Ein ganzes Jahr in Omas Hecke - Brigitte Klotzsch - E-Book

Ein ganzes Jahr in Omas Hecke E-Book

Brigitte Klotzsch

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Beschreibung

Ich möchte mit diesem Buch die Leser durch alle Monate des Jahres führen, die Omas Hecke bereithält. Es fasziniert mich, wie vielfältig meine Weißdorn-Feldahorn-Schlehen-Wildrosenhecke sich im Jahreslauf ausdrückt. Wie in Omas Garten begleitet die Enkelin Mary Oma auf ihren Streifzügen durch die lebendige Heckenlandschaft. Das Zwiegespräch der beiden möge in Euch die Begeisterung für die Vielfalt der Natur wecken.

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Seitenzahl: 81

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Ich widme das Buch meiner Freundin Christa!

September 2020

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Januar

Februar

März

Frühlingsanfang, 21. März

April

April und Mai

15. April

15. April bis 9. Mai

29. April

1. Mai

6. Mai

7. Mai

8. Mai

10. Mai

12. Mai

14. Mai

Mai

Juni

Gallwespe im Juni

Juli

August

August

August/September

September

September/Okober

Oktober

November

Dezember

Vorwort.

Ich werde nie mehr über das Heckeschneiden im September fluchen, seit ich dieses Buch über meine Hecke im Jahreslauf geschrieben habe. Die unglaubliche Vielfalt von Insekten, Vögeln und Blüten und Pflanzen konnte ich in diesem Jahr so gut wie nie zuvor genießen und meine Enkelin daran teilhaben lassen. Ich bin immer Vollblutbiolehrerin gewesen; das schlägt jetzt durch bei diesen beiden Büchern: „Ein ganzes Jahr in Omas Garten“ und „Ein ganzes Jahr in Omas Hecke!“. Einiges musste ich nachschlagen in meinen alten Schulbüchern, die die Natur viel genauer beobachtet haben als das Internet. Dank unserer ganzjährigen Entdeckerfreude am Leben in unserer Hecke, haben mein Mann und ich sie dieses Jahr mit großer Leichtigkeit geschnitten, Stück für Stück. Ich wünsche meinen Lesern ebensolche Freude an ihrer Hecke, wie ich sie hatte!

September 2020, Brigitte Klotzsch

Januar.

Spatzen in der Rosenhecke, Weißdorn und Feldahorn kahl. Vögel putzen sich nach dem Baden.

Mary war traurig. Sie hatte im Kindergarten ein Bilderbuch angeschaut, in dem das Leben in einer Hecke beschrieben wurde.

Die Hecke hatte Blüten und Früchte und Bienen und Hummeln und Vögel. Sie sagte zu Oma: „Schau doch mal! In deiner Hecke blüht nix, kein Blatt zu sehen, keine Tiere, alles wie tot!“ Oma strich der Enkelin übers blonde Köpfchen: „Weißt du was? Wir gehen gleich mal meine Hecke anschauen und finden vielleicht doch was. Blüten und Blätter gibt es natürlich im Winter nicht, auch wenn es nicht schneit, wie dieses Jahr.“ Mary nickte, und Oma wischte sich die Hände an der Schürze ab, zog sie aus und streifte Mantel und Schuhe über, Mary ebenso. Eine Mütze musste Mary auch anziehen, da war Oma altmodisch, und sie selbst zog eine Tweedkappe an. Sie führte das Kind auf die Spielstraße. Von da aus konnten sie einen Teil von Omas Rosenhecke, gut sehen. Oma blieb stehen und sagte zu Mary:

„Horch, horch genau hin!“ Mary sperrte die Augen weit auf und horchte. Sie lachte und rief: „Da quatschen und piepeln ganz viele Vögel!“ „Genau!“, sagte die alte Dame, „Und nun folge mir!“

