Die Vergessenen: Baba Jaga - Buch 3 - Sabina S. Schneider - E-Book

Die Vergessenen: Baba Jaga - Buch 3 E-Book

Sabina S. Schneider

0,0

Beschreibung

Die Vergessenen III – Baba Jaga Mystik, Leidenschaft und Kampf, vereint mit germanischer, japanischer und slawischer Mythologie, werden zu einer packenden, lustigen und fantasievollen Geschichte voller Hoffnung, Träume und Verpflichtungen. Der Kreislauf des Tores ist geschwächt, die Wiederkehr der wahnsinnigen Götter unaufhaltsam. Feinde werden zu Freunden und Freunde zu Feinden. Lina sucht in ihrer Heimat nach Informationen über das Tor und einen Weg, ihre neu erworbene Unsterblichkeit umzukehren. Doch was sie findet, ist eine Großmutter, die ihr nach dem Leben trachtet. Eine Mutter, die sich von der Energie Lebender ernährt, einen tot geglaubten Vater und eine Vergangenheit, die sie nicht akzeptieren kann. *Inklusive Leseproben aus anderen Büchern von Sabina S. Schneider.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 228

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Sabina S. Schneider

Die Vergessenen: Baba Jaga - Buch 3

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

WAS BISHER GESCHAH …

PROLOG

DAS HOLZHÄUSCHEN MIT DEN HÜHNERBEINEN

VERGANGENHEIT UND ZUKUNFT

ZWISCHEN DEN WELTEN

WAHNSINNIGE

EPILOG

GLOSSAR

Impressum neobooks

WAS BISHER GESCHAH …

TEIL I – SKINWALKER

Nach ihrem Studium tritt Lina ihren ersten Job an und lernt Van kennen. Sie fühlt sich, zu ihm hingezogen, doch eine innere Stimme schreit laut: Vorsicht! Denn Van ist mehr als ein netter Kollege. Lina kämpft, seit sie denken kann, mit Anfällen, Wesen, die in sie eindringen und ihr die Kontrolle entreißen wollen. Damit sie ihren Verstand nicht verliert, verdrängt Lina alles Übersinnliche und umgibt sich mit einer Mauer der Normalität.

Um einen Weg zu finden, seinem ewigen Leben voller Schmerzen als Skinwalker ein Ende zu bereiten, hat Van sich in einen Dämonenjäger Orden geschlichen. Doch auch ihr heiliger Dolch konnte ihm während der Aufnahmezeremonie nicht die erhoffte Ruhe bringen. Nun arbeitet er für eben diese Organisation, die sich der Vernichtung aller übernatürlichen Wesen verschrieben hat. Doch Van weiß nicht, dass er unter Beobachtung steht und reißt mit ein paar unbedachten Worten Lina mit in seine Welt. Nachdem Heinz, der Zuständige für Vans Observierung, erfährt, dass er einen Skinwalker in den heiligen Orden geholt hat, muss er schnell handeln. Als er auch noch befürchten muss, dass Lina von Van schwanger sein könnte, stellt er einen Eliminierungsantrag für sie aus.

Van sieht in Lina nur ein Zeitvertreib, ein Spielzeug. Dennoch kann er den Gedanken, ihr Blut an seinen Händen kleben zu haben, nicht ertragen und entführt sie, nachdem Akiko, eine mächtige japanische Seherin, ihm von dem Antrag erzählt. Mit seiner Kraft, Menschen gedanklich zu manipulieren, dringt Van in Linas Geist und bringt sie an den sichersten Ort, den er kennt: Akikos Schrein in Japan.

Lina erwacht in einem kleinen Haus mitten auf einem Berg im Nirgendwo. Durch Vans Einwirkung ist sie sehr geschwächt und muss das Bett hüten. Akiko, das stärkste Medium, das es je gegeben hat, heißt sie willkommen. Durch Experimente des Ordens geschändet, weiß Akiko, dass an ihrer Liebe zu Van die Welt zerbrechen wird. Mit all ihrer Macht kämpft sie gegen die Zeit. Trotz des Wissens, dass egal, was sie tut, Akiko von der Finsternis, ihrer einseitigen Liebe entsprungen, verschlungen werden wird.

