Finja & Franzi - Zweimal schwarzer Kater - Christine Fehér - E-Book

Finja & Franzi - Zweimal schwarzer Kater E-Book

Christine Fehér

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Beschreibung

Feuerprobe für die Zwillinge!

Bei Finja und Franzi im Internat Hummelsmühle stehen die Zeichen auf Sturm: Franzi ist ratlos, wie sie die Segelregatta meistern soll, während Finja sich Sorgen um Schulesel Pietro macht, der vor Einsamkeit krank geworden ist. Weil Finja kein Ohr bei Franzi findet (und umgekehrt), herrscht Funkstille zwischen den Zwillingen. Aber als dann eines Nachts Franzi wegen eines heimlichen Segeltrainings gedeckt werden muss, ist Finja zur Stelle. Und natürlich hält Franzi zu ihrer Schwester, als auffliegt, dass sie E-Mails im Namen der Schulleiterin geschrieben hat, um eine Eselsdame für Pietro zu finden. Ende gut, alles gut: Franzi bringt die Segel-AG aufs Siegertreppchen und Finjas Bio-AG darf sich demnächst um ein Eselspaar kümmern.

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Seitenzahl: 181

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Mittwoch, 17. Juni

Update

Liebe Blog-Freunde, vergeht euch die Zeit auch immer viel zu schnell? Ich kann kaum glauben, dass es schon wieder Sommer ist. Heute zum Beispiel ist es so heiß, dass ich mit meinem Laptop nicht im Zimmer sitzen mag, sondern mich unter eine schattige Kastanie unweit der Ställe verkrümelt habe und meiner Lieblingsfreundin Josy beim Abäppeln der Weide zusehe. Nicht dass ihr denkt, ich wolle mich vor dieser Arbeit drücken – meinen Teil für heute habe ich schon erledigt, aber wir haben im Moment nur eine Schaufel. Bei der anderen hat unser Esel Pietro den Stiel angeknabbert, sodass man sie nicht mehr richtig halten kann, deshalb muss erst eine neue gekauft werden, damit immer zwei im Einsatz sind. So geht diese Arbeit ja viel schneller. Für mich bedeutet die Tatsache, dass Pietro auf dem Stiel herumgekaut hat, nichts weiter als die Tatsache, dass mit ihm etwas nicht stimmt, sonst würde er so was nie machen. Klar brauchen Esel Äste zum Knabbern und um sich zu beschäftigen, aber die bekommt er von Josy und mir reichlich und trotzdem hat er das getan. Pietro ist unausgefüllt, er fühlt sich einsam. Josy und ich kümmern uns fast in jeder freien Minute um ihn, aber wir sind nun mal keine Esel, auch wenn wir inzwischen schon recht gut »Iiiih-aaah« schreien können. Für mich steht schon lange fest: Unser Grauer braucht Gesellschaft, und zwar von einem zweiten Esel, möglichst einer Stute. Und ich werde alles daransetzen, damit er die auch bekommt! Ein paar Kleinanzeigenseiten habe ich schon durchforstet, aber bisher habe ich nur Meerschweinchen, Hunde, Katzen usw. gefunden. Und ein paar Papageien. Das wäre natürlich auch was … aber den Gedanken habe ich schnell wieder verworfen. Man bräuchte auch hiervon mindestens zwei und dazu eine entsprechende Voliere. Darin wird es im Winter aber zu kalt; im Januar hatten wir hier auf der Insel Hummelmühle ein paar Tage lang minus 17°C! Das kann man keinem Papagei antun. Ein Leben im engen Zimmerkäfig aber auch nicht. Eseln dagegen macht Kälte nicht viel aus. Die bekommen Winterfell, genau wie Pferde und Ponys.

