7,99 €
Königs Erläuterung zu Henrik Ibsen: Ein Volksfeind - Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben. In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart dir lästiges Recherchieren und kostet weniger Zeit zur Vorbereitung. Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download ... sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick - ideal auch zum Wiederholen. ... und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. ... mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 152
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 411
Textanalyse und Interpretation zu
Henrik Ibsen
EIN VOLKSFEIND
Rüdiger Bernhardt
Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgaben: Henrik Ibsen: Ein Volksfeind. Schauspiel in fünf Akten. Übersetzung von Christian Morgenstern. Husum/Nordsee: Hamburger Lesehefte Verlag, 2010 (224. Hamburger Leseheft).
Über den Autor dieser Erläuterung: Prof. Dr. sc. phil. Rüdiger Bernhardt lehrte neuere und neueste deutsche sowie skandinavische Literatur an Universitäten des In- und Auslandes. Er veröffentlichte u. a. Monografien zu Henrik Ibsen, Gerhart Hauptmann, August Strindberg und Peter Hille, gab die Werke Ibsens, Peter Hilles, Hermann Conradis und anderer sowie zahlreiche Schulbücher heraus. Von 1994 bis 2008 war er Vorsitzender der Gerhart-Hauptmann-Stiftung Kloster auf Hiddensee. 1999 wurde er in die Leibniz-Sozietät gewählt.
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.
1. Auflage 2017
ISBN 978-3-8044-7041-5
© 2009, 2017 by Bange Verlag GmbH, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: Szenenbild aus einer Inszenierung am Maxim Gorki Theater Berlin, 2012 © ullstein bild – Lieberenz
Hinweise zur Bedienung
Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.
Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).
Verknüpfungen zu Textstellen innerhalb des Textes (Querverweise) Querverweise, z. B. „s. S. 26 f.“, können durch Tippen auf den Verweis aufgerufen werden. Verwenden Sie die „Zurück“-Funktion Ihres ePub-Readers, um wieder zum Ursprung des Querverweises zu gelangen.
Verknüpfungen zu den Online-Aufgaben Im Abschnitt 6 „Prüfungsaufgaben“ finden Sie einen Hinweis zu zwei kostenlosen zusätzlichen Aufgaben. Diese Aufgaben können über die Webseite des Verlages aufgerufen werden. Tippen Sie auf die Verknüpfung und Sie werden direkt zu den Online-Aufgaben geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt.
Verknüpfungen zu Inhalten aus dem Internet Verknüpfungen zu Inhalten aus dem Internet werden durch eine Webadresse gekennzeichnet, z.B. www.wikipedia.de. Tippen Sie auf die Webadresse und Sie werden direkt zu der Internetseite geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt. Hinweis: Bitte beachten Sie, dass Webadressen nach Erscheinen dieses ePubs gegebenenfalls nicht mehr aufrufbar sind!
INHALT
1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Henrik Ibsen: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Ibsens Reaktion auf die Publikumsverurteilung der Gespenster
Die Entwicklung Norwegens nach 1850
Deutschland unter dem Sozialistengesetz 1878 bis 1890
Der Einfluss wissenschaftlicher Entwicklungen – Ibsens Prinzip der Polarität
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -Interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
Erster Akt
Zweiter Akt
Dritter Akt
Vierter Akt
Fünfter Akt
3.3 Aufbau
Schauspiel – Lustspiel – Tragikomödie?
Nähe zum aristotelischen Schauspiel
Die Funktion der Briefe im Stück
Der besondere vierte Akt
Der Konflikt – Die Einheiten des Ortes und der Zeit
Die Funktion der Regieanmerkungen
Der Bote aus der Fremde
Der Schlusssatz
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Thomas Stockmann
Peter Stockmann
Kathrine Stockmann
Petra Stockmann
Die Redakteure des „Volksboten“ Billing und Hovstad
Morten Kiil
Aslaksen
Kapitän Horster
Bürger der Stadt
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
Veraltete Übersetzung
Leitbegriffe und Symbole
Sprachliche Verwandlung in säkularen Messias
3.7 Interpretationsansätze
Ein leicht zu verstehendes Stück?