Obwohl Lina von einem tengu – halb Mensch, halb Vogel, einem in einen kappa– japanischenWassergoblin, verwandelten tanuki – dachsähnliche, magische Kreatur, und einem neunschwänzigen kitsune – Fuchsgeist angegriffen wird, klammert sie sich an die Normalität, um den Verstand und die Kontrolle nicht zu verlieren. Doch bald schon muss sie sich eingestehen, dass die bösen Träume real sind und ihre sorgsam aufgebaute Mauer fällt ein wie ein Kartenhaus und lässt sie nackt und wehrlos zurück.

Der kitsune, dessen Flamme bei einem Zusammenprall in Lina gefahren ist, bietet ihr an, sie aus Akikos Schrein zu befreien, und teleportiert sich mit ihr nach Tōkyō. Mit offenem Herzen heißt sie die Freiheit willkommen und verdrängt, dass sie für immer an einen japanischen Dämon gebunden ist, der sich selbst als Gott bezeichnet. Der Fluchtplan scheint perfekt, bis Lina bei der deutschen Botschaft einen neuen Pass beantragt.

Nach einer durchzechten Nacht in einem Park, suchen Lina und der kitsune, dem Lina den Namen Shiro gegeben hat, Ruhe in einem Love Hotel. Doch ihr Verschwinden bleibt nicht unbemerkt. Van rast in der Gestalt eines Panthers der Frau hinterher, die ihn mit ihrer Stärke und ihrem Humor an sich gefesselt hat. In seinen Gefühlen zu Lina hat er einen Sinn im Leben gefunden und die Bestie in sich besänftigen können. Der Wunsch, seine Frau vor einem liebestollen Fuchsgeist und vor dem Orden zu retten, verleiht Van in seiner tierischen Gestalt nie gekannte Schnelligkeit und Ausdauer.

Er folgt dem stinkenden Geruch des elenden Fuchses und findet Shiro über einer kaum bekleideten Lina. Als die Frau seines Herzens ihm beteuert, dass nichts zwischen ihr und dem Möchtegern-Gott passiert ist, will er ihr glauben. Nachdem Lina Shiro wegschickt, kann Van nicht von ihr lassen und Lina gibt sich ihm im Rausch der Gefühle hin. Nachdem das Feuer der Leidenschaft sich zu einer Glut abkühlt, wird Lina klar, was sie getan hat. Sie hat mit einem Wesen geschlafen, dessen bloße Existenz die Welt, die sie sich mühevoll aufgebaut hat, zum Einsturz bringen kann. Und das ohne Verhütung! Was, wenn sie jetzt von einem Dämon schwanger ist?

Linas ehrliche Worte verletzen Van tief, als plötzlich das Zimmer gestürmt wird. Shiro gelingt es, Lina und Van, kurz bevor eine Kugel Linas Herz durchstößt, zurück zum Schrein zu teleportieren. Akiko heißt die Ausreißerin kalt willkommen. Die Seherin weiß, dass Van der Schlüssel zum Tor ist, hinter dem die alten, vergessenen Götter gefangen gehalten werden. Sein Blut wird das Tor öffnen und Lina ist die neue Inkarnation der Hüterin des Göttergefängnisses.

Akiko weiß auch, dass ihre Liebe zu Van nie erwidert werden wird, weil seine Seele und sein Herz an Lina gebunden sind, eine wankelmütige Frau, die ihr Glück, von ihm geliebt zu werden, nicht sieht. Dunkelheit steigt in Akikos Herzen auf, als Lina Van, der blind für Akikos Gefühle war, das augenscheinliche verrät. In Vans Augen sieht Akiko das einzige Gefühl, das er für sie je empfinden wird: Mitleid.

Van kann nur zusehen, wie Lina an der Welt, in die er sie gebracht hat, zerbricht und schwört sich, ihr das zu geben, was sie braucht: ein normales Leben, ohne Übersinnliches. Ohne ihn. Sie entscheiden sich dazu, den Schrein zu verlassen. Doch auf der Treppe zur Freiheit wartet Heinz auf sie, der Schlächter des Ordens. Die Stufen sind mit Runen besprochen, die Van in Ketten legen und Lina paralysieren. Machtlos muss sie mitansehen, wie Heinz mit Todesrunen eingravierte Kugeln in den Leib des schwarzen Panthers schießt.

