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Begehrt für ihr handwerkliches Geschick, betrogen um ihre Freiheit - die Geschichte einer mutigen Frau!
Moseltal, 780. Als Ulas Vater brutal die Hand abgeschlagen wird, weil ein von ihm geschmiedetes Schwert im Kampf zerbrochen ist, muss sie ihm bei der Arbeit helfen. Ula erlernt das Schmiedehandwerk und beginnt bald darauf, mit Material und Werkzeugen zu experimentieren. Es gelingt ihr, ein Schwert von herausragender Qualität zu fertigen. Ein Schwert so hart, dass andere Waffen daran wie Glas zerschellen. Doch der Erfolg hat einen hohen Preis. Mit ihm beginnt die Jagd auf Ula. Denn das Geheimnis der Schwerter könnte ganze Kriege entscheiden ...
Ein Name, eine Legende, ein bis heute ungelöstes Mysterium - Peter Dempf spinnt einen packenden Abenteuerroman um die berühmtesten Waffen des Mittelalters - die Ulfberht-Schwerter - und entführt uns dabei in das raue Frühmittelalter.
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Seitenzahl: 545
Cover
Grußwort
Über dieses Buch
Titel
Die Figuren der Handlung
Karte
Prolog
SCHWARZSTAHL
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DER BLANKE TOD
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STURMKLINGE
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Epilog
Nachwort
Glossar
Über den Autor
Weitere Titel des Autors
Impressum
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Über dieses Buch
Begehrt für ihr handwerkliches Geschick, betrogen um ihre Freiheit – die Geschichte einer mutigen Frau!
Moseltal, 780. Als Ulas Vater brutal die Hand abgeschlagen wird, weil ein von ihm geschmiedetes Schwert im Kampf zerbrochen ist, muss sie ihm bei der Arbeit helfen. Ula erlernt das Schmiedehandwerk und beginnt bald darauf, mit Material und Werkzeugen zu experimentieren. Es gelingt ihr, ein Schwert von herausragender Qualität zu fertigen. Ein Schwert so hart, dass andere Waffen daran wie Glas zerschellen. Doch der Erfolg hat einen hohen Preis. Mit ihm beginnt die Jagd auf Ula. Denn das Geheimnis der Schwerter könnte ganze Kriege entscheiden …
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Peter Dempf
Die Tochter des Klosterschmieds
Historischer Roman
Ulf – Schmied auf Burg Pfaffenstein, später in Kloster Lieserfelden
Ulfbertha – genannt Ula, seine Tochter, Schmiedin
Jecklin, sein Lehrling
Burg Pfaffenstein
Ewalt von Pfaffenstein – Burgherr, Fürst und Panzerreiter für Karl den Großen
Utz von Pfaffenstein – sein Sohn
Ulrich von Stein – Panzerreiter, Gefolgsmann Ewalts
Cuno – Schildwächter am Palas
Weitere Panzerreiter und Gefolgsleute der Pfaffensteiner:
Gero, Harro, Karl, Lothar, Hannes, German
Joss – Gastwirt im Dorf bei Pfaffenstein
Kloster Lieserfelden
Abt Rochus – Vetter des Ewalt von Pfaffenstein
Crippin – junger Mönch
Prior Kewald
Bruder Anchel – Bibliothekar
Bruder Salvator – Pförtner
Bruder Benedict – Infirmarius
Bruder Ido – Cellerar
Bruder Mark – Küchenmeister
Odo – Wirt der Klosterschenke
Vada – Händlerin
Ein Moselfischer und seine Frau
Die Pilger
Ein Prediger
Urban aus Trier – Tuchhändler und Wortführer der Pilger
Jobst aus Cochem – »Blondschopf«
Koblenz
Peyr – Bänkelsänger
Ein Gastwirt
Niederfell
Meister Gero – Schmied
Schwalberthal
Bertil – Sohn des Schmieds
Jonata – Dorfbewohnerin
Gudrun – Dorfbewohnerin
Vera – junge Köhlerin
Historische Figuren
Karl der Große (747/748–814) – 768 bis 800 König, ab 800 Kaiser des Fränkischen Reiches
Hruotland (Roland; um 736–15. August 778) – Graf aus der Bretonischen Mark im Frankenreich Karls des Großen
Burg Pfaffenstein an der Mosel, November 776
Der erste Frost hatte seinen eisigen Atem übers Land geblasen und das Grün der Bäume und Sträucher mit einem Laken aus weißen Kristallen bedeckt. Die Blätter der Blutbuche im Burghof hatten sich über Nacht rot verfärbt, und die Spitzen der Efeublätter lugten wie schwärzlich verkrustete Narben unter der Eisdecke hervor.
Den Krug in der Hand lief Ula barfuß über den Hof, um vom Brunnen Wasser zu holen. Die Kiesel knirschten unter ihren Sohlen, und die Kälte schnitt ihr scharf in die Zehen. Vor dem Brunnen rieb sie sich die Füße an ihren Unterschenkeln warm. Bald würde sie wohl ihre Holzschuhe anziehen müssen. Sie strich sich ein paar dunkelblonde Haarsträhnen, die sich gelöst hatten, aus dem Gesicht und stopfte sie wieder unter ihr Kopftuch. Der Wassereimer war noch halb voll vom Vortag, trug aber eine Eisschicht, die so hauchdünn war, dass es ihr nicht gelang, das Eis zu packen und sich in den Mund zu schieben. Es zerbrach zwischen ihren warmen Fingern, brannte darauf jedoch schon wie echtes Gefrorenes. Sie füllte rasch ihren Krug und lief zurück zur Schmiede, aus der das rhythmische Ding-Ding-Dong des Hammers erscholl.
Ein Hornsignal überraschte sie auf halbem Weg. Jeder auf der Burg, der es hörte, hob den Kopf. Dieser Ton war unverkennbar. Für einen Moment setzte ihr Herz aus, und sie blieb stehen. Die flirrende Leichtigkeit des anbrechenden Tages, der sich aus dem Schneelaken schälte, wurde von einem dumpfen Gefühl der Sorge und Angst überlagert.
»Der Herr kommt zurück!«, flüsterte Ula. Der Herr – und mit ihm sein Sohn Utz, der Jüngste des Geschlechts und im selben Sommer geboren wie sie. Der Gedanke an den Erben von Pfaffenstein ließ sie frösteln.
Aus den Häusern und Stallungen traten die Menschen auf den Burghof hinaus. Sie sahen hoch zu dem Türmer auf dem Bergfried, der die Straße unterhalb des Felsens im Blick hatte. Sie führte die Mosel entlang und dann mit einem steilen Anstieg hinauf zum Sitz derer von Pfaffenstein. Offenbar hatte der Turmbläser das Banner seines Dienstherrn erspäht.
Erneut erklang das Signal des Wächterhorns, und plötzlich setzte eine Geschäftigkeit ein, die den Burghof in einen Bienenstock verwandelte. Fuhrwerke, Hand- und Sackkarren, die überall herumstanden, wurden in die Schuppen geschoben. Schaufeln und Harken, Forken und Sensen verschwanden, als würden sie weggezaubert. Frische Streu wurde ausgeworfen, die Treppen wurden mit Reisigbesen gefegt, Eimer und Zuber mit Wasser gefüllt. Der Brunnenschwengel quietschte in einem fort und gab der hektischen Unruhe seinen Takt mit.
Ula beobachtete dies alles mit Bedauern, denn der Burghof, dem die feine weiße Decke aus Schneekristallen etwas Unschuldiges und Reines verliehen hatte, versank dadurch trotz aller Bemühungen in Schlamm und Schmutz. Rasch eilte sie zu ihrem Vater in die Schmiede zurück, der durch den Schlag des Hammers sicher nichts vom Signal und der dadurch ausgelösten Aufregung mitbekommen hatte.
»Vater!«, rief sie. »Herr Ewalt ist zurück! Herr Ewalt ist zurück!«
Der Schmied unterbrach seine Arbeit, als er die Unruhe der Tochter bemerkte. »Was ist, Ulfbertha? Hast du endlich einen jungen Burschen gesehen, der dir gefällt?«, fragte er mit einem Grinsen.
Ula verzog missbilligend den Mund. Natürlich war sie mit ihren achtzehn Lenzen bald zu alt, um noch zu heiraten. Aber ihr Vater musste sie nicht ständig daran erinnern. Sie war keine Schönheit, das wusste sie selbst, ohne frauliche Rundungen, ein wenig zu mager und doch kräftig, zäh und zupackend. Keine Maid, nach der sich ein Panzerreiter im Sattel umdrehen würde, sondern ein eher unscheinbares Geschöpf. Sie hatte sich damit abgefunden, aber die Sticheleien ihres Vaters trafen sie jedes Mal aufs Neue.
»Ewalt von Pfaffenstein ist zurück!«, rief sie und stellte trotzig und etwas zu heftig den Krug mit dem Wasser in einer Ecke der Schmiede ab, wo es kühl bleiben würde.
Ihr Vater Ulf war mit der Zeit immer stärker ertaubt, und es würde sicher nicht mehr lange dauern, bis er gar nichts mehr hörte. Es war das unabwendbare Schicksal aller Schmiede.
»Oh«, sagte er nur. Seine Stirn umwölkte sich. Schließlich nickte er, warf den Hammer auf die Werkbank hinter sich und legte das Stück Eisen, das er bearbeitet hatte, neben den Amboss. »Begrüßen wir den Gauner eben!«, murmelte er gerade so laut, dass Ula ihn verstehen konnte.
