Die Tochter der Venezianerin - Christa Kanitz - E-Book
SONDERANGEBOT

Die Tochter der Venezianerin E-Book

Christa Kanitz

0,0
5,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Eine Familie in den Stürmen der Zeit: »Die Tochter der Venezianerin« aus der Gewürzhändlerinnen-Saga von Christa Kanitz jetzt als eBook bei dotbooks. Das stolze Hamburg im Jahre 1830. Schweren Herzens musste Silvana einst ihre italienische Heimat verlassen – und hat sich in der Hansestadt ein neues Leben aufgebaut. Doch während sie die Geschicke der Gewürzdynastie ihrer neuen Familie mit strenger Hand und klugem Weitblick führt, kann sie nicht verhindern, dass ein dunkler Schatten auf ihre Kinder fällt: Ihre Tochter Theresa verliebt sich in den falschen Mann und droht, an ihrem gebrochenen Herzen zu verzweifeln. Zur gleichen Zeit kehrt Lukas zurück, Silvanas Sohn, der vor vielen Jahren spurlos verschwand. An seiner Seite betritt eine schöne junge Frau die Villa der Iserbrooks – aber trägt sie dabei unabsichtlich den Niedergang der Familie über die Schwelle? Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Die Tochter der Venezianerin« von Bestsellerautorin Christa Kanitz, auch bekannt unter dem Namen Christa Canetta, ist der zweite Roman ihrer großen Gewürzhändlerinnen-Trilogie, die auch Leserinnen und Leser der hanseatischen Familiensaga von Miriam Georg begeistern wird. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 490

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über dieses Buch:

Das stolze Hamburg im Jahre 1830. Schweren Herzens musste Silvana einst ihre italienische Heimat verlassen – und hat sich in der Hansestadt ein neues Leben aufgebaut. Doch während sie die Geschicke der Gewürzdynastie ihrer neuen Familie mit strenger Hand und klugem Weitblick führt, kann sie nicht verhindern, dass ein dunkler Schatten auf ihre Kinder fällt: Ihre Tochter Theresa verliebt sich in den falschen Mann und droht, an ihrem gebrochenen Herzen zu verzweifeln. Zur gleichen Zeit kehrt Lukas zurück, Silvanas Sohn, der vor vielen Jahren spurlos verschwand. An seiner Seite betritt eine schöne junge Frau die Villa der Iserbrooks – aber trägt sie dabei unabsichtlich den Niedergang der Familie über die Schwelle?

Über die Autorin:

Christa Kanitz (1928–2015) studierte Psychologie und lebte in der Schweiz und Italien, bis sie sich in Hamburg niederließ. Sie arbeitete als Journalistin für den Südwestfunk und bei den Lübecker Nachrichten; 2001 begann sie in einem Alter, in dem die meisten Menschen über den Ruhestand nachdenken, mit großem Erfolg, Liebesromane und historische Romane zu schreiben, die sie sowohl unter ihrem richtigen Namen als auch unter dem Pseudonym Christa Canetta veröffentlichte.

Christa Kanitz veröffentlichte bei dotbooks die Romane »Die Liebe der Kaffeehändlerin«, »Violas Traum« und die Trilogie »Die Venezianerin«, »Die Tochter der Venezianerin« und »Das Vermächtnis der Venezianerin«.

Unter ihrem Pseudonym Christa Canetta veröffentlichte sie bei dotbooks die Romane »Eine Liebe in Frankreich«, »Das Leuchten der schottischen Wälder«, »Schottische Engel«, »Schottische Disteln«, »Die Heideärztin« und »Die Heideärztin unter dem Kreuz des Südens« (die letztgenannten Romane sind auch als Sammelband unter dem Titel »Eine Landärztin zum Verlieben« erhältlich).

Ebenfalls bei dotbooks erschienen die Romane »Jenseits der Grillenbäume«, »Im Land der roten Erde« und »Sommerwind über der Heide« aus dem Nachlass von Christa Kanitz: Drei unvollendete Romane, denen ihre Töchter – darunter die erfolgreiche Autorin Brigitte D’Orazio – gemeinsam den letzten Schliff verliehen und die nun unter dem Namen von Christa Kanitz‘ Enkeltochter Virginia veröffentlicht wurden.

***

eBook-Neuausgabe Dezember 2021

Copyright © der Originalausgabe 2007 by LangenMüller in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

Copyright © der Neuausgabe 2021 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von shutterstock sowie dem Foto »6816 P.Z. Holländischer Brook, Hamburg, Germany, 1890-1900« from the Photochrom Print Collection at the Library of Congress.

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)

ISBN 978-3-96655-931-7

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

***

Sind Sie auf der Suche nach attraktiven Preisschnäppchen, spannenden Neuerscheinungen und Gewinnspielen, bei denen Sie sich auf kostenlose eBooks freuen können? Dann melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an: www.dotbooks.de/newsletter.html (Versand zweimal im Monat – unkomplizierte Kündigung-per-Klick jederzeit möglich.)

***

Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Die Tochter der Venezianerin« an: [email protected] (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

***

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

www.facebook.com/dotbooks

www.instagram.com/dotbooks

blog.dotbooks.de/

Christa Kanitz

Die Tochter der Venezianerin

Die Gewürzhändlerinnen-SagaBand 2

dotbooks.

Kapitel 1

Luc Brook rieb sich müde die Augen. Er hatte schlecht geschlafen. Seit Wochen herrschte diese unerträgliche Hitze über der Küstenregion von Salalah, und ein Ende war nicht abzusehen. Seit fast drei Wochen hatte er sein Nachtlager auf dem flachen Dach ausgebreitet, immer in der Hoffnung, eine erfrischende Brise vom Meer her einzufangen. Aber seine Hoffnung erfüllte sich nicht. Die nächtlichen Winde streiften zwar die kühlen Wellen, aber sie zogen sich zurück, wenn das Meer die heiße Küste erreichte.

Luc richtete sich noch müde auf. Drüben im Osten hinter dem Bergmassiv des Tarimbah zeigten rosa-violette Himmelssignale den beginnenden Tag an. Vom Minarett herüber hörte er den Muezzin, der zum Morgengebet rief. Er stand auf. Es wurde höchste Zeit, wollte er Alinia auf dem Basar von Salalah sehen. Sie wurde von ihren Brüdern streng bewacht und musste sich nach ihrer Arbeit am frühen Morgen bis zur Rückkehr ins Dorf am Abend in ein Frauenhaus zurückziehen. Aber sie kam nur einmal im Monat zum Weihrauchverkauf in die Stadt, und wenn er sie heute nicht traf, musste er vier Wochen lang auf ein nächstes Wiedersehen warten.

Alinias Brüder ärgerten sich über die zusätzliche Belastung dieser Bewachung, sie hätten die Schwester am liebsten ans Ende der Wüste geschickt, aber keine Frau und kein Mann konnten den Weihrauch im Basar kunstvoller auf den Palmenmatten ausbreiten als das junge Mädchen. Sie türmte die kleinen gelben Brocken so geschickt auf die grünen Unterlagen, dass die Sonne sie in purem Gold erstrahlen ließ. Kein Händler konnte diesem Anblick widerstehen, und wie magisch angezogen starrten die Männer auf die Pracht und kauften das Aromaharz bis auf das letzte Klümpchen. Sie wussten, der Weiterverkauf an die Händler aus dem Abendland verwandelte den Weihrauch dann in echtes Gold.

Luc liebte Alinia. Noch nie hatte er eine Frau lieben dürfen, und nun sehnten sich sein Herz und seine Seele nach dieser Kindfrau. Und er wusste, dass Alinia seine Gefühle erwiderte. Aber sie hatten keine Chance, sich näherzukommen. Er hatte sie durch einen Zufall kennen gelernt, denn er hatte, als Medicus in der Küstenstadt wohlbekannt, ihre Mutter geheilt, die mit einem entzündeten Blinddarm in einem kleinen Dorf am Rande der Wüste mit dem Tode rang. Alinia pflegte die Kranke in aufopfernder Weise. Und dabei hatten sie vorsichtige Blicke getauscht, flüsternd wenige Worte gewechselt, bei kleinen Handreichungen sich berührt und mit versteckten Gesten der Zärtlichkeit einander ihre Gefühle verraten. Denn in diesem Raum der Frauen waren Männer nicht erwünscht. Und die Schwerkranke selbst war nicht fähig, Blicke und Empfindungen wahrzunehmen. Aber diese Zeit war vorbei. Sie fand vor drei Monaten ihr Ende, als die Mutter genesen war.

Doch Luc erfuhr, dass die Großfamilie in einem abgelegenen Trockental, dessen genaue Ortsbezeichnung das größte Geheimnis dieser Beduinen war, ausgedehnte Wälder mit den wertvollen strauchähnlichen Boswellia-Bäumen besaß. Regelmäßig mussten die Frauen die Baumrinden einritzen, um später die heraustretende harzige Milch, sobald sie zu goldgelben Klumpen erstarrt war, zu ernten. Und Luc erfuhr auch, wann und wo diese kostbaren Aromaharze verkauft wurden. So eilte er zum Basar, sobald er wusste, wann Alinias Brüder zum Verkauf nach Salalah kamen.

