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Die Karlsruher Ahnenforscherin Maren Meinhardt soll eine Familienchronik schreiben. Doch der harmlose Auftrag einer alten Freundin aus Maulbronn entpuppt sich bald als verwirrende Spurensuche. Sie führt zurück bis in die Maulbronner Schulzeit des jungen Hermann Hesse, und Maren, die immer tiefer in den Sog der dunklen Vergangenheit und ihrer eigenen Gefühle gerät, stößt auf die "Erbsünde" der Familie Urban - mit tödlichen Folgen. Ein packender Krimi rund um die lebendige Karlsruher Südstadt und das geheimnisumwobene Kloster Maulbronn.
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Seitenzahl: 411
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G. BRAUN
EVA KLINGLER
MAULBRONN-KRIMI
Über die Autorin
Eva Klingler
geboren 1955, ist Journalistin und Autorin. Sie arbeitete als Redakteurin beim SWR und für verschiedene Tageszeitungen und veröffentlichte bisher zahlreiche Romane und Kurzgeschichten.
Im G. Braun Buchverlag sind bisher die erfolgreichen Krimis »Blutrache«, »Kreuzwege«, »Blaublut«, »Weißgold « und »Hassliebe« erschienen.
Impressum
G. BRAUN
© 5. Auflage 2013
G. Braun Telefonbuchverlage GmbH & Co. KG, Karlsruhe
Lektorat: Eva Lichtenberger
Umschlaggestaltung: Röger & Röttenbacher GbR,r2 Büro für Gestaltung, www.roeger-roettenbacher.de
Umschlagbild: Uta Süße-Krause, Knittlingen
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes (auch Fotokopien, Mikroverfilmung und Übersetzung) ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt auch ausdrücklich für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen jeder Art und von jedem Betreiber.
ISBN: 978-3-7650-8801-8
eISBN: 978-3-7650-2102-2
Dieser Titel ist auch als E-Book erschienen.
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FÜR CLEMENS LÄUFER
Nach zweiundzwanzig Jahren fuhr ich zum erstenmal wieder mit der kleinen Bahn durch die sommerlichen Waldhügel der Maulbronner Gegend, stieg an der verschlafenen Haltestelle aus und wanderte durch den feuchten Wald nach Maulbronn… (Hermann Hesse, „Der Brunnen im Maulbronner Kreuzgang“)
Der Auftrag kam zwar überraschend, aber durchaus willkommen.
Auf der Straßenbahnfahrt nach Maulbronn versuchte ich, meine Erinnerung an Violet Griesheimer hervorzuholen.
Keine leichte Aufgabe für mich, die ich eher vergesslich bin, andererseits aber eine interessante Übung für jemanden, der in seiner Jugend – für die zahlreich konsultierten Ärzte rätselhaft – zwei Jahre lang taub gewesen war.
Aus dieser Zeit hatte ich viel gelernt.
Wenn du nichts mehr hörst, siehst du schärfer, beobachtest anders – eine Gabe, die mir aus dieser grauen stillen Epoche meines Lebens erhalten geblieben war.
Also – Violet Griesheimer.
Ein frischer Geschmack drängte sich mir auf. Irgendwas mit Pfefferminz… Vivil!
„Vivi!“
Ich lächelte erleichtert. Mir gegenüber saß ein älterer Türke in einem gestreiften Anzug, er lächelte freundlich zurück.
Vivi! Richtig, man hatte sie Vivi genannt, obwohl nichts an ihr an jene Fernsehmoderatorin aus den Siebzigern erinnerte. Oder doch?
Charmant und liebreizend – ein altmodisches Wort, und doch traf es den Kern – war auch unsere Vivi gewesen, dabei so fein wie eine französische Dame des 18. Jahrhunderts. Doch hatte ihre Freundlichkeit niemals aufgesetzt gewirkt, sondern stets echt, warm, mitfühlend und so sanft wie ein Stück Milchschokolade im Mund.
