Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen. »Du kannst das Rad der Zeit nicht zurückdrehen!« Das letzte Manuskript seiner Frau lag vor ihm. Immer wieder las Urban Miller den ersten Satz. Im Nachhinein erschien er ihm schicksalhaft. Das war natürlich Unsinn. »Niemand konnte vorausahnen, dass dieser Unfall passieren würde.« Sein Vater Hubert hatte einen Blick über seine Schulter geworfen. Es fiel ihm nicht schwer, die Gedanken seines Sohnes zu erahnen. Sie drehten sich stets um dasselbe. »Es war mein Fehler. Wenn ich nicht am Autoradio herumgespielt hätte, wäre das alles nicht passiert.« Minutiös erinnerte sich Urban an den folgenschweren Unfall. Er musste nur die Augen schließen, um immer wieder dieselben Bilder vor sich zu sehen. Immer wieder fühlte er den Schrecken, der ihm in die Glieder fuhr. Sah er das Motorrad direkt auf sich zukommen. Noch einmal riss er im Geiste das Lenkrad herum. Und immer wieder war es zu spät, starrte er in Isabells schreckgeweitete Augen, die bald danach gebrochen waren. »Du hast dein Urteil bekommen. Drei Jahre auf Bewährung wegen fahrlässiger Tötung«, erinnerte Hubert seinen Sohn hilflos an das Gerichtsurteil.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 116
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
»Du kannst das Rad der Zeit nicht zurückdrehen!« Das letzte Manuskript seiner Frau lag vor ihm. Immer wieder las Urban Miller den ersten Satz. Im Nachhinein erschien er ihm schicksalhaft. Das war natürlich Unsinn.
»Niemand konnte vorausahnen, dass dieser Unfall passieren würde.«
Sein Vater Hubert hatte einen Blick über seine Schulter geworfen. Es fiel ihm nicht schwer, die Gedanken seines Sohnes zu erahnen. Sie drehten sich stets um dasselbe.
»Es war mein Fehler. Wenn ich nicht am Autoradio herumgespielt hätte, wäre das alles nicht passiert.« Minutiös erinnerte sich Urban an den folgenschweren Unfall. Er musste nur die Augen schließen, um immer wieder dieselben Bilder vor sich zu sehen. Immer wieder fühlte er den Schrecken, der ihm in die Glieder fuhr. Sah er das Motorrad direkt auf sich zukommen. Noch einmal riss er im Geiste das Lenkrad herum. Und immer wieder war es zu spät, starrte er in Isabells schreckgeweitete Augen, die bald danach gebrochen waren.
»Du hast dein Urteil bekommen. Drei Jahre auf Bewährung wegen fahrlässiger Tötung«, erinnerte Hubert seinen Sohn hilflos an das Gerichtsurteil.
Urban lachte freudlos.
»Glaubst du wirklich, damit hätte ich meine Hände reingewaschen?« Er klappte die Mappe zu, damit den wertvollen Manuskriptseiten nichts geschah. »Meine Seele wird nie mehr wieder Ruhe finden.« Und ein wenig später: »Ich vermisse Isabell so sehr. Sie war die perfekte Frau für mich.«
Hubert Miller wusste das. Und er wusste nicht, was er dazu sagen sollte.
»Warum schickst du es nicht dem Verlag?« Er deutete auf den schlichten schwarzen Ordner. »Es wäre eine Sensation. Das letzte Werk der berühmten Schriftstellerin Ada Münster. Ihr Vermächtnis. Ich bin mir sicher: Isabell hätte es so gewollt.«
Urban zuckte mit den Schultern.
»Mag sein. Aber ich bin nicht Isabell. Ich bin froh, dass endlich Gras über die Sache gewachsen ist. Dass die Reporter nicht mehr Tag und Nacht vor dem Haus herumlungern. So oder so ist mein Leben ruiniert. Aber auf diese Weise habe ich wenigstens meine Ruhe.« Urban erhob sich seufzend und brachte das Manuskript zurück an seinen Platz in einem Regal im Schlafzimmer. Niemand wusste von diesem letzten Werk der berühmten Autorin. Niemand sollte in Zukunft davon erfahren. Er sah auf die Uhr. »Zeit für die Spätschicht.«
»Wie läuft es in der Klinik?«, erkundigte sich Hubert pflichtschuldig. Seit Isabells Tod führten die beiden Männer einen gemeinsamen Haushalt. Auf diese Weise konnten sie sich die anfallende Hausarbeit teilen, war keiner der beiden alleine. An der Einrichtung war jedoch kaum etwas verändert worden. Urban wollte es so. Unter keinen Umständen wollte er Isabell vergessen. Nicht das kleinste Detail. Auch wenn jeder dieser Gedanken schmerzte wie ein Nadelstich in eine schwelende Wunde. Das war ihm gerade recht.
