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Drei rivalisierende Krieger wollen mich besitzen. Um mir die Freiheit zu nehmen. Um mich zu ihrem Bauernopfer in einem Schachspiel um Rache und Genugtuung zu machen. Ich werde der dunklen Künste beschuldigt, meine einzige wahre Freundin vergiftet zu haben, und mein Leben steht auf dem Spiel. Ich muss mein Schicksal wählen. Kann ich mich selbst retten, indem ich den Mörder entlarve? Oder liegt meine Rettung in den Händen des Mannes, von dem ich glaube, dass er mich wirklich liebt? Als ein unsichtbarer Feind mich in die Tiefe der Unterwerfung zieht, muss ich meine ganze Kraft aufbieten. Ohne sie werde ich nicht überleben. Ein sinnlicher Roman mit unerwarteten Wendungen, der dich atemlos machen wird. Ein düsterer Liebesroman, den du nicht aus der Hand legen wirst!
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Erschien ursprünglich in englischer Sprache unter dem Titel „Craved. Captured. Claimed“ und unter dem Titel „Viking Warriors“ unter dem Pseudonym Emmanuelle de Maupassant schreibt.
Copyright © 2023 Anna Quinn
Bucheinbanddesign von Victoria Cooper
Übersetzt von Corinna Vexborg
Redaktionelle Unterstützung: Carola Karth-Neu
Dark Castle Press : Keith Hall, Inverurie, Scotland, AB51 0LD
www.emmanuelledemaupassant.com
Kontact : [email protected]
Bei diesem Roman handelt es sich um eine fiktive Geschichte. Die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind entweder der Fantasie des Autors entsprungen oder werden auf fiktive Art und Weise integriert. Mit Ausnahme bekannter historischer Figuren und Orte ist jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen sowie Geschäftsbetrieben, Ereignissen oder Orten vollkommen zufällig.
Der Zweck des Urheberrechts besteht darin, Autoren und Künstler darin zu bestärken, kreative Werke zu entwerfen, die unsere Kultur bereichern.
Beim Scannen, Hochladen oder der Verbreitung dieses Buches ohne die ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Autors handelt es sich um Diebstahl geistigen Eigentums.
Anmerkungen der Autorin
Entführt — Viking Serpent
Begehrt — Viking Wolf
Erobert — Viking Beast
Über die Autorin
Eine düster-sinnliche Kurzgeschichte Geschenk
Auch von Anna Quinn / Emmanuelle de Maupassant
Willkommen bei meinen »Entführt. Begehrt. Erobert.« – einer Serie heißer Liebesromane.
Svolvaen und Skálavík sind fiktiv, ebenso wie meine Figuren. Der Glaube und die Rituale, von denen in dieser Serie erzählt wird, basieren zwar auf dem wahren nordischen Glauben, aber ich habe mir bei der Ausgestaltung Freiheiten genommen. Den Draug (ein rastloser Geist, der seine menschliche Gestalt wiederbelebt) habe ich an die Bedürfnisse meiner Geschichte angepasst. Du wirst die nordischen Mythen wiedererkennen, wenn auch mit vielen Auslassungen und mit meiner eigenen Betonung erzählt.
Das tägliche Leben und die Gewohnheiten in Svolvaen beruhen auf meinen Nachforschungen, von denen einige der Website »Hurstwic« entnommen sind. Ich habe das Langhaus so beschrieben, wie wir glauben, dass es ausgesehen haben könnte, mit tiefen Bänken entlang jeder Innenwand (zum Sitzen und Schlafen). Zentrale Feuerstellen dienten als Wärmequelle und zum Kochen, wobei der Rauch durch ein Loch im Dach abgezogen wurde. Während allgemein angenommen wird, dass die meisten Langhäuser »fensterlos« waren, werden in den Sagas von Brennu-Njáls und Grettis fensterähnliche Öffnungen erwähnt (ohne Glas, aber mit Fellen, die zurückgezogen werden konnten). Ich habe diese Version verwendet, da es meiner Handlung dient.
In dieser Geschichte befinden sich die Betten von Eirik und Gunnolf an den beiden Enden des Langhauses und sind in Holzkästen untergebracht, um mehr Privatsphäre zu bieten.
Ich träumte, dass das Moos unter meinen Füßen feucht war und die Bäume schimmerten. Ein brüllender Bär kam auf mich zu, und ich stürzte vor Schreck, mein Nacken erwartete die Schwere seiner großen Pranke.
Stattdessen zog mich eine weiche, blasse Hand wieder hoch. Eine Frau sprach meinen Namen, und ihre Augen waren der Spiegel meiner eigenen. Sie bat mich, die Mähne des Bären zu streicheln, und ich kletterte auf seinen Rücken, sein Fell war warm unter mir.
Warum wurde ich nicht als Junge geboren?
Ich wartete, bis meine Großmutter irgendwann endlich eingeschlafen war, ehe ich zu ihnen lief, um mit ihnen zu spielen. Ich habe im Wald Kaninchen gefangen und im See Forellen geangelt. Ich konnte so hoch klettern wie jeder Junge. Sogar noch höher. Ich wäre lieber gestürzt und hätte mir das Genick gebrochen, als meine Angst zu zeigen. Wir haben Feuer gemacht und uns gegenseitig Geschichten erzählt.
Was haben die Frauen gemacht?
Du kennst die Antwort.
Sie spannen Wolle, um zu weben und zu nähen, sie melkten Ziegen und stellten Käse her, hüteten Babys, pflegten Gemüse, und sie kochten.
Ich konnte diese Dinge tun. Dafür hatte meine Großmutter gesorgt. Ich konnte spinnen und weben, aber mein Herz war nicht dabei. Die Fäden verhedderten sich ständig. Sie wollten nicht den einfachen Weg gehen.
Aber sie hatte mir auch andere Fähigkeiten beigebracht: ein Feuer zu machen, egal wie feucht das Holz war, und jede Pflanze zu finden und zu bestimmen. Sie, meine Großmutter, hatte Medizin hergestellt, Tinkturen zur Heilung des Körpers.
Ich war nie wie die anderen Mädchen. Wurde nie eingeladen, ihre Geheimnisse zu teilen.
»Sie sind eifersüchtig«, sagte meine Großmutter und streichelte meine Wange.
Wie seltsam das war, wo ich doch selten Freude an mir selbst hatte.
* * *
Die Jungen schwammen im See. Wenn sie ins Wasser sprangen, traten sie gegen das Sonnenlicht. Sie verschwanden unter Wasser und tauchten wieder auf, mit triefenden Haaren und vor Aufregung leuchtenden Augen. Alles, was sie kannten, war die Vorfreude auf den nächsten Sprung. Ihre Körper sangen vor Freude, am Leben zu sein.
Ich würde dann meine Tunika ausziehen und neben ihnen herspringen, die Luft war kühl auf meiner Haut, das Wasser eisig, aber aufregend.
Ich dachte, ich könnte auch so sein. Was machte es schon, dass ich keinen Schniedel hatte? So eine Kleinigkeit, dachte ich immer. Dabei waren sie stolz genug auf sie: ihre Hechte, Pflüge und Puddingpiekser. So viele Bezeichnungen, die sie diesem Ding gaben.
Meine hatte keinen Namen. Dein geheimer Ort, so nannte das meine Großmutter.
Was war drin? Nicht viel, was ich sehen konnte. Es war wie ein zweiter Mund, rosa und weich, geriffelt und glatt, wie die Innenseite meiner Wange, in der Lage, meine Finger zu greifen. Wenn ich mich in meinem Bett zusammenrollte, legte ich meine Hand dorthin und empfand seltsamen Trost, aber ich wusste nicht, wozu das gut sein sollte.