Das Tier bleibt regungslos liegen. Muki, der tanuki, der Lina ins Herz geschlossen hat, schleicht sich leise heran und zerkratzt einige der Runen, die Lina gefangen halten. Als sie sich wieder bewegen kann, eilt sie zu dem toten Tier. Mit tränenden Augen versucht sie, die Bindungsrunen mit ihren Händen zur zerstören und reißt sich die Haut dabei auf. Ihr Blut vermischt sich mit Vans und sie wird in die Luft gerissen. Stimmen rufen sie, befehlen ihr, das Tor zu öffnen. Die Wächterin, deren Gesicht Lina so oft nach ihren Anfällen im Spiegel gesehen hat, schreit in stummer Agonie, als Lina das Tor berührt. In dem Moment, als sich die Flügeltüren bewegen, wirft sich Shiro dagegen und holt Linas Geist zurück in die Welt.

Stolz prescht der Panther wieder quicklebendig durch die Reihen der Feinde und mäht eine Marionette von Heinz nach der anderen nieder. Auch Shiro stürzt sich in den Kampf. Sogar der kleine Muki stellt sich mutig zwischen Lina und die Angreifer des Ordens. Doch der Gegner ist in der Überzahl und seine Puppenarmee scheint unbesiegbar. Van sieht nur noch in der Flucht Rettung und verlässt mit Lina das Schlachtfeld.

Lina muss zusehen, wie ihre Freunde für sie sterben und sie fleht die vergessenen Götter um Hilfe an. In ihrer Verzweiflung öffnet sie das Tor einen Spalt, doch der alte Geist des Panthers, der in Van schlummert, wirft es wieder zu. Ein Gott jedoch zerreißt seinen Körper und es gelingt ihm, durch den Spalt zu fliehen. Van übernimmt die Kontrolle über Linas Verstand. Wie eine gehorsame Puppe hält sie sich an seinem Fell fest und lässt sich in Sicherheit bringen.

Doch der Schaden ist angerichtet. Der erste vergessene Gott ist auf Erden. Während er zerstückelt darauf wartet, dass seine Körperteile zueinanderfinden, sind die einzigen, die den Menschen Hoffnung bringen könnten, in alle Winde zerstreut und jeder in seiner eigenen Welt gefangen.

TEIL II – KITSUNE

Akiko ist in den Händen des Ordens. Shiro erwacht ohne Erinnerungen auf einem schneebedeckten Gehweg und wird von Mika, einer blinden Sängerin, die ihn für einen Hund hält, mit nachhause genommen. Sie gibt ihm den Namen Yuki und hält ihn als Haustier. Als ein Auto droht, Mika zu überfahren, verwandelt sich Yuki, durch seinen Wunsch beflügelt, sie zu retten, in einen Menschen. Mika und Yuki in Menschengestalt kommen sich näher und nach wenigen gemeinsamen Auftritten werden sie von einem Agenten angesprochen und von einer Platenfirma unter Vertrag genommen.

Währenddessen fliehen Lina und Van auf einem Schifftransporter nach Shanghai. In China angekommen, kann Van die Anwesenheit von anderen Unsterblichen fühlen und zerrt Lina in dem Drang, ein Zusammentreffen unbedingt verhindern zu müssen, grob durch die Menschenmenge. Lina ist verwirrt über die Grobheit und bleibt stehen. Als Van in seiner Ungeduld nach ihrem Geist greifen will, um ihr seinen Willen aufzuzwingen, läuft Lina panisch davon.

Van ist entsetzt über sein eigenes Verhalten und folgt einer Gestalt mit hellbraunen Haaren in der Menge. Doch er folgt nicht Lina, sondern Lan Caihe, einem der daoistischen acht Unsterblichen. Verzweifelt darüber, dass er Lina nicht finden kann, überlässt er dem Tier in sich die Kontrolle. Doch anstatt sich in einen Panther zu verwandeln, befehligt der alte Geist des Panthers, Ahiga, ein uralter Krieger, der wegen seiner Sünden vor vielen Jahrhunderten zum Skinwalker wurde, Vans Körper. Doch auch er kann keine Spur von Lina, der Inkarnation seiner Geliebten Nizhoni, finden. Als er schließlich ihren Geruch einfängt, eilt er zu ihr.

Vor ihm steht jedoch nicht die Wiedergeburt von Nizhoni, sondern Lan Chaihe. Lina ist von Lü Dongbin, einem anderen Unsterblichen entführt und auf Penglai, die Insel der Unsterblichen, gebracht worden, weil die Unsterblichen in ihr die Wiedergeburt der Götter-Jägerin erkannt haben. Lan Chaihe hat sich Strähnen von Linas Haar in seines geflochten, um Van zu verführen und zu seinem gehorsamen Diener zu machen. Doch Ahiga erkennt den Schwindel und folgt Lan Chaihe, als dieser auf die Insel der Unsterblichen flieht.