Den Turban so gewickelt, dass nur die Augen sichtbar waren, harrte Luc dann im Gedränge anderer Männer in der Nähe des Verkaufsstandes aus und folgte Alinia heimlich, wenn die Frau kam, die sie abholte, um sie tagsüber im Frauenhaus einzusperren. Im Gedränge der schmalen Gassen zwischen den Händlern gelang es ihm manchmal, dem zauberhaften Mädchen ein, zwei zärtliche Worte ins Ohr zu flüstern. Heute allerdings würde die Zeit nicht für Zärtlichkeiten reichen. Heute musste er ihr den Plan der gemeinsamen Flucht verraten, damit in vier Wochen alles schnell und reibungslos vonstatten ginge. Leichter wäre es gewesen, ihr einen Zettel mit den nötigen Informationen zuzustecken, aber Alinia konnte weder lesen noch schreiben, und so mussten hastig geflüsterte Worte ausreichen, um zu fliehen und irgendwo, irgendwann ein gemeinsames Leben beginnen zu können. Denn wurden sie bei der Flucht erwischt, drohte beiden der Tod – ihm durch Ertränken, ihr durch Steinigung.

Verdammte mittelalterliche Methoden, dachte Luc. Wir lieben uns doch nur, was ist daran so verwerflich? Dass Alinia nicht dem Wunsch der Familie folgt und einen ausgewählten Bräutigam akzeptiert oder dass ich als Europäer für unwürdig befunden werde? Was für ein rückständiges Volk, was für intolerante Ansichten. Muslime hier, Christen da, was ist daran so verwerflich? Gott hat uns schließlich alle erschaffen, da hat er bestimmt nicht nach Religionszugehörigkeiten gefragt.

Wütend brachte er die Decken des Nachtlagers nach unten und warf sie auf das Schlafgestell. Dann legte er den Burnus ab und lief zum Innenhof, in dem die Wasserträger den Trog bereits frisch gefüllt hatten, und wusch sich. Mit einer Schere schnitt er sich den Bart in Form, ging zurück in sein Schlafgemach und kleidete sich mit einem frischen Burnus an. Gott sei Dank erlaubt mir mein Einkommen einen gewissen Luxus, dachte er. Das frische Wasser jeden Morgen, der Wäschemann, der täglich für saubere Kleidung sorgt, und der Knabe, der sich um meine drei Kamele kümmert – ohne sie wäre ich schlecht dran.

Er schnürte seine Sandalen fest und wickelte mit großer Sorgfalt den fünf Meter langen Turbanschal um Kopf und Gesicht, bis nur noch die Augen sichtbar waren. Zum Glück habe ich braune Augen, blaue hätten mich längst verraten, nickte er seinem Spiegelbild zu.

In den oberen Etagen mehrstöckiger Lehmhäuser verfingen sich die ersten Sonnenstrahlen. Höchste Zeit, dachte er, verließ sein Gehöft, sprang über die Abwasserrinne und lief die Gasse hinunter, die an der Mauer entlang auf kürzestem Weg zum Souk führte. Je näher er dem lautstarken Treiben kam, umso dichter wurde das Gedränge. Männer, die keinen Standplatz bezahlen konnten, boten bereits vor dem überdachten Händlerviertel schreiend ihre Waren an. Frauen trugen ihren Streit lautstark in der Menge aus, Händler feilschten um ihre Preise. Feuerschlucker wurden bejubelt. Pferde wieherten. Flötenspieler lockten Schlangen aus ihren Körben, und vom Kamelmarkt herüber war das ungeduldige Brüllen der Tiere zu hören.

Luc verschwand in dem Gedränge, den Burnus eng um sich geschlungen.

Er lief durch die Gasse der Messingschmiede, lief durch die enge Ladenzeile der Sattler und Gurtmacher, kreuzte den Gang der Seidenverkäufer und der Waffenhändler, umrundete den Platz der Teppichweber und näherte sich – am Geruch war es von weitem zu erkennen – dem Viertel der Gewürzhändler. Er drängte sich mitten hinein in das Geschiebe der Käufer, Prüfer, Feilscher und Anpreiser.

Endlich sah er Alinia. Sie ist noch da. Gott sei Dank! Oder sollte ich lieber sagen: Allah sei Dank? Eine doppelte Unterstützung von oben kann nicht schaden bei dem, was ich vorhabe. Alinia kniete hinter den grünen Palmenmatten, die sie auf dem Boden ausgebreitet hatte, und türmte, mit großem Können für die goldglänzende Präsentation ihrer köstlich duftenden Weihrauchbröckchen, die letzte Pyramide vor sich auf. Während andere Händler aus Angst vor Dieben ihre Ware in Körben verborgen hielten, zeigten Alinias Brüder selbstbewusst ihren Reichtum. Kleine, kunstvoll geschmiedete Stilette sichtbar in reich verzierte Gürtel gesteckt, standen sie rechts und links neben ihrer Ware.

Alinia sah ihn sofort. Hinter der Spitzenstickerei ihrer Abayyha, die sie vom Scheitel bis zur Sandale bedeckte, sah er das Aufblitzen ihrer Augen. Ein winziges Neigen ihres Kopfes zeigte ihm: Sie wusste, dass er nun hier war.

Luc schlenderte langsam weiter, er durfte nicht stehenbleiben, wenn er nicht auch handelte. Aber er wusste, welchen Weg Alinia einschlagen musste, und hielt sich dort in der Masse der Männer versteckt. Endlich kam sie, einen Schritt hinter ihrer Wächterin. Luc provozierte einen kleinen Unfall, stieß einen Mann direkt in die Arme der Frau und lenkte die für einen Augenblick ab.

»Nächstes Mal weite Reise«, flüsterte er Alinia ins Ohr. »Treffen vor dem Nordtor. Drei Kamele bereit.« Das musste genügen.

Alinia nickte. Sie hatte verstanden. Kamele, das bedeutete reiten, also musste sie sich entsprechend kleiden, drei Tiere hieß: etwas Gepäck ist möglich. Das Nordtor lag auf dem Weg zum Frauenhaus, in einem unbeobachteten Augenblick konnte sie sich in der Menge verstecken und hindurchschlüpfen. Und nächstes Mal hieß: heute in vier Wochen. Sie lächelte glücklich hinter der Gesichtsstickerei. Vier Wochen, das bedeutete: noch einmal vier Wochen Gehorsam zu Hause, als Dienerin die Brüder versorgen, ein letztes Mal die Bäume melken, Hitze, verklebte Hände, zerkratzte Arme und Ungeziefer ertragen, und es bedeutete: Schläge, wenn sie dem Vater nicht schnell genug die Wasserpfeife reichte oder seine Füße nicht zärtlich genug badete.

Nur der Abschied von der Mutter wird schwer werden, dachte sie, aber wenn ich Achmet heiratete, musste ich mich auch von ihr trennen, denn er will, dass ich mit ihm ins Dorf seiner Eltern ginge und die Dienerin seiner Familie wäre.

Zufrieden mit dem Entschluss, dem Medicus zu folgen, lief sie weiter. Er achtet mich, überlegte sie, und dafür werde ich gern seine Frau. Ich werde alles tun, was er von mir verlangt, er ist so ein rücksichtsvoller Mann, er wird mich niemals quälen oder schlagen. Er will mich lieben, hat er gesagt. Ich weiß zwar nicht, was das ist, dieses Lieben, aber es wird mir gut gehen, das spüre ich. Und deshalb werde ich auf einem Kamel bis ans Ende der Welt mit ihm reiten. Ganz egal, wo dieses Ende ist, wie beschwerlich und wie weit so ein Ritt auch werden wird.

Luc folgte Alinia bis zum Frauenhaus. Als sich die massive Holztür hinter ihr schloss, wusste er, dass ihr ein schwerer Tag bevorstand. Die Frauen, die in diesem Haus auf ihre Väter, Männer oder Brüder warten mussten, wurden zu harter Arbeit gezwungen, denn hinter dem Haus öffnete sich das Gelände zu einer großen Pfefferplantage, die von einer vier Meter hohen Lehmmauer umgeben war, um die wertvollen Gewürze vor Dieben zu schützen. Diese Mauer konnte niemand überwinden. Einmal war er, als Muezzin verkleidet, in einem Minarett nach oben gestiegen, um einen Blick auf die Plantage zu werfen. Und was er sah, gefiel ihm gar nicht. Einige Frauen mussten mit Hilfe von Leitern die orangeroten Fruchtähren von den Pfeffersträuchern pflücken, andere breiteten die Rispen auf Matten aus und lösten die Körner. Waren die nach fünf bis sechs Tagen trocken, wurden sie in Säcke gefüllt und zum Verkauf bereitgestellt. Er wusste: Nur Sultane konnten sich den teuren Pfeffer leisten, mit dem die Köche das in der Hitze schnell verderbende Fleisch genießbar machten. Die meisten Säcke aber reisten auf Schiffen in ferne Länder, wo der Pfeffer zu den begehrtesten Gewürzen gehörte.