Bis mein Körper anfing, sich zu verändern, und es in mir einen Ruck gab.
Ich fasste mir zwischen die Beine und stellte fest, dass meine Finger blutig waren.
»Du bist jetzt eine Frau.« Meine Großmutter war so erfreut, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Vielleicht hoffte sie jetzt, dass ich mich nicht mehr mit den Jungs im Wald herumtreiben, sondern mich weiblichen Beschäftigungen zuwenden würde.
* * *
Einmal sah ich zwei der Jungen, Brust an Brust, Hüfte an Hüfte, die Beine eng umschlungen. Sie glaubten wohl, niemand könnte sie sehen, aber ich schaute von oben, versteckt in den Ästen eines Baumes.
Ich habe sie beobachtet.
Die Hände um ihre Schwänze, als hätten sie nur einen, nicht zwei, streichelten sie gemeinsam.
Ich berührte mich selbst und wünschte, ich hätte auch einen Hecht. Wie leicht sah es aus, diese Rute am Körper eines anderen zu reiben und sich zu vergnügen.
* * *
Nordmänner kamen. Sie haben ihn aufgespießt, wie wir es mit den Schweinen machen, sagte sie.
Ungeheuer.
Einen Mann aufschlitzen, damit seine Eingeweide dampfend herausquellen.
Sie hatte sich mit meiner Mutter unter dem Bett versteckt, aber ist das nicht der erste Ort, an dem man nachschauen sollte?
Sie hatten gelacht, als sie sie fanden. Sie ließen meine Großmutter ihren Eintopf servieren, und als sie ihn gegessen hatten, wechselte sich jeder mit meiner Mutter ab.
Sie hat nicht geweint, sagte meine Großmutter.
Sie hob ihre Röcke und fügte sich. Es hielt sie am Leben.
Ich wurde geboren, als der Januarschnee fiel, und wer kann schon sagen, welcher dieser Nordmänner mein Vater war.
Was spielt es schon für eine Rolle?
Ich bin halb Monster, halb Mörder, halb etwas, das nicht dazugehört; wegen der Farbe meines Haares und meiner blassblauen Augen.
Machen diese Dinge einen Menschen schön oder hässlich? Mehr als einmal habe ich mir das Gold vom Kopf geschnitten.
Als ich noch zu klein war, um sie zu kennen, wurde meine Mutter von einem Fieber dahingerafft, aber meine Großmutter ist stark. Es ist ihre Hand, die mich großgezogen hat, und das wachsame Auge meiner Tante.
Meine Tante hatte unseren Häuptling geheiratet und ein Mädchen geboren, Faline, so dunkel, wie ich schön bin.
Als meine Tante starb, war ich alt genug, dass sein Blick zu mir wanderte. Der Mensch kann seinen Hunger nicht besser verbergen als der Wolf oder der Bär.
»Nimm ihn als deinen Ehemann an«, drängte meine Großmutter. »Du wirst in Sicherheit sein und alles haben, was du dir wünschst.«
Ich befolgte ihren Rat. Es reizte mich, mich schöner zu kleiden und bewundert zu werden. Mein Mann war alt genug, dass er selbst mich gezeugt haben könnte, und das hatte etwas, das mich neugierig machte. Er musste so viel mehr wissen als ich. Was würde ich in seinem Bett lernen?
In unserer ersten Nacht musste ich lachen, als ich seinen winzigen Schniedel unter seinem Bauch sah. Er nannte mich nicht Ehefrau, als er mich zu Boden stieß. Ich war seine lockende Hure, eine stinkende Fotze.
Er wickelte mein Haar dick um seine Faust. Er hatte diese Locken einmal »Sonnenfäden« genannt. Er riss sie mir vom Kopf, als er in mich hineinspritzte.
Ich sagte nichts, und endlich verstand ich, warum meine Mutter nicht geschrien hatte.
Juni 959 n. Chr
Überall entlang der Küste wurden Dörfer niedergebrannt, Männer erschlagen, Frauen vergewaltigt und auf die Boote gebracht. Solche Geschichten verbreiteten sich schnell. Aber es war Jahre her, dass ein Nordmann so weit im Süden gelandet war.
Es war noch vor der Morgendämmerung, als sie kamen, nach einer Nacht mit Wind und Gewitter. Der Hahn hatte noch nicht gekräht, und die meisten von uns schliefen noch. Wie hätten unsere Männer noch nach Axt oder Messer greifen können? Diejenigen, die sich als Erste aus ihren Betten erhoben, wurden niedergeschlagen. Es war vorbei, bevor es begonnen hatte.
Mein Mann stöhnte und rollte sich von der Matratze, der Aufprall seines Körpers auf dem Boden holte mich aus meinen Träumen vom Wald zurück. Er versuchte, sich unter dem Bett zu verstecken, aber sie zerrten ihn heraus; mich auch, unter der Bettdecke holten sie mich heraus, und ich stand barfuß in meinem Nachthemd vor ihnen.
»Nehmt sie euch«, sagte er, dieser Mann, der mein Ehemann war. »Elswyth ist jung und stark.«
Er kroch wie ein Wurm. »Nehmt euch alles, was ihr haben wollt.«
Ihre Augen hatten den Kelch und die Broschen erspäht, die dazu da waren, mein Haar und meinen Mantel zu schmücken.
»Alles«, flehte er und hob sein zitterndes Gesicht.
Sie nahmen ihm seine Stimme mit einer Klinge an der Kehle. Sein karmesinroter Puls bespritzte den Saum meines Gewandes, und er blieb mit vor Überraschung offenem Mund regungslos liegen. Sein Blut versickerte im Boden, dick und klebrig an meinen Zehen.
Ich hatte keine Stimme, mit der ich um ihn klagen konnte, und auch keine für mich selbst.
* * *
Ich kannte diesen Blick, als sie mir das Gewand nahmen.
Der Erste legte seine Hände in das frisch vergossene Blut meines Mannes und verschmierte es purpurrot über meinen Bauch, über meine Brüste. Sie lachten, während sie zusahen. Er strich mit seiner Zunge über meine Haut, schmeckte den Tod und das Leben. Das erregte ihn, denn sein Schwanz brauchte keine Hilfe, um seinen Weg zu finden.
Was hätte ein Kampf gebracht? Es war besser, meine Beine zu heben und ihnen das Vergnügen zu erleichtern. Es bedeutete nicht mehr als der Schafbock, der das Schaf rammelte, oder der Stier, der die Kuh bestieg.
Ich war nichts für sie, und sie waren nichts für mich. Sie waren kräftiger als mein Mann, ihre Stöße waren härter. Darüber hinaus konnte ich kaum einen Unterschied feststellen. Ich war eine Scheide für ihr Schwert, ein Loch, in das sie sich bis zum gewünschten Ende hineintreiben konnten.
Ich dachte an meine Mutter, als sie mich nahmen.
Wären sie älter gewesen, diese drei Nordmänner, hätte ich mich vielleicht gefragt, ob einer von ihnen mein Vater hätte sein können. Spielte das Schicksal nicht solche Streiche? Meinen eigenen Vater zu schicken, um mich zu vergewaltigen, wäre ein echter Scherz. Das waren die Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, während sie sich durch ihre Arbeit grunzten.
Als der Letzte seinen Samen verspritzte, klopften ihm die anderen gratulierend auf den Rücken.
