Faking With Benefits - Lily Gold - E-Book

Faking With Benefits E-Book

Lily Gold

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Beschreibung

Eine spicy Why-Choose-Fake-Relationship-Romance Layla ist undateable. Sie ist achtundzwanzig und hatte noch nie einen Freund. Jedes Date ein Reinfall. Sie ist zwar ein bisschen awkward, aber ist das wirklich die Erklärung für ihre katastrophalen Dates? Zum Glück hat Layla drei überfürsorgliche Nachbarn, die nur zu gerne mir ihr flirten üben. Zack, der massige Ex-Rugbyspieler mit dem frechen Grinsen, und Josh mit seinem stechenden Blick und seinen Geheimnissen nehmen Layla nach einem lausigen Date nur zu gerne in den Arm. Doch schnell entfachen die unschuldigen Berührungen ein heißes Feuer zwischen ihnen – wäre da nicht Luke, der dritte im Bunde, ausgerechnet Laylas ehemaliger Lehrer, der sich weigert, bei den Fake-Dates mitzumachen … FAKING WITH BENEFITS ist eine extra spicy Reverse-Harem-Romance.  Mit Bonus-Epilog! Noch mehr Bücher von Lily Gold:  Three Swedish Mountain Men Triple Duty Bodyguards Nanny for the Neighbors

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Faking With Benefits

Lily Gold lebt in London, England, und schreibt zeitgenössische Liebesromane. Sie hat eine Schwäche für starke Männer mit großen Herzen und denkt, das Einzige, was besser ist als ein »book boyfriend«, sind zwei »book boyfriends« ... oder vielleicht drei. Wenn sie nicht schreibt, liest sie normalerweise, tötet aus Versehen ihre Topfpflanzen oder sucht sich ein Haustier zum Kuscheln. Sie gibt auf TikTok und Instagram Einblicke unter @authorlilygold.

Eine spicy Why-Choose-Fake-Relationship-Romance

Layla ist undateable. Sie ist achtundzwanzig und hatte noch nie einen Freund. Jedes Date ein Reinfall. Sie ist zwar ein bisschen awkward, aber ist das wirklich die Erklärung für ihre katastrophalen Dates? Zum Glück hat Layla drei überfürsorgliche Nachbarn, die nur zu gerne mir ihr flirten üben. Zack, der massige Ex-Rugbyspieler mit dem frechen Grinsen, und Josh mit seinem stechenden Blick und seinen Geheimnissen nehmen Layla nach einem lausigen Date nur zu gerne in den Arm. Doch schnell entfachen die unschuldigen Berührungen ein heißes Feuer zwischen ihnen – wäre da nicht Luke, der dritte im Bunde, ausgerechnet Laylas ehemaliger Lehrer, der sich weigert, bei den Fake-Dates mitzumachen …

Lily Gold

Faking With Benefits

Roman

Aus dem Englischen von Maya Lloyd

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Deutsche Erstausgabe bei ForeverForever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinMai 2024© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2024© Lily Gold 2021Die englische Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel: Faking With Benefits.Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.Umschlaggestaltung: zero-media.net, München,nach einer Vorlage von © Yummy Book CoversE-Book powered by pepyrus

ISBN 978-3-95818-779-5

Emojis werden bereitgestellt von openmoji.org unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.

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Inhalt

Das Buch

Titelseite

Impressum

Layla

Layla

Layla

Zack

Layla

Zack

Layla

Layla

Transkript

Twitter

Zack

Layla

Layla

Layla

Zack

Layla

Luke

Transkript

PictureGram

Layla

Josh

Layla

Josh

Josh

Layla

Layla

Layla

Zack

Zack

Transkript

Twitter

Layla

Luke

Luke

Luke

Layla

Luke

Layla

Layla

Layla

Zack

Zack

Layla

Luke

Layla

Layla

Layla

Transkript

Twitter

Layla

Layla

Transkript

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Josh

Layla

Layla

Layla

Layla

Layla

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Josh

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Layla

Layla

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Josh

Luke

Layla

Layla

Luke

Luke

Luke

Luke

Twitter

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Luke

Luke

Zack

Josh

Layla

Layla

Layla

Layla

Layla

Layla

Josh

Layla

Layla

Layla

Layla

Transkript

Epilog

Bonus-Epilog

Leseprobe: Nanny for the Neighbors

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Layla

Anmerkung der Autorin

Anmerkung der Autorin

Diese Reverse-Harem-Romance enthält explizite erotische Szenen zwischen mehreren Partnern.

Obwohl das hier ein süßer und (hoffentlich) witziger Roman ist, berührt er einige sensible Themen. Eine vollständige Liste findet ihr auf meiner Website unter: https://www.lilygoldauthor.com

Viel Spaß beim Lesen!

Layla

»Mit dreißig möchte ich verheiratet sein«, sage ich nachdenklich und drehe den Stiel meines Weinglases zwischen den Fingern. »Ich glaube, dann habe ich die besten Chancen, Kinder zu bekommen.«

»K– Kinder?«, kommt es von der anderen Seite des Tisches zurück.

Ich nicke und setze mein verführerischstes Lächeln auf.

Mein Date heute Abend ist ein Typ namens Mike Stonem. Ich habe ihn gestern über eine Dating-App kennengelernt. Einen Meter neunzig groß, gut aussehend, arbeitet in einer Tierauffangstation. Nun sitzt er mir gegenüber und sieht absolut zum Anbeißen aus in seinem schwarzen Anzug und dem goldenen Kerzenlicht, das über seine markanten Gesichtszüge flackert.

Er schluckt, und sein Adamsapfel wippt hoch und runter. »Du denkst also schon an Kinder, Layla?«

Ich nicke. »Ich halte es für äußerst wichtig, einen konkreten Lebensplan zu haben. Und weil ich weiß, dass es ab fünfunddreißig zunehmend schwieriger wird, Kinder zu bekommen, will ich bald damit anfangen. Ich denke, drei wären ideal, obwohl ich auch mit zwei zufrieden wäre. Was denkst du über …«

Ich gerate ins Stocken, als er seinen Stuhl zurückschiebt und aufsteht. »Ich, ähm … muss mal auf die Toilette«, murmelt er und sieht mir dabei nicht in die Augen.

»Oh. Okay. Ist gut.« Ich winke ab, er macht auf dem Absatz kehrt und stürmt zu den Toiletten.

Seltsam.

Mit einem Achselzucken lehne ich mich in meinem Stuhl zurück und nehme einen großen Schluck Wein.

Hier sitze ich also, mitten in meinem hundertzwanzigsten Date, und fange an zu glauben, dass ich den Dreh allmählich raushabe.

Der Abend verläuft bis jetzt ziemlich gut. Mike hat ein wirklich schickes Restaurant ausgesucht; im Zentrum Londons und sogar mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Es ist sehr nobel und teuer, mit puristischen weißen Wänden, an denen abgefahrene moderne Kunst hängt, und seltsam geformten Lampenschirmen, die von der Decke baumeln. Er hat bereits auf mich gewartet, mich auf die Wange geküsst, als wir uns an unseren Tisch setzten, und mir Bilder von einem süßen Hund gezeigt, den er heute operiert hat. Er hat mir nicht einmal auf die Brüste gestarrt, als ich die Gabel fallen ließ und mich gebückt habe, um sie aufzuheben.

Ich habe ein gutes Gefühl bei ihm.

Ich werfe noch einmal einen Blick in Richtung der Toiletten, um mich zu vergewissern, dass er noch nicht zurückkommt, dann schnappe ich mir meine Handtasche, öffne den Verschluss und ziehe mein Date-Tagebuch heraus. Ich lecke den Zeigefinger an, blättere durch die Seiten, bis ich die Liste mit den Tipps und Tricks fürs erste Date finde, und überfliege die ersten Stichpunkte.

Augenkontakt suchen

Ihm Fragen zu sich stellen

Offene Körpersprache zeigen

Seine Hand oder seinen Arm berühren

Ihm Komplimente machen

Ich nicke und versuche, sie schnell auswendig zu lernen.

Eine Anleitung für erste Dates mag vielleicht ein bisschen übertrieben wirken, aber ich bin notorisch schlecht in Beziehungen und allem, was dazugehört. Ich bin jetzt achtundzwanzig, und ich hatte noch nie einen festen Freund. Und das liegt nicht daran, dass ich es nicht versucht hätte: Die letzten zwei Jahre habe ich damit verbracht, einen Kerl zu finden, der es mit mir aushält. Jeden Freitagabend nach der Arbeit gehe ich nach Hause, setze mich mit einem Glas Wein auf die Couch und beginne einen Swiping-Marathon auf meiner derzeit bevorzugten Dating-App. Wenn ich dann einen Mann finde, der mir gefällt, verabrede ich mich mit ihm.

Bislang hat das nicht so gut funktioniert. Vielleicht trete ich zu forsch auf; die meisten Männer, die sich mit mir treffen, sehen in der Regel ziemlich eingeschüchtert aus. Bis zum zweiten Date habe ich es noch nie geschafft.

Aber ich glaube, heute Abend wendet sich das Blatt.