Aber noch schlimmer als die Pfefferernte ist das Unkrautjäten, dachte Luc. Wenn sie keinen Pfeffer pflücken, müssen die Frauen die Erde bearbeiten. Und in dem wilden Gestrüpp hausen die Schlangen. Oft genug hat man mich zu Schlangenopfern gerufen, weil ich gute Gegenmittel gemixt habe. Niemals aber werde ich in das Frauenhaus geholt, da hinein dürfen nur Heilerinnen, die mit dubiosen Mitteln versuchen, vom Tode bedrohte Frauen zu retten. So eine todbringende Unvernunft. Verärgert schüttelte er den Kopf und machte sich auf den Heimweg. An Patienten mangelte es ihm dennoch nicht, denn er war ein guter, anerkannter und beliebter Medicus. Den Reichen nahm er viel Geld ab und die Armen behandelte er umsonst. Das sprach sich herum, und oft kamen die Leute von weither, wenn sie Hilfe brauchten. So wie damals Alinias Bruder Opharim, damit er der Mutter half.

Den Weg, den er vorhin endlanggeeilt war, ging Luc nun gemächlich zurück. Ich habe Zeit, überlegte er. Hier haben alle Menschen Zeit, man gewöhnt sich daran. Er dachte an den alten Machmuth, der ihn zum Medicus ausgebildet hatte und dem er sein neues Leben verdankte. Zehn Jahre war er als Gefangener auf den Schiffen gereist, immer wieder war er von einem Schiff an das andere verkauft oder als Preis von einem Kapitän an den anderen verschachert worden, wenn sie nicht um Geld, sondern um Menschen spielten. Und nie hatte er die geringste Chance zu fliehen. Nie durfte er ein Schiff verlassen, um an Land zu gehen. Näherte sich sein Schiff einem Hafen, wurde er in einer Ladeluke eingesperrt, oft sogar geknebelt und gefesselt. Und immer musste er die niedrigsten Arbeiten verrichten. Aber ich habe die Zähne zusammengebissen. Die schwere körperliche Arbeit hat mich stark gemacht, das schlechte Essen unempfindlich, und die häufigen Klimawechsel haben mich abgehärtet. Jetzt kann ich in der Kälte überleben und in der Hitze auch, dachte er zufrieden.

Die Erinnerungen an seine wohlbehütete Kindheit, an sein Elternhaus, an die Heimat in Venedig und in Hamburg hatte er verdrängt, denn beim ständigen Kampf ums Überleben waren sie hinderlich. Stattdessen hatte er versucht, aus jeder Situation zu lernen. Er hatte dem Koch über die Schulter geschaut und so manchen Trick bemerkt. Er hatte Sprachen gelernt, wann immer er Fremde belauschen konnte. Und er hatte gelernt zu überleben, selbst wenn die Situation aussichtslos war.

Aber dann, vor vier Jahren, war ihm der alte Machmuth begegnet, und der hatte ihn gerettet. Viele Monate waren sie auf der gleichen Bark unterwegs, und der Medicus, der sich um Passagiere kümmern musste, weil der Frachter auch zahlende Gäste beförderte, hatte sich mit Luc angefreundet. Denn Luc half ihm, wenn den Alten die Kräfte verließen, was niemand merken durfte. Zwei Jahre war das Schiff damals im Arabischen Meer unterwegs und zwischen Indien, Jemen und Oman gekreuzt. Luc hatte viel gelernt in diesen Jahren, und als der Medicus in Salalah, seiner Heimatstadt, an Land ging, verhalf er Luc zur Flucht. Seitdem waren die beiden unzertrennlich. Machmuth machte aus Luc einen Medicus, dem er alle seine weisen Geheimnisse verriet. Sie richteten sich zusammen in dem einfachen Lehmhaus des Arztes ein und begannen Menschen zu heilen. Und dann starb der alte Mann. Das war vor einem Jahr, und seitdem dachte Luc wieder an seine Heimat in Europa. Er wollte nach Hause – aber niemals wieder würde er ein Schiff betreten. So musste er die Rückkehr auf dem Landweg planen, und nun endlich, mit Alinia, nahmen die Pläne konkrete Formen an. Der alte Machmuth hatte ihm oft von den Karawanenstraßen, die kreuz und quer durch Arabien führten, erzählt. Er hatte ihn aber auch davor gewarnt, auf einem Kamelrücken die Heimreise anzutreten. »Bleib hier«, hatte er dann gesagt, »eine solche Reise überstehst du nicht. Für das Leben auf den Karawanenrouten muss man geboren sein. Die Hitze am Tage und die Kälte in der Nacht, der Durst, der schlimmer ist als Hunger, und der Sturm aus Sand und Steinen, der schneller kommt, als du rennen kannst, das ist nichts für einen Mann aus dem fernen Abendland.«

»Ich ertrage das, ich bin stark«, hatte er dann geantwortet. »Ich habe gelernt, Hunger und Durst zu ertragen, ich kenne mich aus mit Hitze und Kälte, und wenn ich mich verletze, kann ich mich selbst heilen, das weißt du.«

Aber der Alte hatte nur den Kopf geschüttelt. »Du wirst kaum einen Tag lang den Ritt auf einem Kamel ertragen und ohne ein Reittier bist du ein toter Mann, bevor du den Rand der Wüste erreichst.«

»Eure Männer schaffen es doch auch?«

»Wir sind Wege aus Sand und Steinen von Geburt an gewohnt, wir haben Fußsohlen wie aus Leder. Aber wenn du im Morgengrauen die Reise antrittst, wirst du dich verfluchen, bevor du die erste Nacht erreichst.«

»Du willst, dass ich für immer hier bleibe.«

»Ich will dein Leben retten.«

»Aber hier werde ich immer in Angst leben, dass man mich wieder auf ein Schiff verschleppt.«

»Und die Angst wirst du in deiner Heimat nicht haben? Dort hat man dich doch entführt.«

»Dort werde ich mich zu wehren wissen, ich bin kein zwölfjähriger Junge mehr.«

»Dann kannst du auch hier ohne Angst leben, Luc. Du bist nicht mehr das Kind von damals und du hast deinen Namen geändert. Ich habe dich zu einem guten Medicus ausgebildet, nun hilf meinen Freunden und Brüdern, sie brauchen dich.«

Luc hatte genickt, und das Gespräch war beendet. Er wollte den alten Mann nicht kränken, er hatte schließlich sein Leben riskiert, als er ihn damals in einem Fass vom Schiff schmuggelte. Aber einen Tag nach dem Gespräch kaufte Luc sein erstes Dromedar und begann mit dem Reitunterricht.

Später, nach dem Tod des alten Mannes, begann Luc ernsthaft seine Reise zu planen. Er kaufte ein zusätzliches Lastkamel und, nachdem er Alinia kennen gelernt hatte, noch ein Reitdromedar. Er hatte sich für Mehari-Kamele entschieden, die sich durch ihre Kraft und ihre langen Beine auszeichnen. »Das Mehari ist gelehrig wie ein Hund, klug wie ein Falke und leicht wie eine Gazelle. Es gehorcht durch Zungenschnalzen, Pfeifen und auf leise Worte«, hatte der Händler gesagt und ihm die gesunden Zähne und die dicken Sohlenschwielen seiner sandfarbenen Tiere gezeigt. »Die gesunden Sohlen sind das Allerwichtigste«, hatte der Händler betont, »sie müssen über Sand und Steine, durch Wasser und über Felsen gehen und wochenlange Touren ohne große Ruhepausen durchlaufen. Sie haben keine Hufe wie die Pferde, sondern nur zwei Zehennägel, um die Füße vor den ärgsten Verletzungen zu schützen. Herr, wenn du eine Reise antreten willst, kannst du nur Mehari nehmen. Meine sind fast zweieinhalb Meter hoch, und die Welt liegt dir zu Füßen, sie haben die besten Höcker als Fettreserven, weil ich sie gut gefüttert habe, und sie sind hier in Arabien aufgewachsen, sie kennen das Klima und die Kälte und das karge, dornige Gestrüpp, von dem sie leben müssen. Und wenn du Stuten nimmst, geben sie dir ihre Milch, und du wirst weder Hunger noch Durst verspüren.« Fasziniert hatte Luca dem Händler gelauscht und ihm schließlich vertraut.

Er besorgte sich Decken und Gurte, die komplizierten Sattelaufbauten aus verflochtenen, mit Leder und Stoffen bezogenen Hölzern, Zaumzeug und Riemen und ließ sich die Hufpflege und die Fütterung der Wiederkäuer erklären. Er stellte die drei Stuten in einer Karawanserei in der Nähe des Nordtores unter und nutzte jede freie Stunde, um mit den Tieren zu arbeiten, sie an sich zu gewöhnen und sie zu pflegen.