Sie traten unter das Vordach der Schmiede, als das dritte Hornsignal die unmittelbar bevorstehende Ankunft des Burgherrn verkündete. Aus dem Torgang hallten Hufschläge, dann begann der Boden zu beben, und Ulas Zehen erspürten Streitrösser von mindestens dreißig schwer bewaffneten Reitern. Es war wie das Donnern eines herannahenden Gewitters, und ein Gefühl der Beklemmung kroch ihr langsam den Hals hinauf.
Schließlich brach die Standarte des Burgherrn aus dem Dunkel der Torhalle hervor. Der Fahnenträger hielt die Stange mit dem Banner schräg nach vorn gestreckt, und die lange, schmale Fahne flatterte im Wind. Hinter ihm ritten Ewalts Panzerreiter, angeführt von seinem Schwertmann Ulrich von Stein, dessen sonst weißes Haar ihm in schmutzig grauen Strähnen um den Kopf hing, im Galopp in den Hof ein. Die Männer hatten ihre Schilde auf den Rücken geschnallt, trugen Kettenhemden über ledernen Unterkleidern und ein blaues Manteltuch über den Schultern. Ihre Schwerter klirrten in den Gehängen, und die Hinteren mussten ihre Lanzen senken, damit sie sich nicht im Holz der Torhalle verhakten. Als der Burgherr schließlich erschien, jubelten ihm die Angehörigen seines Haushalts zu. Doch wirklich ungezwungen und fröhlich klang die Begrüßung nicht. Hinter Ewalt folgte sein Sohn Utz, sein Nachfolger auf Pfaffenstein. Er war etwas weniger aufwendig gekleidet, aber ebenso in seine Lederpanzerung gezwängt wie der Vater.
Ula bemerkte die finstere Miene ihres Herrn, die nichts Gutes bedeuten konnte. Ewalt von Pfaffenstein hielt direkt auf die Platzmitte zu und preschte mehrmals rund um den Brunnen, bis auch der letzte Reiter in den Hof gefunden hatte.
Es war ein furchterregender Anblick. Die Männer waren seit Tagen, wahrscheinlich seit Wochen nicht aus den Sätteln gekommen und von oben bis unten mit dem Unrat der Straße beschmutzt. Ihre Bärte waren so lang wie ihre Schwerter und ihre Gesichter feuerrot vor Kälte. Die Hände steckten in Ärmelhandschuhen, die bis über die Ellbogen reichten. Ihre Schilde waren zerhauen, fleckig und zeigten keinerlei Farben mehr. Die Reiter umstellten den Brunnen in einem Halbkreis, der zur Schmiede hin offen stand. Keiner stieg ab. Die Formation wirkte bedrohlich und einschüchternd, nicht heiter und entspannt, wie man es bei der Heimkehr des Herrn erwartet hätte.
»Ulf!«, brüllte Ewalt von Pfaffenstein, nachdem er sein Schlachtross gezügelt hatte. Schaum stand dem Tier vor dem Maul, und Ula hätte darauf wetten können, dass der Fürst ebenfalls schäumte. Das Gesinde duckte sich. Jeder auf der Burg kannte den Jähzorn des Pfaffensteiners, der auch nicht davor zurückschreckte, den einen oder anderen mit der gleichen gleichgültigen Leichtigkeit und Schnelligkeit zu töten, mit der man ein Huhn schlachtete. »Ulf! Wo bleibt der verdammte Schmied?«
Alles erstarrte.
»Ich bin hier, Herr«, sagte Ulf ruhig. Er löste sich von seiner Tochter und trat ein paar Schritte vor. »Womit kann ich Euch dienen?«
Die Augen des Burgherrn suchten in der Menge nach dem Mann, den er gerufen hatte, bis sie ihn gefunden hatten. Sogleich verengten sie sich zu Schlitzen.
Ula folgte ihm langsam. »Sei vorsichtig, Vater!«, rief sie ihm leise nach.
Ulf nickte nur kurz. Er war die Beschimpfungen und Anfeindungen seines Herrn gewöhnt. Ruhig und gelassen ließ er sie über sich ergehen, schließlich gab es weit und breit keinen anderen Schmied als ihn.
Die beiden Männer sahen einander in die Augen, doch diesmal, so kam es Ula vor, war etwas anders. Als wäre die eisige Luft dieses Morgens in die Gemüter gefahren.
Jetzt, da Ewalt nur noch sein bockendes Pferd besänftigen musste und sich umsah, entdeckte Ula die kaum verheilte Narbe, die sich über seine linke Gesichtshälfte zog. Sie war so breit wie ihr kleiner Finger und verlief als rötlicher Streifen von der Schläfe über die Wange bis hinab zum Kinn. Jemand hatte den Schnitt mit mehreren groben Stichen zusammengefasst. Wohl eine Kampfverletzung. Das Antlitz ihres Herrn, das zuvor recht ansehnlich gewesen war, war nun zur Fratze entstellt.
Ewalt von Pfaffenstein griff hinter sich in eine Satteltasche, zog etwas daraus hervor und warf es dem Schmied vor die Füße. Ein schepperndes Klirren tönte in die Stille hinein, die mit einem Mal auf dem Burghof lastete. »Was ist das, Ulf? Sag es mir!«
Ulf sah auf die drei Stücke dunkles Metall, die vor ihm im Dreck lagen. Dann trat er vor und hob sie auf, um sie näher zu untersuchen. »Ein Schwert«, sagte er.
»Oh«, höhnte Ewalt von Pfaffenstein. Seine eisgrauen Augen blitzten. »Habt ihr gehört? Ein Schwert!« Er wandte sich zu seinen Männern um, die in ein kehliges Lachen ausbrachen. »Weißt du es nicht genauer, Schmied?«
Ulf hob Klinge und Griff mehrmals nahe an die Augen. »Das ist Euer Schwert, Herr«, sagte er endlich.
»War Euer Schwert, muss es heißen, Schmied. War, nicht ist!«
Der Zorn, der in diesen kurzen Sätzen mitschwang, ließ Ula frösteln.
»Was ist geschehen?«, fragte ihr Vater.
Ewalt von Pfaffenstein trieb sein Pferd näher an den Schmied heran, der keinen Fingerbreit zurückwich. Die Tiere kannten ihn und würden ihm nichts tun, weil sie wussten, dass er ebenso bissig sein konnte wie sie. Wer die Pferde beschlug, entwickelte ein besonderes Verhältnis zu ihnen.
»Das hier ist geschehen«, zischte Ewalt und deutete auf seine linke Gesichtshälfte. »Das Schwert ist mir in den Händen zerbrochen, und dieser verfluchte Sachse hätte mir deshalb um ein Haar den Schädel gespalten.« Die letzten Worte schrie er regelrecht, und gleichzeitig erhob sich ein Gemurmel unter den Reitern, das bedrohlich anschwoll. Er hob die Hand, und das Raunen verstummte. »Dein Schwert«, sagte er nur. »Von dir geschmiedet.«
Ula sah, wie ihr Vater nickte. Sie konnte sich noch ganz genau daran erinnern, mit welchem Stolz er die Klinge hergestellt hatte. Eine Klinge, deren Form schmaler und deren Gewicht leichter war, bei gleicher Festigkeit. Jedenfalls hatte er das ihr gegenüber behauptet. Ein Fehlschluss, wie sich nun gezeigt hatte.
»Was hast du dazu zu sagen?«, fuhr der Fürst den Schmied an.
»Ich entschuldige mich«, sagte Ulf und ging auf die Knie nieder.
»Dafür ist es zu spät!« Die Antwort des Burgherrn war leise, aber deutlich zu vernehmen. »Deinetwegen hat mich einer dieser verdammten Sachsen fast umgebracht.«
Wieder erhoben die Reiter ein drohendes Gemurmel. Ulf ließ seinen Herrn nicht aus den Augen.
Ewalt von Pfaffenstein drehte sich im Sattel zur Seite und rief nach hinten: »Gero!«
Ein Mann ritt nach vorn, schwer wie der Gaul, auf dem er saß, mit Armmuskeln so dick wie die Oberschenkel eines erwachsenen Mannes.
»Mein neuer Schmied. Du bist entlassen!«, verkündete der Burgherr knapp.
Verblüfft hob Ulf den Kopf. »Aber … ich habe doch …«
»Du hast mir ein Schwert geschmiedet, das im Kampf zerbrochen ist. Solche Leute kann ich nicht gebrauchen.«
»Ihr habt mir Euer Wort gegeben«, sagte Ulf ruhig. »Zählt das Wort eines Pfaffensteiners nichts mehr?«
Der Kopf des Burgherrn ruckte mit gefährlicher Schnelligkeit zu seinem alten Schmied herum. »Willst du mir Vorschriften machen, Kerl?«
Auch Ulfs Gesicht war mittlerweile rot vor Zorn. Ula hoffte, ihr Vater würde sich im Zaum halten können. Ein Schmied war nie ohne Arbeit. Ulf erhob sich jedoch, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. »Ich bestehe nur auf meinem Recht. Für das zerbrochene Schwert kann ich nichts. Das Eisen habe ich von Euch – und es war minderwertig. Aus brüchigem Material kann ich keine gute Waffe fertigen. Gebt mir ein Eisen, das den Namen verdient …«
»Halt’s Maul!«, schrie ihn Ewalt von Pfaffenstein an. »Ich werde dir zeigen, was es heißt, erst untaugliche Schwerter zu schmieden und mir auch noch zu widersprechen.« Er trieb sein Schlachtross vor.
