Die Wikinger - Die Rache des Kriegers - James L. Nelson - E-Book
SONDERANGEBOT

Die Wikinger - Die Rache des Kriegers E-Book

James L. Nelson

0,0
9,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 8,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Nach einem schweren Sturm stranden die tapferen Wikinger um Thorgrim Nachtwolf im Hafen von Vík-ló. Ihr Schiff ist ramponiert, die Weiterfahrt nach Norwegen ausgeschlossen. Ihr einziger Trost: das Wissen, bei Grimmar dem Riesen unter Freunden zu sein. Wie selbstverständlich stehen sie ihm bei, als die Iren mitten in der Nacht Vík-ló angreifen. Sie sichern sogar zu, ihm bei der Bergung eines Schatzes zu helfen. Doch kurz bevor sie wieder in See stechen, muss Thorgrim erkennen, dass Grimmar in Wahrheit ein gefährlicher Feind ist ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 664

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Über das Buch

Über den Autor

Titel

Impressum

Hinweis

Widmung

Vik-ló

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

Epilog

Glossar

Danksagungen

ÜBER DAS BUCH

Nach einem schweren Sturm stranden die tapferen Wikinger um Thorgrim Nachtwolf im Hafen von Vík-ló. Ihr Schiff ist ramponiert, die Weiterfahrt nach Norwegen ausgeschlossen. Ihr einziger Trost: das Wissen, bei Grimmar dem Riesen unter Freunden zu sein. Wie selbstverständlich stehen sie ihm bei, als die Iren mitten in der Nacht Vík-ló angreifen. Sie sichern sogar zu, ihm bei der Bergung eines Schatzes zu helfen. Doch kurz bevor sie wieder in See stechen, muss Thorgrim erkennen, dass Grimmar in Wahrheit ein gefährlicher Feind ist …

ÜBER DEN AUTOR

Bevor er begann, über das Segeln zu schreiben, lebte und arbeitete James L. Nelson sechs Jahre lang an Bord traditioneller Segelschiffe. Seine zahlreichen Sachbücher und Romane wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit Preisen der American Library Association. Nelson liest in ganz Amerika aus seinen Büchern und tritt regelmäßig im Fernsehen auf. Er lebt mit seiner Frau Lisa und den gemeinsamen Kindern in Harpswell, Maine.

James L. Nelson

DIE WIKINGER

Die Rache des Kriegers

HISTORISCHER ROMAN

Aus dem amerikanischen Englisch von Alexander Lohmann

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabedes in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AGFür die Originalausgabe:Copyright © 2015 by James L. NelsonTitel der amerikanischen Originalausgabe: »The Lord of Vík-Ló«Originalverlag: Fore Topsail Press

Für die deutschsprachige Ausgabe:Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, KölnTextredaktion: Dr. Frank Weinreich, BochumTitelillustration: © Oskari Porkka/shutterstock; Dmitry Laudin/shutterstock; Michael Rosskothen/shutterstock; © Collaboration Js/ArcangelUmschlaggestaltung: Nele Schütz Design, MünchenE-Book-Produktion: two-up, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-5688-5

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.de

Der vorliegende Roman ist frei erfunden. Namen, Figuren, Orte und Ereignisse sind entweder vom Autor ausgedacht oder werden ausschließlich fiktional verwendet. Jede Übereinstimmung mit tatsächlichen Geschehnissen, Schauplätzen, Organisationen oder Personen, lebend oder bereits verstorben, ist rein zufällig und weder vom Autor noch vom Verlag beabsichtigt.

Für Jonathan Bonaventure Nelson,Künstler, Träumer – mein geliebter Sohn

Vik-ló – ein Ortsname der Wikinger, der so viel wie »saftige Wiese an der Bucht« bedeutet. An diesem Ort steht heute die irische Stadt Wicklow.

(Weitere Begriffe finden Sie im Glossar ab Seite 505)

Prolog

Die Saga von Thorgrim Ulfsson

Einst lebte ein Mann mit dem Namen Thorgrim, der Sohn des Ulf Haraldson, dem ein Bauernhof in Ost-Agder in Vik im Lande Norwegen gehörte. Er war nicht größer als andere Männer, aber sehr stark, und er war ein erfahrener Krieger. Das stellte er oft unter Beweis, als er dem Jarl Ornolf Hrafnsson, der auch als Ornolf der Rastlose bekannt war, als Hirdman diente und mit ihm auf Wikingerfahrt ging.

Gemeinsam mit Ornolf plünderte er viele Sommer lang und gewann dabei großen Reichtum. Damit kaufte er mehr Land und Vieh und Sklaven, und mit dem Segen des Jarls heiratete er Ornolfs Tochter Hallbera. Thorgrim gab Ornolf fünfzig Silbermünzen als Brautpreis, und Ornolf überließ Thorgrim einen Hof im Norden Ost-Agders, den Thorgrim Jahre darauf an seinen ältesten Sohn Odd übergab. Thorgrim und Hallbera hatten drei Kinder: Odd, Harald und Hild.

Thorgrim hatte sich als Krieger einen Ruf erworben, aber er war auch ein kluger Bauer und geschickt im Umgang mit Holz. Viele suchten seinen Rat, und obwohl er wenig redete, half er doch stets gerne, wenn es ihm möglich war, und sein Wort war hochgeachtet. Es gab nur eine Sache, die seinen Nachbarn Unbehagen bereitete: An bestimmten Tagen wurde Thorgrim reizbar, sobald die Sonne unterging, und er war dann so aufbrausend, dass niemand sich ihm zu nähern wagte. Manch einer glaubte, dass er ein Gestaltwandler sei und bei Nacht die Form eines Wolfes annähme. Und so wurde er als Thorgrim Nachtwolf bekannt.

Als Thorgrims Tochter Hild zehn Jahre alt war, wurde Hallbera noch einmal schwanger. Sie gebar eine Tochter, die Thorgrim Hallbera nannte, nach seiner Frau, die bei der Geburt starb. Als das geschehen war, wollte Thorgrim nicht länger auf seinem Hof bleiben, und er folgte seinem Schwiegervater Ornolf, der erneut im Westen auf Wikingerfahrt ging. Dieses Mal nahm er seinen zweiten Sohn Harald mit auf die Reise. Der war fünfzehn Jahre alt und so kräftig gebaut, dass er sich bald den Beinamen »Starkarm« erwarb.

Ornolfs Schiff war der Rote Drache, und er segelte damit zu einem Longphort an der Küste Irlands, der von den Iren Dubh-Linn genannt wurde. Ornolf hatte eine solche Vorliebe für das Essen und Trinken, dass meist Thorgrim Schiff und Männer führte. Auf ihrem Weg nach Dubh-Linn überfielen sie ein irisches Boot und raubten dabei eine wundervolle Krone, die bei den Iren als »Krone der Drei Königreiche« bekannt und hochgeachtet war. Das zog zahlreiche Abenteuer nach sich, welche die Wikinger unter den Iren bestehen mussten. Denn die Krone verlieh dem König, der sie trug, eine große Befehlsgewalt im Land, und so gab es viele Männer, die sie besitzen wollten.

Während die Iren untereinander kämpften, plünderten Thorgrim und seine Begleiter die Kirche an einem Ort namens Tara, der als der Sitz der Hochkönige von Irland galt, auch wenn nur wenige die Autorität eines einzelnen Königs über Irland anerkannten und jeder Teil des Landes lieber seinem eigenen König folgte. Die Wikinger gewannen große Reichtümer auf Tara, aber Thorgrim wurde durch den Verrat eines verbündeten Jarls schwer verwundet, obwohl er geholfen hatte, diesen Mann aus den Händen der Iren zu befreien. Dies geschah im Jahr 852 nach dem christlichen Kalender, neunundfünfzig Jahre, nachdem die ersten Nordmänner westwärts gesegelt waren und das Kloster bei Lindisfarne geplündert hatten.

Zu dieser Zeit war Thorgrim des Plünderns müde geworden und wünschte sich nichts sehnlicher, als zu seinem Hof in Ost-Agder heimzukehren. Sein Sohn Harald war nicht so begierig darauf, wieder nach Hause zu fahren, aber er war ein guter Sohn und tat, was sein Vater ihm auftrug. Während seiner Abenteuer in Irland war Thorgrim in Besitz eines Schiffes gelangt, das er die Weitfahrer nannte. Sobald Thorgrim halbwegs von seiner Wunde genesen war, war er fest entschlossen, nach Norwegen zurückzusegeln. Also sammelte er mehr als fünfzig Männer für seine Mannschaft und belud die Weitfahrer mit Vorräten und Handelsgütern und mit der Beute, die er in Irland gemacht hatte. Daraufhin stach er in See, heimwärts nach Vik.

Und davon erzählt die folgende Geschichte …

1. Kapitel

Zum ersten Mal plünderten die Heiden im Süden von Brega … und sie schleppten viele Gefangene fort, und sie erschlugen viele und führten sehr viele in die Sklaverei.

DIE ANNALEN VON ULSTER

Sie hörten die Geräusche der Schlacht, bevor sie etwas davon sehen konnten.