Dann begann er Waffen zu kaufen. Das war am schwierigsten, denn Waffen wurden nie öffentlich angeboten. Man musste Beziehungen haben, um an eine Faustfeuerwaffe zu kommen, denn der einfache Mann auf der Straße durfte keine besitzen. Aber Luc hatte Glück, er behandelte erfolgreich einen Mann, der während einer Jagdpartie beim Sultan von einer Kugel getroffen worden war. Als Dank verhalf der ihm später zum Kauf von zwei Pistolen und der dazugehörenden Munition. Luc hatte sie gut versteckt und in der Lehmwand seines Hauses eingemauert. Er hatte zwei Stilette besorgt, denn auch Alinia sollte während der Flucht immer eines tragen, und er hatte sich von Karawanenführern Reiserouten erklären lassen. Oft hatte er nach der Behandlung eines Kranken auf Waren als Bezahlung verzichtet und stattdessen wertvolle Informationen erbeten. So wusste er inzwischen, welche Routen gefährlich waren, welche Orte man umgehen musste, wo Fehden oder Kriege herrschten, wo und wie man Wüsten oder Wasser am besten durchquerte. Ja, Luc hatte sich gut vorbereitet, er war ein verantwortungsvoller Mann. Er würde Alinia dabeihaben, und sie war ihm mehr wert als sein eigenes Leben. Oft träumte er von der Gemeinsamkeit, von den Freuden als Mann und Frau, von Kindern und einem zufriedenen Leben. Einem Leben wie damals in Venedig, als der Vater noch lebte und sie eine überaus glückliche Familie waren. Wenn ich wieder in Hamburg bin, dann werde ich auch meinen richtigen Namen wieder annehmen, Luc Brook, das ist doch nur der Teil eines hoch angesehenen Namens, dann bin ich wieder Lukas Iserbrook, der Erbe der alten Dynastie. Nur ein Händler werde ich nicht sein, ich bin ein Medicus, und ich bin es mit Leib und Seele.

Kapitel 2

Die letzten Wochen seines Aufenthaltes in Salalah hatte Luc Brook sorgfältig geplant. Er sah seine Reise zwar nicht mehr als Flucht an, aber man würde ihn vermissen, und wenn man von seinem Vorhaben erfuhr, konnte es sein, dass einflussreiche Männer sein Weggehen zu verhindern suchten. Gute Mediziner waren in der Hafenstadt rar, und einen Medicus, der wie Luc Brook großen Einfluss bei den Menschen hatte, ließ man im Oman nicht so einfach ziehen. Also traf Luc seine Vorbereitungen ganz im Geheimen und mit aller Vorsicht. Er widmete sich ausführlich seinen Patienten, um ihnen bis zum letzten Tag seine Hilfe zuteil werden zu lassen, regelte seine menschlichen und finanziellen Verpflichtungen, um keine Straffälligkeiten zu hinterlassen, und verzichtete auf alle Abschiedsgespräche. Bis in die letzte Nacht hinein lebte er so unauffällig wie immer. Vor einigen Wochen hatte er einen alten, zweirädrigen Karren erhandelt, den er häufig mit Decken und Körben beladen, in denen sich medizinische Geräte befanden, durch die Straßen schob, um die Menschen an diesen Anblick zu gewöhnen. Denn beim wirklichen Aufbruch brauchte er den Karren, den er, mit seinen wichtigsten Besitztümern beladen, zur Karawanserei vor dem Nordtor schieben musste. Ja, dachte Luc, Reichtümer habe ich nicht angehäuft, aber meine medizinischen Geräte, meine heilsamen Salben und Öle, meine wissenschaftlichen Bücher, Aufzeichnungen und Rezepte, mein Mikroskop, die Bandagen und die Spritzflaschen muss ich mitnehmen. Sie sind der Grundstock meiner Arbeit, auch in der Zukunft.

Außerdem brauche ich Kleidung, Decken, Kissen, ein kleines Zelt für die Nächte, Zündhölzer, Kochgeschirr, Salz und dauerhafte Lebensmittel und so viele Wasserschläuche aus Ziegenleder wie möglich. Ja, er hatte lange und gut geplant.

Alinia hatte keine Zeit und keine Möglichkeiten, sich auf ihre Flucht vorzubereiten. Für sie war es wirklich eine Flucht, und kein Mensch durfte etwas von ihrem Vorhaben erfahren. Sie musste an dem Tag des Abschieds mit ihren Brüdern zum Markt wandern, sie durfte kein Gepäck mitnehmen, und sie hatte keine Chance, das Reiten auf einem Kamel zu erlernen. In ihrer Familie gingen die Frauen zu Fuß, während die Männer auf Eseln oder Kamelen unterwegs waren, je nachdem, wie hoch das Ansehen der Männer war. Sie hatte in der Hitze des Tages Weihrauch ernten und in der Kälte der Nacht zwei jüngere Geschwister wärmen müssen. Dennoch hatte sie es geschafft, kleine Beutel zu nähen, die sie mit Weihrauch füllen und vor der Flucht an ihren Gürtel hängen würde. Unter der weiten Abayyha ließen sie sich gut verstecken, und sie würde ihren kleinen Reichtum dem Mann ihrer Liebe schenken. Außerdem musste sie ihre gesamte Kleidung übereinander anziehen, wobei sie nicht zauderte, ihren Brüdern einen Burnus, ein paar Plumphosen, ein Turbantuch und Halbstiefel zu stehlen, damit sie in den Reisetagen als Mann verkleidet unterwegs sein konnte. Sie hatte die Sachen nach und nach an sich genommen und im Wald vergraben. Sollten die Brüder das Fehlen bemerken, konnte sie die Sachen immer noch hervorholen und in ihre Kleiderkisten legen. Dann sah es so aus, als hätten sie nur schlecht gesucht.

Alinia war trotz ihrer fünfzehn Jahre ein umsichtiges Mädchen. Sie wusste, wenn sie reiten musste, dann konnte sie das besser in Hosen als in der Abayyha. Nur heute, auf dem Weg zum Markt, musste sie all das unter diesem weiten Gewand verstecken und wie immer eiligen Schrittes den reitenden Brüdern folgen. Auf dem Markt musste sie, so graziös wie immer, die Weihrauch-Pyramiden errichten. Keine leichte Aufgabe unter den kritischen Blicken der Brüder und der Händler. Einmal hörte sie, wie einer der Männer zum Bruder sagte: »Hat zugenommen, dein Mädchen, wird immer appetitlicher.«

Zum Glück war der Bruder zornig wegen der anzüglichen Worte, schaute den Sprecher wütend an und nahm sein Stilett fester in die Hand. Seine Schwester sah er zum Glück nicht an.

Dann bemerkte Alinia, wie Luc, einem armen Händler gleich, eine Karre durch die Gasse schob, ihr kurz zunickte und zum Nordtor hin weiterlief. Ihr Herz klopfte vor Glück und vor Angst, und dann kam die Frau, die sie abholte und im Frauenhaus einsperren würde. Gehorsam stand sie auf, vorsichtig darauf bedacht, nichts von ihren Geheimnissen unter der dunklen Abayyha zu verraten.

Auf dem halben Weg zum Frauenhaus stolperte ein Mann direkt vor die Füße der Wärterin, diese fiel hin, kreischte, fluchte und richtete sich wieder auf. Aber da war Alinia bereits in der Menge der Händler und Käufer und Feilscher verschwunden, denn sie sah, wer den Mann gestoßen hatte. Die Frau wagte nicht, umzukehren und den Verlust den Brüdern zu melden. Sie kannte den Zorn der Männer und flüchtete in die Geborgenheit des Frauenhauses. Und damit hatte Alinia einen Vorsprung von einem ganzen langen Tag.

Eilig folgte sie Luc durch die Menge zum Nordtor. Er schob seine Karre mit lauten Warnrufen durch das Gewühl und bahnte sich und ihr damit den Weg. Vor dem Torbogen standen Wächter und kontrollierten die Passanten, aber Luc war als Medicus gut bekannt und verwickelte die drei Männer in ein Gespräch, sodass Alinia unbemerkt an ihnen vorbeischlüpfen konnte. Endlich hatten sie das weit geöffnete Tor und die Befestigungsanlagen der Hafenstadt hinter sich. Luc schob seinen Karren zielstrebig zu den etwas abseitsgelegenen Mauern der Karawanserei.

Alinia folgte ihm in geringem Abstand. Einmal, weil sie es gewohnt war, hinter dem Mann herzugehen, und zum anderen wollte sie nicht als seine Begleiterin erkannt werden. Man weiß nie, überlegte sie, wer hier herumlungert und uns beobachtet. Sie wusste sich zwar unter der weiten Abayyha gut versteckt, und selbst die Augen waren hinter dem gestickten Gesichtsschleier verborgen, aber die gebotene Vorsicht konnte nur von Vorteil sein.

Kurz vor der breiten Öffnung in der hohen Lehmmauer stellte Luc die Karre unter einer kleinen Palmengruppe ab. »Warte hier und hüte meinen Karren«, flüsterte er ihr zu, »ich hole nur die Tiere.« Alinia hockte sich in den Sand und nickte. Glücklich beobachtete sie, wie er stolzen Schrittes in das große Anwesen hineinging. Innerhalb der Mauern gab es Ställe, Lagerplätze für Waren, Behausungen für Reisende, die hier nächtigten, Läden für Handelsgüter und vor allem einen großen Brunnen, um den herum sich die Reisenden gruppierten und Nachrichten austauschten.

Luc ging zu den Ställen für Kamele, in denen er seine Tiere seit dem Erwerb untergestellt hatte. Bei seinem letzten Besuch hatte er die Order gegeben, die Tiere getränkt, gepflegt, gefüttert und gesattelt für diesen Augenblick bereitzuhalten. Und wie er feststellte, hatte man seinem Befehl gehorcht. Er bezahlte die Kosten an den Futtermeister, gab Mounir, dem Pfleger, einen extra Obolus, führte die drei prächtigen Tiere nach draußen und band sie an den Palmenstämmen fest.

