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KÜSS MICH - BITTE KÜSS MICH Sebastian hat mit seinen Freunden einen einmaligen Urlaub verbracht - und eine umwerfende Frau getroffen: Matty! Eigentlich steht ihrer Liebe nichts im Wege. Außer vielleicht dem Baby, das plötzlich vor seiner Tür liegt … MANCHMAL WERDEN WÜNSCHE WAHR Gwen stellt sich ein Leben mit dem attraktiven Travis wie einen einzigen Traum vor. Doch der smarte Rancher scheint sie nur als Nanny für sein süßes Pflegekind zu wollen - und als Affäre! So wird sich ihr Wunsch womöglich nie erfüllen … ERWACHT IN STARKEN ARMEN Schneeverwehungen zwingen Boone Connor zu einer Übernachtung im Motel - Seite an Seite mit einer fremden Frau! Aber wie wird die schöne Shelby reagieren, wenn sie erfährt, dass er ein Kind besuchen will, dessen Vater er sein könnte?
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Seitenzahl: 607
Vicki Lewis Thompson
Drei Cowboys & ein Baby (3-teilige Serie)
IMPRESSUM
Küss mich – bitte küss mich erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2000 by Vicki Lewis Thompson Originaltitel: „The Colorado Kid“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1122 - 2001 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Christiane Bowien-Böll
Umschlagsmotive: Ron Chapple Stock, chrishumphreys1 / Thinkstock
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733742980
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, HISTORICAL, JULIA, ROMANA, TIFFANY
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„Na, komm schon, mein Schatz.“ Charlotte fasste nach dem Reißverschluss seiner Hose. „Zeig mir, was in dieser Jeans steckt.“
Sebastian packte ihre Hand und hielt sie fest. „Warum lassen wir uns nicht ein bisschen Zeit?“, murmelte er.
„Wie süß.“ Sie knabberte an seiner Unterlippe und öffnete den obersten Knopf seines Hemdes. „Du bist nervös. Das hätte ich nicht gedacht. Schließlich warst du doch mit Barbara verheiratet.“ Schon hatte sie den nächsten Knopf geöffnet.
Sebastian spannte die Kinnmuskeln an. „Ich bin nicht nervös. Ich möchte nur …“
„Ich auch, mein Schatz. Ich auch.“ Sie riss die restlichen Knöpfe seines Hemdes auf und schob ihre Zunge ganz tief in seinen Mund.
Verflixt, er war drauf und dran mit Charlotte ins Bett zu gehen, dabei war er gerade zu dem Schluss gekommen, dass er sie doch nicht besonders mochte.
Seufzend drückte sie ihre vollen Brüste an seinen Oberkörper. „Zieh mich aus“, flüsterte sie und küsste ihn erneut wild und fordernd. Was sie da mit ihrer Zunge veranstaltete, war zwar eher drängend als sinnlich, aber ihre Brüste waren schon sehr verlockend. Und irgendwie musste er schließlich anfangen, wieder zu einem normalen Leben zurückzukehren.
Trotzdem, ihm ging das alles zu schnell. Er öffnete den obersten Knopf ihrer Bluse. Immerhin, das beherrschte er noch einwandfrei.
Ebenso leicht gelang es ihm, alle anderen Knöpfe und dann den Vorderschluss ihres BHs zu öffnen. Nun, er musste zugeben, ihre Brüste füllten die Hände eines Mannes sehr reichlich aus. Zu dumm, dass ihr Parfüm ihn fast erstickte.
Aber das würde er schon in den Griff bekommen. Was blieb ihm anderes übrig? Seine Jeans waren bereits alarmierend eng geworden, und Charlotte schien ja so überaus bereit zu sein, ihm bei der Beseitigung dieses Problems zu helfen. Im Übrigen hatte er sie ja auch zu dem Zweck zu sich nach Hause zum Abendessen eingeladen und deswegen sogar Zora ausgesperrt.
Er hatte das Abendessen bei Kerzenlicht serviert und danach in der Dunkelheit mit ihr vor dem Kamin gesessen und Wein getrunken. Sie hätte allen Grund, wütend auf ihn zu sein, wenn er jetzt plötzlich einen Rückzieher machte.
Jessica war kreuz und quer durch Colorado gefahren, um etwaige Verfolger abzuschütteln. Oder vielleicht auch nur, um das Unausweichliche hinauszuschieben.
Jetzt stand der schreckliche Augenblick kurz bevor.
Sebastian hatte sie schon oft eingeladen, ihn auf seiner Ranch zu besuchen, aber sie hatte nie Zeit gehabt. Dann war sie schwanger geworden, und ihr Zustand hätte Fragen aufgeworfen, die zu beantworten sie noch nicht bereit war. Jetzt aber war Sebastian mit seiner Ranch ihre einzige Hoffnung, eine Zuflucht für Elizabeth zu finden.
Jessica musste an ihr Elternhaus denken, eine Hochburg des Wohlstandes am Hudson River, umgeben von hohen Mauern und praktisch uneinnehmbar. Dort wäre Elizabeth sicher, so wie sie selbst es gewesen war, die ersten vierundzwanzig Jahre ihres Lebens, wenn man dieses übermäßig behütete Dasein überhaupt als Leben bezeichnen konnte. Jedenfalls würde sie so eine Art zu leben niemandem wünschen, schon gar nicht ihrer Tochter.
Als sie drei Jahre zuvor ihr Elternhaus verlassen hatte, war sie überzeugt gewesen, in Ruhe ein ganz normales Leben führen zu können, solange sie die Kontakte zu ihren Eltern auf ein Minimum beschränkte und sich so unauffällig wie möglich verhielt. Aber offenbar hatte jemand herausgefunden, wer sie war: die einzige Erbin der Franklins. Schon als Kind war sie auf etwaige Entführungen vorbereitet worden, sodass sie sofort gewusst hatte, dass da jemand versuchte, sie zu kidnappen. Es war direkt nach der Arbeit passiert, als Elizabeth mit dem Babysitter zu Hause war. Also wussten sie offenbar nichts von der Existenz ihres Kindes. Und das sollte so bleiben.
In den darauf folgenden Tagen hatte Jessica ihre Gefühle, so weit es ging, unter Verschluss gehalten und versucht, diesen Albtraum als interessante Erfahrung zu betrachten. Sie hatte sich mehrere Perücken gekauft, um ihr rotes Haar zu verstecken, und ihren kobaltblauen Wagen gegen einen unauffälligen grauen eingetauscht. Dann hatte sie gepackt, war mitten in der Nacht losgefahren und hatte im Lauf von drei Tagen Elizabeth an Flaschennahrung gewöhnt.
Zum Glück war Sebastian heute Abend zu Hause. Sie hatte vorhin angerufen, um sicherzugehen, und gleich wieder aufgelegt, als er sich gemeldet hatte. Die Tränen waren ihr dabei gekommen. Er war so ein guter Freund, und sie sehnte sich danach, sich an seiner Schulter auszuweinen, ihm die ganze Geschichte zu erzählen und ihn um Rat zu fragen. Aber sie durfte das Risiko nicht eingehen.
Langsam fuhr sie über die holprige, vereiste Straße. Hinter ihr seufzte Elizabeth leise im Schlaf. Es brachte sie fast um den Verstand, was sie in ihrem Entschluss noch bestärkte. Sie unterdrückte ihre Sorgen und Ängste und bog in die Zufahrt zur Ranch ein.
Sebastian hätte das Programm lieber im Schlafzimmer fortgeführt. Erstens war das Bett bequemer und er würde wenigstens die Beine ausstrecken können, zweitens hatte er seine Kondome im Nachttisch. Er hatte nicht damit gerechnet, auf dem Sofa im Wohnzimmer verführt zu werden.
„Charlotte, ich brauche …“
„Ich weiß, was du brauchst, Schatz.“ Sie griff nach seiner Gürtelschnalle und zog ihn zu sich hinunter.
„Ja, aber zuerst muss ich …“
„Dich ausziehen.“ Im Nu hatte sie seinen Gürtel geöffnet. Sie schien Übung darin zu haben.
„Mich um die Verhütung kümmern“, brachte er zwischen zwei wilden Küssen heraus.
„Keine Sorge. Das habe ich schon.“ Sie schob die Hand in seine Jeans.
Er schloss die Augen und versuchte sich einzureden, ihr in dieser Angelegenheit vertrauen zu können. Vergebens. Mit einem Seufzer stand er auf. „Ich bin gleich wieder da.“
„Wirklich, Schatz, ich habe keine ansteckende Krankheit.“ Sie versuchte, ihn festzuhalten.
„Aber vielleicht ich.“
„Ha!“ Sie zerrte noch stärker an seinem Arm. „Du lebst wie ein Mönch, seit Barbara dich verlassen hat.“
„Wer sagt das?“ Er befreite sich aus ihrer Umarmung.
„So ziemlich jeder im ganzen Bezirk.“ Begehrlich sah sie ihn an. „Komm schon.“
„Ich gehe grundsätzlich keine unnötigen Risiken ein“, erwiderte er. Und das hatte er bis jetzt auch wirklich nicht. Nicht, was das betraf. Er war schon oft genug leichtsinnig gewesen, doch nicht, was das Zeugen von Kindern betraf.
