1,99 €
Meine Liebe gehört für immer dir
Kann die schöne Charlotte Fürst Viktors Herz erwärmen?
Von Sandra Heyden
Sehnsüchtig blickt die Hausdame Charlotte Janssen zum Gewächshaus hinüber. Fürst Viktor widmet sich dort mit Hingabe seiner Orchideenzucht. Dort kann er für Augenblicke seinem unendlichen Schmerz entfliehen. Er trauert immer noch um seine verlorene Liebe, und nichts kann ihn aus dem Gefängnis seiner Trauer befreien. Charlotte seufzt, wie gerne für sie dem geliebten Mann helfen. Denn heimlich schlägt ihr Herz nur für ihn. Nur leider ist er völlig immun gegen weibliche Reize und schenkt ihr als Hausdame keinerlei Beachtung.
Auch seinen Kindern gegenüber zeigt sich der Fürst desinteressiert und lieblos. Das kann die warmherzige und liebevolle Charlotte nicht mehr länger ertragen und nimmt sich fest vor, diesen unhaltbaren Zustand zu ändern. Aber dann ereilt ein Schicksalsschlag das Fürstenhaus, und Charlotte muss ihre Pläne hintanstellen ...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 118
Cover
Impressum
Meine Liebe gehört für immer dir
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Shunevych Serhii / shutterstock
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7325-8682-0
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Meine Liebe gehört für immer dir
Kann die schöne Charlotte Fürst Viktors Herz erwärmen?
Von Sandra Heyden
Sehnsüchtig blickt die Hausdame Charlotte Janssen zum Gewächshaus hinüber. Fürst Viktor widmet sich dort mit Hingabe seiner Orchideenzucht. Dort kann er für Augenblicke seinem unendlichen Schmerz entfliehen. Er trauert immer noch um seine verlorene Liebe, und nichts kann ihn aus dem Gefängnis seiner Trauer befreien. Charlotte seufzt, wie gerne würde sie dem geliebten Mann helfen. Denn heimlich schlägt ihr Herz nur für ihn. Nur leider ist er völlig immun gegen weibliche Reize und schenkt ihr als Hausdame keinerlei Beachtung.
Auch seinen Kindern gegenüber zeigt sich der Fürst desinteressiert und lieblos. Das kann die warmherzige und liebevolle Charlotte nicht mehr länger ertragen und nimmt sich fest vor, diesen unhaltbaren Zustand zu ändern. Aber dann ereilt ein Schicksalsschlag das Fürstenhaus, und Charlotte muss ihre Pläne hintanstellen …
Charlotte zog ihren Rock glatt und überprüfte noch einmal den Sitz ihrer praktischen Kurzhaarfrisur, bevor sie an die Tür der Präsidentensuite klopfte. Es kam nicht alle Tage vor, dass ein so hochgestellter Gast sie zu sprechen wünschte, und zwar ausdrücklich sie, Charlotte Janssen. Sie war nur stellvertretende Hausdame im Münchener Nobelhotel, und als solche bei Beschwerden, Problemen oder auch Lob nicht zwangsläufig die erste Ansprechpartnerin.
Doch Wilhelm von Lammersbach hatte nach ihr verlangt. Charlotte wusste, dass er aus fürstlichem Hause kam und zurzeit in München weilte, um eine Orchideen-Ausstellung zu besuchen. Das ein oder andere Mal war sie zufällig mit dem älteren Herrn ins Gespräch gekommen. Charlotte hatte ihn sympathisch gefunden, doch sie konnte sich nicht erklären, weshalb er sie jetzt zu sich bat.
Eine sonore Stimme sagte „Herein“, und Charlotte betrat die Präsidentensuite. Die prachtvollen Räume, in denen zu nächtigen ein Vermögen kostete, empfingen sie mit Seidentapeten, Mahagonimöbeln und kostbaren Kristalllüster.
Wilhelm von Lammersbach erhob sich aus einem der Sessel, um sie zu begrüßen. Er war ein recht kräftiger Herr in den Siebzigern. Schlohweißes Haar ließ seine lebendigen blauen Augen strahlen. Der Rest seines Gesichts schien in dem voluminösen Vollbart unterzugehen.