Alinia war sprachlos. So große und schöne Tiere hatte sie noch nie gesehen. »Sie sind wunderbar«, flüsterte sie und stand auf. »Ich kann dir helfen, ich kann mit Kamelen umgehen, reiten kann ich sie nicht, aber pflegen und satteln und die Lasten aufladen, das kann ich.«

Luc sah sie glücklich an. Er hätte sie so gern in die Arme genommen, um endlich das Mädchen, das er so lieb hatte, zu spüren, zu berühren, aber er wagte es nicht. Zu nah waren die Stadt, die Brüder und eventuelle Verräter. So sagte er nur: »Das ist sehr gut, komm und hilf mir.« Er zwang die Kamele sich niederzulegen und begann mit der Verteilung der Lasten. Das meiste musste das Lastkamel tragen, es konnte aber auch jederzeit gegen ein Reitkamel ausgetauscht werden, sollte eines der Tiere verletzt sein. In zwei großen Körben, die rechts und links am Lastensattel angebracht wurden und die er bereits nachts in seinem Haus gepackt hatte, waren seine Utensilien und die Kleidungsstücke, die er mitnehmen musste, die medizinischen Geräte, die Bücher und das Zelt. In dem zweiten Korb lagen Decken, Kissen, Kochgeschirr und Bestecke sowie Hirse, getrocknete Kräuter und Salz als haltbarer Proviant für unterwegs. Einen dritten Korb, der oben auf dem Sattel festgeschnallt wurde, hatte er für die Wasserschläuche und Alinias Habseligkeiten reserviert. Sie würde kaum etwas mitbringen, das wusste er, aber sie sollte das Gefühl haben, auf dieser Reise die gleichen Rechte zu genießen wie er selbst.

Lächelnd sah Alinia in den Korb. »Alles, was ich besitze, trage ich unter meiner Abayyha, und da soll es auch bleiben. Wenn wir später weiter entfernt sind, dann will ich in Männerkleidung reiten, aber hier wage ich nicht, mich umzuziehen.«

Sie befestigten gemeinsam die schweren Lastenkörbe, und während Luc die Riemen und Gurte festzog, bedeckte Alinia die Sättel mit Decken und Kissen, hängte an jeden Sattel einen Wasserschlauch und befestigte für jeden eine Burka hinter dem Sattel. Wenn ein plötzlicher Sandsturm aufkam, konnte man das weite Gewand schnell überstreifen, ohne abzusteigen, denn das Niederlegen des Kamels brauchte seine Zeit, und die konnte tödlich sein, wenn das Tier nicht sofort reagierte.

Luc half Alinia beim Aufsteigen. »Halte dich gut fest, das Kamel richtet sich langsam auf, und du wirst hin und her gewiegt.«

»Ja, ich weiß, ich habe oft zugeschaut. Erst falle ich nach vorn, dann nach hinten und dann noch einmal nach vorn. Ich weiß!« Luc wartete, bis Alinia die Reitposition eingenommen hatte, dann stieg er selbst auf. Er nahm die Führungsleinen aller drei Tiere in die rechte Hand und dirigierte mit der linken sein Kamel. Dann setzte sich die kleine Karawane in Bewegung.

»Wir reiten zuerst nach Westen, damit wir einen großen Abstand zu deinem Dorf gewinnen. Später geht es dann nach Norden, und dann suchen wir uns eine Karawane, an die wir uns anschließen können. Hier in der Nähe von Salalah ist es mir zu gefährlich, wir könnten auf Menschen stoßen, die mich kennen.«

Alinia nickte, sie wusste um die Gefahren, aber Angst hatte sie keine. Neben diesem wunderbaren Mann konnte ihr nichts geschehen, davon war sie überzeugt. Weit dehnte sich das Land vor ihnen aus. Hier gab es noch bestellte Felder, Plantagen, Palmenwälder und Wasserläufe mit grünen Ufern. Aber je weiter sie sich von der Küstenregion entfernten, umso karger wurde das Land, und bevor es zu den Bergen am Horizont aufstieg, würde die Wüste die vielen Reiter, die auf dem Weg ins Landesinnere waren, verschlingen.

Luc beobachtete Alinia. Sie saß mit der angeborenen Grazie einer jungen Frau auf ihrer Mehari-Stute und lächelte ihn glücklich an.

»Ist alles in Ordnung, kannst du gut sitzen?«

»Es schwankt so, aber ich gewöhne mich daran.«

»Das kommt vom Passschritt der Kamele«, erklärte er. »Es ist ein bisschen wie auf einem Schiff. Aber wir werden fast immer im Schritt reiten, da ist es nicht zu schlimm.«

Sie ritten gemächlich weiter. Die Landschaft rechts und links des breiten, ausgetretenen Sandweges war flach. Noch gab es kärgliche Felder, trockene Weiden. Ein paar Ziegen, ein paar Schafe grasten in der Nähe von Dörfern, die aus lehmgelben Hütten bestanden und sich kaum vom Land unterschieden.

Alinia zeigte auf eine Baumgruppe am Horizont. »Wenn wir dort die ferne Palmengruppe erreichen und wenn niemand dort ist, werde ich mich umziehen, wenn du es erlaubst, Herr.«

»Alinia, du brauchst mich nie um Erlaubnis zu fragen. Und ich bin nicht dein Herr, ich bin dein Freund. Du sagst, was du möchtest, und so wird es geschehen.«

»Aber wie soll ich dich nennen?«

»Sag Lukas zu mir, das ist mein wirklicher Name, und ich würde ihn gern aus deinem Mund hören. Zehn Jahre lang hat mich niemand mehr so gerufen, und es ist wie ein kleines Nachhausekommen.«

»Erzähle mir von deinem Zuhause, bitte.«

Und während Lukas von seiner Familie, von Venedig und von Hamburg erzählte, näherten sie sich dem Palmenhain, und als sie sahen, dass kein Mensch in der Nähe war, stiegen sie ab, Lukas band die Tiere fest, und Alinia verwandelte sich in einen arabischen Jungen von hinreißender Schönheit.

Lukas versuchte sich auf die Kamele zu konzentrieren und nicht hinzuschauen, aber er konnte sich nicht beherrschen und beobachtete, wie Alinia sich von der Abayyha trennte, die Gewänder abstreifte, die sie darunter trug, und schließlich, nur mit einem Hemd und männlichen Pumphosen bekleidet, die Gewänder sorgfältig in den leeren Korb packte. Dann zog sie die absatzlosen Halbstiefel des Bruders an. Aber bevor sie den Burnus überstreifte, nahm sie unter ihrem Hemd einen Gürtel mit schweren Beuteln ab und reichte ihn Lukas.

»Das ist für dich, es ist nicht viel, aber es ist alles, was ich beiseitelegen konnte, ohne dass meine Familie es merkte.«

Erschrocken sah Lukas sie an. »Aber was ist das? Du musst mir doch keine Geschenke machen, Alinia.«

»Ich kann dir keinen Schmuck geben, wie es üblich ist, wenn eine Frau sich in die Hände eines Mannes begibt. Ich habe nur Weihrauch. Aber ich weiß, dass das Harz ein sehr begehrtes Heilmittel in deiner Heimat ist. Also möchte ich dir das zum Geschenk machen.«

»Alinia, mein Liebes, du brauchst mir kein Geschenk zu machen. Du bist das Geschenk für mich, dich zu lieben habe ich mir so lange gewünscht. Es gibt nichts, was mit dir zu vergleichen wäre, nichts, was so wertvoll ist, wie du es bist.« Behutsam umarmte er den schlanken Körper und strich zärtlich über die nackten Schultern. Als er spürte, dass sie sich ihm entzog, ließ er die junge Frau los. Er wusste, er musste sehr behutsam Vorgehen. Diese kleine Araberin kannte keine zärtlichen Berührungen, wahrscheinlich wurde sie noch nie von einem Menschen gestreichelt, dachte er, denn als Mädchen war sie kein wertvolles, liebenswertes Familienmitglied. Noch einmal strich er ihr über das lange Haar. »Alles ist gut, mein Liebling. Nun kleide dich fertig an, wir dürfen uns nicht zu lange hier aufhalten.«

Alinia zog den Burnus über, aber als sie versuchte, ihr langes Haar mit dem fünf Meter langen Turbantuch zu umwickeln, brach sie in Tränen aus. »Es geht nicht, ich kann es nicht hineinbekommen«, schluchzte sie. »Hast du eine Schere oder ein Messer?«

»Was hast du vor?«

»Ich werde mein Haar abschneiden. Wenn ich es nicht verstecken kann, wird man sehen, dass ich eine Frau bin, und arabische Männer werden mich töten, weil ich unverheiratet mit einem Fremden unterwegs bin.«

»Kein Mensch wird dich töten.«

»Du kennst unsere Gewohnheiten nicht. Und dich wird man auch töten. Man wird denken, du hast mich verschleppt.«

»Ich werde um dich kämpfen, du sollst dein schönes Haar behalten.«

»Nein, Lukas, was bedeutet schon ein Haar, wenn Menschenleben davon abhängen. Bitte gib mir ein Messer.«