„Dann beeil dich, Schatz“, drängte Charlotte. „Mein Motor ist schon heiß gelaufen.“ Mit einem vielsagenden Blick auf seinen Slip fuhr sie fort: „Und es sieht so aus, als funktioniere deine Gangschaltung hervorragend.“
Er musste lächeln. Vielleicht würde es ja doch noch ganz schön werden. Das Tempo war allerdings nicht ganz nach seinem Geschmack. „Ja, sieht so aus.“ Er zog den Reißverschluss wieder zu, damit die Jeans auf dem Weg zum Schlafzimmer nicht herunterrutschten.
Da klingelte es an der Haustür.
Hatte er richtig gehört? Freitagabends um halb zehn bekam er normalerweise keinen unerwarteten Besuch. Sofort dachte er an seine Nachbarin, Matty Lang. War auf ihrer Ranch womöglich etwas passiert? Matty lebte allein, was ihm gar nicht gefiel. Aber das würde er ihr niemals sagen. Eine Frau, die eigensinniger auf ihrer Unabhängigkeit beharrte als sie, war ihm nie begegnet.
Charlotte wirkte äußerst ungehalten über die Unterbrechung. Er nickte ihr entschuldigend zu. „Hör zu, du kannst ja schnell ins Schlafzimmer verschwinden, während ich nachsehe, wer da ist. Es könnte ja ein Notfall sein.“
„Zum Teufel, ja, das hoffe ich für den, der da klingelt!“ Aufgebracht nahm sie ihre Bluse.
Sebastian zog sich rasch sein Hemd wieder an und stopfte es in seine Jeans. Er hoffte nur, es war nicht Matty, die vor der Tür stand, gerade jetzt, wo Charlotte nackt in seinem Bett lag. Matty würde wahrscheinlich gar nichts dabei finden, wenn sie sie so sähe. Aber ihm wäre es verdammt peinlich.
Als er die Haustür öffnete, wurde er vom Scheinwerferlicht eines Autos geblendet. Der Wagen stand mit laufendem Motor vor dem Haus. Er hob einen Arm, um seine Augen abzuschirmen. „Hallo? Wer ist da?“
Jetzt drückte dieser Idiot auch noch auf die Hupe.
„He!“ Er machte einen Satz auf den Wagen zu. Falls das ein Scherz sein sollte, fand er ihn nicht lustig. „Wer, zum Teufel, sind Sie …“ Abrupt blieb er stehen, als er hinter sich ein leises Weinen hörte. Das Weinen eines Babys.
Er fuhr herum. Verdammt, verdammt, wenn das kein Kinderautositz war! Und verdammt, verdammt, wenn das kein echtes Baby war, das darin lag und echte Töne von sich gab!
Sebastian stand vor Verblüffung wie erstarrt. Da glitten die Lichtkegel der Scheinwerfer über die Hausfassade, weil der Fahrer des Wagens wendete.
„Halt! Warten Sie! Sie können doch nicht einfach ein Baby vor meiner Tür absetzen wie einen streunenden Hund! Woher soll ich wissen, was ich mit einem Baby machen soll, zum Teufel?“ Sebastian rannte ein paar Meter hinter dem Wagen her und prägte sich das Nummernschild ein, gab es schließlich auf und ging zurück zum Haus. Das Baby schrie immer noch.
Er ließ eine Reihe wilder Flüche los. Das war doch wirklich unfassbar!
Wenigstens hatte er die Autonummer. Nicht dass der, der so etwas tat, es verdiente, sein Kind zurückzubekommen. Aber wie auch immer, jetzt musste er erst einmal dafür sorgen, dass das Baby ins Warme kam.
Als er den Kindersitz samt Baby hochhob, entdeckte er einen Brief.
„Sebastian?“ Charlotte erschien in der Haustür. Sie war barfuß und trug nur seinen Morgenmantel. „Hab ich richtig gehört? Weint da ein Baby?“
Sebastian trug das Baby im Kindersitz ins Haus. „Jemand hat es hier ausgesetzt“, sagte er und konnte es selbst kaum glauben. „Ist einfach hierher gefahren und hat es vor meiner Tür ausgesetzt.“
Charlotte trat zurück. Ihr Blick war voller Skepsis. „Wer sollte denn so etwas tun?“
„Wie soll ich das wissen?“ Er schob die Tür hinter sich zu und schaltete das Deckenlicht ein. „Da ist ein Brief.“
„Ich hasse Babygeschrei“, erklärte Charlotte.
„Du würdest auch schreien, wenn dich jemand einfach so vor einer fremden Tür abgesetzt hätte.“ Sebastian beugte sich vor, um den Brief zu entziffern, und hielt unwillkürlich den Atem an. Das war nicht irgendein ausgesetztes Baby. Der Brief war namentlich an ihn gerichtet. Er blickte auf die Unterschrift: Jessica. Seit Monaten hatte er sie nicht mehr gesehen. Seit seinem Geburtstag. Das war vor elf Monaten. Sein Herz fing an zu rasen, und kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er spähte nach dem krebsroten Gesichtchen, hatte aber gar keine Ahnung, wie man das Alter eines Babys schätzte.
„Was steht in dem Brief?“, wollte Charlotte wissen.
Er wagte kaum, ihn zu lesen. Du lieber Himmel, er war betrunken gewesen in jener Nacht. Sie waren alle drei sturzbetrunken gewesen, er, Travis und Boone. Aber nicht Jessica. Gutmütig, wie sie war, hatte sie sie zu ihrem Blockhaus in der Nähe des Hotels gefahren und jedem von ihnen ins Bett geholfen. Sie hatten dabei wie verrückt mit ihr geflirtet. Vage erinnerte er sich, dass er versucht hatte, sie zu küssen, als sie ihn auf sein Bett schob.
„Sebastian! Mach mich nicht wahnsinnig. Was steht in dem Brief?“
Das Baby schrie die ganze Zeit weiter. Er zwang sich zu lesen.
Lieber Sebastian,
ich zähle auf Dich. Bitte sei dem Kind ein guter Pate, bis ich es wieder abholen kann. Deine Großzügigkeit und Freundlichkeit sind genau das, was Elizabeth jetzt braucht. Glaub mir, ich würde das nicht tun, wenn ich nicht in einer verzweifelten Lage wäre. Bitte nimm keinen Kontakt zu den Behörden auf. Es ist das Beste für Elizabeth, wenn niemand etwas von ihrer Existenz weiß.
In tiefer Dankbarkeit,
Jessica
Ein Pate sollte er sein. Jessica schrieb nichts davon, dass er der Vater ihres Babys sei. Vielleicht war das Kind ja auch älter, als es aussah. Aber auf jeden Fall war Jessica in Schwierigkeiten, und sie hatte ihr Baby vor seiner Tür abgelegt. Sprach das nun für oder gegen ihn?
„Und?“ Charlotte wurde immer ungeduldiger.
„Kennst du dich mit Babys aus?“
Sie hielt abwehrend die Hand hoch und trat noch ein paar Schritte zurück. „Keine Ahnung, außer, wie man welche macht.“ Sie legte den Kopf schief. „Hast du das hier gemacht?“
„Ich weiß nicht. Ich erinnere mich nicht.“
„Oh, ja. Das sagen sie immer. Merkwürdig, wie häufig in solchen Fällen Gedächtnisschwund auftritt.“
Das reichte ihm. Er hatte nicht mehr den geringsten Zweifel, dass er Charlotte nicht leiden konnte. „Ob sie nun mein Kind ist oder nicht, ich muss erst mal dafür sorgen, dass sie aufhört zu schreien.“ Er trug das Baby zum Sofa.
„Sie?“
„Ihr Name ist Elizabeth.“ Er nestelte an den kleinen Gurten herum und schaffte es tatsächlich, die Kleine freizubekommen. Aber was sollte er jetzt tun? Er konnte sie doch nicht einfach auf den Arm nehmen. Sie war so klein und zart, dass er fürchtete, ihr wehzutun. Er beugte sich zu ihr hinunter. „Wein doch nicht, Schätzchen. Ich bin doch bei dir, okay?“
Elizabeth schien ihn nicht zu verstehen. Ihr Mündchen öffnete sich noch weiter, und sie schrie noch lauter. Offenbar hatte sie wenigstens starke Lungen.
„Ich zieh mich an und verschwinde.“ Charlotte eilte ins Schlafzimmer. „Das halt ich nicht aus.“
„Warte!“ Panik stieg in ihm auf. „Du kannst mich doch nicht mit ihr allein lassen.“
Charlotte kam zurück. „Hör zu, ich kann mit Babys nicht umgehen, und habe mich nie dafür interessiert. Warum rufst du nicht jemanden an, der sich auskennt? Oder bring sie doch zu Doc Harrison in Huerfano.“
„Ich kann doch nicht …“ Er wollte sagen, er könne niemandem etwas von dem Baby erzählen, solange er nicht wisse, ob er der Vater sei. Er musste jemanden finden, der ihm half, für das Baby zu sorgen, und zwar schnell. „Hör zu, du bist eine Frau. Du musst mit Babys doch besser Bescheid wissen als ich. Zeig mir wenigstens, wie man sie aus diesem Ding herausholt. Ich habe noch nie so ein kleines Baby gehalten.“
„Du wirst lachen, ich auch nicht, mein Lieber. Ruf besser jemanden an. Ich ziehe mich an.“
Vorsichtig tätschelte er die Kleine, aber das nützte auch nichts. Inzwischen war sie sehr, sehr rot im Gesicht. Ihre Augen waren kaum zu erkennen, weil sie vor Anstrengung die Lider zusammenpresste. Ihre Händchen – die kleinsten Hände, die er je gesehen hatte – waren zu Fäusten geballt und ruderten wild durch die Luft.