In diesem Moment trat sie ein. Kein Nordmann, sondern eine Frau, die so scharf sprach wie eine Mutter zu ungezogenen Kindern. Auf ihr Kommando hin standen die Männer ein wenig aufrechter.
Sie trat näher heran und streckte ihre Hand aus. Ihr Gesicht war älter als meines, aber es war, als würde ich in den See schauen, in mein eigenes Spiegelbild. Ihr Haar, ihre Augen, die Länge ihrer Nase und etwas in der Form ihres Mundes; ich sah einen anderen Teil von mir, ein anderes Ich, geboren in einer anderen Haut.
Und dann sprach sie, und obwohl ihre Worte unbeholfen waren, verstand ich sie.
»Ich bin Helka. Ich helfe dir jetzt, und du kannst mir helfen.«
Was kann ich von jenem Tag erzählen, an dem alle um mich herum weinten, weil Ehemänner, Brüder und Söhne erschlagen worden waren?
Hatten die anderen Frauen ihren Kindern befohlen, ihre Gesichter zu verbergen oder sich zur Wand zu drehen, um sie nicht zu sehen?
Ich machte den Eindruck einer trauernden Witwe, obwohl er für mich weniger als eine Ziege gewesen war: unwürdig, ein Mann genannt zu werden, geschweige denn der Häuptling unseres Dorfes.
Meine Tränen galten eher den Jungen, mit denen ich meine Kindheit verbracht hatte.
Bevor die Nordmänner eingetroffen waren, hatte sich meine Großmutter mit Schmerzen in den Beinen in ihr Bett gelegt, und Gott sei Dank hatten sie sie dort gelassen. Das war ein Segen, denn sie wusste nichts von dem, was geschehen war.
Die Fremden würden jetzt verschwinden. Es gab keinen Grund zu bleiben.
Helka sah mich mit den Augen an, die meine eigenen waren. »Wir waren auf dem Meer, als der Sturm kam und uns hierherwehte. Der Wind hat unsere Segel zerrissen, auch unsere Ruder – einige sind gebrochen.«
Wenn wir ihnen helfen würden, würden sie verschwinden.
Ich war die Witwe des Häuptlings. Was blieb mir anderes übrig, als unsere Leute aufzufordern, bei der Reparatur dieser Segel zu helfen? Beeilt euch und schickt sie auf den Weg.
Die Nordmänner aßen, schliefen und sammelten alles ein, was von Wert war. Ich fand sie brutal, und ihre Sprache klang rau.
Sie trugen ihr Haar zu Zöpfen geflochten wie eine Frau, aber ihre Körper waren die von Männern – breit und stark. Sie hatten keine Angst, einen jeden mit ihren Blicken zu durchbohren.
Ich ertappte mich dabei, wie ich auf die Muskeln unter ihren Lederwesten und Pelzen schaute, auf die Größe ihrer Hände. Solche Hände hatten sich unter meinen Hintern geklemmt, um mich auf dem Hämmern der Lust zu halten.
Einer von ihnen war größer als die anderen und hatte eine lange Narbe auf der Wange. Er trug das Grün und Blau ihrer Hautverzierungen bis hinauf zum Nacken.
Ich hörte, wie sie ihn Eirik nannten.
Er packte den kleinen Sohn unseres Schmieds am Genick und schüttelte ihn wie eine Puppe. Erst als Helka ihn zur Rede stellte, hörte er auf.
Er lachte, aber er hörte auf, den armen Grindan zu quälen.
Wie alle anderen auch zollte er ihr Respekt.
Waren sie verheiratet?, fragte ich mich. Es war eine Beziehung, wie ich sie noch nie erlebt hatte.
»Komm, Elswyth«, sagte Helka. »Führ uns in euren Wald, zeig uns, wo wir hartes Holz finden.«
Unsere Frauen hatten die Segel aufgespannt und Schafsdärme eingefädelt, um sie zu flicken. Die Nordmänner würden ihre Ruder selbst machen, und dazu brauchten sie Eichenholz.
Ich führte sie – Helka und zehn ihrer Nordmänner – über die Wiese, während die Augen der Dorfbewohnerinnen mir in den Rücken stachen. Sie hatten schon immer geglaubt, dass ich mich für etwas Besseres halten würde, dass es mir Freude bereiten würde, anders zu sein. Jetzt waren sie mir gegenüber misstrauisch, schließlich waren die Nordmänner unsere Feinde.
»Warum sprichst du unsere Sprache?«, fragte ich, als wir in die Schatten der ersten Bäume traten. Meine Neugierde war zu groß, um zu schweigen.
»Unser Vater kam vor Jahren hierher, als Eirik und ich noch klein waren. Er brachte Sklaven mit, die bei uns lebten.«
Sie sprach über die Sklaverei so einfach, wie andere über das Fett einer Sau oder die Reifung der Gerste sprechen würden.
»Eirik und ich haben über ihre seltsamen Worte gelacht. Wir wollten lernen. Es war ein Spiel. Wenn wir heimlich sprechen wollten, ohne dass unsere Mutter wusste, was wir sagten, haben wir diese anderen Worte benutzt.«
»Er ist also dein Bruder, Eirik?«, fragte ich. »Nicht dein Mann?«
Darüber musste sie lachen. »Als ob ich den jemals heiraten würde! Er treibt mich in den Wahnsinn und wieder zurück.«
Wir gingen eine Weile schweigend weiter. Ich lenkte uns um die Stellen herum, wo die Brombeeren am dichtesten wuchsen. Für die Früchte war es noch zu früh, nur die Dornen waren reichlich vorhanden.
Als sie wieder sprach, war ihre Stimme leiser. »Ich war verheiratet, aber mein Mann ist jetzt in Walhalla. Ich werde wieder heiraten, wenn mein Körper und mein Geist es wünschen.«
Sie hielt im Gehen inne und berührte meinen Arm. »Es tut mir leid, um deinen Mann, um seinen Tod. Ich verstehe ein bisschen von dem, was du jetzt fühlst.«
Meine Erwiderung war aus meinem Mund, bevor ich mich zurückhalten konnte. »Er war kein Mann. Er war wie Ungeziefer in der Scheune. Ich bin froh, dass er tot ist.« Ich spuckte die Worte aus, spuckte sie aus, als wären sie Gift. Ich hatte diesen Hass zu lange in mir aufgestaut.
Ich schaute mich nervös um, als erwartete ich, dass sich die Nordmänner, die hinter uns gingen, wütend gegen mich wenden würden. Was für eine Frau war ich, dass ich so über meinen Mann sprach?
Der Erste stützte die Hand auf seine Axt. Er hatte natürlich angenommen, dass sich meine Wut auf Helka richtete. Sie schüttelte den Kopf in seine Richtung und berührte meine Schulter, als wollte sie mich beruhigen.
»Wir haben viele Eigenschaften von Tieren in uns. Schlau wie der Fuchs, mutig wie der Adler oder standhaft wie der Ochse, jeder Mensch hat seine tierischen Verwandten. Unsere fylgja begleitet uns durch das Leben: der Teil von uns, der mehr tierisch als menschlich ist.«
Das war eine Vorstellung, über die ich noch nie nachgedacht hatte. Unser Volk war seit Langem christlichen Glaubens, den uns die Mönche gelehrt hatten. Dabei ging es darum, dass wir über den Tieren standen und nach Gottes Ebenbild geschaffen worden waren. Das war etwas, an das zu glauben ich wirklich versucht hatte, aber ich fühlte mich den Tieren auf den Feldern, in den Wäldern und am See näher als allen Menschen, denen ich je begegnet war.