Als Lukas merkte, dass er sie nicht von dem Vorhaben abbringen konnte, holte er aus seinem Arztbesteck eine Schere und reichte sie ihr. Alinia hatte das Haar zu einem langen Zopf geflochten und bat ihn: »Bitte grabe in der Erde ein Loch, ich möchte, dass mein Haar hierbleibt«, und bevor er es verhindern konnte, hatte sie den Zopf abgeschnitten. Tränen liefen ihr über die Wangen, als sie ihn anlächelte. »Siehst du, was ist schon ein Zopf, wenn er uns zum Leben verhilft. Nun musst du aber mein Haar noch so schneiden, dass es wie Männerhaar aussieht.«

Lukas streichelte ihr die Tränen von den Wangen und versuchte, das Haar, das sich nun wie eine lockige Kappe um den zierlichen Kopf legte, in eine Fasson zu bringen, wie er sie bei arabischen Knaben gesehen hatte. Danach vergruben sie den Zopf, traten die Erde fest und legten Steine darauf, damit kein Wildtier den Zopf hervorwühlen konnte. Als Lukas ihr schließlich half, den großen Männerburnus überzuziehen, stellte er fest, dass aus ihr tatsächlich ein Knabe geworden war. Ihre kleinen Brüste zeichneten sich unter der Kleidung nicht ab, und auch sonst fehlten ihrem schlanken Körper noch alle weiblichen Rundungen. Wie gern hätte er sie noch einmal in die Arme genommen, wie gern die Tränen von den Wangen geküsst, wie gern diesen zarten Körper berührt, aber er zwang sich zum Verzicht und zur Vernunft. »Alinia, du hast den schönsten Namen, den ich mir denken kann, aber damit wir uns nicht verraten, werde ich dich während dieser Reise, in der du die Verkleidung trägst, Ali nennen. Ist dir das recht?«

Sie nickte, und er hob sie hoch und setzte sie behutsam in den Sattel. Als sie einigermaßen bequem saß, reichte er ihr ein Stilett. »Das stecke bitte in deinen Gürtel. Ich möchte, dass du eine kleine Waffe bei dir hast. Was immer auch geschieht, du sollst dich wehren können.«

Sie sah ihn mit großen Augen an. »Ich brauche mich nicht zu wehren, denn du bist bei mir. Und wenn du nicht da bist, will ich nicht mehr leben.«

»Alinia, ich denke nicht an Banditen oder Räuber, aber vielleicht musst du dich gegen eine Schlange wehren oder einen Wolf. Was immer zu einer Gefahr für dich wird, du musst dich wehren können. Ich habe auch zwei Feuerwaffen bei mir, aber mit ihnen umzugehen ist schwer, das musst du richtig lernen. Wir werden üben, wenn wir einmal allein sind und Zeit dafür haben. Jetzt müssen wir erst einmal reiten, damit wir Salalah weit hinter uns lassen.«

Als sie den Wald verließen und sich dem öden Steppenland näherten, gab Lukas ihr den ersten Reitunterricht. »Wir werden fast immer langsam reiten, um die Tiere zu schonen. Aber wenn Gefahr droht, müssen wir mit ihnen rennen. Deshalb werde ich dich lehren, dein Kamel zu beherrschen. Und nun werden wir uns eine Karawane suchen, die in unserer Richtung unterwegs ist. Wir brauchen den Schutz der Menschen und der Tiere, wenn wir jetzt in die Wüstenregionen kommen.«

»Wohin werden wir reiten?«

»Wir werden den Routen der Weihrauchhändler bis zum Mittelmeer folgen und dann über den vorderen Orient die westliche Welt erreichen.«

»Das wird eine lange Reise.«

»Ja, Ali, es wird eine lange Reise!«

»Warum fahren wir nicht mit einem Schiff?«

»In meinem ganzen Leben werde ich kein Schiff mehr betreten.« Und dann erzählte er ihr, wie er als Junge im Alter von zwölf Jahren entführt, verkauft, gefangen, geschlagen und verschachert wurde.

Zehn endlos furchtbare Jahre lang.

Kapitel 3

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichten Lukas und Alinia die Karawane, die sich bereits in einem großen Kreis um eine Feuerstelle versammelt hatte. Lukas zählte etwa sechzig Kamele und mehrere Dutzend Trampeltiere. Als sie auf Rufnähe herangekommen waren, fragte Lukas nach dem Führer der Karawane. Ein Beduine löste sich aus dem Kreis und kam auf sie zu.

»Wer seid Ihr, und wohin wollt Ihr?«, fragte er höflich.

Lukas antwortete: »Ich bin ein Medicus aus Salalah, und das ist mein Gehilfe Ali. Wir sind auf dem Weg nach Norden und möchten uns euch anschließen. Seid Ihr der Führer der Karawane?«

»Wir sind keine große Handelskarawane, sondern ein Zusammenschluss von fünf kleinen Gruppen mit verschiedenen Zielen. Aber erst einmal ziehen wir gemeinsam nach Dhofar und dann weiter nach Hadramaut. Ich heiße Omar und bin der verantwortliche Führer dieser Karawane. Ihr seid kein Händler?«

»Nein, ich heile Menschen, und wo ich gebraucht werde, da bleibe ich.«

»Ihr seid uns willkommen.« Mit einer weit ausholenden Armbewegung lud der Mann Lukas und seinen jungen Begleiter ein, im Kreis der Lagernden einen Platz zu suchen.

Lukas bewunderte wieder einmal die bedingungslose Gastfreundschaft der Araber, stieg ab und forderte auch Alinia auf abzusteigen. »Es gebietet die Höflichkeit, lagernde Menschen nicht von oben herab zu begrüßen«, erklärte er ihr und führte die drei Kamele zu einem freien Platz, wo er ihnen die Lasten und die Sättel abnahm. Dann beobachtete er heimlich, wie die anderen Männer ihre Tiere versorgten, und machte es ihnen nach. Ja, ich habe noch viel zu lernen, dachte er, ich konnte schließlich meinem Reitlehrer nicht sagen, dass ich eine weite Wüstentour vor mir habe.

Dann führten sie die Tiere zu einem schmalen Wasserlauf, damit sie trinken konnten, und Lukas band ihnen die Vorderbeine lose mit dicken Stricken zusammen. So konnten die Kamele zwar von dem dornenreichen Gestrüpp fressen und sich hin und her bewegen, aber sie konnten nicht davonlaufen.

Alinia hatte ein paar Decken auf dem Sand ausgerollt, Wasserbecher bereitgestellt und das trockene Fladenbrot ausgepackt, das Lukas aus Salalah mitgebracht hatte. Langsam kauten sie das trockene Gebäck aus Wasser, Mehl und Salz, gönnten sich hin und wieder einen Schluck Wasser und waren froh, wieder festen Boden unter sich zu haben. Alinia war erschöpft, das sah Lukas ihr an, sie beschloss so bald wie möglich zu schlafen. Da die anderen Karawanenmitglieder keine Zelte aufbauten, unterließ er es auch. Er wollte durch nichts auffallen oder eine Ausnahme bilden.

Vor dem rötlich violetten Abendhimmel zeichneten sich schwarz die Silhouetten der grasenden Kamele ab. Dann brach die Nacht herein. Wie ein plötzlich ausgebreitetes riesiges Tuch legte sie sich von einem Augenblick zum anderen über das Land. Das Feuer erlosch, und man hörte, wie sich die Tiere eines nach dem anderen niederlegten.

Bis zum Morgen wird das Thermometer von vierzig Grad auf zehn Grad gesunken sein, dachte Lukas und holte zusätzliche Decken aus dem Korb. Als er Alinia und die Tiere wohl versorgt wusste, streckte sich Lukas neben ihr aus. Ganz vorsichtig griff er nach ihrer Hand und streichelte sie, bis er spürte, dass das Mädchen neben ihm eingeschlafen war. Irgendwo unterhielten sich noch ein paar Männer. Der Himmel war übersät mit funkelnden Sternen, und während Lukas in die unendliche Weite dieses Sternenmeeres schaute, schlief auch er ein.

Als sie früh am nächsten Morgen, die Sonne hatte kaum den Horizont überschritten, aufwachten und die Schlafdecken zusammenrollten, hockte sich Omar zu ihnen. »Für uns beginnt heute die weite Wanderung nach Norden. Wir werden täglich bis zu sechzehn Stunden unterwegs sein. Oft viele Tage nacheinander. Das macht sehr müde. Werdet ihr das Tempo mithalten können?«

Lukas sah Alinia an, und als sie nickte, erklärte er: »Wir werden es versuchen. Wir sind solche Strapazen nicht gewohnt, aber wir wollen es wagen. Wir fühlen uns geborgen in eurer Mitte und werden alles tun, um mit euch Schritt zu halten.«

»Ich kann keine Verantwortung für euch übernehmen, aber ihr seid uns willkommen.«

»Wir entbinden euch von aller Verantwortung und danken euch für eure Gastfreundschaft«, antwortete Lukas höflich. Er wusste, welchen Wert Höflichkeit und Gastfreundschaft selbst bei diesen einfachen Leuten hatten.

