Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Was ist die Natur? Was verbirgt sich in ihr? Wir haben in diesem Buch versucht, anhand von Auszügen aus den Werken Sri Aurobindos, der Mutter und anderen Autoren, eine Antwort auf diese Fragen zu finden – in den Tieren, den Pflanzen und selbst den Steinen, die scheinbar leblos und unbewusst sind, die verborgene, jedoch vibrierende Energie wahrzunehmen, das wachsende Leben, das suchende Bewusstsein – die unendlichen Stimmungen und Ausdrücke der Natur zu verstehen und zu lieben – ihr nahe zu kommen durch die Felsen, die Bäume, die Insekten, die Tiere, die Sonne, den Wind, den Regen und den Sturm; und schließlich – eine klarere Schau zu haben von der verborgenen Göttin, der Göttlichen Gegenwart.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 142
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Sri Aurobindo
Die Mutter
Andere Autoren
SRI AUROBINDO
DIGITAL EDITION
SRI AUROBINDO BHAVAN
BERCHTESGADENER LAND
www.sriaurobindo.center
© Copyright 2024
AURO MEDIA
Verlag und Fachbuchhandel
Wilfried Schuh
Deutschland
www.auro.media
eBook Design
SRI AUROBINDO DIGITAL EDITION
Deutschland, Berchtesgaden
E-BOOK
Flüstern der Natur
Sri Aurobindo
Die Mutter
Andere Autoren
2. Aufl. 2024
ISBN 978-3-937701-89-9
Buchausgabe
Editor: Vijay
© 1990 Sri Aurobindo Society Puducherry
Herausgegeben vom Sri Aurobindo Buchhandel
Verlag Hesslinger und Schuh
Übersetzung aus dem Englischen:
Wilfried Huchzermeyer
© Fotos und Textauszüge Sri Aurobindos und der Mutter:
Sri Aurobindo Ashram Trust
Puducherry, Indien
Titelseite
Copyright
Erwachen der Natur
Die Schöpfung
Er ist in dir – Er ist du
Dies ist das Geheimnis der Natur
Die Welt der Materie
Partikel Gottes
Der kosmische Tanz
Verborgenes Bewusstsein
Das Lebendige und das Leblose
Liebe in Steinen
Die Wege der Mutter
Die Welt der Pflanzen
Geheimnisvolle Welt der Pflanzen
Das Verlangen nach Licht
Die Bedeutung von Blumen
7. April 1917
Duftende Gebete
Schutz durch Blumen
Sprechendes Gemüse
Klagende Bäume
Vereinigung mit einer Pflanze
Die Welt der Tiere
Instinkt in Tieren
Ameisen und Menschen
Tiere in menschlicher Gesellschaft
Wunderbare Geschöpfe
Perversion beginnt mit der Menschheit
Das Verlangen zu verschlingen
Der Affe und der Wein
Tiere verstehen
Die Schlange und der Naturwissenschaftler
Die Löwenbändiger
Der eitle Löwe
Mr. Tiger
Nähe zu Tieren
Musca Domestica
Eins mit der Natur
Zwiesprache mit der Natur
In den Rhythmus der Bewegungen der Natur eintreten
Strahlende Reinheit
Das Ende des Lebens - Der Anfang des Überlebens
Der Mensch jenseits des Menschen
Höher hinausstreben
Der Mensch – das höhere Wesen
Kontakt der Liebe
Anhang
Wir danken
Quellennachweis
Cover
Inhaltsverzeichnis
Titelseite
Start
Das ganze Dorf war im Garten des Bildhauers versammelt. Sie hatten sich an ihn gewöhnt, an das Meißeln, Hämmern, Kratzen und Schaben. Aber heute war es anders. Wo zuvor ein großer, harter Felsbrocken lag, stand nun eine lebendige Göttin, schön und strahlend, in das sanfte Licht der Morgensonne gehüllt. Sie waren der Sprache beraubt und vermochten ihre Augen nicht vom Wunder zu lösen.