Der Winter scheint eine Ewigkeit her zu sein. Leider war er ziemlich verregnet, das konnte uns schon die Laune verhageln, und deshalb war ich damals auch etwas schreibfaul, was den Blog angeht. Wer trotzdem mitgelesen hat, weiß ja noch … Die Adventszeit im Internat und in der Schule war gemütlich, zumindest bis zur Julklapp-Feier am letzten Tag vor den Weihnachtsferien. Jeder aus unserer Klasse durfte ein Los ziehen und dem, dessen Namen er gezogen hat, ein kleines Weihnachtsgeschenk machen. Es sollte aber etwas Selbsthergestelltes sein, nichts Gekauftes, denn wir dürfen die Insel ja nur in Ausnahmefällen verlassen. Ich habe Katinka gezogen und ihr einen Gutschein über Hilfe bei PC-Problemen geschenkt. Die kann sie gebrauchen, weil sie seit Ostern auch ihren Laptop hier hat, damit sie möglichst oft die Webseite von ihrem Schwarm Luis, dem Sänger ihrer Lieblingsband »Summerdream«, besuchen kann. Gefühlte sieben Mal ist ihr altersschwaches Gerät seitdem schon abgestürzt, und immer hat sie sich dann meines ausgeliehen. Damit ist jetzt Schluss.

Franzi hatte am meisten Glück, sie wurde von ihrer besten Freundin Annabelle gezogen und bekam ein Trägertop, das Annabelle selbst für sie bemalt und beklebt hat. Jan hatte Gloria gezogen und schenkte ihr den »längsten Liebesbrief der Welt«, eine Rolle aus mindestens hundert aneinandergeklebten Din-A4-Blättern voller Liebesschwüre. Erhört hat Gloria ihn trotzdem noch immer nicht, aber seitdem ist sie ziemlich nett zu ihm.

In den Weihnachtsferien waren unsere verrückte Tante Tilda und ihr frisch angetrauter Ehemann Uwe zu Besuch. Besonders Uwe fragte Franzi und mich natürlich über das Internatsleben aus. Scheint die Insel ein bisschen zu vermissen, der pensionierte Schulleiter! Trotzdem war es ganz lustig mit den beiden, und weil ja Tildas ehemalige Dachwohnung in unserem Haus jetzt vermietet ist, habe ich ihnen großzügig mein Zimmer überlassen und bin derweil zu Franzi gezogen. In der Hummelmühle wohnen wir ja nicht zusammen, sondern jede mit ihrer besten Freundin. So war auch das mal ganz witzig.

Zu Silvester haben wir Bleigießen gemacht. Mein Bleiguss sah aus wie eine Eidechse, und als wir in dem Heft mit den Symboldeutungen nachgeschaut haben, stand da: Etwas ist schwer zu fassen. Bisher ist mir noch nicht viel dazu eingefallen …

Franzi hatte beim Bleigießen die ganze Zeit Hummeln im Po, denn über uns feierte die neue Mieterin, eine ziemlich coole Studentin, mit ihren Freundinnen eine richtige Party. Die Musik dröhnte bis zu uns nach unten, vom Dach bis in den Keller vibrierten die Bässe, und mein Zwilling wippte die ganze Zeit mit den Füßen. Ich kenne sie genau, am liebsten wäre sie nach oben gestürmt und hätte bei denen mitgefeiert und die ganze Nacht getanzt, statt sich unten mit Onkel und Tante abzugeben. Aber sie war nun mal nicht eingeladen.

Als die Weihnachtsferien vorbei waren und wir in die Hummelmühle zurückkehrten, graute mir am meisten vor Ariane. Im Herbst hat sie ja ihr Katzenbaby abgeholt, das hübscheste von den dreien, die unsere Internatskatze Milly zur Welt gebracht hat, weiß mit braunen Flecken. Nach den Herbstferien redete sie von nichts anderem mehr als davon, wie GUT sich das Kleine schon bei ihr eingelebt hätte, wie ZUTRAULICH es schon ist (von allen aus der Familie selbstverständlich am meisten bei ihr), wie GERN es ihr aus der Hand frisst und wie SÜSS es ist, wenn das Kätzchen bei ihr im Bett liegt und schnurrt. Das ganze Frühjahr lang ging es so weiter; jedes Mal, wenn eine der anderen Katzen ihr über den Weg lief, spielte sie sich erneut als Expertin auf. Unerträglich, sage ich euch!