Omar nickte. »Wie ich sehe, seid ihr noch unerfahren im Umgang mit den Tieren und mit einer Wüstenwanderung, aber wir werden euch gern beraten. Ihr braucht eure Unwissenheit nicht zu verbergen, euer Wissen ist auf andere Dinge ausgerichtet, und wir schätzen uns glücklich, einen Medicus in unserer Mitte zu haben.«

Damit erhob er sich, nickte Lukas freundlich zu und verließ die beiden. »Er hat uns schnell durchschaut«, flüsterte Lukas.

»Er ist ein ehrlicher Mann, aber ich werde ganz schnell lernen, was zu tun ist, und dann soll uns nichts mehr von den anderen Reisenden unterscheiden.«

Lukas lächelte. »Vor allen Dingen müssen wir unseren Kamelen Namen geben. Die Männer rufen ihre Tiere mit Namen, und die Tiere gewöhnen sich daran. Das erscheint mir wichtig. Kennst du Kamelnamen?«

»Nein«, lachte Alinia, »aber ich denke, es sollten kurze, einprägsame Namen sein, damit wir die Merkfähigkeit der Kamele nicht überfordern.«

»Kamele sind sehr schlau, sie vergessen nichts, vor allem wenn man sie schlecht behandelt, verzeihen sie das nie – hat der Lehrer gesagt, der mir den Umgang mit Kamelen erklärte.«

»Also kurze Worte, die auch wir schnell gebrauchen können. Wie wäre es mit Sala, Sela und Sila?«

»Gut«, lachte Lukas. »Sala für meine Stute, Sela für deine und Sila für die dritte. Kannst du eigentlich melken?«

»Natürlich. Das Melken der Ziegen war in meinem Elternhaus meine Aufgabe.«

»Dann holen wir die Stuten jetzt, und du versuchst, ob sie uns Milch geben. Der Verkäufer hat gesagt, wenn wir sie regelmäßig melken, schenken sie uns Milch, und die kann lebensnotwendig sein.«

»Hatten sie denn schon Fohlen?«

»Ja, das hat er gesagt. Und du zeigst mir später, wie man das mit dem Melken macht, damit ich helfen kann.«

»Das ist nicht deine Aufgabe, H…«

Beinahe hätte sie wieder »Herr« gesagt! Sie verbesserte sich schnell und sagte entschieden: »Das ist nicht deine Aufgabe, Lukas.«

Aber er schüttelte den Kopf. »Was wir machen, machen wir gemeinsam. Also, wie geht es?«

»Na, wie bei den Ziegen natürlich«, kicherte sie.

»Und du denkst, ich habe schon jemals eine Ziege gemolken?«

»Dann wird es wirklich Zeit, Lukas.« Sie beobachtete die anderen Kameltreiber, und als sie sah, dass sie ihre Tiere tränkten, erklärte sie: »Dann tränken wir Sala, Sela und Sila jetzt an diesem Bach, und dann werde ich versuchen, Milch zu bekommen.«

Es ging besser, als sie gedacht hatten. Die Tiere waren ausgeruht, satt, hatten viele Liter Wasser getrunken und gaben bereitwillig ihre Milch. Es wurde so viel, dass Alinia den größten Teil davon verschenkte.

Als Omar das Signal zum Aufbruch gab, wurden die Kamele und die Trampeltiere gesattelt, mit ihren Lasten bepackt, und die Reiter setzten sich in die Sättel. Die meisten Tiere gingen, an das Lastengestell des vorangehenden gebunden, in langen Reihen hintereinander her. Lukas wollte, dass Alinia neben ihm ritt, und band Sila an seinem Sattel fest. »Ich möchte dich neben mir haben«, lächelte er und griff nach dem Führungsstrick für Alinias Kamel. »So können wir uns besser unterhalten, ich habe deine Sela im Griff, und du kannst trotzdem allein mit ihr reiten und ausprobieren, was ich dir beibringe.« Noch immer etwas ängstlich wegen der ungewohnten Höhe, nickte Alinia zögernd.

Gemächlich setzte sich die Karawane in Bewegung. Einige Männer liefen nebenher und trieben die Lastkamele mit Stöcken und Zurufen an, andere saßen auf ihren Reitkamelen und bestimmten das Tempo und die Richtung. Der Weg wurde steiniger, das Land öde und leer. Mehrmals kreuzten sie die Trampelpfade anderer Karawanen, aber ein leichter Wind verwischte sehr schnell die Spuren. Die Felder und Wiesen, die Dörfer und Siedlungen blieben zurück. Gegen Mittag wurde die Hitze fast unerträglich. Wie die anderen auch hatten Lukas und Alinia die Turbane fest um Kopf, Gesicht und Hals geschlungen. Die kleine Filzmütze mit dem meterlangen Schal schützte vor Sonne, Sand und Wind. Sie waren fast zwölf Stunden ohne Pause unterwegs, als Omar die Hand zum Halten hob. Vor ihnen erstreckte sich ein ausgetrocknetes Flussbett. Ein paar Binsen, ein paar trockene Grasflächen in der Flussmitte zeugten von geringen Wasservorräten unter dem Sand.

Omar gab das Zeichen zum Absitzen.

»Du wirst mir helfen müssen«, flüsterte Alinia, »ich kann mich nicht mehr bewegen.«

Lukas, selbst unfähig sich zu strecken, befahl den Kamelen sich niederzulegen. Langsam, jede falsche Bewegung vermeidend, ließ er sich vorsichtig aus dem Sattel gleiten. »Warte einen Augenblick, ich muss erst einmal meine eigenen schmerzenden Glieder in Bewegung setzen, dann helfe ich dir.« Als hätte er Stelzen unter den Füßen, stakste er um die Kamele herum und hob Alinia aus dem Sattel. Sie ließ sich sofort auf den Sand fallen. »Ich muss einen Augenblick warten, dann stehe ich auf und helfe dir.«

Während Lukas und Alinia noch dabei waren, die Sattelgurte und den Lastenträger zu lösen, gruben ein paar Männer bereits Löcher in den Flusssand, um an verborgenes Wasser zu gelangen. Omar gab ein paar Befehle, zeigte auf trockenes, von dornigem Gebüsch überzogenes Gelände am Ufer und ließ die Kamele dorthin fuhren. Hier sollten sie weiden, bis Wasser gefunden und sie getränkt werden konnten. Lukas beobachtete, dass das Wohlergehen der Tiere bei allem, was getan wurde, an oberster Stelle stand. So brachte er auch seine drei Kamele zu dem kargen Weideland, während Alinia sich um die Lastenkörbe kümmerte und kontrollierte, ob Sand und Sonne irgendwelche Schäden angerichtet hatten. Erst als alle Tiere versorgt waren, dachten die Männer an sich selbst. Sie suchten alten getrockneten Kamelmist von früheren Karawanen für ein Lagerfeuer, kochten, als es schließlich brannte, das modrige Wasser aus dem Fluss ab, um sich Tee zu bereiten, holten gedörrte Früchte und trockene Brotfladen aus den Körben und verteilten sie untereinander. Auch Lukas und Alinia wurden beschenkt und gaben ihrerseits, was sie entbehren konnten.

Als die Nacht hereinbrach, teilte Omar Wachposten ein. »Werdet Ihr eine Wache übernehmen, Medicus?«, fragte er höflich, als er sich zu Lukas und Alinia setzte.

»Natürlich«, antwortete Lukas, »sagt mir, was ich tun soll, und ich mache es. Aber sagt mir auch, warum Ihr Wachen aufstellt.«

»Die Gegend hier ist ein Durchzugsgebiet für Nomaden aus dem Westen. Sehr arme Menschen, viele leben nur von Raubzügen, und viele sind sehr gefährlich.«

»Befürchtet Ihr einen Überfall?«

»Ich weiß es nicht, aber ich will nichts versäumen, um die Gefahr abzuwenden. Besitzt Ihr Feuerwaffen?«

Lukas zögerte erschrocken. Dann nickte er. Er hatte sich diesen Menschen anvertraut, er musste jetzt ehrlich sein.

»Ich habe zwei Pistolen.«

»Das ist gut. Setzt sie ein, wenn euer Leben bedroht ist, aber zeigt sie niemandem. Feuerwaffen sind eine Rarität, die jeder gern besitzen würde.«

Lukas nickte, er hatte die Warnung verstanden.

Omar teilte die Männer ein und ermahnte sie zu größter Wachsamkeit. »Achtet auf die kleinsten Geräusche, eine Unruhe bei den Kamelen, versteckte Tierlaute, die unwirklich sind, und weckt uns alle sofort. Ich gestehe, ich bin in Sorge.«

Wie Recht er mit dieser Sorge hatte, erlebten die Männer in dieser Nacht – die wenigen, die in dieser Nacht nicht umkamen.

Kapitel 4

Das Herrengraben-Palais war hell erleuchtet. Selbst draußen auf der Straße brannten helle Fackeln, die sich im Kanalwasser spiegelten. In schneller Reihenfolge rollten Kutschen vor das Portal, entließen ihre Fahrgäste und fuhren weiter zu einem Stellplatz am Ende der Straße, wo die Pferde Heu und die Kutscher Bier bekamen. Aus den geöffneten Fenstern hallten die Melodien der neumodischen Wiener Walzer, die als Drehtanz der Paare in wenigen Jahren die Ballsäle der Welt erobert hatten.