In ihrer Angst vor dem Schicksal, das ihr bevorsteht, weigert Lina sich, zu essen oder zu trinken. Als Lü Dongbin sie dazu zwingen will, beißt Lina ihn, schluckt versehentlich sein Blut und erlangt so die Unsterblichkeit. In dem Prozess der Umwandlung wird ihr Körper kalt und leblos. Ahiga findet seine Liebst tot und verfällt in Trauer. Als Lina zu sich kommt, kehrt Ahiga glücklich in Vans Unterbewusstsein zurück und die acht Unsterblichen schicken die beiden wieder nach Shanghai.

Während Van und Lina sich auf die Suche nach dem Yeti machen, findet Mika heraus, was Yuki wirklich ist. In einer Nacht berührt sie ihn und sieht zum ersten Mal. Akiko, die in Deutschland in den Händen der Dämonenjäger ist, hat mit ihrer letzten Kraft immer wieder nach Shiro gerufen, war aber an Mikas Gebetsmauer abgeprallt, die das junge Mädchen, ohne zu wissen, was sie tut, um ihn errichtet hat. Anstellte von Shiro, taucht Mika vor Akiko auf und nimmt ihre Warnung entgegen. Der Gott der Meere, der sich zerrissen hat, um durch das Tor zu kommen, wird bald komplett sein und Vernichtung über die Menschen bringen.

Mika hält an ihrem Yuki fest und verdrängt alles, was sie gesehen hat. Gemeinsam fahren sie ans Meer, weil etwas Yuki dorthin zieht. Als Poseidon mit einem alles vernichtenden Tsunami auf die Ostküste Japans zurast, schreit Mika Yukis richtigen Namen und Shiro erinnert sich wieder an alles. Ein Kampf zwischen dem kitsune und dem einstigen Gott der Meere entbrennt. Shiro ist weit unterlegen und gibt Mika eine seiner Flammen, um sie zu beschützen.

Mit aller Kraft ihrer Seele singt Mika für Shiro und verleiht ihm die Energie, die nächste Welle abzuschwächen. Durch Shiros Flamme, die Lina in sich trägt, erscheint sie und erinnert Poseidon an sein Versprechen, Shiro zu retten. Dieser lacht nur und holt zum letzten Schlag aus. Doch dann verlässt ihn die Kraft und er fällt. Mit der Energie, die Shiro Mikas Gesang verleiht, gelingt es Shiro, sie zu Lina zu teleportieren, die sich mit Van im Himalaya Gebirge aufhält.

Akiko verliert den Kampf und die Wut über ihre unerwiderten Gefühle gewinnt die Oberhand. Der Großmeister taucht vor ihr auf und heißt sie willkommen in seinen Reihen. Akiko erkennt wer und was der Großmeister ist. Ein vergessener Gott: Loki. Sie verrät ihm, wo sich das Tor aufhält.

Heinrich, der Akiko als kleines Mädchen zum Orden gebracht hat, wird in der Zelle neben Akiko festgehalten und hört, wie Akiko den Großmeister bei seinem wahren Namen nennt. Doch als er den Tod für seinen Verrat an Akiko, dem unschuldigen kleinen Mädchen, erwartet, befreit ihn sein alter, verschollener Freund Adam aus dem Gefängnis. Adam bringt ihn zu einer Frau, mit der er ein Kind hat: Lina. Um ihre Tochter zu retten, machen sie sich auf, um Rat bei ihrer Großmutter zu suchen.

Während dessen trifft Lina den Yeti und erlöst ihn mit einem Wunsch, den er ihr gewährt, von seinen Ketten und lässt ihn wieder Teil des großen Ganzen werden, aus dem alle Götter entstanden sind, als die Menschen anfingen zu beten. Poseidon ist mit Shiro bei der Teleportation zusammengestoßen und mit ihnen im Himalaya gelandet. So weit entfernt von dem Meer und ohne die Kraft von Gläubigern, ist er schwach und den Gefährten ausgeliefert.

Aus dem Nichts greift der Orden die Gruppe an und nur mit Shiros Hilfe können sie entkommen. Doch weit kann er sie nicht teleportieren und es ist zu spät. Van muss zusehen, wie Akiko auf Lina schießt und die Kugel in ihren Körper eindringen. Bewegungslos liegt Lina in ihrem eigenen Blut. Alle trauern um ihren Tod, als sie hustend zu sich kommt. Das Geheimnis ist aufgedeckt. Jetzt wissen alle, dass Lina unsterblich ist und sie kann es vor sich selbst nicht länger leugnen.

