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– Gay Romance – Aaron kann nicht fassen, dass ausgerechnet der verhasste Viktor sich als sein Schutzengel outet. Aarons bester Freund Richard wurde nämlich von Viktor in der Schulzeit ständig drangsaliert. So jemandem darf man nicht vergeben! Aber gibt es wirklich nur gut oder böse?
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Inhaltsverzeichnis
Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
Epilog
Impressum
Leseprobe zu „Rache, heiß serviert“
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Gerade zur Weihnachtszeit war es nicht einfach, Single zu sein. Obwohl sich Aarons Freunde immer bemühten, ihn in der Adventszeit so gut wie möglich abzulenken, war es doch eine Tatsache, dass er an Heiligabend wieder allein in seiner Wohnung sitzen würde. Am ersten Weihnachtsfeiertag würde die Bande dann natürlich wie immer zu ihm kommen. Jonas, Richard, Jens und Roland. Die beiden J's und die beiden R's, wie er seine Kumpel manchmal scherzhaft nannte. Alle nett, alle schwul, alle besorgt um ihn. Jeder all das auf seine eigene Art. Jonas, der zarte und manchmal etwas weinerliche Typ. Richard als Scherzbold, mit Aktionen, die oft jeglichen Rahmen sprengten. Jens, der Durchschnittskerl ohne besondere Ambitionen, wie er sich selbst häufig beschrieb. Und Roland, der Denker, der immer alles genauestens im Voraus plante. Sie waren wirklich sehr unterschiedlich, aber alle hatten etwas gemeinsam: eine feste Beziehung. Schön, wenn jeder Topf seinen Deckel fand – blöd nur, dass Aaron das so rein gar nicht gelingen wollte. Es würde ein Weihnachten wie in den letzten Jahren werden. Sie würden jede Menge Spaß haben. Die reinste Geschenkeschlacht inbegriffen – und so viel zu essen, dass sie schließlich alle nur noch platt auf dem Sofa liegen würden. Oder wahlweise auch auf dem Teppich, weil das Sofa viel zu klein war. Aaron hatte die Geschenke für seine Freunde längst besorgt. Und ihm blieb an Heiligabend jede Menge Zeit, um zu kochen und zu backen. Dann, wenn die anderen mit den Menschen zusammen waren, die sie liebten. Dann, wenn die anderen ihrem Partner verträumt in die Augen sahen. Dann, wenn sie nach ein paar Gläsern Wein oder Sekt heißen Sex haben würden. Aaron seufzte. Vielleicht sähe der Heiligabend irgendwann für ihn auch mal so aus – und dann auch die restlichen Tage des Jahres. Die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt.
Heiligabend
Da war er auch schon, der Morgen des Heiligabends. Aaron hatte sich entschlossen nochmal in die Stadt zu fahren, um unter Menschen zu sein, bevor er sich in seinem kleinen Wohnort in seiner Bude verkroch. Die Hektik der belebten Stadt hatte etwas Tröstliches, vor allem, weil er gar nicht an ihr teilnehmen musste. Von einem ruhigen Platz neben zwei Metallgitterbänken aus, sah er über den Minigrünstreifen, um zu beobachten, wie Paare sich vor dem Juweliergeschäft die Nasen plattdrückten. Die Schaufenster waren so voll Gold und Silber, dass man aus der Ferne fast meinen könnte, eine ganze Schatzkammer sei darin untergebracht. Die Besitzer machten bestimmt keine schlechten Geschäfte heute. Und bei der Bescherung ging man auf Nummer sicher, wenn man mit der Liebsten oder dem Liebsten zusammen das Traumgeschenk im Vorfeld shoppen ging. Ein bisschen langweilig fand Aaron so eine Vorgehensweise allerdings schon. Er liebte Überraschungen. Und wenn die mal danebengingen, gehörte das halt einfach dazu.