Sie gingen auf die Hecke zu. In dem Moment hörte das Gezwitscher auf, so als hätte man einen Knopf gedrückt. Mary staunte. Dann gingen sie an der Hecke vorbei auf den Eingang des Nachbarn zu, und just in dem Moment zwitscherten die Vögel wieder los. Oma lachte: „Siehst du, Mary, die Hecke lebt.“

Sie traten näher und schauten sich das Gewirr der ineinander verflochtenen Rosenranken an, die Oma das ganze Jahr über arrangiert hatte. Die Hecke sah aus wie ein großer Korb, und darin hüpften die braungefleckten Vögel umher, als sei es eine Lust, dies zu tun. Oma sagte: „Das sind Spatzen, Mary. Die treten nie allein auf, sondern immer in Gesellschaft, sonst könnten sie ja auch nicht so viel quatschen.“

Mary klatschte vor Begeisterung in die Hände. Da erhob sich der Vogelschwarm mit lautem Flügelschlagen in die Luft und wurde nicht mehr gesehen. Mary schaute betreten hinterher. Oma tröstete sie: „Das macht nichts. Die kommen bald wieder zurück.

Für Spatzen gibt es nichts Schöneres als eine Hecke. Lass uns die „tote Hecke“ noch genauer anschauen!“ Sie nahm Mary auf den Arm und zeigte ihr die dornigen Äste der Weißdornhecke:

„Sieh mal, da sind noch keine Blätter oder Knospen draußen, die würden sonst erfrieren.“ Mary rief aufgeregt: „Oma, da ist eine Blaumeise, mitten drin!“ Oma sagte: „Ja, die brauchen die Hecke, sie knacken da die Sonnenblumenkerne.“ Sie ging zum Feldahorn, da sah auch noch alles winterlich aus. „Lass uns ins Haus gehen und die Vögel vom Fenster aus ungestört beobachten!“

Mary war einverstanden, und bald standen die beiden in der ersten Etage von Omas Holzhaus und schauten aus dem Fenster.

Mary rief aufgeregt: „Da ist eine Amsel, die badet im Teich, schau mal, Oma!“ Tatsächlich, der Vogel badete am Rand des Teiches, immer und immer wieder, als könne er gar nicht genug kriegen. Anschließend flog er in die Rosenhecke und putzte sein Gefieder. Immer mehr Vögel, auch Spatzen und Kohlmeisen, badeten im Teich und putzten danach wohlig ihr Gefieder in der Hecke. Die Wintersonne lugte hinter den Wolken hervor und beleuchtete das Schauspiel. Oma lächelte: „Weißt du, der Teich hat heute keine Eisschicht, und da freuen sich die Vögel, dass sie baden und trinken können.“

Mary schaute sich die Vögel genau an: „Oma, die Rosensträucher haben doch Dornen, das piekt die Vögel doch, oder?“ Oma antwortete nachdenklich: „Genau das habe ich mich auch schon oft gefragt. Ich weiß nicht, warum den Vögeln das nichts ausmacht. Entweder landen sie geschickt immer zwischen den Dornen oder sie haben eine so dicke Hornhaut, dass es ihnen nichts ausmacht!“ Mary sagte: „Bestimmt hüpfen die immer zwischen die Dornen, wie ich beim Hüppekästchen nicht auf die Striche treten darf!“ Oma lachte: „Vielleicht hast du Recht, mein Kind.“ Unten auf der Wiese vor der Hecke gab’s einige Vögel.

Mary rief. „Oma, da sind Amseln, die haben Flecken auf dem Gefieder!“ Oma griemelte: „Das sind Stare, die drehen die Blätter um und finden da wohl Insekten. Deshalb lasse ich die Blätter im Herbst und Winter auf der Wiese liegen.“ Mary gefielen die Stare ausgesprochen gut. Sie hätte zu gerne gewusst, was die Vögel da Geheimes unter den Blättern fanden Das wusste Oma aber auch nicht, halt irgendwelche Insekten.