Kaum hatte das Pferd Ulf erreicht, streckte dieser die Hand aus, fasste ins Geschirr und zog den Kopf des Tieres nach unten. Sofort hielt es inne, auch wenn es unwillig schnaubte.
»Was fällt dir ein, du Lump?«, brüllte der Burgherr und riss den Gaul hoch, sodass er steigen sollte. Doch der Schmied hielt die Zügel in der Faust, als wären es Eisenbänder. Der Dextrarier rührte sich keinen Fußbreit.
»Das wagst du nicht!«, brüllte Ewalt. Seine Hand fuhr ans Schwertgehänge.
Ula sah, wie dem Adligen vor Wut die Augen aus den Höhlen traten. Angstvoll schlang sie die Arme um den Körper.
Hätte ihr Vater jetzt losgelassen, hätte er das Pferd jetzt freigegeben, wäre vermutlich nichts geschehen. Aber Ulf, der Schmied, war stolz, und er fühlte sich gekränkt. »Sichert mir zu, dass Ihr zu Eurem Wort steht«, sagte er mit blitzenden Augen. »Dann gebe ich Euch sofort frei.«
Was sich wie eine Ungeheuerlichkeit anhörte, war eine Ungeheuerlichkeit. Ewalt blieb der Mund offenstehen. Er starrte den Schmied an, als wäre dieser aus einer anderen Welt in die seine gefallen.
»Was hast du gesagt?« Seine Stimme klang ruhig, gefährlich ruhig.
Die Umstehenden spürten die unterdrückte Wut, die sich in dieser Ruhe sammelte wie in einem Wasserbecken.
»Ihr habt mich sehr wohl verstanden!«, entgegnete Ulf.
»O ja, das habe ich«, knurrte Ewalt von Pfaffenstein. »Und ich weiß, dass du dich damit übernommen hast!« Er stellte sich in den Steigbügeln auf. »Gero, Harro! Packt den Kerl – und zum Brunnen mit ihm.«
Ula schrie auf. Sie ahnte, was geschehen würde. Vor nicht allzu langer Zeit hatte der Sohn des Burgherrn einen der Schafhirten, der fünf junge Lämmer an Wölfe verloren hatte, kopfüber in den Brunnen werfen lassen. Der Junge war die siebzig Fuß in die Tiefe gestürzt und hatte sich dabei den Hals gebrochen. Eine ganze Woche lang durfte der Brunnen nicht benutzt werden, nachdem man die Leiche unter vielen Mühen geborgen hatte. Acht Tage lang waren Männer und Frauen dazu abgestellt worden, Brunnenwasser hochzuholen und auszuschütten, um das Wasser wieder rein zu bekommen. Acht Tage lang musste das Trinkwasser unter vielen Mühen von der Mosel den steilen Weg hinauf zur Burg getragen werden.
Die beiden Angesprochenen sprangen von ihren Pferden, packten den Schmied und zerrten ihn zum Brunnenrand. Langsam ließ sich Ewalt von Pfaffenstein aus dem Sattel gleiten und ging auf Ulf zu.
Ula drängte sich durch die Menge nach vorn. Mit Tränen in den Augen rannte sie die kurze Strecke zum Brunnen und warf sich dem Burgherrn zu Füßen. »Herr, bitte nicht! Er ist mein Vater. Ich hab sonst niemanden mehr.«
Der Pfaffensteiner sah sie nicht einmal an. Ohne den Blick zu senken, ging er an ihr vorbei. »Die Hand«, sagte er nur. »Die rechte Hand auf den Brunnenrand.«
Gero, der neue Schmied grinste, als hätte sein Herr einen Spaß gemacht. Er packte Ulfs rechten Arm und legte ihn so, dass dessen rechte Hand auf dem gemauerten Rand des Ziehbrunnens zu liegen kam. War bislang im Rund ein Gemurmel zu hören gewesen, mit dem das Vorgehen des Burgherrn und das Verhalten Ulfs besprochen wurde, erstarben diese Gespräche plötzlich. Was hatte Ewalt vor?
Da trieb einer seiner Begleiter, ein weißhaariger Kämpe, dessen narbige Hand die Zügel kurzhielten und dessen Schild von zerhauenen Kanten übersät war, sein Pferd an und schnitt ihm den Weg ab. »Ewalt, auf ein Wort.«
Der Pfaffensteiner verhielt den Schritt. Ula sah, wie er die Augen verdrehte und nach einer harschen Antwort suchte. Sein Gesicht lief rot an vor Zorn, als er den Blick hob und den Reiter musterte. »Was ist, Vetter?«, bellte er. »Geht mir aus dem Weg.«
Es war Rochus, der ihn aufgehalten hatte. Der Abt des Klosters Lieserfelden war mehr ein Haudegen als ein Seelsorger, mit der Waffe ebenso geschickt wie mit der Feder und dem Mundwerk. Ewalt schätzte und hasste ihn gleichermaßen. Abt Rochus war der Einzige in seinem Umfeld, der ihm die Wahrheit ins Gesicht sagen durfte, ohne Gefahr zu laufen, niedergehauen zu werden. Aber wohl nur deshalb, weil Ewalt fürchten musste, vom Abt niedergerungen zu werden. »Überlasst mir den Mann«, sagte der Abt. »Das Kloster braucht einen tüchtigen Hufschmied.«
Die Unterlippe des Pfaffensteiners zitterte. »Ihr braucht einen Hufschmied?«
Statt einer Antwort nickte Abt Rochus nur kurz.
»Gero!«, rief Ewalt seinem Handlanger zu und drängte sich an dem Pferd des Abts vorbei.
»Ich bitte Euch in Gottes Namen!«, sagte Rochus und senkte den Blick, saß jedoch nicht ab.
Ewalt trat zwei Schritte näher an Ulf heran, bis sein Gesicht das des Schmieds beinahe berührte. »Es war ein Fehler, mir ins Geschirr zu fassen«, sagte er gerade so laut, dass alle Umstehenden es noch hören konnten. »Doch Abt Rochus legt ein Wort für dich ein, und ich will nicht undankbar sein gegenüber der Kirche. Er braucht einen tüchtigen Hufschmied, sagte er.« Ewalt hob den Kopf, trat einen Schritt zurück und wandte sich halb an den Abt. »Ich verzichte auf ihn. Sollt Ihr ihn haben, Vetter. Aber als Hufschmied wird er die Hand, mit der er mir ein wertloses Schwert geschmiedet hat, nicht brauchen.«
Ein Zischen zerriss die gespannte Stille. Es rührte von Ewalts Klinge her, die er mit einer einzigen fließenden Bewegung aus der Scheide gezogen hatte und auf die Hand des Schmieds niedersauen ließ. Die Menge stöhnte erschrocken auf, als die abgetrennte Hand vom Brunnenrand herabfiel und in eine Wasserpfütze klatschte. Ulf, der Schmied, der noch immer von den beiden Männern festgehalten wurde, starrte auf seinen Armstummel, aus dem das Blut in einem dicken Strahl hervorschoss.
Ula schrie mit einem langen sich immer höher hinaufschraubenden Ton, bis die flache Seite der Klinge des Burgherrn sie am Kopf traf und ihr die Sinne raubte.
Kind! Die Zange! Dreh das Roheisen. Stoß es fester in die Glut. Jetzt! Zeig mir die Farbe des Metalls. Schau sie gut an. Merk sie dir. Jetzt ist es bereit. Komm. Raus! Auf den Amboss.«
Ula hatte mit einer Hand die Zange gefasst. Sie zog den Eisenstab, aus dem ein Hufeisen werden sollte, aus dem Holzkohlefeuer und legte ihn auf den metallenen Schlagtisch. Kaum lag er dort, als auch schon der Hammer niedersauste. Ding-Ding-Dong. Der Schlag fuhr ihr in den Arm und dehnte sich aus bis in die Schulter hinein. Ula biss die Zähne zusammen. Ding-Ding-Dong. Der zweite Schlag prellte ihr die Handflächen und ließ die Finger weich werden wie Butter.
»Drehen!«
Gehorsam stellte sie das Eisen auf die Kante. Ding-Ding-Dong. Der dritte Schlag riss ihr die Zange aus den Händen, und das Eisen flog in hohem Bogen durch die Schmiede.
Vor Schreck fuhr die Katze, die hinter der Esse geschlafen hatte, auf, fauchte und sprang mit erhobenem Schwanz hinaus.
Ula hatte Tränen in den Augen. Sie spürte ihre Finger nicht mehr, hielt sich mit der unverletzten Hand den Arm, der schlaff an ihr herabhing. Ding-Ding-Dong klang der Schmiedehammer aus. Ding-Ding-Dong.
Dann war es still. Das Eisenstück verzischte seine Hitze am Boden und setzte ein paar Strohhalme in Brand, die schnell aufloderten. Ulf schob mit dem Fuß Sand über die brennenden Halme und sah Ula an. Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Ich lerne es nie, Vater!«, schluchzte sie.
