Drei Musketiere - Eine verlorene Jugend im Krieg - Band 2 - Frank Hille - E-Book

Drei Musketiere - Eine verlorene Jugend im Krieg - Band 2 E-Book

Frank Hille

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Beschreibung

Die Schulfreunde Fred Beyer, Martin Haberkorn und Günther Weber werden nach dem Abitur zum Wehrdienst eingezogen. Beyer und Weber nehmen am Polenfeldzug teil, Haberkorn tut Dienst als Dieselmaschinist auf einem U-Boot. 1940 überrennt die Wehrmacht Frankreich, Beyer und Weber sind mit dabei. Haberkorn erlebt nervenzermürbende Wasserbombenverfolgungen aber das Boot kommt immer noch einmal davon. Bis zum Angriff auf Russland werden sie in ihren Einheiten weiter hart trainiert. Beyer stößt mit seinem Panzer III weit nach Russland vor, Weber folgt mit seiner SS-Kompanie. Beide erleben die beeindruckenden Anfangserfolge bis die Schlammperiode im Herbst 1941 ihrem Vormarsch ein vorläufiges Ende setzt. Martin Haberkorn rettet mit einer mutigen Aktion sein Boot vor der Vernichtung und wird zu einem Lehrgang zum Leitenden Ingenieur befohlen. Alle drei sind sich sicher, dass Deutschland auch den Feldzug gegen Russland siegreich beenden wird und England in die Knie gezwungen werden kann.

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Impressum

Drei Musketiere

Eine verlorene Jugend im Krieg

Band 2

1940 - 1941

Copyright: © 2016 Frank Hille

Published by: epubli GmbH, Berlin

www. epubli.de

ISBN 978--3-7375-8969-7

Wiedersehen, Februar 1940

Fred Beyer, Marsch zur Maas, Mai 1940

Günther Weber, Mitte April 1940

Martin Haberkorn, 3. Reise, 7. März 1940

Fred Beyer, Marsch zur Maas, 14. Mai 1940

Günther Weber, Mai 1940, Vormarsch

Martin Haberkorn, 3. Reise, März 1940

Fred Beyer, Westfrankreich, Sedan, 14. Mai 1940

Günther Weber, 14 Mai 1940, bei Sedan

Westfrankreich, Sedan, 14. Mai 1940

Martin Haberkorn, 4. Reise, 17. Mai 1940

Fred Beyer, Westfrankreich, Feldlazarett bei Sedan, 14. Mai 1940

Günther Weber, 14. Mai 1940, Sedan

Martin Haberkorn, 4. Reise, 23. Mai 1940

Günther Weber, 14. Mai 1940, Sedan

Martin Haberkorn, 4. Reise, 23. Mai 1940

Fred Beyer, Bayrischer Wald, 29. Mai 1940

Martin Haberkorn, 4. Reise, 23. Mai 1940

Günther Weber, 15. Mai 1940, Sedan

Martin Haberkorn, 4. Reise, 23. Mai 1940

Günther Weber, 30. Mai 1940, Kanalküste

Martin Haberkorn, 4. Reise, 23. Juni 1940

Wiedersehen, Ende Juni 1940

Martin Haberkorn, Marineschule Mürwik, Herbst 1940

Urlaub, April 1941

Fred Beyer, Polen, 22. Juni 1941

Günther Weber, Polen, 22. Juni 1941

Fred Beyer, Russland, 24. Juni 1941

Günther Weber, Russland, 27. Juni 1941

Fred Beyer, Russland, 28. Juni 1941

Günther Weber, Russland, 26. Juni 1941

Fred Beyer, Russland, 26. Juni 1941

Günther Weber, Russland, 1. Juli 1941

Fred Beyer, Russland, 1. Juli 1941

Martin Haberkorn, Marineschule Mürwik, Oktober 1941

Günther Weber, Russland, 3. Oktober 1941

Fred Beyer, Russland, 3. Oktober 1941

Martin Haberkorn, Atlantik, November 1941

Wiedersehen, Februar 1940

Günther Weber, Fred Beyer und Martin Haberkorn saßen in einer Kneipe ihrer Heimatstadt zusammen. Alle drei trugen Uniform und bei Weber und Beyer war ein EK II an die Feldbluse angesteckt. Die jungen Männer hatten Biergläser vor sich stehen.