Mit einem Trick gelingt es den Gefährten, Lukla trotz Überwachung des Ordens in einem Flugzeug zu verlassen. Nach einem kurzen Stopp in Katmandu steht ihr Ziel fest: Lina muss in ihre Geburtsstadt zurück. Laut dem Yeti, wird sie dort mehr Informationen über das Tor finden. Doch wird das Lina der Rettung vor einer Ewigkeit als eingeschlossener Torwächter und der Umkehrung der Unsterblichkeit näher bringen?

PROLOG

Mit sanften Strichen kämmte sie sich durch ihr langes, blondes Haar. Ihr Herz klopfte vor Aufregung. Bald! Bald würde sie ihren Liebsten wiedersehen und seine Hände auf ihrem Körper spüren. Bei dem Gedanken an seine wunderschönen Augen entschlüpfte ihr ein mädchenhaftes Kichern. Grün wie im Mondlicht leuchtendes Moos, wild und zärtlich zu gleich. Der Druck seiner Hände fordernd und gebend. Ihre Hand zitterte bei der Erinnerung an die Ekstase, die er ihr geschenkt hatte. Der Boden unter ihren Füßen vibrierte unruhig, als spüre er das Herannahen, der verbotenen Liebesstunden.

Ihre Hand umklammerte die goldene Bürste, die fast so schön im Schein des Feuers leuchtete, wie ihr Haar. Leise knackte das harte Metall. Bedauernd blickte sie auf ihre Lieblingskleinod hinunter. Sie vergaß oft, wie stark sie war. Vor ihr kniete das ganze Rus, viele Götter standen unter ihr und das Leben selbst lag ihr zu Füssen. Denn sie war die Mutter aller und alle beteten sie an. Wie feige Würmer krochen sie vor ihr. Nicht ein einziger war ihrer Macht oder ihrer Schönheit ebenbürtig.

Sie blickte ihrem Spiegelbild fest in die Augen. Stolz, Stärke und Schönheit blitzten ihr in einer Vollkommenheit entgegen, die nur einer Göttin entstrahlen konnte. Ja, sie war eine mächtige Göttin. Und doch raste ihr Herz schneller, nachdem es einen Schlag ausgesetzt hatte und sie daran erinnerte, dass sie bei all ihrer Macht auch eine Frau war. Nur das Flattern der Vorhänge kündigte ihn an. Den Mann, der ihren Körper und ihr Herz erobert hatte.

Seine langen, schlanken Finger legten sich um ihren Hals, drückten zu und ihr entschlüpfte ein leises Stöhnen, als die Erinnerungen an vergangene Nächte ihren Körper marterten. Wie oft hatte er ihr im Taumel seiner Lust die Luft abgeschnürt und die Ekstase noch weiter hoch getrieben? Dann glitten die Finger zärtlich über ihre Haut. Hinterließen Spuren von brennenden Flammen, heißer als die Sonne, obwohl sie kühler waren als Schnee. Wie schaffte er es nur, dass ihr Körper sich so sehr nach ihm sehnte, ihr jede Minute ohne seine Berührung vergeudet schien, obwohl ihnen die Ewigkeit blieb?

Sie kannte das Wesen ihres Geliebten. Seine Zweischneidigkeit und seine gespaltene Zunge. Den Gott des Truges und der List nannte ihn sein Volk. Er war klug, trieb immer Schabernack und doch machte er ihr nichts vor, zeigte ihr sein wahres Wesen und lullte so ihre Vorsicht und Argwohn ein. Er hatte nie den Kern seines Wesens versteckt. Sie wusste, dass seine honigsüßen Worte übertrieben waren und dazu gedacht, zu blenden und zu verführen. Doch das Feuer, das er in ihr entfachte, war ehrlich.

Sie erzitterte von seiner Berührung und ihr Körper forderte mehr. Seine schlanken und doch starken Hände hoben sie hoch, trugen sie zum Bett. Dunkel wie seine Kleidung, war sein Haar schwärzer als die Nacht und die Haut weiß wie Mondschein. Er war so anders als alles, was sie kannte. Seine Grobheit erregte sie, seine Zärtlichkeit ließ ihren Körper für ihn singen und das Feuer in seinen Augen verbrannte sie.