Widerspruch zwischen naturwissenschaftlicher und sozialer Wahrheit
Die Lebenslüge und Ibsens „drittes Reich“ als Reich der Wahrheit
Nichtstaat und Adelsmenschen
Ibsen als früher Umweltaktivist
4. Rezeptionsgeschichte
Rezeption bis 1918
Rezeption in den 1920er Jahren
Rezeption im Nationalsozialismus
Rezeption nach 1945
Vom Volksfeind beeinflusste literarische Werke
5. Materialien
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1 *
Aufgabe 2 *
Aufgabe 3 ***
Aufgabe 4 ***
Literatur
Zitierte Ausgabe
Primärliteratur
Lernhilfen und Kommentare für Schüler
Sekundärliteratur
Damit sich jeder Leser in diesem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, folgt eine Übersicht.
Im 2. Kapitel wird Henrik Ibsens Leben beschrieben und auf den zeitgeschichtlichen Hintergrund verwiesen:
Henrik Ibsen lebte von 1828 bis 1906, viele Jahre in Italien und Deutschland. Er ist der berühmteste Dramatiker Norwegens. Zur Phase seiner gesellschaftskritischen Stücke gehört EinVolksfeind. Das Stück reagierte auf politische Entwicklungen in Norwegen, aber auch auf Leserreaktionen zu Ibsens Gespenstern. Wegen seiner Thematik ist es bis heute aktuell.
Norwegen erlebte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eine schnelle Industrialisierung, parallel bildete sich der Naturalismus als europäische Denk- und Kunstrichtung aus. Der Naturalismus war der Versuch, gesellschaftliche Widersprüche, Wissenschaft und Kunst aufeinander zu beziehen. Ästhetische Kategorien waren demgegenüber untergeordnet.
Ibsens Prinzip der Polarität vereinigte die Dialektik Hegels mit Søren Kierkegaards normierten Lebensweisen und übertrug diese Systematik in die moderne Gesellschaftsdramatik.
Im 3. Kapitel wird eine Textanalyse und -interpretation geboten.
Ein Volksfeind – Entstehung und Quellen
In der kurzen Entstehungsgeschichte 1882 wurden langfristige Vorgänge verarbeitet, die sowohl die europäische Entwicklung als auch die individuellen Erlebnisse Ibsens betrafen. Zu den Quellen gehörten zeitgenössische Ereignisse, wie die Pariser Kommune, die sich auf Ibsens Nichtstaatstheorie auswirkte, autobiografische Bezüge, die gewollt waren, aktuelle Ereignisse von vergleichbaren Vorfällen und literarische Beziehungen (J. S. Welhaven, B. Bjørnson, G. Brandes, J. Lie, Molière).
Inhalt:
Der Badearzt Dr. Stockmann erfährt, dass eine von ihm einst empfohlene Quelle, die den Aufstieg des Ortes zum Bad auslöste, durch Industrieabwässer verseucht ist. Sein Bruder weist als Bürgermeister des Ortes Sanierungen mit Rücksicht auf die Aktionäre des Bades und die Einwohner, die von den Einnahmen abhängig sind, zurück. Dr. Stockmann will sich über die Presse, die ihm anfangs beistehen will, an die Öffentlichkeit wenden, aber sein Bruder verhindert die Versuche und bringt die öffentliche Meinung gegen den Badearzt auf. Dr. Stockmann stellt die Bürgerschaft in einer öffentlichen Veranstaltung bloß. Die bezeichnet ihn daraufhin als Volksfeind. Die Familie verliert alles, aber Dr. Stockmann, von seiner Familie unterstützt, kämpft weiter.
Chronologie und Schauplätze:
Das Stück spielt in den 1870er Jahren in einer südnorwegischen Küstenstadt, die zum Badeort aufgestiegen ist. Sie ist Symbol für den Aufstieg Norwegens in diesen Jahren, aber auch für die Bedrohung des Aufstiegs durch Korruption und politische Manipulation. Die Überlegungen Ibsens über Majorität und Minorität gehen in die Zeit der Pariser Kommune zurück und lassen ihn zu einer speziellen Nichtstaatstheorie kommen.
Personen:
Thomas Stockmann,
ca. 40-jähriger Arzt und früher Umweltschützer,
verheiratet und Vater von drei Kindern,
Wahrheitsfanatiker und Querkopf,
freundlich, leichtlebig, schnell erregt.