»Dafür habe ich zwei Jahre gebraucht, Kind. Dein Großvater hat mir das Eisen aus der Hand geschlagen und mir noch eine Ohrfeige mitgegeben, wenn es durch die Schmiede geflogen ist. Kein Meister ist je vom Himmel gefallen. Glaub mir.« Ulf bückte sich nach der Zange, hob sie auf und packte das Hufeisen. Er legte es auf den Amboss, drehte es zurecht und schob es mit der Zange wieder unter die Glut.
Ula hatte ein Donnerwetter erwartet, hatte gedacht, ihr Vater würde die Geduld verlieren und sich vergessen, hatte gefürchtet, dass er sie anbrüllen und mit der Linken ausholen würde. Aber er war ruhig geblieben, hatte sie angelächelt – wenn auch etwas schief – und hatte das Eisen neu ausgerichtet. Kein böses Wort, kein Schlag, nur Hoffnungslosigkeit.
Mit einem Kopfschütteln ging er schließlich nach draußen und lehnte sich an den Holzpfosten, in den die Tür mit Lederriemen eingehängt war. Versonnen starrte er nach Osten. Dort in der Ferne wehte über den Hügeln der bunte Wimpel der Burg Pfaffenstein, die den Moselweg kontrollierte. Heute war der Blick auf den Bergfried frei, und er zeigte die oberste Zinnenreihe, die sich über der Anhöhe erhob.
»Es wird einen Weg zurück geben, Vater«, sagte Ula und stellte sich neben ihn. Sie umfasste seinen Arm und spürte der Wärme nach, die von ihm ausging.
»Damit? Niemals«, sagte er bitter und hob seinen verstümmelten Arm. »Und damit schon gar nicht.« Er deutete mit dem Daumen der verbliebenen linken Hand hinter sich.
Die Klosterschmiede war nur halb so groß wie die auf der Burg. Viele Werkzeuge fehlten oder waren veraltet und verrostet. Die Esse brachte nicht die gewünschte Hitze, und außerdem fehlte es an Holzkohle. Obwohl das Kloster wohlhabend war – schließlich lag es an einer wichtigen Handelsstraße und besaß ausgedehnte Ländereien –, war die Schmiede nur stiefmütterlich ausgestattet. Sie war eben nur eine Huf-, keine Waffenschmiede.
Ula presste die Lippen aufeinander, sah nach Pfaffenstein hinüber und spuckte aus. »Wir lassen uns nicht unterkriegen. Wir haben es bis hierher geschafft, wir werden weiterkommen«, sagte sie dann. Auch wenn ihre Zuversicht etwas himmelstürmend klang, so war sie doch davon überzeugt, dass alle Möglichkeiten, die die Welt ihr bot, in Reichweite lagen. Man musste nur die Hände danach ausstrecken.
Sie hatte ihren Vater damals vom Brunnen weggezogen und aus den Augen des Burgherrn gebracht. Joss hätte sie beinahe nicht aufgenommen, als sie unten im Dorf mit ihrem blutenden Vater vor der Tür zum Gasthof Zur Sonne stand. Letztlich aber hatte sein Mitleid gesiegt und wohl auch sein Hass auf Ewalt von Pfaffenstein. Der Gastwirt hatte Vater und Tochter ins Haus gezogen und Alaun herbeigeholt. Damit hatten sie versucht, die Blutung zu stillen. Ulf hatte viel Blut verloren. Kalkweiß hatte er auf der Bank gelegen und kaum ein Wort über die Lippen gebracht. Immer wieder hatte er Fieberschübe erlitten, aber dank der Hingabe, mit der Ula die Wunde versorgte, war sie nicht brandig geworden. Frische Tücher, frische Salbe und Kräuterumschläge hatten ein Wunder gewirkt, sodass sie sich nach wenigen Tagen zu Fuß auf den Weg nach Lieserfelden machen konnten. Für ihren Vater war es die Hölle gewesen.
»Komm!«, riss der Schmied Ula aus ihren Gedanken. »Das Hufeisen muss werden.« Ulf löste sich von seiner Tochter und ging zurück in die Schmiede. Mit der Linken fasste er die Zange, stocherte damit in der Holzkohle herum, holte das Metall heraus und betrachtete das Eisenstück, das bereits wieder hellrot glühte. »Auf ein Neues!«
Ula wusste, dass er ihr Mut zusprechen wollte, aber auf seinem Gesicht zeigte sich kein zuversichtliches Lächeln, und seine Augen waren hart wie der schwarz glänzende Amboss vor ihm. Sie trat an die Esse, übernahm die Zange von ihrem Vater und musste diesmal mit beiden Händen zugreifen, damit sie überhaupt in der Lage war, das Eisen zu bewegen. Das war keine Frauenarbeit.
»Jetzt. Auf den Amboss«, befahl der Schmied. Ula bemerkte den bitteren Unterton in der Stimme.
Sie sollte ihm die fehlende Hand ersetzen, sollte dem Vater ein Helfer werden, sollte das Handwerk erlernen. Aber es war unmöglich. Sie war zu schwach, hatte keine Muskeln, keine Kraft. Sie konnte noch nicht einmal einen der Hämmer heben, mit dem ihr Vater auf das rot glühende Eisen einschlug, um es zu formen.
Sie zog den Eisenstab aus der Glut, legte ihn auf den Amboss. Ding-Ding-Dong. Mit dem letzten Schlag fuhr der Hammer auf das glühende Band nieder. Ula wusste nicht zu sagen, ob sie das Metall nicht richtig aufgesetzt oder ob sie es falsch gehalten hatte. Mit einem singenden Ton flog das Eisen in hohem Bogen durch die gesamte Schmiede, schnellte vom Balken im Rücken des Schmieds zurück, traf ihn am Nacken und blieb auf der Schulter liegen. Ulf schrie auf. Es roch nach versengten Haaren und verbrannter Haut. Ula spürte ihre Arme nicht mehr. Sie fühlten sich an, als wären sie durch den Schlag zerschmettert worden. Wieder hatte sie das Eisen nicht festhalten können. Wieder hatte sie versagt.
Ihr Vater fluchte und langte sich unwillkürlich mit seinem Armstummel an den Hals. Er wischte das Eisenband weg, das sich in das Leder auf der Schulter gebrannt hatte, versengte sich den Stummel und fluchte erneut.
Ula blieb stumm, nur ihre Augen füllten sich mit Tränen.
»Verdammt, Kind!«, schrie Ulf erbost – und da brach es aus Ula heraus. Sie ließ die Zange fallen und stürmte aus der Schmiede. Blindlings rannte sie über den Innenhof zu den Pferdeställen. Stürmte durch die Reihe der Verschläge und die Leiter zum Heuschober hinauf. Sie sah nichts, hörte nichts, fühlte nur den Schmerz, den der Fluch ihres Vaters in ihr entzündet hatte, als Brennen in der Kehle. Sie schluchzte. Oben hastete sie den Schober entlang bis ganz nach hinten und kroch unter einem Balken hindurch und in eine Nische, die sie vor wenigen Tagen dort entdeckt hatte. Zwischen Wand und Heu unter einem der Querbalken lag eine versteckte Öffnung. Dort war sie geschützt und konnte dennoch durch die Lücken in der Holzwand beobachten, was sich draußen auf dem Hof abspielte. Sie warf sich auf den Boden und ließ ihrem Kummer freien Lauf.
Sie war ihrem Vater keine Hilfe. Sie bereitete ihm nur zusätzliche Schwierigkeiten. Warum war sie kein Mann, sondern eine Frau? Nur eine Frau! So hatte sie ihren Vater reden hören, als er sich einem der Mönche, die ihn mit Arznei versorgten und die Wunde verbanden, anvertraute. Er hatte ihm erzählt, wie sehr er sich einen Jungen gewünscht hätte, denn ein Rock könne ihm unmöglich die Hand ersetzen, die er so dringend brauche.
Ula lag da und überließ sich ihrer Trauer. Rotz und Tränen liefen ihr übers Gesicht, doch sie wischte es nicht sauber. Hier brauchte sie nicht darauf zu achten, ob jemand sie beobachtete, schließlich kannte dieses Versteck außer ihr selbst keine Menschenseele. Nur Dura kam gelegentlich hierher und leistete ihr Gesellschaft oder legte ihr eine tote Maus vor die Füße. Ula hatte hier einen Kamm versteckt, mit dem sie ihre Haare entwirren konnte. Der Vater hatte ihr das verboten: Eitel zu sein stünde einer Schmiedetochter nicht an, sagte er. Dabei war ihr dunkelblondes, glänzendes Haar das Einzige, was sie an ihre Mutter erinnerte. Ula rollte sich zusammen und schlang die Arme um ihre Beine. Wie eine Kugel lag sie da, die Augen geschlossen, die Stirn gegen die Knie gepresst. Wozu war sie noch nütze, wozu war ihr Vater noch nütze? Er ein Krüppel, sie eine Frau – kein gutes Gespann in Zeiten wie diesen.
Ula wiegte sich und schaukelte sich in eine Ruhe, die langsam den Tränenstrom versiegen ließ. Der Winter war hart, aber er war vermutlich auch Ulfs Rettung gewesen. In den feuchten und schwülen Sommertagen, die es an der Mosel gab, hätte sich der Armstumpf entzündet, und der Schmied wäre vermutlich am Wundbrand gestorben. So aber hatte er überlebt – auch dank der Pflege der Mönche im Kloster. Zudem entging er dem Zorn seines Herrn, des Pfaffensteiners, weil der ungewöhnlich starke Schneefall, der kurz nach dem Unglück eingesetzt hatte, verhinderte, dass der Adlige seine Burg verließ und seinen verkrüppelten ehemaligen Schmied in Kloster Lieserfelden weiter drangsalierte.