Charlotte kam aus dem Schlafzimmer zurück, schlüpfte in ihren Mantel und betrachtete Sebastian kopfschüttelnd. Sie nahm das Telefon und drückte es ihm in die Hand. „Hier. Ruf endlich Hilfe.“ Damit nahm sie ihre Handtasche und verließ das Haus.
Sebastian starrte hilflos auf das Telefon. Schließlich wählte er die einzige Nummer, die er auswendig wusste.
Vor fünf Jahren hatte Matty Lang sich als junge Witwe betrachtet. Siebenundzwanzig war schließlich nicht alt. Und alle hatten ihr versichert, dass sie bestimmt nicht lange allein bleiben würde.
Jetzt saß sie gerade an ihrem Webstuhl und arbeitete an einem Wandteppich. Normalerweise liebte sie es zu sehen, wie sich das Muster langsam entwickelte. Aber nicht, wenn es Freitagabend war und sie genau wusste, dass Charlotte Crabtree bei Sebastian Daniels war, während sie selbst, inzwischen zweiunddreißig und sich nicht mehr ganz so jung fühlend, allein zu Hause saß und ihr Weberschiffchen durch die Kettfäden zog.
Nie würde Sebastian auf die Idee kommen, sie zum Abendessen einzuladen. Oh, nein. Nicht die gute alte Matty, die genauso gut reiten und mit dem Lasso umgehen konnte wie er. Manchmal fragte sie sich, ob er sich überhaupt bewusst war, dass sie eine Frau war. Sie jedenfalls hatte es nie geschafft, zu vergessen, dass er ein Mann war. Dabei hatte sie das von Anfang an versucht, seit sie ihm das erste Mal begegnet war. Damals, als sie und Butch diese Ranch übernommen hatten.
Sie hatte sich immer gezwungen, seinen unglaublichen Sex-Appeal zu ignorieren, so gut sie konnte. Dann war Butch gestorben, und als dann auch noch Barbara fortging, hatte sie begonnen, es sich zu erlauben, ein bisschen von Sebastian zu träumen. Nur ein bisschen.
Aber das hatte natürlich nichts geändert. Zwei Jahre nach seiner Scheidung behandelte Sebastian sie immer noch wie einen Kumpel. Charlotte Crabtree könnte so etwas nie passieren. Jetzt servierte er ihr bestimmt gerade seine Spezialität: Coq au vin. Früher hatte er das immer getan, wenn sie sich zu viert getroffen hatten. Wahrscheinlich hatte er auch Feuer im Kamin gemacht und Kerzen angezündet. Ach, inzwischen waren sie sicher schon fertig mit Essen und nun dabei … Der Gedanke war nicht zu ertragen. Also würde sie einfach nicht daran denken.
Aber sie dachte doch daran.
Das Klingeln des Telefons schreckte sie dann auf. Fast hätte sie ihren Webstuhl umgeworfen, sodass Sadie, ihre dänische Dogge, erschrocken den Kopf hob.
Wer konnte das sein? Hoffentlich war niemandem aus der Familie etwas passiert. Aufgeregt meldete sie sich.
„Matty?“ Es war Sebastian. Und er hörte sich regelrecht panisch an.
Sie runzelte die Stirn. War das Babygeschrei im Hintergrund? „Was ist los?“
„Es … es ist sehr kompliziert. Kannst du zu mir rüberkommen?“
Nicht, solange Charlotte Crabtree bei ihm war. „Warum?“
„Ich brauche deine Hilfe.“
„Wobei?“
„Das erklär ich dir, wenn du hier bist. Bitte, Matty. Komm schnell.“
„Ist Charlotte noch da?“
„Woher weißt du …?“
„Sebastian, jeder, der ein Konto bei der Colorado Savingsbank hat, weiß, dass Charlotte heute bei dir zum Abendessen eingeladen ist. Ist sie noch da?“
„Nein. Kannst du kommen?“
Charlotte war also weg. Statt dessen war ein kleines Baby im Haus … „Bin gleich da.“
Kein fremdes Fahrzeug war vor Sebastians Haus geparkt, als Matty aus dem Wagen stieg, aber vor der Haustür standen zwei vollgepackte Kartons.
Sie klopfte laut, um das Schreien des Babys, das man von drinnen hören konnte, zu übertönen.
Die Tür öffnete sich sofort. Sebastian sah völlig entnervt aus – eine neue Erfahrung für Matty. Sie konnte sich nicht erinnern, ihn jemals in einem solchen Zustand gesehen zu haben.
Normalerweise schien er immer alles unter Kontrolle zu haben. Nichts schien ihn erschüttern zu können, seine breiten Schultern schienen fähig zu sein, jede Last zu tragen. Sie hatte dieses unglaubliche Selbstvertrauen immer sehr sexy gefunden, aber es gab einer Frau nicht gerade das Gefühl, gebraucht zu werden.
Doch jetzt brauchte er jemanden, und sie war seine Nachbarin.
„Dem Himmel sei Dank, dass du endlich da bist.“ Er machte einen Schritt zur Seite, um sie hereinzulassen.
„Wo ist das Baby?“
„Dort drüben.“ Er deutete auf das Sofa vor dem Kamin. Ein Kinderautositz stand darauf, mit einem sehr lauten Baby darin.
Ihr lagen tausend Fragen auf der Zunge, aber es wäre sinnlos, auch nur eine davon zu stellen, solange sie den Geräuschpegel nicht wenigstens ein bisschen heruntergeschraubt hätten. „Was hast du bist jetzt für das Baby getan?“
„Nichts. Es ist übrigens eine Sie. Elizabeth.“
„Nichts?“ Sie ging zum Sofa. Das Baby wirkte sehr erhitzt.
„Ich hatte Angst, etwas falsch zu machen“, erklärte Sebastian. „Ich kenne mich mit Babys überhaupt nicht aus. Also habe ich erst einmal Holz nachgelegt.“
„Das merkt man.“ Es war ziemlich heiß im Raum. Sie versuchte, die beiden Weingläser, die auf dem Couchtisch standen, ebenso zu ignorieren wie Charlottes durchdringendes Parfüm, das immer noch in der Luft hing. „Wo ist Charlotte?“
„Weg. Sie hat keine Ahnung, wie man mit Babys umgeht.“
Nun, das war immerhin etwas. Das Baby hatte Charlotte in die Flucht geschlagen. „Ich kenne mich eigentlich auch nicht mit Babys aus“, erwiderte Matty. „Aber ich denke, wir sollten Elizabeth aus ihrer Verpackung herausholen oder vom Feuer wegbringen.“
„Aber du nimmst sie auf den Arm, okay?“
Sie unterdrückte ein Lächeln. Endlich, endlich gab es etwas, das Sebastian Daniels verunsicherte. „Okay.“ Kaum jemals hatte sie mit so einem kleinen Baby zu tun gehabt, aber sie wusste, man musste ihnen eine Hand unters Köpfchen legen, wenn man sie hochhob.
Etwas unbehaglich, weil sie sich unsicher fühlte, nahm sie die Kleine auf den Arm und wiegte sie dann sachte. Offenbar wirkte es, denn das Geschrei schien ein bisschen leiser zu werden. Sie trug das kleine Bündel zur anderen Ecke des Raums und setzte sich dort in den Schaukelstuhl.
„Ganz ruhig, Elizabeth“, flüsterte sie beschwörend. „Alles ist gut.“ Vorsichtig begann sie, das Baby aus seinen warmen Kleidern zu schälen.
„Was soll ich tun?“, fragte Sebastian.
„Vielleicht hat sie Hunger.“
„Wieso sagst du das mir, Matty?“
Sie blickte auf. „Es ist sonst niemand da. Wessen Baby ist es denn nun?“
„Darüber können wir später reden, wenn wir sie erst einmal beruhigt haben.“
Interessante Antwort. Außerdem fiel ihr auf, dass sein Haar ganz zerzaust war. Entweder war er sich schon mehrmals mit der Hand durchgefahren, oder jemand anders hatte das getan.
„Ich weiß nicht, wie wir sie sonst beruhigen sollen als durch Füttern“, sagte sie schnell. „Hat ihre Mutter denn nichts da gelassen? Ich meine kein Milchpulver oder so etwas?“
Verblüfft sah er sie an. „Du lieber Himmel, das sollte man eigentlich annehmen. Und nicht nur das, auch Windeln und Strampelanzüge und alles Mögliche.“
„Sebastian, bitte sag es mir endlich, bevor ich vor Neugierde sterbe. Wie, um alles in der Welt, kommt dieses Baby hierher?“
„Es wurde vor dem Haus ausgesetzt.“
Matty erstarrte. „Du machst Witze.“
„Nein.“
„Ich dachte, so etwas passiert nur in Büchern oder Filmen.“ Merkwürdig, dass Sebastian ihrem Blick nun auswich. Normalerweise sah er einem immer in die Augen. Er war ein Mann, der sich Problemen und Personen offen stellte. Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, und ihr Magen zog sich zusammen. „Ist es dein Kind?“
Er raufte sich die Haare. „Es könnte sein.“
Oh, nein. Das schmerzte. Die ganze Zeit hatte sie geglaubt, über ihn Bescheid zu wissen. Seine Verabredung mit Charlotte hatte ihr wehgetan, aber zumindest hatte sie geglaubt, es sei die erste Verabredung seit Jahren gewesen. Nun musste sie erfahren, dass er offenbar schon vor Monaten eine Affäre gehabt und dabei vielleicht sogar ein Kind gezeugt hatte.
