Ein Gläschen zu viel - Maeve Binchy - E-Book
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Ein Gläschen zu viel E-Book

Maeve Binchy

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Beschreibung

Mit Maeve Binchy gefühlvoll durch die Weihnachtszeit - fünf berührende Geschichten rund um die Liebe! "Auch wenn man bis Ostern geblieben wäre, hätte Helens Mutter noch gejammert, dass man den Weihnachtsbesuch bei ihr viel zu früh abbrach. Deshalb beschlossen sie, dieses Jahr hart zu bleiben …" Die irische Bestsellerautorin Maeve Binchy erzählt in "Ein Gläschen zu viel" und vier weiteren Geschichten von den großen und kleinen Ereignissen rund um das Weihnachtsfest: Eine Zeit voller Hoffnung und Erwartungen – die nicht immer erfüllt werden. Doch gerade zum Fest der Liebe sind hin und wieder Wunder möglich … Diese Sammlung umfasst neben der Titelgeschichte die Erzählungen "Gemeinsamkeiten", "Der Weihnachts-Baramundi", "Dieses Jahr wird alles anders" und "Ein erster Schritt".

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Seitenzahl: 91

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Maeve Binchy

Ein Gläschen zuviel

und andere Geschichten zur stillen Zeit

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Ein Gläschen zu vielGemeinsamkeitenDer Weihnachts-BaramundiDieses Jahr wird alles andersEin erster Schritt
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Ein Gläschen zu viel

Auch wenn man bis Ostern geblieben wäre, hätte Helens Mutter noch gejammert, dass man den Weihnachtsbesuch bei ihr viel zu früh abbrach. Deshalb beschlossen sie, dieses Jahr hart zu bleiben. Sie würden Sonntagabend kommen und am Donnerstag wieder fahren. Vier Nächte im Haus ihrer Mutter, und beinahe vier ganze Tage. Auch würden sie dieses Jahr, an ihrem zehnten gemeinsamen Weihnachten unter diesem Dach, sämtlichen Fallstricken früherer Jahre auszuweichen wissen. Sie würden sich einfach entsprechend vorbereiten.

Da war zum einen die Kälte. Mutters Haus war ein Eisschrank. Also würden sie ihr einen Gasofen schenken, den man mit Kartuschen betrieb. Dann konnte sie nicht über den Stromverbrauch klagen oder mit der Heizölrechnung wedeln, denn sie würden die Kartuschen mitbringen. Außerdem wollten sie warme Sachen einpacken, und je zwei Wärmflaschen, so dass sie weder vor Kälte zittern noch Zeit mit dem vergeblichen Versuch verschwenden mussten, Mutter zur Installation einer Zentralheizung zu überreden.

Dann die Sache mit dem Alkohol. Sie würden sich einfach mit eigenen Vorräten eindecken und sie oben im Schlafzimmer geschickt zwischen ihrem Gepäck verbergen. Denn sie würden viel mehr Drinks brauchen, als Mutters Anrichte zu bieten hatte, und sie würden sie heimlich zu sich nehmen müssen. Mutter war nämlich unübertroffen darin, geplatzte Äderchen, Händezittern und Anzeichen einer Leberzirrhose zu entdecken, wo nichts dergleichen vorhanden war.

Den Ratschlägen ihrer Mutter wollten sie mit höflicher Miene lauschen, ohne in die Falle zu tappen. Dieses Jahr würden sie sich nicht in eine Auseinandersetzung verwickeln lassen, bei der sie den Kürzeren ziehen mussten. Sobald sie, mit eiskalten Nasenspitzen, in ihrem Schlafiglu aufwachten, wollten sie sich gut zureden: »Mutter ist nicht alt nach Jahren. Aber sie hat schon immer altmodisch gedacht. Da sie sich nicht ändern wird, müssen wir uns eben ändern und aufhören, uns darüber zu ärgern, was sie sagt.« Das wollten sie sich gegenseitig immer wieder vorbeten. Dann würden sie schon einigermaßen über die Runden kommen.

Und tatsächlich ging es ziemlich glatt. Dieses zehnte Weihnachten verlief sehr viel angenehmer als alle vorangegangenen. Zum einen war es im Haus viel wärmer; und dann luden sie immer mal wieder Nachbarn auf einen Sherry und ein paar Weihnachtspastetchen ein. Dadurch blieb Helens Mutter weniger Zeit, traurig den Kopf zu schütteln und zu sagen, sie wisse nicht, wo das alles noch hinführen solle mit dieser Welt, die keine Werte mehr kenne, aber bestimmt nicht zum Besseren …

Es war Donnerstagmorgen. Heute würden sie abreisen. Sie hatten vor, Mutter zum Mittagessen einzuladen. Dabei wollten sie das Gepäck bereits im Kofferraum haben. Und nach dem Essen im Hotel würden sie sie nur noch zu Hause absetzen und dann davonbrausen, mit schlechtem Gewissen zwar, aber frei. Und sich dazu gratulieren, den Burgfrieden gewahrt zu haben.