Peter Stockmann,
ca. 45-jähriger Bürgermeister und Polizeichef,
Vorstand der Badeverwaltung,
korrupter, pedantischer Beamter,
alleinstehend, lebt spartanisch, kränklich.
Kathrine Stockmann,
etwa 30-jährige Frau von Thomas, ist ihm letztlich überlegen,
haushälterisch und sachlich,
trägt die Verantwortung für die Familie.
Petra Stockmann,
ca. 20-jährige Tochter von Thomas und Kathrine Stockmann,
Schwester von Eilif, 13 und Morten, 10,
Lehrerin und Übersetzerin,
sucht nach ehrlichen Erziehungszielen.
Billing und Hovstad
Redakteure des Volksboten,
Mitgiftjäger und Streber,
opportunistische Journalisten,
liberal, atheistisch, karrieristisch.
Morten Kiil („Dachs“)
Schwiegervater von Thomas,
rücksichtsloser Gerbereibesitzer,
geizig und bösartig.
Aslaksen
Buchdrucker,
Typ des perfekten Opportunisten,
Verkünder des Maßhaltens,
beherrscht die Presse.
Kapitän Horster
interessiert sich nicht für den Badeort,
ist in der Welt – Amerika! – unterwegs,
Neigung zu Petra Stockmann.
Bürger der Stadt
verkörpern die von Thomas verabscheute Majorität,
uninformiert, obrigkeits- und pressehörig,
bieten Farce einer demokratischen Meinungsbildung.
Stil und Sprache:
Sprache ist ein von Ibsen differenziert eingesetztes künstlerisches Mittel; viele Wörter oder oft verwendete Begriffe sind mit einem metaphorischen Gehalt unterlegt. – Die Sprache ist scheinbar einfach, aber mit Symbolen versehen; Regieanmerkungen werden zu epischen Texten.
Verschiedene Interpretationsansätze bieten sich an:
Ein Volksfeind reflektiert die norwegische und europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts am Beispiel eines kleinen wirtschaftlich aufstrebenden Küstenortes und lässt sich auf mehrere zeitgenössische Vorgänge anwenden.
Der dem Stück zugrunde liegende Konflikt ist der Widerspruch zwischen naturwissenschaftlicher und sozialer Wahrheit.
Ibsen hat in seinem politischen Stück auch seine Nichtstaatstheorie sowie seine Konzeption eines „dritten Reichs“ der „Adelsmenschen“ zur Diskussion gestellt.
Es ist ein Stück der Realität wie der Symbolik, indem es moderne Fehlentwicklungen von Demokratie, Freiheit, Bürgerbewegung usw. bis in die Gegenwart im Symbol des Sumpfes und der Verseuchung diskutiert und nach Veränderungen sucht.
Aus dieser Betrachtung als reales und als symbolisches Stück ergibt sich seine ungebrochene Aktualität bis heute (Ibsen als früher Umweltaktivist).
Rezeptionsgeschichte:
Von seiner Uraufführung 1882 bis in die Gegenwart gehört Ein Volksfeind zu den am häufigsten inszenierten Stücken Henrik Ibsens und hat eine nur schwer zu überschauende Sekundärliteratur hervorgebracht.
Besonders in Zeiten der Radikalisierung politischer Ideen hat die Symbolfunktion des Stückes dazu gedient und dient sie noch, ein Diskussionsforum politischer Themen zu schaffen.
Dabei hatte das Stück in Deutschland von Beginn an eine größere Resonanz als in seiner norwegischen Heimat.
Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde das Werk jedoch missbraucht und zum Teil verfälscht inszeniert.
Das Werk wird bis heute von bedeutenden Regisseuren inszeniert und wurde bereits mehrfach verfilmt. Auch ließen sich viele Schriftsteller von Ibsens Stück anregen (u. a. Arthur Schnitzler, Arthur Miller und Friedrich Dürrenmatt).
Henrik Johan Ibsen (1828–1906)© ullstein bild
JAHR
ORT
EREIGNIS
ALTER
1828
Skien
Henrik Johan Ibsen wird am 20. März geboren. Vater: Knud, Kaufmann, Mutter: Marichen Cornelia Martine, geb. Altenburg.