Tapfer schluckte Matty die bittere Pille. „Und was ist mit der Mutter? Wer ist sie, und warum ist sie nicht hier?“
„Sie ist die Frau, die vor zwei Jahren das Lawinenunglück in Aspen mit uns erlebt hat. Warum sie nicht hier ist, weiß ich nicht. Offenbar hat sie Probleme und muss Elizabeth für eine Weile loswerden.“
Matty erinnerte sich. Sebastian hatte an seinem Geburtstag, kurz nach der Scheidung, einen Skiausflug unternommen. Travis, Boone und Nat hatten ihn zu einem Junggesellen-Wochenende in Aspen überredet. Im Fernsehen hatten sie dann die Nachricht von dem Lawinenunglück in Aspen gebracht. Glücklicherweise war niemand von ihnen verletzt worden. Letztes Jahr waren die Männer wieder nach Aspen gefahren. Ihr Lawinen-Überlebenskünstler-Treffen hatten sie es genannt. Aber vielleicht hatte Sebastian einfach nur seinen Geburtstag mit dieser Frau feiern wollen.
„Wusstest du etwas von dem Kind?“, fragte sie.
Er sah sie schockiert an. „Glaubst du, ich würde eine Frau, die ein Kind von mir bekommt, das alles alleine durchmachen lassen? Natürlich habe ich nichts davon gewusst!“
„Natürlich.“
„Matty, kannst du irgendetwas tun, damit sie nicht mehr so schreit?“
Sie wusste, es war sinnlos, wütend zu werden, aber sie war es trotzdem. Diese Frau gab ihr Baby einfach bei Sebastian ab und verschwand. Dagegen würde sie sonst etwas geben, um ein Baby von Sebastian zu haben. Das Schicksal war ja so ungerecht. Doch einer von ihnen musste jetzt einen klaren Kopf behalten, und Sebastian schien dazu im Moment nicht fähig zu sein.
„Ich schlage vor, du bringst erst einmal die beiden Kartons von draußen herein“, sagte sie. „Ich nehme an, da ist alles drin, was das Kind braucht.“
„Kartons? Wo? Draußen?“
„Ja, zwei.“ Offenbar war er wirklich total durcheinander, dass er die Kartons nicht einmal bemerkt hatte.
Während Sebastian die Kartons hereintrug, fuhr sie damit fort, die Kleine von ihren zu warmen Sachen zu befreien. Es war vielleicht nicht sehr klug, aber sie konnte einfach nicht lockerlassen und fragte: „Hat sie ausdrücklich gesagt, dass du der Vater bist?“
„Nein. In ihrem Brief schreibt sie nur, dass ich für Elizabeth den Patenonkel spielen soll, bis sie sie wieder abholen kann.“ Er begann, die Kartons zu durchsuchen. „Na also, hier ist ja alles. Flaschennahrung, Windeln, Kleidung. Sogar Anweisungen über Säuglingspflege. Und noch ein Umschlag.“ Sebastian öffnete ihn. „Eine lange Liste von Tipps, wie man mit dem Baby umgehen soll; Geburtsurkunde, Impfpass und eine notariell beglaubigte Vollmacht, die mir erlaubt, die Kleine ärztlich behandeln zu lassen, falls sie krank wird.“
Mattys Hoffnung, dass es doch nicht sein Baby war, wurde immer schwächer. „Klingt, als ob sie für eine ganze Weile bei dir bleiben soll“, sagte sie leise.
Er schien sie nicht gehört zu haben. „Okay, hier erklärt sie, wie man die Kleine füttern soll. Die Flaschennahrung ist fertig in Dosen, und ein paar sterilisierte Fläschchen und Sauger sind auch dabei, und sie beschreibt, was man machen muss, wenn man diese Sachen sterilisieren will.“ Sebastian hielt ein Fläschlein mit Sauger und eine Milchdose hoch. „Ich mache das schon. Halt du sie weiter im Arm. Ich glaube, das nützt auch schon etwas.“
„Wasch dir die Hände!“, rief Matty ihm nach, als er in die Küche ging. Was war nur mit dieser Frau aus Aspen los? Sebastian war kein Mann, vor dem man weglief, im Gegenteil. Und wenn er tatsächlich ungewollt ein Kind gezeugt hatte, dann würde er die Mutter des Kindes heiraten und dem Kind die Geborgenheit einer Familie verschaffen wollen. Eine Frau, die das nicht kapierte, obwohl sie ihn immerhin gut genug kennengelernt hatte, um mit ihm zu schlafen, musste eine totale Närrin sein und verdiente weder Sebastian noch sein Baby.
Er kam zurück und hielt ihr das Fläschchen hin. „Kannst du das?“
„Ich denke, es ist keine Zauberei.“ Zuerst schien das Baby vor lauter Aufregung nicht zu wissen, was es mit dem Sauger machen sollte, aber dann begann es endlich zu saugen.
Himmlisch, diese Ruhe.
Nur Musik von einer CD war jetzt zu hören und das Knistern des Feuers im Kamin. Beides erinnerte Matty daran, wie Sebastian sich den Abend ursprünglich vorgestellt hatte.
Seufzend setzte Sebastian sich ihr gegenüber und begann die Papiere aus dem Umschlag ausführlich zu lesen. „Hier steht, dass sie am neunundzwanzigsten Januar auf die Welt gekommen ist. Dann ist sie also knapp zwei Monate alt.“
Matty rechnete nach. Demnach war die Kleine an Sebastians Geburtstag gezeugt worden, oder kurz davor oder kurz danach. „Da hast du uns ja alle ganz schön an der Nase herumgeführt, was?“
„Wie meinst du das?“
„Na ja, alle, die dich kennen, waren voller Mitgefühl wegen der Scheidung. Deine Verabredung mit Charlotte Crabtree war die Sensation.“ Allerdings nicht für mich dachte sie. „Dabei warst du offenbar schon lange aktiv, in Aspen.“
Er sah sie grimmig an. „Was heißt hier aktiv. Ich bin mir nicht einmal sicher, dass ich überhaupt etwas getan habe.“
„Warum dann dieses Drama?“
Er wurde rot. „Ich bin mir einfach nicht sicher. Wir waren alle betrunken, alle außer Jessica.“
Jessica. Sie würde diesen Namen jetzt immer hassen. „Willst du damit sagen, du kannst dich nicht mehr erinnern, ob du aufgepasst hast?“
„Ich kann mich nicht erinnern, ob ich überhaupt mit jemandem geschlafen habe, ganz einfach.“
Am liebsten hätte sie nicht weiter darüber geredet, aber sie musste die Wahrheit wissen. „Ach, du hast bestimmt aufgepasst. Es war eben dein Geburtstag, und wenn du eine engere Beziehung zu ihr hattest, war es doch nur natürlich, dass ihr ihn auf eure Art feiern wolltet.“
„Das ist es ja. Wir hatten keine engere Beziehung, so, wie du dir das vorstellst. Aber wenn man zusammen ein Lawinenunglück überlebt, lernt man sich schon intensiver kennen als sonst. Jessica ist eine Frau mit Herz und Mut.“ Er schwieg einen Moment. „Das dachte ich jedenfalls.“
„Hm.“ Matty erwiderte vorsichtshalber nichts.
Sebastian schüttelte hilflos den Kopf. „Ich verstehe nicht, wie sie so etwas tun konnte.“
„Und ich verstehe nicht, weshalb du meinst, du könntest der Vater des Babys sein.“
„Na ja, wir haben ganz schön gefeiert damals in dem Skihotel, Travis, Boone, Jessica und ich. Nat konnte leider nicht dabei sein, er hatte keine Zeit. Jessica übernachtete im Hotel, sie arbeitet dort an der Rezeption. Wir hatten uns in der Nähe ein Blockhaus gemietet. Es war aber zu weit, um hinzulaufen, und weil wir alle sturzbetrunken waren, hat Jessica uns hingefahren.“
„Und?“
Er wurde wieder rot. „Na, du weißt doch, wie das ist.“
„Ich fürchte, nein.“
„Wir haben alle heftig mit ihr geflirtet, wie Männer das eben so machen. Aber es hatte nichts zu bedeuten, jedenfalls nicht für mich. Sie half jedem von uns ins Bett. Ich erinnere mich verschwommen daran, dass ich versucht habe, sie zu küssen.“
Matty wappnete sich innerlich gegen das, was jetzt wohl kommen musste. „Und danach?“
„Danach erinnere ich mich an nichts mehr.“
Mach dir keine falschen Hoffnungen, warnte Matty sich. „Aber wieso nimmst du dann an, dass du der Vater des Babys bist?“
„Weshalb sonst sollte sie mich bitten, den Patenonkel zu spielen?“
„Es könnte viele Gründe geben.“ Jetzt machte sie sich doch wieder Hoffnungen. „Du bist ein guter Freund. Du bist zuverlässig. Du bist in jeder Hinsicht fähig, eine solche Verantwortung zu tragen. Du bist liebevoll. Du bist einfühlsam. Du bist …“
„Absolut unfähig! Ich weiß nicht das Geringste über den Umgang mit Babys!“
„Deshalb hat sie ja auch eine Art Gebrauchsanweisung beigefügt.“ Matty war ungeheuer erleichtert. Er und diese Frau waren nur gute Freunde. Er konnte sich nicht einmal daran erinnern, mit ihr geschlafen zu haben. Wenn er überhaupt mit ihr geschlafen hatte. Elizabeth war nicht das Produkt einer stürmischen Liebesbeziehung. Bestenfalls das Zufallsprodukt einer flüchtigen Episode. Sie lächelte die Kleine liebevoll an.
