Fürsten-Roman 2724 - Sandra Heyden - E-Book

Fürsten-Roman 2724 E-Book

Sandra Heyden

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Beschreibung

"Ich will Tom Winterstein!" - Mit diesem Entschluss will die angesehene Theaterregisseurin Amelie Prinzessin von Ayssenberg die diesjährigen Burgfestspiele zu einem Triumph machen. Eine Shakespeare-Inszenierung mit dem talentierten Tom Winterstein in der Hauptrolle soll die Bühne verzaubern und das Publikum in Atem halten. Um die Aufmerksamkeit der Presse sicherzustellen, geht Amelie einen gefährlichen Kompromiss ein: Sie engagiert auch Toms Verlobte, die launische, mäßig begabte Lillia de Montagne. Ein Entschluss, den Amelie bald bereut. Noch vor Probenbeginn trennt sich Tom von Lillia, die daraufhin die Arbeit am Stück für alle zur Hölle macht. Als Tom dann auch noch sein Herz für Prinzessin Amelie entdeckt, rastet Lillia vollends aus. Ohne sie darf Tom nicht glücklich sein, schon gar nicht mit der schönen Prinzessin! Das wird die intrigante Lillia mit allen Mitteln verhindern ...


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Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Liebesschwüre auf Burg Ayssenberg

Vorschau

Impressum

Liebesschwüre auf Burg Ayssenberg

Aber wer meint es ernst mit der schönen Prinzessin

Von Sandra Heyden

»Ich will Tom Winterstein!« – Mit diesem Entschluss will die angesehene Theaterregisseurin Amelie Prinzessin von Ayssenberg die diesjährigen Burgfestspiele zu einem Triumph machen. Eine Shakespeare-Inszenierung mit dem talentierten Tom Winterstein in der Hauptrolle soll die Bühne verzaubern und das Publikum in Atem halten. Um die Aufmerksamkeit der Presse sicherzustellen, geht Amelie einen gefährlichen Kompromiss ein: Sie engagiert auch Toms Verlobte, die launische, mäßig begabte Lillia de Montagne.

Ein Entschluss, den Amelie bald bereut. Noch vor Probenbeginn trennt sich Tom von Lillia, die daraufhin die Arbeit am Stück für alle zur Hölle macht. Als Tom dann auch noch sein Herz für Prinzessin Amelie entdeckt, rastet Lillia vollends aus. Ohne sie darf Tom nicht glücklich sein, schon gar nicht mit der schönen Prinzessin! Das wird die intrigante Lillia mit allen Mitteln verhindern ...

»Hm«, machte Fürst Eugen und musterte seine Schwester skeptisch. »Hast du dir das wirklich gut überlegt?«

»Habe ich«, versicherte sie ihm. »Glaub mir, wenn wir die Hauptrollen mit den beiden besetzen, wird das der Knaller in diesem Jahr.«

»Ich weiß nicht«, gestand Fürst Eugen zweifelnd und blickte über das Chaos von Unterlagen, das er und seine Schwester auf dem großen Esstisch angerichtet hatten.

Wie in jedem Jahr war der riesige Speiseraum zur Planungszentrale für das alljährlich auf Burg Ayssenberg im Schwarzwald stattfindende Theaterfestival zweckentfremdet worden.

»Die beiden sind ein richtiges Promi-Pärchen. Ich kann nicht finden, dass das gut für unser Festival ist.«

Eugen Fürst von Ayssenberg ließ sich seufzend auf einen der hochlehnigen, unbequemen, antiken Stühle fallen, die den Esstisch umstanden. Mit seinen zweiundvierzig Jahren war er gut zehn Jahre älter als seine Schwester, die sich als Theaterregisseurin bereits einen hervorragenden Namen gemacht hatte. Für Fürst Eugen hingegen blieb die Leidenschaft für die darstellende Kunst eher ein Hobby, das er einmal im Jahr mit einem Festival auslebte. Er hatte es auch mehr mit der Organisation als der künstlerischen Leitung der Benefizveranstaltung.