Die alte Frau öffnete mit einem Ruck die Augenlider, richtete sich in ihrem Bett schwerfällig auf und rieb sich die Runzeln auf der Stirn so glatt es eben noch ging. Der Blick in die Vergangenheit, auch in Form eines Traumes, war anstrengend und selten gewollt. Ihre alten Glieder froren. Sie schob ihre Beine mühsam über den Bettrand. Das alte Holzgestell ächzte, quietschte und krachte mit ihren Knochen um die Wette. Die Erinnerung an ihr junges Ich war noch frisch, als sie auf ihre runzeligen, krummen Finger blickte.

Jugend wurde immer von Naivität und Leichtsinn begleitet, selbst wenn sie ewig währte. Zu jener Zeit war sie so alt gewesen wie die Welt selbst und doch jung und kräftig. Aber es hatte ihr damals nicht gereicht und es wäre auch jetzt nicht genug. Sie hatte immer mehr gewollt, hatte alles aufs Spiel gesetzt und alles verloren. Die Rus war aus ihrem Leib geboren. Alle Menschenwesen, die Bäume, die Wälder, die Tiere. Sie war Mutter von allem gewesen und hatte doch mehr gewollt. Sie hatte Frau sein wollen, aus vollem Herzen lieben und geliebt werden, geträumt hatte sie davon, in Leidenschaft zu ertrinken. Die ewige Mutter und doch zu jung, um genügsam zu sein. Doch die Ironie des Schicksals lachte sie aus, wo sie ihr einst zugezwinkert hatte. Jetzt sah sie in ihren Träumen die vergangene Leidenschaft und wollte doch nur eins.

Ihrer Jugend, Schönheit und Kraft beraubt, strebte sie immer noch nach dem Unmöglichen. Sie wollte Rache, selbst wenn das Schicksal der Schöpfung auf der Waagschale lag, wie auch die Seelen ihrer Kinder, aus denen sie die Kraft schöpfte, ihren verwelkten Körper von einem Tag in den nächsten zu schleppen. Sie lebte von gestohlener Energie aus ihrer eigenen Schöpfung. Und er allein war schuld daran. Die Erinnerung an seine glühenden Augen erfüllte sie immer noch mit Verlangen, das sich jedoch seit einer Ewigkeit mit brennendem Hass vermischte.

Ihr Äußeres passte zu ihrem verfaulenden Inneren, denn schon lange hatte sie nur ein Ziel. Lokis Pläne zu durchkreuzen, war ihr nicht genug. Sie wollte all seine Hoffnungen und Träume vernichten und seinen verdorbenen Geist in Millionen Teilchen zerfetzen. Ihr weißes, lichtes Haar, einst voll und wallend, fiel ihr über die Schultern, als sie aufstand und gebeugt zum Feuer humpelte. Früher hätte ihr kleiner Finger gereicht, um das Trauerspiel einer hölzernen Hütte, in dem sie schon seit Jahrhunderten lebte, in Asche zu verwandeln. Jetzt packte sie mit schwachen, zitternden Händen nach einem Holzscheit und warf ihn ins sterbende Feuer.

Ein Bein knickte ihr weg und sie fiel hin. Knochen brachen, als die alte, ledrige Haut mit dem Holzfußboden kollidierte. Sie verfluchte sich innerlich. Zu lange hatte sie wieder gewartet. Ihr Körper war brüchiger als Zwieback geworden. Die Erde bebte unter ihr, als ihr treuster Gefährte ihr Leid erkannte. Er streckte seine Beine, vergrub seine Krallen in der tauenden Erde, lief wie das kopflose Huhn, das er war, zum See und schüttelte sich im Wasser wie ein nasser Hund.

Die Feuchtigkeit, die den alten Knochen der alten Frau nicht gut tat, drang durch das Haus auf Hühnerbeinen. Das dumme Ding war direkt in den See gesprungen! Sie musste sich überlegen, wie sie mehr Gehirn in ihre dumme Hütte packen konnte. Das Ufer hätte doch gereicht! Langsam, wie die nasse Kälte, kroch Energie in ihren Körper und gab ihr neue Kraft. Die gebrochenen Knochen fügten sich wieder zusammen. Stück für Stück.

Ein Heulen erreichte ihre fast tauben Ohren und als sie sich langsam und zittrig erhob, war sie von ihnen umringt. Nass waren ihre Kleider und Haare. Die Gesichter ausgemagert und hungrig, schrien sie nach dem Leben, das man ihnen genommen hatte. Sie saugten ihrer Umgebung alle Lebensenergie aus, um ihr trauriges Dasein zu erhalten. Die rusalki, ihre Töchter. Es wurden immer mehr, sie drängten sich hinein, umzingelten das zappelnde Hühnerhaus und erfüllten den See mit ihrem Klagelied.

