Eiskalte Steine - Eckehard Plum - E-Book

Eiskalte Steine E-Book

Eckehard Plum

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Beschreibung

Findlinge in Berlin: Dieses Buch möchte mit dazu beitragen, eine gewisse Neugierde zu entfachen. Als Zeugen der Eiszeiten aus dem Norden haben sie nicht nur einen langen Weg hinter sich und sind von großem wissenschaftlichen Wert, sondern sind darüber hinaus in Berlin auch recht häufig zu finden. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, kommt an ihnen kaum vorbei, liegen sie doch vielfach in Parks und Grünanlagen herum.

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Seitenzahl: 48

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Alter Park (Tempelhof-Schöneberg)

Coverfoto: „Thielstein“ (Steglitz-Zehlendorf) – © 2022 by Eckehard Plum

Findlinge in Berlin – Eine Auswahl

224 Farbfotos – © 2022 by Eckehard Plum

Naturerfahrungsraum (Friedrichshain-Kreuzberg)

INHALTSVERZEICHNIS

Einführung

Geologie

Fotos der Findlinge

Liste der Findlinge

Glossar

Literaturverzeichnis

EINFÜHRUNG

Für mich als Geologen üben diese Steinriesen – besser bekannt unter dem Namen Findlinge – eine große Faszination aus. Dieses Buch möchte mit dazu beitragen, eine gewisse Neugierde bei den Leserinnen und Lesern zu entfachen. Als Zeugen der Eiszeiten aus dem Norden haben sie nicht nur einen langen Weg hinter sich und sind von großem wissenschaftlichen Wert, sondern sind darüber hinaus in Berlin auch recht häufig zu finden. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, kommt an ihnen kaum vorbei, liegen sie doch vielfach z. B. in Parks und Grünanlagen. Mit den Geo-Koordinaten (GPS) können Sie über eine Liste am Ende des Buches die Findlinge jederzeit wiederfinden, wobei ich für die Richtigkeit der Angaben keinerlei Verantwortung übernehme.

Ein Anliegen dieses Buches ist es, die Erhabenheit und Schönheit der Findlinge in den Vordergrund zu rücken und frei nach dem Motto: Bilder sagen mehr als Tausend Worte – die Fotografien für sie „sprechen“ zu lassen.

Ausdrücklich bedanken möchte ich mich beim Zoo Berlin (Zoologischer Garten Berlin AG, Hardenbergplatz 8, 10787 Berlin) und dem Botanischen Garten Berlin (Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin – BGBM – Königin-Luise-Straße 6-8, 14195 Berlin) für die Genehmigungen, Findlinge auf den jeweiligen Arealen fotografieren und für dieses Buch verwenden zu dürfen.

Ist ein Wort im folgenden Text fett gedruckt, so finden Sie dazu weitere Informationen im Glossar ebenfalls am Ende dieses Buches.

Was es nun jedoch mit den Findlingen in Berlin auf sich hat und wie sie den weiten Weg in die Hauptstadt gefunden haben, erfahren Sie in dem nun folgenden Kapitel Geologie.

GEOLOGIE

Während diverser Vereisungsphasen (Eiszeiten) – drei sind sicher belegt – die in Berlin als Teil des norddeutschen Flachlands sichtbar die Landschaft prägten, wurden Findlinge mit dem Eis aus Nordeuropa (Skandinavien) über mehrere hundert Kilometer nach Süden transportiert und dort abgelagert. Teilweise bis an den Rand der deutschen Mittelgebirge (siehe Feuersteinlinie im Glossar).