Doch Ula spürte, dass ihr Vater sein Glück im Unglück nicht zu schätzen wusste. Er haderte mit seinem Schicksal, ein einarmiger Krüppel zu sein, dem man zur Hand gehen musste. Und in der klösterlichen Enge fand er sich auch nicht zurecht. Ulf war Waffenschmied, keiner, der Hufeisen bog und zurechtklopfte. Er formte Schwertklingen, keine Hufnägel. Er gestaltete Schildbuckel und Parierstangen, keine Steigbügel.
Wieder wallten Zorn und Mitleid in ihr auf, trieben ihr ein Schluchzen in die Kehle und Tränen in die Augenwinkel. Sie hasste sich dafür, dass sie nicht so stark war wie ihr Vater. Ulf, der Schmied, hatte die entsetzliche Demütigung ohne ein Widerwort hingenommen. Ula wusste, dass ihm nur der Wunsch, sich an Ewalt zu rächen, die Lippen verschlossen hatte – wie auch immer das geschehen sollte. Vermutlich war sie selbst in seinen Augen das Mittel dazu – und sie versagte jämmerlich.
An sich selbst zu verzweifeln ändert nichts am Leid«, sagte eine Stimme über ihr.
Ula erschrak so sehr, dass ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief und ihre Tränen augenblicklich versiegten. Sie fuhr auf und schlug mit dem Kopf gegen den Balken. »Wer ist da?«, keuchte sie. Seit einigen Wochen kam sie nun schon hierher und war sicher gewesen, dass niemand ihr Versteck kannte.
»Ich!«, kam die Antwort.
Rasch schaute Ula um sich. Hinter ihr befand sich die Holzwand der Scheune. Durch Ritzen und Astlöcher sah sie auf den Hof hinaus. Dort konnte sich niemand verbergen, es sei denn, er hätte sich draußen an den Brettern festgehalten, was sie für unmöglich hielt. Über ihr war der Balken. Vor und neben ihr lag dicht gepacktes Heu, und auch von der Stelle, wo sie hereingeschlüpft war, kam die Stimme nicht. »Zeig dich!«, zischte Ula. »Wer belauscht mich da?«
»Dich belauschen? Es ist schwer, dich zu überhören!«
»Unsinn. Ich bin leise wie ein …«
»Du heulst wie eine ganzer Schwarm Nachteulen …«, spottete es von oben.
Jetzt wusste Ula, woher die Stimme kam. Sie richtete sich auf, griff an dem Balken vorbei nach oben, bekam Stoff zu fassen, packte zu und ließ sich fallen. Ihr Gewicht zog den Kerl, der über ihr auf dem Balken gelegen hatte, herunter. Mit einem dumpfen Geräusch landete er neben ihr im Heu.
Er schrie kurz auf. »He! Was soll das?«
Auch Ula stieß einen heiseren Schrei aus – sie hatte eindeutig einen jungen Mönch vor sich. Er steckte in einem Habit. Die Kapuze hatte er über den Kopf gezogen. Das Gewand war bis zur Hüfte hochgerutscht, und Ulas Blick fiel auf zwei dürre, krumme Beine, die unterschiedlich lang waren.
»Au, verflucht!«, schimpfte er und wollte aufstehen, doch wie Ula zuvor kam er nicht weit. Heftig schlug er mit dem Kopf gegen den Balken. Er stöhnte und ließ sich wieder sinken. Dann zog er sich das Habit über die Beine und streifte seine Kapuze ab.
Ula wich erschrocken zurück. Sein Gesicht sah aus, als hätte man es in einen Schraubstock gelegt und gequetscht. Die Haare standen in einem schrägen Winkel ab und waren teilweise schlohweiß, obwohl der ganze Kerl allerhöchstens zwanzig Jahre zählen mochte. »Schleichst du immer hinter Frauen her?«, fuhr sie ihn an.
»Ich schleiche nicht hinter dir her, du hast dich in mein Versteck gedrängt!«, beschwerte er sich.
»Es ist ebenso gut mein Versteck wie das deine!«
»Ich war zuerst da!«, behauptete der junge Mönch frech.
»Das kann jeder sagen!«, wehrte sich Ula.
»Ich bin nicht jeder. Ich bin …«
»Lass mich raten«, unterbrach sie ihn. »… ein Mönch?« Sie setzte sich auf ihre Fersen und betrachtete ihn. Sie öffnete den Mund, ohne einen Laut von sich zu geben.
Offenbar hasste der junge Mönch diese Art der Musterung. Er rappelte sich auf. Er konnte sich nicht richtig abstützen und musste sich daher unnötig verrenken. »Du kannst deinen Mund wieder zumachen«, fauchte er sie an.
Ula musste schlucken. »Ich hab dich noch nie gesehen«, sagte sie. »Entschuldige bitte.«
Er nickte beiläufig und brummte etwas. Selbst wenn er verärgert war, klang seine Stimme voll und wirkte älter als ihr Besitzer.
»Du singst bestimmt gut«, sagte Ula, um von ihren Gedanken an die verkümmerten Gliedmaßen wegzukommen.
»O ja«, antwortete ihr Gegenüber und hob erstaunt den Blick. »Woher …?«
»Deine Stimme. Sie ist volltönend«, sagte Ula. Sie mied den Blick auf seinen verkrüppelten linken Arm, der wie angenäht wirkte.
»Ich bin der beste Sänger im Mönchschor!«, behauptete er voller Stolz.
Ula ging im Geist die letzten Gottesdienstbesuche durch. Sie hatte immer wieder das Gefühl gehabt, als schwebe über den sonoren Männerstimmen ein weicher, engelgleicher Tenor. »Dann bist du der Tenor im Chor?«
Der junge Mönch nickte eifrig.
»Und wie heißt du?«
Sofort schlossen sich die Augenlider zu Schlitzen. »Was geht’s dich an?«
»Ich bin jeden Sonntag in der Kirche und wochentags in der Frühmesse, wenn mich Vater nicht an der Esse braucht.«
»Du bist die Tochter des Klosterschmieds, dem Ewalt von Pfaffenstein die Hand abgeschlagen hat, stimmt’s?«
»Ich unterstütze meinen Vater bei seiner Arbeit«, schob Ula nicht wenig stolz nach.
Die Augen des Jungmönchs wanderten an ihr auf und ab. Sie konnte den Blick nicht recht deuten und verschränkte die Arme vor der Brust.
Der Mönch lächelte, was ihm bei den verzerrten Gesichtszügen nur schwer gelang. Es entstand eine Grimasse, in der nur die Augen zeigten, dass er sie nicht erschrecken wollte. »Dafür bist du aber zu mager und zu schwach. Heulst du deshalb?«
»Was geht’s dich an?« Ulas Hände ballten sich zu Fäusten. Am liebsten wäre sie dem frechen Kerl an die Gurgel gegangen.
Er zuckte nur mit den Schultern. »Es ist keine Schande, dieser Welt nicht zu genügen. Schau mich an. Ich bin äußerlich ein Ungeheuer. Völlig missgestaltet. Man sagt, mein Vater hätte mich am liebsten gleich nach der Geburt ertränkt, aber meine Mutter hätte das nicht zugelassen. Warum auch immer. Vermutlich wäre es das Beste gewesen. Jedenfalls hat er mich in dieses Kloster abgeschoben. Die Menschen mögen das Hässliche nicht. Es hält ihnen vermutlich den Spiegel ihrer Seele vor Augen. Wer verträgt das schon?«
Ula schluckte. Ihr Gegenüber sprach aus, was sie heimlich gedacht hatte.
»Ich bin sicherlich nicht der Schönste«, fuhr er fort und lachte bitter. »Aber ich hab es hier.« Er tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
Als sie dorthin sah, entfuhr Ula ein Laut des Erstaunens. »Was hast du da?«, fragte sie.
Der junge Mönch sah sie fragend an, dann lachte er wieder – und diesmal klang es befreit und leicht. Er verdrehte die Augen nach oben, um zu der Stelle zu schielen, an die er sich gefasst hatte.
»Da? Nichts. Das ist nur ein Feuermal.« Er senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Vom Teufel gezeichnet.« Wieder prustete er los. »Auch deshalb haben sie mich ins Kloster gesteckt. Damit der Fluch sich nicht verbreitet. Aber ich glaube, das war nur ein Vorwand. Die Wahrheit ist eine andere.«
Ula kannte die Geschichten über Feuermale, auch wenn sie nicht genau wusste, woher. »Darf ich es anfassen?«
»Wenn du keine Angst davor hast, dich anzustecken.« Er sah sie an, als wäre ihm diese Frage das erste Mal in seinem Leben gestellt worden.
Ula streckte die Hand aus und berührte mit dem Finger die beinahe handtellergroße blaurote Hautstelle. Sie war warm und samten, als hätte man ein Tuch über die Haut gelegt. Sie ließ sich leicht eindrücken, ohne dass die Haut dabei die Farbe verlor. »Als hätte eine Verletzung geblutet und das Blut wäre zu Haut geworden«, sagte sie.