Weitere Minuten vergehen, aber Mike kommt nicht zurück. Nervosität macht sich in mir breit. Mein Geschäftshandy vibriert dreimal hintereinander – wahrscheinlich die Spedition, die mich über den Lieferstatus meiner Bestellungen auf dem Laufenden hält. Heute sollen ein paar neue Teile für meinen Dessous-Onlineshop geliefert werden. Es juckt mir in den Fingern, die Nachrichten zu öffnen, aber ich zwinge mich, nicht auf das Display zu schauen. Jeder wikiHow-Artikel, den ich zum Thema »Was man beim ersten Date nicht tun sollte« gelesen habe, sieht es als absolutes No-Go, aufs Handy zu schauen.

Stattdessen widme ich mich meiner Vorspeise. Wir haben beide die Spezialität des Hauses bestellt, die sich als eine Portion Minigemüse entpuppt, das in Blattgold eingewickelt ist. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das wirklich essbar ist. Ich drehe eine winzige Rote Bete mit der Gabel um.

»Ma'am?«

Ich sehe auf und lächle den Kellner an, der nervös vor mir steht. »Hallo«, sage ich. »Alles in Ordnung, danke.«

Der Kellner räuspert sich. »Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen sagen soll, Ma'am. Aber Ihr Date ist gerade gegangen.«

»Gegangen?« Ich runzle die Stirn. »Aber er hat doch noch gar nichts gegessen. Vielleicht ist er nur kurz raus, um zu telefonieren oder so.«

Der Kellner verzieht das Gesicht. »Wir haben ihn dabei überrascht, wie er, ähm, aus dem Fenster in der Herrentoilette geklettert ist. Er hat wohl nicht vor wiederzukommen.«

Mir bleibt der Mund offen stehen. »Wie bitte?«

»Er hat bezahlt!«, sagt er aufmunternd und hält mir die Quittung hin. Ich starre sie an. Das macht es irgendwie nur schlimmer. Hätte er nicht gezahlt, könnte ich mir wenigstens einreden, dass er nur eine kostenlose Mahlzeit abstauben wollte. Aber jetzt weiß ich, dass ich das Problem bin.

Ich starre auf seinen Teller. Seine blöden vergoldeten Karotten funkeln zurück.

»Gut«, sage ich leise. »Okay.«

Dem Kellner ist es sichtlich unbehaglich zumute. »Ähm, soll ich Ihr Essen einpacken? Das Dessert geht aufs Haus.«

»Ich …« Ein Teil von mir möchte Nein sagen. Ich schäme mich so sehr, aber ich will nicht gehen. Ich bin hierhergekommen, um zu Abend zu essen. Ich haue doch nicht ab, nur weil mein Date mies gelaufen ist, verdammt noch mal – ich habe mehr Rückgrat.

Glaube ich.

Vielleicht auch nicht.

Zu meinem Glück werden wir unterbrochen, noch bevor ich eine Entscheidung treffen muss.

»Das ist nicht nötig«, sagt jemand mit starkem nordischen Akzent über meinen Kopf hinweg. Ich blinzle verwirrt, als der Stuhl mir gegenüber mit einem trommelfellzerreißenden Quietschen zurückgezogen wird und mein Nachbar Zack seinen massigen, muskulösen Körper auf Mikes leeren Platz wuchtet.

»Hey, Hübsche«, sagt er gut gelaunt und lehnt sich über den Tisch. Ich zucke zusammen, als seine Lippen über meine Wange streichen und meine Lunge sich mit seinem warmen, an Honig und Whiskey erinnernden Duft füllt. »Tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe beim Pinkeln.« Er lehnt sich zurück und grinst mich an. »Gut. Zurück zu unserem Date. Wo waren wir stehen geblieben?«

Layla

Ich starre Zack an. Er zwinkert mir mit seinen strahlend blauen Augen zu.

Zack Harding (Profispitzname: Zack Hard-On) ist dreißig und Ex-Rugbyspieler – aber er erinnert mit seinem Aussehen eher an einen Wikinger. Muskelbepackte Oberarme, blondes Haar, das meist zu einem Bun zusammengebunden ist, ein struppiger Bart und eine Brust, die so breit ist wie ein Kühlschrank. Er wohnt zusammen mit zwei anderen Jungs in der Wohnung mir gegenüber. Da wir Nachbarn sind, hängen wir ständig mitei­nander ab – deshalb weiß ich auch, dass er die Art von Typ ist, mit der ich auf gar keinen Fall ein Date haben sollte.

»Herrgott, Mann.« Er rutscht ein wenig hin und her, dann verzieht er das Gesicht und schaut hoch zum Kellner. »Schon mal daran gedacht, einen Stuhl für uns normale Leute zu besorgen? Nicht jeder ist so ein Zwerg wie Lass hier.«

Der Kellner starrt ihn nur mit großen Augen an. »Lass?«, fragt er verdutzt.

»Lass, Lassie. So nennt man bei uns im Norden eine junge, unverheiratete Frau«, erklärt Zack.

»Zack«, sage ich ganz ruhig. »Was machst du hier?«

Er setzt einen überraschten Ausdruck auf. »Wir haben ein Date, Babe. Schon vergessen?«

Ich rolle mit den Augen.

Der Kellner wirkt heillos verwirrt. »Es tut mir leid …«, sagt er, wirft einen Blick zurück in Richtung der Toiletten und schaut dann wieder zu Zack. »Sind Sie, ähm …?«

»Ich bin immer noch derselbe Typ, ja«, sagt Zack. »Ich bin nur auf einen Schlag richtig heiß und knackig geworden. Ich würde diese wunderschöne, umwerfende, ein wenig angsteinflößende Frau doch niemals sitzen lassen.«

Ich trete ihm unter dem Tisch gegen das Schienbein.

»Nein«, sagt der Kellner unschlüssig. »Ich meinte … sind Sie … Zack Harding?«

Zack strahlt übers ganze Gesicht. Er liebt es, erkannt zu werden. »Aye, der bin ich.«

»Also … der Zack Harding? Der Rugbyspieler? Sie waren mein Lieblingsspieler, als Sie noch für England gespielt haben!«

»Oh, aye, danke dir, Kumpel.« Zack wendet sich wieder mir zu. »Also, wenn es dir nichts ausmacht, ich habe eine Verabredung mit dieser reizenden Dame und einem winzigen Teller voller …«, er beäugt das Essen vor ihm, » …mmmh, leckerer Pastinaken.« Als der Kellner keine Anstalten macht, sich zu entfernen, wiederholt er freundlich, aber bestimmt: »Bis später, Kumpel!«

»Oh.« Der Mann kommt wieder zu sich, dreht sich um und huscht davon. Zack macht es sich auf seinem Platz gemütlich und schnappt sich Mikes Weinglas, so als wäre es das Normalste der Welt, das Date seiner Nachbarin zu crashen.

»Weißt du«, sage ich langsam, »wenn du mich so sehr vermisst, hättest du auch einfach zu Hause auf mich warten können.«

»Ich bin nicht deinetwegen hier. Ich hab ein Mädchen auf einen Drink eingeladen.« Er deutet mit einem Nicken in eine Ecke des großen Saals, wo sich die Bar befindet. Ich schaue hinüber und entdecke eine Schar von Models, die auf den Barhockern sitzen, an ihren Drinks nippen und sich unterhalten. Ein besonders hübsches Mädchen in einem sehr kurzen Kleid sitzt etwas abseits und starrt mich finster an.

Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Solltest du dann nicht besser bei ihr sein? Sonst bezweifle ich, dass du nach der Nummer, die du hier gerade abziehst, heute noch flachgelegt wirst.«

»Hat nicht gefunkt zwischen uns.« Skeptisch betrachtet er den Haufen goldenen Gemüses auf seinem Teller. »Sie hat mich zur Hochzeit ihrer Schwester dieses Wochenende eingeladen.«

»Und das ist ein Problem?«, frage ich und sehe zu, wie er den Suppenlöffel nimmt und das goldene Grünzeug sorgfältig darauf stapelt.

Er wirft mir einen schiefen Blick zu. »Ihre Familie kennenzulernen steht nicht gerade an erster Stelle meiner To-do-Liste, Lass. Ich bin nicht auf der Suche nach einer Ehefrau. Ich habe gesehen, wie du abserviert wurdest, also bin ich rübergekommen, um dich zu retten.« Er schiebt sich den Bissen in den Mund und schaut dann stirnrunzelnd auf meinen Teller. »Babe, du hast kaum etwas gegessen. Bist du nervös?«

Ich zucke mit den Schultern. »Ich wollte nur alles richtig machen.« Doch offensichtlich habe ich grandios versagt. Mal wieder.

Er presst die Lippen zusammen. »Hast du heute überhaupt schon was zwischen die Zähne bekommen?«

Ich schüttele den Kopf. »Ich habe den ganzen Tag Bestellungen abgearbeitet. Und ich nehme kein Essen mit ins Lager.«

Er schnaubt. »Du weißt schon, dass Essen und Schlaf wichtiger sind, als Strumpfhosen zu verkaufen, oder?« Er beugt sich runter, hebt das Tischtuch hoch und betrachtet demonstrativ meine Beine. »Auch wenn das wirklich schöne Strumpfhosen sind, Süße.«

Ich trete ihm gegen das Knie. »Das sehe ich anders«, sage ich.