Ansonsten wurde auf Burg Ayssenberg eine florierende Holz- und Landwirtschaft betrieben und man lebte vom Tourismus, wie an vielen anderen Orten im Schwarzwald auch.

Fürst Eugen war immer noch Junggeselle, was nach Meinung seiner Schwester an seiner extremen Schüchternheit lag. Er lebte zurückgezogen und nahm selten am öffentlichen Leben teil.

Prinzessin Amelie hingegen liebte es, für ihre Arbeit bewundert zu werden. Sie war eine feenhaft schöne junge Frau. Ihr langes, glattes weißblondes Haar trug sie meist aufgesteckt, sodass ihr schlanker Hals betont wurde. Ihr schmales, feines Gesicht wurde von smaragdgrünen Augen beherrscht, über die sich fein geschwungene Augenbrauen wölbten. Die Liebe zum Theater war ihr schon in die Wiege gelegt worden, denn ihre Mutter war eine bekannte Schauspielerin gewesen und gemeinsam hatten ihre Eltern das Theaterfestival Burg Ayssenberg aus der Taufe gehoben, das sich mittlerweile zu einem der größten kulturellen Ereignisse des Landes gemausert hatte.

Wie in jedem Jahr sollte auch diesmal ein von Amelie inszeniertes Stück der Höhepunkt des Festivals werden. Doch dass sie für die Hauptrollen ausgerechnet Tom Winterstein und Lillia de Montagne haben wollte, gefiel Fürst Eugen ganz und gar nicht. Seit diese beiden Schauspieler sich verlobt hatten, waren sie aus der Klatschpresse nicht mehr wegzudenken, was vor allem an der schönen Lillia de Montagne lag, die sich gern in Szene setzte.

Amelie stand vor dem riesigen Kamin, dessen Feuer an diesem kühlen Februartag den großen Raum kaum zu erwärmen vermochte und lächelte nachsichtig.

»Tom Winterstein ist ein exzellenter Schauspieler, Eugen. Ein begnadeter Charakterdarsteller, das weißt du.«

»Aber diese de Montagne? Die ist doch wohl eher durch ihre Eskapaden als durch ihre Schauspielkunst populär geworden«, entgegnete Fürst Eugen. »Und durch ihre Verlobung mit Winterstein. Diese Tatsache hat ihrer Karriere vermutlich einen kräftigen Schub verpasst.«

Amelie musste ihrem Bruder recht geben.

»Ich kann nur hoffen, dass sie mit einer solchen Rolle zurechtkommt. Trotzdem denke ich, kann es sehr interessant für die Zuschauer werden, wenn die beiden als Paar auftreten. Noch dazu in diesem Stück.«

Fürst Eugen seufzte. »Der Widerspenstigen Zähmung. Konntest du wirklich kein anderes Stück finden?«

»Ich wollte schon immer mal Shakespeare inszenieren, Eugen. Und jetzt ist es eben so weit. Es fühlt sich richtig an, es jetzt zu tun«, erwiderte Amelie bestimmt.

»Letztlich ist es ja auch deine Entscheidung«, gab Eugen zu.

»Allerdings. Ich mische mich ja auch nicht in deine Organisation ...«

« ... dabei könnte ich gerade in diesem Jahr deine Hilfe gut gebrauchen«, erklärte der Fürst, der nach Meinung seiner Schwester ein recht gut geratenes Exemplar der männlichen Gattung war.

Auch wenn er für seine Größe ein wenig hager wirkte und die Hornbrille ihn recht intellektuell aussehen ließ. Der Fürst war dennoch eine stattliche Erscheinung.