»Crippin!«, stieß der Mönch hervor.
Ula zuckte zurück und starrte ihn mit geweiteten Augen an. »War das ein Zauberwort? Wolltest du mich verhexen?«
»Nein … nein«, stotterte er und lief über und über rot an. Ob aus Verlegenheit oder vor Zorn, wusste Ula nicht zu sagen. »Ich heiße Crippin.«
Ula atmete erleichtert aus. »Und ich … ja, ich bin Ulfbertha, die Tochter von Ulf dem Schmied«, sagte sie und streckte ihm die Hand entgegen.
Crippin zögerte. Dann schlug er ein. »Crippin!«, wiederholte er. »Mehr nicht.«
Seine Finger waren so knotig, als würde er seit Jahren auf dem Feld arbeiten. Dabei spürte Ula keinerlei Schwielen an seiner Hand. Sie sah zu Boden. »Ich finde das genügt. Du hast einen Namen und ein Leben. Viel mehr braucht man doch nicht.«
Crippin sah ihr forschend in die Augen. »Für die Tochter eines Schmieds hast du ein flottes Mundwerk, Ulfbertha.«
Ula verzog das Gesicht, als hätte sie auf etwas Bitteres gebissen. »Nenn mich nicht Ulfbertha. Das sagt mein Vater, und zwar immer, wenn ich etwas ausgefressen habe oder wenn er mir Unangenehmes mitteilen muss. Freunde nennen mich Ula.«
»Also dann, Ula«, sagte Crippin. »Wir sehen uns wieder.«
»Ich darf nicht in die Klausur!«, entgegnete sie und deutete mit dem Kopf hinüber zum Kloster. »Ich bin eine Frau.«
Die Grimasse, die Crippin jetzt zog, hätte jeden anderen in die Flucht geschlagen, weil er gedacht hätte, sein Gegenüber wolle ihn fressen, aber Ula erkannte den Schalk in den sich bildenden Falten der Gesichtszüge. Wieder senkte er die Stimme zu einem Flüstern. »Ich kann mich hier frei bewegen. Sie wissen nämlich noch nicht, ob ich Männlein oder Weiblein bin.« Er beugte sich vor, und der Hauch seiner Stimme kitzelte Ula am Ohr, was ihr einen Schauder über den Rücken jagte. »Am liebsten würden sie mich ohnehin in den Stall stecken zu all dem anderen Getier. Sie getrauen es sich nur nicht.«
Bevor Ula ihn nach dem Grund fragen konnte, hatte sich Crippin aufgerichtet, war überraschend behände auf den Balken über ihr geklettert, balancierte darauf aus ihrem Blickfeld und verschwand zwischen Heubüscheln, als ginge er durch eine Wand. Ula folgte ihm fasziniert mit den Augen. Sie wunderte sich, wie geschickt der Verwachsene war, wie sicher er sich auf dem Balken fortbewegte. Erst als er ganz verschwunden war und selbst das Rascheln des sich durchs Heu schiebenden Körpers nicht mehr zu hören war, spürte sie, wie stark ihr Herz schlug.
»Crippin«, flüsterte sie vor sich hin. »Ein Name wie ein Zauberwort.«
Ula besah sich die Esse. Statt eine Restglut in den Kohlen zu halten, zog Falschluft durch den Kohlenhaufen und brannte ihn vollständig aus. Mit einem Eisenbesen kehrte Ula den Ofen aus und suchte nach der Ursache des beständigen Luftstroms.
Es war noch früh am Morgen, und sie war gerade aus der Kammer heruntergestiegen, die sie sich unter dem Dach der Schmiede eingerichtet hatte. Sie bestand zwar nur aus einem Bretterboden, den sie mit Rupfen abgehängt hatte, damit niemand sie heimlich beobachten konnte, aber sie hatte sie für sich. Außerdem führte eine Leiter hinauf – und diese ließ sich einziehen. So war Ula dem Zugriff des Vaters oder gar Fremder entzogen und konnte ruhig schlafen.
»Hast du das Feuer noch immer nicht in Gang?«, fuhr Ulf sie mit einer brummigen Stimme an, in der sein Vorwurf mitschwang, sie eigne sich noch nicht einmal für das Anschüren der Holzkohleglut. »Zeig Jecklin, was er zu tun hat.«
Ula hatte sich an die mittlerweile dauerhaft schlechte Laune des Vaters gewöhnt. Was sie mehr störte, war die Tatsache, dass ihr Vater einen Lehrling angenommen hatte. Jecklin. Weil sie ihm als Hilfe nicht genügte! »Wo ist der Faulpelz?«, fragte sie, während sie unter die Esse kroch. »Schläft er etwa noch?« Ula besah sich den Topf. Tatsächlich war im Glühkegel ein Riss zu erkennen, der vom vielen Anschüren und wohl auch vom schlechten Eisen der Esse herrührte. Irgendwann war auch das beste Metall ausgeglüht und brüchig. »Wir brauchen einen neuen Kohletopf«, erklärte sie. »Der hier hat ein Loch.«
»Was du nicht sagst«, brummte ihr Vater.
»Außerdem wäre es gut«, setzte sie hinzu, »wenn man ihn so baut, dass man die Luftmenge beeinflussen kann.«
»Das können wir über den Blasebalg regeln«, sagte ihr Vater, der beobachtete, wie seine Tochter unter der Esse herumkroch und deren Unterseite untersuchte.
»Aber das macht die Luftzufuhr unregelmäßig. Ein Schieber an der Stelle hier«, sie zeigte auf die Mitte des Glühkegels, »und die Zufuhr könnte dauerhaft sein. Dann bräuchten wir den Blasebalg nur für den Zeitpunkt höchster Temperaturen.«
Als sie unter dem Tisch auftauchte, sah ihr Vater sie mit einem merkwürdigen Blick an. »Du kannst keine Zange und keinen Hammer halten, aber du willst mir Vorschriften machen, wie ich meine Esse betreibe?«
Ula richtete sich auf, klopfte den Staub von ihrem Rock und band sich einen Lederschurz um. Sie lächelte ihrem Vater ins Gesicht und sah ihm dabei fest in die Augen. »Ich kann die Zange nicht halten, das mag stimmen, aber ich bin nicht auf den Kopf gefallen.«
»Kümmere dich ums Essen«, brummte der Vater und holte mit der linken Hand einen Sack Holzkohle aus dem hinteren Teil der Schmiede. »Für den Rest habe ich Jecklin!«
Er mühte sich redlich, doch zum Aufbinden des Sacks brauchte er die gesunden Hände der Tochter. Ula wusste, dass die Bitte, ihm zu helfen, niemals über die Lippen des alten Mannes kommen würde. Aber diesmal stellte sie sich stur. Wenn er wollte, dass sie ihm zur Hand ging, musste er sie fragen. Sie verschränkte daher die Arme vor der Brust.
»Zuerst der Glühkegel, dann ein neues Feuer!«, sagte sie ruhig. In diesem Moment, der vor Spannung nur so knisterte, tauchte Dura unter der Esse auf und strich ihr um die Beine. »Nicht jetzt«, flüsterte Ula und drückte sie mit dem Fuß fort. Die Katze maunzte zwar unwillig, machte sich aber aus dem Staub.
Ulf hob den Sack auf die Esse und versuchte den Strick, mit dem dieser zusammengebunden war, mit den Zähnen zu halten. Außer sich den Bart mit Kohlenstaub zu verdrecken, gelang ihm allerdings nichts. »Verflucht noch eins!«, wetterte er mit hochrotem Kopf. »Jecklin!«, schrie er, und seine Stimme überschlug sich. »Verfluchter Bengel, komm her!«
»Sei vorsichtig, wir sind in einem Kloster«, warnte Ula ihn. »Nicht, dass du wieder zur Beichte musst.«
Das war dem Schmied schon mehrmals widerfahren. In unbedachten Augenblicken, wenn er sich der fehlenden Hand nicht bewusst war und ins Leere langte, ging das Temperament mit ihm durch. Kam die Flucherei dem Abt zu Ohren, musste der Vater vorstellig werden und Abbitte leisten, indem er bußfertig beichtete und eine Gebetsstrafe auf sich nahm.
Ula kroch noch einmal unter die Esse, nahm dabei den Hammer mit und schlug den nur eingesetzten Glühkegel aus der Tischhalterung. Als sie sich rückwärts wieder herausschob, blieb ihr Lederschurz an etwas hängen. Sie musste sich zerrend befreien, und plötzlich fiel etwas klappernd auf den Boden der Werkstatt. Ula sah nach – und staunte. Ihr Blick ging von dem Gegenstand zu ihrem Vater und wieder zurück. Das Metall war noch dunkelglänzend und hatte einen schmierigen Auftrag vom Abschrecken in der Ölwanne.
»Gib das her!«, fuhr ihr Vater sie an.
»Was ist das?«, fragte sie und hob das schwertlange Roheisen vom Boden auf.
»Lass es verschwinden. Schnell.«
Ihr Blick ging vom Eisen zu ihrem Vater und wieder zurück. Ulf wich ihm aus.
»Du … du schmiedest heimlich … Waffen?«
Ula war verblüfft. Um als Einarmiger einen Schwertrohling zu schlagen, brauchte es mehr als Kunstfertigkeit.