Her Treat, meine Dessous-Firma, ist mir das Wichtigste im Leben. Es hat sechs Jahre harter Arbeit gebraucht, um sie zu dem zu machen, was sie jetzt ist – eine einigermaßen erfolgreiche Web-Boutique mit Tausenden von Kundinnen pro Monat. Sechs Jahre voller Nachtschichten, Schuldenabbezahlen und achtzehn Stunden Arbeit pro Tag. Sie ist mein Baby. Sie steht bei mir an erster Stelle.

Zack schnaubt spöttisch und schiebt mir den Teller zu. »Du bist ein hoffnungsloser Fall. Iss. Ich will nicht, dass du gleich wieder in Ohnmacht fällst.« Seufzend nehme ich die Gabel in die Hand. Er lehnt sich zufrieden zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. »Na los, erzähl schon. Was ist passiert? Ich habe euch von der Bar aus beobachtet. Es schien ganz gut zu laufen.«

»Du bist so ein Creep«, murmle ich, kaue auf einem Bissen vergoldeter Karotte herum und verziehe angewidert das Gesicht.

»Das ist mein Job«, erinnert er mich und tippt sich mit dem Daumen auf die Brust. »Du hast einen wahren Experten in Sachen Liebe vor dir sitzen.«

Ich schnaube. »Ich glaube nicht, dass ein Beziehungspodcast dich gleich zu einem Experten auf diesem Gebiet macht. Ich habe noch kein Diplom an deiner Wand hängen sehen.«

»Das vielleicht nicht«, sagt er süffisant. »Aber die Awards hast du gesehen, nehme ich an. Bester Unterhaltungspodcast für Erwachsene, drei Jahre in Folge, Baby.«

Ich lächle kurz und spieße einen winzigen Pastinakenwürfel auf. Zack betreibt seinen Beziehungspodcast zusammen mit seinen beiden Mitbewohnern, Josh und Luke. Er heißt Three Single Guys und ist sehr erfolgreich. Jede Woche hören Zigtausende Leute dabei zu, wie die Jungs von Geschlechtskrankheiten bis zu Breath Play über alles Mögliche reden.

Wahrscheinlich könnte ich von Zack wirklich noch das ein oder andere über Dating und Beziehungen lernen.

»Ich weiß nicht, was passiert ist«, sage ich schließlich und lege das Besteck wieder weg. »Ich fand, es lief gut.« Plötzlich macht sich ein Gefühl der Erschöpfung in mir breit. Ich bin so müde.

Es war kein guter Monat. Die Umsatzzahlen von Her Treat sind zurückgegangen, und vor lauter Sorge habe ich kaum ein Auge zugetan. In ein paar Monaten erscheint meine neue Kollektion, und ich habe Mühe, den Überblick über alle To-dos zu behalten. Und ich bin schon so lange auf der Suche nach einem Partner. In den vergangenen vierzehn Monaten hatte ich hundertzwanzig Dates. Und kein einziges davon war erfolgreich. Ich versuche, es nicht an mich heranzulassen, aber allmählich fängt es an, ein bisschen zu sehr wehzutun, als dass ich den Schmerz weiterhin ignorieren könnte.

Ich denke an den Zehnjahresplan, der zusammengeknüllt in meiner Handtasche steckt. Das letzte nicht durchgestrichene Kästchen spukt mir andauernd durch den Kopf. Heiraten.

In der Hinsicht habe ich aber mal richtig versagt. Und ich hasse es zu versagen.

»Hey«, sagt Zack leise. Ich schaue zu ihm auf. In seinen hellblauen Augen spiegelt sich Sorge. »Alles in Ordnung mit dir?«

Ich nicke. »Es ist nur … Ich weiß nicht, was ich falsch mache.«

Zack mustert mich noch ein paar Sekunden, dann scheint er sich selbst zuzunicken.

»Na gut.« Er schnappt sich die halb volle Flasche Wein, die zwischen uns beiden steht, hebt mein Glas und schenkt großzügig ein. Er schiebt es mir über den Tisch zu. »Runter damit, und dann schnapp dir deinen Mantel.«

Verdutzt sehe ich zu, wie er sein eigenes Glas in einem einzigen Zug hinunterkippt und sich anschließend mit dem Handrücken den Mund abwischt. »Was hast du vor?«

»Wir genießen den teuren Wein, für den dein blödes Date bezahlt hat, und dann holen wir uns was Richtiges zu essen. Nicht so komischen Wasabi-Schaum-Scheiß.« Er steht auf und schiebt den Stuhl zurück. Der Kellner taucht wieder auf, und Zack strahlt ihn mit seinem Megawattgrinsen an. »Es war köstlich, Kumpel.«

Der Kellner nickt, sieht jedoch immer noch ein wenig verwirrt drein. »Ich werde es an die Küche weitergeben«, murmelt er, dann hält er seinen Notizblock und Stift hoch. »Ähm, könnten Sie vielleicht …«

»Autogramm?«, vermutet Zack, und der Mann nickt eifrig. Ich hebe mein Glas und stürze den Wein hinunter, während Zack seinen Namen auf das Papier kritzelt. »Kein Problem, Kumpel. Danke, dass du so freundlich zu meinem Mädchen warst.« Er reicht mir eine Hand und zieht mich auf die Beine. »Komm schon, Lassie. Dein Abend wird gerade um einiges besser.«

Layla

Es ist fast Mitternacht, als wir endlich nach Hause kommen. Anstatt etwas zu essen, hat Zack mich überredet, in einem Pub haltzumachen, wo ich das Happy-Hour-Angebot mit zwei Drinks zum Preis von einem gleich ein paarmal in Anspruch genommen habe. Vielleicht ein paarmal zu oft. Mir schwirrt der Kopf, als ich die sechs Treppen zu unserem Stockwerk hinaufstolpere. Zacks Arm ist fest um meine Taille geschlungen.

Es ist eigentlich nicht meine Art, zu viel zu trinken. Da ich mein eigenes Unternehmen führe, bin ich immer auf Abruf, und mein Alltag ist in der Regel so vollgepackt, dass ich mir nicht viel Freizeit erlauben kann. Ich weiß, dass ich morgen früh in Selbsthass zerfließen werde, aber im Moment ist mir das ziemlich egal. Ich hatte einen furchtbaren Abend. Die Demütigung durch mein Date mit Mike nagt an mir. Ich will die Sache einfach für eine Weile vergessen.

Als Zack mich die letzte Treppe in unser Stockwerk hochschleift, fange ich allerdings an, die vierte Runde Mojitos zu bereuen. Ich starre auf meine abgeschlossene Wohnungstür und stelle mir vor, wie ich in mein kaltes, leeres Bett klettere. Schon wieder. Mein fröhliches, betrunkenes Gefühl weicht plötzlich der Traurigkeit.

Hundertzwanzig Dates. Ich hatte in den letzten vierzehn Monaten hundertzwanzig Dates. Und kein einziges davon hat funktioniert.

Irgendwas muss mit mir nicht stimmen.

»Der gefällt mir«, brummt Zack, als er an meinem roten Bralette-Träger herumnestelt. »Einer von deinen Designs?«

Ich schüttle den Kopf. »Das ist ein Anna Bardet. Sie ist eine meiner Lieblingsdesignerinnen.«

»Deine gefallen mir besser«, sagt er und schaut den langen Flur auf und ab. Es ist dunkel und still; alle anderen Hausbewohner sind offensichtlich schon zu Bett gegangen. »Hast du was zu essen da, Süße?«

Ich denke nach. »Weiß nicht. Vielleicht ein paar Müsliriegel?«

Er schnalzt mit der Zunge und dreht mich auf der Stelle. Er wohnt in Apartment 6B, direkt gegenüber von mir. Seine muskulösen Arme legen sich um meine Taille. Ich kneife einen davon, ohne recht zu wissen, was ich tue, und bestaune seinen riesigen Bizeps, woraufhin er leise lacht. »Komm schon. Ich mache dir etwas mit viel Käse, dann fühlst du dich morgen vielleicht nicht ganz so beschissen.«

Ich runzele die Stirn und zögere. »Das musst du nicht tun …«

»Wir haben noch Reste aus dem Essenspaket von dieser Woche«, sagt er verlockend.

Ich werde hellhörig. Die Jungs bekommen eine Menge Gratisprodukte von Sponsoren, die in ihrem Podcast Werbung schalten.

Mein persönlicher Favorit ist Flavoroso, ein Unternehmen, das wöchentliche Essenspakete mit bereits vollständig zusammengestellten Zutaten liefert.

»Heute Abend gab es Makkaroni mit vier Käsesorten«, raunt mir Zack ins Ohr und lässt mich erschaudern. »Brie und Cheddar und Gouda und so.« Ich blicke zu ihm auf, mir läuft das Wasser im Mund zusammen, und er prustet los. »Ja. Das dachte ich mir schon. Komm schon, Baby.«

»Ich bin kein Baby.« Ich versuche, mich aus seinem Griff zu winden.

Er lacht nur und küsst mich auf den Kopf, schließt die Wohnungstür auf und bugsiert mich in die Wohnung.