Die Küste von Irland lag weniger als eine Meile entfernt an der Backbordseite. Das Langschiff Adlerschwinge folgte ihrem Verlauf auf unstetem Kurs in Richtung Nordosten. Der Wind blies in Böen. Manchmal drückte er das lange, schnittige Schiff auf die Seite und trieb es voran, dann wieder sank er zu einem bloßen Hauch herab. Dann richtete sich das Schiff auf und bewegte sich kaum von der Stelle, während Segel und Takelage flappten und knallten und der Rumpf in der Dünung schaukelte.

Am Heck, halb auf die Ruderpinne gestützt, stand Grimarr Knutson, ein Däne aus Haithabu. Man nannte ihn auch Grimarr den Riesen, und das aus gutem Grund: Obwohl er nicht wirklich ein Riese war, konnte man leicht glauben, dass zumindest sein Vater dieser Rasse angehört hatte, selbst wenn seine Mutter ein Mensch gewesen war. Grimarr war mindestens einen Kopf größer als jeder der sechzig Krieger an Bord und so breit wie zwei von ihnen. Keiner wusste, wie stark er war, weil niemand den Mut aufbrachte, seine Kraft auf die Probe zu stellen.

Unmittelbar vor Grimarr saß auf der Steuerbordseite sein Sohn Sandarr auf einer kleinen Truhe. Er hielt sein Bein vor sich ausgestreckt – vor mehr als einem Jahr war es in einem Kampf verletzt worden und seitdem nie ganz verheilt. Sandarr war Grimarrs ältester Sohn und inzwischen auch sein einziger. Er hatte ein wenig von der Größe des Vaters geerbt, jedoch nicht die dazu gehörige Stärke. Das hieß nicht, dass Sandarr ein Schwächling war oder sich nicht im Kampf bewährt hätte. Aber er war nun einmal nicht der Mann, der sein Vater war, und das wusste jeder, auch wenn niemand es auszusprechen wagte.

Dafür war Sandarr schlauer als sein Vater, viel schlauer. Das war gleichfalls eine Tatsache, die nie jemand erwähnte, zumindest nicht in Grimarrs Gegenwart.

Eine Bö traf die Adlerschwinge. Der heftige Windstoß drückte das Schiff tief hinab auf die Backbordseite und stieß es zugleich abrupt nach vorne. Grimarr verschob die Ruderpinne ein wenig und drehte das Schiff härter in den Wind. An Backbord erhob sich eine große Landspitze vor dem Bug, das Wasser schäumte weiß um den Fuß der beeindruckenden Klippe, die Grimarr an die atemberaubenden Fjorde seiner Heimat erinnerte. Die Adlerschwinge musste zunächst um diese Landzunge herum und dann ein gutes Stück nordwärts segeln, bevor sie den Heimathafen erreichte. Ihren irischen Heimathafen, den Longphort von Vík-ló.

Segel und Takelage spannten sich unter der Brise, das Flattern und Knallen verstummte. Obwohl der Wind nur mäßig blies, war das Segel gerefft, um den Druck auf die gebrochene und notdürftig reparierte Planke achtern vom Mast zu mindern. Dennoch waren das Glucksen des am Kiel entlangströmenden Wassers und das leise Knarren von Mast und Wanten nicht zu überhören. Grimarr sah, wie die Männer nach Luv blickten, die Richtung, aus der der Wind wehte. Gewiss hofften sie, dass die Brise hielt.

Vermutlich wäre die Adlerschwinge bei diesem unsteten Wind unter Rudern schneller vorangekommen als mit dem Segel. Aber sie waren nicht in Eile, und Grimarr gönnte seiner Besatzung lieber eine Rast, statt jedes Quäntchen Geschwindigkeit aus dem Schiff zu pressen. Die Bequemlichkeit der Männer spielte bei dieser Rechnung allerdings kaum eine Rolle.

Stattdessen dachte Grimarr daran, wie viel Leistung er wohl von erschöpften Kriegern erwarten konnte, wenn sie plötzlich in einen blutigen Kampf gerieten. Diese Möglichkeit durfte er nie aus dem Auge verlieren: Wie man in einer Schlacht gern eine Reserve zurückbehielt, so musste stets auch ein Teil der Kräfte seiner Männer für den Fall erhalten bleiben, dass der Adlerschwinge Gefahr drohte. Und solange das Schiff nicht sicher im Longphort von Vík-ló lag, drohte immer Gefahr!

Die Wikinger waren noch ausgelaugt von einem Überfall, der jetzt knapp zwei Wochen zurücklag. Das Ziel ihres Raubzugs war ein Kloster gewesen, das in der Nähe einer Stadt lag, die bei den Iren Fearna hieß. Fearna war keine Küstenstadt, sondern lag Meilen im Landesinneren. Sie hatten erst einen Fluss namens Slaney hinauffahren müssen und dann einen weiteren, den die Menschen hier Bann nannten. Die Adlerschwinge und ein zweites Langschiff, die Wogenreiter, waren Meile um Meile stromauf gekrochen. Das Vorankommen hatte sich als schwerer erwiesen, als Grimarr oder Fasti Magnisson – der Besitzer der Wogenreiter – erwartet hatten. Die Strömung ging schnell. Sandbänke erhoben sich an Stellen, wo niemand mit ihnen rechnete, und sie griffen nach dem Bug der Schiffe, so flach diese auch gebaut waren. Mitunter mussten die mehr als hundert Krieger, die an dem Raubzug beteiligt waren, über die Bordwand in den kalten Fluss steigen und die Fahrzeuge wieder freiziehen. Dazu hatte es die ganze Zeit geregnet, ein andauernd prasselnder Schauer; doch das war kaum ungewöhnlich in diesem Land, wie Grimarr inzwischen erkannt hatte.

Die Reise war höllisch gewesen, der Überfall hingegen ein großer Erfolg. Seit mittlerweile zwei Generationen hatten Wikinger die Klöster und alle wohlhabenden Orte an der Küste geplündert und leer geräumt, aber nun waren sie zum ersten Mal ins Inland vorgedrungen, hatten die reichen Flüsse Irlands genutzt, um weit vom Meer entfernt zuzuschlagen. Die Bewohner von Fearna hatten nichts von der Bedrohung geahnt. Das Kloster dort brachte einen üppigen Hort Silber ein, etwas Gold und einige Edelsteine. Die Nordmänner nahmen zudem so viele Sklaven mit, wie sie nur an Bord der beiden Schiffe unterbringen konnten, auch wenn das tatsächlich nicht sehr viele waren.

Aber der Rückweg zur See war noch schlimmer gewesen als der mühsame Weg landeinwärts. Die dahinschießende Strömung trug sie voran, doch stieß sie die Schiffe auch in die Schlammbänke hinein und drückte sie immer wieder gegen die hohen Ufer. So geschickt die Nordmänner auch ruderten, es war hart, die Boote im tiefen Wasser zu halten, und wenn das misslang, erwies es sich jedes Mal als Albtraum, sie wieder freizubekommen.

Ihr Rumpf lag auf der Rückreise tiefer im Wasser, voll mit der Beute und den Sklaven aus Fearna, und das machte alles noch schwieriger. Doch endlich erreichten die Wikinger die Mündung des Flusses, und die Ufer rückten vor ihnen auseinander, als wollten sie sie freigeben, während das Meer sich als weiter Bogen vor dem Bug erstreckte.

Jetzt, nachdem sie dem Fluss entkommen waren und die schroffe Küste neben ihnen vorüberzog, wollte Grimarr der Riese nur noch zurück nach Vík-ló – so wenig der Longphort auch hermachte – und die Adlerschwinge erst mal eine Weile hinter sich lassen. Die Bö, die das Schiff so auf die Seite drückte, schob es außerdem fünfzig Bootslängen voran. Ein langer, weißer Streifen Kielwasser blieb zurück, und jeder Mann an Bord hoffte bereits, dass der Wind nun halten und sie geradewegs um die hoch aufragenden, felsigen Klippen an Backbord herumtragen würde.

Und genau da legte sich die Brise wieder und erstarb. Grimarr spürte, wie eine Welle der Enttäuschung durch die Mannschaft lief. Und dann, über die schlagende Takelage und das leise Flappen des geölten Wollstoffs, aus dem das Segel bestand, hinweg, vernahm er einen anderen Laut, weit entfernt, jedoch vertraut, ein Geräusch, das er unter jedem anderen herausgehört hätte. Obwohl es kaum hörbar war, klang es für ihn doch so eindringlich wie ein Alarmruf aufs Meer hinaus.

Das Klingen von Stahl auf Stahl. Von Waffe auf Waffe.

Grimarr richtete sich aus seiner zusammengesackten Haltung über der Ruderpinne auf und lauschte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Niemand sonst an Bord schien es bemerkt zu haben; die leisen Gespräche an Deck stockten keinen Augenblick.

»Ruhe!«, brüllte Grimarr, und die Männer verstummten so plötzlich und endgültig, wie eine Kerze erlischt, wenn sie ausgeblasen wird. Die Adlerschwinge machte kaum noch Fahrt in der schwachen Brise, das Wasser verursachte kaum einen Laut auf der Bootshülle, und die Segel flatterten sanft. Die Männer saßen in absoluter Stille da, und nun lauschte jeder. Das Geräusch, das Grimarr vernommen hatte, wiederholte sich, deutlicher jetzt, und gedämpfte Schreie mischten sich darunter. Ein Gefecht, ganz ohne Frage. Jeder Mann an Bord hatte diesen Klang wieder und wieder gehört, und alle erkannten es sofort.