Jeder Ton erinnerte Baba Jaga an ihren eigen Zorn und ihre Wut. Endlich erfüllte Hass sie mit neuer Kraft. Nie mit Jugend, doch immer mit Kraft. Aber trotz der Energie, die ihre Töchter ihr weiterleiteten, war es nicht genug. Nicht heute. Sie hatte zu lange gewartet.

„Bringt mir die unter euch, die sich am besten genährt hat!“, krächzte sie mit der Stimme des Alter und versuchte, nicht an den jugendlichen Singsang zu denken, der einst, schöner als das Lied jeder Nachtigall, ihre Kehle verlassen hatte. Ein Heulen ging durch die Reihen und vor Baba Jaga erschien eine schöne, junge Frau. Ihre Wangen waren voll und rosa von der Energie, an der sie sich vor kurzem noch gelabt haben musste. Jaga fühlte in ihr die Lebenskraft eines starken, jungen Mannes. Genau das, was sie jetzt brauchte! Sie öffnete ihren Mund immer weiter und weiter. Dann atmete sie tief ein und das schöne Mädchen, mit den langen, nassen Zöpfen und den einladenden Hüften, verdünnte sich zu einer Spirale, wurde in Jagas Maul gesogen und verschwand in dem schwarzen Loch ihres Magens.

Gesättigt, grinste die alte Frau zufrieden. Sie fühlte sich kraftvoll und jung. Auch wenn sie wusste, dass es nichts an ihrem scheußlichen Äußeren änderte und die Energie vom Verfaulungsprozess bald verschlungen sein würde, genoss sie den Augenblick. Die anderen jungen Frauen verschwanden zurück ins Wasser, warteten lauernd auf ihre Beute, um ihr ihre Energie zu rauben und Jaga zu Füßen zu legen.

Als die Euphorie verlogen war, seufzte Jaga, befahl ihrer Hütte wieder an Land, zu einer trockenen Stelle zu eilen. Eine Tochter hatte sie ihrem Hunger geopfert, das bedeutete, sie brauchte zwei neue. Doch woher sollte Jaga sie nehmen? Sie richtete ihre lange Nase in die Luft und sog alle Gerüche des Waldes in sich ein. Da! Der Geruch von alterndem Fleisch kitzelte in ihrer Nase. Sterblichkeit stank nach faulen Eiern, während der Tod süßlich roch. Nicht weit von hier lag ein kleines Dörfchen. Jaga musste nur ein unglückliches Mädchen nahe genug an den See locken. Am besten ein verliebtes. Die schmeckten am besten. Verzweiflung, Hoffnung, naiver Glaube und Dummheit waren ideale Gewürze und viel besser als Salz und Pfeffer.

DAS HOLZHÄUSCHEN MIT DEN HÜHNERBEINEN

Zu dritt liefen sie immer tiefer in den Wald. Heinrich hatte noch nie solche Birken gesehen. Eine war höher als die andere, ein Stamm dicker als der vorherige. Die Welt aus Schwarz und Weiß fraß sich mit ihrer monotonen Färbung bis zum Grün des Grases vor, verschlang hungrig jede Farbe und machte sie sich untertan. Sie liefen seit Stunden ziellos durch den Birkenwald. Selbst den Laut ihrer Schritte saugten sie Baumgiganten in sich auf. Dumpf hallte der eigene Atem in seinen Ohren, wandelte sich zu einem Röcheln.

Die Bewegungen wurden langsamer und die Glieder immer schwerer. Selbst seine Augen konnte Heinrich nur noch mit Mühe offenhalten. Von fern drang das Echo von Wasserplätschern an seinen Geist. Mehr der Widerhall einer Erinnerung, als ein wirklicher Laut. Und doch nahm er Heinrich gefangen, hypnotisierte ihn und rief Bilder von nackten Schönheiten hervor, die sich lachend gegenseitig mit Wasser bespritzten. Seit langem wieder zierte ein Lächeln Heinrichs durchfurchtes Gesicht.