Die Wohnung der Jungs ist eine größere, männlichere Version meiner eigenen. Statt einem gibt es hier zwar drei Schlafzimmer, aber sie haben den gleichen offenen Wohn- und Essbereich mit Küche. Während mein Wohnzimmer rosa Tapeten hat und mit Regalen für all die Produktmuster vollgestopft ist, ist das der Jungs in dunklen Farben gehalten und tadellos aufgeräumt. Um einen gläsernen Couchtisch herum gruppiert sich eine schwarze Wohnlandschaft, die auf einen großen Flatscreen ausgerichtet ist. Über dem Bildschirm hängt ein Wandregal, auf dem fein säuberlich all ihre Awards aufgereiht stehen: die rote Plakette des English Podcast Award, der als Mikrofon gestaltete Elias Radio Popular Choice Podcast und mein persönlicher Favorit, der Top Adult Podcast. Die Trophäe ist aus rosa Glas und hat kleine Kussmund-Abdrücke eingraviert.

Heute Abend ist die Wohnung ein wenig unordentlicher als sonst. Der Couchtisch ist unter einem Haufen Three Single Guys-Postern und Filzstiften kaum noch zu sehen. Einer von Zacks Mitbewohnern, Luke, sitzt auf dem Sofa und kritzelt routiniert seine Unterschrift auf jedes einzelne Plakat.

Zack wuschelt mir durch die Haare und schiebt sich an mir vorbei in die Küche. Ich ziehe meine Lederjacke aus und lehne mich gegen die Wand, um Luke zu bewundern. Vielleicht liegt es an der Alkoholbrille, aber heute Abend sieht er besonders heiß aus.

Luke wird dieses Jahr vierzig, und er ist der Inbegriff des Silberfuchses. Leicht ergraut und auf diese Heißer-Professor-Art gut aussehend. Er trägt seine üblichen Chinos, eine dickrandige Brille und einen weichen marineblauen Pullover. Am liebsten würde ich ihn ablecken. »Du siehst gut aus«, lalle ich.

Luke blickt zu mir auf, seine grauen Augen funkeln leicht, als sich seine Lippen zu einem süßen Lächeln verziehen. »Layla. Ich wusste nicht, dass du heute Abend rüberkommst, Liebes.« Er legt seinen Stift beiseite und schaut an sich herunter. »Ah, danke. Zack hat mich dazu gezwungen, diese Hose zu kaufen.«

»Darin sieht sein Hintern echt gut aus!«, ruft Zack aus der Küche.

»Ist das so, Mr Martins?« Ich hänge meine Jacke an die Garderobe. »Wie interessant.«

Lukes Gesicht verfinstert sich ein wenig. »Ich habe dir gesagt, du sollst mich nicht so nennen.«

»Tut mir leid, Sir. Macht der Gewohnheit.«

»Ich war nicht lange genug dein Lehrer, als dass es zur Gewohnheit hätte werden können«, brummt er, und ich lache verlegen.

Luke ist mein alter Englischlehrer aus der zehnten Klasse. Als ich sechzehn war, hatte ich dreimal pro Woche Unterricht bei ihm, in dem wir Shakespeare interpretiert und Of Mice and Men gelesen haben. Wie alle Mädchen in der Schule war ich unsterblich in ihn verknallt. Ich bekam fast einen Herzinfarkt, als ich vor drei Jahren in dieses Apartmenthaus eingezogen bin und er in der Lobby stand und seine Post durchsah. Er hat mich nicht gleich erkannt – als ich ihm offenbarte, dass von nun an eine seiner ehemaligen Schülerinnen direkt gegenüber wohnen würde, war er regelrecht entsetzt.

Was es umso lustiger macht, ihn hin und wieder ein wenig aufzuziehen. Ich durchquere den Raum, lasse mich neben ihm auf das Sofa plumpsen und werfe meine Handtasche auf den Boden. »Einen schönen Abend gehabt, Sir?«

Er wirft mir einen verärgerten Blick zu, ich schmunzle und lege meine Füße auf den Couchtisch. Sein Blick huscht kurz über meine Beine in Netzstrümpfen, dann räuspert er sich. »Der Abend war ganz okay«, sagt er langsam. »Ich habe eine Bonus-Episode für den Podcast geschnitten und dann Poster signiert, bis mir die Tinte ausgegangen ist.« Er greift nach einer kleinen cremefarbenen Karte auf dem Couchtisch. »Meine Ex hat mir schon wieder eine Hochzeitseinladung geschickt«, fügt er trocken hinzu. »Das ist jetzt die fünfte. Ich glaube, sie hat gemerkt, dass ich ihre Anrufe blocke.«

Ich nehme ihm die Karte aus der Hand und blinzle auf die verschnörkelte Schrift.

Sei dabei, wenn Amy Jones und Rob Tran den Bund fürs Leben schließen!

5. April, The Laurel Grove

Ich verziehe das Gesicht. Ich erinnere mich gut an seine Ex-Frau. Als Luke mich unterrichtete, war sie die Rektorin der Schule. Und ein richtiges Miststück.

»Igitt. Warum will sie dich überhaupt dabeihaben?« Ich werfe die Einladung in Lukes Schoß und lasse den Kopf in die Sofakissen plumpsen. Alles um mich herum dreht sich. »Du solltest sie verbrennen.«

»Ich wollte sie eigentlich aufheben und irgendwann wiederverwerten.« Er sieht mich stirnrunzelnd an. »Ist alles in Ordnung mit dir? Was hat Zack mit dir angestellt?«

»Hm?« Meine Augen sind halb geschlossen. »Nichts.«

»Du bist sehr rot.« Er streckt die Hand aus, um meine Stirn zu fühlen, und ich schmiege ganz automatisch das Gesicht in seine Handfläche. Er riecht herrlich. Nach Earl Grey und alten Büchern. Ich möchte mich an ihn kuscheln wie in einen alten Ohrensessel.

Er zieht seine Hand weg, als hätte er sich verbrannt. »Und … du siehst schlapp aus. Hast du getrunken?«

Ich strecke mich und gähne herzhaft. »Ja.«

Die Runzeln auf seiner Stirn vertiefen sich. »Nur zum Spaß? Oder stimmt etwas nicht?«

Bevor ich antworten kann, öffnet sich eine Tür im Flur. »Habe ich richtig gehört?«, dröhnt eine tiefe Stimme. »Layla Thompson ist betrunken?«

Ich schaue auf. Der dritte und letzte Bewohner von Apartment 6B, Joshua Tran, steht in der Tür zu seinem Zimmer und sieht mich aus zusammengekniffenen Augen an. Ich starre zurück, obwohl es mir im Nacken wehtut, den Kopf zu drehen, um ihm in die Augen sehen zu können.

Der Typ ist groß. Mit seinen ein Meter fünfundneunzig ist er sogar größer als Zack, hat dichtes schwarzes Haar, rasiermesserscharfe Wangenknochen und einen kühlen, unnahbaren Blick. Er ist der Stille in der Gruppe – im Gegensatz zu Zack platzt er nicht einfach so ins Zimmer und verkündet lauthals seine Anwesenheit, er schleicht sich an wie ein schwarzer Panther und beäugt jeden mit kritischem Blick.

Und genau das tut er jetzt auch mit mir.

Er lehnt sich gegen den Türrahmen. »Heute Abend ist Date Night, richtig?«, fragt er. »Solltest du es nicht gerade mit einem reichen Hedgefonds-Manager treiben? Wo sind wir mittlerweile angekommen? Date Nummer hundertzwanzig?«

»Du führst wohl Buch, was?«, spotte ich und reibe mir die Augen. Kurz darauf sind meine Finger vom Make-up schwarz verschmiert. Scheiße. »Meine Güte, Josh. Man könnte meinen, du willst mit mir ausgehen.«

»Lieber würde ich mein Gesicht in Säure tunken«, sagt er im Plauderton, während er mich weiter unverwandt anstarrt. Joshua hat die dunkelsten Augen, die ich je gesehen habe. Sie sind beinahe schwarz, und ihr Blick ist fast beängstigend intensiv. Im Moment scannen sie mich wie ein Laser und bleiben an meinem kurzen Kleid und den hohen Absätzen hängen.

Ich schnappe mir die Hochzeitseinladung und werfe sie ihm zu. »Erklär deinem Bruder, dass es schräg ist, dass er Lukes Ex heiratet.«

»Ich hab’s versucht. Leider ist er total in sie verliebt. Du wirst rot im Gesicht, wenn du trinkst.«

»Leck mich.« Ich schließe wieder die Augen. »Lass mich in Ruhe. Ich bin nur wegen eurem Käse hier.«

Es gibt eine Pause, in der ich mich zurück in die Sofakissen kuschle. Dann umfassen Hände meine Knöchel, ich zucke zusammen und reiße die Augen wieder auf. Josh hat lautlos das Zimmer durchquert, sich vor mich gekniet und meine Füße in seinen Schoß gezogen.

»Zieh die aus«, sagt er schroff. »Die sehen unbequem aus.« Er streicht mit den Fingern über die Schnalle meines Stilettos. »Ich habe dich noch nie mehr als einen Drink trinken sehen.«

»Ich hasse es, betrunken zu sein«, nuschele ich und wackle mit den Füßen vor seinem Gesicht. »Ich will mich nicht bewegen. Zieh du sie aus.«

Er findet den Reißverschluss, öffnet ihn und befreit meinen Fuß. Sein Daumen drückt sich in meine Fußsohle, und ich schmelze auf der Couch förmlich dahin. Seine Mundwinkel zucken. Er zieht mir den anderen Schuh aus und stellt beide ordentlich neben das Sofa. »Wenn du nicht gerne trinkst«, sagt er langsam, »warum bist du dann betrunken?«

Ich blinzle und denke über die Frage nach. »Ich weiß nicht. Ich schätze, ich bin … traurig?«

Es ist, als ginge ein Ruck durch die beiden Männer neben mir. Eben waren sie noch locker und entspannt, jetzt starren sie mich beide ziemlich besorgt an.