Urban packte ein paar Sachen zusammen.
»Die Arbeit in der Klinik ist der einzige Grund, warum ich mir noch nicht die Kugel gegeben habe«, entgegnete er lakonisch und sah sich fragend im Zimmer um. »Ohne das grenzenlose Verständnis von Frau Dr. Behnisch wäre ich den Job längst los. So, ich glaub, ich hab’ alles.« Er sah seinen Vater aufmerksam an. »Was hast du heute vor?«
»Dies und das. Ich will endlich an meinem Bild weitermachen. Du weißt schon, das Frauenportrait. Aber irgendwie will mir der Ausdruck nicht recht gelingen. Es ist nicht das, was ich mir vorstelle.«
»Du solltest dich mit Hausarbeit ablenken.« Urban kannte die Kniffe seines Vaters, mit denen er eine kreative Krise zu überwinden pflegte. »Ich hab’ ein paar Hemden rausgelegt, an denen Knöpfe fehlen. Und bei einem Pullover ist eine Naht aufgegangen, und eine Hose müsste gekürzt werden. Wäre nett, wenn du das zu einer Näherin bringen könntest.«
Hubert lachte.
»Knöpfe annähen schaffe ich gerade noch selbst. Um den Rest kümmere ich mich.« Er hatte auch schon eine Idee, an wen er sich mit seinem Problem wenden wollte.
Urban zog die Stirn kraus.
»Du sträubst dich ja gar nicht.«
»Warum sollte ich? So ist es doch abgemacht. Du gehst in die Klinik. Ich kümmere mich um den Rest.«
»Trotzdem hast du in der Vergangenheit mit Unmutsbekundungen nicht gespart«, wunderte sich Urban.
»Sei doch froh, dass ich heute offenbar gute Laune habe.« Hubert zwinkerte ihm zu.
»Sollte ich wohl. Also!« Urban hob die Hand zum Gruß.
»Bis dann, mein Junge.« Hubert sah seinem Sohn durchs Fenster nach. Er war in tiefer Sorge.
Der schicksalhafte Unfall war vor mehr als vier Jahren geschehen. Trotzdem fand Urban nicht zurück ins Leben. Nichts und niemand schien ihn aus seiner Melancholie wecken zu können. Aber war das ein Grund, warum er selbst, Hubert, das Leben nicht genießen sollte?
»Hallo, Emma!« In der Menge der jungen Menschen vor der Universität hatte Danny Norden die Literaturstudentin Emma Sandmann entdeckt. Er kannte die junge Frau von Kindesbeinen an und winkte mit beiden Armen, um sie auf sich aufmerksam zu machen. Als sie nicht reagierte, machte er sich auf den Weg zu ihr. Kurz bevor er sie erreicht hatte, blieb er stehen. Emma war in ein Streitgespräch mit ihren Kommilitonen vertieft.
»Zum Genie wirst du es niemals bringen. Aber Talent hast du allemal.«
Danny bemerkte den spöttischen Blick des gutaussehenden, jungen Mannes, der Emma förmlich durchbohrte. »Warum sparst du dir die Zeit hier nicht und verdingst dich gleich als Lohnschreiberin? Frag doch mal bei der Boulevardpresse. Die brauchen immer kitschige Liebesgeschichten«, posaunte Robert Brönner großspurig heraus.
»Ein paar Euros würden dir nicht schaden. Dann könntest du dir wenigstens mal was Anständiges zum Anziehen kaufen«, fügte einer seiner Freunde hinzu, ermutigt durch die großen Worte des Anführers.
»Und zum Friseur gehen. So, wie du aussiehst, nimmt dir sowieso keiner die Schriftstellerin ab.« So und anders klangen die Anfeindungen, die die junge Studentin tagtäglich ertragen musste. Zustimmendes Gelächter ertönte von den Umstehenden. Zutiefst betroffen bemerkte Danny, wie Emma vor Scham feuerrot wurde. Sie senkte den Blick und dachte offenbar nicht daran, sich zu wehren. Dieser männlichen, arroganten Übermacht hatte sie nichts entgegenzusetzen.
»Die Zukunft wird zeigen, wer von uns den Durchbruch schafft«, murmelte sie und wandte sich ab. Rasch ging sie davon, geradewegs an Danny vorbei. Noch mehr spöttische Kommentare folgten ihr.
»Emma, warte!«, rief Danny Norden ihr nach und erwischte sie gerade noch am Ärmel. Die dunklen Haare ließen ihr schmales Gesicht noch blasser erscheinen, als es ohnehin schon war. Schon wollte sie seinen Arm abschütteln. Doch dann erkannte sie ihn. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen.
»Ach, du bist es! Komm, lass uns von hier verschwinden. Mit diesen Lackaffen rede ich freiwillig kein Wort mehr.« Emma warf einen verächtlichen Blick hinter sich.