Sebastian sah Matty dabei zu, wie sie das Baby fütterte. Sie wirkte nicht unbedingt glücklich dabei, aber doch einigermaßen kompetent. Jedenfalls stand ihr so ein Baby sehr gut. Irgendwie sah sie damit weiblicher aus, weicher. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie ihr langes blondes Haar heute Abend offen trug. Sonst hatte sie es immer zu einem Zopf geflochten oder zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
Er hatte schon immer gedacht, Matty sollte Kinder haben, aber Butch war zeugungsunfähig gewesen und hatte eine Adoption entschieden abgelehnt. Butch … Der Gedanke an ihn verursachte Sebastian immer noch Magenschmerzen. Er hatte seinen Nachbarn als guten Freund betrachtet und sehr um ihn getrauert, als er bei einem Flug mit seiner Cessna ums Leben gekommen war. Leider hatte Barbara sein Bild von Butch dann erheblich getrübt, als sie ihm ihre langjährige Beziehung gestand. Er glaubte nicht, dass Matty etwas davon wusste, und hatte auch nicht vor, ihr davon zu erzählen.
Matty hätte etwas Besseres verdient gehabt als Butch, dachte Sebastian. Sie war der ehrlichste Mensch, den er kannte. Er würde ihr sein Leben anvertrauen. Seltsam, bis jetzt hatte er sich in Verbindung mit Matty niemals solche Gedanken gemacht.
Die Leute, denen er rückhaltlos vertraute, konnte er an einer Hand abzählen: Nat Grady, Travis Evans, Boone Conner – und Matty Lang, wie ihm jetzt zu seiner eigenen Überraschung klar wurde. Eigentlich hätte er auch Jessica dazu gezählt, doch die Sache mit dem Baby ließ ihn zweifeln, ob er sie überhaupt richtig kannte.
Matty betrachtete das Kind, als würde sie in seinem Gesicht nach Anzeichen suchen, wer der Vater war. Etwas, was auch ihn sehr interessierte. Jetzt, da das kleine Gesicht nicht mehr krebsrot und verzerrt war, konnte man vielleicht etwas erkennen.
Sebastian stand auf und ging zu Matty. „Kann man sehen, was für eine Augenfarbe sie hat?“
„Irgendetwas zwischen Blau und Grau. Schwer zu sagen.“
Er beugte sich vor. Verdammt, diese Augen wirkten so beunruhigend vertraut. Es könnte ja Zufall sein, dass das Baby so eine ähnliche Augenfarbe hatte wie er. Oder es war deshalb so, weil sie seine Tochter war. Seine Tochter. Ihm wurde ganz flau zumute. So hatte er es sich eigentlich nicht vorgestellt, ein Kind zu bekommen.
„Welche Augenfarbe hat Jessica?“, fragte Matty.
„Ich weiß nicht recht. Braun? Ja, vielleicht. Ich bin mir aber nicht sicher.“ Matty roch so gut, viel besser als Charlotte. Wenn er Matty im Arm hielt, müsste er sich ganz gewiss keine Sorgen machen müssen, dass ihm Erstickungsgefahr wegen ihres Parfüms drohte. Matty im Arm halten? Was für eine Idee! Sie würde ihn wahrscheinlich ohrfeigen. Oder, schlimmer noch, sie würde lachen.
Sie wandte den Kopf und lächelte. „Also, jetzt ist alles klar. Du liebst diese Frau nicht.“
„Nein, das tu ich auch nicht, aber wie kommst du jetzt plötzlich darauf?“ Und wieso konnte er nicht aufhören, auf Mattys Mund zu starren und sich zu fragen, wie es wohl wäre, ihren großen sinnlichen Mund zu küssen. Dies Episode mit Charlotte hatte ihn anscheinend ganz verrückt gemacht.
„Ein Mann, der verliebt ist, weiß genau, welche Augenfarbe das Objekt seiner Begierde hat.“
„Ach ja?“ Er hatte Matty schon immer dafür bewundert, wie klar sie die Dinge sah und wie unmissverständlich sie sich ausdrückte. Etwas von dieser Sicherheit könnte er jetzt selbst gut brauchen. „Und woher weißt du das so genau?“
„Ich lese viel.“
„Oh, das hört man gern. In diesem Karton ist nämlich ein dickes Buch, und ich möchte, dass du es liest.“
Das Lächeln auf ihren Lippen erstarb. „Moment mal, Sebastian.“
„Tut mir leid“, brummte er. „Das war ungeschickt von mir. Ich meine damit nicht, dass ich noch mehr von dir erwarte, als du schon getan hast.“
„Sondern?“
Seufzend stand er auf. „Ich weiß nicht, was ich meine. Ich weiß nicht, was ich machen soll.“ Er deutete auf die beiden Kartons. „Sieht ganz danach aus, als käme Jessica nicht so bald wieder.“
„Ja, das scheint mir auch so.“ Matty zögerte, bevor sie weitersprach. „Hast du daran gedacht, die Kleine nach Canon City zu bringen und …“
„Nein!“, erklärte er entschieden.
Elizabeth zuckte zusammen und begann zu weinen.
„Oh, verdammt!“
„Du hast sie erschreckt.“ Matty versuchte, das Baby zum Weitertrinken zu bewegen, aber ohne Erfolg. Die Kleine ruderte mit den Fäusten und schrie.
Sebastian war mit den Nerven fast am Ende. Er presste die Zähne zusammen. Wenn er sich doch nur nicht so hilflos fühlen würde.
„Vielleicht hat sie Blähungen“, sagte Matty. „Wahrscheinlich hat sie bei der ganzen Schreierei eine Menge Luft geschluckt.“ Sie legte sich das Baby über die Schulter und strich ihm sanft über den kleinen Rücken.
„Vielleicht sollte ich eine Säuglingsschwester anheuern.“
„Ja, vielleicht.“ Matty tätschelte die Kleine ein bisschen stärker, und langsam hörte das Baby auf zu schreien. Dann stieß es einen lauten Rülpser aus.
„Du lieber Himmel!“ Sebastian war total verblüfft.
Matty lächelte. „Ist sie nicht ein süßes Püppchen?“
„Ich glaube nicht, dass Travis so rülpsen kann, und der hat lange geübt.“ Er erwiderte Mattys Lächeln. Er hatte sich so an sie gewöhnt, dass er sich nie Zeit genommen hatte, sie richtig anzuschauen. Dabei war sie wirklich ausgesprochen hübsch.
Doch plötzlich wurde ihr Blick ernst. „Hör zu, vielleicht wäre es wirklich das Beste, eine professionelle Kraft ins Haus zu holen, aber ich wäre bereit … ich meine, ich weiß, ich habe nicht viel Erfahrung, aber wenn du …“
„Willst du damit ausdrücken, dass du bereit wärst, mir zu helfen?“ Er hätte nie gewagt, sie darum zu bitten. Schließlich hatte sie auf ihrer Ranch genauso viel zu tun wie er auf seiner. „Wenn ja, dann nehme ich deine Hilfe gern an. Das ist mir wesentlich lieber, als wenn eine Fremde hier im Haus wohnt und sich um Elizabeth kümmert.“
Matty atmete tief durch und sah Sebastian in die Augen. „Ich bin bereit.“
Unwillkürlich dachte er daran, dass man das auch ganz anders auffassen könnte. Er wusste natürlich, dass sie das nicht so gemeint hatte. Aber, merkwürdig, wie sein Puls sich beschleunigt hatte bei ihren Worten. Sie war bereit. Verflixt, er machte sich noch völlig zum Narren. Er musste unbedingt wieder einen klaren Kopf bekommen, bevor er womöglich anfing, bei jeder Frau nur noch an Sex zu denken.
Er räusperte sich. „Danke, Matty.“
Wenn Matty einen guten Psychiater gekannt hätte, hätte sie sich auf ihren Geisteszustand untersuchen lassen. Zwei Jahre lang hatte sie Sebastian Daniels heimlich angehimmelt, während er sie kaum wahrgenommen hatte. Zwei Jahre hintereinander war er mit seinen Freunden nach Aspen gereist, um dort seinen Geburtstag zu feiern. Und er hatte zugegeben, dass er mit der Frau, die er in Aspen kennengelernt hatte, zumindest geflirtet hatte. Und sein erstes echtes Date seit seiner Scheidung von Barbara hatte er mit Charlotte Crabtree gehabt, nicht mit ihr.
Trotz alledem musste er nichts weiter tun, als verwirrt und hilflos zu sein, und schon war sie, die gute alte Matty, zur Stelle. Aber sie wollte nun einmal nicht zulassen, dass jemand Fremdes sich um dieses Baby kümmerte, vor allem, wenn es womöglich tatsächlich Sebastians Baby war.
