2,99 €
Bildhübsche junge Mädchen verschwinden und werden kurze Zeit später ermordet aufgefunden - alle auf die gleiche schreckliche Weise: Erwürgt. Die kesse Tessa Wainwright, eine engagierte Journalistin, will den mysteriösen Verbrechen auf die Spur kommen. Sie ahnt, dass die Gräueltaten zu Lasten einer indischen Sekte gehen. Doch sie weiß nicht, dass sie schon selbst bald Opfer der schwarzen Göttin Kali werden soll…
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Die Würgersekte von London erscheint bei erscheint bei Earl Warren, 63533 Mainhausen
www.earl-warren.de
© Copyright 2013 aller Textbeiträge by Earl Warren
Cover © Copyright T.Tulic | Bikeworldtravel – Fotolia.com
E-Book-Erstellung: story2go
Der Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur nach schriftlicher Genehmigung durch den Autor gestattet.
Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse sind rein fiktiv.
Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten, mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.
Romantic Thriller
Bildhübsche junge Mädchen verschwinden und werden kurze Zeit später ermordet aufgefunden – alle auf die gleiche schreckliche Weise: Erwürgt. Die kesse Tessa Wainwright, eine engagierte Journalistin, will den mysteriösen Verbrechen auf die Spur kommen. Sie ahnt, dass die Gräueltaten zu Lasten einer indischen Sekte gehen. Doch sie weiß nicht, dass sie schon selbst bald Opfer der schwarzen Göttin Kali werden soll…
*
»Kali Durga!«
Schaurig hallte der Name der Würger-Göttin durch das Tempelgewölbe. Die Gesänge der Kaliverehrer in den safrangelben Gewändern schallten durch den riesigen Tempel, dessen Wände Figuren mit Fratzenköpfen und zahlreichen Armen zierten.
»Kali Durga!«, erklang es wieder.
Verschiedenfarbiger Dampf stieg aus den Räucherbecken. Sheila Conroy litt Todesängste. Sie lag gefesselt auf einer Trage. Vier kräftige, kahlgeschorene Männer, nackt bis zu den Hüften und mit großen, goldenen Ohrringen geschmückt, beförderten die Trage auf ihren Schultern.
Sie schritten langsam den Mittelgang entlang zu der erhöhten Plattform mit der riesigen Statue der schaurigen Göttin. Ein tiefer Graben, aus dem es feurig schimmerte, teilte die Plattform mit der Götterstatue und dem Thron der Maharani von dem übrigen Tempel ab.
Nur eine schmale Brücke führte hinüber. Auf dem Thron zu den Füßen der Göttin saß eine bildschöne Frau in knapper Kleidung. Sie war mit Goldstaub gepudert, trug goldene Brustschalen und hatte ein dünnes seidenes Gewand um die Hüften, das, mehrfach geschlungen, ihren Leib verhüllte.
Auf der Stirn hatte sie einen goldenen Punkt, der sie als Mitglied der höchsten Kaste bezeichnete. Auf ihrem Kopf saß eine Krone, deren Zacken züngelnden Schlangenköpfen nachgebildet waren. Die Miene der Frau war hochmütig und grausam.
Sheila schaute ihr entgegen. Ihre Umgebung schwankte, zumindest erweckte es diesen Anschein. Es rührte von den Bewegungen der Träger her. Außerdem hatte man Sheila Drogen gegeben, aus deren Rausch sie nur allmählich empordämmerte.
Sheila versuchte, sich zu erinnern, wie sie hierherkam. Doch ihr Bewusstsein verschwamm. Sie fror, denn sie trug nur Slip und BH, und es war außerordentlich kühl in dem Tempel.
Plötzlich fiel Sheilas Blick auf einen Mann. Er war hochgewachsen, hatte ein orientalisches Aussehen und trug ein Prunkgewand wie ein Maharadscha. Ein Ring mit blauweiß strahlendem Saphir funkelte an seiner rechten Hand.