1835
Venstøp
Konkurs des Vaters, Umzug im Juni, sozialer Abstieg. Schulbesuch in Skien.
7
1840
Venstøp
Baut sich ein Marionettentheater.
12
1843
Skien
1. Oktober: Konfirmation; Rückkehr nach Skien. Will eigentlich Maler werden.
15
1844
Grimstad
3. Januar: Apothekerlehre bei Jens Arup Reimann.
16
1846
Grimstad
9. Oktober: Geburt des Sohnes Hans Jacob Henriksen aus dem Verhältnis mit dem zehn Jahre älteren Dienstmädchen bei Reimanns Else Sophie Birkedalen.
18
1847
Grimstad
Nach der Hälfte der Lehre: Apothekengehilfe („qualifizierter Helfer“) unter dem neuen Besitzer Lars Nielsen. Freundschaft mit dem Zollbeamten Christopher Due.
19
1848-49
Grimstad
Vorbereitung auf das Abitur, im Winter: Catilina, 1850 erschienen. Berufswunsch: Arzt. Beeindruckt von der nationalromantischen Dichtung Johan Sebastian Welhavens, Andreas Munchs und Adam Gottlob Oehlenschlägers; schreibt historische Dramen.
20–21
1850
Christiania (seit 1924 Oslo)
28. April: Ankunft. Heltberg’sche „Abiturientenfabrik“, Berührung mit der Arbeiterbewegung, den Thranitern. Mitarbeit an Zeitschriften. Letzter Besuch bei den Eltern in Skien. Abitur teilweise bestanden.
22
1851
Christiania
Hört Vorlesungen, publizistisch tätig. Im Januar erscheint die literarisch-satirische Zeitschrift Manden (Der Mann). Er zahlt zu spät Unterhalt, wird verurteilt, entgeht knapp dem Gefängnis.
23
Bergen
Seit Sommer Dramaturg, Regisseur und Dichter am Norwegischen Theater. Freundschaft mit Bjørnstjerne Bjørnson.
1852
Kopenhagen
Studienreise mit einem Stipendium. Bekanntschaft mit Johan Ludvig Heiberg und H. C. Andersen. Sieht Stücke Shakespeares, Holbergs, Scribes u. a.
24
Dresden
9. Juni: Ankunft, Unterstützung durch den Maler Johan Clausen Dahl. Hermann Hettners Buch Das moderne Drama wird zum Erlebnis.
1855/56
Frau Inger auf Östrot, Das Fest auf Solhaug.
27/28
1856
Erfolgreiche Aufführung der Stücke. Lernt seine zukünftige Frau Suzannah Thoresen kennen.
28
1857
Christiania
Künstlerischer Leiter des Norwegischen Theaters (Kristiania Norske Theater).
29
1858/59
Christiania
Verlobung, am 18. Juni 1858 Heirat mit S. Thoresen, Geburt des Sohnes Sigurd (23. 12. 1859). Die Familie ist arm, Schulden bei zehn Gläubigern häufen sich in der nächsten Zeit an.
30/31
1862
Christiania
Wegen finanzieller Schwierigkeiten des Theaters Ende der Tätigkeit. Sommer: Die Komödie der Liebe, Veröffentlichung im Dezember, Unverständnis bei den Lesern, erst 1873 uraufgeführt. Ende Juni – Juli: Reise durch Norwegen, sammelt Volkssagen.
34
1863
Christiania
Berater und Dramaturg am Christiania-Theater, erneutes Stipendium wird während der Arbeit an Die Kronprätendenten verbraucht. Uraufführung am 17. Januar 1864. Storting beschließt im September staatliches Reisestipendium, Geldsammlung durch Bjørnson (700 Speciestaler), den „Geldsammler“ (S. 10, 39).
35
1864
Christiania
Ibsen bricht am 2. April nach Kopenhagen auf.
36
Berlin, Rom
Erlebt in Berlin die Siegesparade nach dem Deutsch-Dänischen Krieg und erzählt in Rom im Skandinavischen Club davon. Für 27 Jahre verlässt Ibsen seine Heimat, die er nur besuchsweise wiedersieht (z. B. 1874).