„Schön, dass wir uns endlich einmal wiedersehen“ sagte Beyer „wir drei Musketiere haben es überstanden. Aber Baumann und Hertel sind in Polen gefallen. Zwei aus unserer Klasse.“

„Ja, traurig“ erwiderte Weber „aber ich habe selbst erlebt, wie sehr viele Männer meiner Kompanie bei einem überraschenden MG-Angriff gestorben sind. Dennoch, wir haben Polen in kurzer Frist bezwungen und wir werden auch die anderen Gegner schlagen. Wie siehst du das, Martin?“

„Genauso. Wir sind jetzt zweimal draußen gewesen und bei unserer ersten Reise haben wir 51.000 Tonnen versenkt, bei der zweiten auch noch 28.000. Aber wir mussten feststellen, dass sich die Abwehr der Tommys verbessert hat.“

„Bekommst du von der ganzen Sache was mit“ erkundigte sich Beyer.

„Nein. Ich bin ja Dieselmaschinist. Der Einzige der kämpft, wenn man das überhaupt so sagen kann, ist der Kommandant. Es sei denn, es wird ein Überwasserangriff gefahren, dann ist noch der I WO mit auf der Brücke. Alle anderen sehen nichts. Wir hören es bloß sehr genau, wenn die Zerstörer uns jagen und Wasserbomben werfen. Das geht einem durch und durch. Ein furchtbarer Lärm, und durch die Unterwasserstrudel wird das Boot wild im Wasser bewegt und vieles kann zu Bruch gehen. Bei der letzten Verfolgung war es so schlimm, dass die Schalttafel gebrannt hat und etliche Aggregate ausgefallen sind. So ein U-Boot ist schon eine sehr komplizierte Maschine und ich bin stolz darauf, dass ich mit an Bord sein kann.“

„Immerhin könnt ihr ja in der Tiefe verschwinden“ feixte Weber „bei uns geht das nur durch graben. Am besten hat’s aber Fred, der sitzt geschützt in seinem Stahlkasten.“

„Mein Panzer ist in Polen abgeschossen worden“ sagte Beyer nachdenklich „und meine beiden Kameraden sind gefallen. So sicher wie ihr denkt lebe ich nicht. Als die Granate den Panzer getroffen hatte hat es den Kommandanten voll erwischt. Wenn sich dann noch der Treibstoff entzündet ist es nur eine Frage von Sekunden, ob man überhaupt noch rauskommt. Es kann bei uns allen schnell vorbei sein. Aber wir sollten uns jetzt von diesen trüben Gedanken verabschieden.“

Die jungen Männer tranken schweigend ihr Bier. Natürlich wussten sie selbst, dass sie sich alle in höchster Gefahr befanden, wenn es wieder in den Einsatz ging. Aber der schnelle Sieg über Polen hatte auf der anderen Seite auch die Vorstellung wachsen lassen, dass Deutschland aufgrund seiner überlegenen Technik und der modernen Führungsmittel jegliche weitere Auseinandersetzung siegreich beenden würde. Die drei waren jahrelang durch die Propaganda geprägt worden und einschleichend war ihnen immer wieder vermittelt worden, dass die arische Rasse dazu vorbestimmt sei, die Herrschaft in Europa und dann in der Welt zu übernehmen. Die ersten Schritte waren getan, Österreich gehörte zum Reich, die Tschechei und jetzt auch das Generalgouvernement Polen. Dass hinter den Kulissen eine sehr effiziente Maschinerie aus Bürokraten schon lange dabei war Pläne für die Ermordung von Millionen Menschen auszuarbeiten und diesen Apparat immer mehr in Schwung zu bringen war ihnen nicht bekannt. Erst etliche Zeit später würden sie damit konfrontiert werden und im Augenblick ahnten sie tatsächlich noch nichts davon, dass sie sich in den Dienst eines verbrecherischen Staates stellten, für den Menschenleben keine Rolle spielten, sondern nur Nummern waren. Mit ihren ersten Kampferfahrungen hielten sie sich für gut gerüstet wenn es wieder losgehen sollte. Und dass es bald wieder losgehen würde lag für sie auf der Hand, der nächste Gegner, dem man sich stellen würde, hieß ganz klar Frankreich.