Verdammt.

Zack

»Jesus«, sagt Layla laut, als sich die Stille in die Länge zieht. »Ich sagte, ich bin traurig. Nicht, dass ich an einer unheilbaren Krankheit leide.«

»Du bist traurig?«, wiederholt Josh, als könne er es nicht fassen. Luke sagt nichts, sondern betrachtet sie aufmerksam von der Seite. Ich verdrehe die Augen und rühre die Nudeln im Topf um. Die beiden sind immer gleich so dramatisch.

»Auch ich habe Gefühle«, sagt Layla und sieht genervt aus.

»Schon«, sagt Luke leise. »Aber in den drei Jahren, die wir dich jetzt kennen, hast du noch nicht ein Mal gesagt, dass du traurig bist.«

»Lasst sie in Ruhe, sie hatte einen schlimmen Abend«, sage ich und schalte die Herdplatte aus. »Sie wollte einen Mann dazu bringen, sie zu vögeln, und er ist aus dem Badezimmerfenster geklettert und das Ablaufrohr runtergerutscht, um ihr zu entkommen.« Ich schöpfe einen großen Haufen dampfender Makkaroni in eine Schüssel. »Und dann musste sie noch so einen vergoldeten veganen Scheiß essen. Eine andere würde wahrscheinlich in Tränen zerfließen. Aber sie ist zum Glück stark.«

»Ich wollte nicht, dass er mich vögelt«, widerspricht Layla und fummelt am Saum ihres kurzen silbernen Kleides herum. »Es ist nicht sonderlich schwierig, einen Mann dazu zu bringen, mit mir zu schlafen.«

»Aye«, stimme ich zu und hole eine Gabel aus der Besteckschublade. »Nicht, wenn du so angezogen bist.« Ich schaue aus den Augenwinkeln zu ihr und lasse den Blick über ihre durchtrainierten Oberschenkel gleiten. Keine Ahnung, was mit dem Typen los war, Layla ist ein echter Hingucker. Groß, lange Beine, hohe Wangenknochen und blassgrüne Augen, und das glatte, schulterlange Haar, das sie weißblond färbt. Sie ist wirklich heiß.

»Zack«, schimpft Luke. »Sag so was nicht.«

»Was? Sie trägt ein kurzes Kleid und hohe Absätze. Sie könnte jetzt in jeden Klub der Stadt gehen, und die Kerle würden sich auf sie stürzen wie die Fliegen.«

Layla nickt amüsiert. »Ja. Aber das will ich nicht.«

Josh setzt sich in den Sessel. »Wenn du nicht mit deinem Date schlafen wolltest, was wolltest du dann?«

Layla zögert. »Ich wollte einfach …, dass er mich mag«, sagt sie schließlich. »Ich möchte, dass ein Mann mit mir essen geht und mich so sehr mag, dass er mich wiedersehen will. Ich will eine richtige Beziehung.« Ich hebe eine Augenbraue. In ihrer Stimme liegt ein Anflug von Verletzlichkeit, den ich bei Layla noch nie gehört habe. Eigentlich ist sie der Inbegriff einer Boss Bitch. Ich überlege kurz, dann gehe ich zum Kühlschrank, hole einen großen Block Käse heraus und reibe extraviel davon über die Nudeln, um sie ein wenig aufzumuntern.

»Zurückweisung tut weh«, sagt Luke leise. »Das ist nichts, wofür man sich schämen müsste.«

Sie schüttelt den Kopf. »Es ist nicht die Zurückweisung, die mich stört. Ich mag es nur nicht, dass ich so in Verzug bin.«

»Womit in Verzug?«, fragt Josh. »Mit der Partnersuche?« Er wirft mir einen Blick zu. »Wir sind alle älter als du, und keiner von uns ist in einer festen Beziehung.«

»Ja, aber ihr wollt ja auch keine«, sagt sie. »Ich schon. Das ist Teil meines Plans.«

»Plan?«, frage ich, gehe zurück zum Sofa und reiche ihr die Schüssel. »Ist das wieder eine von deinen verrückten Listen? Ich glaube nämlich nicht, dass du es planen kannst, dich zu verlieben, Süße.« Ich lasse mich neben sie plumpsen.

Layla ist ein echter Freak, was Pläne und Listen angeht. Sie plant minutiös jede Sekunde ihres Lebens, vom Aufwachen in aller Herrgottsfrühe bis zu dem Augenblick, in dem sie ins Bett gehen will. Ich verstehe, dass die Frau alle Hände voll zu tun hat mit der Führung ihres Unternehmens, aber niemand muss derart durchorganisiert sein.

Manchmal schaue ich bei ihr vorbei, und sie sagt dann so einen Quatsch wie: »Warte, ich muss noch vier Minuten das Geschirr abwaschen, bevor ich reden kann.« Kleine Spinnerin.

»Ich kann alles planen«, behauptet Layla und schaufelt eine riesige Menge geschmolzenen Käse in sich hinein. »Und ja, ich habe eine Liste. Es ist ein Zehnjahresplan. Ich habe ihn nach der Highschool gemacht, um meine Zwanziger abzustecken. Und ich befinde mich schon nicht mehr auf dem richtigen Punkt der Zeitachse. Eigentlich wollte ich mit fünfundzwanzig meinen Ehemann finden.« Sie runzelt die Stirn und stopft sich das Essen in den Mund.

Josh macht ein ersticktes Geräusch hinter vorgehaltener Hand.

Layla funkelt ihn an. »Was?«

»Nichts, nichts.« Er schluckt schwer. »Ähm, warum fünfundzwanzig?«

Sie zuckt mit den Schultern. »Es schien mir ein gutes Alter zu sein. So hätte ich genug Zeit gehabt, mich zuerst um meine Karriere zu kümmern, ohne dass meine Fruchtbarkeit nachgelassen hätte oder alle guten Männer schon vergeben gewesen wären.« Josh fängt wieder an zu husten, noch heftiger als zuvor. Layla wühlt in ihrer Handtasche. »Wartet, ich zeig’s euch einfach.«

Lukes Augenbrauen schießen in die Höhe, als sie ihm ein zerknittertes Stück Papier hinhält. »Der Plan ist eine richtige Liste? Die du tatsächlich aufgeschrieben hast?«

Sie starrt ihn an. »Natürlich. Wie sonst sollte ich mir merken, was alles draufsteht?«

»Natürlich.« Er räuspert sich und geht die einzelnen Stichpunkte durch. Ich schaue ihm über die Schulter und lese mit. Der Zettel ist an manchen Stellen eingerissen und wasserfleckig, als trüge sie ihn schon eine ganze Weile in ihrer Handtasche mit sich herum. Oben steht in krakeliger Teenager-Handschrift das Wort Zehnjahresplan. Darunter befindet sich eine lange, fein säuberliche Liste mit Punkten wie Abschluss des BWL-Studiums (21 Jahre), Gründung einer Web-Boutique für Reizwäsche (23 Jahre) und Erster internationaler Vertrieb (24 Jahre).

Nur ein Stichpunkt ist noch nicht abgehakt. Heiraten (30 Jahre).

»Und jetzt?«, fragt Luke. »Du willst mit dreißig verheiratet sein? Dann hast du ja noch ein paar Jahre Zeit, nicht wahr? Du bist also nicht in Verzug.«

Layla blickt finster auf die Makkaroni. »Ja, aber ich hätte eigentlich schon mit fünfundzwanzig mit dem Daten anfangen sollen. Niemand findet beim ersten Mal den Richtigen. Na ja, manche schon, aber das ist statistisch gesehen sehr unwahrscheinlich. Also habe ich mir überlegt, dass ich ein paar Jahre Dating einkalkulieren muss, bis ich Mr Right gefunden habe.« Sie stochert in ihren Nudeln herum. »Aber ich habe es immer wieder hinausgeschoben. Ich habe mir eingeredet, dass es erst mal wichtiger sei, den Onlineshop richtig aufzuziehen. Und jetzt werde ich in ein paar Monaten neunundzwanzig, und ich hatte noch nie einen richtigen Freund. Und wenn es so weitergeht, werde ich das auch nie, denn ich habe keine Ahnung, wie Beziehungen funktionieren!« Mit einem tiefen Seufzer lässt sie sich zurück auf das Sofa fallen.

Ich grinse. Ich habe sie noch nie betrunken erlebt. Sonst ist sie immer so verklemmt. »Ich liebe sie«, raune ich den Jungs zu. »Sie ist so süß. O mein Gott.«

Sie runzelt die Stirn. »Das ist nicht lustig. Alle gehen davon aus, dass man mit dreißig schon reichlich Erfahrung in solchen Sachen gesammelt hat. Mein zukünftiger Freund wird mir nicht erst alles beibringen wollen.« Sie schaufelt einen weiteren Bissen Pasta in sich hinein. »Ich weiß nicht, was falsch mit mir ist«, murmelt sie. »Ich habe alles versucht, um jemanden zu finden, den ich mag, aber nichts hat funktioniert.«

Josh richtet sich in seinem Sessel auf, sein Mund ist zu einer wütenden Linie verzogen. »Nein«, sagt er grimmig.