»Na, da mische ich mich lieber nicht ein. Deine nette Frau Behrmann würde sich wohl auch bedanken, wenn ich ihr ins Handwerk pfuschen wollte.«

Eugens Mundwinkel zuckten. »Da liegt ja das Problem. Meine nette Frau Behrmann steht in diesem Jahr leider nicht zur Verfügung. Sie ist letzte Woche Mutter geworden und genießt nun ihre Elternzeit. Unfassbar, oder? Mich so schmählich im Stich zu lassen.«

Amelie lachte, denn ihr Bruder wirkte wie ein kleiner Junge, dem man den Spielkameraden vorenthielt. Sie wollte ihm auch durchaus zugestehen, dass er sich im Stich gelassen fühlte, denn Lisanne Behrmann war seit Jahren seine persönliche Assistentin und die einzige Person, mit der Fürst Eugen außerhalb seiner Familie näheren Umgang pflegte.

»Ihre Familie wird das anders sehen«, meinte sie jetzt nur, und Eugen nickte betrübt.

»Ja, ich fürchte auch.« Dann sah er seine zierliche Schwester an. »Wann willst du mit den Proben beginnen?«

»Mitte Mai«, gab sie zurück. »Bis dahin werde ich alle Schauspieler unter Vertrag, den Probenplan erstellt haben und so weiter.«

Eugen staunte. »Acht Wochen Probenzeit reichen aus? Bei dem Stück?«

Amelie lachte noch einmal. »Natürlich. Ich arbeite mit Profis, Eugen!«

»Dein Wort in Gottes Ohr!«, erwiderte der Fürst seufzend.

Das hoffte auch Jenny Winterstein, als sie wenige Tage darauf die Wohnung ihres Bruders in der Hauptstadt betrat. Tom besaß in Berlin-Mitte eine exklusive Eigentumswohnung, zu der sie als seine Managerin und Schwester einen Schlüssel hatte.

Obwohl es bereits auf Mittag zuging, herrschte in der Wohnung absolute Stille. In den meisten Räumen zeugten die zugezogenen Gardinen davon, dass die Bewohner noch schliefen. Seufzend machte Jenny sich daran, sie zu öffnen. Sie setzte Kaffee auf und ging dann ohne Gewissensbisse ins pompöse Schlafzimmer, um ihren Bruder zu wecken.

Die schöne, dunkelhaarige Lillia de Montagne lag in Toms Armen. Jenny musterte die kapriziöse Frau kurz und fand, dass die Schlafbrille aus schwarzer Seide ein wenig albern wirkte. Aber sie hielt Lillia ohnehin für eine alberne Person und war alles andere als erfreut, dass Tom sie auch noch zu heiraten gedachte. Was er an diesem untalentierten Püppchen fand, war klar, denn Lillia hatte unübersehbare Vorzüge, mit denen sie jeden Mann tief zu beeindrucken verstand.

Jennys Blick fiel auf den schlafenden Bruder, der Lillia in den Armen hielt, als müsse er sie beschützen. Sie war stolz auf ihren gut aussehenden Bruder, der es zu einem der bekanntesten Charakterdarsteller der Nation gebracht hatte. Tom war in ihren Augen ein wirklich begnadeter Schauspieler. Besser, als sie je gewesen war, wie sie sich neidlos eingestand.

Sanft rüttelte sie ihn nun an der Schulter.

»Tom!« Sie flüsterte, um Lillia nicht zu wecken. »Tom, wach auf!«

Er bewegte sich mit einem leisen Murren, bevor er die Augen aufschlug.

»Jenny, was machst du denn schon so früh hier«, wunderte er sich. Auch er flüsterte nach einem zärtlichen Blick auf die schlafende Schönheit in seinen Armen.

»Früh? Es ist Mittag, Tom. Ich muss mit dir reden.«

Er wusste, dass es wichtig sein musste, wenn Jenny nicht zögerte, ihn aus dem Schlaf zu holen. Also nickte er. »Ich komme.«

Sanft entließ er Lillia aus seinen Armen, schlüpfte in den Morgenmantel, den seine Schwester ihm zuwarf, und folgte ihr in die geräumige offene Küche. Dankbar nahm er den Kaffee, den Jenny ihm reichte und schob sich müde auf einen der Barhocker, die vor dem erhöhten Küchentresen standen.