Die Katzenbabys sind inzwischen gar keine Babys mehr. Bald werden sie schon ein Jahr alt und sind ganz schön lebhaft. Man kann froh sein, wenn man sie überhaupt jeden Tag einmal sieht. Der neugierigste ist Joey, unser schwarzer Kater. Ihn sieht man immerzu über die ganze Insel flitzen; er kann sich aber auch sehr gut verstecken und kommt dann plötzlich ganz unvermittelt aus irgendeinem Gebüsch geschossen und miaut. Joey ist zudem sehr gesellig. Wenn wir im Speisesaal zusammen essen, setzt er sich immer mit auf die Eckbank, wo Franzi, ich und unsere Freundinnen immer sitzen, und scheint zu glauben, er wäre ein Mensch. Er springt nicht auf den Tisch und versucht auch nicht, Essen zu rauben, sondern sitzt einfach nur neben uns und starrt alles an. Natürlich findet sich dann immer jemand, der ihm ein kleines Stück Käse oder gekochten Schinken gibt.

Lio dagegen ist eine richtige Raubkatze. Oft trägt er eine Maus, eine Libelle oder einen Vogel im Mäulchen und verzieht sich in eine stille Ecke, um seine Beute genüsslich zu verspeisen. Anfangs fand ich das eklig und mir taten die kleinen Tiere leid, aber Hanno sagt, Mäuse fangen sei schließlich Lios Job. Er beruhigte mich auch, als ich befürchtete, Lio könne sich dadurch Krankheiten holen oder an einem Knochen verletzen, weil er von uns ja ganz weiches Katzenfutter bekommt. Aber davon leckt er meist nur die Soße ab, danach schüttelt er seine rechte Pfote und trollt sich.

Auch hier plusterte sich Ariane natürlich wieder auf und behauptete, ihre Supermutter, die ja Tierärztin ist, würde an die Katze zu Hause sowieso nur Stubenküken verfüttern und niemals Dosenzeugs. Dabei habe ich selbst gesehen …

Oh, Mist. Ich muss aufhören, der Akku von meinem Laptop ist gleich leer, das Warnsignal tutet so laut, dass ich richtig erschrocken bin. Bleibt mir treu, liebe Freunde, ab jetzt hören wir uns wieder öfter!

Eingestellt von Finja um 14:31

Kommentare:

Rotzlöffel 17. Juni 15:03

Und wer frisst die Katze?

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Kittykat 17. Juni 15:17

Wie gut, dass auf der Insel keine Autos fahren! Ich würde umkommen vor Angst um den kleinen Joey. Aber so kann ja nichts passieren :-)

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Elsa12 17. Juni 16:23

Stell doch mal ein Foto von dieser Ariane ein, Finja! Ich stelle sie mir als Pute mit langem Hals vor, immer mit wedelnden Händen, um sich wichtig zu machen.

Antwort von Ponyfee 17. Juni 16:37

Das darf sie nicht, das verstößt gegen das Persönlichkeitsrecht. Dafür könnte Ariane sie anzeigen und das würde sie bestimmt auch machen.

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Likelove 17. Juni 17:00

Aber ein Foto von Marius hat sie uns auch gezeigt!

Antwort von Finja 17. Juni 20:34

Das war eine Ausnahme. Ihr habt mich ja damals auch genug gelöchert und Marius sieht das nicht so eng. Und falls ihr es wissen wollt: Ariane ist sogar richtig hübsch, bis auf ihre Haare vielleicht, lange dünne Zöpfe aus Stroh.