1866
Rom
15. März: Veröffentlichung von Brand, großer Erfolg, vier Auflagen in dem Jahr. 12. Mai: Bewilligung einer jährlichen Dichtergage (400 Speciestaler), Beginn des lebenslangen Kontaktes zum Verleger Frederik Hegel (1817–1887).
37
1867
Dänemark
Georg Brandes (1842–1927) veröffentlicht seinen ersten Essay über Ibsen.[1] Er wird zum wichtigsten Verbündeten.
39
Sorrent
Abschluss von Peer Gynt, Entfremdung von Bjørnson.
1868
Dresden
Umzug, im „Literarischen Verein“ nimmt er an Veranstaltungen teil, wird 1904 Ehrenmitglied. Mehrfach Wohnungswechsel im Stadtzentrum.
40
1869
Juni: Tod der Mutter, die seit 1865 vom Vater getrennt lebte. Ibsen hatte sie seit 1850 nicht mehr gesehen. Juli: Ibsen vertritt Norwegen bei einem Rechtschreibkongress der skandinavischen Sprachen.
41
Stockholm
Oktober: Teilnahme an der Eröffnung des Suezkanals. Kreuzfahrt auf dem Nil.
Paris/Orient
18. Oktober: Uraufführung Der Bund der Jugend, zuerst abgelehnt, wird es „das beliebteste Stück im Norwegen des 19. Jahrhunderts“[2].
Dresden
Rückkehr
1870
Dänemark
Besuch, Begegnung mit dem Verleger Frederik Hegel.
42
1871
Dresden
Ablehnung des Deutsch-Französischen Krieges, Nichtstaatstheorie unter Bezug auf die Pariser Kommune. Angriffe auf ihn wegen „Deutschenhass“.[3] Georg Brandes und Laura Kieler besuchen ihn. Gedichte werden zum Erfolg.
43
1872
Dresden
Erste deutsche Übersetzungen (Brand, Die Kronprätendenten, Der Bund der Jugend); Brandes und H. C. Andersen zu Besuch.
44
1873
Pillnitz bei Dresden
Den Sommerhaushalt führen Ibsens Frau und seine Schwägerin Marie. Abschluss Kaiser und Galiläer. Verzicht auf den Vers im Drama.
45
Wien
Juni – 1. August: Jurymitglied für Dänemark und Norwegen auf der Weltausstellung.
1874
Christiania
19. Juli: Erster Besuch nach zehn Jahren Abwesenheit.
46
1875
München
Frühjahr: Umzug von Dresden. Teilnahme an den Sitzungen des „Krokodils“ (Vorsitzender: Paul Heyse).
47
1876
Meiningen
Die Meininger[4] unter Herzog Georg II. führen am 30. Januar 1876 die Kronprätendenten (Ü.: Adolf Strodtmann) auf (erste deutsche Aufführung eines Stückes von Ibsen), als Gastspiel am 3. Juni in Berlin.[5] Ibsen und der Herzog planen, dass er eine Stellung am Meininger Theater einnimmt und sich schnell einarbeite.[6] Der Plan zerschlägt sich.
48
München
10. April: Aufführung der Helden auf Helgeland.
Christiania
Peer Gynt als Oper (Musik: Edvard Grieg) wird zum Erfolg.
Gossensaß
August/September: erstmals Urlaub in Südtirol, dem sich weitere 1878, 1882, 1883, 1884 und 1889 anschließen.
1877
Uppsala Skien
Ehrendoktorwürde auf Empfehlung des Dichters und Literaturwissenschaftlers Lorentz Dietrichson. 4. Oktober: Tod des Vaters.
49
1878
Berlin
Jan./Febr.: Fünf Bühnen führen gleichzeitig Stützen der Gesellschaft auf.
50
Rom
Anschließend Aufführung an 27 Theatern. Zum Studium des Sohnes Sigurd.
1879
Amalfi
September: Abschluss von EinPuppenheim (Nora).
51
1879
München
Ab 14. Oktober.
Kopenhagen
21. 12. Uraufführung Nora, erlebt in drei Monaten drei Auflagen (8000, 3000, 3000 Ex.).
1880
Berchtesgaden
Sommeraufenthalt.
52
Rom
November, bis 1885 Wohnort.
1881
Kopenhagen
12. Dez.: Veröffentlichung der Gespenster löst Skandal in Skandinavien aus.
53
1882
Rom
Jan.: Ein Volksfeind entsteht.