Im Herrengraben-Palais feierten die Gäste den 20. Geburtstag von Theresa Iserbrook. Und sie feierten die Taufe des ersten Dampfschiffes des Iserbrook-Imperiums. Zwei Ereignisse, die in Hamburg für Furore sorgten, denn die junge Dame war eine der begehrtesten Frauen im heiratsfähigen Alter, und der Dampfer galt als Experiment bei der Eroberung der Weltmeere durch dampfbetriebene Überseeschiffe.

Robert Iserbrook war als experimentierfreudig bekannt, und obwohl die großen Reedereien der Stadt zögerten, setzte er unverdrossen auf moderne Techniken und die damit verbundenen Abenteuer. Robert, der Hasardeur, wie er heimlich von den traditionsbewussten Hanseaten genannt wurde, war durchaus beliebt in der Stadt. Er hatte vor vierzehn Jahren, nach dem Tod des Vaters, den Gewürzhandel der Iserbrooks übernommen und erfolgreich weitergeführt, wobei ihm eine gewisse Härte seiner Schwägerin Silvana gegenüber nachgesagt wurde. Aber dann hatte er die Venezianerin, die Witwe seines älteren Bruders, kurzerhand geheiratet und, wie man sagte, eine durchaus glückliche Beziehung aufgebaut. Eigene Kinder hatte er nicht gezeugt, aber seine Nichte Theresa, das jüngste Kind von Moritz und Silvana, liebte er abgöttisch, und so hatte er ihr auch ihren Wunsch nach einer großen Geburtstagsparty erfüllt. Nun tanzte er mit Theresa einen Walzer nach dem anderen, und als sie ihn lachend fragte: »Kriegst du eigentlich nie genug?«, antwortete er ernsthaft: »Du weißt, ich muss auf Vorrat tanzen.«

Ja, das war der einzige Schatten, der über diesem schönen Fest lag. Am nächsten Nachmittag würde Robert Iserbrook mit dem heute auf den Namen ›La Bella Silva‹ getauften Segel-Dampfschiff in See stechen, um, wie er sagte, in Venedig nach dem Rechten zu sehen. Aus einem nicht bekannten Grunde lief der einträgliche Weihrauchhandel seit ein paar Jahren an seiner italienischen Niederlassung vorbei, und das konnte er nicht länger dulden.

Nur, seine Frau war dagegen: »Ich will nicht, dass du mit einem Dampfschiff nach Venedig reist«, hatte Silvana erklärt. »Ich habe bereits einen Mann durch ein Schiff mit so einem furchtbaren Kessel verloren. Ich verbiete dir diese Reise.«

Er hatte versucht, sie zu beruhigen, denn damals war ein Heizkessel durch Überfeuerung explodiert und nicht ein Dampfkessel, der einen Schiffsmotor antrieb. Aber seine Frau war nicht zu überzeugen. Ja, sie drohte ihm sogar: »Wenn du jemals zurückkommen solltest, werde ich dich verlassen haben. Ich ertrage die Angst und die Ungewissheit nicht noch einmal.«

Es hatte lange gedauert, bis er sie überzeugt hatte, dass diese Reise ungefährlich war, dabei war er selbst nicht einmal davon überzeugt. Doch die Reise war notwendig für die Firma, und das Schiff würde schnell sein, denn wenn der Wind nachließ, hatten sie den Dampfkessel, und wenn ein vorzüglicher Wind blies, konnten sie die Segel setzen. Sie würden also immer fahren, und er konnte sehr schnell wieder in Hamburg sein.

Er lächelte, als er sich im Walzertakt drehte, diesmal hatte er seine Frau aufgefordert. Er freute sich auf die Reise. Seine Lust auf Abenteuer war ungebrochen. Obwohl seine Frau die Zügel straff hielt und ihm nicht viele Reisefreiheiten erlaubte, war seine Sehnsucht nach fernen Ländern, fremden Menschen, nach Eskapaden, Experimenten und Abenteuern nach wie vor groß. Er zog Silvana enger an sich. Auf keinen Fall wollte er die Frau, die er liebte, verlieren. Sie war so eine zauberhafte Geliebte, so eine fürsorgliche Ehefrau, so eine wunderbare Mutter. Und sie war eine Geschäftsfrau, wie es keine zweite in der Stadt gab. Mit weiblicher Logik erkannte sie lohnende Geschäfte und drohende Nachteile, wusste Vorteile zu nutzen und Niederlagen zu überwinden, und sie hatte ein Gespür für die Zukunft. Er wusste, dass sie die Verluste durch die Weihrauchgeschäfte genau so ärgerten wie ihn, aber niemals hätte sie zugegeben, dass er persönlich in Venedig nach dem Rechten schauen musste. Dort hatte man schließlich den Geschäftsführer Renato Bernetti, und der hatte schon unter ihrem ersten Mann Moritz Iserbrook hervorragende Arbeit geleistet. Rätselhaft war allerdings das ausbleibende Weihrauchgeschäft. Gerade dieses Aroma brauchte sie selbst für ihre Duftstoffe sehr dringend.

Robert dachte jetzt nicht an Geschäfte und Aromen. Er berührte mit den Lippen ihr Haar und flüsterte: »Du bist die beste Tänzerin, die ich jemals in den Armen gehalten habe. Aber Theresa wird dir immer ähnlicher.«

»Sie ist inzwischen eine Frau, du hältst nicht mehr den steifen Backfisch von früher in den Armen.« Silvana sah ihn an. Er war noch immer der große, starke, selbstbewusste Mann, den sie vor sechzehn Jahren erst kennen, dann hassen und schließlich lieben gelernt hatte. Er war der Mann ihrer Träume, und er war der sture Dummkopf, der sie morgen verlassen würde.

Obwohl ihre Geschäfte verschiedene Richtungen eingeschlagen hatten, denn während Robert den Gewürzhandel betrieb, hatte sie sich ganz den Aromen und Düften gewidmet, harmonierten sie auch geschäftlich hervorragend. Einer konnte sich auf den anderen verlassen, und ihr gegenseitiges Vertrauen war die Basis ihres Erfolges und in der ganzen Stadt bekannt.

Sie schmiegte sich enger in seine Arme, in denen sie Wärme und Geborgenheit im Leben gefunden hatte.

Heimlich beobachtete sie Markus, ihren zweiten Sohn, der mit Vergnügen die Freundinnen von Theresa im Walzertakt drehte. Er hatte seinen Wunsch, ein Justitiar zu werden, durchgesetzt. Aber erst als Theresa ihr großes Interesse am Gewürzhandel bekundete, hatte sie als Mutter die Berufswünsche ihrer Kinder akzeptiert. Doch mit immer wiederkehrender, unendlich großer Trauer dachte sie an Lukas, ihren ältesten Sohn, den eigentlichen Erben des Gewürz-Imperiums, der auf so entsetzliche Weise aus ihrem Leben gegangen war. Sie legte die Stirn an die Schulter ihres Mannes, um die Tränen zu verbergen, die immer kamen, sobald sie an ihren großen, geliebten Sohn dachte. Er wäre nun fünfundzwanzig, dachte sie, und bestimmt ein wunderbarer Mann.

Der Walzer war zu Ende, die Tanzenden applaudierten begeistert. Wie viel amüsanter und erregender waren diese Melodien doch im Vergleich zu den Polonaisen, den Polkas, Reigen und Gavotten, bei denen man sich allenfalls beim Schreiten mit den Fingerspitzen berühren durfte.

Die vier Musiker, die Robert engagiert hatte, legten die Instrumente zur Seite und tranken ihr Bier. Silvana stellte sich auf die unterste Stufe der breiten Treppe, die in die oberen Gemächer führte, und klatschte in die Hände. »Meine Damen, meine Herren, liebe Freunde, das Büfett ist eröffnet.« Dann geleitete sie die Gäste aus der großen Eingangshalle, die als Ballsaal diente, in das Speisezimmer. Im Glanz unzähliger Kerzen lud ein meterlanges Büfett zur Stärkung ein. Ganz andächtig blieben die Gäste vor der reichhaltigen, mit Blumengirlanden und Silberleuchtern geschmückten Tafel stehen. Hühnchen in Gelee, Salm mit Mayonnaise, Hummersalat, kalte Fleischpasteten, Roastbeef mit Remouladensoße, Schweinsröllchen in Aspik, Sardellenschnittchen, geräucherte Aalrouladen und knusprig frisches Brot luden zum Speisen ein. Danach wurden Obsttörtchen, Champagnergelee, marmorierte Cremes, gebackene Früchte, Brüsseler Konfekt und Käseplatten serviert. Für die erlesenen Getränke sorgten Diener in Livree und für die Bequemlichkeit gemütliche Sitzgruppen mit kleinen Tischchen für die Ablage.

Während des Essens spielten die Musiker feine Tischmusik, und Silvana ging von Gruppe zu Gruppe, um sich mit den Gästen zu unterhalten. Da waren Ratsherren aus dem Stadthaus mit ihren Gemahlinnen, Handelsherren und Reeder aus den Kontorhäusern mit ihren Gattinnen, Bankiers, Fabrikanten und Professoren, und es waren die Freunde und Freundinnen ihrer Kinder da. Sogar die leitenden Mitarbeiter ihres Handelshauses waren mit ihren Frauen geladen und gekommen.