Antworten

Franzi Flatterherz

Franzi sitzt neben Marius auf dem Bootssteg und lässt ihre Füße ins Wasser hängen. Es ist Donnerstag und wie immer findet an diesem Tag die Segel-AG statt. In den Wochen nach Ostern haben sich Luft und Wasser rasch erwärmt und alle konnten es kaum erwarten, endlich segeln zu dürfen, statt immer nur im Bootshaus Theorie zu lernen und Reparaturarbeiten durchzuführen. Besonders Franzi hat darauf hingefiebert, denn sie war noch nie zuvor gesegelt. Als es schließlich so weit war, merkte Franzi schnell, dass sie es sich leichter vorgestellt hatte.

»Ich glaube, ich mache nie Fortschritte«, beklagt sie sich bei Marius. »Wenn nur ein leichter Wind weht, geht es einigermaßen, aber sobald auch nur die harmloseste Böe kommt, stelle ich mich dusselig an!«

»Das stimmt nicht«, versucht Marius sie zu beruhigen. »Du hast schon gute Fortschritte gemacht. Weißt du nicht mehr, wie du vor drei Wochen gerade noch das Ruder herumgerissen hast, als wir zu kentern drohten? An dem Tag war es echt kühl, ich hatte wenig Lust, mitsamt meinen Klamotten in den See zu fallen. Du hast super reagiert.«

»Danke«, antwortet Franzi und lächelt ihn zaghaft an. »Aber das war eine Ausnahme. Es nervt mich einfach, dass alle anderen schon viel weiter sind als ich. Ich möchte mithalten können!«

»Entspann dich mal«, meint Marius. »Du bist doch erst letztes Jahr neu in die Hummelmühle gekommen und die Segelsaison dauert erst ein paar Wochen. Zweimal ist die AG sogar ausgefallen, als sich Herr Stiegel den Fuß verstaucht hatte. Für eine Anfängerin stellst du dich also gar nicht so dumm an.«

»Danke für die Blumen.« Franzi seufzt. »Aber als mir neulich beinahe der Großbaum gegen den Kopf geknallt wäre, hat Gloria über mich gelacht, und das fand ich nicht witzig.«

»Du bist doch sonst nicht so empfindlich!« Marius beugt sich herunter und schnipst ein wenig Wasser zu Franzi. »Außerdem kennst du Gloria. Sie zickt immer wieder mal rum, aber eigentlich ist sie ganz lieb.«

Franzi nickt. Von Weitem sieht sie Herrn Stiegel näher kommen, also geht es gleich los. Schnell verpasst sie Marius auch noch eine Ladung Wasser, aber beiden macht es an so einem heißen Tag nichts aus, insgeheim wünscht sich Franzi beinahe, sie dürften lieber Schwimmen gehen. Sie versucht jedoch, sich nichts anmerken zu lassen, und steigt, nachdem sie wie alle anderen ihre Regattaweste angelegt hat, tapfer in das Boot, welches der Lehrer ihr zuweist; ihre Partnerin ist dieses Mal zum Glück Annabelle. Das Wetter ist ideal, es weht eine leichte, gleichmäßige Brise, die die Segelboote sanft vorantreibt. Herr Stiegel hat allen die Aufgabe gestellt, die Insel einmal zu umsegeln und danach das Boot wieder sachgerecht zu vertäuen.

Annabelle übernimmt Ruder und Großsegel, damit Franzi als Vorschoterin das Vorsegel bedienen kann.