»Nein, was?«, fragt sie.

»Mit dir ist alles in Ordnung. Sag so etwas nicht.«

Sie nimmt einen weiteren Bissen Nudeln. »Ja? Wie viele Achtundzwanzigjährige kennst du, die noch nie eine richtige Beziehung hatten?«

»So ungewöhnlich ist das nicht«, sagt Luke. »Es ist nicht die Norm, aber es ist auch nicht besonders komisch.«

Entnervt wirft sie die Hände über den Kopf. »Und wie viele dieser Leute haben zwei erste Dates pro Woche und bekommen nie ein zweites? Du kannst mir nicht erzählen, dass das normal ist.«

Luke sagt nichts. Layla schüttelt den Kopf und stellt die Nudeln weg. »Ich will eine Familie«, murmelt sie. »Ich will einen Ehemann. Ich bemühe mich so sehr, aber es klappt nicht. Und jetzt sind die Umsätze im Shop rückläufig, und ich muss noch so viel an der neuen Kollektion arbeiten, und niemand will mich …«, sie fährt sich mit den Händen durchs Haar und zieht daran. »Ich will einfach nur jemanden, zu dem ich nach Hause kommen kann, schätze ich.«

Joshs Augen weiten sich. Einen Moment lang sitzen wir alle schweigend da. Sie sieht so erschöpft und müde aus, dass es mir im Herzen wehtut. »Ach, du meine Güte«, murmle ich, strecke die Arme aus und ziehe sie in eine Umarmung. Für einen kurzen Moment versteift sie sich, doch dann lehnt sie sich an mich. »Ist okay«, murmle ich und streichle ihr über den Rücken. »Hör zu, Lass, wenn dich das so sehr belastet, helfen wir dir.«

Sie wird ganz still in meinen Armen. »Mir helfen?«, fragt sie.

»Ja. Vielleicht suchst du nicht an den richtigen Orten. Wir können dir vielleicht ein paar gute Jungs vermitteln oder so.« Ich versuche, ihr tröstend übers Haar zu streichen, aber sie reißt sich von mir los, und ihre Miene hellt sich schlagartig auf.

»Das könnt ihr!«, sagt sie begeistert. »Ihr könnt mir helfen!« Sie deutet über meine Schulter auf das Regal mit den Podcast-Awards über unserem Fernseher. »Ihr macht einen Podcast über Beziehungen. Ihr wisst, wie das funktioniert. Ihr könnt mir beibringen, wie man datet und eine Beziehung führt und den ganzen Kram!«

Luke schaut verwirrt drein. »Willst du ein paar Bücher oder so? Ich bin sicher, wir können dir gute Literatur empfehlen …«

Sie schüttelt den Kopf. »Keine Bücher. Die habe ich alle schon gelesen. Schaut mal.« Sie hebt ihre Tasche vom Boden auf und dreht sie um. Drei Bibliotheksbücher fliegen polternd zu Boden. Ich überfliege die Buchrücken. Der taktische Ratgeber: Wie findet man den richtigen Mann, Dating für Anfänger und Einen Mann ansprechen – Tipps für Dummies. O Gott.

Josh schaut sie an, seine Mundwinkel zucken leicht. »Warum überrascht es mich nicht, dass du versucht hast, zu büffeln, wie man Kerle kennenlernt?«, gluckst er. »Layla, das ist Quatsch. Keines dieser Bücher taugt was. Die sind voll von sexistischem Mist.«

»Ich weiß«, betont sie. »Deshalb will ich ja Nachhilfe bei euch nehmen. Praktischen Unterricht. Ihr könntet, ich weiß nicht … mit mir in Bars gehen oder so. Damit ich üben kann!«

Josh wird ganz still. »Wie bitte?«

Sie nickt, ihre Augen funkeln. »Bei einem Date werde ich immer ganz komisch und unbeholfen, und mir fällt nichts ein, was ich sagen könnte. Aber mit euch fühle ich mich wohl.« Sie wendet sich an mich. »Zack. Du bist gut im Flirten. Und du schaffst es, dass die Leute dich mögen. Du kannst mir doch beibringen, wie das geht, oder?« Ich zögere, doch sie legt mir eine Hand auf die Brust. »Bitte? Ich bezahle dich auch dafür.«

Ich verziehe das Gesicht. »Ich bin keine Nutte, Lassie.« Jesus, ich weiß, dass ich den Ruf eines Aufreißers habe, aber ernsthaft?

»Nur dieses eine Mal? Ich brauche wirklich deine Hilfe.« Ich sage immer noch nichts, deswegen dreht sie sich zu Josh um. »Josh? Ich habe Geld. Ich wette, du wärst ein toller Lehrer …«

»Wir werden nicht für Geld gefakte Dates arrangieren«, schnauzt Josh. »Du hast zu viel getrunken. Du weißt nicht, was du sagst. Iss auf und geh ins Bett.« Er steht auf, wendet sich ab und stolziert in die Küche davon.

Ein paar Sekunden lang sagt niemand ein Wort. Layla stellt ihre Schüssel vorsichtig auf dem Couchtisch ab, dann läuft sie ihm, ein wenig unsicher auf den Beinen, hinterher.

»Josh«, sagt sie leise. Als er nicht antwortet, streckt sie die Hand aus und tätschelt ihm unbeholfen die Wange. »Sieh mich an«, verlangt sie. Er dreht den Kopf und begegnet ihrem Blick. »Habe ich deine Gefühle verletzt?«

»Nein«, stößt er hervor.

»Nein?« Ihre Hand ist immer noch auf seinem Gesicht. Sie fährt mit den Fingern über seine Stoppeln. »Das gefällt mir. Normalerweise rasierst du dich.«

Josh schließt kurz die Augen, dann packt er ihr Handgelenk und zieht ihre Hand sanft von seinem Gesicht weg. »Tu das nicht, Layla.« Seine Stimme ist tiefer als sonst. »Du bist betrunken. Geh ins Bett.«

Es ist, als ob sie die Realität mit einem Schlag wieder einholen würde. Layla zuckt zusammen, stolpert zurück und sieht sich entsetzt im Raum um. »Du hast recht«, sagt sie langsam. »O Gott. Es tut mir so leid.«

»Ist schon gut«, sage ich und klopfe auf das Sofa neben mir. »Was ist schon eine betrunkene Anmache unter Freunden, hm? Komm essen, Schatz.«

Sie blinzelt heftig. »Nein, ich … ihr hattet einen schönen Abend. Und ich bin hier reingeplatzt, habe euer Essen weggefuttert, euch Geld angeboten, damit ihr mit mir ausgeht, und dann …«, sie dreht sich um zu Josh, »habe ich dir das Gesicht gestreichelt wie ein richtiger Widerling. Es tut mir leid.« Ihre Wangen brennen vor Scham. »Ich glaube, ich sollte jetzt gehen«, murmelt sie und bückt sich, um ihre Handtasche aufzuheben. »Danke für das Essen.«

Josh runzelt die Stirn. »Hey. Nein. Was ist los?«

»Iss wenigstens noch auf«, meint Luke.

»Du kannst es haben. Ich bin satt.« Sie holt ihre Jacke und fischt ihre Schlüssel aus der Tasche.

Ihr Atem gerät ins Stocken, und sie versucht, es mit einem Husten zu überspielen. Dennoch bemerke ich die Tränen, die ihr über die Wangen kullern, als sie sich der Tür zuwendet.

Mir bleibt das Herz stehen. Noch nie zuvor habe ich Layla weinen sehen. Ich hätte nicht gedacht, dass sie dazu überhaupt in der Lage ist. Ich stehe auf. »Layla …«

»L, komm zurück«, sagt Josh und reibt sich die Augen. »Scheiße. Ich wollte dich nicht wütend machen.«

Sie schüttelt den Kopf. »Ich bin nicht wütend«, murmelt sie. »Ich, ähm … nur … Entschuldigung.«

Ohne ein weiteres Wort geht sie hinaus auf den Flur und zieht die Tür hinter sich zu.

Leise fluchend will Josh ihr nachlaufen, aber Luke hält ihn zurück.

»Lass sie gehen«, sagt er. »Es ist ihr so schon peinlich genug. Soll sie erst mal ihren Rausch ausschlafen.«

»Ich habe sie zum Weinen gebracht«, sagt Josh mit gequältem Gesichtsausdruck.

Ich seufze, lasse mich wieder aufs Sofa fallen und schnappe mir ihre Schüssel mit den halb aufgegessenen Makkaroni. »Morgen früh wird sie sich hassen«, murmle ich und schaufle noch ein paar Nudeln in mich rein. »Und zwar so richtig.«

Layla

Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schießt, als ich am nächsten Morgen die Augen öffne, ist: Scheiße, ist das hell.

Normalerweise wache ich nicht bei Tageslicht auf. Meistens bin ich lange vor Sonnenaufgang auf den Beinen und schon mitten in meiner morgendlichen Joggingrunde.