Fred Beyer, Marsch zur Maas, Mai 1940

Am 14. Mai 1940 kapitulierte Holland. Mit einer diplomatischen Note hatte Deutschland am 9. Mai angedroht die Neutralität von Belgien und der Niederlande mit allen militärischen Machtmitteln des Reiches sicherzustellen, da die betreffenden Staaten die Kriegsgegner Deutschlands begünstigt hätten. Auch Luxemburg erhielt eine gleichlautende Note.

Am 10. Mai schlugen die Deutschen los, vor allem Brücken und Flugplätze waren die Angriffsziele. Die Holländer leisteten hartnäckigen Widerstand und die Verluste der Angreifer waren erheblich, allein die 22. Infanteriedivision, die mit Ju 52 auf den Flugplätzen von Ockenburg, Ypenburg und Valkenburg landete büßte zwei Drittel ihrer Stärke ein und die Flugplätze konnten nicht gehalten werden. Dennoch gelang es aber, die Brücken über das Hollandsch Diep bei Moerdijk, über die Noord bei Dordrecht und die Neue Maas bei Rotterdam unversehrt in Besitz zu nehmen und zu halten. Die 18. Armee erreichte bereits am ersten Tag das Ilsselmeer und am 12. Mai mit der 9. Panzerdivision Moerdijk und schnitt damit Holland auf dem Landweg ab. Am 13. Mai 1940 wurde noch immer um Rotterdam, einen der Eckpfeiler der „Festung Holland“, gekämpft. Den deutschen Fallschirmjägern stand hier mit den Mariniers eine Elitetruppe gegenüber. Als am 14. Mai ein Versuch, den holländischen Stadtkommandanten, Oberst Scharroo, zur Übergabe der Stadt zu bewegen, scheiterte, befahl der Oberbefehlshaber der 18. Armee, General Küchler, den Verteidigern von Rotterdam einen Bombenangriff anzudrohen, der um 15.00 Uhr notfalls auch durchgeführt werden sollte. Die Verhandlungen verzögerten sich und die bereits im Anflug befindlichen deutschen Bomber führten den Angriff durch. Rotterdam versank in Schutt und Asche. Die deutschen Truppen drangen am 16. Mai durch die Dyle-Stellung, einen Tag später fiel Brüssel, die belgische Armee wurde im Raum Brügge eingekesselt und ergab sich schließlich.

Fred Beyer steuerte den Panzer III durch einen Waldweg, vor und hinter ihm rollten die Fahrzeuge seiner Einheit langsam durch das schwierige Gelände. Er verfluchte den Befehl, durch die Ardennen durchzustoßen. Dass den Deutschen damit langwierige Stellungskämpfe erspart bleiben würden und der Angriff durch dieses Gelände von den Belgiern und Franzosen nicht erwartet wurde lag auch daran, dass den Belgiern die ursprünglichen Angriffspläne durch einen unglücklichen Zufall in die Hände gefallen waren und General von Manstein einen neuen Plan ausarbeiten musste. Der vorausberechenbare Angriff durch Belgien wurde verworfen, und die Deutschen setzten den Hauptstoß nun durch dieses waldige Gelände an, das Überraschungsmoment sollte auf ihrer Seite sein und außerdem lag die verteidigungsschwächste Stelle der französischen Befestigungen vor ihnen.

Die Kolonne schob sich langsam weiter und stoppte schließlich, von weiter vorn war schwacher Gefechtslärm zu hören. Hartmann, der Kommandant, schob sich aus dem Luk und stellte sich auf den Turm, Beyer schaltete den Motor ab und kam ebenfalls ins Freie und stellte sich auf die Wanne.

„Wahrscheinlich haben die Belgier Straßensperren errichtet, Sprengungen vorbereitet und jetzt hängen wir auf der einzigen Straße für den Vormarsch fest. Ist schon verwegen, alles von unserem Vorankommen hier abhängig zu machen. Wenn wir länger liegenbleiben werden die Franzosen reagieren, sofern sie die Lage überschauen und nicht alle ihre Kräfte in Belgien konzentriert haben. In diesem Gelände kann ja nicht einmal die Luftwaffe eingreifen“ sagte Hartmann missmutig.

