Ernährung. Beides gilt auch für die Immunprozesse der angeborenen Immunität. Im Volksmund symbolisiert sich das in dem Ausspruch: »Ich habe dich zum Fressen gern.«
Die hier wirksamen, durchaus aggressiven Kräfte kommen auch in der an sich nicht adäquaten Bezeichnung der Killer- oder auch Mörderzellen zum Ausdruck. Dieser Kräfteherd ist Anteil der Lebensorganisation unseres Leibes und zeigt sich am deutlichsten in den Verdauungsprozessen der Nahrungsstoffe. Sie sind organisch von Verdauungsenzymen wie Pepsin, Trypsin, Lipasen und Amylasen geprägt und haben ihr Zentrum in der geheimnisvollen Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Für diese können wir das Bild eines Drachenwesens nutzen: Sie hat Kopf, Körper und Schwanz, aber keine Gliedmaßen und ist auf Zerstörung, ja Vernichtung gepolt.
Diese Kräfte können sogar gegen sich selbst gerichtet werden. Dann sprechen wir von einer akuten Pankreatitis, die lebensbedrohlich und mit heftigen Schmerzen verbunden ist. Diese Erkrankung wird fälschlich als Entzündung gesehen. Sie ist eine extreme Form von Selbstverdauung, Selbstzerstörung. Lesen Sie das Märchen vom Rumpelstilzchen und seinem Ende, dann werden Sie viel von dem Wesen angeborener Immunität verstehen.
Verdauung ist ein Anteil des übergeordneten Stoffwechsels, in dem der Wille sein Tätigkeitsfeld hat. So hat es Rudolf Steiner nach langer Forschungsarbeit beschrieben.15 In dem Begriff »Stoff-Wechsel« ist sein Aufgabengebiet exakt beschrieben. Jeder fremde Stoff muss etwas anderes werden, er kann im Menschen nicht der bleiben, der er in der Natur ist. Er muss sich ändern.
Das wirft sofort eine Frage zu Kunststoffen (Mikroplastik) oder der Vielfalt von synthetischen Stoffen auf, die der Mensch nicht verdauen kann. Dioxin oder DDT sind sehr bekannte Vertreter solcher Stoffe, aber nur Beispiele einer kaum noch benennbaren Vielzahl. Gehören nicht auch manche der modernen Arzneistoffe dazu? Und natürlich alle radioaktiven Stoffe. Es wundert nicht, dass im Stoffwechsel unser Wille (unbewusster Wille) sich nicht nur manifestiert, sondern auch intensiv tätig ist. Er benötigt dabei die Hilfe des Denkens und dessen Tätigkeit der Wahrnehmung. Denn die Besonderheit jedes Stoffes, sein Bauplan, seine Eigenschaften müssen ja erkannt und identifiziert werden, ehe der Wille mit seiner Tätigkeit darangehen kann, ihn so umzugestalten, dass er zu etwas eigenem genutzt werden kann (wie zum Beispiel die gegessene Karotte, die letztlich zu den notwendigen Bausteinen für die Leibgestaltung umgewandelt wird). Diese spezifische Wahrnehmungs- und Sinnestätigkeit leistet das Schmecken bzw. der Geschmackssinn, der sein Organ in der Leber hat, die damit zum Zentralorgan des Stoffwechsels, aber auch der Willenstätigkeit wird, die wir Initiative nennen.16
Alles Schmecken ist Ausdruck der Lebertätigkeit, auch wenn dieser Gedanke zunächst ungewohnt ist. Schmecken bewirkt chemische Vorgänge an den leiblich aufgenommenen Stoffen; ich kann nur etwas schmecken, wenn ich es zuvor auflöse. Diese Lebenstätigkeit bezeichnete Steiner als Chemismus, vollzogen durch die Kräfte des chemischen Äthers. Er verwendete die alte Bezeichnung »Äther« für Kräfte des Lebensleibs und nannte neben dem chemischen Äther noch den Wärme-, Licht- und den eigentlichen Lebensäther. Den chemischen Äther bezeichnete er in einer Doppelheit auch als Klangäther, was uns auf eine Gedankenspur führt, die noch auf ihre Ausarbeitung wartet: Die Lebensvorgänge des Stoffwechsels und auch der Immunität folgen musikalischen Gesetzen. Die Leber nannte Steiner auch einmal das musikalischste aller Organe. Hier werden Arzt, Immunologe und komponierender Musiker eng miteinander forschen können, um den Zusammenhang zu enträtseln. Und noch eine Komponente ist wichtig für eine kräftige Funktion der angeborenen Immunorganisation: Das ist die Wärme, die sich – wie angeführt – von der (Empfindungs-)Seele dem Leib vermittelt.