54
Chicago
Mai: Uraufführung der Gespenster durch eine norwegisch-dänische Wandertruppe. Versöhnung mit Bjørnson.
Gossensaß
Sommeraufenthalt.Ein Volksfeinderscheint.
1884
Die Wildente.
56
1885
München
2. Oktober: Übersiedlung nach München.
57
1886
Augsburg
14. April: Aufführung der Gespenster als Generalprobe in Anwesenheit Ibsens.
58
Meiningen
Festwoche mit Ibsen, Richard Voß und Paul Lindau; 21. 12.: Aufführung der Gespenster durch die Meininger. Ritter des Sächsisch-Ernestinischen Ordens 1. Klasse. Verbot der Aufführung in Berlin.Rosmersholm.
1887
Berlin
9. Januar: Einmalige Gespenster-Aufführung als Matinee im Residenz-Theater[7] in Anwesenheit des Dichters, Ibsens endgültiger Durchbruch in Deutschland. „Heut bricht für die deutsche Literatur eine Epoche an“[8] (Julius Hoffory, 1855–1897, dänischer Hochschullehrer und Propagandist Ibsens, von Einfluss auf den Theaterkritiker Alfred Kerr, s. S. 104 f. der vorliegenden Erläuterung).
59
1888
Die Frau vom Meere.
60
1889
Gossensaß
Begegnung mit Emilie Bardach.
61
Berlin
29. September: Mit Gespenster im Lessing-Theater Freie Bühne eröffnet.
1890
München
Abschluss von Hedda Gabler.
62
1891
Norwegen
Kreuzfahrt entlang der norwegischen Küste, anschließend in Christiania, wo er im Oktober eine Wohnung bezieht.
63
1892
Christiania
Baumeister Solness. Sohn Sigurd, außenpolitischer Beamter, ab 1903 Staatsminister, heiratet Bjørnsons Tochter Bergliot.
64
1894–96
Klein Eyolf, John Gabriel Borkman.
66–68
1898
Christiania
Feiern zum 70. Geb. Deutsche Gesamtausgabe beginnt zu erscheinen (S. Fischer, Berlin), anschließend skandinavische Gesamtausgabe.
70
1899
Christiania
Wenn wir Toten erwachen. Epilog. Grandioser Abschluss eines Lebenswerkes.
71
1900
Christiania
März: 1. Schlaganfall, Sanatoriumsaufenthalt, Krankheit.
72
1901
Christiania
Zweiter und 1903 dritter Schlaganfall.
73
1906
Christiania
23. Mai: Tod nach langem Krankenlager, Staatsbegräbnis.
78
ZUSAMMENFASSUNG
Die Entstehung des Stückes Ein Volksfeind wurde beeinflusst von:
der Wirkungsgeschichte von Ibsens Stück Gespenster (1881),
der spezifischen Entwicklung Norwegens im europäischen Rahmen: Die kapitalistisch-industrielle Entwicklung vollzog sich in Norwegen aufgrund einiger Besonderheiten – kein bedeutender Adel, selbstbewusste Bauernschaft, weltoffene Transportsysteme – schneller als in anderen Ländern und führte zu einer besonderen bürgerlichen Demokratie.
Ibsens Prinzip der Polarität (jeder Gedanke trägt seinen Widerspruch in sich) vereinigte die Dialektik Hegels mit den Vorstellungen von einem modernen sozialen Drama nach Hermann Hettner und mit Søren Kierkegaards normierten Lebensweisen nach dem Hauptwerk Entweder – Oder (1843) und übertrug diese Systematik in die moderne Gesellschaftsdramatik.
Ibsens Reaktion auf die Publikumsverurteilung der Gespenster
Ein Volksfeind war zunächst einmal eine Reaktion des Dichters auf den ablehnenden Umgang der Öffentlichkeit mit seinem Stück Gespenster (1881). Selbst der mit Ibsen befreundete Autor Paul Heyse bemerkte „missvergnügt: ‚Solche Bücher schreibt man überhaupt nie.“[9] Von einem dänischen Blatt wurde sogar empfohlen, die Gespenster „möge(n) in die Kalkgrube geworfen werden, wo so etwas allein hingehöre“[10]