„Kennst du die Parole von Guderian? In drei Tagen an die Maas! Wir haben 170 Kilometer bis dahin vor uns, das ist einfach nicht machbar. Dass die Infanterie möglicherweise den Zeitplan halten kann heißt noch lange nicht, den Übergang über die Maas zu schaffen, entscheidend ist eigentlich der Durchbruch durch die Befestigungsstellungen bei Sedan. Göring kann seine Bomber und Jäger einsetzten aber ohne unsere Panzer wird das nichts. Und die Panzer und Infanterie gemeinsam auf einem Weg vorrücken zu lassen ist doch irrig. Ich hoffe, dass der Gegner nicht mit uns rechnet.“

Der Gefechtslärm ebbte ab und die Kolonne setzte sich wieder in Marsch, Beyer musste sich höllisch konzentrieren, denn der Weg führte zum Teil direkt durch den Wald und die Panzer schoben die im Wege stehenden Bäume einfach um. Eine ihm lächerlich vorkommende Straßensperre hatten die Fahrzeuge beiseitegeschoben, von feindlichen Soldaten war keine Spur. Er konnte nicht wissen, dass sich Franzosen und Belgiern nicht über eine Verteidigungsstrategie verständigt hatten und die wenigen belgischen Pioniereinheiten und eine Jägerdivision sich sofort nach Auslösung der Sperren zurückzogen. Eigentlich war es ihm unverständlich, dass der Gegner keine Maßnahmen einleitete. Dazu hätte er wissen müssen, dass die Panzertruppe in der französischen Doktrin vorrangig zur Unterstützung der Infanterie und der Bekämpfung von Feldbefestigungen vorgesehen war und ihr keine besondere Rolle im Angriffskrieg zugemessen wurde. Die Deutschen hingegen sahen insbesondere in der Panzertruppe das Mittel, dem Angriff ungeahntes Tempo zu verleihen und schnell in die Tiefe vorzustoßen. Im Zusammenwirken mit der Luftwaffe und motorisierter Infanterie entstand eine ganz neue Art der Kriegsführung. In Polen hatten sie dies bereits trainiert. Die Deutschen zahlten in der Anfangszeit dort erhebliches Lehrgeld aber gerade diese moderne Truppenführung unterschied sie von ihrem jetzigen Gegner.

Sie waren jetzt bereits gut 6 Stunden unterwegs und es gab eine Pause, da ein Panzer II mit einem Defekt den Weg blockierte. Kurz entschlossen ordnete der Divisionskommandeur an, das Fahrzeug von der Straße zu schieben und nach wenigen Augenblicken ging der Vormarsch weiter. Beyer fand es erstaunlich, dass die Technik so gut durchhielt, der Panzer rasselte monoton dröhnend weiter. Am Abend lagen 65 Kilometer hinter ihnen, die Sicht erlaubte kein weiteres Vorrücken und die Fahrzeuge blieben in einer endlosen Reihe auf der Straße stehen. Erschöpft verließen die Männer die Maschine, standen in Gruppen zusammen und rauchten. Nach einem kargen Essen versuchten sie in ihren Sitzen oder neben dem Fahrzeug auf der Erde ausgestreckt etwas zu schlafen.

Mit dem ersten Morgenlicht setzte sich der Lindwurm wieder in Bewegung, sie kamen unbehelligt vorwärts und Beyer hielt es für unwirklich, dass sich eine fast 200 Kilometer lange Kolonne unbedrängt vorwärts bewegen konnte, ohne dass der Gegner etwas unternahm. Es war anstrengend in der dichten Reihe zu fahren, die anderen Männer der Besatzung hingen aus den Luken und konnten wenigstens die Gegend betrachten. Der Tag verging ereignislos, abends waren 125 Kilometer geschafft. Über Funk wurde Hartmann informiert, er teilte dann seinen Männern mit, dass für den nächsten Tag das Erreichen der Maas vorgesehen war.

Günther Weber, Mitte April 1940

Inge schnurrte wie eine zufriedene Katze.