Ich stöhne und drehe mich auf die Seite. Ich fühle mich beschissen. Meine Augen sind verklebt und brennen wie verrückt. In meinem Kopf hämmert es. Mein Mund fühlt sich an, als hätte man mir die ganze Spucke mit einem dieser Speichelsauger abgesaugt, die Zahnärzte benutzen. Am liebsten würde ich einfach wieder einschlafen, aber dem Sonnenlicht nach zu urteilen, das durch die halb geöffneten Jalousien hereinfällt, ist es Zeit zum Aufstehen. Ich taste auf meinem Nachttisch herum, ziehe mein Handy vom Ladekabel ab und schiele auf die Uhrzeit.

Dann blinzle ich. Reibe mir die Augen. Blinzle noch einmal.

Es ist elf Uhr fünfundvierzig.

»Scheiße«, murmle ich und springe aus dem Bett. Mein Fuß verheddert sich im Handy-Ladegerät, ich stolpere und halte mich gerade noch an meiner Kommode fest, bevor ich der Länge nach hinfalle. Ich bin völlig unkoordiniert, und mir ist speiübel, aber irgendwie schaffe ich es, mich nicht zu übergeben. Ich torkle rüber zu meinem Schreibtisch und blättere hektisch durch meinen Terminkalender. Mein Blick huscht über die sorgfältig eingetragenen und farblich markierten Termine, und mit wild klopfendem Herzen gehe ich jeden Eintrag doppelt durch. Dann sacken meine Schultern vor Erleichterung ein Stück zusammen.

Gott sei Dank. Der Vormittag ist frei. Doch der Rest des Tages ist vollgepackt. Um dreizehn Uhr habe ich ein Telefonat mit einem Lieferanten, um vierzehn Uhr eine zweistündige Besprechung mit meinen Herstellern, um zu erfahren, ob mit meiner kommenden Sommerkollektion alles nach Plan läuft. Danach stehen drei Stunden Papierkram auf dem Programm, dann eine kurze Essenspause und um neunzehn Uhr ein Telefonat mit einer Influencerin, um ihre Vergütung für einen gesponserten Beitrag zu besprechen.

Aber für den Moment bin ich aus dem Schneider.

Ich checke noch einmal die Uhrzeit auf meinem Handy – und runzle die Stirn. Ich habe jede Menge Nachrichten. Mit schwitzigen Fingern scrolle ich nach unten. Sie sind allesamt von den Jungs.

ZACK: Hey, L, bist du schon auf?

ZACK: Ignorierst du uns jetzt etwa?

ZACK: *wütendes Emoji*

ZACK: Ich weiß, dass du wahrscheinlich gerade am Ausflippen bist wegen letzter Nacht, aber mach es nicht so kompliziert, Babe. Das muss dir nicht peinlich sein.

JOSH: Ich habe ein paar Schmerztabletten in deinem Badezimmerschrank vergessen, als ich das letzte Mal bei dir war. Komm vorbei, wenn du Saft oder sonst was brauchst.

LUKE: Ich hoffe, du fühlst dich heute besser, Liebes. Trink viel Wasser und versuche, dich zu schonen. Unsere Tür ist immer offen, wenn du reden möchtest.

Entsetzt starre ich auf die Nachrichten. Wovon sprechen die? Wieso sollte ich mit ihnen reden wollen?

Und dann stürzt die Erinnerung an letzte Nacht auf mich ein wie ein Sack Ziegelsteine.

Mit einem Mal fällt mir alles wieder ein. Das schreckliche Date mit Mike. Wie Zack mich im Restaurant gefunden, mich getröstet und mir Mojitos eingeflößt hat. Ich erinnere mich, wie ich in die Wohnung der Jungs getorkelt bin, einen riesigen Teller Mac’n’Cheese gegessen und sie vollgeheult habe.

O Gott. Ich habe ihnen von all den miesen Dates erzählt. Hab ihnen meinen dummen Zehnjahresplan gezeigt.

Ich glaube, ich habe ihnen sogar Geld geboten, damit sie mit mir ausgehen.

»Mist«, stöhne ich, werfe mein Handy zurück aufs Bett und stolpere in mein kleines Bad, wo ich den angerichteten Schaden im Spiegel begutachte.

Ich bin ein einziges Wrack. Mein gebleichtes, platinfarbenes Haar ist zerzaust, und ich stecke immer noch in dem silbernen Kleid und der Netzstrumpfhose, die ich gestern Abend für mein Date angezogen habe. Meine blassgrünen Augen sind verquollen, der Mascara ist verschmiert, und auf meiner Wange klebt Lippenstift.

Leise vor mich hin fluchend drehe ich den Wasserhahn auf, fange zwei Handvoll Wasser auf, spritze es mir ins Gesicht und schrubbe mir gründlich die getrockneten Tränen und das Make-up von der Haut. Scham steigt in mir auf. Was zum Teufel ist los mit mir? Warum habe ich gestern Abend so viel getrunken? Warum bin ich nicht einfach nach Hause gegangen, habe ferngesehen und bin eingeschlafen, anstatt mich in Selbstmitleid zu suhlen wie eine komplette Versagerin?

Jetzt ist mein ganzer Tagesablauf versaut. Normalerweise habe ich jetzt bereits trainiert, meine E-Mails beantwortet, Anrufe entgegengenommen, meinen Tag geplant, Frühstück gemacht und ein paar Besorgungen erledigt.

Die Angst packt meine Eingeweide, und mir wird übel. Ich klammere mich an den Rand des Waschbeckens und zwinge mich, ein paar Mal tief durchzuatmen.

Es ist alles in Ordnung. Es ist nichts passiert. Ich habe keinen einzigen Termin verpasst. Ich komme nicht zu spät zu irgendetwas. Der Tag verläuft nicht ganz nach Plan, aber das ist okay.

Genau deswegen trinke ich nicht gerne. Es bringt einfach alles durcheinander. Und ohne meine Routinen verwandelt sich mein Leben in ein heilloses Durcheinander.

Ich reiße mich zusammen, putze mir die Zähne und taumle dann zurück in mein Schlafzimmer, wo ich sehnsüchtig auf mein zerwühltes Bett starre. Ich will einfach nur zurück unter die Decke kriechen, Frühstück bestellen und den Rest des Tages damit verbringen, Wiederholungen von Project Runway zu schauen und meinen Kater zu kurieren.

Oder ich rufe meinen Vermieter an, kündige den Mietvertrag und suche mir eine neue Wohnung, die weit, weit weg von meinen Nachbarn liegt.

Ich tue nichts von alledem. Stattdessen ziehe ich die zerknitterten Klamotten von letzter Nacht aus, ziehe mir ein paar Trainingssachen an und schnappe mir ein Haargummi von der Kommode, um mein Haar zu einem Pferdeschwanz zu binden. Ich muss diesen Morgen wieder in den Griff bekommen.

Zwanzig Minuten später jogge ich durch den Hydepark. Es ist ein wunderschöner Tag. Die Sonne scheint hell und heiß, aber die großen, dicht belaubten Bäume, die ihre Äste über mir ausbreiten, werfen kühle Schatten auf die kiesbedeckten Laufwege.

Ich werde schlapp. Normalerweise kann ich ohne Probleme fünf Meilen am Stück laufen, aber mein Körper ist durch die Dehydrierung und Erschöpfung schwerfällig und ausgelaugt. Ich hasse es zu trainieren, wenn ich müde bin, aber ich hasse es noch mehr, meine Routine nicht einzuhalten, also laufe ich weiter und ziehe nebenher mein Handy aus der Tasche meiner Joggingshorts. Wenn ich noch die nächsten drei Meilen durchhalten will, brauche ich Ablenkung. Ohne mein Tempo zu verringern, lade ich die neueste Folge von Three Single Guys und drücke auf Play.

Die altbekannte Titelmelodie ertönt, dann erklingt Joshs tiefe Stimme aus meinen Kopfhörern.

»Hallo und herzlich willkommen zu Folge vierhundertzweiundvierzig von Three Single Guys, einem Podcast, in dem drei alleinstehende Männer euch Beziehungstipps geben. Ich bin Joshua, ich bin gerade dreißig geworden und hatte seit Jahren keine feste Beziehung mehr.«

Luke meldet sich zu Wort. »Ich bin Luke, ehemaliger Highschool-Lehrer und der Geschiedene in der Runde.«

»Und ich bin Zack, Rugby-Legende, Posterboy und Best Shagger in ganz Europa«, sagt Zack lässig.

»So hat dich noch nie jemand genannt«, erwidert Josh barsch.

»Doch, hat man! Ich komme ganz schön rum.«

Josh seufzt. »Wir sind Three Single Guys, und wir sind völlig unqualifiziert, euch Tipps in Sachen Beziehung geben. Wie immer gilt: Diese Show ist nur zur Unterhaltung gedacht. Befolgt unsere Ratschläge auf keinen Fall.«

»Und wenn ihr es doch tut«, wirft Zack ein, »schickt uns eine Hochzeitseinladung.«

Trotz meiner miesen Laune breitet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus.

Ich liebe Three Single Guys. Das Konzept klingt bescheuert; warum sollten ausgerechnet drei Männer, die selbst nicht in einer Beziehung sind, Dating-Ratschläge erteilen? Aber die Jungs sind eine echte Hilfe. Jeder von ihnen hat sein eigenes Spezialgebiet: Bevor Luke sich von seiner Frau hat scheiden lassen, hat sie ihn zu unzähligen Paartherapien geschleppt, weswegen er eine ganze Menge über Beziehungspsychologie weiß. Josh ist so direkt, dass es fast schon unhöflich ist, und hat daher keine Probleme damit, den Hörern zu sagen, ob sie ihre Partner besser verlassen sollten. Und Zack beantwortet alle Fragen rund ums Thema Sex. Die Chemie zwischen den dreien stimmt einfach. Jede Folge beginnt mit ein paar Minuten Geplänkel, in denen sie über ihre Woche sprechen – aber mein Lieblingsteil beginnt, wenn sie die E-Mails mit den Fragen der Hörer beantworten.