„Wir brauchen einen Plan.“ Sie stand auf, das Baby vorsichtig im Arm haltend, und ging zum Esszimmer. „Als Erstes sieh zu, dass du Windeln findest und alles, was man zum Wickeln braucht. Ich bin sicher, sie ist soweit.“
„Wo bringst du sie hin?“
„Der Esszimmertisch sollte reichen, oder? Allerdings habe ich noch nie ein Baby gewickelt.“
„Was, du hast noch nie eine Windel gewechselt? Aber du hast doch so viele Neffen und Nichten.“
„Ich habe mich geweigert, sie zu babysitten, bevor sie aus den Windeln heraus waren. Ich finde, Kinder sind erst interessant, wenn sie sprechen können und alt genug sind, um reiten zu lernen.“
Sebastian schüttelte resigniert den Kopf. „Ich kann nicht glauben, dass ich an einem einzigen Abend zwei Frauen begegne, die sich nicht in Säuglingspflege auskennen. Was soll aus dieser Welt werden?“
Matty blieb stehen. „Sebastian Daniels, verschone mich gefälligst mit deinen Chauvi-Sprüchen! Ich habe dir angeboten, dir mit dem Baby zu helfen. Aber ich habe bestimmt nicht zugesagt, den ganzen Job allein zu übernehmen. Wenn du nicht bereit bist, deinen Anteil beizutragen, dann suchst du dir doch besser eine Säuglingsschwester.“
„Schon gut, schon gut. Ich mach ja mit. Reg dich nicht auf. So hab ich es nicht gemeint.“
„Oh, ich glaube, schon. Es ist manchmal nämlich sehr bequem, hilflos zu sein, nicht wahr?“
„Äh …“
„Nun, mein Lieber, diese Situation ist für mich genauso eine Herausforderung wie für dich. Und dieses Mal werde ich die Anweisungen lesen, und du führst aus.“
Er wurde blass. „Ich?“
„Du wirst es bald ohnehin allein machen müssen. Also fängst du am besten jetzt an, es zu lernen.“
„Ja, aber …“
„Wie gesagt, ich gehe davon aus, dass wir uns das Wickeln teilen.“ Sie bedachte Sebastian mit einem kühl entschlossenen Blick. Hoffentlich wirkte sie hart und nicht im Mindesten kompromissbereit. Dabei war sie kurz davor, weich zu werden, besonders als sie sah, wie besorgt er seine großen Hände betrachtete.
Nach einem tiefen Atemzug nickte er. „Okay.“ Er trug den Karton mit den Windeln ins Esszimmer. „Lass es uns anpacken.“
Mehr als je zuvor sehnte sie sich danach, ihn zu umarmen. Er stellte den Karton auf den Tisch und schaltete das Deckenlicht ein, und ihr Enthusiasmus ließ sofort nach. Er hatte für sein Date mit Charlotte Kerzen verwendet, das war klar. Aber die Rosen auf dem Tisch und das gute Porzellan und auch noch Stoffservietten! Das war zu viel!
„Ich räum das nur schnell weg.“ Verlegen sammelte Sebastian die Teller ein und trug sie in die Küche.
Da fiel ihr plötzlich auf, dass jemand fehlte. „Wo ist Zora?“, rief sie in die Küche.
„Im Stall.“ Er kam zurück, immer noch verlegen.
„Warum?“ Matty konnte es sich schon denken, aber sie wollte es Sebastian nicht so leicht machen.
Er wurde rot. Statt einer Antwort ging er zum Tisch und holte Jessicas Brief mit den Anweisungen aus dem Karton. „Lass uns mal sehen. Hier steht etwas von einer Wickelunterlage. Das ist wohl dieses Ding hier.“ Er holte eine abwaschbare, gepolsterte Unterlage hervor.
Dass er die Hündin ausgesperrt hatte, machte Matty noch wütender als die Kerzen, die Rosen, das Porzellan und die Papierservietten. „Was ist denn los? Mag Charlotte auch keine Hunde?“
„Sie hat so eine Bemerkung gemacht, dass Hunde einem die Stimmung verderben können.“
„Hol Zora sofort rein!“
Er zeigte auf den Karton. „Ich dachte, du willst, dass ich …“
„Das will ich auch. Du bist ja in einer Minute wieder da. Aber es ist kalt draußen, und Zora wird langsam alt. Ich kann nicht glauben, dass du das arme Tier ausgesperrt hast, nur um mit Charlotte hier ungestört herumzumachen.“
„Wir haben ja gar nichts gemacht, okay? Das Baby kam dazwischen! Und ich habe Zora nicht einfach ausgesperrt. Ich habe ihr ein schönes Bett gemacht, mit jeder Menge Decken.“
Sie hatten also keine Zeit gehabt, um zur Sache zur kommen. Liebevoll drückte sie das Baby an sich. „Trotzdem, die Hündin gehört hierher ins Haus. Wahrscheinlich denkt sie, du wolltest sie bestrafen.“
„So kalt ist es ja nun auch wieder nicht“, brummte Sebastian, holte aber seinen Stetson und ging hinaus.
Matty seufzte und schmiegte die Wange an das kleine Wesen in ihrem Arm. „Männer!“
Die kalte Nachtluft drang im Nu durch Sebastians Hemd und Jeans, als er zum Stall eilte. Im Nachhinein kam er sich vor wie ein verdammter Narr, dass er Zora eingesperrt hatte. Aber, zum Teufel, diese Verabredung hatte ihn einfach nervös gemacht.
Vielleicht sollte er Frauen aufgeben. Nun ja, dazu war es vielleicht zu spät – falls Elizabeth wirklich seine Tochter war. Er musste unbedingt Jessica finden. Er musste die Wahrheit wissen. Wenn er Elizabeths Vater war, dann würde er Jessica davon überzeugen, dass es das Beste wäre, ihn zu heiraten. Er hatte ohne eine vollständige Familie aufwachsen müssen und sollte verdammt sein, wenn er seinem eigenen Kind das Gleiche antun würde.
Sebastian schob den Riegel zurück, öffnete die schwere Holztür und pfiff leise nach Zora.
Sie trottete auf ihn zu und schob ihre feuchte Schnauze in seine Hand.
„Na komm, altes Haus, du gehörst nicht hierher.“ Er hatte die Hündin, eine Mischung aus irischem Setter und allen möglichen anderen Rassen, auf der Straße gefunden, verwahrlost und trächtig. Wegen ihres rötlichen Fells hatte sie den Namen Zora bekommen. Zora hatte den besten Hundecharakter der Welt.
Jetzt blickte sie ihn fragend an. Darf ich wirklich zurück ins Haus? schien in ihren großen treuen Hundeaugen zu stehen. Matty hat recht gehabt, das Tier fühlt sich tatsächlich bestraft, dachte Sebastian schuldbewusst. „Na, geh schon. Alles in Ordnung.“
Mit einem freudigen Bellen sprang Zora die Stufen hinauf und wartete schwanzwedelnd vor der Tür auf ihn.
Aus dem Esszimmer hörte man Elizabeths Stimmchen, doch zum Glück schrie sie nicht. Zora erstarrte und spitzte die Ohren.
„Es ist ein Baby.“ Sebastian hängte seinen Stetson an den Haken und legte dem Tier die Hand auf den Kopf. „Du weißt wohl nicht, was das ist.“
Zora bellte kurz und ging langsam in die Richtung, aus der das unbekannte Geräusch kam.
„Hallo, Zora!“, rief Matty. „Komm und begrüß Elizabeth.“
Misstrauisch betrat die Hündin das Esszimmer. Mit schief gelegtem Kopf beäugte sie Matty, die mit dem Baby im Arm am Tisch saß.
Sebastian beobachtete die Szene besorgt. „Meinst du, wir können es riskieren?“
„Ich meine, es ist absolut notwendig. Du willst doch sicher, dass Zora sich für die Kleine zuständig fühlt, oder?“
So weit hatte er noch gar nicht gedacht. „Wäre das denn so wichtig? Elizabeth ist vielleicht nur ein paar Tage hier.“
„Vielleicht.“ Matty klang skeptisch. „Vielleicht aber auch viel länger. Oder hat Jessica einen Termin genannt?“
„Nicht direkt.“
„Das Ende ist also völlig offen. Du stellst dich besser darauf ein, dass es für längere Zeit sein wird. Ich frage mich, ob du dir überhaupt bewusst bist, dass sich mit dem heutigen Abend dein ganzes Leben verändert hat.“
„Oh, ich fange an zu verstehen.“
„Gut. Realitätssinn ist wichtig.“ Matty beobachtete die Hündin. „Komm ruhig, Zora. Du hast ja auch schon Babys gehabt. Das hier ist auch eins, nur etwas größer, als deine es waren, und mit weniger Fell.“ Sie sah Sebastian an. „Vielleicht solltest du herkommen und Zora streicheln, während sie Bekanntschaft mit dem Baby macht. Nicht, dass die Eifersucht uns einen Strich durch die Rechnung macht.“
Sebastian kraulte die Hündin hinter den Ohren. Dann ging er in die Hocke und legte beide Arme um ihren Hals, um sie sanft davon abzuhalten, dem Baby das Gesicht zu lecken. „Du bist doch nicht eifersüchtig auf Elizabeth, nicht wahr, Zora?“
Sie winselte und leckte ihm die Wange.
„Oh, das ist sie bestimmt“, erklärte Matty. „Aber wenn du dafür sorgst, dass sie weiß, du liebst sie wegen des Babys nicht weniger, wird sie das Baby sicher genauso bewachen, als sei es ihr eigenes. Du musst nur aufpassen, dass du Elizabeth nicht mehr Aufmerksamkeit schenkst als ihr.“
„Das wird ja immer komplizierter.“
Matty sah ihm in die Augen. „Du hast immer noch die Wahl.“
Er erwiderte ihren Blick. „Nein, hab ich nicht.“
Elizabeth stieß einen kleinen, zufriedenen Laut aus, der fast wie das Gurren einer Taube klang.