»Warum wehrst du dich nicht?«, fragte er nicht ganz zu Unrecht.
Emma zuckte ratlos mit den Schultern. »Wie denn? Die haben doch für alles einen dummen Spruch parat. Dagegen komme ich nicht an.« Ihre Stimme war ebenso sanft, wie ihr gesamtes Äußeres es bereits ahnen ließ.
»Kann ich verstehen.« Als Danny bemerkte, dass sie von mehreren neugierigen Augenpaaren verfolgt wurden, legte er kurzerhand seinen Arm um Emmas Schultern.
Verwundert sah sie zu ihm auf. Sie schien nicht recht zu wissen, ob sie sich ihm entziehen sollte. »Was soll das?«
»Die sollen nur sehen, mit wem sie es zu tun bekommen, wenn sie sich mit dir anlegen«, erwiderte er grimmig.
Emma lachte leise und schmiegte sich in den Arm ihres Freundes aus Kindertagen. Aus den Augenwinkeln hatte sie den Ausdruck auf Roberts Gesicht gesehen. Er ließ sie innerlich frohlocken.
»Wetten, dass sie sich das nicht trauen? Die machen nur einen auf dicke Hose, wenn kein ernst zu nehmender Gegner in der Nähe ist.«
»Lächerlich!« Danny machte keinen Hehl aus seiner Verachtung. »Was können die, was du nicht drauf hast?«
Wider Erwarten verklärte sich Emmas Gesicht.
»Robert hat vorhin einen seiner Texte vorgelesen. Er war fantastisch. Dagegen komme ich mir vor wie ein Analphabet.«
»Herrje.« Danny verdrehte die Augen gen Himmel. »Wieso stehen Frauen immer auf Männer, die sie wie den letzten Dreck behandeln?«, zog er seinen eigenen Schluss aus Emmas Bemerkung.
»Wieso? Ich hab’ doch gar nicht gesagt, dass ich auf ihn stehe«, verteidigte sie sich. Ihr Gesichtsausdruck ließ jedoch keinen Zweifel daran, wie Recht Danny mit seiner Vermutung hatte.
Er seufzte.
»Egal. Ich wollte dich fragen, ob du heute Nachmittag mit zum Schwimmen gehst? Die alte Clique trifft sich mal wieder.«
»Geht leider nicht. Ich muss Mama im Laden helfen. Außerdem hatte ich neulich erst eine Halsentzündung«, redete sich Emma rasch heraus. Sie war froh, diese Ausrede parat zu haben. Das klang allemal besser als der wahre Grund. In Wahrheit schämte sie sich, im Bikini vor all den Jungs zu posieren. Zudem war sie müde. So unendlich müde. Und das schon seit Wochen.
»Halsentzündung? Warst du beim Arzt? Mein Dad hat erzählt, dass er auffallend viele Streptokokken-Infektionen zu behandeln hatte.«
Emma lächelte und schüttelte den Kopf.
»Ich mag deinen Dad ja wirklich gern. Aber nicht so sehr, dass ich wegen jedem Kratzen im Hals zu ihm gehe. Und es ist ja schon wieder vorbei«, versicherte sie.
Danny gab sich damit zufrieden.
»Wie läuft das Geschäft von deiner Mum?« Unauffällig streifte sein Blick die schäbige Kleidung der Studentin.
Emma hatte tatsächlich schon mal besser ausgesehen. Daher überraschte ihn ihre Antwort nicht zu sehr.
»Kannst du dir ja vorstellen. Handarbeiten sind völlig aus der Mode. Ich weiß auch nicht, warum Mama so krampfhaft daran festhält und den ganzen Kram nicht einfach verkauft. Sie setzt große Hoffnungen in mich und mein Talent. Wenn ich erst mal meinen ersten Bestseller geschrieben habe, wird alles gut. Zumindest denkt sie das.« Emma zuckte deprimiert mit den Schultern. »Sie glaubt wirklich an mich. Der Gedanke daran, dass ich sie enttäuschen könnte, macht mich wirklich fertig.«
»Kann ich mir gut vorstellen.«
Wieder einmal fühlte sich Danny Norden, als hätte er das goldene Los gezogen. Aufgewachsen als ältester Sohn der Arztfamilie Norden hatte er früh erfahren, dass es viel Leid im Leben mancher Menschen gab. Es war ihm aber auch nicht verborgen geblieben, dass seine Familie nicht zu diesem bedauernswerten Kreis gehörte. Danny bildete sich gerne ein, dass das an den vielen guten Werken lag, die sein Vater tagtäglich vollbrachte. Doch er konnte auch nicht leugnen, dass das Schicksal wenig geneigt war, gerecht zu sein. Emmas Mutter Ruth war das beste Beispiel dafür.