»Bei Odins süßem Arsch!«, rief Grimarr. Wer immer dort kämpfte, er befand sich auf der abgewandten Seite der Landzunge, und die massiven Steilwände dämpften alle Laute, die sie sonst viel früher wahrgenommen hätten. Wenn auf der Nordseite der Landspitze gekämpft wurde, wusste Grimarr genau, wer da kämpfte – zumindest auf einer Seite. Einer der Kämpfer musste Fasti Magnisson an Bord der Wogenreiter sein. Grimarr hatte auch eine Ahnung, wer der andere sein mochte.

»Ihr Hurensöhne!«, schrie er seine Männer an, die weiterhin an den Ruderbänken saßen. »Holt das Segel runter! Raus mit den Rudern! Bewegt euch, verdammt noch mal, sonst reiß ich euch die Lungen raus!«

Grimarr hatte die Drohung nicht einmal ausgesprochen, da hatte sich schon jeder seiner Leute in Bewegung gesetzt. Sie lösten Fall und Brassen, schwangen die Rah in Längsrichtung, während sie den Mast herabglitt, und verschnürten das Segel daran; sie hoben die Ruder aus den Halterungen und reichten sie über das Deck. Sandarr schob sich auf die Füße, humpelte zur Steuerbordbrasse und nahm sie auf. Es war nicht die Furcht vor Grimarr, die sie antrieb, nicht dieses Mal, und Grimarr wusste es. Genau wie für ihren Anführer stand für sie alle ein Vermögen auf dem Spiel, wenn ihre schlimmsten Befürchtungen sich als wahr erwiesen.

In der obersten Reihe der Schiffsplanken gab es Öffnungen für die Ruder. Jede einzelne war verschlossen, damit kein Wasser dort eindrang, wenn die Adlerschwinge im Wind krängte und ihre Flanken ins Meer tauchte. Jetzt schoben die Nordmänner diese Verschlüsse zur Seite und stießen die Ruder durch die Riemenpforten – Ruder von unterschiedlicher Länge, um an jedem Platz die unterschiedliche Breite des Rumpfes auszugleichen.

So kompliziert und potenziell chaotisch dieser Vorgang auch sein mochte: Die Männer brauchten keine Minute, um das sich träge im unruhigen Wind dahinwälzende Segelschiff in ein flinkes Ruderboot zu verwandeln, das wie ein Pfeil dahinschoss; angetrieben von jahrelanger Übung und enormer Motivation.

Das Pech, das ihre Fahrt verfolgte, hatte nicht nachgelassen, nachdem die Adlerschwinge und die Wogenreiter den Slaney hinter sich ließen. Den Rest des Tages hatten sie auf ihrem Weg die Küste entlang noch einiges gutgemacht, bevor sie die Nacht auf einem Kiesstrand verbrachten. Am folgenden Morgen hatten sie die Langschiffe zurück ins Meer getragen, bei einer steten und günstigen Brise die Segel gesetzt und sich weiter die Küste hinauf nach Norden bewegt.

Es war bald Mittag, als Grimarr bemerkte, wie das Wasser über die Decksplanken stieg. Zwischen Deck und Rahmen und dem Schiffsboden darunter, an dem beides befestigt war, gab es nur einen winzigen Zwischenraum. Es war normal, dass Wasser darin schwappte – entweder, weil es über das Dollbord gekommen war, wenn eine Bö den Bootsrand hinabdrückte, oder weil ein Wolkenbruch das offene Schiff wie einen Trog volllaufen ließ. Die Männer waren daran gewöhnt, es über Bord zu schöpfen, sobald es in ihre Reichweite kam, und das taten sie auch jetzt. Doch Grimarr bemerkte, dass sie dieses Mal viel häufiger schöpfen mussten.

»Wo bei allen Göttern kommt das verfluchte Wasser her?«, wollte er wissen. Ein paar der Decksplanken lagen nur lose auf, um einfacher schöpfen zu können, aus Lagerungszwecken und um an den Rumpf zu gelangen. Diese wurden nun angehoben und die Planken darunter überprüft, ohne dass man einen Schaden entdeckte. Daraufhin wurden weitere Bretter gelöst, und gleich hinter dem Fuß des Mastes, genau dort, wo die Auflage des Mastes eine große Hebelkraft auf den Rumpf entfaltete, fanden sie eine der Rumpfplanken sauber durchgebrochen. Es war ein hässlicher Riss von mehreren Fuß Länge, durch den bei jedem Schaukeln des Schiffes ein neuer Schwung Wasser eindrang.

Einen Augenblick lang hatten Grimarr und die anderen nur dagestanden und auf den verwundeten Plankengang gestarrt, aus dem das Meerwasser einblutete. Und dann rollte der Rumpf der Adlerschwinge erneut, und das Holz krachte vernehmlich, und das Wasser sprudelte noch schneller herein.

»Oh, soll Odin doch diesen verfluchten morschen Schweinetrog holen!«, verschaffte Grimarr seinem Ärger Luft. Er blickte nach Westen, entdecke eine Stelle, wo die zumeist felsige und ungastliche irische Küste sich anscheinend zu einem Strand abflachte und wo sie das Schiff auf Grund setzen konnten. Sie mussten es versuchen. Wenn sie nicht irgendwie eine Reparatur zuwege brachten, würde die Adlerschwinge nicht viel länger über Wasser bleiben. Ganz gewiss würde sie es in ihrem gegenwärtigen Zustand nicht bis Vík-ló schaffen.

»Holt das Segel ein. Lasst die Ruder zu Wasser. Wir gehen da drüben an Land«, befahl Grimarr mürrisch. Er wurde lauter und rief die Wogenreiter an, die einige hundert Ellen weiter seewärts segelte. Er ließ sie wissen, dass er auf die Küste zusteuerte, ohne sich die Mühe zu machen, die Gründe dafür zu erläutern.

Eine Stunde vor Sonnenuntergang lagen beide Schiffe auf dem Strand. Wachen standen in weitem Bogen um das Lager und schützten sie vor Überraschungen. Nach Grimarrs und Fastis Einschätzung mussten sie nun tief in dem Landstrich stecken, der von dem Iren Lorcan mac Fáeláin beherrscht wurde. Die Nordmänner mochten ihren Heimathafen als Vík-ló bezeichnen, aber für die Iren hieß der Ort Cill Mhantáin und gehörte zu Lorcans Land. Grimarr hatte im Laufe der Zeit mitbekommen, dass in Irland jede erbärmliche Kuhweide und jede schäbige Anhäufung von Hütten einen eigenen König hatte, der von den Iren als Rí Túaithe bezeichnet wurde. Die meisten davon hatten so viel von einem König oder einem Krieger an sich wie die Bauern, über die sie herrschten.

Doch das galt nicht für Lorcan mac Fáeláin. Lorcan war ganz und gar ein König, selbst wenn das Gebiet, über das er herrschte, kaum groß genug war, um als Königreich zu gelten. Grimarr zweifelte nicht daran, dass Lorcan dieses Reich gerne vergrößert hätte – und er besaß die Männer und den Mut, um das zu schaffen. Seine Herrschaft auszudehnen bedeutete unter anderem, die Dubh Gall zurück ins Meer zu treiben.

Grimarr fürchtete sich nicht vor Lorcan – er fürchtete sich vor niemandem. Aber er betrachtete den Iren als ernsthaften Gegner und als eine Bedrohung, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen durfte; das war der größtmögliche Respekt, den Grimarr irgendjemandem zollen konnte.

Die Schiffe auf den Strand gezogen, so verwundbar wie gestrandete Wale, erwogen die Wikinger ihre Möglichkeiten. Wenn Lorcan sie hier angriff, würde er es mit einer überwältigenden Übermacht tun; das Beste, worauf sie in diesem Fall hoffen konnten, war eine erfolgreiche Flucht. Also befanden sie, dass sie sich genau darauf vorbereiten sollten. Sie schoben die Wogenreiter ins Wasser zurück und machten sie mit einem langen Seil aus Walrosshaut an einem Baum am Ufer fest. Dann verluden sie die ganze Beute aus Fearna auf das unversehrte Schiff. Wenn die Iren nun über sie herfielen, konnten die Nordmänner an Bord der Wogenreiter entkommen und all ihre Reichtümer mit sich nehmen.

Sie verbrachten zwei Tage an dem Strand, legten die Adlerschwinge auf die Seite und kümmerten sich so gut sie konnten um die geborstene Planke. Zwei Tage, während derer Lorcan von ihrer Gegenwart erfahren haben musste. Als die Reparatur fast abgeschlossen war, waren Fastis Männer begierig darauf, wieder aufzubrechen, und von den Iren war noch immer keine Spur zu sehen. So wurde vereinbart, dass die Wogenreiter wieder in See stechen sollte. Niemand würde Ruhe finden, solange die Beute aus Fearna nicht sicher innerhalb der Wälle von Vík-ló ruhte.

Grimarr und die Mannschaft der Adlerschwinge würden höchstens mit einem halben Tag Abstand folgen und am Longphort zu den anderen stoßen. Nur wenigen Männern auf der Welt hätte Grimarr erlaubt, mit einem Schatz davonzusegeln, der zur Hälfte ihm gehörte. Fasti war einer davon.