»Wenn ein Kind geboren wird, kommt sein tierischer Geist, um es zu finden. Meine Mutter erzählte mir, dass am Tag meiner Geburt eine Eule ins Zimmer flog und sich auf das Ende des Bettes setzte.«
Eine seltsame Geschichte, aber sie hatte etwas von einer Eule an sich, das war wahr. Ich fragte mich, ob irgendwo in den Bäumen eine Eule saß, die uns in diesem Moment beobachtete.
Helka hob einen Stein vom Boden auf und ein Blatt.
»Auch diese haben Wissen und Leben, weil die Götter in ihnen sind. Freya ist in der Erde und den Bäumen, so wie Thor im Donner ist. Wir wissen, dass Odin und seine Brüder alles, was uns umgibt, zuerst geformt haben, aber es wird jeden Tag von uns neu geformt.«
Es ist nur ein Stein, dachte ich, nur ein Blatt. Ich bin Christin, über mich wacht ein Gott, der alles geschaffen hat und der die Schwärze unserer Herzen neben dem Guten sieht.
Und doch hörte ich ihr zu.
»Sieht der Baum die Welt so wie ich? Ich kann es nicht wissen, aber er und ich teilen diese Welt«, sagte Helka.
Sie erzählte mir auf unserem Spaziergang, dass ihre Götter im kleinsten Sandkorn und in jedem Wassertropfen wohnten. Sie erzählte mir auch von Trollen und Zwergen, Eisriesen, Seeschlangen und Zauberern.
Meine Großmutter hatte mich mit Geschichten von Elfen und Drachen unterhalten, als ich klein gewesen war, von Opfern an die alten Götter und den alten Bräuchen, wie ihre Großmutter sie ihr erzählt hatte. Aber es waren nur Geschichten. Ich weiß, dass es in den Wäldern keine Riesen gibt, und ich glaube nicht an Magie oder daran, dass das Opfern von Menschenblut die Ernte besser wachsen lässt.
Aber Helka war eine solche Geschichtenerzählerin, dass ich es fast bedauerte, als wir endlich an eine Stelle kamen, wo der Sturm einige Eichenäste zu Fall gebracht hatte.
Während sie die besten nach Größe und Umfang auswählten, um sie den Weg zurückzuschleppen, den wir gekommen waren, bückte ich mich, um einen Fliegenpilz zu pflücken, der auf verrotteter Rinde wuchs.
Niemand sah es.
Ich brauchte mir nur das Boot der Nordmänner anzusehen, um zu wissen, dass sie geschickt waren. Ich fragte mich, ob einer dieser Männer den Drachenkopf an der Vorderseite des Schiffes geschnitzt hatte, mit hervorquellenden Augen und gefletschten Zähnen.
Diejenigen, die gerade neue Ruder anfertigten, erzählten sich während der Arbeit Witze.
Es wirkte vollkommen unpassend.
Am Rande des Dorfes wurde ein Feuer angezündet, und die Leichen wurden darauf gestapelt. Diese Fremden hatten keinen Respekt vor unseren Bestattungsritualen. Sie achteten jedoch auf die Windrichtung, sodass uns ein Teil des Rauchs, der Asche und des beißenden Brandgeruchs erspart blieb.
Die Nordmänner hatten Appetit, und zwar nicht nur auf Essen.
Sie ließen uns ein Festmahl im Festsaal zusammenstellen. Die überlebenden Männer stellten sie in der Scheune unter Bewachung, und die alten Frauen schickten sie zum Schlafen nach Hause. Sie wollten die Jüngeren von uns, um ihnen Bier zu servieren und eine Nacht des Feierns zu garantieren.
Helka ließ mich außer Sichtweite bleiben. Die Leiche meines Mannes war weggebracht, aber sein Blut noch nicht weggewischt worden. Ich wischte mit Lappen und hörte dabei das Getöse in der Halle und die Schreie der Frauen, als die Nordmänner Hand an sie legten. Ein Tisch war nicht nur zum Essen da, sondern auch, um darauf zu ficken.
Der Gedanke war beängstigend, aber diese Vorstellungen rührten auch etwas in mir auf. Ich wurde rot vor Scham, obwohl ich allein war und niemand mich verurteilen konnte.
Ich betastete den Pilz in meiner Tasche. Ich hätte das Ding in den Eintopf geben können, den die Nordmänner gegessen hatten. Ein Fliegenpilz enthielt genug Gift, um alle außer Gefecht zu setzen. Doch das hatte ich nicht. Ich hatte den Pilz versteckt gehalten.
Später am Abend kam er zu mir, der Nordmann Eirik, und stürmte durch meine Tür, mit dem Kopf voran.
Als er mich am Arm packte, biss ich in sein Handgelenk, aber er schwang mich so leicht über seine Schulter wie einen Fasan oder einen Hasen.
Sein Anblick erfüllte mich mit Hass, aber auch mit etwas anderem. Ein seltsamer Ruck ging durch meinen Körper, und mein Puls beschleunigte sich; Angst und Aufregung gleichermaßen.
»Komm zu uns«, erklärte er. »Trink mit uns.«
Er brachte mich nicht ins Bett, sondern in die große Halle, und hielt auf dem Weg dorthin inne, um sich zu erleichtern und in den Schlamm zu pissen. Er sang, während der Urin spritzte, ein Lied seines Volkes. Seine Schulter drückte sich unangenehm in meinen Bauch, und ich wünschte mir, er würde sich beeilen, damit er mich absetzen konnte, obwohl ich mich vor dem, was vor mir lag, fürchtete.
Als wir eintraten, gab es Beifall. Eirik führte mich vor, immer noch hoch oben auf seiner Schulter balancierend. Helka erhob sich mit einem entschuldigenden Blick, als er mich auf den Stuhl setzte, auf dem sie gesessen hatte. Es schien, dass auch ihr Einfluss seine Grenzen hatte. Sie flüsterte ihrem Bruder etwas ins Ohr, und er nickte, bevor sie ging. So viel zu ihrer Freundschaft, wenn es das sein sollte, was wir zu teilen begonnen hatten. Sie war genauso schlimm wie alle anderen.
Eirik reichte mir seinen Becher und bedeutete mir zu trinken. Ich dachte darüber nach, ihm den Inhalt ins Gesicht zu werfen, aber ich war durstig. Er sah zu, wie ich den Becher leerte, dann nahm er den Zopf meines goldenen Haares und strich daran entlang. Er löste das Tuch, mit dem das Ende befestigt war, und entwirrte die Strähnen, sodass mein Haar frei herunterhing.
»Aufstehen«, sagte Eirik. »Tanz für uns.«
Er packte meinen Ellbogen und schob, aber ich weigerte mich, mich zu bewegen. Ich war kein Minnesänger, dem man befehlen konnte, zu unterhalten. Ungeduldig griff er um meine Taille und hob mich hoch, um mich dort hinzusetzen, wo sein Teller gestanden hatte.
Ich gab ihm eine Ohrfeige: ein kräftiger Schlag auf die Wange, der wehgetan haben dürfte. Seine Männer lachten umso mehr, als sie es sahen, und trotz meiner Angst freute ich mich über meine eigene Tapferkeit. Was auch immer geschah, diesmal würde ich mich nicht einfach zurücklehnen und die Beine öffnen.
Sein Blick war einen Moment lang streng, wandelte sich dann aber in Nachsicht und Belustigung.