Diese drei Eiszeiten nennt man Elster-,Saale- und Weichseleiszeit – benannt nach europäischen Flüssen. Die letzte Eiszeit (Weichsel) drang immerhin noch bis südlich von Berlin vor. Sie war es auch, die dem Stadtgebiet ihr heutiges geomorphologisches Aussehen gegeben hat. Da die Weichsel-Eiszeit für Berlin eine besondere Bedeutung hat – dazu nun ein paar Daten (Quelle):1

Beginn der Weichsel-Eiszeit vor ca. 115.000 Jahren

Beginn des Eisvorstoßes aus Skandinavien vor ca. 29.000 Jahren

Absinken des Meeresspiegels um ca. 135 Meter

Absinken der Temperatur auf der Nordhalbkugel um etwa 9°C

Maximaler Vorstoß des Eises bis etwa 45 Kilometer südlich von Berlin

Ende der Eiszeit vor ca. 11.600 Jahren

Nach dem Abschmelzen der Eismassen blieben die mitgeführten Geschiebe (darunter die Findlinge) einfach liegen. Ebenfalls zurück blieben Sand, Kies, Schluff und Ton. Sie bildeten unter dem Eis die sogenannte Grundmoränenlandschaft mit ihren sanften Hügeln.

Ausgebildete Grundmoränenlandschaften zeigen sich mit der Barnim-Hochfläche im Nordosten, der Teltow-Hochfläche im Süden und der Nauener Platte im Südwesten Berlins. Ausgeprägte Endmoränen dagegen sind im Stadtgebiet und ihrer Umgebung nicht anzutreffen. Manche sprechen von den Müggelbergen im Südosten (Treptow-Köpenick) von einer Endmoräne. Da sie aber keine Sanderfläche besitzen und isoliert in der Landschaft stehen, kann man sie nicht als eine „echte“ Endmoräne ansehen. Immerhin jedoch wurden die Müggelberge ebenfalls von der Eiszeit geformt. Echt hingegen ist die einzige innerstädtische Binnen-Düne Deutschlands, die man im Wedding bewundern kann (siehe Seite →):

„Sie ist ein Ausläufer der ehemaligen Dünenlandschaft des heutigen Volksparks Rehberge und Teil des Warschau-Berliner Urstromtals, das vor ca. 10.000 Jahren während der letzten Kaltzeit entstand. […] Inmitten eines heute großflächig urbanisierten Stadtbezirks bildet sie ein Relikt früherer Klimaverhältnisse, ihre Geschichte zeugt von in den Jahrhunderten danach entstandenen Überformungen.“2

Weitere sichtbare Hinterlassenschaften der Eiszeiten in Berlin sind sicherlich auch die vielen Seen (Wannsee, Nikolassee, Schlachtensee, Krumme Lanke, Grunewaldsee, Hundekehlesee usw.) und Flüsse (Spree und Havel).

Die schmelzenden Eismassen flossen in Richtung Nordwesten ab und hinterließen so das Berliner Urstromtal als Teil des eben erwähnten Warschau-Berliner Urstromtals – das quer durch die Stadt verläuft – und in dem heute die Spree fließt. Dabei trennt es die Barnim-Hochfläche von der Teltow-Hochfläche. Die dort vorhandenen Sande haben eine Mächtigkeit von mehr als 20 Metern ausgebildet und stellen die Grundwasser- und damit auch Trinkwasserspeicher der Stadt Berlin dar. Viele Teiche und Seen in Berlin sind Toteisseen, die sich nach dem Rückzug der Gletscher gebildet haben, wie zum Beispiel der Wilhelmsteich, der Klarensee und der Franckenteich im heutigen Stadtteil Tempelhof. Als Erbe der Eiszeiten haben sich in Berlin mehr als 60 Seen erhalten.

Ein anderes Überbleibsel der Weichseleiszeit ist der Murellenberg (60 Meter hoch) und die Murellenschlucht (30 Meter tief). Sie bilden den Nordrand der Moränenlandschaft des Grunewalds. Die dort vorhandenen Findlinge sehen Sie auf Seite → dieses Buches. Geomorphologisch betrachtet, gehört die Murellenschlucht – neben dem Grunewald – zur Teltow-Hochfläche.

Entsetzlicherweise wurden in der Murellenschlucht während des NS-Terrors über 200 Menschen ermordet!

Geologisch gesehen, zählen die Eiszeiten zum Zeitabschnitt des Pleistozäns (2,588 Millionen Jahre bis ca. 11.600/11.700 Jahre) und damit zum Zeitalter des Quartärs, ebenso wie das Holozän (Jetztzeit), das sich an das Pleistozän anschließt – frei nach einer Erzählung von Max Frisch: Der Mensch erscheint im Holozän.