In der Schärpe, die er um die Hüften trug, steckte ein mit Edelsteinen besetzter Prunkdolch. Sheila erkannte den schönen, prachtvoll gekleideten Mann.
Ein verzweifelter Schrei entrang sich ihrer Kehle.
Der Gesang der Anbeter Kalis wurde lauter und übertönte Sheilas verzweifelten Schrei, der von den Tempelwänden widerhallte.
Die Träger brachten Sheila, ein rotblondes, vollbusiges Mädchen von neunzehn Jahren, über die Brücke vor den Thron. Dort setzten sie die Trage ab und zogen sich zurück.
Sheila versuchte, sich aufzurichten, was ihr jedoch durch die Fesseln und wegen ihrer Schwäche nicht gelang.
Jetzt traten zwei neue Männer auf sie zu. Der eine Mann war ein Hüne mit rotem Lendenschurz, nackt bis zum Gürtel, muskelstrotzend, kahlgeschoren und einem über die Mundwinkel herabgezogenen Tartarenbart.
Sein Begleiter war klein, unsagbar hässlich und spinnengliedrig. Er trug ein schwarzes Gewand, das eng anlag, und hatte auf einem goldenen Tablett einen Dolch mit flammenförmiger Klinge sowie ein rotes Tuch liegen.
Der Gesang schwoll an. Dann dröhnte ein Gong. Nachdem sein Echo verklungen war, herrschte erwartungsvolle, unheilvoll gespannte Stille im Tempel der Kali Durga.
Die Maharani erhob sich, schaute zur Göttin, und während ihre Anhänger sich tief verbeugten, berührte sie mit übereinandergelegten Händen ihre Stirn.
»Ich, Rawadani, Prinzessin der Thugs, in der dein Geist lebt, biete dir dieses Opfer, große Kali Durga!«, rief die mit Gold Bestäubte. »Willst du es annehmen?«
Sekundenlang regte sich nichts. Dann leuchteten die Augen der grausamen Göttin auf. Grüner Qualm quoll aus ihrem Rachen. Die Kali-Anbeter jubelten.
»Die Göttin will unser Opfer!«
Sheila begriff voller Entsetzen, dass sie gemeint war und dass ihr etwas ganz Schreckliches bevorstand.
»Nein, nein!«, schrie sie, als der Hüne mit dem Tartarenbart auf einen gebieterischen Wink der Prinzessin das rote Tuch vom Tablett nahm.
Er näherte sich der gefesselten Sheila und drehte das Tuch zusammen. Sheilas Blick heftete sich auf den schönen Mann im Maharadschagewand, dessen Mandelaugen sie unergründlich und unbewegt anschauten.
»Bitte!«, flehte sie voller Qual. »Hilf mir doch! Du sagtest, dass du mich liebst. Rajib, das kannst du nicht zulassen.«
Der Schöne nickte dem Henker unmerklich zu. Sheila spürte das Tuch an der Kehle. Die Kali-Anbeter hüpften und lärmten. Sie führten einen Tanz auf und brachten mit ihren Stimmen, kleinen Trommeln und Zimbeln einen infernalischen Lärm hervor.
Für Sheila war dies das Ende.
*
Clarion Castle stand auf einer Anhöhe unweit des Städtchens Hemley-on-Thames, nicht sehr weit von London entfernt, im strahlenden Licht der Maisonne. Es war ein herrlicher Tag.
Der Butler Archibald hatte das Dinner auf der Terrasse auftischen lassen. Tessa Wainwright erfreute sich ausnahmsweise einmal Lord Michaels Gesellschaft. Der vielbeschäftigte adlige Architekt konnte nicht sehr viel Zeit für seine beiden Kinder aus erster Ehe und für Tessa erübrigen.
Tessa fragte sich mitunter, wie das werden sollte, wenn sie erst einmal verheiratet waren. Bis jetzt lebte die dreiundzwanzigjährige Reporterin als Verlobte des Lords im Schloss. Es handelte sich um eine Ehe auf Probe, wie sie in bürgerlichen Kreisen mittlerweile durchaus üblich war.