»Der Abt hat mich darum gebeten. Schließlich war ich Waffenschmied. Und der Bengel ist mir zur Hand gegangen.«
Ungläubig sah sie ihren Vater an. »Wenn der Pfaffensteiner davon erfährt, lässt er dich …«
»Woher soll er es erfahren, wenn nicht von dir oder dem Abt?«
»Diese Wände haben Ohren. Das weißt du so gut wie ich. Nichts bleibt hier verborgen. Außerdem ist der Junge ein Schwätzer!«
War ihre Stimme anfänglich scharf und bestimmend gewesen, ließ ihr Zorn langsam nach, und sie konnte trotz der Sorgen, die sie sich machte, Verständnis für ihren Vater aufbringen. Er schmiedete Schwerter nicht, weil er musste, sondern weil er von deren Schönheit und Nutzen überzeugt war. Die Schande, dass sein Schwert, das er für Ewalt von Pfaffenstein gefertigt hatte, zerbrochen war, nagte noch immer an ihm.
Ula besah sich den Stahl, dessen Färbung bereits zeigte, wie minderwertig er war. Zu viele Unreinheiten, zu wenig Härte. Sie fasste die noch unfertige Klinge und schlug sie gegen die Kante des Ambosses. Mit einem Singen brach die Rohklinge entzwei, und eines der Teile schoss quer durch die Werkstatt. »Sie taugt nichts!«, sagte sie, als sie dem Splitter hinterhersah, wie er über den Boden tanzte und sich drehte.
Ihr Vater warf ihr einen wütenden Blick zu, wandte sich um und ging hinaus. Ula sah ihm nach. Er würde sich wieder beruhigen.
»Ich würde gerne mit dem Schwert kämpfen lernen!«, rief sie ihm hinterher, doch er hörte sie nicht mehr. Es konnte ebenso gut sein, dass er sie nicht verstehen wollte.
Mit einer geschickten Bewegung öffnete sie den Sack Holzkohle, schüttete neben den Glühkegel einen Haufen auf und machte sich mühsam daran, das Feuer anzufachen. Es dauerte die Zeit zwischen zwei Glockenschlägen, bis sich der Funke, der vom Feuerstein ausgeschlagen in die Zündwolle fiel, zu einem ausreichend prasselnden Feuer hochgearbeitet hatte. Erst dann konnte die Holzkohle aufgeschüttet werden. Erst dann setzte der Blasebalg ein, und Ula konnte den Kegel in die Glut legen. Sie brauchte ein Reparaturblech.
»Suchst du das hier?«, fragte eine Stimme, die ihren Spott nicht verbergen konnte.
Aus dem hinteren Teil der Schmiede tauchte eine schlaksige Gestalt auf. Ein feuerroter Haarschopf, der in alle Richtungen abstand, ließ sein Gesicht mit der hohen Stirn schmal wirken. Seine Arme waren lang, und unter dem Tuch seines Hemdes zeichneten sich ansehnliche Muskeln ab. Er konnte kräftig zupacken – wenn ihm danach war. Er stand barfuß da, die eine Hand in der Hosentasche, in der anderen ein Reparaturblech, hinter der Esse.
»Wo warst du?«, fuhr Ula ihn an.
Jecklin zuckte mit den Schultern. »Hier, wo sonst!«
»Und warum bist du nicht gekommen?«
»Um mir eine Ohrfeige einzuhandeln? Bin ich verrückt?«, grinste Jecklin und schlenderte langsam auf sie zu.
Ula wartete, bis er sie erreicht hatte, dann langte sie zu.
»Wofür war das denn?«, beschwerte er sich und hielt sich die Wange.
»Für deine Frechheiten. Wenn Vater dich ruft, springst du künftig wie ein junger Bock, sonst mach ich dir Beine. Und jetzt hilf mir!« Sie nahm ihm das Blech aus der Hand und legte es in die Glut. Diese hatte sie auf dem Eisentisch ausgebreitet, was nicht sehr sinnvoll war, aber immer noch besser, als mit einem löchrigen Kegel zu arbeiten.
Wenig später begann das Blech zu glühen, und mit ungeschickten Hammerschlägen verschweißte sie damit das Loch. Jecklin beobachtete ihr Tun mit einem Gesichtsausdruck, als habe er einen Bitterling gegessen.
»Wenn du’s besser kannst, mach!«, herrschte sie ihn an.
»Noch nicht, aber ich sehe es, wenn jemand …«
»Halt deinen vorlauten Mund!«, zischte sie ihn an. Sie ließ das Eisen auskühlen und klopfte den Kegel wieder in die Öffnung der Esse zurück. Die Arbeit war nicht schön ausgeführt, und es fehlten ihr die Kräfte, um die Verschweißung sauber und dauerhaft dicht zu machen. Aber ihr Vater ließ sich nicht mehr sehen. Vermutlich saß er in der Schenke vor der Klostermauer.
Jetzt war nur noch der Blasebalg anzuschließen. Dazu musste Ula unter die Esse kriechen. Sie legte sich auf den Rücken und schob sich unter den Tisch, darauf bedacht, das heiße Eisen nicht zu berühren. »Reich mir den Anschluss für den Blasebalg«, befahl sie Jecklin, der sich zu ihr unter die Werkbank bückte. »Wehe, du schaust mir unter den Rock!«
»Niemals. Wenn du nichts gesagt hättest, wäre ich nie auf den Gedanken gekommen …«
»Du gehst heute noch zum Beichten!«, fuhr sie ihn an. »Und zwar jetzt sofort. Ich werde bei Pater Wichert nachfragen, ob du da warst. Und erzähl ihm ruhig, was du gemacht hast.« Sie spürte geradezu, wie er unverschämt grinste.
»Gerne. Diese Geschichten hört er am liebsten«, antwortete er und lief nach draußen.
Ula kletterte unter der Esse hervor. Sie fasste Mut. Es war ihr gelungen, wenn auch nur unbeholfen, dieses Stück Eisen zu bearbeiten. Ihre Hände und Oberarmmuskeln schmerzten, als hätte sie einen ganzen Tag fuderweise Heu in den Schober gehoben. Aber der Glühkegel funktionierte. Über Jecklins kleine Verfehlung konnte sie nur lächeln. Er war eben ein Mann, wenn auch ein sehr junger.
»Tatsächlich die Tochter des Klosterschmieds«, ertönte es da über ihr.
Überrascht hob Ula den Kopf. Sie suchte im Gebälk unter der Decke, aber es war niemand zu sehen.
»Das Offensichtliche ist immer das Unsichtbare«, sagte die Stimme, die sie kannte. Es war Crippin. Doch wo steckte er?
»Wo bist du?«, fragte sie lachend und gleichzeitig ein wenig besorgt. Sie hatte niemanden kommen hören. Wenn er überall so auftauchen konnte, war er gefährlich. Denn dann war er in der Lage, Gespräche zu belauschen, die nicht für seine Ohren bestimmt waren. Womöglich hatte er auch den Wutausbruch ihres Vaters schon mit angehört und ihre kleine Auseinandersetzung mit Jecklin.
»Ich bin überall und nirgends – und hoffentlich in deinem Kopf, denn dort kann man bei den Menschen den größten Schaden anrichten.«
Ula schauderte es. Was Crippin da sagte, mochte tatsächlich stimmen. Sie musterte die Deckenbalken genauer – und tatsächlich entdeckte sie unter dem Firstbalken, der so breit war wie eine männliche Brust, einen Stoffzipfel, der über die Kante hinausragte: Crippins Kutte. »Du glaubst, die Gabe der Unsichtbarkeit schützt dich vor Entdeckung?«
»Sie macht vieles leichter.«
Während Ula plauderte, nahm sie feuchtes Tannenwerk aus der Holzkiste, mit dem sie sonst die Glutreste zurück in den Glühkegel fegte. Sie säuberte die Werkbank, und zuletzt steckte sie die Zweige ins Feuer. Sofort fing es an zu rauchen. Schwaden stiegen hoch an die Decke und zogen zur Firstöffnung hinaus, durch die Crippin wohl hereingeklettert war. Sie hörte ihn zuerst schimpfen, dann husten, schließlich keuchte er schwer.
»Was verbrennst du da? Deinen Vater? Jecklin?«
»Ich weiß nicht, was du meinst«, entgegnete sie in möglichst unschuldigem Ton. Sie versuchte, durch den Rauch hindurchzuspähen, und sah, wie er aufstand, mit erstaunlicher Geschicklichkeit über den Querbalken unter dem Dach humpelte und aus der Firstöffnung stieg. Sie eilte nach draußen und blickte zum Dach hoch, aber da war niemand.
Ula rannte um die Schmiede herum. Dann entdeckte sie ihn. Crippin kletterte über einen Vorsprung, der nur etwa fußbreit am First der Schmiede entlanglief, und schwang sich trotz seiner Verkrüppelung behände auf das Dach. Zwischen die Traufe und die angrenzende Wehrmauer hatte er ein Brett gelegt. Ula beobachtete, wie er in seiner humpelnden Art über das schmale Brett zum Wehrgang hinüberging. Er zog das Brett zurück und hinkte im Teufelstritt bis zu dem halb verfallenen Eckturm, in dem eine baufällige Treppe in den Klosterhof hinunterführte.
Ula überlegte, woher der junge Mönch gekommen sein konnte. Der Wehrgang zog sich bis zur Kirche hin, wo Wehr- und Kirchenmauer sich fast zu einer Einheit verbanden. Am Sockel gab es einen schmalen Durchgang, während die beiden Mauern oben zusammenliefen.