Nun war der Januar fast vorüber, aber Mary bekam immer noch nicht das, was sie sich Weihnachten so sehnlich gewünscht hatte, nämlich Schnee! Sie war so enttäuscht gewesen, dass sie fast die Geschenke ans Christkind zurückgegeben hätte, weil es ihr keinen Schnee geschenkt hatte. Und nun war Winter und es war immer alles grau, kein Schnee war in Sicht!

Ganz am Ende des Januars, als keiner mehr dran glaubte, da geschah es! Mary schaute nach ihrem Mittagsschlaf aus dem Fenster und sah die Schneeflocken tanzen, sie jauchzte: „Es schneit, Oma, es schneit!“ Schnurstracks rannte sie zur Tür und wollte raus, raus ins Schneetreiben! Oma rief laut und bestimmt:

„Mary, zieh deinen Mantel, die Mütze und die festen Schuhe an, nicht einfach so rauslaufen!“ Wenn Oma etwas so bestimmt sagte, hörte Mary auf sie und zog sich blitzschnell an. Oma warf sich ihren Mantel über und folgte der Enkelin. Die Schneeflocken waren so dicht, als wären sie in einer Glaskugel, die gerade geschüttelt worden war. Mary hüpfte umher und versuchte, die Flocken mit der Hand zu fangen, wo sie sofort schmolzen. Im Nu überzog sich die Landschaft mit einer dünnen Puderschicht, das sah zauberhaft aus. Alles Graue und Dunkle war in Weiß getaucht, wie in eine flauschige Decke gehüllt. Mary hielt ihr Gesicht in den fallenden Schnee und öffnete ihr Mündchen, um die dicksten Schneeflocken zu fangen. Bei jedem Treffer jubelte sie. Oma ließ sich von der Freude anstecken und fing auch Schneeflocken mit ihrem Mund. Im Garten entdeckte Mary zwei Amseln, die an den heruntergefallenen Äpfeln pickten.

Oma machte schnell ein Foto von der weißen Pracht. Gut, dass sie das gemacht hatte, denn am folgenden Tag war alles weggetaut.

Nur die Reste, der von den Kindern gebauten Schneemänner, schauten noch traurig über die Wiesen. Mary war auch traurig und sagte: „Nächstes Jahr kommt bestimmt mehr Schnee!“ „Ganz bestimmt!“, versicherte Oma.

Februar.

Hecke kahl, Krokusse blühen, Hexenhasel blüht.

Specht pickt am Altholz.

Am nächsten Tag malte Mary ihre Kopffüßler. Plötzlich rief das Kind aufgeregt: „Da ist der Specht und pickt in der Hecke!“

Oma schaute sofort hoch und entdeckte den Specht, wie er mit Lust an einem Stamm ihres 30-jährigen Haselstrauches hackte.

Oma sprang auf und rief: „Ist das denn die Möglichkeit!“, und rannte nach draußen ohne Mantel und feste Schuhe. Der Specht war längst weggeflogen und hatte sein „Werk“ hinterlassen.

Zwei dicke mittlere Äste des Haselstrauches waren an einigen Stellen ausgehöhlt und starrten Oma und Mary, die auch angelaufen kam, weiß entgegen. Oma schaute sich das alles genauer an und atmete auf.

Sie nahm Mary auf den Arm und zeigte ihr, woran der Specht gearbeitet hatte. Sie sagte: „Schau genau hin, Mary! Da hab’ ich schon gedacht, der Specht würde meine Haselnuss zerstören. Das ist aber nicht so.

Die Stellen, an denen er gepickt hat, das sind tote Äste Schau mal, die sind ganz porös!“ „Was ist porös?“, fragte das Kind.

Oma nahm Marys Zeigefinger und steckte ihn in das weiche Holz. „Das ist ja gar nicht hart, ganz weich!“, wunderte sich Mary.

„Eben.“, sagte Oma, „Das ist weich geworden, weil da Pilze und Käferlarven reingekommen sind, und so sind die Äste abgestorben. Und das hat der Specht rausgeholt Also hat er gar nichts zerstört, und das ist sehr gut!“ Oma und Mary strahlten. 22