»Premierenfeier?«, vermutete Jenny, die seinen desolaten Zustand durchaus registrierte.

Tom nickte. »Wir waren eingeladen, und Lillia wollte unbedingt hingehen, weil der Intendant des Schauspielhauses auch da sein würde. Leider ist es etwas spät geworden«, gab er zu.

Jenny ahnte, dass ihr Bruder nur seiner Verlobten zuliebe zu dieser Feier gegangen war. Lillia liebte solche Veranstaltungen, bei denen sie es jedes Mal schaffte, früher oder später im Mittelpunkt zu stehen. Sie schüttelte besorgt den Kopf.

»Ich verstehe nicht, was du an ihr findest? Sie ist doch eigentlich gar nicht dein Typ«, meinte sie verständnislos.

Tom nahm einen Schluck Kaffee und versuchte dann, sein dunkelblondes Haar zu ordnen, was ihm nicht sonderlich gelang. Jenny lächelte, denn er wirkte wie ein struppiger Kater.

»Lass gut sein, Jenny. Ich weiß, dass du Lillia nicht magst. Aber ich liebe sie nun mal. Sie ist einfach göttlich.«

»Sie versteht es, dich das glauben zu lassen und dich um den Finger zu wickeln. Aber du musst zugeben, dass sie alles andere als eine gute Schauspielerin ist – zumindest auf der Bühne!«

Tom Winterstein seufzte. Ihm stand nicht der Sinn nach derartigen Auseinandersetzungen, und schon gar nicht gleich nach dem Aufstehen.

»Dafür hat sie andere Qualitäten und die sind überwältigend, versichere ich dir!«

»Davon bin ich überzeugt«, gab Jenny spöttisch zurück. »Aber ich bin nicht hier, um mich mit dir über Lillia zu streiten.«

Tom grinste verhalten. »Wie erfreulich.«

»Du wirst es kaum glauben, aber ich habe ein Angebot für dich erhalten ...«

Bevor Jenny ihrem Bruder die Überraschung mitteilen konnte, betrat eine verschlafene Lillia die Küche. Sie trug ein recht aufreizendes Negligé, und Jenny fragte sich, wie sie es schaffte, gleich beim Aufwachen schon so perfekt auszusehen. Fraglos war Lillia de Montagne eine Schönheit. Volles dunkles Haar umschmeichelte ihr schönes Gesicht. Ein perfektes Oval, ein perfekter samtiger Teint. Dunkle, leidenschaftliche Augen. Ein voller roter Mund, der allein schon für mehr als einen Mann eine Sünde wert war. Ihr wohlproportionierter Körper war eine einzige Versuchung: lasziv und sinnlich.

»Oh, du bist es«, maulte Lillia, als sie Jenny erkannte. »Wenn es ums Geschäft geht, lege ich mich wieder hin«, meinte sie und wollte sich schon wieder zurückziehen.

»Du solltest bleiben«, erklärte Jenny. »Es betrifft auch dich.«

Lillia zog in unnachahmlich gekonnter Manier die Augenbrauen hoch. Sie wusste um Jennys Abneigung, die durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte.

»Seit wann bist du auch meine Managerin?«

Tom streckte den Arm nach seiner betörend schönen Verlobten aus und zog sie an seine Seite.

»Komm, lass Jenny aussprechen, Liebes. Also, um was handelt es sich?«

»Das Festival auf Burg Ayssenberg«, eröffnete Jenny ihrem Bruder und sah, wie es überrascht in seinem markanten Gesicht arbeitete. Damit hatte er nicht gerechnet.

»Du lieber Gott«, flüsterte er.

Lillia verstand diese Ehrfurcht in keinster Weise und meinte: »Was ist denn das – Burg Ayssenberg?«

Jennys Lippen zuckten mokant. »Du hast noch nie vom Theaterfestival Burg Ayssenberg gehört?«

Lillia zuckte mit den wohlgerundeten Schultern. »Müsste ich das?«

»Als Schauspielerin eigentlich schon«, gab Jenny zurück.