„Bitte, Frau Janssen, setzten Sie sich doch.“ Wilhelm von Lammersbach wies einladend auf die große Couch. „Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.“
Er beobachtete sie, wie sie elegant und zugleich mit größter Zurückhaltung Platz nahm. Selten war ihm ein Mensch mit so viel natürlicher Würde begegnet. Charlotte Janssen war keine ausgesprochene Schönheit, doch mit ihren warmen braunen Augen und dem klaren Gesicht zweifellos attraktiv. Das volle, leuchtend blonde Haar schmeichelte dem sympathischen Gesicht. Die Frisur wirkte streng, doch nicht unnahbar. Ein freundliches Lächeln lag auf den kaum geschminkten Lippen. Die dunkelblaue Uniform des Hotels stand ihr ausgezeichnet. Zudem war Charlotte Janssen auffallend groß für eine Frau. Sie überragte selbst ihn – und er war sicher kein kleiner Mann.
„Was kann ich für Sie tun, Herr von Lammersbach?“, erkundigte sie sich nun mit einer überraschend weichen Stimme.
„Sind Sie glücklich, hier in München?“
Charlotte musterte ihn irritiert. Eine so private Frage hatte sie nicht erwartet.
„Nun ja“, erwiderte sie zögernd, „im Großen und Ganzen schon.“
„Ich habe mich erkundigt“, gab Wilhelm zu. Sein Lächeln bat um Verzeihung. „Sie stammen aus Ostfriesland, nicht wahr? Aus einem kleinen Dorf an der Küste.“
„Das ist richtig“, bestätigte Charlotte verwundert. Weshalb hatte er sich denn über sie erkundigt?
„Haben Sie kein Heimweh? Verstehen Sie mich nicht falsch, München ist eine bezaubernde Stadt und die nahen Berge haben sicher ihren Reiz, aber fehlt Ihnen nicht die Weite, das Meer?“
Charlotte tat einen tiefen Seufzer.
„Oh ja“, gab sie zu. „Es fehlt mir sogar sehr. Aber leider kann ich an den Wochenenden nicht einfach durchs ganze Land fahren, um meine Lieben daheim zu besuchen.“
„Dann darf ich hoffen, dass Ihnen ein Arbeitsplatz, der Sie Ihrer Heimat erheblich näher bringen und häufigere Besuche erlauben würde, nicht unangenehm wäre?“ Wilhelm von Lammersbach musterte die junge Dame nun scharf.
„Wie sollte ich das verstehen?“, fragte Charlotte unumwunden. Ein wenig Skepsis lag in ihrer Stimme.
„Ich möchte Ihnen einen Job anbieten, Frau Janssen“, eröffnete ihr der sympathische Hotelgast.
„Mir?“ Charlotte war unsicher.
„Natürlich Ihnen. Ich habe mich – wie gesagt – über Sie erkundigt. Man hat Sie mir als überaus kompetente Person geschildert, sehr pflichtbewusst. Sie sind beliebt bei den Hotelgästen ebenso beim Personal. Der Hoteldirektor lobte Sie in den höchsten Tönen und bestätigte meinen Eindruck von Ihnen.“ Wilhelm von Lammersbach räusperte sich. „Also, könnten Sie sich vorstellen für mich zu arbeiten?“
„Für Sie?“ Charlotte begriff, dass dieses Angebot wirklich ernst gemeint war.
„Nun ja, eigentlich nicht direkt für mich“, gab der alte Herr zu, „eher für meinen Neffen. Wir brauchen dringend jemanden, der sich um Haus und Hof kümmert, sozusagen.“
„Sie brauchen eine Hauswirtschafterin?“ Die Aussicht, das Nobelhotel zu verlassen, um einem fürstlichen Haushalt vorzustehen, beeindruckte Charlotte wenig.