Die Wogenreiter war fast schon am nördlichen Horizont verschwunden, als sie die Adlerschwinge zu Wasser ließen und feststellten, dass die ausgebesserte Planke nicht hielt und das Schiff immer noch leckte. Also zogen sie es wieder zurück und legten es erneut auf die Seite. Ein weiteres Stück Holz, dick mit Pech bestrichen, wurde als zusätzlicher Flicken über die gebrochene Planke genagelt, und das schien endlich auszureichen. Bis sie damit fertig waren, wurde es dunkel, und so schoben die Männer das Schiff ins seichte Wasser und machten es an demselben Baum fest, der schon die Wogenreiter gehalten hatte. Auf diese Weise verbrachten sie die Nacht. Sie brachen auf, sobald die Morgendämmerung sich am Horizont zeigte, und folgten der Wogenreiter auf ihrem Weg entlang der Küste.

Das war nun zwei Tage her, und jetzt legte sich die Besatzung der Adlerschwinge mit aller Gewalt in die Riemen. Die Männer holten auch noch das Letzte an Fahrt aus dem Schiff heraus und versuchten verzweifelt, um die Landspitze herum und zu dem Kampf dahinter zu gelangen. Genau wie Grimarr war jedem an Bord klar, dass es Fasti Magnisson und seine Leute waren, die dort in ein Gefecht verwickelt waren.

So musste es sein. Die Iren waren keine Seefahrer, sie schlugen keine Seeschlachten. Jeder Kampf auf dem Wasser musste Nordmänner einschließen, und die Wogenreiter war das einzige Wikingerschiff, von dem Grimarr sicher wusste, dass es hier in der Gegend unterwegs war.

Sie hätte längst zurück in Vík-ló sein sollen und in Sicherheit; Grimarr hatte keine Ahnung, warum das nicht so war; aber das änderte nichts an seiner Überzeugung, dass es Fasti war, der dort kämpfte. Fasti, sein Freund. Fasti, der Grimarrs Anteil am Schatz von Fearna an Bord seines Schiffes transportierte.

2. Kapitel

Sie waren in der Überzahl,aber ich fütterte die Krähen.

GISLI SURSSONS SAGA

Sie umrundeten die Landzunge und kamen so dicht an die mörderischen Klippen, dass die Gischt der daran zerschellenden Wellen Grimarrs Gesicht benetzte. Als die Küstenlinie um die hohen Felsen herum in einem Winkel von fast neunzig Grad nach Nordwesten abknickte, schien das Land steuerbord vor dem Bug zurückzuweichen. In dieser Richtung lag einige Meilen weiter Vík-ló.

Die Kampfgeräusche schwollen an: das metallische Klirren von Klinge auf Klinge, von Beil auf Helm, die zornigen Rufe von Männern, das Schreien der Sterbenden. Es wurde lauter, aber noch immer konnte Grimarr den Kampf nicht sehen. Vom Bug bis zum Heck verrenkten sich die Männer an den Ruderbänken den Hals, um vor dem Schiff etwas auszumachen.

»Konzentriert euch auf die verdammten Ruder!«, brüllte Grimarr. »Ich sag’s euch, wenn es da was zu sehen gibt!«

Die Köpfe fuhren herum, muskulöse Arme zerrten an den langen Holzschäften, und die Adlerschwinge schoss über das Meer.

Und dann, endlich, sobald die Adlerschwinge das äußerste Ende der Landspitze umrundet hatte, erblickte Grimarr das Kampfgetümmel. Er fluchte laut, brüllte Verwünschungen zum Himmel, hämmerte mit der Faust auf die Ruderpinne.

Die Wogenreiter lag eine halbe Meile entfernt, der Rumpf tief im Wasser und nach Backbord geneigt unter dem Gewicht der Männer. Dutzende und Aberdutzende waren es, die auf dem Deck in einen blutigen Kampf verstrickt waren. Das Langschiff war von kleineren Booten umlagert, schwarz und von flacher Bauart: irische Nussschalen, die bei den Einheimischen Curragh hießen. Sie bestanden aus leichten, zerbrechlichen Holzrahmen, über die mit Eichenrinde gegerbte Ochsenhäute gespannt waren – nichts, was sich mit den großen Schiffen der Wikinger vergleichen ließe!

Doch was ihnen an Größe und Stabilität fehlten, glichen sie durch ihre Anzahl aus. Es war ein ganzer Schwarm von Curraghs hier versammelt, genug, um hundert Männer oder mehr zu tragen. Sie müssen gleich nördlich der Landspitze gelauert haben, dachte Grimarr. Dann hatten sie offenbar schnell zugeschlagen, sobald das Langschiff in Sicht gekommen war. Gewiss hatten sie die Fahrt der Wogenreiter von der Küste aus im Auge behalten. Für Grimarr sahen sie wie ein Rudel Wölfe aus, das einen wütenden Stier gestellt hatte.

Die Wogenreiter war umzingelt. Die Curraghs waren von allen Seiten auf sie eingedrungen, die Iren darin waren an Bord geklettert und hatten die Wikinger regelrecht überrannt. Zumindest versuchten sie es. Fasti und seine Besatzung wehrten sich immer noch mit all der Wildheit, zu der ihr Volk fähig war. Schwerter und Äxte hoben und senkten sich, Speere stießen nach Kriegern, die über den niedrigen Bootsrand stiegen. Nach Grimarrs Einschätzung dauerte der Kampf schon mindestens zwanzig Minuten, was bedeutete, dass die Männer der Wogenreiter sich wacker schlugen. Aber Grimarr erkannte auch, dass sie weit in der Unterzahl waren.

Sie wissen nicht, dass wir hier sind, dachte er. In einer Schlacht reicht die Welt der Beteiligten nicht über die Grenzen des Gefechts hinaus. Niemand hatte bis jetzt bemerkt, dass die Adlerschwinge rasch von achtern herankam. Grimarr biss in hilfloser Wut die Zähne aufeinander.

Bastarde ! Hurensöhne ! Ich werde euch allesamt niedermachen !

Am liebsten hätte er sein Schiff mit bloßer Willenskraft schneller über das Wasser getrieben. Aber er wusste, dass seine Männer sich längst mit aller Kraft in die Riemen legten, und er wollte die Iren nicht auf sich aufmerksam machen, indem er seine Leute antrieb. Wie wundervoll wäre es doch, wenn er mitten zwischen die Feinde stürmen könnte, unbemerkt bis zu dem Augenblick, wo sein Schwert die tödliche Arbeit aufnahm.

»Sandarr!«, rief er seinem Sohn zu. »Übernimm das Ruder.« Sandarr humpelte zum Heck. Er würde sich nicht in den Kampf stürzen, jedenfalls nicht beim ersten Ansturm: Das schmerzende Bein raubte ihm jede Beweglichkeit.

Insgeheim verabscheute Grimarr die Schwäche seines Jungen, auch wenn Sandarr sich die Wunde in einem ehrbaren Kampf eingetragen hatte.

Sandarr trat um die Ruderpinne herum und nahm die glatte Eichenstange aus Grimarrs Händen. »Halte gerade auf die Backbordseite der Wogenreiter«, wies Grimarr ihn an. »Zerschmettere diese verdammten Curraghs einfach zwischen unseren beiden Schiffen, jedes einzelne. Wir schneiden den irischen Hunden ihren Fluchtweg ab und töten sie an Ort und Stelle.«

Sandarr nickte, und Grimarr löste sich von der Ruderpinne, ging nach vorn. Er schüttelte den Mantel von den Schultern, hob den neben ihm auf dem Achterdeck deponierten Schwertgurt auf und schloss den Gürtel um seine Taille. Dann schritt er durch die Reihen rudernder Männer hindurch zum Bug. Jeder Wikinger an Bord hatte eine Waffe griffbereit zur Hand; Schwert oder Axt, was immer er bevorzugte. Die Helme lagen ebenfalls dort, und die Schilde reihten sich auf den Halterungen an den Bordwänden. Ihnen blieb nicht genug Zeit, um die Kettenhemden anzulegen, aber das war jetzt auch egal. Sie würden diese irischen Hunde niedermachen und an die Kreaturen des Meeres verfüttern, noch bevor sie ihre Klingen an einen Nordmann legen konnten.

Die Adlerschwinge hatte Öffnungen für zweiunddreißig Ruder, sechzehn auf jeder Seite. Das bedeutete, dass nur die Hälfte der Mannschaft zum Rudern gebraucht wurde. Dennoch blieb niemand untätig. Auf den meisten Ruderbänken saßen zwei Männer nebeneinander und übten eine beträchtliche Kraft auf die Riemen aus.

»Ihr da, Männer! Jeder Zweite am Ruder kommt mit mir!«, sagte Grimarr, die Stimme kaum mehr als ein unterdrücktes Knurren. »An die Waffen!« Es empfahl sich nicht, mitten in ein Gefecht zu pflügen, solange alle nur Ruder statt Waffen in der Hand hielten.

Einer nach dem anderen sprang auf, bis die Ruder nur noch einzeln bemannt waren. Die Wikinger nahmen die Waffen auf, streiften die Helme über die Köpfe und folgten ihrem Schiffsherrn nach vorne.