Er verlangte, dass sein Becher nachgefüllt wurde, und erhob ihn zu einem Toast. In seiner eigenen Sprache wandte er sich an den gesamten Raum. Die Worte bedeuteten mir nichts, aber offenbar ging es um mich, denn sie lösten einen mächtigen Chor und viel Fußgetrampel aus.
Mit funkelnden Augen kam er näher an mich heran, während ich auf der Tischkante saß. Als er begann, seine Hose zu öffnen, hob ich das Knie an und verpasste ihm einen Schlag auf seine empfindlichen Stellen. Daraufhin gab es weitere Jubelrufe, aber diesmal wusste ich, dass sie für mich waren.
Ich sprang vom Tisch hinunter und hob Eiriks Becher in die Höhe, um ihn nachfüllen zu lassen und meinen eigenen Sieg zu feiern.
Würde ich mir nicht ihren Respekt verdienen, wenn ich furchtlos wäre?
Es war Faline, die sich mir näherte: meine eigene Cousine, Tochter meiner Tante und meines kürzlich verstorbenen Mannes. Sie war von allen Frauen am gelassensten. Sie hatte keine Tränen um ihren Vater vergossen, und ich fragte mich, ob die Gerüchte wahr waren. Es hieß, unser Häuptling habe ihr Bett besucht, bevor mein Körper zu seinem wurde.
Falines Überkleid war offen, ihre Brüste halb entblößt, der Stoff ihrer Tunika zerrissen. Ich konnte nur erahnen, wie die vorangegangenen Stunden verbracht worden waren. Ihre Augen waren so wild wie ihr Haar – dunkel und gefährlich. Sie füllte meinen Becher und stellte dann ihren Krug ab.
Barfuß kletterte sie auf den langen Tisch in der Mitte des Raumes und begann, die Hüften zu schwingen, während ihr Blick auf Eirik gerichtet blieb, der sich mit vor Verärgerung gerötetem Gesicht auf seinem Stuhl niedergelassen hatte.
Faline war nie verheiratet gewesen. Sie war auf Anweisung ihres Vaters einem wichtigen Mann aus der nahen Stadt versprochen worden. Zu allem Unglück war ihr Verlobter eine Woche vor der Hochzeit vom Pferd gestürzt und hatte sich das Genick gebrochen. Ihr Vater, mein Mann, war gezwungen gewesen, neu zu planen, und es hatte sich noch kein reicher oder einflussreicher Bewerber gefunden.
Doch Faline bewegte sich wie eine Frau, die das Ehebett gut kennen würde. Sie trat immer näher an Eirik heran, bis sie nur noch eine Armlänge von uns entfernt saß. Tief ließ sie sich auf ihre Fersen sinken. Sie schlug ihre Röcke beiseite, entblößte ihr dunkles Fell und spreizte ihre Lippen mit den Fingern, um ihn einzuladen, in sie hineinzuschauen.
Eiriks Gesichtsausdruck war entschlossen.
Als er aufstand, ließ er die Hose fallen, und sein Schwanz sprang hoch, voll aufgerichtet und glitzernd an der Spitze. Zweifellos war er stolz darauf, denn er gab einen Stoß in die Luft, was seine Männer zu einem weiteren Jubel veranlasste. Es wurde viel auf den Tisch geklopft.
Als sie sich vorbeugte, starrte Faline mich an, und ich erkannte, dass es ein triumphierender Blick war, als wäre ich ihre Rivalin, und sie hätte einen Sieg über mich errungen.
Ich hatte schon immer von ihrer Abneigung gegen mich gewusst. Als Kind war sie oft mit uns in den Wald gelaufen, aber sie war die Tochter des Häuptlings, und niemand wollte sich seinen Unmut zuziehen. Die Jungen hatten sie zurückgeschickt und ihr gesagt, sie solle sich um ihr Spinnrad und ihren Webstuhl kümmern.
Jetzt war sie frei, oder vielleicht dachte sie das auch nur. Frei, Aufmerksamkeit zu bekommen, wo ich sie verschmäht hatte.
Eirik fasste Faline um die Taille, und sie schlang ihre Beine um ihn. Mit einem Ruck zog er sie nach vorn.
Ich wich zurück und schob meinen Stuhl so weit wie möglich von ihnen weg, aber ich konnte nicht umhin, ihnen zuzusehen.
Er drang mit einer schnellen Bewegung in sie ein. Sie schrie auf, vor Schmerz, dachte ich, aufgeschreckt, als er sich in sie bohrte. Er zog sich langsam zurück, tauchte dann wieder ein und hielt sie an seinem Unterleib fest. Sie stöhnte auf und nahm ihn bis zum Anschlag in sich auf. Sie wölbte ihren Rücken und entblößte die Brüste in ihrer ganzen Fülle.
Eirik stieß ein Wolfsgeheul aus und grinste in den Raum, als ob er den Zuschauern etwas vorspielen wollte. Beim nächsten Stoß tauchte er noch tiefer ein. Er senkte seinen Mund und nahm eine Brustwarze zwischen seine Zähne. Er zerrte daran und gab drei schnelle Stöße, einen nach dem anderen.
Faline schrie erneut auf, ihre Haare fielen hinter sie, ihre Kehle lag frei.
Eirik lachte, der Ton kam tief aus seiner Brust. Er rieb seinen Bart über die zarte Haut ihrer Brust, bevor er die Brustwarze tief in seinen Mund saugte.
Faline nahm seinen Kopf in die Hände und hielt ihn fest, ihre Finger gruben sich durch seine Locken.
Ihr nach oben gewinkeltes Becken drückte gegen seins, als würde sie sich quälen, und nur sein Ficken mit ihr, dieses animalische Ficken, das von allen anwesenden Nordmännern beobachtet wurde, könnte diese Qual lindern.
Eirik sah sich im Raum um und nahm Blickkontakt mit den Männern um ihn herum auf. Dann begann er ernsthaft, zwischen Falines Beinen Krieg zu führen. Immer schneller spießte er sie mit dem vollen Hammer seines Schwanzes auf.
Mit jedem Stoß schlugen seine Männer lauter auf den Tisch.
Falines Schreie waren zu einem klagenden Wimmern geworden, das von Keuchen unterbrochen wurde, wie das eines Wesens, das in einer Falle gefangen war, aber nicht entkommen wollte. Ihre Hände umklammerten die dicken Muskeln seiner Arme, um sich daran festzuhalten.
Eirik warf den Kopf zurück und brüllte ein letztes Mal, seine Hinterbacken spannten sich an, als er in ihr pulsierte. Dann glitt er heraus und griff nach einer Waffe, die am Boden lag. Er hob das Ding hoch über seinen Kopf und stieß einen Kriegsschrei aus. Der Raum nahm dies auf und sang mit ihm, während er mit der großen Axt in die Luft schlug.
Mit vor Lust glühenden Augen wandte er sich mir zu. Ich fühlte nur Entsetzen. Einen Moment lang stellte ich mir vor, wie sich die Klinge in einer einzigen schnellen Bewegung auf meinen Kopf senken würde. Er war blind vor Lust, als hätte ihn der Wahnsinn befallen, aber er warf nur den Kopf zurück und brach wieder in sein Wolfsgeheul aus.
Faline lag still auf dem Tisch und keuchte vor Anstrengung. Ein Ozean hatte sie überflutet, und sie war genauso wenig in der Lage gewesen, sich dagegen zu wehren, wie ein Kieselstein gegen die Flut ankam.
Eirik schluckte den Inhalt seines Bechers hinunter und wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab.