Sie hatten gerade miteinander geschlafen und Günther Weber hatte den Gefühlsrausch ebenfalls genossen. Sie lagen auf Stroh in einer Scheune, ihr üblicher Treffpunkt. Gedankenverloren blickte er an das Dach des Gebäudes und fragte sich, wie oft er das wohl noch tun könnte. Er hatte Wochenendurlaub bekommen und war sich ziemlich sicher, dass es für eine Weile der letzte gewesen wäre. In der Kaserne hatten die Übungen an Schärfe zugenommen und für ihn war dies ein eindeutiger Beweis, dass etwas in der Luft lag. An der Westfront herrschte immer noch Ruhe und das verstand Weber nicht, denn Frankreich und Großbritannien als Bündnispartner Polens hatten bereits im September 1939 Deutschland den Krieg erklärt. Die Briten wehrten sich verbissen gegen die deutschen Luftangriffe und Weber sah klar vor sich, dass damit der Seekrieg an Bedeutung gewinnen würde. Vor allem würde es wohl darum gehen, die Nachschublinien nachhaltig zu unterbrechen und das Land auszuhungern. Sein Freund Martin Haberkorn war mit einem VII C Boot mit dabei. Günther Weber versuchte sich in die Lage der deutschen Führung zu versetzen und begriff, dass viel davon abhängen würde, England in die Knie zu zwingen, wollte man an seiner Nordflanke mit nur den die Länder trennenden schmalen Ärmelkanal nicht ständig eine Bedrohung haben. Die Vorbereitung einer Invasion stand offensichtlich momentan nicht zu Debatte und er rechnete damit, dass man sich zunächst dem Angstgegner Frankreich zuwenden würde. Soviel Vorstellungskraft hatte er schon, dass es sinnlos wäre, gegen die starken Befestigungen im Osten Frankreich anzurennen. Das würde wieder in einem blutigen und zermürbenden Stellungskrieg enden und er war sich sicher, dass dies die deutsche Bevölkerung wieder an die Zeit von 1914 bis 1918 erinnert werden würde. Wie auch immer sagte er sich, der Führer hat sicher einen Plan in der Tasche, der eine ganz andere und unerwartete Lösung bringt.

Inge schob sich auf seinen Oberkörper und küsste ihn.

„War’s schlimm in Polen“ fragte sie.

„Ja. Es viele meiner Kameraden gefallen. Aber wir haben auch Fehler gemacht. Das wird uns nicht wieder passieren.“

„Denkst du, dass es bald wieder losgeht?“

„Mein Gefühl sagt ja. Ist doch komisch, dass die Franzosen so gar keine Anstalten machen loszuschlagen. Die sitzen vor dem Westwall und trinken Kaffee. Das ist doch gegen jegliche militärische Vernunft.“

„Zerbrich dir jetzt nicht den Kopf darüber, der Führer wird schon wissen, was er tun muss.“

Sie griff nach seinem Glied und rieb es. Günther Webers Erektion war gewaltig, Inge streifte ihm ein Kondom über. Immer noch nachdenklich liebkoste er sie wie etwas abwesend und als sie ihre Schenkel auseinanderfallen ließ drängte er sich vorsichtig in sie. Langsam rutschte er tief in sie hinein und begann im Takt zu stoßen. Sie schlang ihre Schenkel um seinen Unterkörper und presste ihn so noch tiefer in sich hinein. Während der rhythmischen Bewegung sah Günther Weber die Gesichter seiner gefallenen Kameraden vor sich und fragte sich, wie viele von ihnen bis zu ihrem Tod vorher mit einer Frau geschlafen hatten. Aus den manchmal zotigen Sprüchen auf ihren Stuben hatte er herausgehört, dass wohl alle diese Sehnsucht gehabt hatten, aber er zu den wenigen in ihrem Alter gehörte, der auf diesem Gebiet schon Erfahrung hatte. Die junge Frau unter ihm begann sich zu winden und stöhnte leise. Er steigerte das Tempo denn er wusste, dass Inge gern hart genommen werden wollte. Nach kurzer Zeit wurden ihre Lustgeräusche lauter und heftiger und sie krallte ihre Finger in seinen Rücken. Als sie sich aufbäumte hämmerte er sich in sie hinein und kam wenig später atemlos.