Grimarr stellte sich neben die prachtvoll geschnitzte Bugzier, die im stilisierten Haupt eines kreischenden Adlers auslief. Höchstens noch eine Viertelmeile, und er konnte erkennen, dass der Kampf bereits abflaute. Das Getümmel wogte längst nicht mehr so heftig wie zuvor, die Schwerter hoben und senkten sich seltener. Grimarr zupfte an seinem Bart. Das war kein gutes Zeichen. Aber selbst wenn jeder Mann von Fastis Mannschaft tot war, so blieb den Iren zumindest keine Zeit, um den Schatz fortzuschleppen.

Er wandte sich seinen Männern zu. »Rudert, ihr Mistkerle!«, zischte er. Das war überflüssig, doch er konnte nicht anders. Er drehte sich wieder dem Kampf zu. Sie kamen rasch näher. Und dann sah Grimarr ihn.

Selbst aus dieser Entfernung war ein Irrtum ausgeschlossen. Wie Grimarr war auch Lorcan mac Fáeláin ein Riese von einem Mann, fast so groß wie Grimarr und beinahe ebenso breit. Grimarr war ihm einmal persönlich begegnet, das einzige Mal, als Iren und Dubh Gall versucht hatten, zu irgendeiner Art von Übereinkunft zu gelangen. Es war nicht gut verlaufen. Aber damals hatte Grimarr erfahren, was für eine Art Mann Lorcan war und warum ihm die Iren so bereitwillig folgten.

Und hier stand Lorcan mac Fáeláin ihm erneut gegenüber, dicht beim Heck der Wogenreiter, mit einer großen Streitaxt in der Hand. Grimarr sah nasses Blut auf dem Axtblatt glitzern. Er zog sein eigenes Schwert und biss grimmig die Zähne aufeinander.

Der Kampf war vorüber. So viel konnte er erkennen. Die Iren traten zurück. Sie ließen die Arme sinken, ihre erdfarbenen Tuniken waren blutbefleckt und zerrissen. Sie waren erschöpft, doch sie standen noch. Grimarr mochte nicht daran denken, in welchem Zustand sie Fasti und seine Leute zurückgelassen hatten. Die Nordmänner hatten ihre Leben teuer verkauft und waren gewiss nicht leicht zu töten gewesen. Jetzt wollte Grimarr wie ein Rachegeist auf die Iren herabstoßen.

Doch während er auf Lorcan mac Fáeláins riesige, breite Rückseite starrte, schien Lorcan die Glut seines Blicks zu spüren. Er wandte sich um, und die Adlerschwinge war inzwischen nah genug, dass Grimarr den Schreck und die Überraschung auf Lorcans Gesicht erkannte. Das Schiff war aus dem Nichts heraus aufgetaucht, ein tödlicher Gegner, der vom Himmel gefallen zu sein schien oder sich aus den Tiefen des Meeres erhoben hatte.

Lorcan war nicht der Einzige, der jetzt aufmerksam wurde. Ein weiterer Mann drehte sich um, zeigte mit dem Finger, schrie überrascht auf, und dann wandten sich alle Iren um und starrten auf den Tod, der plötzlich hinter ihnen erschienen war. Sie wichen zurück. Alle, mit Ausnahme von Lorcan, der die Streitaxt hob und auf das herankommende Schiff zutrat.

»Noch ein Zug, dann zieht die Ruder ein! An die Waffen!«, rief Grimarr.

Er hörte das Ächzen, mit dem jeder sich ein letztes Mal in die Riemen legte. Dann das Knirschen von Holz auf Holz, als die Ruder wieder in den Rumpf gezogen wurden, das Klappern, mit dem die langen Holzschäfte auf dem Deck landeten. Es gab keinen Grund mehr für Heimlichtuerei, und so brüllte Grimarr all den Zorn heraus, der sich in ihm angestaut hatte. Der dröhnende, tierhafte Laut ließ die Luft vibrieren. Grimarrs Männer fielen hinter ihm ein wie ein Chor. Die Wikinger schrien und fluchten, schlugen ihre Waffen und Schilde gegeneinander. Die Iren an Bord der Wogenreiter wichen einen weiteren Schritt zurück, während Lorcan zwei Schritte auf die Nordmänner vorrückte.

Dann trafen die Schiffe aufeinander. Sandarr hatte gut gezielt, wenn auch nicht perfekt. Anstatt die Curraghs zwischen den Wikingerschiffen zu zerschmettern, trieb er den Bug der Adlerschwinge gegen das Heck der Wogenreiter. Die Schiffe prallten mit einem Ruck zusammen, der Grimarr taumeln ließ. Dann entfernten sie sich wieder voneinander, aber die Adlerschwinge hatte noch genug Schwung, dass Sandarr sie unter lautem Krachen und dem Bersten von Holz erneut längsseits brachte.

Grimarr setzte über die Lücke hinweg, brüllte und schwang sein Schwert, als er auf das Deck der Wogenreiter zuflog. Sein Fuß landete auf dem Bootsrand, und er stieß sich mit einer Gewandtheit wieder ab, die für einen Mann seiner Größe verblüffend war. Er schrie und schlug nach Lorcans Kopf, sobald seine Füße das Deck aus Kiefernholz berührten. Lorcan parierte die Waffe mit der Axt und fing die Klinge zwischen Blatt und Schaft. Er verdrehte das Beil und hoffte, Grimarr das Schwert aus der Hand zu reißen. Aber Grimarr zerrte es zurück und befreite es aus Lorcans Griff.

Jetzt war es Lorcan, der brüllte. Seine Wut schien greifbar in der Luft zu hängen, sein Zorn darüber, wie Grimarr scheinbar aus dem Meer aufgetaucht war und ihm seinen größten Triumph über die verfluchten Dubh Gall zu entreißen drohte. Speichel flog von seinen Lippen, die Augen hatte er weit aufgerissen, sein Bart war eine verfilzte Masse. Er holte mit der Axt aus und ließ sie herabsausen, beidhändig und mit einer Wucht, die einen Eichenstamm hätte spalten können.

Grimarr erkannte, dass er seinen Schild zurückgelassen hatte. Es war egal. Lorcans Schlag war kraftvoll, jedoch ohne jede Finesse, und er kam alles andere als überraschend. Grimarr trat zur Seite, die Axt sauste herab, und das Blatt grub sich einen Zoll tief in das Deck, wo es fest stecken blieb.

Grimarr holte mit dem Schwert aus und setzte zu einem weiten Rückhandschlag an, der Lorcan glatt durch seinen Bart den Kopf von den Schultern getrennt hätte. Schon führte er die Klinge nach vorn, da ließ Lorcan die Streitaxt los. Seine Rechte schnellte vor und packte Grimarrs Schwertarm mit einer Kraft, die Grimarr nie zuvor bei einem anderen Mann gespürt hatte. Er brachte Grimarrs Hieb zum Stehen, dann hämmerte er die linke Faust in Grimarrs Rippen. Grimarr krümmte sich, und das Schwert fiel klirrend aufs Deck.

Lorcan ließ Grimarrs Arm los und holte zu einem weiteren Schlag aus, einem Schlag, von dem Grimarr sich nicht mehr erholen würde. Doch Grimarr riss den Kopf hoch und traf Lorcan mit dem Schädel unter dem Kinn. Lorcan taumelte zurück.

Links und rechts von ihm strömten die Männer von der Adlerschwinge auf das Deck und stürzten sich auf die Iren. Wieder hoben sich Beile und Schwerter, stießen Speere in die dicht gedrängten Reihen der Krieger. Grimarrs Mannschaft steckte das Rudern noch in den Knochen, trotzdem waren sie nicht halb so erschöpft wie Lorcans Männer nach dem harten Kampf gegen Fastis Leute.

Sie kämpften tapfer, diese Iren, und hielten dem heftigen Ansturm stand, so gut sie nur konnten. Aber ihr Widerstand war nur schwach, und die Nordmänner drängten sie zurück. Obwohl Lorcans Männer ihre Schwerter und Streitäxte mit Geschick zu führen verstanden, fehlte ihren Armen inzwischen die Kraft. Sie würden nicht lange durchhalten.

Grimarr und Lorcan standen einander gegenüber. Sie atmeten schwer, und Hass ging von ihnen aus wie Hitze von einem Kohlenbecken. Grimarrs Schwert lag zu seinen Füßen, und Lorcans Axt steckte im Deck fest. Grimarr ballte die Fäuste. Mit bloßen Händen …, dachte er. Ich töte ihn mit meinen bloßen Händen und genieße jeden Augenblick.

Dann rief einer der Iren eine Art Befehl, seine Stimme schnitt klar durch den Kampfeslärm. Es folgte eine Bewegung nach vorn, und Lorcan schrie eine Antwort in der hässlichen Sprache seines Volkes. Grimarrs Blick flog nach links. Die Iren nutzten die langen Ruder der Wogenreiter, um die Nordmänner zurückzuhalten, während sie selbst einer nach dem anderen über das Dollbord des Langschiffs in die Curraghs sprangen.

Grimarr stürzte sich auf Lorcan und schwang die linke Faust. Der Ire fing den Hieb mit seinem Arm ab. Das hatte Grimarr erwartet, und er ließ den richtigen Schlag mit der Rechten folgen. Damit traf er seinen Widersacher seitlich am Kopf und brachte ihn ins Wanken, zugleich spürte er aber, wie die Knochen in seinen Fingern unter der Wucht des Aufpralls brachen. Er hob den Arm und zögerte – er wusste genau, was für ein Schmerz den nächsten Schlag begleiten würde. Da hob Lorcan das Wikingerschwert auf und schlug nach Grimarrs Unterleib.