Sebastian war angenehm überrascht. Das war doch einmal etwas, das seinen Ohren wohltat. Elizabeth starrte fasziniert das Tier an und fuchtelte enthusiastisch mit den Händchen in der Luft herum. Zum ersten Mal fand Sebastian die Kleine irgendwie niedlich, mit dem zarten Flaum auf dem Kopf und dem runden Gesichtchen. Jetzt gurrte sie wieder.
Zora wedelte mit dem Schwanz.
„Liebe auf den ersten Blick“, verkündete Matty.
„So was gibt es nicht.“ Sebastian war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt wusste, was Liebe ist. Er hatte ja auch geglaubt, Barbara zu lieben. Aber wie auch immer, sie hatte ihn jedenfalls nicht geliebt, zumindest nicht sehr lange.
„Vielleicht gibt es Liebe auf den ersten Blick bei Menschen nur sehr selten, aber zwischen Hunden und Kindern passiert sie andauernd.“ Matty küsste das Baby auf die Wange. „So, ich würde sagen, das reicht erst einmal. Später können wir die Hund-Baby-Beziehung ja weiter vertiefen. Jetzt braucht das kleine Mädchen erst einmal eine frische Windel.“
„Ich hatte gehofft, du hättest das inzwischen erledigt.“
Matty lächelte breit. „Das dachte ich mir. Jetzt geh und wasch dir die Hände. Und nimm warmes Wasser, damit sie nicht so kalt sind. Frauen mögen es nicht, wenn man sie mit kalten Händen anfasst.“
Unwillkürlich musste Sebastian daran denken, wie oft er Matty schon berührt hatte. Aber das war immer ganz harmlos gewesen. Zum ersten Mal fragte er sich nun, wie es wohl wäre, sie zur Geliebten zu haben und sie zu liebkosen.
Sie hatte gesagt, Zora könnte eifersüchtig auf das Baby werden. Nun, er musste zugeben, dass er selbst verflixt eifersüchtig wurde, wenn er sah, wie Matty mit dem Baby herumschmuste. Er hatte gar nicht gewusst, dass Matty so zärtlich sein konnte.
Ob sie mit Butch wohl auch so liebevoll umgegangen war? Das hätte der Kerl nicht verdient gehabt.
„Jetzt guck nicht so entsetzt.“ Matty musste lachen. „Windeln wechseln ist auch nicht schlimmer, als einen Stall ausmisten.“
„Haha! Sprichst du aus Erfahrung?“, spottete er, war insgeheim aber froh, dass sie sein Stirnrunzeln missverstanden hatte.
„Keine Sorge“, sagte Matty ungerührt. „Du wirst schnell Routine bekommen.“
„Das ist es ja, was mir Sorgen macht.“
Mattys Blick wurde ironisch. „Du hast wohl Angst, dein Macho-Image könnte Schaden nehmen, was?“
Er zog eine Grimasse und verschwand in die Küche. Es stimmte, er hatte sich nie vorgestellt, solche Arbeiten zu verrichten. Matty hatte mit ihrem typischen Scharfsinn eine weitere unangenehme Wahrheit über ihn ans Licht gebracht. Offenbar hatte er unbewusst alles, was mit Babys und Kleinkindern zu tun hatte, als Frauensache abgetan. Nicht gerade sehr fortschrittlich!
Nun, Matty ließ ihm das ja auch nicht durchgehen. Er lächelte vor sich hin, als er sich die Hände einseifte. Matty würde ihm niemals etwas durchgehen lassen. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er sich immer auf sie verlassen hatte, wenn es darum ging, ihm die Wahrheit zu sagen. Und er brauchte das jetzt mehr als je zuvor. Er brauchte Matty. Zum Glück war sie bereit, ihm zu helfen.
Aber sie hatten noch gar nicht über die Details gesprochen. Dieses kleine Bündel Mensch brauchte ja vierundzwanzig Stunden am Tag Betreuung. Ihm wäre es am liebsten, wenn sie beide sich um das Baby kümmern würden, zumindest in der ersten Zeit. Ja, das wäre die Lösung. Ob Matty wohl damit einverstanden sein würde, bei ihm zu wohnen, bis sich alles ein bisschen eingespielt hätte?
Sie könnten ja abwechselnd mal auf seiner, mal auf ihrer Ranch leben. Um diese Jahreszeit gab es nicht viel zu tun außer Zäune reparieren. Alles würde mehr Spaß machen, wenn Matty hier wäre. Er begann leise vor sich hin zu pfeifen.
Matty legte Elizabeth auf die Wickelunterlage. Irgendwie war ihr nicht mehr ganz wohl bei dem Gedanken, Sebastian bei der Betreuung des Babys zu helfen. Ob das wirklich so klug von ihr gewesen war, ihm spontan ihre Hilfe anzubieten? Bei genauerer Überlegung kam jetzt eigentlich nur eines infrage: Sie musste für die erste Zeit hier bei ihm einziehen, bis sie es geschafft hatten, einen regelmäßigen Rhythmus mit dem Baby zu finden.
Eigentlich war da ja auch nichts dabei. Die Rancharbeit würde sich leicht bewältigen lassen. Bis zum Frühjahr, wenn neues Vieh einzukaufen wäre, müssten sie nur Zäune reparieren und sich um die Pferde kümmern. Ihre Hündin Sadie vertrug sich bestens mit Zora, und Sebastian hatte auch ein Gästezimmer.
Doch jedes Mal, wenn sie sich vorstellte, hier zu schlafen und jede Mahlzeit mit ihm gemeinsam einzunehmen, wurde sie besorgt. Wenn sie so viel Zeit zusammen verbrachten, würde er früher oder später merken, dass sie hoffnungslos in ihn verliebt war.
Jahrelang hatte sie das erfolgreich hinter der Fassade der hart arbeitenden, herben Rancherin verborgen, aber diese Fassade konnte sie nicht aufrechterhalten, wenn sie das Baby auf dem Arm hatte.
Sebastian kam und hielt stolz seine Hände hoch, als sei er ein Chirurg vor einer schwierigen Operation. „Mein Kittel, Schwester.“
Matty blickte auf seine starken, behaarten Unterarme und seine kraftvollen Hände. Wie oft hatte sie davon geträumt, von diesen Händen berührt zu werden! „Ja, Doktor.“ Sie lächelte schelmisch, wurde aber sofort wieder ernst. „Komm her und halt das Baby fest, damit ich die Anleitung zum Wickeln lesen kann. Leg deine Hand auf ihre Brust, so. Dann kann ich in Ruhe lesen.“
Sebastian folgte ihrer Anweisung. Elizabeth sah ihn aus großen Augen an. „Ob sie wohl spürt, dass wir absolute Anfänger sind?“
„Sie wird es bald genug merken.“ Matty holte die Zettel, die Jessica vollgeschrieben hatte. Eines musste sie dieser Frau zugutehalten. Sie hatte sich offenbar sehr viel Gedanken um das Wohlergehen ihres Kindes gemacht.
Rasch überflog sie den Text, bis sie die Stelle fand, wo etwas über das Wechseln von Windeln stand. „Aha, wir haben sie also flach auf die Wickelunterlage gelegt und sichergestellt, dass sie nicht herunterfällt. Jetzt knöpf den Strampelanzug auf.“
Sebastian versuchte, mit der freien Hand die kleinen Druckknöpfe zu lösen. „Ich kann es nicht mit einer Hand. Meinst du, du kannst es mit deinem feministischen Bewusstsein vereinbaren, mir kurz zu helfen?“
„Ich denke, schon.“ Aber die Tatsache, dass sie die Wärme seines Körpers spürte, weil er ganz dicht hinter ihr stand, machte ihr schwer zu schaffen. Und er duftete so gut nach Rasierwasser. Sie versuchte, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren, und nicht daran zu denken, dass sie eigentlich nur eins wollte: Sich an ihn schmiegen und seine starken Arme um sich spüren.
„Warum sie mich wohl die ganze Zeit so anstarrt?“
Weil das alle Frauen tun, du Dummkopf, antwortete Matty im Stillen. Weil du einfach umwerfend sexy bist. „Wahrscheinlich will sie herausfinden, wer du bist“, sagte sie laut.
„Ich glaube, sie hat meine Augen.“
„Da bin ich mir gar nicht so sicher.“ Matty wollte nicht glauben, dass Sebastian mit Jessica geschlafen hatte, auch wenn er sich nicht mehr daran erinnern konnte. Sie las weiter. „Jetzt löse die Klebestreifen an der Windel und zieh sie vorsichtig unter dem Baby hervor, denn …“ Matty begann zu lachen.
„Denn?“, fragte Sebastian ungeduldig.
Lachend las sie weiter. „Denn man weiß nie, was man findet, aber man darf nichts danebengehen lassen. Also eines muss man deiner Freundin lassen: Sie hat Humor.“
„Oh, ja, wirklich, das kann man behaupten. Zum Beispiel legt sie anderen Leuten Babys vor die Haustür. Zum Totlachen“, brummte er und versuchte, die Klebestreifen zu öffnen. „Kannst du mir noch mal helfen und die Kleine festhalten, während ich diese verflixten Dinger aufmache? Also, das ist wirklich ein Job für zwei.“
Matty folgte seiner Bitte. Ihre Körper stießen mehrmals aneinander; sie spürte Sebastians Atem im Nacken, und sein Ellbogen berührte ihre Brust. Sie war bemüht, das alles nicht zu beachten – erfolglos.
„Was für ein Parfüm benutzt du?“, fragte er unvermittelt.