Martin Haberkorn, 3. Reise, 7. März 1940

Seit mehr als 2 Stunden fand dieses Katz-Maus-Spiel schon statt.

Das Boot war bereits einige Male von dem Zerstörer überlaufen und gebombt worden, allerdings ohne dass es bis auf den üblichen Glasbruch größere Schäden gegeben hätte. Der Kommandant hatte auf der Suche nach Erfolg aus gerade einmal 600 Meter Entfernung im Unterwasserangriff einen Zweierfächer auf einen größeren Frachter der Kolonne geschossen, und noch zwei Einzelschüsse auf andere Fahrzeuge aus den Bugrohren losmachen lassen. Aufgrund der geringen Entfernung mussten sie sofort tauchen. Obwohl der Kommandant schnell auf große Tiefe gehen ließ waren sie kurz danach in die Ortung des Begleitzerstörers geraten.

„ASDIC“ flüsterte Rau Haberkorn zu, als das erste PING auf die Hülle des U-Bootes traf „Ortung mit Schallwellen. Die wissen jetzt ungefähr, wo und wie tief wir sind. Jetzt kommt es darauf an, dass wir nach einem Wasserbombenangriff möglichst schnell auf einen anderen Kurs eindrehen, denn wenn die die Eier schmeißen dann arbeitet das Gerät nicht und sie müssen mit AK an- und ablaufen, sonst sind sie selbst durch die Wasserbomben gefährdet. Und wollen wir hoffen, dass die Burschen ihre Geräte nicht gut beherrschen.“

Martin Haberkorn zuckte jedes Mal zusammen wenn das Geräusch ertönte. Obwohl sie bereits auf 90 Meter waren ging es weiter abwärts.

„Es muss uns also gelingen uns irgendwie seitwärts in die Büsche zu schleichen“ flüsterte Rau wieder „und du weißt, dass wir viel tiefer als die Werftgarantie gehen können. Es ist eben immer die Frage, wie tief die die Wasserbomben einstellen. Sehr genau sind die Ortungsgeräte wohl noch nicht.“

Mit ständig wechselnden Kursen und Tiefenlagen versuchte der Kommandant aus dem Ortungsbereich des Sonars zu gelangen. Der Tiefenmesser zeigte 140 Meter an. Ein anschwellendes Rauschen wurde lauter und Haberkorn wusste, dass der Zerstörer jetzt mit AK Fahrt auf ihre Tauchstelle zulief. Noch bevor das Schiff nähergekommen war ertönten in geringer Entfernung Wasserbombenexplosionen. Sofort drehte das U-Boot auf einen anderen Kurs und ging noch tiefer.

„Der Alte lässt jetzt Haken schlagen“ erklärte Rau leise „die da oben können jetzt nicht orten, unsere Chance.“

Martin Haberkorn hatte schon lange kein Bild mehr von der Lage aber das war auch nicht seine Aufgabe. Dennoch hätte er gern gewusst, wie sich die Positionen der Gegner zueinander verhielten. In ihrem Boot war nur der Horcher derjenige, der den Standort des Zerstörers bestimmen konnte und diesen dann flüsternd an den Kommandanten weitergab. Dieser musste vorausschauend die Kurse der beiden Fahrzeuge berechnen und ihren so legen, dass sie sich immer mehr von ihrem Verfolger entfernen konnten. In diesem Moment kam Haberkorn wieder in den Sinn, dass eigentlich nur drei Leute an Bord in dieser Phase des Kampfes Entscheidungen treffen mussten: der Kommandant, der LI und der Horcher. Alle anderen, auch er selbst, waren jetzt entweder beschäftigungslos oder drehten Handräder oder drückten Knöpfe. Er stellte sich ein U-Boot vor, in dem es die Technik erlaubte, mehr Informationen über das Verhalten des Gegners zu erhalten. Wenn zum Beispiel eine Wasserbombe den Kristallglasempfänger des Gruppenhorchgerätes ihres Bootes beschädigen oder zerstören würde, wären sie taub. Was noch schwerwiegender war, war die Tatsache, dass die Luft im Boot zwar vergleichsweise lange reichen würde, aber die E-Maschinen bei Unterwasserfahrt die Batterien immer mehr leersaugten. Weit kamen sie damit ohnehin nicht. So gesehen hatten ihre Jäger die besseren Karten und konnten sie viel länger verfolgen.