Der riesige Wikinger sprang aus der Reichweite der Klinge. Die Schneide fuhr durch seine Tunika und drang tief genug in den Bauch, um auf Blut zu stoßen und einen scharfen Schmerz durch seinen Leib zu schicken, aber für mehr reichte es nicht. Und dann war Lorcan fort.

Er nutzte den Augenblick, als Grimarr taumelte, und wich rasch an die Seite des Schiffes zurück. Lorcan wandte seinem Gegner nicht den Rücken zu, sondern schrie etwas in seine Richtung, eine trotzige Herausforderung in seiner kehligen Sprache. Er warf Grimarrs Schwert weg und schwang sich über den Rand in eines der Curraghs. Lorcan zappelte noch immer am Boden und versuchte, sich wieder aufzurichten, als das Boot unter wildem Paddeln der Iren von der Wogenreiter fortschoss.

»Nein!«, rief Grimarr. »Komm zurück, du Bastard!« Er rannte auf die Seite des Schiffes zu, konnte aber nur zusehen, wie das Gefährt mit Lorcan am Heck davonschaukelte. Der drehte sich um und schüttelte eine Faust in Grimarrs Richtung, begleitet von einer Geste, die unter den Iren vermutlich als tödliche Beleidigung galt.

Grimarr atmete schwer. Er verharrte an der Bordkante und stützte sich auf die Hände. Der Schmerz aus den gebrochenen Fingern schoss seinen Arm hinauf, und er riss die Hand zurück, als hätte er auf glühendes Metall gefasst. Er schaute nach rechts. Sandarr wartete dort, das Schwert in der Hand. Blut tropfte von der Klinge, wie Grimarr zufrieden feststellte, auch wenn er nicht wusste, was für eine Rolle genau sein Sohn in dem Kampf gespielt hatte.

»Bastarde«, stellte Sandarr fest. Er beobachtete, wie die Curraghs Richtung Ufer flohen. Es lohnte sich nicht, sie zu verfolgen. Sie mochten eines erwischen, vielleicht zwei, doch in keinem davon saßen mehr als zehn Männer. Das war die Mühe nicht wert. Sie hatten Wichtigeres zu tun.

Grimarr hob sein Schwert auf und steckte es wieder ein, dann ging er langsam auf dem Schiff nach vorne. Er hatte schon viele Raubzüge erlebt, dazu eine Menge Kämpfe in seiner Heimat, aber nie ein Massaker wie dies hier. Er bezweifelte, dass irgendjemand an Bord so etwas je gesehen hatte. Überall lagen Tote, an manchen Stellen drei oder vier übereinander. Iren und Nordmänner gleichermaßen. Man sah klaffende Wunden, blutdurchnässte Gewänder, weit aufgerissene Augen blickten starr aus vor Schmerz und Grauen verzerrten Gesichtern. Das Deck und die Schiffswände trieften vor Blut, als hätte man sie damit gestrichen. Es gab Waffen im Überfluss, Schwerter steckten in Ruderbänken, Speere ragten wie Masten aus den Körpern von Iren und Wikingern.

Nicht alle Toten waren Krieger. Fasti hatte bei dem Raubzug ein Dutzend irische Männer und Frauen an Bord gebracht. Diese Sklaven waren mittschiffs aneinandergekettet worden, und dort waren sie auch gestorben. Vielleicht hatte man sie in dem allgemeinen Gemetzel einfach niedergehauen, doch die Wunden erschienen Grimarr zu zielstrebig und erinnerten mehr an ein Blutopfer als an wahlloses Töten.

»Werft die Iren über Bord«, befahl er. Grimarr spürte, wie eine haltlose Unruhe in ihm aufstieg. Ein Großteil des Schatzes war unter den Decksplanken verstaut worden, die nun unter der Masse an Toten nicht einmal zu sehen waren. Aber er wusste, dass ein Paar Säcke mit Silbertellern und Ähnlichem auf dem Achterdeck verblieben waren, und im Augenblick war keiner davon auszumachen.

Hat Lorcan den Schatz doch mitgenommen?, fragte sich Grimarr. Er hatte keine Ahnung, wie das hätte passieren können. Der Kampf war noch in vollem Gange gewesen, als die Adlerschwinge auf Sichtweite herangekommen war. Es hatte nicht einen Moment gegeben, in dem die Iren die Beute unbemerkt in ihre Boote hätten laden können.

Also, wo bei den Göttern ist das Zeug?, dachte Grimarr.

Die Männer der Adlerschwinge arbeiteten sich paarweise das Deck entlang. Sie packten die Iren bei den Händen und Füßen und ließen sie über die Bordwand fliegen. Fastis Männer rollten sie zur Seite, fanden noch mehr Iren darunter und warfen auch die ins Meer, mit einem Platschen, bei dem das Wasser über die Bordwand spritzte.

Fasti Magnisson selbst lag beim Mast. Er trug kein Kettenhemd – Lorcans Angriff musste schnell über sie gekommen sein, ein Hinterhalt –, und Grimarr las aus seinen Wunden die Wut, mit der der Mann gekämpft hatte. Grässliche Schnitte zeichneten Arme und Beine. Sein Bauch war so weit aufgeschlitzt, dass Grimarr die Eingeweide aus der Wunde schimmern sah. Doch der Schlag, der ihn gefällt hatte, war mit einer Axt erfolgt. Die Waffe hatte ihm den Schädel gespalten und steckte immer noch darin, während der Körper auf einer Ruderbank ruhte.

Lebwohl, mein Freund, dachte Grimarr. Die Walküren werden dich deiner Belohnung entgegentragen. Ein so tapferer Tod wird den Göttern nicht entgangen sein. Eine ganze Weile lang starrte er auf Fastis Leichnam, erinnerte sich an all die Abenteuer, die sie gemeinsam erlebt hatten, an ihre Kämpfe zuhause in Dänemark und seit ihrem Aufbruch zur Wikingerfahrt vor drei Jahren. Sie waren mit knapper Not entkommen, als die Norweger Dubh-Linn zurückerobert hatten, und dann hatten sie dazu beigetragen, den neuen Longphort in Vík-ló aufzubauen.

Also, bei den Göttern, was hast du mit meinem Schatz angestellt?, dachte Grimarr.

Sandarr erschien wieder an seiner Seite. »Alle Iren sind über Bord«, sagte er. »Sollen die Haie sie holen. Wahrscheinlich kotzen sie davon, aber sollen sie zuvor ruhig schmausen.«

Grimarr nickte. »Wir werden unsere Toten hier aufbahren. Dann können wir die Wogenreiter nach Vík-ló schleppen und ihnen eine anständige Bestattung verschaffen. Vorher allerdings …«

Er löste den Blick von Fasti und trat an die Vorderseite des Mastes. Ein stattlicher Teil des Schatzes war dort unter den Decksplanken verstaut worden. Sie waren nicht festgenagelt, aber jetzt blockierten drei tote Männer den Zugang.

»Schafft diese elenden Bastarde da weg«, befahl Grimarr, und die Toten wurden kurzerhand zur Seite gezogen. »Hebt die Planken an.«

Eifrige Hände ergriffen die Kanten der Kiefernbretter, denn sie wussten alle, wonach Grimarr sie suchen hieß. Die Planken lösten sich, und trübes Sonnenlicht sickerte in den Raum darunter. Da war nichts als ein Zoll Blut und Wasser, das träge im Rumpf schwappte.

»Verdammt! Bei Odin, verdammt!«, stieß Grimarr enttäuscht hervor. Ein Stück weiter vorn gab es einen anderen Hohlraum, wo noch mehr von der Beute gelegen hatte. Die Männer zogen auch dort die Toten beiseite, hoben die Planken an und fanden wiederum nichts.

Grimarr runzelte die Stirn. Er war überzeugt davon, dass Lorcan gar nicht die Zeit gehabt hatte, um den Schatz fortzubringen. Hatte Fasti ihn also irgendwo an Land versteckt? Aber warum hätte er das tun sollen? Hatte Fasti ihn etwa hintergehen wollen? Das konnte Grimarr unmöglich glauben.

Ein Lagerraum war noch übrig, und obwohl Grimarr inzwischen nicht mehr erwartete, dort irgendetwas zu finden, musste er doch schauen. Wieder wurden die Toten aus dem Weg geräumt, und die Männer tasteten nach den Planken.

Da bewegte sich etwas unter dem Deck!

Die Männer, die herangetreten waren, um die Bretter zu entfernen, sprangen überrascht zurück. Ängstlich blickten sie einander an. Sie standen inmitten eines Schlachthauses, tote Männer überall. Eben noch hatten sie die Leichen ihrer Feinde kaltherzig über Bord geworfen. Wer wusste schon, was für seltsame Geschöpfe aus der Geisteswelt jetzt durch die Eingeweide des Schiffes krochen?

Wieder war ein Klopfen zu hören. Es kam von dem Ding unter Deck, und ein Brett bewegte sich den Bruchteil eines Zolls, als das, was dort unten lauerte, unruhig wurde. Wie ein Mann traten alle Wikinger einen großen Schritt zurück.