»Okay«, ertönt erneut Joshs tiefe Stimme, als ich das letzte Stück meiner Strecke zurücklege. »Hier ist eine Mail, die wohl für Zack bestimmt ist. Sie ist von jemandem namens ›Moist in the Midlands‹.«

»Oh, das wird bestimmt gut«, meint Zack. »Schieß los.«

Josh räuspert sich. »Die letzten Male, als meine Freundin und ich miteinander geschlafen haben«, liest er laut vor, »hat sie gesquirtet. Ich finde das heiß, aber ihr ist es jedes Mal furchtbar peinlich, und es beeinträchtigt unser Liebesleben deshalb sehr. Wie kann ich sie davon überzeugen, dass das ganz normal ist … und dass ich ziemlich darauf stehe?«

»Trink den Saft«, sagt Zack sofort. »Du musst da reingehen und SCHLUCKEN, Alter. Du kannst ihr nicht nur sagen, dass du es geil findest, du musst es ihr zeigen. Also steck die Nase zwischen ihre Beine und schluck, als wärst du bei einem verdammten Wassermelonen-Wett­essen. Glaub mir, sie wird merken, dass du es geil findest, wenn du sie ausleckst wie eine geschmolzene Eiswaffel.«

Mitten im Park breche ich in schallendes Gelächter aus. Eine Frau, die einen Kinderwagen vor sich herschiebt, wirft mir einen nervösen Blick zu und dreht um. Ich versuche, mich wieder einzukriegen, und jogge rüber zur Bank in der Nähe, um mich etwas abzukühlen. Mein Handy hat beim Laufen ununterbrochen vibriert, daher hole ich es he­raus und überfliege die Nachrichten, während ich anfange, meine Oberschenkel zu dehnen.

Sie sind alle von Zack.

ZACK: Yo, L, bist du wach?

ZACK: Wir sind gerade im Studio, aber wir holen uns bald was zum Mittagessen. Komm vorbei, wenn du über letzte Nacht reden willst.

Gerade will ich die Nachrichten wegwischen, da poppt eine weitere Mitteilung auf.

ZACK: Wir machen uns Sorgen um dich. War nicht schön, dich weinen zu sehen :(

Schuldgefühle übermannen mich. Natürlich machen sie sich Sorgen um mich. Ich habe sie vollgeheult wie ein kleines Baby. So haben sie mich noch nie erlebt. Normalerweise bemühe ich mich sehr darum, mich und meine Emotionen im Griff zu haben.

Ich muss mich entschuldigen.

Seufzend fange ich an, eine Antwort zu tippen.

Zack

»Ich bin jetzt seit fast einem Jahr mit meinen drei wundervollen Freunden zusammen«, liest Josh vor und überfliegt die nächste Mail auf seinem Handy. Ich gähne herzhaft und bemühe mich, nicht einzuschlafen. »Und es läuft großartig. Das einzige Problem ist, dass es aufgrund unserer Arbeitszeiten fast unmöglich ist, dass wir alle vier gemeinsam Zeit fürei­nander finden. Wir haben eine kleine Tochter, und es ist mir sehr wichtig, dass sie viel Zeit mit all ihren Vätern verbringt. Wie kriegen wir das mit unseren unterschiedlichen Tagesabläufen hin? Von Beth Ellis in London.«

»Süße, ich weiß genau, was du meinst«, sage ich ins Mikrofon. »Wir haben uns zwar schon seit ein paar Jahren keine Frau mehr geteilt, aber damals, als wir alle drei mit Monica zusammen waren, haben wir uns einen Online-Kalender angelegt, in dem wir unsere freien Zeiten eingetragen haben.«

Luke nickt. »Und wir haben versucht, so flexibel wie möglich zu sein, indem wir etwa Schichten bei der Arbeit getauscht haben oder so. Ehrlich gesagt, das Beste, was man da tun kann, ist …«

Mein Handy bimmelt in meiner Jackentasche.

Luke seufzt laut, und Josh schließt genervt die Augen. Ich fluche und fummle am Reißverschluss der Tasche herum.

Seit neun Uhr heute Morgen sitzen wir im Aufnahmestudio, und bisher haben wir so gut wie kein brauchbares Material produziert. Three Single Guys veröffentlicht acht Episoden pro Monat, eine pro Woche und eine zusätzliche wöchentliche Bonus-Episode für Leute, die für ein Abonnement bezahlen. Normalerweise versuchen wir, die Aufnahme am Wochenende zu erledigen, den Rest der Woche verbringen wir dann mit dem Schnitt und Papierkram. Aber heute läuft irgendwie alles schief.

Zuerst konnten wir unsere Mikrofonabdeckungen nicht finden. Dann haben wir eine ganze Stunde aufgezeichnet, nur um festzustellen, dass Lukes Mikrofon gar nicht eingeschaltet war. Dann haben wir irgendwie die Hörerfragen verlegt, die Josh die ganze Woche über ausgesucht und zusammengestellt hat. Und jetzt schaffen wir es nicht, auch nur einen einzigen verdammten Satz zu Ende zu bringen, ohne uns zu verhaspeln, etwas zu vergessen oder irgendeinen anderen Blödsinn zu verzapfen.

Keiner von uns kann sich konzentrieren, und wir alle wissen, was der Grund dafür ist: Layla.

Ich hole mein Handy aus der Tasche und schaue auf das Display. Laylas Gesicht poppt auf.

Endlich.

»Hör auf, unter dem Tisch Nachrichten zu schreiben«, murmelt Josh.

Ich schüttle den Kopf und öffne die Nachricht. »Warte mal. Die ist von Layla.« Ich lese die Nachricht laut vor: »Kannst du den Jungs bitte sagen, dass es mir leidtut? Mir ist das so peinlich.«

Luke sieht verwirrt aus. »Warum ist ihr das peinlich? Wir sind doch befreundet. Ihr habt komplett abgeschossen schon viel schlimmere Sachen angestellt, als über eure Gefühle zu reden.«

»Äh, vielleicht ist es ihr peinlich, weil sie Gefühle hasst?«, erinnere ich ihn. »Vor anderen Leuten zu weinen ist wahrscheinlich ihre ganz persönliche Horrorvorstellung.« Ich tippe eine Antwort. »Ich schreib ihr, dass wir alle zugleich ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten haben und jetzt an einer ganz spezifischen Form von Gedächtnisschwund leiden, ja?« Lukes Mund verzieht sich zu einer festen Linie. Grimmig blickt er wieder hinab auf seine Notizen.

Ich glaube, wir waren alle erschrocken über das, was gestern Abend passiert ist. Das war so untypisch für Layla. Ich habe sie noch nie weinen sehen. Sonst hat sie sich immer komplett unter Kontrolle. Ich schätze, das ist auch der Grund, warum sie keinen Kerl findet – sie schüchtert sie einfach zu sehr ein.

Als wir sie das erste Mal trafen, dachte ich, sie würde mich hassen. Es war der Tag, an dem sie eingezogen ist. Ich hatte gehört, dass eine Frau die Wohnung gegenüber gemietet hat, also ging ich natürlich rüber, um meine Hilfe anzubieten. Doch sie wies mich mit einem kalten Lächeln auf den Lippen ab, verschwand in ihrer Wohnung und ging mir den gesamten nächsten Monat aus dem Weg.

Ich hielt sie für eiskalt. Unnahbar. Irgendwie eingebildet. Doch je besser ich sie kennenlernte, desto mehr wurde mir klar, dass sie nichts von alledem ist. Sie ist einfach nur schüchtern. Manche Frauen sind schüchtern und weich, Layla ist schüchtern und hart. Weil sie so selbstbewusst auftritt, sich wie ein Supermodel kleidet und einen Haufen Geld verdient, deuten die Leute ihre soziale Unsicherheit als Unhöflichkeit, aber in Wirklichkeit ist sie einfach nur etwas ungeschickt.

Es hat verdammt lange gedauert, bis sie sich uns etwas geöffnet hat, aber das Warten hat sich gelohnt. Sie ist großartig. Sie tut das, was sie will, und es ist ihr egal, was die anderen von ihr denken. Ich meine, auf ihrer Website präsentiert sie selbst als Model die Unterwäsche, die sie entwirft. Postet halb nackte Fotos von sich in den sozialen Medien, obwohl der übliche Haufen widerlicher Typen ständig ekelhafte Kommentare darunterschreibt. Aber es ist ihr egal. Sie will für ihre Sachen selbst modeln, also macht sie das auch.

Aus diesem Grund war es auch so erschreckend, als sie gestern Abend zusammengebrochen ist. Diese Seite von Layla habe ich noch nie gesehen. Mir gefällt der Gedanke nicht, wie sie ganz allein und niedergeschlagen in ihrer Wohnung auf der anderen Seite des Flurs sitzt.

»Wir sollten was unternehmen«, murmelt Josh.