Sein Schwanz hatte sich ein wenig von seiner vollen Größe zurückgezogen, war aber immer noch breit, und die Spitze war jetzt auf mich gerichtet. Er griff um die Wurzel, wo der Schaft aus dem goldenen Haar herausragte, und zerrte zweimal, um ihn zu ermutigen.
Im Raum wurde es ruhiger. Ich wusste, dass alle Blicke auf uns gerichtet waren.
»In deinem Mund.« Eiriks Akzent war breit, seine Vokale länger als die von Helka, aber die Bedeutung war nicht zu leugnen.
Er trat näher heran, sodass sein Schwanz fast an meinen Lippen ruhte. Ich war abgestoßen, und doch wurde mir warm zwischen den Beinen bei dem Gedanken, ihn in mir aufzunehmen – in meinem Mund und in meinem Körper.
Er stupste mich an der Unterlippe an.
Ich streckte die Zunge aus, um über die Feuchtigkeit an seiner Spitze zu lecken, dann schloss ich die Augen, als die glatte, feuchte Spitze zwischen meine Lippen drang.
Er bewegte sich vorsichtig hin und her, als ob er testen wollte, wie weit er gehen konnte.
Ich stemmte mich dagegen und erwartete, dass er die Hand auf meinen Hinterkopf legte und sein Glied hart in meine Kehle stieß. Was würde es ihn kümmern, wenn ich ersticken würde, wenn ich keine Luft mehr bekäme?
Aber er tat es nicht.
Er stieß einen weiteren langen Heulton aus, den der Raum aufnahm. Dann zog er sich zurück.
Nachdem er seine Hose zugemacht hatte, nahm er meine und Falines Hand und führte uns an der johlenden Menge vorbei. Seine Männer begannen, angespornt durch Eiriks Leistung, ihren eigenen Sport von Neuem.
Ich versuchte, meine Hand wegzuziehen, aber sein Griff war fest.
Ich bin nicht dein Flittchen, dachte ich. Ich bin nicht zu deinem Vergnügen hier.
Trotzdem schlug mein Herz mit jedem Schritt schneller.
Draußen stand der Mond hoch am Himmel. Unverkennbar näherte sich ein Donnergrollen. In der Ferne waren schwache Lichtblitze zu sehen.
Aus einer der anderen Hütten ertönte das Weinen eines Babys. Seine Mutter, so vermutete ich, leistete den Nordmännern Dienste. Die Arme einer anderen würden Trost spenden: die einer Frau, die zu alt wäre, um für die Lust der Männer von Interesse zu sein.
Mein Zimmer war so, wie es immer gewesen war, das Bett war bequem mit Pelzen überhäuft, einige lagen auf dem Boden verstreut. Eirik schloss die Tür hinter uns und verriegelte sie.
Die Glut der Feuerstelle musste neu entfacht werden. Ich blies sanft darunter und lockte sie mit Zweigen und Stroh. Meine Hände zitterten, während ich arbeitete, denn ich wusste, was mich erwartete. Ich wusste, dass ich mir wünschen sollte, dass es schnell vorbei wäre, aber eine Flamme leckte in mir so sicher wie die, die im Kamin zu wachsen begann.
Obwohl wir das Gelage der Nordmänner hören konnten, schien der Raum bis auf das Knacken des Feuers ruhig zu sein.
Wir standen da, Faline und ich, und er schaute uns an, dunkel und hell, während er begann, sich seiner Kleider zu entledigen: Wams aus Fell, gewebte Lederweste, Hemd, Hose.
Sein Körper war kraftvoll, sein Kopf berührte fast den Querbalken der Decke, seine Schultern waren doppelt so breit wie die der meisten Männer. Sein Oberkörper war dick mit dunkelblaugrünen, ineinandergreifenden Mustern bemalt, die seine Arme bedeckten, als trüge er Ärmel auf seiner Haut. Das Muster erstreckte sich über seine obere Brust und setzte sich im Nacken fort. Am auffälligsten war sein Bauch, denn die Muskeln waren hart und führten zu einem Kanal auf beiden Seiten seiner Leiste – ein harter Pfeil, der auf die Dicke seines Schwanzes hinwies.
Ich hatte noch nie so etwas gesehen, so einen Mann.
Als er meinen Blick auf diesen Teil von ihm sah, gab sein Schwanz ein kleines Zucken von sich, und seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
Faline verschwendete keine Zeit. Mit einer Kopfbewegung zog sie sich aus und kletterte in mein Bett, wobei sie die weichen Pelze an ihren Hals zog. In ihrem Trotz steckten Bosheit und Unfug.
Draußen rollte der Donner näher, und als Eirik sprach, war es, als würde seine Stimme den Nachhall des Donners wiederholen. »Hier.«
Ich fühlte mich zu seiner Stärke, zu der Kraft seines Körpers hingezogen.
Sobald ich nah genug war, zogen seine Finger an den Bändern meines Gewandes – geschickt, trotz ihrer Größe. Eines nach dem anderen fielen die Kleidungsstücke hinunter oder wurden mir über den Kopf gezogen.
Ich zitterte in meiner Nacktheit und spürte die Berührung seiner Blicke auf mir, die über meine Haut strichen. Auch bei der Nähe seines Körpers musste ich zittern.
Mein Mann war nur an seiner eigenen Befriedigung interessiert gewesen – eine schnelle Angelegenheit, die jedes Mal fast so schnell vorbei war, wie sie begonnen hatte.
Meine Großmutter hatte mir gesagt, dass ich geduldig sein müsse. Die Liebe würde mit der Zeit wachsen und mit ihr die Freude, aber das war nicht der Fall gewesen.
Ich hatte gehört, wie die Mädchen über die Jungen sprachen, die sie am liebsten mochten: die Dringlichkeit ihrer Küsse, ihr eigenes, darauf reagierendes Verlangen. Für einen Mann hatte ich nie etwas Derartiges empfunden – schon gar nicht für meinen Mann.
Was diesen Nordmann betraf, so war seine Arroganz unerträglich. Dennoch brannte ich für ihn.
Er kniete nieder, presste seinen Mund erst auf die eine, dann auf die andere Brust und nahm nicht nur meine Brustwarze, sondern die ganze Kugel in seinen Mund. Seine warme Zunge arbeitete mit seinen Zähnen, zog und neckte, was einen Krampf durch mein Inneres schickte.
Er packte meine Hinterbacken, und ich spürte einen Ansturm von Gier. Seine Krieger hatten vergewaltigt, getötet und gestohlen, und doch konnte ich nur daran denken, dass ich diesen Mann in mir spüren wollte.
Und dann hob er mich in seine Arme, um mich auf das Bett zu legen, und drückte meine Beine auseinander. Sein Schwanz ragte empor, und seine Eier, groß und schwer. Die Muskeln meines Geschlechts spannten sich erwartungsvoll an.
Ich hatte Faline völlig vergessen, aber jetzt spürte ich ihre Hände auf meinen Schultern, die mich weiter auf das Bett zogen. Entrüstet wehrte ich mich, aber sie hielt mich an den Oberarmen fest und drückte ihr Gewicht auf mich.
Falines Beine waren hinter meinem Kopf geöffnet, sodass ich ihren Fischgeruch wahrnahm.
Sie tauschte mit Eirik einen wissenden, ermutigenden Blick aus. Ob es mir nun gefiel oder nicht, sie sollte die Dritte in meinem Bett sein und ihren Anteil bekommen.