Das Boot zog in 180 Meter Tiefe mit Schleichfahrt seine Bahn. Haberkorn störte sich nur noch wenig am Knacken der Verkleidungen, aber die große Tiefe flößte ihm immer noch Angst ein. Zwar war das Boot schon einige Male bei der Verfolgung durch die Zerstörer gezwungen gewesen so tief wegzutauchen, aber er machte sich nur wenige Illusionen darüber, dass die Briten diese Taktik nicht bald durchschauen würden. Auf die Dauer war es sicher nicht möglich immer diesem noch bewährten Muster zu folgen, sich so weit in den Keller trauen, wie es nur eben möglich war. Dazu kam, dass keine sicheren Angaben vorlagen, in welcher Tiefe dann das Boot geknackt werden würde. Diejenigen, die es erlebt hatten, konnten darüber nicht mehr berichten. In solchen Momenten kamen in ihm Gedanken hoch, wie das Ende eines U-Bootes aussehen würde. Irgendwann würden die Wasserbomben es leckschlagen, oder der Tiefendruck wäre groß genug, den Druckkörper zu zerstören. Dann würde Wasser mit scharfen Strahlen eindringen und er fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis das Boot vollgelaufen wäre. Ob es dann im steilen Winkel auf den Meeresgrund abrauschen oder allmählich immer tiefer sacken würde wäre dann einerlei, einen Weg an die Oberfläche könnte es dann nicht mehr geben. Natürlich war es denkbar, dass die Beschädigungen nicht gleich letal waren, aber wenn sie in der jetzigen Tiefe absoffen und durch einen Glücksfall auf dem Meeresgrund aufkommen sollten, würde das die ganze Sache nur noch qualvoll verlängern, denn die Tauchretter waren nur bis 30 Meter Tiefe einsetzbar. Haberkorn dachte unwillkürlich darüber nach, was mit ihm und den anderen Männern in diesem Fall passieren würde. Vielleicht hätten sich noch ein paar Luftblasen gebildet, wo die noch Lebenden um jeden Schluck Sauerstoff ringen würden. Irgendwann wäre der Stickstoffgehalt dann aber so hoch, dass alle das Bewusstsein verlieren würden und sachte hinüberdämmerten. Was würde sein, wenn die Beschädigungen so zerstörerisch wären, dass ihre stählerne Schutzhülle binnen kürzester Frist bis in den letzten Winkel unter Wasser stand? Die Vorstellung, in dem unter Wasser mehr als 850 Tonnen verdrängendem Boot keinen Ausweg mehr finden zu können und jämmerlich ersaufen zu müssen jagte ihm Schauer über den Rücken. Als sich der Bug des Bootes hob konnte er sich etwas beruhigen, aber ob sie auf 50 oder 150 Meter gebombt wurden war eigentlich egal. In diesem Augenblick zweifelte er das erste Mal an seinem Entschluss, unbedingt zur U-Boot-Waffe zu wollen. Er dachte an Weber und Beyer.

Diese beiden hatten zumindest die Möglichkeit, sich ihrem Gegner gegenüber zur Wehr setzten zu können und seinen Aktionen nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Haberkorn wollte keineswegs abwägen wer am meisten gefährdet war, aber diese momentane Wehrlosigkeit des Bootes sagte ihm, dass er kein eigentlicher Soldat im herkömmlichen Sinne war. Nicht nur ihm, auch allen anderen Bord fehlten die Mittel, offensiv auf die Bedrohung reagieren zu können. Während es bei seinen Freunden um das koordinierte Zusammenwirken einiger oder vieler Männer ging, waren er und die anderen an Bord letztlich dem Handeln des Kommandanten ausgesetzt. Natürlich hing auch das Leben einer Panzerbesatzung oder einer SS-Kompanie an den Entscheidungen der Vorgesetzten ab, doch sie gaben lediglich einen Rahmen vor, in dem die Männer eigenständig handeln mussten und kämpfen konnten. Am meisten bedrückte ihn aber, dass er rein gar nichts tun konnte, außer unter höchster Nervenanspannung auf den nächsten Anlauf ihres Verfolgers warten zu müssen.