Der Zauber wurde von einer sanften, erstaunten Stimme gebrochen:
„Aber woher wussten Sie, dass sie sich im Inneren verbirgt?“
Der Bildhauer lächelte mit entrücktem Blick:
„Weil ich sie im Inneren sah.“
Was ist die Natur? Was verbirgt sich in ihr? Wir haben in diesem Buch versucht, eine Antwort auf diese Fragen zu finden – in den Tieren, den Pflanzen und selbst den Steinen, die scheinbar leblos und unbewusst sind, die verborgene, jedoch vibrierende Energie wahrzunehmen, das wachsende Leben, das suchende Bewusstsein – die unendlichen Stimmungen und Ausdrücke der Natur zu verstehen und zu lieben – ihr nahe zu kommen durch die Felsen, die Bäume, die Insekten, die Tiere, die Sonne, den Wind, den Regen und den Sturm; und schließlich – eine klarere Schau zu haben von der verborgenen Göttin, der Göttlichen Gegenwart.
Wir danken Autoren, Verlegern, Photographen und anderen Mitarbeitern für ihre Hilfe bei der Herausgabe dieses Buches.
Fürchte dich nicht, zweifle nicht, sorge dich nicht, denn in deinem Scheinkörper ist Einer, der Welten mit einem Atemzug erschaffen und zerstören kann…
Eine strahlende Sonne geht über dem Horizont auf. Es ist dein Herr, der zu dir kommt.
Die ganze Welt erwacht und streckt sich in Wonne beim Kontakt seiner Herrlichkeit.
Wie die Erde, die sich hebt und öffnet, wie der Baum, der wächst, wie die Blume, die blüht, wie der Vogel, der singt, wie der Mensch, der liebt, lass Sein Licht dich durchdringen und durchstrahlen in immer wachsendem und sich weitendem Glück, in einer Freude, die sich stetig voran bewegt wie die Sterne am Himmel.
Die Mutter
Blick auf zur Sonne; Er ist dort in jenem wunderbaren Herzen des Lebens und Lichtes und Glanzes. Sieh des Nachts die zahllosen Konstellationen, die leuchten wie viele heilige Wachfeuer des Ewigen in der grenzenlosen Stille, die keine Leere ist, sondern pocht mit der Gegenwart einer einzigen, ruhigen und gewaltigen Existenz; schau dort Orion mit seinem Schwert und Riemen, leuchtend wie einst den arischen Vorvätern vor zehntausend Jahren zu Beginn des arischen Zeitalters; schau Sirius in seinem Glanz, und Lyra Millionen von Meilen entfernt im Ozean des Raumes segelnd. Denk daran, dass diese zahllosen Welten – die meisten von ihnen mächtiger als unsere eigene – mit unbeschreiblicher Geschwindigkeit wirbeln auf Geheiß jenes Urahns, und er allein weiß, wohin, und dass sie doch millionenfach älter sind als dein Himalaya, beständiger als die Wurzeln deiner Hügel, und dass sie dies bleiben werden, bis Er auf seinen Willen hin sie abschütteln wird wie welke Blätter vom ewigen Baum des Universums. Stell dir die Endlosigkeit der Zeit vor, erkenne die Grenzenlosigkeit des Raums; und dann denk daran, dass, als diese Welten nicht waren, Er war, derselbe wie jetzt, und wenn diese nicht sind, Er sein wird, immer noch derselbe; sieh, dass jenseits von Lyra Er ist, und weit fern im Raum, wo die Sterne des Kreuzes des Südens nicht gesehen werden können, ist Er doch da. Und dann komm zurück zur Erde und erkenne, wer Er ist. Er ist dir ganz nahe. Sieh dort den alten Mann, der nahe an dir vorübergeht, gebückt und gebeugt, mit seinem Gehstock. Erkennst du, dass dies Gott ist, der da vorübergeht? Dort lacht ein Kind und läuft im Sonnenlicht. Kannst du Ihn hören in jenem Lachen? Ja, Er ist dir noch näher. Er ist in dir, Er ist du. Du selbst bist es, der dort Millionen von Meilen entfernt in den unendlichen Weiten des Raumes brennt, der mit sicheren Schritten wandelt auf den rollenden Wogen des Äthermeeres; du bist es, der die Sterne an ihren Ort gesetzt hat und das Halsband der Sonnen gewebt hat, nicht mit Händen, sondern durch jenen Yoga, jenen stillen handlungslosen unpersönlichen Willen, der dich heute hierher gebracht hat und dich veranlasst, mir zuzuhören. Blick auf, o Kind des Yoga alter Zeiten, sei nicht mehr ein Zauderer und Zweifler; fürchte dich nicht, zweifle nicht, sorge dich nicht; denn in deinem Scheinkörper ist Einer, der Welten mit einem Atemzug erschaffen und zerstören kann.