Ich hatte erwartet, dass Eirik in mich eindringen und mit dem Ficken beginnen würde, das er wohl vorhatte. Ich kannte den Akt gut genug. Stattdessen hob er meine Hüften zu seinem wartenden Mund.
Ich hatte noch nie die Zunge eines Mannes in mir gespürt. Ich hätte mich weggedreht, aber er hielt mich so fest. Er erforschte meinen Schlitz sehr gründlich, und seine Zunge bereitete mir mehr Vergnügen, als das Glied meines Mannes je getan hatte.
Was für eine merkwürdige Sache, wenn ein Mann so etwas tut. Denn was für ein Vergnügen sollte das für ihn sein?
Aber es musste ein Genuss gewesen sein, denn sein Mund verschlang mich so gierig wie der Wolf eine Gans mitsamt Federn. Ich, die Gans, war nur allzu bereit, mich verschlingen zu lassen. Wellen durchliefen mich und stiegen noch höher, als er mit seiner Zunge über meinen geheimen Zipfel schnippte und daran saugte.
Als er sein Gesicht hob, sah ich etwas Dunkleres: den Wunsch, seiner Lust nachzugeben.
Er hielt meine Hüften angehoben und richtete seinen Schwanz auf meine klaffende Nässe aus, und ich spürte den ersten Stoß seiner geschwollenen Eichel. Dann drang er ein, so glatt und leicht wie ein Messer durch frische Butter.
Ich schrie auf vor Überraschung über dieses plötzliche, wunderbare Gefühl, tief und vollkommen ausgefüllt zu sein. Es gab keine Schmerzen, aber eine Art Unbehagen, weil ich auf eine Weise gedehnt wurde, wie ich es noch nie erlebt hatte.
Faline beobachtete Eirik, beobachtete die langen Stöße, die mir jeweils ein erwiderndes Stöhnen entlockten. Mir wuchs eine neue Stimme, angeheizt durch den Körper dieses Mannes.
Sie blickte an mir hinunter, in mein Gesicht, und ihr Gesichtsausdruck schien sowohl schadenfroh als auch verächtlich zu sein: erfreut, mich reduziert, genommen, besiegt zu sehen, dachte ich, und doch verärgert über meine Erhebung ins Vergnügen.
Ein Blitz schlug direkt vor der Tür ein, so hell, dass er durch den Spalt um die Tür leuchtete. Ein tiefes, widerhallendes Donnergrollen erfüllte den Raum.
»Thor beobachtet uns«, keuchte Eirik. »Schlägt seinen Hammer über den Himmel, sodass alle es hören können.«
Er versenkte seinen Schwanz noch einmal in mir. »Höre Thor! Er lobt unsere Vereinigung.«
Seine Stöße rollten in mich hinein, schwenkend und reibend, sein Schwanz drückte dorthin, wo ich ihn am meisten begehrte. Sein Unterleib spannte sich bei jedem Stoß, und dann brüllte er und füllte mich mit seinem Samen.
Ich näherte mich einem Ort des brennenden Schmerzes und der Freude. Ich konnte mich der Wärme nicht entziehen, die meine Knochen durchströmte und meine Haut durchflutete. Und dann war ich nicht mehr in diesem Raum, sondern wurde von meinem Körper gelöst, hinein in ein grelles weißes Licht.
Mit zurückgeworfenem Kopf stieß Eirik ein dreifaches Wolfsgeheul aus und begann zu lachen.
Ich lag keuchend und benommen da, die Welt war wie neu geboren.
In den frühen Morgenstunden stand ich auf, um Wasser zu lassen und zu trinken. Ich stand am Bett und sah auf die beiden hinunter: Eirik und Faline, ihr dunkler Kopf unter seinem Arm, ihr Haar auf seiner Brust. So entspannt sah sie jünger aus, und ihr Gesicht war nicht wie üblich zu einer Grimasse verzogen. Beide schienen friedlich, als wären unsere Leidenschaften nur ein Traum gewesen.
Ich hatte mich ausgeruht, als Faline an der Reihe war und Eirik mit ihrem Mund und ihren Händen wieder bereit gemacht hatte. Sie hatte ihn zu ihrem eigenen Heulen der Verzweiflung geritten. Sein Stöhnen hatte sie angespornt, bis sie ihre Lust herausschrie und ihre Pobacken auf ihn presste. Ich konnte den Rhythmus ihrer Zuckungen lesen.
Ich hatte sie schon in vielen Stimmungen erlebt, von Wut über Verachtung bis hin zu Eifersucht und Verärgerung, aber diese Seite von ihr war mir fremd. Ich fragte mich, ob mein eigener Ausdruck der Ekstase der gleiche war.
Eirik hatte dann still zwischen uns gelegen, mit dem Gesicht zu mir, und Faline hatte sich an seinen Rücken geschmiegt. Ich war begeistert bei der Sache gewesen, seine Brust und die straffen Muskeln seines Bauches zu berühren. Ich hatte das Haar in seiner Leistengegend gestreichelt und meine Hand um den Ansatz seines Schafts gelegt, hatte gespürt, wie er in meiner Hand wieder wuchs, so dick, dass meine Finger ihn kaum umschließen konnten.
Ich hatte mein Bein über ihn geschlagen, mich ihm wieder geöffnet, glitschig von seinem Sperma und meinem Verlangen, und berührte seine breite Spitze mit meinen warmen Lippen. Ich rieb meinen Schmerz an seiner Länge, forderte mein eigenes Vergnügen ein, mein Körper war erwacht.
Seine Hand hatte meine Brust gefunden und umfasste sie, während ich mit den Hüften wippte. Jeder Druck führte zu einem erneuten Krampfen in meinem Inneren, in der weichen Passage, die ihn umgab.
Ich hatte darum gekämpft, meinen Atem zu kontrollieren, und hatte die gleiche Unruhe in seinem gehört.
In der Zwischenzeit hatte Faline mich über Eiriks Schulter hinweg mit ihren scharfen Augen angesehen. Ihre Hände schienen seine Hinterbacken zu bearbeiten, zu kneten, zu streicheln. Ich stellte mir vor, dass sie ihre Finger zwischen seine Backen schob, während er sich in mir bewegte. Als er keuchte, hatte sie noch fester gegen ihn gedrückt.
Ich kehrte in die Wärme ihrer Körper zurück, der Geruch von Sex war stark unter den Pelzen.
Als ich wieder aufwachte, sah Helka auf mich herab. Faline und Eirik waren aufgestanden. Ich war allein im Bett.
Sie berührte meine Schulter. »Geht es dir gut?« Sie runzelte besorgt die Stirn. »Keine Schmerzen?«
Ich schüttelte den Kopf. Es war nicht mehr als ein dumpfes Pochen.
Selbst als die drei Nordmänner mich gegen meinen Willen genommen hatten, hatte ich versucht, meinen Körper zu entspannen. Das hatte ich während meiner Ehe zur Genüge gelernt. Sich zu wehren, sich vor Schmerzen zu fürchten, führte höchstwahrscheinlich zu nur noch mehr Schmerzen.
Ich dachte an Eirik zurück: sein Mund, sein Schwanz. Über Liebe machte ich mir keine Illusionen. Es war Eiriks Körper, der mir Vergnügen bereitet hatte, nichts anderes. Zweifellos hatte er schon viele Frauen gehabt, und heute Abend würde er zwischen den Beinen einer anderen sein.