Nicht Sir Michael, sondern Tessa hatte sich dieses Verfahren ausbedungen. Natürlich schrieben die Klatschblätter darüber. Doch das scherte den Lord wenig und Tessa rein gar nicht. Die vierjährigen Zwillinge Dorian und Mark, Michaels Kinder aus erster, verwitweter Ehe, waren wieder einmal sehr lebhaft.
Sie terrorisierten ihr Kindermädchen manchmal regelrecht. Doch man konnte den beiden Blondschöpfen einfach nicht böse sein. Mit ihrem kindlichen Charme wickelten sie einen ständig ein.
Tessa hatte dunkelbraune Haare, die sie halblang trug, ein ebenmäßig schönes Gesicht, das durch seine Lebhaftigkeit und die keck blitzenden Augen bestach, und war knapp über mittelgroß. Das mattblaue Cocktailkleid betonte Tessas schlanke Figur, um die sie mancher Filmstar beneidet hätte.
Lord Michael Clarion, der dreiundzwanzigste Träger des Titels, war hochgewachsen, schlank und blond. Er war gerade dreiunddreißig Jahre alt geworden. Als er seine Gattin, die Mutter der Zwillinge, vor drei Jahren durch einen Unfall verlor, war das ein schwerer Schlag für ihn gewesen. Danach hatte er sich eine ganze Weile abgekapselt und Gesellschaft, vor allem weibliche, gemieden.
Tessa hatte das Herz des traurigen Lords im Sturm erobert, als sie in sein Schloss schneite, um eine Reportage über Englands alten Adel zu schreiben. Die Zwillinge mochten Tessa, in der sie jedoch bisher eher eine Komplizin und Spielgefährtin als ihre neue Mutter sahen. Trotzdem hatte Tessa im vornehmen Schloss manchmal einen schweren Stand.
Die Dienstboten, allen voran der Butler Archibald, fühlten sich adeliger als der Lord selbst. Ihnen passte es schlecht, dass eine so unkonventionelle Frau wie Tessa Einzug im Schloss gehalten hatte, noch dazu, ohne mit Lord Michael verheiratet zu sein. Da flitzten die bösen Zungen und klatschten und tratschten. Jeder Schritt Tessas wurde mit Misstrauen betrachtet.
Tessa war die Tochter eines amerikanischen Waschmittelfabrikanten, von dem sich ihre Mutter hatte scheiden lassen, als Tessa neun Jahre alt gewesen war. Ihre Mutter war anschließend mit ihr aus den USA nach London zurückgekehrt, wo sie herstammte.
Tessa war schon früh selbständig. Ihren Vater vermisste sie kaum. Sie hatte nie ein sehr herzliches Verhältnis zu ihm gehabt. In den folgenden Jahren schlief der Kontakt fast völlig ein. Mal ein Brief, ab und zu ein Telefongespräch, sonst nichts.
Nach Abschluss des Colleges hatte Tessa eine Journalistenfachschule besucht und sich diesem Beruf mit Leib und Seele verschrieben. Das war ein Grund, weshalb es zwischen Michael und ihr gelegentlich Meinungsverschiedenheiten gab, die bisher jedoch immer in dezenter Form ausgetragen wurden.
Lord Michael vertrat die Ansicht, seine zukünftige Frau brauche nicht zu arbeiten. Tessa bereiteten ihr Beruf und die Menschen, mit denen er sie zusammenbrachte, jedoch einen ungeheuren Spaß. Ausgerechnet hatte sie eine Vorliebe für Skandale, Kriminalfälle und Sensationen, was Sir Michael die Haare zu Berge stehen ließ.
»Wenn du unbedingt journalistisch tätig sein musst, kannst du dann keine Gesellschaftsreportagen verfassen?«, fragte der gute Michael. »Das würde sich doch anbieten, zumal ich dir den Zutritt zu allen Adelshäusern ermögliche und du dich bestens informieren kannst.«