Maunzend tauchte Dura auf und setzte sich vor sie hin.
»Na, hast du das auch gesehen? Man würde dem Kerl solche Geschicklichkeit gar nicht zutrauen«, sagte sie zu der Katze und hob sie hoch, was Dura sich gefallen ließ. Mit dem Tier auf dem Arm eilte sie zurück an die Esse und legte Dura neben das Feuer, ihren Lieblingsplatz. Kurze Zeit später tauchte Crippin am Tor zur Schmiede auf, die Augen rot wie bei einem weißen Kaninchen.
Ula stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn böse an. »Man belauscht die Leute nicht«, zischte sie ihn an.
»Mein einziges Vergnügen«, antwortete der Verwachsene und rieb sich die Nase sowie die blutunterlaufenen Augen. »Die Menschen reden sonst nicht mit mir. Entweder laufen sie weg, oder sie verstummen.«
Beinahe augenblicklich verflüchtigte sich Ulas Zorn. Crippin hatte das nicht mitleidheischend oder zornig gesagt, sondern völlig gelassen. Es war eine Feststellung gewesen, unumstößlich und deutlich. Aber sie entsprang einer Erfahrung, die für ihn offenbar so selbstverständlich war, dass sie nicht mehr in Gefühle verpackt werden musste. »Es … es tut mir leid«, stotterte sie.
»Das muss es nicht«, tat er ihre Entschuldigung ab. »Ich hätte nicht lauschen dürfen. Aber ich bin es so gewöhnt. Wenn niemand einen in seiner Nähe duldet, weil er Angst vor Ansteckung oder dem Teufel oder sonst was hat, dann denkt man nicht mehr richtig nach.« Er sah sie an, und seine Augen schwammen in Tränen. »Du bist die Erste seit Jahren, die unbefangen mit mir redet. Das kenne ich fast nicht mehr. Ich wollte dich nicht … belauschen. Nicht absichtlich.«
Ula sah verlegen zu Boden. Weinende Männer begegneten ihr selten. Ihr Vater hatte geweint, als ihre Mutter gestorben war. Ihm waren Tränen des Zorns über die Wangen gelaufen, als Ewalt von Pfaffenstein ihm die Hand abgeschlagen hatte. Auch als die Schmerzen bei der Heilung zu stark wurden, hatte sie ihn heimlich dabei beobachtet, wie er den Armstummel gehalten hatte und ihm das Wasser aus den Augen geschossen war. Aber einen Mann grundlos weinen zu sehen, das kannte Ula nicht. Auch keinen wie Crippin, dessen Mannsein nur zu erahnen war. Am liebsten hätte sie ihn in den Arm genommen. Das aber schickte sich wieder nicht, vor allem deshalb nicht, weil ihr Vater nicht da war oder jeden Augenblick durch das Tor treten konnte. Sie wollte sich nicht auch noch dafür rechtfertigen müssen. Sie drehte sich um, beschäftigte sich mit dem Feuer in der Esse und fachte es an.
»Nimm den Blasebalg in die Hand«, sagte sie barscher als gewollt. »Das Feuer muss prasseln.« Sie sah nicht hin, aber der unregelmäßige Luftstrom, der einsetzte, zeugte von Crippins Bemühungen. »Gleichmäßig, nicht schubweise«, wies sie ihn an. Sie bückte sich, nahm die Zange und hielt die von ihrem Vater geschmiedeten Schwertbruchstücke in die Glut. Sie sah Crippin nicht an, fühlte aber, wie die gemeinsame Arbeit sie beide zusammenführte.
Das Feuer wurde heller, glühte gelb, dann nahezu weiß. Die beiden Metallstücke färbten sich rot, schließlich glichen sie sich der Farbe der Glut mehr und mehr an und gingen in ein weißes Strahlen über. Ula nahm die beiden Stücke mit der Schmiedezange heraus, legte sie übereinander und hielt sie mit der linken Hand fest. Mit der rechten zog sie den Hammer heran und hieb auf die beiden Eisenstücke ein. Ding-Ding-Dong klang es, als der Hammer auf die Eisenstücke niederfuhr. Die Zange hielt. Wieder das dreifache Ding-Ding-Dong. Mit dem letzten Schlag trieb Ula die Stücke ineinander, verschweißte sie, wenn auch eher schwach. Sie musste das Eisen wenden, schlug wieder zu und wieder und wieder, und mit jedem Schlag schlossen sich ihre Finger stärker um die Zange, und der Hammer fuhr mit einem härteren Ton auf die glühenden Stücke nieder.
Sie merkte kaum, wie ihr der Schweiß über den Rücken rann und ihr von der Stirn in die Augen lief. Erneut steckte sie das Eisen in die Glut. Wieder ließ sie es sich verfärben, bis es kaum mehr im Holzkohlebrand zu sehen war. Sie holte es heraus und trieb den Hammer auf das weiche, glühende Stück, bis der Spalt verschwunden war. Zuletzt hob sie das Eisenstück in die Höhe und begutachtete es. »Bin ich die Tochter des Schmieds?«, fragte sie in Richtung des Blasebalgs in ihrem Rücken, an dem sie noch immer Crippin vermutete.
»Ja, das bist du!«, sagte eine Stimme, rau und spröde.
Ula fuhr herum. Hinter ihr stand ihr Vater. Er lehnte gegen den Türpfosten, und auf seinem Gesicht zeichnete sich ein schmerzliches Lächeln ab, aber ein Lächeln. Das Erste seit seiner Verstümmelung.
Sie sah sich um. »Wo ist …?« Sie verstummte. Crippin war nicht mehr da. Daran musste sie sich erst gewöhnen. Er war flüchtiger als ein Sommerregen. »Wo ist er hin?«
»Wer?«, fragte ihr Vater misstrauisch. »Jecklin? Der ist draußen bei dieser … dieser …« Er lallte und musste sich am Türpfosten festhalten. Offensichtlich hatte er zu viel getrunken.
Ula nickte geistesabwesend. »Ja, der«, sagte sie nur und sah sich um. Wo mochte sich Crippin versteckt haben?
»Was wird das?«, fragte er und deutete auf das ausgeschmiedete Eisen in ihrer Hand. Es hatte noch nicht die Form eines Schwertrohlings, aber wer die Erfahrung hatte, wusste, was es werden sollte. Verschwunden waren das Lächeln und die raue Stimme. Er schwankte wie eine junge Birke im Sturm.
»Ich habe den Eisenbruch zusammengeschweißt«, sagte sie leise.
»Und ausgeschmiedet!«, bellte Ulf in ihrem Rücken. Sie sah aus dem Augenwinkel wie er vor und zurück wankte.
»Ich hab nur geübt«, rechtfertigte sich Ula, die genau wusste, worauf ihr Vater hinauswollte.
Plötzlich stand Jecklin neben ihr, sah zuerst sie an, dann ihren Vater. »Ich habe sie darum gebeten«, sagte er. »Sie hat es mir gezeigt. Schließlich will ich Schmied werden – und eine Waffe führen«, ergänzte er stolz.
Der Schmied knurrte, weil er diese Wendung nicht erwartet hatte. Außerdem war es eindeutig eine Kritik an seiner Abwesenheit.
Ula sah den Lehrling von der Seite an, aber dieser machte keinerlei Anstalten, sie seiner Komplizenschaft zu versichern. Es verhielt sich, als hätte diese Absprache zwischen ihnen tatsächlich bestanden.
»Und was habt ihr mit dem Kohlenbecken gemacht?«, setzte Ulf barsch nach.
Ula legte Zange und Geschmiedetes beiseite und drehte sich ganz zu ihrem Vater um. »Erneuert«, sagte sie. »Mit Jecklins Hilfe habe ich das Loch geflickt.«
Eine Wolke Alkohol wehte ihr entgegen, als ihr Vater unvermittelt aufstieß. Die Miene des Schmieds verfinsterte sich zusehends. »Das ist meine Aufgabe!«, herrschte er sie an.
»Da hast du recht«, stimmte sie ihm zu. Sie reckte trotzig das Kinn vor und sah ihm in die Augen. »Aber du hast dich stattdessen in die Wirtschaft gehockt und über den Durst getrunken. Jemand muss schließlich die Arbeit …«
Ula hatte ihren Satz noch nicht beendet, als ihr Vater über ihr war und ihr eine Ohrfeige gab, die sie durch die halbe Schmiede warf. Sie lag am Boden und hielt sich die Wange. Tränen schossen ihr in die Augen, und ihr Kinn schob sich vor. Sie sah, dass Dura unter der Esse einen Katzenbuckel machte und sie mit großen Augen anstarrte. Selbst das Tier war wohl von diesem Zornesausbruch überrascht worden.
»So redest du nicht mit mir«, schrie der Schmied und wankte mit einer ausholenden Geste vorwärts, als wollte er sie ein zweites Mal schlagen. Ula raffte sich auf, krabbelte beiseite und huschte an ihrem Vater vorbei. In seinem Rausch war Ulf viel zu langsam und tollpatschig. Als er erneut zuschlug und nur ins Leere traf, drehte er sich um die eigene Achse, verlor das Gleichgewicht und fiel hart auf den Lehmboden der Schmiede. Stöhnend blieb er liegen.