Er war noch in solche Grübeleien versunken, als das Unheil in einer Verkettung unglücklicher Umstände seinen Lauf nahm. Ein Lieferwagen, der nur wenige Meter weit weg auf einer Schräge geparkt worden war, begann zu rollen, weil der eilige Bote offenbar vergessen hatte, den Gang einzulegen oder gar die Handbremse anzuziehen. Als Aaron das Fahrzeug bemerkte, das seinen Standort in Kürze erreicht haben würde, war es auch schon zu spät. Einen Schritt, mehr schaffte Aaron nicht mehr. Der Wagen rollte genau auf ihn zu. Es folgte ein heftiger Aufprall und dann ein gewaltiger Knall, als der Lieferwagen gegen die Bänke krachte. Aaron wusste, dass er tot sein müsste. Stattdessen lag er neben dem Hinterreifen des Lieferwagens auf dem Pflaster und fragte sich, wie er soweit hatte kommen können, obwohl er frontal erfasst worden war. Selbst wenn der Wagen ihn weggeschleudert hatte, wäre das wohl kaum ohne ein paar Knochenbrüche geschehen. Aber Aaron ging es gut. Er war unverletzt und hatte kaum etwas abbekommen, außer eine Abschürfung an der Hand, die nicht mal der Rede wert war. Ein Schauder überlief ihn. Hier war irgendwas nicht mit rechten Dingen zugegangen. Und der Eindruck wurde gefestigt, als er an seiner Hüfte einen seltsamen Druck verspürte. Es fühlte sich beinahe so an, als hätte ihn jemand dort heftig berührt. Aber es war ja niemand in der Nähe gewesen, als das Unglück geschah. Aaron stand auf und blickte sich um. Inzwischen waren viele Menschen nähergekommen, um zu sehen, was passiert war. Auch der Bote gehörte dazu, und er warf die Hände abwechselnd in die Luft und hielt sich vor Schreck den Kopf. »Mein Chef wird mich umbringen!«, rief er immer wieder. Aaron funkelte ihn wütend an, weil der Typ es nicht mal für nötig hielt, sich zu erkundigen, ob ihm was passiert war. Stattdessen dachte der Unfallverursacher nur an sich selbst – nicht gerade sehr weihnachtlich, dieses Verhalten … Tatsächlich schien aber wirklich niemand bemerkt zu haben, wie knapp Aaron einem Krankenhausaufenthalt, wenn nicht sogar dem Tode entronnen war. Er überlegte, ob es sinnvoll war, darauf hinzuweisen. Aber wozu? Es ging ihm ja gut. Also verließ er die Szene und begab sich ins nächste Kaufhaus, um auf eine freie Umkleidekabine zu warten. Als er sie betreten hatte, öffnete er den Gürtel und zog seine Jeans ein Stück hinab. Aaron bekam große Augen. Das gab's doch gar nicht! Auf seiner Hüfte prangte wirklich ein Abdruck, der von einer Hand stammen könnte. Nicht deutlich, aber er war da – so, als hätte ihn jemand kraftvoll weggestoßen, als der Lieferwagen ihn eigentlich schon so gut wie erwischt hatte. Das war echt seltsam! Aaron zog die Hose wieder an, verließ die Kabine und schließlich das Kaufhaus. Er bahnte sich seinen Weg durch die Menschenmasse, die unablässig in die Stadt strömte. Aaron achtete nicht mehr auf den Weihnachtsschmuck, der überall präsent war. Zu sehr war er mit Grübeln beschäftigt.
Als er schließlich in seine Wohnung zurückgekehrt war, ging er in die Küche, um sich einen Kaffee aufzubrühen. Er nahm die Kaffeemehldose vom Regal, öffnete sie und stieß einen Seufzer aus. Jetzt wusste er endlich, was er bei seinem Großeinkauf am vorherigen Tag vergessen hatte: neues Kaffeepulver. Aber wie sollte er denn die Feiertage ohne Kaffee überstehen? Er würde nochmal bis zum Supermarkt laufen müssen und sich nur für eine Packung Kaffee in eine der überlangen Schlangen an der Kasse einreihen müssen. Das war eine blöde Sache. Absolut nicht vergleichbar mit der Sache von vorhin, aber doch sehr ärgerlich. Aaron wollte die Dose gerade wieder schließen, als ihm der Unterkiefer vor Staunen runter klappte: da war Kaffeemehl drin! Es reichte bis zum Rand. Aarons Herz begann zu rasen. Jetzt war ja wohl völlig klar, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging – oder, dass er den Verstand verlor ... Er entschied sich für die erste Variante. Aaron starrte in den Raum, konnte aber nichts sehen, das nicht normal gewesen wäre. Trotzdem … etwas musste hier sein – jemand! Er ließ seine Stimme so fest wie möglich klingen: »Zeigen Sie sich, sofort!« Nichts passierte. Aaron wollte so schnell nicht aufgeben. »Okay, was zur Hölle sind Sie? Ein Geist? Oder ein Idiot? Ja, vermutlich, denn wie kann man nur so dämlich sein, zu glauben, ich würde nicht merken, dass hier Dinge geschehen, die nicht sein können?«
»Ach, Mist«, hörte er plötzlich jemanden murmeln. Aber wen? Da war doch überhaupt niemand!
»Ich bin weder ein Geist noch ein Idiot. Ich bin ein Engel«, erklang erneut die Stimme aus dem Nichts. Und sie gab damit eine Erklärung – wenn man das denn so nennen konnte. Aaron lachte nervös. »Und das soll ich glauben? Ein Engel … klar, es ist ja auch Heiligabend.« Er hatte seine Stimme so spöttisch klingen lassen, wie es ihm möglich war.
»Das hat mit Heiligabend nichts zu tun. Ich bin aus einem anderen Grund hier.«
Aaron hörte zwar die Stimme, aber glauben wollte er diesen ganzen Quatsch nun wirklich nicht. Vermutlich verarschten ihn seine Kumpels.
»Richard, du steckst doch dahinter. Gib es zu!« Aaron wartete auf Antwort. Die kam, auch wenn ganz anders, als erwartet.
»Richard? Nein, dieser Dreckskerl, den alle für ach so lustig halten, bin ich ganz bestimmt nicht! Aber du findest ihn ja toll. Es ist auch soooo einfallsreich, im Darkroom mit einer Werwolfmaske aufzutauchen und jemanden zu verarschen.