Helka setzte sich neben mich. »Ich habe ihm gesagt, er soll dir nicht wehtun.«
Ich erinnerte mich an ihr Flüstern in sein Ohr, ihr entschuldigendes Lächeln. Ich zuckte mit den Schultern und sah weg. Ich war trotzdem wütend auf sie. »Was ist mit den anderen Frauen? Geh und sprich mit ihnen.«
Sie seufzte. »Männer sind Männer. Ich kann sie nicht ändern.«
Da bemerkte ich, dass sie den Waschzuber herausgezogen hatte und dass das Feuer angezündet war.
»Das Wasser ist heiß«, sagte sie.
* * *
Mein Körper begrüßte die Wärme. Ich lehnte mich zurück und tauchte ein. Helka saß auf einem Fell und versuchte, mich in ein Gespräch zu verwickeln.
Trotz ihrer scheinbaren Freundlichkeit hatte ich nicht mehr das Gefühl, dass ich ihr vertrauen konnte. Die Männer hatten sich nicht besser als Tiere benommen, und sie hatte nichts getan, um sie aufzuhalten.
»Wie viele andere Dörfer habt ihr geplündert?«, fragte ich. »Und wie viele hast du getötet? Wie viele Frauen wurden gegen ihren Willen genommen? Wollt ihr uns in eure Boote setzen, um eure Sklaven zu sein?«
Ich wusste, dass sich die Nordmänner alles nehmen würden, was sie wollten, sobald ihre Segel repariert waren.
Helka senkte ihren Blick und gab keine Antwort.
»Ich werde nicht mitkommen.« Ich bellte ihr die Worte entgegen. »Ich will nicht der Besitz von jemandem sein.«
Helka sah auf. »Und was, wenn du Eirik gehörst?«
Ich funkelte sie an.
»Er ist ...« Sie suchte nach dem richtigen Wort. »Er wird respektiert. Ein Krieger. Er kann jeden Mann besiegen. Bei ihm hättest du einen Platz. Du würdest nicht nichts sein. Du wärst seine Bettgefährtin, aber mehr. Du würdest seine Kinder bekommen.«
»Und wie viele Bettgefährtinnen hat er?« Ich brauste auf.
»Es liegt nicht in der Natur des Mannes, nur eine zu lieben.« Helkas Gesicht war teilnahmslos, während mein eigenes vor Scham und Verbitterung glühte.
»Männer sind Bestien. Alles, was sie kennen, ist Gewalt und Ficken.« Ich ließ meinen Kopf auf die Knie sinken. Wenn Eirik jetzt hereinkäme und mich aus dem Wasser heben würde, würde ich protestieren? Oder würde ich meine Arme um ihn schlingen und mich wieder in seiner Hitze verlieren?
Diese Nordmänner waren Mörder, Vergewaltiger und Sklavenhändler. Wie viele Kinder hatten sie auf ihrem Pfad der Zerstörung gezeugt? Ich hasste es, dass ein Teil von mir von ihrem Blut war, dass mein wahrer Vater wie die Männer gewesen war, die meinen Mann getötet hatten, wie die drei, die mich gezwungen hatten, ihre Schwänze in mich aufzunehmen.
Ich blickte zu Helka auf, in dieses Gesicht, das so sehr wie mein eigenes war.
»Siehst du mein Haar?«, sagte ich. »Was glaubst du, woher dieses Haar kommt? Siehst du meine Augen?«
Sie nickte. »Ich wusste es vom ersten Moment an. Eirik sieht es auch. Du gehörst zu uns.«
Bitterkeit überflutete mich. »Ich will zu niemandem gehören, nicht einmal zu dem mächtigen Eirik!«
Mein Kopf war heiß vor Wut. »Ich wurde durch Gewalt geboren, durch einen Mann, der meine Mutter mit Gewalt nahm, während andere den Mann ermordeten, den ich ‚Vater‘ hätte nennen sollen. Was, wenn ich sie beide räche, indem ich jeden von euch töte?«
»In der Vergangenheit zu leben, hilft nicht.« Helkas Stimme war ruhig, sie beruhigte mich wie ein Kind bei einem Wutanfall. Sie nahm einen Lappen und ließ mir Wasser über die Schultern laufen.
»Wie kann ich die Vergangenheit vergessen? Es gibt dort zu viele Ungerechtigkeiten.« Ich kämpfte gegen das Weinen an.
»Es ist besser, auf das zu schauen, was vor dir liegt, wo deine Füße noch die Möglichkeit haben, hinzugehen.«
Ich schniefte und wischte mir mit einem Arm die Augen. »Eirik wird meiner überdrüssig werden. Was bin ich? Nur eine weitere Frau.«
Helka versuchte, die richtigen Worte zu finden. »Wir urteilen nach dem, was wir sehen, aber es gibt noch mehr. Wir können nicht die Geheimnisse eines jeden Herzens kennen.« Ihr Gesicht wurde immer ernster. »Du hast nicht nur Wikingerblut, sondern auch eine Wikingerseele. Daher rührt dein Mut.«
Meine Augen verengten sich. Was wusste sie schon davon, ob ich mutig war oder nicht?
»Ich habe dich gestern Abend in der Halle gesehen«, sagte Helka. »Ich stand im Schatten, aber ich habe zugesehen. Ich hätte nicht zugelassen, dass dir etwas zustößt.«
»Ich weiß nicht, was ich bin.« Ich nahm ihr den Lappen ab, machte ihn nass und drückte das Wasser aus. »Ich bin weder ein Hase noch ein Kaninchen.«
Helka lächelte kurz.
»Und ich weiß nicht, wo ich hingehöre. Vielleicht nicht hier. Ich habe nie dazugehört.«
»Du bist ruhelos«, sagte Helka.
»Ja. Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin so voller Sehnsucht nach etwas, das ich nicht benennen kann, dass ich zerspringen werde.«
Helka beugte sich vor. »Das ist es, was es heißt, ein Mensch zu sein. Unser Schrei kam vor unserer Sprache, und er ist immer noch in uns.«
Sie legte ihre Hand auf meine, damit ich aufhörte, mit dem Lappen herumzufummeln. »Ich möchte dir eine unserer Geschichten erzählen. Im Zentrum aller Dinge steht ein Baum, der Yggdrasil genannt wird. Er birgt alles, was wir wissen, und vieles, was wir nicht wissen, in seinen Zweigen. Er schöpft sein Wasser aus einem Brunnen, und darin leben drei weise Frauen. Sie schnitzen in den Baum unsere …« Sie hielt inne und suchte das Wort.
»Unsere Schicksale?«, schlug ich vor. »Was wird morgen und übermorgen passieren?«
»Ja, unsere Schicksale.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wenn das wahr wäre, hätten wir keine Macht, unser Leben zu kontrollieren. Daran glaube ich nicht.«
Sie zeichnete das Muster eines Netzes auf meine Handfläche. »Das Leben ist wie ein Spinnennetz.«
Sie kniff die Finger zusammen, als ob sie eine Strähne des Netzes herauszupfen wollte. »Wenn wir das tun, zittert das Netz. Ändere eine Kleinigkeit, und alles kann sich ändern. Die Frauen prägen unser Schicksal, aber das Schicksal kann man ändern.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich glaube weder an diesen Baum noch an die drei Frauen.«
Helka schloss meine Handfläche. »Die Geschichten helfen uns, uns daran zu erinnern, dass wir uns alle abmühen und dass wir alle Wünsche haben. Wir kämpfen für das, was uns wichtig ist.«
Ich tauchte meine Schultern wieder unter das Wasser. »Ich weiß nicht, ob mir irgendetwas wichtig ist, außer meiner Großmutter.«
Helka lächelte.