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Im Zentrum der Identität des Ortes Merzig-Fitten, bis 1974 selbständige Zivilgemeinde, heute Stadtteil der Kreisstadt Merzig, steht seit dem 16. Jahrhunderte die Kapelle in der Ortsmitte mit dem hl. Wendalinus als Schutzpatron. Fitten ist seit seiner Gründung im 9./10. Jahrhundert stets kirchliche Filiale der katholischen Pfarrgemeinde im benachbarten Stadtteil Merzig-Hilbringen. Die Entstehung und Entwicklung dieser kirchlichen Beziehung und das wechselvolle Schicksal der Fitter Kapelle in der deutsch-französischen Grenzregion ist Gegenstand der reich illustrierten vorliegenden Publikation.
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Seitenzahl: 52
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Umschlag-Vorderseite: Die Fitter Wendalinus-Kapelle von 1724 in der OrtsmitteUmschlag-Rückseite: Muschelnische, Bauskulptur über dem Barockportal an der Westseite
Vorwort
1 Die Geschichte der Pfarrei St. Peter Hilbringen als Teil der Fitter Filial-Geschichte
1.1 Die Pfarrei
1.2 Die Pfarrkirche
2 Die spezielle Fitter Filial-Geschichte
2.1 Historische Spuren
2.2 Die Fitter Kapelle
2.2.1 Geschichtliches
2.2.2 Das Bauwerk
2.2.3 Die Ausstattung
Der Altar
Der Kreuzweg
Die Glocke
Quellen- und Literaturverzeichnis
Bildquellenverzeichnis
Angesichts der heute tiefgreifenden Entwicklungen im kirchlich-religiösen Bereich ist es sicher nicht falsch, geschichtlichen Rückblick in diesen Lebensbereich zu halten, um seine gründenden und verbleibenden Wurzeln sichtbar zu halten.
Dies geschieht hier für den Lebensraum auf dem Gebiet des heutigen Merziger Stadtteils Fitten. Der Ort war stets kirchliche Filiale der Pfarrei „St. Peter in Ketten“ Hilbringen, die am 31. Dezember 2021 aufgelöst wurde und mit ebenfalls zu diesem Datum aufgelösten benachbarten Pfarreien zu einer neuen Pfarrei fusioniert ist.
Die folgenden Darstellungen handeln aber nicht nur von der Vergangenheit, sie werden vielmehr bis in die Gegenwart fortgeführt.
Kirchliche Filialen sind naturgemäß in die Entwicklung und das Schicksal der Pfarrei eingebunden, zu der sie gehören. Insofern ist die Pfarrgeschichte der „allgemeine Teil“ der Filialgeschichte. Deshalb steht am Anfang der Ausführungen die kompakt beschriebene Geschichte der Pfarrei Hilbringen.
Zur sich anschließenden „speziellen“ Filialgeschichte Fittens sind die greifbaren Quellen und Spuren ausgeschöpft worden. Sie sind durch bildliche Belege – soweit vorhanden – veranschaulicht.
Ich danke allen, die durch Hinweise und Hilfestellungen die Bearbeitung des Themas unterstützt haben. Herzlicher Dank gilt auch den Bildgebern und den Inhabern von Bildrechten für Ihre Bereitschaft zur Mithilfe. Namentliche Nennungen erfolgen in den Anmerkungen und im Bildquellenverzeichnis.
Der Autor
Die Christianisierung des flachen Landes, die ab dem 4. Jahrhundert in unserem Raum von der zu dieser Zeit bereits christlichen Stadt Trier ausging,1 war im 6. und 7. Jahrhundert fortgeschritten, wenn nicht bereits abgeschlossen.2
Im Zug dieser Entwicklung wurde ein Netz von Pfarreien und Pfarrbezirken gegründet, um das sich entfaltende christlich-religiöse Leben zu organisieren und zu strukturieren. Diese Maßnahmen wurden ergänzt und unterstützt durch die Gründung von Klöstern als geistig-religiöse Zentren für eine Region. So ist im Gebiet der unteren Saar das Kloster Mettlach entstanden,3 das in der ganzen Folge bis zu seiner Auflösung in der Französischen Revolution großen Einfluss auf das religiöse, wirtschaftliche und politische Leben in seiner näheren (und weiteren) Umgebung hatte, dabei stets Stützpunkt des Trierer Kirche war.4
Für Hilbringen als fränkischem „ingen-Ort“ kann die Gründung im 5. bis 7. Jahrhundert angenommen werden. Ob der Ortsname „Helibere“ in einer Urkunde von 816 auf unser Hilbringen zu beziehen ist, ist sehr fraglich. Der Herausgeber der Urkundentexte leistet dieser Interpretation keinen Vorschub und bietet einen Ort „Helpert“ an.5
Früh jedenfalls wird das Datum der Entstehung einer Pfarrei, besser eines Pfarrzentrums, Hilbringen anzusetzen sein. Hans Leisten hat hierfür bereits das 7. Jahrhundert in Rede gebracht.6 Erstmals urkundliche erwähnt wird die Pfarrei „Hildebringa“ in der „Mettlacher Wallfahrtsliste“, einem Verzeichnis von 76 Pfarreien (Ortschaften), die verpflichtet waren, jährlich zur Grabstätte des hl. Lutwinus in der Abtei Mettlach zu wallfahren.7
Diese Liste hatte ihren Ursprung bereits im 10. Jahrhundert unter dem Trierer Erzbischof Rotbert (931-956). Die heute nicht mehr vorhandene Aufstellung wurde von Erzbischof Albero von Trier (1131-1152) bestätigt und erneuert, wobei nicht bekannt ist, ob seiner Liste neue Orte hinzugefügt worden sind. Schließlich liegt ein Verzeichnis Erzbischof Theoderich II von Trier aus dem Jahr 1222 vor, in dem die Aufzählung Alberos aufgenommen worden ist. Auch hier besteht Unsicherheit hinsichtlich der wörtlichen Übernahme nach Albero. Allein zuverlässig ist demnach die Liste von 1222.