Sri Aurobindo
Im Zentrum jedes Atoms liegt die Höchste Göttliche Wirklichkeit verborgen…
„Das Hauptmotiv“, das heißt, der Zweck irdischen Daseins, besteht darin, den Geist zu erwecken, zu entwickeln und schließlich zu offenbaren, der im Zentrum der Materie verborgen liegt und diese Materie von innen her nach außen hin in Richtung auf eine fortschreitende Entwicklung treibt, die den von innen her wirkenden Geist befreien wird.
So finden wir in den äußeren Erscheinungen, wie wir sie sehen, zunächst das Mineralreich mit Steinen, Erde, Mineralien, die unserem äußeren Bewusstsein absolut unbewusst erscheinen. Und doch liegt hinter dieser Unbewusstheit das Leben des Geistes, das Bewusstsein des Geistes, der vollständig verborgen, gleichsam im Schlafe befindlich ist – obgleich das nur ein Anschein ist – und der von innen her wirkt, um diese Materie, die dem Anschein nach vollständig leblos ist, schrittweise umzuwandeln, damit ihre Organisation sich mehr und mehr der Manifestation von Bewusstsein öffne… Zunächst ist dieser Schleier lebloser Materie so vollständig, dass sie dem oberflächlichen Blick etwas ist, was weder Leben noch Bewusstsein hat. Wenn du einen Stein nimmst und ihn mit deinen gewöhnlichen Augen und deinem gewöhnlichen Bewusstsein betrachtest, sagst du, „er hat kein Leben, kein Bewusstsein.“ Denn für denjenigen, der hinter die Erscheinungen zu blicken vermag, befindet sich, verborgen im Zentrum dieser Materie – im Zentrum jedes Atoms dieser Materie – die Höchste Göttliche Wirklichkeit, die von innen her schrittweise durch Jahrtausende wirkt, um diese träge Materie in etwas umzuwandeln, was genug Ausdruckskraft besitzt, um den Geist im Inneren offenbaren zu können. Dann haben wir den stufenweisen Ablauf der Geschichte von Leben: wie plötzlich vom Stein ein rudimentäres Leben erschien, und durch aufeinanderfolgende Gattungen eine Art Organisation, das heißt, eine organische Substanz, die fähig ist, das Leben zu offenbaren. Doch zwischen den Mineral- und Pflanzenreichen gibt es Übergangselemente; man weiß nicht, ob sie dem Mineral- oder bereits dem Pflanzenreich angehören – wenn man dies im Detail studiert, sieht man einige seltsame Gattungen, die weder hierhin noch dorthin gehören, die nicht recht dies und noch nicht recht jenes sind. Dann kommt die Entwicklung des Pflanzenreichs, wo natürlich das Leben auftritt, denn dort ist Wachstum, Umwandlung – eine Pflanze sprießt auf, entwickelt sich, wächst – und mit dem ersten Phänomen des Lebens kommt auch das Phänomen von Zerfall und Zersetzung, welche relativ sehr viel schneller eintreten kann als beim Stein: ein Stein kann, wenn er von der Einwirkung anderer Kräfte abgeschirmt wird, scheinbar unendlich lange fortdauern, wohingegen die Pflanze bereits einer Kurve von Wachstum, Aufstieg und Fall und Zersetzung folgt – aber dies mit einem äußerst beschränkten Bewusstsein. Wer das Pflanzenreich im Detail studiert hat, weiß, dass sich dort ein Bewusstsein findet. Pflanzen zum Beispiel benötigen Sonnenlicht zum Leben, die Sonne repräsentiert die aktive Energie, die sie wachsen lässt; wenn man also eine Pflanze an einen Ort stellt, wo kein Sonnenlicht vorhanden ist, so sieht man, wie sie immer weiter nach oben wächst, indem sie versucht, indem sie eine Anstrengung unternimmt, das Sonnenlicht zu erreichen. In einem Urwald zum Beispiel, wo der Mensch nicht in das Geschehen eingreift, existiert diese Art Kampf zwischen allen Pflanzen, die immer in der einen oder anderen Weise nach oben wachsen in der Bemühung, Sonnenlicht zu erhaschen. Es ist sehr interessant. Aber selbst wenn man einen Blumentopf in einen kleinen von Mauern umgebenen Hof stellt, wo keine Sonne hereinkommt, wird eine Pflanze, die normalerweise diese Höhe hat, jene größere erreichen: sie streckt sich nach oben und macht eine Anstrengung, das Licht zu finden. Daher ist ein Bewusstsein vorhanden. ein Wille zum Leben, der sich bereits manifestiert. Und ganz langsam erreichen wir dann mit Gattungen, die immer höher entwickelt sind, ein weiteres Zwischenstadium zwischen dem, was nicht mehr ganz eine Pflanze und noch nicht ein Tier ist. Es gibt verschiedene solche Gattungen, die sehr interessant sind. Es gibt die fleischfressenden Pflanzen, Pflanzen wie ein offenes Maul: du wirfst eine Fliege hinein, und schnapp! sie verschlingen sie. Es ist nicht mehr ganz eine Pflanze und noch nicht ein Tier. Es gibt so viele Pflanzen dieser Art.