„Nun, ein wenig umfassender wäre Ihr Wirkungsgebiet schon“, klärte Wilhelm sie lächelnd auf. „Schloss Rheeden besitzt über hundert Zimmer, einen ausgedehnten Landschaftspark und eine weithin bekannte Orchideenzucht. Früher waren Park und Gewächshäuser sowie Teile des Schlosses öffentlich zugänglich. Doch nach dem Tod seiner Frau ließ mein Neffe die Anlagen schließen. Sie hätten daher nur die Aufsicht über das Personal und wären für die Organisation des Haushalts verantwortlich. Sicherlich keine leichte Aufgabe.“
„Was ist mit Ihrer jetzigen Wirtschafterin?“, wollte Charlotte wissen.
„Ariane? Ach Gott“, entfuhr es Wilhelm gequält, „gerade deshalb brauchen wir Sie ja.“ „Vor einigen Jahren hat Baronin Haldersloh, die Schwägerin meines Neffen, das Heft in die Hand genommen. Aber sie ist mit einem so großen Haushalt komplett überfordert.“
„Schloss Rheeden …“, Charlotte dachte scharf nach, „… liegt wo?“
Entgeistert starrte Wilhelm von Lammersbach sie an. „Sie kennen Schloss Rheeden nicht, ein architektonisches Kleinod der Weserrenaissance?“
Charlotte schüttelte den Kopf. „Tut mir leid. Ich interessiere mich nicht sonderlich für Architektur.“
Wilhelm seufzte. „Schloss Rheeden liegt im Weserbergland, nur wenige Stunden von Ostfriesland entfernt. Es ist ein ehemaliges Rittergut, das sich seit dem vierzehnten Jahrhundert im Besitz der Familie von Rheeden-Lammersbach befindet“, dozierte er. „Das heutige Schloss wurde im sechzehnten Jahrhundert von unserem Vorfahren Diederich-Ludwig von Rheeden-Lammersbach erbaut, der sich in zahlreichen Kriegen Ruhm, Ehre und Reichtum erwarb. Er soll ein recht angenehmer, weil gleichgültiger Herrscher gewesen sein – eine Eigenschaft, die leider auch meinem Neffen, Viktor, nicht fremd ist. Verstehen Sie, Frau Janssen, darum braucht unser Haus jemanden wie Sie, der etwas Energie in unser Schloss bringt.“
„Hm“, machte Charlotte, die den kurzen Abriss der Familiengeschichte stoisch über sich hatte ergehen lassen. „Das Weserbergland ist wirklich nur zweieinhalb Autostunden von Aurich entfernt.“
„Genau“, unterstütze Wilhelm die Überlegung. „Ihnen stünde ein Wagen zur Verfügung, auch zur privaten Nutzung …“
„Nicht nötig“, fiel sie ihm rasch ins Wort. „Ich bin motorisiert.“
„Umso besser. Dennoch, was immer Sie hier verdienen, wir zahlen besser.“
Charlotte lachte laut. Es war ein herzliches Lachen.
„Wie werden Sie mich unterbringen?“
„Sie bekommen eine kleine Wohnung ganz zu Ihrer Verfügung.“
„Wie groß ist die Familie?“
„Außer mir und meinem Neffen leben noch meine Großnichte Lena, sie ist siebzehn, und mein achtjähriger Großneffe Jakob im Haus. Und natürlich Ariane von Haldersloh, sowie ein Teil des Personals – die Köchin und zwei Dienstmädchen. Der Gärtner bewohnt ein eigenes Haus auf dem Grundstück.“ Wilhelm musterte sie wieder. „Was sagen Sie?“
„Warum nicht?“, entschied sich Charlotte spontan. „Ein Schloss kann auch nicht so viel anders sein als ein Nobelhotel.“ Sie seufzte und lächelte ihn an. „Ganz ehrlich, ich bin die Berge leid!“
Viktor Fürst von Rheeden-Lammersbach sah sich noch einmal um, bevor er das Licht im Gewächshaus löschte und ins Schloss hinüberging. Er war ein großer, hünenhafter Mann von vierzig Jahren. Sein volles braunes Haar zeigte an den Schläfen bereits Silberfäden. Sein männlich markantes Gesicht wurde von grünen Augen und einer schmalen geraden Nase beherrscht. Auch seine Lippen waren schmal, doch sie zeigten Spuren der Verbitterung, Wunden des Schicksals, die einfach nicht verheilen wollten.