Und obwohl unsere Bekanntschaft schon etliche Jahre zurücklag – ich kannte sie aus meiner Mannheimer Studentenzeit, aus einem Leben also, welches mir, der Maren Mainhardt von heute, wie das einer anderen vorkam – entstand jetzt vor meinen Augen ein deutliches Bild von Violet.
Es setzte sich langsam zusammen, so wie sich ein Phantombild auf dem Computerbildschirm aufbaut: ein makellos schönes Gesicht mit einer Haut, die Kosmetikerinnen arbeitslos werden ließ. Keine Rötungen, keine großen Poren, keine Äderchen – nur eine glatte Fläche von dunklem mattem Elfenbein. Dunkle Augen, schwarzes Haar, dichte Augenbrauen und perfekte Formen an Mund, Kinn und Stirn. Flache breite Wangenknochen. Schlank und zierlich, wie sie war, konnte sie alles tragen. Obwohl sie offensichtlich aus einfachen Verhältnissen stammte, kleidete sie sich edel, und wir in unseren T-Shirts, Sweatshirts, Jeans und – je nach ideologischer Ausrichtung – karierten Holzfällerhemden oder indischen Seidenblüschen, bewunderten ihren Geschmack.
Sanft, manchmal scheu, immer aber gewinnend war ihr Lächeln. Sie konnte gut zuhören und stellte die richtigen Fragen, die den Kern und das Herz trafen. Sie nahm echten Anteil, das spürte man, und deshalb suchte jeder ihre Gesellschaft. „Maren, das Wertvollste, was du heute einem Menschen schenken kannst, ist deine Zeit!“, hatte sie einmal zu mir gesagt.
Eine Weisheit, die trivial erscheint, aber gleichwohl stimmt. Ich weiß, wovon ich rede. Ich bin nämlich Single, unfreiwillig übrigens, wie ich zugeben muss, und eins kann ich versichern: Es gibt nicht viele Leute, die dir beispielsweise an einem Sonntagmorgen ihre Zeit schenken.
Da gehen die Läden bei den Paaren spät hoch, da wird gegähnt, gefrühstückt, in Socken und Bademantel der Tag geplant. Auszeit für Gesellschaft. Auszeit für Singles.
Ich fühlte den Schmerz – er war noch da. Rüdiger und die kleine Isobal! Glück auf Zeit.
Zurück zu Vivi.
Liebenswürdig, am Schicksal anderer interessiert, warm und weiblich und schön – die Männer, Studenten ebenso wie Dozenten, waren naturgemäß begeistert von solch einer Frau. Doch nur Letztere konnten sich Vivi leisten.
Etwas Derartiges hätte sie natürlich niemals offen gesagt, doch ließ sie auf ihre liebreizende Weise Tatsachen sprechen.
Wer mit Vivi ausgehen wollte, musste die Rechnung übernehmen, ob Frau oder Mann, denn teures Essen im Restaurant konnte sie einfach nicht bezahlen.
Das war bekannt, und sie schämte sich anscheinend nicht dafür. Sie setzte die Einladung mit einem sanften graziösen Lächeln voraus. Obwohl sie selbstverständlich niemals etwas verlangte.
„Ach, lass doch das Essen!“, sagte sie gerne und hakte ihr Gegenüber lächelnd unter, wobei jedem auffiel, dass sie gut roch. „Wir gehen zusammen spazieren und essen auf einer Bank einen Apfel!“
Sprach es und landete auf zauberhafte Weise immer im Gourmettempel am anderen Ende der Stadt!
Ob dieses Prinzip funktioniert hätte, wenn sie ausgesehen hätte wie die meisten von uns aussahen, war unklar, doch die Natur hatte ihr großzügig geholfen: Vivi war nun mal eine Schönheit, und in jener Zeit, in der Boris Becker und seine hübsche Babs die Schlagzeilen beherrschten, war Vivis dunkle Exotik mehr als salonfähig.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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