Dann kommen wir zum Tier. Bei den ersten Tieren ist es gewiss schwierig, sie von Pflanzen zu unterscheiden, es ist fast kein Bewusstsein da. Aber wir haben all die Tiergattungen, wir kennen sie bis zu den höheren Tieren hinauf, die in der Tat sehr bewusst sind. Sie haben ihren eigenen vollständig unabhängigen Willen. Sie sind sehr bewusst und wunderbar intelligent, wie zum Beispiel der Elefant; ihr kennt all die Geschichten von Elefanten und ihrer wunderbaren Intelligenz. Daher handelt es sich bereits um eine sehr wahrnehmbare Erscheinung des Mentalen. Und durch diese progressive Entwicklung gelangen wir dann plötzlich zu einer Gattung, die wahrscheinlich verschwunden ist – Spuren von ihr wurden gefunden – ein Zwischentier wie ein Affe oder von demselben Entwicklungszweig – etwas, was ihm nahe kommt, ähnlich ist, wenn auch nicht der Affe, so wie wir ihn kennen – aber bereits ein Tier, das auf zwei Beinen läuft. Und von dort gelangen wir zum Menschen. Es gibt einen vollständigen Anfang der Evolution des Menschen; wir können ja nicht sagen, dass er über eine brillante Intelligenz verfügt, aber es gibt bereits eine Aktion des Mentalen, einen Ansatz der Unabhängigkeit, unabhängiger Reaktion auf die Umwelt und die Kräfte der Natur. Und so gibt es im Menschen den ganzen Bereich, bis hinauf zum höheren Wesen, das zum spirituellen Leben fähig ist.
… Wesen, das innere göttliche Bewusstsein, die höchste spirituelle Wirklichkeit ist in ihrer Bemühung…, ein bewusstes Mittel zur Selbstmanifestation zu entwickeln, zu einem Wesen gelangt, das direkten Kontakt mit Ihm zu haben vermag, ohne den ganzen Entwicklungsprozess der Natur zu durchlaufen.
Die Mutter
Verborgen in den Tiefen, im Kern der Materie, ist die Göttliche Gegenwart und… die ganze irdische Evolution erarbeitet die Rückkehr der Schöpfung zu ihrem Ursprung, zu dieser Göttlichen Gegenwart, die sich im Zentrum aller Dinge befindet – das ist die Absicht der Natur.
Das Universum ist eine Objektivierung des Höchsten Wesens, wie wenn Er sich außerhalb seiner selbst objektiviert hätte, um sich selbst zu sehen, sich selbst zu leben, sich selbst zu erkennen, und auf dass es eine Existenz und ein Bewusstsein gebe, die in der Lage sind, ihn als ihren Ursprung zu erkennen und sich bewusst mit ihm zu vereinigen, um ihn im Werden zu manifestieren. Es gibt keinen anderen Grund für das Universum. Die Erde ist eine Art symbolische Kristallisierung des universalen Lebens, eine Reduktion, eine Konzentration, auf dass das Werk der Evolution leichter zu vollbringen und ihm leichter zu folgen sei. Und wenn wir die Geschichte der Erde betrachten, können wir verstehen, warum das Universum geschaffen worden ist. Es ist das Höchste Wesen, das sich seiner selbst bewusst wird in einem ewigen Werden; und das Ziel ist die Vereinigung des Geschaffenen mit dem Schöpfer in der Manifestation, eine Vereinigung, die bewusst, willig und frei ist.