Es war spät geworden. Er hatte das Abendessen verpasst. So ging er in die Schlossküche, die im Souterrain lag, und nahm sich einige belegte Brote aus dem Kühlschrank. Die Köchin hatte sie dort in weiser Voraussicht deponiert. Er ging in das Herrenzimmer, das gleich neben der gut bestückten alten Bibliothek lag und ihm als Arbeitszimmer diente.
Im Kamin brannte Feuer. Er war dankbar für diese Umsicht, denn trotz des beginnenden Sommers, waren die Abende in diesem Jahr ungewöhnlich kühl. Der Fürst stellte den Teller mit den Broten auf seinem ausladenden Schreibtisch ab und schaltete seinen Computer an.
„Willst du etwa jetzt noch schreiben?“
Die sonore Stimme erhob sich aus einem der Ohrensessel, die vor dem Kamin standen.
„Onkel Wilhelm, du bist zurück?“ Fürst Viktor war sichtlich erstaunt.
„Wärst du zum Abendessen erschienen, wüsstest du es.“
„Ich war beschäftigt und außerdem nicht hungrig“, entgegnete der Neffe ein wenig ungehalten. „Sag mir lieber, wie es in München war. War die Ausstellung interessant?“
„Du hättest selbst hinfahren sollen. Du verstehst von Orchideen wesentlich mehr als ich“, gab Wilhelm anklagend zurück. „So eine Veranstaltung ist nichts mehr für meine alten Knochen.“
Fürst Viktor zeigte ein leicht verkniffenes Lächeln und setzte sich zu seinem Onkel vor den Kamin.
„Du weißt, dass mich so viele Menschen in einem Raum beunruhigen. Darum danke ich dir umso mehr, dass du gefahren bist.“
„Obgleich es kein großer Erfolg war“, eröffnete ihm sein Onkel, „in Bezug auf die Orchideen jedenfalls.“
Fürst Viktor hob die kräftigen, dunklen Augenbrauen.
„Und in Bezug auf etwas anderes war es das?“
„Allerdings. Ich habe eine neue Hausdame eingestellt. Sie wird in drei Monaten hier anfangen. Leider geht es nicht eher, weil sie eine gewisse Kündigungszeit einzuhalten hat.“
„Du hast was?!“ Perplex sah Fürst Viktor seinen Onkel an. „Eine Hausdame? Was sollen wir mit einer neuen Hausdame? Du weißt, dass ich keine Fremden im Haus haben will!“ Der Fürst war alles andere als begeistert, doch sein Onkel lächelte nur nachsichtig.
„Du wirst vermutlich derjenige sein, der am wenigsten mit ihr zu tun hat“, stellte der alte Herr klar. „Aber nicht einmal dir dürfte entgangen sein, dass es so nicht weitergehen kann.“
„Aber Ariane macht ihre Sache gut.“
„Findest du?“ Nun war es an Wilhelm entgeistert die Augenbrauen zu heben. „Ariane hat absolut nichts im Griff, mein Lieber. Sie ist eingebildet und arrogant und sie behandelt das Personal wie Sklaven. Wenn unsere Köchin, die gute Frau Marlies nicht wäre, bekämen die Kinder nicht einmal Schulbrote. So etwas ist unter der Würde einer Baronin. Nicht einmal dir kann entgangen sein, dass das Haus immer mehr verkommt.“
„Aber sie ist Sarahs Schwester und sie …“
„… sie will den Platz an deiner Seite, merkst du das nicht?“ Wilhelms Stimme wurde knarzig.
Viktor verzog das Gesicht und zeigte seinem Onkel damit, dass ihm Arianes Anstrengungen in diese Richtung nicht entgangen waren. „Ich werde nie wieder heiraten!“
Nach kurzem, nachdenklichem Schweigen erkundigte der Fürst sich: „Woher kommt die Neue?“
„Aus Ostfriesland!“
Überrascht sah Fürst Viktor seinen Onkel an.