Helen beugte sich über Nick und gab ihm einen Kuss. Doch als er sie an sich ziehen wollte, sprang sie flugs aus dem Bett. Noch etwas, das in Mutters Haus nicht möglich war. Es schien irgendwie unrecht zu sein; man hatte immer das Gefühl, dass sie jeden Augenblick zur Tür hereinplatzen könnte. Und außerdem hatten sie ja zu Hause noch jede Menge Gelegenheit dazu.

»Ich mach uns lieber eine Tasse Tee«, sagte sie.

»Na schön«, grummelte Nick.

Ihre Mutter stand in der Küche. »Man sollte doch wirklich meinen, dass er aufsteht, um dir eine Tasse Tee zu bringen.« Missbilligend kniff sie die Lippen zusammen. Helen ermahnte sich zur Vorsicht. Sie durfte sich jetzt nicht in die Defensive drängen lassen, und es galt, jeden auch nur vagen Unterton von Aufsässigkeit zu vermeiden.

»Oh, wir wechseln uns ab«, sagte sie leichthin.

»Was hat er denn schon anderes zu tun? Ein Mann in seiner Lage sollte froh und dankbar sein, dir eine Tasse Tee machen und sie dir ans Bett bringen zu dürfen – es müsste ihm eine Ehre sein.«

»Sag, warum gehst du nicht wieder ins Bett, und ich bringe dir eine Tasse Tee, wo ich sowieso schon dabei bin, welchen zu machen?«

»Nein, ich bin ja schon auf, da kann ich auch aufbleiben. Und es ist ja schon ganz normal für mich geworden, dass du gleich wieder fährst, kaum dass du angekommen bist. Ich hätte gedacht, dass du zumindest bis Neujahr bleibst. Miss O’Connor hat auch gesagt, dass sie sich wundert …«

»Sie wundert sich über eine ganze Menge, das ist mir schon aufgefallen«, unterbrach Helen sie und klirrte laut mit dem Geschirr. Doch dann fiel es ihr rechtzeitig wieder ein. Nur noch fünf Stunden. Sei nett und bewahre Ruhe. Sonst tut es dir am Ende doch bloß wieder leid.

»Hatte sie denn schöne Weihnachten, ich meine, Miss O’Connor?«, fragte sie gepresst.

»Keine Ahnung. Sie war bei ihrer Schwester. Sonst hat sie ja niemanden.«

Das Wasser schien eine Ewigkeit nicht kochen zu wollen.

»Liegt er zu Hause jetzt auch den ganzen Tag im Bett? Zieht er sich überhaupt an?«

Ruhig, Helen. Nur die Ruhe. Und lächeln. »Oh, normalerweise stehen wir zusammen auf. Am einen Tag mache ich das Frühstück, am nächsten Tag er. Dann gehen wir mit Hitchcock raus, und ich nehm den Bus; Nick kauft eine Zeitung und geht wieder heim.« Sie klang heiter und fröhlich, als erzählte sie von der idealen Lebensform.

»Und rührt er denn auch mal einen Finger am Herd?«

»Oh ja. Du hast ja an Weihnachten gesehen, wie gern er bei allem behilflich ist.«

»Eigentlich hat er nur die Teller herein- oder herausgetragen. Sonst habe ich nichts gesehen.«

Der Kessel musste irgendwie kaputt sein; kein Topf konnte drei Stunden brauchen, um Wasser zum Kochen zu bringen. Doch Helen lächelte unablässig weiter und nahm ein Tablett zur Hand.

»Oh, heutzutage nimmt man Tabletts. Es gab Zeiten, da waren zwei Becher mit Tee morgens noch gut genug.«

»Aber du hast so hübsche Sachen, es wäre schade, sie nicht zu benutzen.«

»Wahrscheinlich kann er es kaum erwarten, sie in die Finger zu kriegen. Wie er diese Vitrine beäugt hat. Würde eine schöne Stange Geld bringen, hat er gesagt.«

»Nick wollte dich doch nur beruhigen, Mutter, weil du behauptet hast, du hättest nichts von Wert. Keine Antiquitäten oder so. Er wollte dir zeigen, dass du durchaus ein paar hübsche Möbelstücke hast.«

»Als ob er mir irgendetwas zeigen könnte! Nach allem, was er getan hat! Ich würde ihm ganz schön was erzählen, wenn er das wagen sollte.«

»Schade, Mutter.« Jetzt klang ihre Stimme hart. Helen wusste, dass sie sich auf äußerst dünnem Eis bewegte. Bisher hatte es nur Anspielungen gegeben, den einen oder anderen versteckten Wink. Doch jetzt war es ausgesprochen.