Das ist das Geheimnis der Natur. Natur ist die Vollzugskraft, sie ist es, die das Werk vollbringt. Und sie nimmt diese Schöpfung auf, die völlig unbewusst zu sein scheint, die aber das Höchste Bewusstsein und die einzige Wirklichkeit enthält, und sie tut ihr Werk, damit sich all dies entwickeln kann, selbstbewusst werden und sich selbst vollständig erkennen kann. Aber sie zeigt es nicht gleich von Anfang an. Es entwickelt sich stufenweise, und aus diesem Grund ist es zu Beginn ein Geheimnis, das dann enthüllt werden wird, wenn es sich dem Ende nähert. Und der Mensch hat nun einen Punkt in der Evolution erreicht, der hoch genug ist, so dass jenes Geheimnis enthüllt werden kann und jenes, was vorher in scheinbarer Unbewusstheit getan wurde, nun bewusst, willig und daher sehr viel schneller und mit der Freude der Verwirklichung getan werden kann.
Beim Menschen kann man bereits die spirituelle Wirklichkeit in Entwicklung sehen und erkennen, dass sie sich vollständig und frei ausdrücken wird. Vorher, im Tier und in der Pflanze, war es… notwendig, eine sehr klare Schau zu haben, um sie zu sehen, aber der Mensch ist sich dieser spirituellen Wirklichkeit selbst bewusst, zumindest im höheren Teil seines menschlichen Daseins. Der Mensch beginnt zu wissen, was der höchste Ursprung von ihm will, und arbeitet daran mit, es zu verwirklichen. Die Natur möchte, dass die Schöpfung sich dessen bewusst wird, der Schöpfer selbst zu sein in einer Objektivierung, das heißt, es besteht kein Unterschied zwischen dem Schöpfer und der Schöpfung, und das Ziel ist eine bewusste und verwirklichte Vereinigung. Das ist das Geheimnis der Natur.
Die Mutter
Die Natur manifestiert sich zuerst durch Materie als Energie. Dies ist nicht bloß eine wissenschaftliche Tatsache, sondern eine tiefe spirituelle Wahrheit und Erfahrung…
Stabilität und Bewegung, daran müssen wir uns erinnern, sind nur unsere psychologischen Darstellungen des Absoluten, ebenso wie es Einheit und Vielheit sind. Das Absolute ist jenseits von Stabilität und Bewegung, so wie es jenseits von Einheit und Vielheit ist. Aber es lagert sich ewig im Einen und Stabilen und wirbelt unendlich, unvorstellbar, sicher im Sich-Bewegenden und Vielfältigen, um sich selbst herum. Weltdasein ist der ekstatische Tanz Shivas, welcher den Körper Gottes für das Auge zahllos vervielfältigt: er belässt jenes blanke Dasein genau wo und was es war, immer ist und immer sein wird; sein einziges absolutes Anliegen ist die Freude am Tanzen.
Sri Aurobindo
Vor fünf Jahren hatte ich eine schöne Erfahrung… Eines Nach- mittags im Spätsommer saß ich am Meer und sah den Wellen zu, wie sie anrollten, und fühlte den Rhythmus meines Atems, als ich plötzlich gewahr wurde, wie meine ganze Umgebung in einem mächtigen kosmischen Tanz begriffen war. Als Physiker wusste ich, dass der Sand, die Felsen, das Wasser und die Luft um mich herum aus vibrierenden Molekülen und Atomen bestanden, und dass diese aus Partikeln bestehen, die aufeinander einwirken, indem sie andere Partikel schaffen und zerstören. Ich wusste auch, dass die Erdatmosphäre ständig von Schauern „kosmischer Strahlen“ bombardiert wird, Partikeln von Hochenergie, die vielfach kollidieren, indem sie die Luft durchdringen. Mit all dem war ich vertraut von meiner Forschung in Hochenergie-Physik, aber bis zu jenem Augenblick hatte ich es nur durch Schaubilder, Diagramme und mathematische Theorien erfahren. Als ich nun dort am Strand saß, wurden meine früheren Erfahrungen mit Leben erfüllt; ich „sah“ Kaskaden von Energie, die vom äußeren Raum herabkamen, wobei Partikel in rhythmischen Wellen geschaffen und zerstört wurden; ich „sah“ die Atome der Elemente und jene meines Körpers teilhaben an diesem kosmischen Energietanz; ich fühlte seinen Rhythmus und ich „hörte“ seinen Ton, und in jenem Augenblick wusste ich, dass dies der Tanz Shivas war, des Herrn der Tänzer, angebetet von den Hindus.