„Und du glaubst wirklich, dass eine Person aus der ostfriesischen Provinz die Richtige für dieses Haus ist? Das ist ein Fürstenhaushalt, kein Krabbenkutter!“
In ähnlicher Weise äußerte sich am nächsten Morgen auch Ariane von Haldersloh, als Wilhelm ihr beim Frühstück genüsslich die Neuigkeit unterbreitete. Die schöne, rotblonde Baronin runzelte die makellose Stirn.
„Ein Landei? Ich bitte dich, Wilhelm!“
Arianes helle Augen zeigten regelrechte Empörung, während die schön geschwungenen Lippen sich angewidert kräuselten.
„Jedes Landei kann dieses Haus besser führen als du, meine Liebe“, hielt Wilhelm ihr schonungslos entgegen.
„Ich bemühe mich“, entgegnete Ariane gekränkt.
Die Crux ihres Lebens war es, mit fünfunddreißig Jahren ein Dasein im Haus ihres Schwagers fristen zu müssen und auf seine Großzügigkeit angewiesen zu sein. Nach ihrer Scheidung vor gut drei Jahren, hatte sie vor dem Nichts gestanden. Dass ihr Schwager ihr angeboten hatte, bei ihm zu wohnen hatte sie vor dem Ruin bewahrt. Im Gegenzug sollte sie sich „nur“ um Haus und Kinder kümmern. Ein verlockendes Angebot für Ariane von Haldersloh.
Nicht wegen der Kinder, geschweige denn wegen des Haushalts. Nein, sie hatte ihre verstorbene Schwester immer um ihren Mann beneidet. Fürst Viktor war ein durchaus attraktiver Mann. Er war nicht nur unverschämt vermögend, sondern auch einflussreich. Und inzwischen war er Witwer. In Arianes Augen unschlagbare Argumente.
„Ich bemühe mich wirklich!“ Ihre Wimperntusche drohte zu verlaufen.
Die siebzehnjährige Lena tauschte einen amüsierten Blick mit ihrem Großonkel.
„Das wissen wir zu schätzen, Tante Ariane“, meinte sie mit leisem Spott. „Schon allein, dass du mit uns frühstückst, ist sehr großzügig von dir.“
Auf Schloss Rheeden war es üblich, gemeinsam zu frühstücken – was die Anwesenheit des Fürsten nicht immer einschloss. Da die Kinder zur Schule mussten, frühstückte man zu Arianes Leidwesen zu „nachtschlafender Zeit“.
„Da hast du recht“, stimmte die Baronin zu, sie fand sich auch sehr großzügig.
„Einer Baronin Haldersloh kann die Verrichtung niederer Arbeiten wirklich nicht zugemutet werden“, fuhr Lena spöttisch fort, und sie sah das Lachen in den Augen ihres Großonkels. Ariane von Haldersloh nickte allerdings ernst und zustimmend.
Lena sprang auf, als sich in diesem Augenblick die Tür öffnete und ihr Vater den kleinen Salon betrat. Auch der kleine Jakob Luis, der bislang stumm sein morgendliches Müsli gelöffelt hatte, hüpfte vom Stuhl und lief seinem Vater entgegen.
„Papa!“, rief Lena aus. „Guten Morgen! Hast du gut geschlafen?“
„Danke ausgezeichnet.“ Fürst Viktor erwiderte die Umarmung seiner Tochter liebevoll.
Lena war recht groß und gertenschlank. Sie versprach eine ausgesprochene Schönheit zu werden. Als der kleine Jakob nun ebenfalls seinen Vater mit einer Umarmung begrüßen wollte, schob Viktor ihn unwillig von sich.
„Setzt dich wieder hin, Jakob Luis, und iss dein Müsli auf. Die Schule wartet nicht.“
Das Kind verzog enttäuscht das Gesicht, doch es tat, wie ihm geheißen.
Fürst Viktor nahm am Kopfende des Tisches Platz und dankte seiner Schwägerin mit einem leichten Kopfnicken, die ihm eilfertig Kaffee einschenkte.
„Ich hab’s mir überlegt, Wilhelm“, sprach er seinen Onkel an. „Die Idee ist vielleicht gar nicht so übel.“
„Sicher ist sie das nicht“, entgegnete Wilhelm überzeugt.