Er merkte nicht, wie kalter Nebel an seinen Beinen hochkroch, sich in seiner Kleidung festbiss, langsam an ihm hochkletterte und in seine Lunge eindrang. Schwarz wurde Weiß und Weiß wurde Schwarz. Schatten, schneller als ein Jaguar, huschten unbemerkt an ihm vorbei. Spielerisches Lachen, voller Freude, wandelte sich in bedrohliches Rascheln, als die Kälte Heinrichs tiefsten Kern erreichte und ihn von innenheraus frieren ließ. Zischend sog er die kalte, nasse Luft in seine Lunge und drehte sich panisch um sich selbst.

„Adam!“, flüsterte Heinrich angsterfüllt, doch weder Adam noch seine Ehefrau Nadeschda antworteten ihm. Sie waren doch gerade noch vor ihm gewesen! Wie hungrige Mäuse jagten seine Augen den immer dichter werdenden Nebel ab, suchten nach menschlichen Umrissen. Dann packte ihn etwas Kaltes am Arm und er schrie schrill wie ein verschrecktes Schulmädchen.

„Sch! Ich bin es, Heinrich! Ganz ruhig!“, flüsterte die Stimme seines Freundes nahe an seinem Ohr.

„Wo zum Teufel habt ihr mich nur hingebracht?“, zischte Heinrich zurück, der sich schon so oft von seinem Leben verabschiedet hatte und doch immer noch daran hing. In all den Jahren war seine Feigheit mit seinem Alter gewachsen, obwohl er wusste, dass kaum jemand den Tod so verdient hatte wie er.

„Dort, wo wir hin müssen!“, antwortete Adam seelenruhig. Am liebsten hätte Heinrich die Ruhe aus dem Körper seines Freundes gewürgt. Doch Heinrich erinnerte sich daran, dass es Adam war, dem er seine Flucht zu verdanken hatte. Wobei er sich im Moment nicht sicher war, ob das Schicksal, das ihn in den Händen des Ordens erwartet hätte, nicht gnädiger gewesen wäre, als das, was hier auf ihn lauerte.

„Du musst dicht hinter uns bleiben! Wenn sie dich alleine finden, ist dein Schicksal besiegelt“, sagte Adam und ließ Heinrichs Hand los.

„Wer ist sind ‚sie‘? Was ist hier los?“ Heinrich Stimme zitterte, dann färbt sich der weiße Nebel wieder schwarz.

„Zu spät, sie haben uns entdeckt!“, rief Adam und drängte Heinrich hinter sich. Schatten kamen auf sie zu gekrochen. Wie Eidechsen krabbelten einige mit verdrehten Gliedmaßen auf dem Boden, andere schienen, über dem Boden zu schweben. Sie kamen immer näher, während Schatten in Heinrichs Augenwinkel wie Spiegelreflexe hin und her huschten. Dann trat die erste aus dem Nebel hervor, zog ihn wie einen Umhang hinter sich her. Die Elenbogen nach außen gereckt, waren ihre Arme und Beine in unnatürlichen Winkeln verdreht. Finger zu Krallen gekrümmt, kroch sie in Zeitlupe auf allen Vieren auf sie zu, während ihr Kopf unkontrolliert, langsam hin und her wackelte, als hätte ihr Nacken keine Wirbel, die ihn stabilisierten. Dann wurde Trägheit zur Schnelligkeit, ihr Kopf ruckte zuckend hin und her. Als sie plötzlich wie in Bluthund seine Beute Heinrich mit ihren Augen durch einen Vorhang nasser Haare fixierte.

Blass wie weißer Marmor war ihre Haut. Schwärze füllte die Iris ihrer Augen. Mit ihrem seelenlosen Blick sog sie Heinrich in ihren Bann, fraß sogar seine Angst, bis nur noch Gleichgültigkeit in ihm war und selbst die kleine Stimme, die voller Angst den Namen der Kreatur vor ihm schrie, verstummte. Wo die Gefühle verschwanden, blieb nur Wissen, trügerisch kalt.

Eine rusalka hatte ihn zur Beute erklärt und eine Herde Schwestern folgten ihr auf dem Fuße. Sie waren des Todes. Wie aus überreifen Früchten, würden diese Vergewaltigungen der Natur den letzten Tropfen Lebensenergie aus ihnen saugen und nur leere Hüllen zurücklassen. Heinrich hatte Männer, die ihnen zum Opfer gefallen waren, gesehen. Nichts als brüchige Haut, die sich über ein Skelett zog, war von ihnen noch übrig gewesen.

Kurz bevor er seine Seele an sie verlor, ertönte ein seltsamer Laut, der selbst den sich nähernden rusalki