»Das meine ich ganz ernst, Helen. Dich und mich so bloßzustellen! Dass uns alle hier bemitleiden. Denk ja nicht, dass keiner Bescheid weiß. Alle wissen es. Nur weil ich es von jeher gewohnt bin, allein mein Bündel zu tragen, werde ich mit dieser Schande überhaupt fertig.«

»Ich finde nicht, dass Nick Schande über uns bringt, weil er keine Arbeit hat. Überall im Land werden Menschen arbeitslos. Und am schlimmsten ist es schließlich für Nick. Wir haben Glück, dass wir wenigstens mein Einkommen haben. Und nicht fünf Kinder dazu, wie manche seiner Kollegen.«

»Das ist noch so etwas. Zehn Jahre verheiratet und keine Kinder. Nur einen Hund mit albernem Namen. Hitchcock! Wie kann man seinen Hund nur so nennen?«

»Nun, uns gefiel der Name. Wir lieben ihn. Und wir belästigen dich schließlich nicht mit ihm, oder? Er ist in einem Zwinger und wartet sehnsüchtig auf uns.«

Verkehrt. Ganz verkehrt. Das hätte sie nicht sagen dürfen. Damit hatte sie verraten, dass sie wegwollte. Doch zu spät. Gesagt war gesagt. Kaum zu fassen, dass der Kessel tatsächlich summte, dass er sich doch noch entschlossen hatte, das Wasser zum Kochen zu bringen!

»Ich weiß nicht, wie du das eigentlich aushältst, Helen. Wo du doch immer alles hattest. Ich verstehe wirklich nicht, wie du dir das bieten lassen kannst, anstatt ihm mal ordentlich die Meinung zu sagen.«

»Wenn ich Nick eine anständige Stellung verschaffen könnte, würde ich das mit Freuden tun.« Sie lächelte einfältig, während sie versuchte, ihre Mutter vom Thema abzulenken. Doch diese fuhr unbeirrt fort.

»Ich meine damit nicht nur seine Arbeit. Ich meine damit diese andere Sache.« Nachdem es nun ausgesprochen war, musste Helen reagieren.

»Ja?«, murmelte sie höflich. Ohne etwas preiszugeben.

»Tu nicht so, Helen. Du weißt genau, was ich meine. Diese Frau. Nicks Freundin.«

»Ach so. Aber das ist doch längst vorbei.« Noch immer klang sie unbeschwert, sie ließ sich nicht anmerken, wie schwer ihr ums Herz war.

»Was meinst du damit, es ist vorbei? Es handelt sich schließlich nicht um Weihnachten, um etwas, das passiert und dann wieder vorbei ist. So einfach ist das nicht.«

»Oh doch, Mutter, genau so ist es.«

»Aber wie kannst du ihm das einfach durchgehen lassen? Wie kannst du ihn noch ertragen, nachdem … nach alldem?«

»Nick und ich sind sehr glücklich, wir lieben einander. Das andere war nur ein Ausrutscher. Schade, dass es bekannt wurde, aber da kann man nichts machen.«

Endlich kochte das Wasser. Sie goss den Tee auf.

»Und du machst einfach weiter, als ob nichts geschehen wäre.«

»Was soll ich denn anderes tun, Mutter? Sag mir, was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Was hättest du mir geraten, wenn ich dich gefragt hätte?«

»Ich hätte mir gewünscht, dass es niemals geschehen wäre.«

»Nun, ich auch, ich auch. Und ich glaube, Nick und Virginia geht es genauso. Aber es ist nun mal passiert.«

»Hieß sie so? Virginia?«

»Ja, das ist ihr Name.«

»Aha. Virginia.«

»Also los, Mutter. Jetzt will ich es wissen. Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Ihn verlassen? Ihm per Gerichtsbeschluss das Betreten des Hauses verbieten? Versuchen, die Ehe annullieren zu lassen? Was?«

»Schrei mich nicht an. Ich bin deine Mutter, die schließlich nur das Beste für dich will.«

»Wenn du das Beste für mich willst, dann hör auf, mich zu quälen.« In Helens Augen standen Tränen. Sie nahm das Tablett und ging damit hinauf. »Ich hab’s verpatzt«, schluchzte sie. »Am letzten verdammten Tag habe ich es verpatzt.«

Nick nahm Helen in den Arm und tröstete sie, bis sie sich wieder beruhigt hatte.

»Lass uns einen Brandy in den Tee gießen«, schlug er vor. »Und komm wieder unter die Decke, ehe du noch zum Eisblock gefrierst.«