»Du musst immer auf den richtigen Wind-Winkel achten«, erklärt Annabelle. »Der Wind muss, wenn wir kreuzen, ungefähr 45° zum dicht gezogenen Vorsegel stehen.«

»Das werde ich nie kapieren«, stöhnt Franzi. »Der Wind ist doch unsichtbar, woher soll ich also wissen, in welchem verflixten Winkel er steht? Das ist höhere Mathematik.«

»Den Windwinkel kannst du doch prima oben am Mast an unserem schönen Windfähnchen ablesen«, fährt Annabelle fort. »Wir tauschen kurz und ich zeige es dir noch einmal, danach bist du wieder dran. Wollen wir versuchen, Marius und Gloria zu überholen? Sie sind noch nicht weit gekommen.«

Dieser Vorschlag weckt Franzis Ehrgeiz. Sie versucht, sich ganz auf ihr Gefühl zu verlassen und mit Annabelles Hilfe das Segel so auszurichten, dass sie den Wind optimal ausnutzen können. Nur zu gut erinnert sie sich noch daran, dass sie nach ihrer Ankunft im Internat am liebsten sofort losgesegelt wäre. Es sah immer so leicht aus, wie die Jollen und Kreuzer mühelos über das Wasser zu gleiten schienen. Vielleicht bin ich einfach nur unkonzentriert, weil ich immer so vieles gleichzeitig im Kopf habe, überlegt sie.

Es gelingt ihnen nicht, Marius und Gloria zu überholen, obwohl sie bereits nach wenigen Minuten Fahrt aufgenommen haben.

»Das liegt nicht nur an uns«, versucht Annabelle Franzi zu trösten. »Wir müssen uns ja auch an die Verkehrsregeln auf dem Wasser halten. Und Marius ist einfach der beste Segler von allen.«

Immerhin sind die beiden Mädchen nicht die letzten, die wieder im Segelhafen ankommen. Beim Anbinden des Bootes zeigt sich Franzi wieder geschickt, die wichtigsten Knoten beherrscht sie nach dem langen Winter alle und befestigt ihre und Annabelles Jolle geschickt mit Kreuzschlägen und einem Kopfschlag wie ein echter Seemann an den Klampen. Als endlich alle Boote vertäut sind, ruft Herr Stiegel die Schülerinnen und Schüler seiner AG noch einmal zusammen.

»Wie ihr wisst, findet in der letzten Woche vor den Sommerferien wieder die Regatta statt«, berichtet er. »Die meisten von euch erinnern sich sicher noch daran, wie knapp wir letztes Jahr am Sieg vorbeigerauscht sind und die Albatros-Schule den Pokal abgesahnt hat. Ich behaupte nicht, dass wir dieses Mal gewinnen müssen – dabei sein ist alles, lautet das Motto. Andererseits habt ihr im vergangenen Jahr gezeigt, dass ihr durchaus das Zeug zum Sieger habt, und jede Schule ist stolz, wenn sie einen Pokal mit nach Hause nehmen darf. Auch die Hummelmühle. Nicht jede Schule verfügt über eine Insellage, deshalb wäre es nur recht und billig, wenn wir es dieses Mal allen zeigen. In den nächsten Wochen wird also hoch konzentriert geübt! Seid ihr dabei?«

Marius springt auf und jubelt. Gloria fällt ihm strahlend um den Hals. Auch die älteren Mitglieder der Segel-AG scheinen sich zu freuen. Franzi fühlt Annabelles Blick auf sich ruhen, natürlich ahnt die Freundin, was jetzt in ihr vorgeht.

»Nun sei kein Hasenherz«, versucht Annabelle sie auch schon aufzumuntern. »Bis zur Regatta sind es noch ein paar Wochen, bis dahin wirst du so fit sein, dass du ganz vorne mitsegelst. Das schaffen wir!«

»Das sagst du so«, mault Franzi. »Ich werde vor Lampenfieber sterben!«

Annabelle dreht Franzis Kopf so herum, dass sie ihr direkt in die Augen sehen muss. »Was ist nur los mit dir?«, hakt sie nach. »Wo ist meine coole, lustige, selbstbewusste Franzi hin, du wirst doch nicht wegen einer Regatta schlappmachen, bei der die Albatros-Schule die einzige wirklich ernst zu nehmende Konkurrenz ist? Alle anderen Schulen waren letztes Jahr so weit abgeschlagen, dass ich nicht mal mehr ihren Namen weiß!«