Er wusste, dass sie immer zwischen zwei Übeln wählen konnten. Entweder, sie gingen höher und damit wurde es wahrscheinlicher, dass die Wasserbomben in ihrer Nähe detonierten, oder sie schlichen am Rande der Zerstörungstiefe herum und konnten jederzeit unverhofft absacken. Das Boot war noch höher gekommen, als die Schrauben des Zerstörers wieder deutlich zu hören waren. Das Schiff zog nicht direkt über sie hinweg sondern in einigem Abstand an Steuerbord. Der Kommandant hatte das Boot mit voller E-Maschinenfahrt aus der Anlaufrichtung gebracht. Das Krachen der Wasserbomben war dennoch ohrenbetäubend und schüttelte das Boot trotz der Entfernung noch durch. Der Alte ließ einen Halbkreis laufen, dann ging es wieder nach unten. Die E-Maschinen arbeiteten immer noch mit voller Kraft. Soweit verstand Haberkorn den Plan des Kommandanten: der Zerstörer musste volle Fahrt laufen, damit ihn die explodierenden Bomben nicht selbst beschädigten. In der Zeit seines Ablaufens hatten sie die Chance, genau auf entgegengesetzten Kurs zu gehen und sich in einer wieder anderen Tiefe zu verstecken. Jetzt wurde der Kurs nochmals geändert, es ging auf 160 Meter.

„Der wievielte Anlauf war das“ fragte Haberkorn Rau leise.

„Der siebente“ flüsterte der zurück „ich habe ungefähr 40 Bomben gezählt. Ich wette mit dir, dass der jetzt aufgeben wird, er muss zurück zum Konvoi.“

Nach einer Weile dröhnten nur noch schwache Explosionen durch das Meer.

Rau grinste.

„Der hat uns verloren. Aber ich vermute, dass der Alte auf Nummer Sicher gehen und erst mal unten bleiben wird und den Kurs durchsteuern lässt.“

Haberkorns Nervenflattern ließ nach.

„Wir horchen jetzt erst einmal“ kam es aus dem Lautsprecher „dann setzen wir uns noch ein Stück ab. An die Herren im Bugraum. Sobald die Lage klar ist und keine Gefahr mehr besteht werden die Torpedos nachgeladen. Ich erwarte, dass das schnell geht. Ende.“

„Na bitte“ meinte Rau „wie ich es gesagt habe. Mich wundert allerdings, dass ich keine Detonationen auf den Dampfern gehört habe. Auf diese Entfernung kann man doch einfach gar nicht vorbeischießen. Seltsam.“

Auch Haberkorn war erstaunt. In den vorherigen Reisen hatten sie aus weitaus größerer Entfernung getroffen und der Alte besaß genug Erfahrung, um die Gegnerparameter richtig schätzen zu können. Keiner an Bord konnte wissen, dass sie Torpedos übernommen hatten, die zu tief steuerten und deswegen unter den Schiffen durchliefen. Nach einer ganzen Weile, in der das Boot mit kleiner E-Maschinenkraft lief, neigte sich der Boden unter Haberkorn aufwärts und das Boot stieg schnell. Rau nickte ihm zu, bald würden die Diesel angefordert werden. Als sich das Boot auf ebenem Kiel einpendelte war klar, dass der Kaleun in Sehrohrtiefe einen Rundblick nehmen würde. Nach einer recht langen Zeit tauchte das Boot auf und die Diesel sprangen fauchend an. Der Kurs wurde gewechselt und dann kackte es in den Lautsprechern.

„Mal herhörn. Wir haben leider Pech gehabt. Die Torpedos sind zu tief eingeregelt gewesen. Das liegt aber wahrscheinlich aber nicht an uns sondern an den Magnetpistolen. Scheissdinger. Wir hängen uns jetzt wieder an den Konvoi dran, bei Einbruch der Dämmerung könnten wir ihn erreichen. Wir werden uns vorsetzen und dann sehen ob das diesmal klappt. Ende.“