„Was?“ Sie konnte nicht glauben, dass er ähnliche Gedanken hatte wie sie.
„Wie heißt es?“
„Ich weiß es nicht genau.“ Ihr Herz pochte wild. „Es soll nach Jasmin duften. Warum?“
„Es gefällt mir.“
„Oh.“ Sie redete sich ein, dass das keine Rolle spiele. Es war sicher nur nichtssagender Small Talk. Und wenn nicht?
„Da! Geschafft!“ Er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. „Und was für ein Glück wir haben. Sie ist einfach nur nass.“
Matty lachte. Sie fühlte sich wie beschwipst wegen seiner Bemerkung über ihr Parfüm. „Ich fürchte, auf Dauer wird diese Glückssträhne nicht anhalten, Cowboy.“
„Wohl kaum. Und jetzt?“
Die Anweisungen! Sie hatte ganz vergessen, dass sie sie immer noch in der Hand hielt. „Falt die Windel zusammen und leg sie erst einmal zur Seite. Wisch den Po mit einem Öltuch ab.“
„Wo finde ich so etwas?“
„Halte die Kleine gut fest. Ich glaube, ich habe die Öltücher im Karton gesehen.“
„Kannst du dir vorstellen, wie ich das alles hätte allein machen sollen? Ich glaube, sie wäre schon tot.“
Matty reichte ihm die Schachtel mit den Öltüchern. „Aber nein, es braucht eben am Anfang vier Hände, um zwei routinierte Mutterhände zu ersetzen.“
„Ja, das glaube ich auch.“ Sebastian beugte sich über die Kleine. „Jetzt halt still, mein Schatz.“
Sie spürte einen dicken Kloß in der Kehle, als sie sah, mit welcher Zärtlichkeit und Sorgfalt Sebastian die Kleine behandelte. Er würde ein Superdaddy sein, falls sich herausstellte, dass die Kleine wirklich sein Kind war.
„Matty, glaubst du, du könntest die nächsten Tage hier bleiben?“, fragte er beiläufig, ohne den Blick von der Kleinen zu nehmen.
Ihr Herz schlug schneller. Sie hatte mit der Frage zwar gerechnet, wusste aber nicht, was sie antworten sollte.
„Es ist mir schon klar, dass meine Frage eine Zumutung für dich ist“, sprach Sebastian weiter, immer noch mit dem Baby beschäftigt. „Aber ich weiß einfach nicht, wie wir das sonst alles schaffen sollen. Wir werden Sadie natürlich auch hierher bringen, und ich helfe dir ebenso bei deiner Arbeit zu Hause. Wir können ja mehrmals am Tag hin- und herfahren.“ Als Matty immer noch nichts sagte, blickte er auf. „Du bist ja so still.“
„Ich denke nach.“
„Ich brauche dich wirklich, Matty. Ohne dich wäre ich jetzt völlig hilflos.“
Matty seufzte. Als ob sie jemals imstande wäre, Sebastian etwas abzuschlagen. Wenn er sie so ansah wie jetzt, würde sie ihm alles geben, was er verlangte, sogar ihr Herz. „Okay“, sagte sie. „Ich bleibe.“
Matty würde bleiben. Sebastian fiel ein Stein vom Herzen.
„Ich glaube, Elizabeth ist nun bereit für die frische Windel“, erklärte er mit neu gewonnenem Selbstvertrauen und streckte die Hand aus. „Darf ich bitten?“
Matty reichte ihm die Windel. „Viel Erfolg.“
Sebastian nahm die gefaltete Windel, breitete sie mit einer Hand auf dem Tisch aus, während er mit der anderen das Baby festhielt. „Scheint gar nicht so schwierig zu sein. Jetzt macht man einfach alles in umgekehrter Reihenfolge.“
Elizabeth quietschte und strampelte mit Armen und Beinen.
„Hey!“ Die Windel entglitt ihm und fiel zu Boden, als er zur Sicherheit nun mit beiden Händen das Baby packte. „Das ist jetzt aber nicht der richtige Moment, um tanzen zu lernen, Elizabeth!“
Das Baby sah ihn an und gluckste. Dann stieß sie wieder dieses leise Gurren aus, das ihm so gefiel. Alle Nervosität fiel von ihm ab. Diesen Laut hatte sie auch gemacht, als sie Zora gesehen hatte. Offenbar konnte sie den Gedanken ertragen, dass ein Cowboy wie er ihr die Windeln wechselte. Insgeheim hatte er sich deswegen nämlich schon Sorgen gemacht.
„Ich glaube, du hast gerade eine neue Freundin gefunden“, bemerkte Matty.
„Ja, ja, jeder Freund von Zora ist auch ihr Freund.“
Als ob sie es verstanden hätte, stieß die Hündin ihn mit der Schnauze an. Sebastian blickte nach unten. Zora stand vor ihm und hielt die heruntergefallene Windel vorsichtig in der Schnauze.
„Ach, herrje“, sagte Matty. „Wie niedlich.“
Zora wedelte mit dem Schwanz und sah Matty und Sebastian erwartungsvoll an.
„Guter Hund!“ Matty kraulte Zora hinter den Ohren. „Vielen Dank.“ Sie nahm die Windel. „Und jetzt mach schön Platz. Du bist ja so ein gutes Mädchen.“
„Aber wir können doch keine Windel benutzen, die in einem Hundemaul gesteckt hat, oder?“, sagte Sebastian.
„Tu so, als würdest du sie benutzen“, raunte Matty ihm zu. „Du darfst jetzt nicht Zoras Gefühle verletzen, indem du ihre Hilfe abweist.“
Seufzend nahm er die Windel. „Das Leben wird von Minute zu Minute komplizierter.“ Dann redete er mit betont heiterer Stimme weiter. „Sieh nur, Elizabeth, Zora hat deine Windel aufgehoben, die frische Windel für deinen süßen kleinen Popo. Genau diese Windel. Und keine andere. Hier ist sie.“ Er schob die Windel zur Tischmitte und griff schnell nach der anderen, die Matty ihm unauffällig zugeschoben hatte.
Jetzt begann das Baby erneut zu strampeln und zu quietschen. „Verdammt, wie soll das eine Person nur alleine schaffen?“
„Ich glaube, meine Schwester hatte immer irgendwelche Mobiles über dem Wickeltisch hängen, um die Kleinen abzulenken. Warte, ich versuche, sie ein bisschen bei der Stange zu halten.“ Matty beugte sich über die Kleine und redete mit leiser Stimme auf sie ein. „Pass auf, Elizabeth, wenn du ganz, ganz brav bist und stillhältst, dann erzähl ich dir ein ganz großes Geheimnis. Aber du musst versprechen, niemals etwas davon weiterzuerzählen. Versprichst du mir das?“
Sebastian hatte Matty noch nie mit so leiser, lockender Stimme sprechen hören. Wie mochte ihre Stimme wohl klingen, wenn sie …
„Sebastian?“ Sie wandte kurz den Kopf. „Ich versuche gerade, das Baby zu hypnotisieren. Mach schnell.“
„Oh. Ja. Natürlich. Bin schon dabei.“
„Dieses Geheimnis betrifft den Besitzer dieser Ranch“, fuhr Matty flüsternd fort.
Matty redete über ihn, mit dieser sexy Stimme, und er musste sich auf Windeln konzentrieren!
„An einem sehr, sehr heißen Sommertag im letzten Jahr ging dieser Rancher Forellen fangen.“
„Was soll das für ein Geheimnis sein“, brummte er. „Das tue ich jeden Sommer.“
„Und er hatte keine Kleider an“, wisperte Matty. „Er war nackt, wie Gott ihn schuf.“
Sebastians Kopf fuhr hoch. „Unmöglich, dass du das weißt!“
„Oh, ich weiß es aber.“ Sie warf ihm einen spitzbübischen Blick zu. Ihre Augen funkelten.
Er spürte, dass ihm die Hitze langsam über den Nacken und ins Gesicht stieg. „Travis oder Boone haben mich gesehen und es dir erzählt.“
„Haben sie nicht.“
„Matty Lang! Du hast mir nachspioniert?“
Sie lachte nur und wandte sich wieder dem Baby zu. „Und weißt du was, Elizabeth?“
Die Kleine krähte fröhlich, offenbar ganz entspannt. Dagegen entdeckte er, dass er einen der Klebstreifen an seinem Unterarm befestigt hatte. „Ich glaube, Elizabeth hat jetzt genug Geheimnisse gehört.“
„Bist du denn fertig?“
„Fast.“
„Also muss ich sie doch weiter ablenken, oder?“ Wieder senkte Matty die Stimme. „Weißt du, Elizabeth, dieser Rancher, von dem ich spreche – er singt den Fischen gerne etwas vor. Er schwört auf diese Methode, sie an die Angel zu locken. So stand er also im Wasser, nackt und singend – ‚Ghost Riders in the Sky‘ –, als plötzlich die größte Forelle, die ich je gesehen habe, aus dem Wasser sprang, direkt zwischen seine Beine. Ich denke, sie wurde von etwas anderem angelockt als von seinem Gesang …“
„Ich kann nicht glauben, dass du dich wie ein Spion im Gebüsch versteckt und mich beobachtet hast.“ Sebastian hatte das Gefühl, als sei sein Gesicht rot wie ein Feuermelder.„Sag mir nur eins: Wie viele Leute hast du mit dieser Geschichte schon unterhalten?“
„Nur eine Person. Und die kann noch nicht sprechen.“