»Bah! Was seid ihr nur für ein Haufen alter Weiber!« Grimarr trat vor, ungeachtet seines eigenen Schreckens, den er nur mühsam unterdrückte. Er bückte sich und packte die Kante der Decksplanke, und im selben Augenblick löschte die Qual in seinen gebrochenen Fingern jede Furcht vor dem aus, was sich darunter befinden mochte. Er riss das Brett hoch und schleuderte es beiseite.

Es war kein Geist, oder wenn es einer war, hatte er zumindest eine menschliche Form angenommen. Eine hübsche menschliche Form sogar. Es war ein Mädchen, ein dreckiges und zusammengekauertes Mädchen von schwer schätzbarem Alter. Es blickte aus dem schmalen Spalt heraus und blinzelte in das Licht, und dann sprach es. Irisch. Niemand verstand ein Wort davon.

Verdammt sollst du sein, Fasti Magnisson, dachte Grimarr, was für ein Spiel spielst du mit mir?

Die Wogenreiter rollte in der Dünung, und plötzlich hüllte eine kalte Brise sie alle ein wie ein Atemzug aus dem Grab. Grimarr spürte, dass seine Ängste sich wieder regten. War das Fasti, oder waren das die Iren, die zurückkehrten, um ihn heimzusuchen? Er blickte luvwärts. Der Himmel im Osten hatte eine schwarze und hässliche Tönung angenommen, der kalte Wind kündigte von schlechtem Wetter. Übles Wetter, dachte Grimarr. Da zieht ein Sturm heran, und das schnell !

»Also gut«, verkündete er laut. »Schafft sie da raus. Sie ist kein Geist, nur eine armselige irische Sklavin. Bringt ein Schlepptau an der Wogenreiter an. Lasst uns nach Vík-ló gelangen, bevor dieses verfluchte Scheißwetter uns erwischt.«

3. Kapitel

Vor seinem Wogenross im Ostmeersah Erik, der Schlachterprobte,vom Sturme umhergestoßen,jedoch mehr blaue Brecher.

DIE SAGA VON GUNNLAUG SCHLANGENZUNGE

Fünfzig Seemeilen nordöstlich traf dieselbe kalte Windböe, die Grimarr der Riese gespürt hatte und deren eisiger Hauch in seinem Geist das Bild von zornigen, verlorenen Seelen heraufbeschworen hatte, das Langschiff Weitfahrer unter vollem Segel. Die Luvseite des großen, rot-weißen Segels war am Beitass festgemacht, einer Spiere, die an Steuerbord über die Bordwand hinausragte und das Segel besser im Wind hielt. Der Wind ließ das Schiff leewärts krängen, bis die Flanke eintauchte und ein Schwall Wasser durch die Lücken zwischen den an Backbord hängenden Schilden schwappte.

Thorgrim Nachtwolf stand hinten am Ruder und ging ein Stück weit nach Luv an den Wind, bis der Rumpf der kaum merklichen Drehung des Ruderblatts folgte und sich wieder aufrichtete. Für Thorgrim hatte der kalte Wind nichts Übernatürliches an sich. Gewiss war er nicht weniger besorgt als jeder andere Wikinger wegen all der Schrecken, die verborgen in den finsteren Tiefen des Ozeans hausten. Doch er hatte schon seit Stunden beobachtet, wie der Sturm sich am östlichen Horizont zusammenbraute, und er verstand die Bö als Anzeichen des Wetterumschwungs.

Er drehte das Gesicht in den Wind und ließ die Brise an seinem Bart zupfen, einem dunklen Bart, der mittlerweile grau gesprenkelt war. Auch in seinem Haupthaar wurden die weißen Strähnen zahlreicher, und das war kein Wunder: Thorgrim weilte seit mehr als vier Jahrzehnten auf dieser Erde, und es waren harte Jahre gewesen.

Thorgrims Schwiegervater, Ornolf der Rastlose, stand unmittelbar vor der Ruderpinne und stützte sich mit einem Trinkhorn in der Hand auf die Reling. Sein langes Haar peitschte im Wind. Es war fast gänzlich weiß geworden mit den Jahren, und nur Spuren des ursprünglichen Rots waren hier und dort geblieben. Ornolf war sturzbetrunken.

»Da!«, rief er und wies mit dem Horn zum Horizont. Met spritzte auf das Deck, verschwand in Rinnsalen zwischen den Brettern und mischte sich mit dem Meerwasser in der Bilge. Blitze zuckten unter der dicken, düsteren Wolkendecke im Osten. »Siehst du? Thor will mich fertigmachen, sobald ich auch nur einen Fuß aufs Meer setze! Ha! Das hat er schon mal probiert, aber Aegir beschützt mich! Warum? Weil Aegir Männer schätzt, die mit dem Ozean und dem Trinkhorn gleichermaßen umgehen können. Und ich bin so ein Mann!«

Ornolf leerte das Gefäß und schleuderte es auf das Deck. Dann wandte er sich wieder dem Meer zu und kletterte auf die Bordwand. »Du willst mich kriegen, Thor, du feiger Hurensohn?«, schrie er.

Thorgrim schaute zur Leeseite. Sein Sohn Harald und Starri der Unsterbliche saßen mit dem Rücken an die Bootswand gelehnt. Solange der Wind stetig blies und das Segel sie vorantrieb, gab es nicht viel für sie zu tun. Zum Glück sorgte Ornolf dafür, dass ihnen nicht langweilig wurde.

Ihre Blicke kreuzten sich, und Thorgrim nickte in Ornolfs Richtung. Harald und Starri sprangen auf, jeder von ihnen griff nach einem von Ornolfs Armen und manövrierte ihn behutsam vom Rand des Bootes fort. »Bitte, Großvater«, sagte Harald. »Du wirst Thor so sehr erschrecken, dass er sich in die Hosen pisst, und ich will mir gar nicht vorstellen, was dann passieren würde!«

Widerwillig ließ Ornolf sich zu einer kleinen Bank führen. Starri hob das Trinkhorn auf, und Harald holte einen Weinschlauch, der noch voller Met war. Er füllte das Horn nach, und das schien den alten Mann zu besänftigen.

Im vorderen Teil des Schiffes kauerten die Männer an der Windseite und wandten die Köpfe ab, als das Schauspiel am Heck zu einem Ende kam. Aber sie blickten weiterhin finster drein. Es gefiel ihnen nicht, wie Ornolf der Rastlose die Götter verspottete. Und Thorgrim gefiel es genauso wenig.

Ein paar seiner Begleiter waren mit Thorgrim und Ornolf von Vik hierher gesegelt. Sie waren an Ornolfs Benehmen gewöhnt. Doch von dieser ursprünglichen Besatzung waren nicht mehr viele übrig, und die meisten an Bord kannten die Männer aus Vik kaum. Sie waren in Dubh-Linn aufs Schiff gekommen und stammten aus allen Winkeln der nordischen Welt, auch wenn es sich hauptsächlich um Norweger handelte. Sie hatten sich Thorgrim angeschlossen, weil sie einen Weg zurück nach Hause suchten, und weil sie vom Nachtwolf gehört hatten und ein Teil seiner Mannschaft sein wollten.

Eine weitere Bö ließ das Schiff leewärts kippen, und Ornolf fluchte, weil er den Met über seine ganze Tunika verschüttet hatte. Es störte ihn nicht, dass seine Kleidung nass war – die war ohnehin schon vom Meerwasser durchtränkt –, aber die Vorräte an Met auf der Weitfahrer waren beschränkt, und es lag eine lange Reise vor ihnen. Fast anderthalb Jahre war es her, dass Thorgrim, Harald und die anderen von Norwegen aufgebrochen waren, um den Sommer über in Irland zu plündern. Dieser einfache Plan war allerdings rasch komplizierter geworden, wie es so häufig passierte, und ihre Heimfahrt nach Vik war längst überfällig.

Tatsächlich hatte Thorgrim inzwischen den Verdacht, dass die Götter ihr Spiel mit ihm trieben. Immer wieder stellten sie die Rückkehr auf seinen Bauernhof in Ost-Agder in Aussicht, das Einzige im Leben, was er sich jetzt noch wünschte, und dann machten sie seine Hoffnungen wieder zunichte. Er fragte sich, ob er vielleicht die Strafe für Ornolfs Gotteslästerung zu tragen hatte. Es fiel den Göttern gewiss nicht leicht, Ornolf selbst zu bestrafen: Sogar wenn der alte Jarl mal nüchtern war, was selten genug vorkam, schien es ihm scheißegal zu sein, was mit ihm geschah. Vik oder Dubh-Linn, Leben oder Tod – Ornolf kümmerte es nicht, solange er nur tun und lassen konnte, was er wollte. Natürlich war es furchtbar ungerecht, wenn die Götter Thorgrim für Ornolfs Verstöße zur Rechenschaft zogen. Aber die Bewohner von Asgard waren nie für ihre Gerechtigkeit bekannt gewesen.

Das letzte Krängen der Weitfahrer hatte genug Seewasser über die Bordwand befördert, sodass die Männer jetzt schöpfen mussten. Mit hölzernen Eimern und gelegentlich einem Helm schaufelten sie das Wasser aus dem Rumpf und kippten es über die Backbordwand. Thorgrim hatte das Schiff hart angetrieben, doch allmählich stieß es an seine Grenzen.

»Lasst uns das Segel reffen!«, rief er nach vorne. »Zwei Reffs.« Seine laute Stimme schnitt wie eine Streitaxt durch den zunehmenden Wind. Nach all den Jahren und den Anstrengungen, den vielen Verletzungen, die er erlitten hatte – manche unbedeutend, andere beinahe tödlich – hatte er kaum an Kraft verloren.