»Ich weiß auch nicht. Vielleicht ist es wegen Marius. Wenn ich es verbocke, findet er mich vielleicht doof.«

»Aha.« Annabelle grinst. »Daher weht also der Wind, ich hätte es mir fast denken können. Ich glaube zwar nicht, dass dein Schwarm so dämlich ist, seine Freunde nur nach den Leistungen beim Segeln auszusuchen, denn dann wäre er niemals mit Jan so dicke. Aber wenn du wirklich so nervös bist, hängen wir uns ab jetzt eben voll rein! Die Zeit läuft. Das schaffen wir, wetten?«

Franzi ist froh, als die Vorbesprechungen wegen der Regatta beendet sind und sich die Mitglieder der AG in alle Richtungen verteilen. Mit ihrem Hefter, in dem sie ihre Arbeitsblätter zur Theorie des Segelns aufbewahrt, schleicht sie zur Badestelle und versucht noch ein wenig zu büffeln. Annabelle leistet ihr Gesellschaft, lernt jedoch nicht, sondern aalt sich in der Sonne.

»Du solltest dich lieber ablenken«, bemerkt sie, als Franzi nicht aufhört zu stöhnen, als würde sie sich gerade durch einen schweren Alptraum kämpfen. »Segeln soll doch vor allem Spaß machen und keinen Stress bedeuten. Du warst doch selber so scharf darauf, also genieße es und setz dich nicht unter Druck.«

Franzi setzt sich auf und legt den Hefter weg.

»Dann erzähl mir irgendwas«, bittet sie. »Irgendwas, es kann auch der letzte Blödsinn sein, Hauptsache es bringt mich auf andere Gedanken.«

Annabelle überlegt kurz. »Weißt du noch im Januar, als wir die Halbjahreszeugnisse bekommen haben? Was waren wir aufgeregt! Für einige war es ja das Probehalbjahr, auch für dich und Finja, und obwohl Frau Wiese uns längst alle Noten verraten hatte, waren viele trotzdem nervös.«

»Da war ich seltsamerweise kein bisschen aufgeregt«, erinnert sich Franzi. »Aber Jan, der hat mehr geflattert, als wenn ihn Gloria höchstpersönlich ins Kino eingeladen hätte. Fabian auch. Und Josy erst!«

»Bis sie auf die Idee gekommen ist, den Hund reinzuholen. Unser Insel-Labrador Tina als Therapiehund, der alle beruhigen kann … typisch Josy.«

»Aber es hat geklappt«, lacht endlich auch Franzi. »Zum Glück springt Frau Wiese immer sofort auf solche Ideen an. Am liebsten hätte sie es gehabt, dass wir uns alle in den Kreis setzen, Tina in der Mitte auf dem Boden liegt und wir alle Ommmmmh murmeln. Dabei wollten wir sie nur streicheln.«

»Wer wollte Frau Wiese streicheln?«, tönt unvermittelt eine Stimme über ihren Köpfen. Franzi und Annabelle blicken auf. Katinka, Gloria, Jan und Marius haben ihre Badesachen geholt und breiten ihre Handtücher neben Franzi und Annabelle aus.

»Doch nicht Frau Wiese!«, ruft Franzi aus und erzählt kurz, worüber Annabelle und sie gerade geredet haben.