Leo Griebler hat nun versucht, die möglichen Veränderungen der Listen in der langen Zeit von der Erstformulierung (zwischen 931 und 956) und der letzten Fassung (1222) zu bestimmen. Sein Fazit ist u. a. die Zuordnung Hilbringens zur ursprünglichen Liste Rotberts. Danach hätte die Pfarrei Hilbringen schon im 10. Jahrhundert bestanden.7 Dies würde mit dem Datum einer Urkunde von 950 übereinstimmen, in der „Hilberinga“ als Pfarrei erscheint.8 Auch das Patronat des hl. Petrus legt das hohe Alter der Hilbringer Pfarrei nahe.9
Eine weitere urkundliche Nennung der Pfarrei Hilbringen aus dem Mittelalter ist ihr Eintrag in der sehr bedeutsamen „Taxa generalis“ aus der Zeit um 1300, einem Verzeichnis der steuerpflichtigen Abgaben der Pfarreien im Erzbistum Trier.10
Hilbringen war Kernort und Sitz einer zivilen Großgemeinde, zu der außer Hilbringen selbst die Saargau-Dörfer Ballern, Fitten, Rech und Ripplingen gehörten. Diese Orte sowie Mechern waren auch stets als Filialorte in die Pfarrei Hilbringen integriert.11 Kirchenorganisatorisch gehörte die Pfarrei Hilbringen zum Erzbistum Trier und nach der Bildung der Landdekanate (Landkapitel) im 10./11. Jahrhundert zum Landkapitel Perl in der größeren Verwaltungseinheit des Archidiakonats Tholey.12
Die Abtei Mettlach hatte wegen ihres ursprünglich wohl umfassenden Grundbesitzes im Saargau und den sich daraus ableitenden Einkünften von Beginn an einen großen Einfluss auf die Pfarrei Hilbringen.13 Dies fand z. B. Ausdruck im Patronatsrecht der Mettlacher Abtei gegenüber der Hilbringer Pfarrkirche.14
Eine gewisse Zäsur in diese Verhältnisse brachte das Jahr 1230, als der Trierer Erzbischof Theoderich die Kirche in Hilbringen dem Zisterzienserinnenkloster in Freisdorf (Lothringen) eingliederte, um es wirtschaftlich zu unterstützen. Dies geschah mit Einverständnis des bisherigen Patronatsherren, dem Klosters Mettlach.15 Freisdorf stellte nun einen Vikar für den Pfarrdienst in Hilbringen und erhielt dafür ein Drittel (nach manchen Quelle zwei Drittel) des Pfarreranteils am Großen und Kleinen Zehnten in Hilbringen. Der restliche Teil der Zehnten verblieb beim Mettlacher Kloster.16
Die gewaltige wirtschaftliche Leistungsschwäche im Saargau im 17. Jahrhundert, vor allem als Folge des 30-jährigen Krieges, bescherte der Abtei Freisdorf mit ihren Rechten in Hilbringen mehr Lasten als Nutzen. Es dauerte aber noch fast hunderte Jahre, bis diese Last abgeschüttelt werden konnte: Der Mettlacher Abt Lejeune kaufte 1741 die Rechte des Klosters Freisdorf an Hilbringen für die Mettlacher zurück, die in der Folge die ursprünglichen Rechte und Pflichten aus dem Patronat wieder voll ausübten.
Die Hibringer Pfarrangehörigen waren über diesen Rückerwerb sicher erleichtert, denn die Abtei Freisdorf hatte ihre Einkünfte aus den Hilbringer Zehnten wiederholt an wohlhabende Bürger in Merzig-Saargau verpachtet. So erhielt z. B. der Merziger Kaufmann Jean-Baptist Michel am 16. Juli 1703 den Freisdorfer Zehnten in Pacht.17