Von der letzten Wunde hatte er sich gerade erst erholt, ein Messerstich, der ihn fast das Leben gekostet hätte. Ein anderer Nordmann – ein Mann, der sich eingeredet hatte, dass Thorgrim sein Feind sei – hatte ihn verletzt, als sie die Kirche eines Ortes namens Tara geplündert hatten. Thorgrim hatte man zu seinem Schiff tragen müssen, und seine Begleiter hatten ihn zurück nach Dubh-Linn gebracht. Verfluchtes Dubh-Linn! Dieser Longphort war einst nur ein Stützpunkt der Wikinger an der irischen Küste gewesen, inzwischen aber zur größten und reichsten Stadt auf der Insel angewachsen. Wieder und wieder hatte Thorgrim von dort zu entkommen versucht, nur um von den Göttern erneut in diese Stadt an den schlammigen Ufern des Liffey geschleudert zu werden.

Thorgrims Männer hatten ihn den Bohlenweg hinauf zu dem Haus geschleppt, wo er und Harald den Winter über gewohnt hatten. Es war das Haus einer Irin namens Almaith, der Witwe eines dänischen Schmiedes, die zu Thorgrims Geliebter geworden war. Almaith war eine geschickte Heilerin, und während das Frühjahr in den Sommer überging, pflegte sie Thorgrim wieder gesund. Zumindest fast gesund. Er war noch nicht vollständig wieder genesen, als der Höhepunkt des Sommers bereits verstrichen war und das Wetter, das nach irischen Maßstäben bislang gut gewesen war, sich zu verschlechtern drohte. Thorgrim wusste, wenn er in diesem Jahr nach Hause segeln wollte, so musste er das bald tun. Es war Zeit zu gehen.

Almaith hatte ihn gebeten, nicht zu segeln, hatte ihm versichert, dass er nicht so kräftig war, wie er hätte sein sollen. Thorgrim wusste, dass sie recht hatte, aber er wollte nicht noch einen Winter in Dubh-Linn verbringen. Lieber wollte er auf den Grund des Meeres fahren.

Und das stand inzwischen ernsthaft zu befürchten, wenn sie nicht das Segel refften, und zwar bald. Alle Männer, die kein Wasser schöpften oder jetzt genug vom Schöpfen hatten, traten zu den unterschiedlichen Leinen, die das große viereckige Segel hielten, das sich straff unterhalb der Rah bauschte. Sie waren erfahrene Seeleute und brauchten keine weitere Anleitung. Niemand musste ihnen erklären, wie sie die untere Kante des Segels zu verschnüren hatten, um die Fläche des Tuchs auf die Hälfte zu vermindern.

Ein paar von ihnen stellten sich an der Unterseite des Segels auf, die auf Brusthöhe hing und fast in Längsrichtung des Schiffes verlief. Gleich vor der Stelle, wo Thorgrim an der Ruderpinne stand, löste ein Mann namens Agnarr das lange Fall von der Klampe. Agnarr war nur wenig jünger als Thorgrim, ein erfahrener Seemann, der mehrere Jahre in Dubh-Linn verbracht hatte. Er hatte versucht, als Fischer vor der irischen Küste zu leben, was sich aber als nicht so einträglich erwies wie erhofft. Doch diese Erfahrung sorgte dafür, dass er die Gewässer und die Küste der Gegend gut kannte. Er war mit Thorgrim und den anderen nach Tara gesegelt und hatte sich außerdem als verlässlicher Krieger erwiesen. Jetzt war er wie Thorgrim so weit, dass er nach Norwegen zurückkehren wollte, und darum war er froh gewesen, sich ihm anschließen zu können.

Agnarr blickte nach vorn und stellte fest, dass alles vorbereitet war. Also nahm er das Hisstau ganz von der Klampe und gab Seil nach, bis sich das Segel in einem großen runden Bogen zur Leeseite blähte, auf eine Weise, die an Ornolfs Wanst erinnerte. Vorn und achtern packten die Männer das Tuch, zerrten es herab, rafften es an der Unterkante zusammen und vertäuten es dann auf der ganzen Länge mit kurzen Leinen, den Reffbändern, die in regelmäßigen Abständen in den Stoff eingewoben waren. Als sie damit fertig waren, bewegte sich ein halbes Dutzend Männer schwankend zum Heck und nahm das Fall auf. Agnarr gab den Takt vor, und alle zogen am Seil und hievten die Rah wieder nach oben. Mit dem verkürzten Segel hing sie nur noch auf halber Höhe des Mastes.

Thorgrim spürte die Veränderung. Vorher war die Weitfahrer kaum zu kontrollieren gewesen, wie ein sprunghaftes Ross, das jeden Moment durchgehen konnte. Jetzt wirkte sie viel beständiger und reagierte auf die feinste Führung der Ruderpinne. Das Schiff war bereit, dem kommenden Unwetter zu trotzen, und so fühlte sich auch Thorgrim bereit dazu.

»Ha!«, rief Ornolf von seinem niedrigen Sitzplatz herauf. Er wischte sich den Met aus dem Bart. »Ihr seid wie die alten Weiber, einer wie der andere! Bei dieser armseligen Brise schon das Segel reffen? Das wäre nicht passiert, wenn ich hier das Sagen hätte!«

»Natürlich nicht, Ornolf!«, pflichtete Thorgrim ihm bei. Und er zweifelte nicht an Ornolfs Worten. Ornolfs Leichtsinn, den er als Führungsstärke zu bezeichnen pflegte, hätte ihn, sein Schiff und die Männer bereits zwei Dutzend Mal auf den Meeresgrund geschickt, wenn Ornolf nicht seit Jahren den Befehl de facto Thorgrim überlassen hätte.

Und jetzt musste Thorgrim nicht einmal mehr so tun, als ob Ornolf das Kommando hätte, weil zum ersten Mal bei all ihren gemeinsamen Reisen ihm selbst das Schiff gehörte. Nicht Ornolf. Thorgrim hatte es im Kampf gewonnen und es zunächst nicht einmal bemerkt.

Das alles war Teil jener Ränke gewesen, in denen sie alle sich verfangen hatten. Eine Mannschaft von Dänen war angeheuert worden, um in Dubh-Linn eine junge Frau zu entführen, die unter Thorgrims und Haralds Schutz stand. Bei dem anschließenden Kampf waren die meisten Dänen tot auf den schlammigen Straßen am Ufer des Liffey zurückgeblieben. Thorgrim war gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass ihr Schiff seine rechtmäßige Beute sein könnte; nicht bis zu dem Augenblick, da Ornolf als sein Schwiegervater das Vorrecht in Anspruch nahm, es selbst zu nutzen.

Es war ein recht neues Schiff, gut gebaut und seetüchtig. Es fand Thorgrims Billigung, was nicht einfach war, denn er stellte hohe Anforderungen und blickte dabei auf die Erfahrungen vieler, vieler Seemeilen zurück, die er auf dem Meer hinter sich gebracht hatte. Thorgrim wusste nicht, wie die Dänen das Schiff genannt hatten, er jedoch nannte es Weitfahrer, weil er genau das damit vorhatte: über die See zu seinem Heim in Vik zu fahren.

Die Weitfahrer schien ein gutes Schiff zu sein, dennoch war sie nicht perfekt. Also ließ Thorgrim vieles an ihr ändern, bevor er dem Hafen von Dubh-Linn endgültig den Rücken kehrte. Er ließ den Mast ein Stück weiter nach hinten verlegen, fügte ein zusätzliches Want hinzu und verbesserte die Halterung für den Beitass. Gern hätte er auch ein breiteres Segel mit mehr Tuch nach unten besorgt, aber Segel waren in dem irischen Longphort nicht zu bekommen. Er hatte die Ruderbänke entfernt, und die Männer saßen nun auf ihren eigenen Seetruhen, die fest an Deck verzurrt waren. Er hatte ein längeres und breiteres Steuerruder anbringen lassen.

Andere Änderungen waren eher geringfügig gewesen, doch für Thorgrim nicht weniger bedeutsam: Er hatte den eingeölten Rumpf sauber schaben und mit einer Mischung aus Pech und Firnis überziehen lassen, die das Holz schwarz schimmern ließ und nach Thorgrims Einschätzung besser vor Fäulnis schützte. Schließlich ließ er die Schnitzereien an Bug und Heck ersetzen. Es war nicht unehrenhaft, das Schiff eines Mannes zu segeln, den man in ehrbarem Kampf getötet hatte – und genau das hatte Thorgrim getan. Dennoch erschien es ihm wenig glückverheißend, wenn man den Schmuck des Toten daran beließ.

In Dubh-Linn gab es jede Menge Handwerker, und es war nicht schwer, einen geschickten Holzschnitzer zu finden, der eine neue Bugzier anfertigen konnte, ein geflügeltes Seeungeheuer mit dem passenden Schweif am Heck, um der Weitfahrer auf ihrer langen Fahrt nach Osten den Weg durch die Wellen zu bahnen. Um ganz sicherzugehen, dass die Götter ihnen auf der Reise gewogen waren, hatte Thorgrim an Bord drei Ochsen geopfert und an Bug und Heck großzügig Wein verschüttet.

Als die Weitfahrer