»Von wegen Ommmmmh«, erinnert sich auch Jan. »Dieser Hund ist nicht eine Minute still liegen geblieben! Stattdessen hat sie alle Taschen und Rucksäcke nach Pausenbroten durchsucht.«

»Und wie sie das von Horst fein säuberlich herausgezogen hat und sich damit davonstehlen wollte! Der Typ hat wieder mal nichts geschnallt. Alle anderen haben schnell ihre Taschen verschlossen, aber Horst kam mal wieder aus dem Mustopf.«

»Mit dem haben wir schon einen Fang gemacht«, amüsiert sich Gloria. »Seit er nach den Weihnachtsferien zu uns in die Klasse kam, ist es noch lustiger geworden. Allein schon wie er immer herumläuft: zu große karierte Hemden, Sandalen, wie sie mein Opa trägt, und Hosenträger.«

»Für mich ist er einfach nur ein langweiliger Bücherwurm«, meint Marius. »Oder kennt einer von euch vielleicht außer ihm noch jemanden, der immer einen schweren Rucksack voller Lesestoff mit sich herumträgt? Sogar am Strand hat er den dabei oder neulich auf dem Klassenausflug. Da war zum Lesen sowieso keine Zeit.«

»Lass ihn doch«, erwidert Franzi. »Dafür weiß Horst auf alles eine Antwort und ist in allen Fächern gut.«

»Außer in Sport«, bemerkt Marius trocken.

»Kein Wunder bei den X-Beinen«, kichert Nisi. »Damit tritt er in mehr Fettnäpfchen, als es auf dieser Insel geben kann. Am seltsamsten finde ich aber, dass er nie richtig ins Wasser geht. Dabei ist das Baden hier so toll!«

»Wenn wir immer über ihn lästern, ist es gemein«, mahnt Katinka. »Und jetzt seid still, da hinten kommt er.«

Tatsächlich latscht Horst, der neue Mitschüler von Finja, Franzi und ihren Freunden, vom Internatsgebäude ebenfalls in Richtung Strand. Er hat jedoch keine Badesachen dabei, sondern sein Hemd sogar bis oben hin zugeknöpft. Franzi sieht, dass ihm der Schweiß hinunterrinnt aus seinen eng an den Kopf gekämmten dunklen Haaren. Warum zieht er sich nicht leichter an?, denkt sie. Und ein bisschen cooler?

»Hallo«, begrüßt Horst die sechs, wirft seinen Rucksack auf den Boden und lässt sich neben ihnen in den Sand plumpsen. Grinsend blickt er in die Runde. »Was haltet ihr von einer schönen Quallenschlacht im Wasser?«

Marius verdreht die Augen und blickt himmelwärts, Katinka prustet.

»Wir aalen uns am Süßwasser, schon vergessen?«, bemerkt Jan. »Hier gibt es so viele Quallen wie Dackel im Urwald.«

»Ach so«, antwortet Horst. Er steht wieder auf und Franzi beobachtet ihn, wie er ans Wasser tritt, seine rechte Hand eintaucht und sie hin und her wedelt. Dann gräbt er sie in den nassen Sand, zieht sie wieder heraus und dreht sich erneut zu den Freunden um. Was hat er nur ausgebuddelt, überlegt Franzi, während die anderen ihn schon gar nicht mehr beachten, sondern bereits angefangen haben, sich über die nächste Klassenarbeit bei Frau Wiese zu unterhalten. Plötzlich stürzt sich Horst auf Marius und legt ihm etwas in den Nacken. Etwas Wabbeliges, Durchsichtiges.

»Quallenalarm!«, schreit er und wiehert vor Lachen. Marius zuckt so heftig zusammen, dass Franzi glaubt, er fiele gleich in Ohnmacht.

»W… w-wo … wo hast du die her?«, stottert Marius, der sonst nie um einen flotten Spruch verlegen ist. Seine Augen scheinen blitzartig den Strand und das seichte Wasser zu scannen. Gibt es hier etwa doch Quallen?, überlegt Franzi. Wie kann das sein, und wo hat Horst dieses Glibberzeugs her? Marius grabscht danach und will es ihm aus der Hand reißen, aber Horst lässt es jetzt auf seiner offenen Handfläche liegen und zeigt es in die Runde.

»Ist bloß ein Scherzartikel«, erklärt er. »Sieht aber gut aus, oder?«