»Deine Mutter hat es wirklich verdient, Glück zu haben.«
Emma nickte eifrig.
»Ich kenne keinen Menschen, dem ich das mehr gönnen würde. Zuerst der überraschende Tod von Papa, die schwierige Zeit mit dem Geschäft, der ständige Geldmangel. Und dann auch noch die Krankheit von Oma. Ich glaube, die jahrelange Pflege hat Mama die letzte Kraft geraubt«, dachte Emma laut über das Schicksal ihrer Mutter nach. »Deshalb muss ich einfach Erfolg haben. Verstehst du das?« Sie blickte zu Danny auf, Verzweiflung im Blick.
»An was ist dein Vater damals eigentlich gestorben?«
Emma zuckte mit den Schultern.
»Keine Ahnung. Irgendeine Nierengeschichte. Ich hab’ Mama ein paar Mal danach gefragt. Aber sie will nicht drüber reden.«
»Muss ein ziemlicher Schock für sie gewesen sein«, stellte Danny fest.
Sie waren an einer belebten Kreuzung angelangt. Wenn Emma nach Hause gehen wollte, trennten sich ihre Wege hier.
»Du kommst also wirklich nicht mit? Arne hat nach dir gefragt.«
Arne also. Emma lächelte, als sie an den gutaussehenden jungen Mann dachte. Er gefiel ihr ausnehmend gut. Aber sie war überzeugt davon, dass er eine Nummer zu groß für sie war. Deshalb machte sie lieber gleich einen großen Bogen um ihn. Ihre Wangen wurden warm.
»Ach, das ist also der Grund, warum du mich dabei haben willst. Seit wann spielst du den Kuppler?«
»Tu ich doch gar nicht.« Die Röte war ihm ins Gesicht geschossen.
Einen Moment lang schien Emma nun doch mit sich zu hadern. Doch schließlich war ihr Entschluss gefallen.
»Tut mir leid. Sag ihm schöne Grüße, aber ich hab’ wirklich keine Zeit. Auch nicht für ihn.«
»Aber für den tollen Robert, oder was?«, rief Danny ihr ärgerlich nach.
Emma hörte ihn nicht mehr. Oder wollte es nicht. Auf jeden Fall drehte sie sich nicht mehr um, sondern ging entschlossen ihres Wegs.
»Seit sie tot ist, ist nichts mehr, wie es war. Alles geht schief.« Trübsinnig hing Steffen Kranz am Tresen und führte ein Selbstgespräch. Mit glasigen Augen betrachtete er die bernsteinfarbene Flüssigkeit im Glas, ehe er es an den Mund hob und sie in einem Zug hinunterkippte. Er hob die Hand, um den Barkeeper auf sich aufmerksam zu machen.
»Noch einen!«, verlangte er unfreundlich.
Der Barmann zog eine Augenbraue nach oben und schien einen Moment nachzudenken.
»Also gut. Das ist aber der Letzte.«
Verstimmt beobachtete Steffen ihn dabei, wie er mit einer Flasche hantierte. Er hatte auf ein wenig Mitgefühl gehofft. Auf eine Frage. Aber sie blieb aus. Zusammen mit einer Schale Erdnüsse stellte der Ober den Drink vor ihm ab.
»Sie sollten was essen.« Er deutete auf die Nüsse. »Oder hätten Sie lieber einen Snack? Wir haben verschiedene Toasts.«
»Nein, danke, nichts. Es ist gut, wenn der Alkohol schnell wirkt.«
Es war einer dieser rabenschwarzen Tage, die Steffen immer wieder heimsuchten, seit Ada tot war. Seine Ada, mit der er all das hatte erleben können, was mit keiner Frau vor ihr möglich gewesen war. Aber auf jeden Fall mit keiner nach ihr. Das hatte er in den Jahren seit ihrem Unfalltod mit bitterer Klarheit erkennen müssen. »Keine war so stilvoll wie sie. Keine so intelligent. Keine so verrückt. Und keine so sexy«, führte er sein Selbstgespräch fort. Sogar in seinen eigenen Ohren klang seine Stimme verwaschen. »Wir waren das perfekte Paar. Der Regisseur und die Schriftstellerin. Wie aus dem Bilderbuch. Geballte Kreativität. Sie hat ein Buch für mich geschrieben. Ich sollte es verfilmen. Das wäre der endgültige Durchbruch für mich gewesen.«
Die Welt um ihn herum verlor ihre Konturen. Schwärmerisch gab Steffen sich seinen Zukunftsträumen hin, die die Geschehnisse der Vergangenheit gnadenlos unter sich begraben hatten. Er fuhr sich mit der Hand durch das graue, kurz geschnittene Haar. Die Bewegung war unsicher.
Der Barkeeper, der sich nebenher eine Fußballübertragung im Fernsehen ansah, hörte nur mit einem Ohr zu.