»Liebes, das ist das kulturelle Ereignis. Für die Theaterwelt das, was für Wagner-Fans die Bayreuther Festspiele sind. Alles, was Rang und Namen hat, lässt sich da blicken ...«

»Tatsächlich?« Lillia wurde nun hellhörig und wandte sich fragend an Jenny. »Und Tom soll da auftreten?«

»Der Höhepunkt des Festivals ist jedes Jahr eine Inszenierung von Amelie von Ayssenberg«, klärte Jenny ihre zukünftige Schwägerin auf.

»Der Name kommt mir bekannt vor«, gestand Lillia.

»Sollte er auch, Liebes«, meinte Tom nachsichtig. »Amelie von Ayssenberg gehört zu den besten Theaterregisseurinnen unserer Zeit. Sie hat mit ihren Inszenierungen Maßstäbe gesetzt. Wenn ich an den Faust denke, den sie in Hannover auf die Bühne gebracht hat – einfach genial!« Tom war voller Bewunderung. »Von ihr zum Festival eingeladen zu werden, kommt einem Ritterschlag gleich.« Sein immer noch ungläubiger Blick glitt zu seiner Schwester. »Und sie will mich haben?«

»Euch«, erwiderte Jenny. »Das ist der Wermutstropfen. Sie will euch beide.«

Tom runzelte die Stirn. »Bist du sicher?«

Jenny nickte. »Absolut. Vielleicht erhofft sie sich noch mehr Publicity für das Festival, wenn ihr gemeinsam auftretet«, kam sie der Wahrheit nahe.

»Und was sollen wir spielen?«, wollte Lillia jetzt wissen.

»Shakespeare!«

Während Tom seine Schwester mit leuchtenden Augen ansah, entschlüpfte Lillia ein entsetztes: »Ach du liebe Güte.«

»Welches Stück?«, erkundigte sich Tom, ohne auf seine Verlobte zu achten.

»Der Widerspenstigen Zähmung«, teilte Jenny ihm mit und bedachte Lillia mit einem anklagenden Blick. »Passt doch, oder?«

Lillia begehrte prompt auf. »Was meinst du damit?«

»Welche Übersetzung?«, wollte Tom wissen und ahnte nichts Gutes, als er den schadenfrohen Ausdruck in den Augen seiner Schwester bemerkte, die immer noch Lillia ansah.

»Die Alte. Von Wolf Graf Baudissin.«

Tom nickte verstehend. »Da werden wir uns richtig ins Zeug legen müssen, Lillia.«

»Heißt das, du willst das Angebot annehmen?« Lillia war alles andere als begeistert. »Shakespeare, ich bitte dich! Das ist doch grotten-altmodisch. Was sollen wir außerdem auf einer Burg?«

»Lillia, ist dir klar, wie lange ich schon auf diese Einladung warte? Natürlich nehme ich das Angebot an. Das ist die Krönung meiner bisherigen Laufbahn und kann für dich zum Start einer ganz großen Karriere werden ...«

Lillia, die spürte, wie fassungslos ihn ihre Zweifel machten, lenkte ein. Sie wollte es sich auf keinen Fall mit ihm verderben. Seit sie Tom kannte, seit sie verlobt waren, war ihr Stern unaufhaltsam gestiegen.

»Na gut, wenn dir so viel daran liegt«, gurrte sie und schenkte ihm einen betörenden Augenaufschlag. »Aber Shakespeare ist nicht gerade mein Fall.«

»Gemeinsam kriegen wir das schon hin.« Zufrieden küsste er sie auf die Wange. Dann sah er fragend seine Schwester an. »Wann sollen die Proben beginnen?«

»Mitte Mai«, gab Jenny zurück.

»Das geht nicht«, entfuhr es Lillia prompt. »Da sind doch die Filmfestspiele in Cannes, wie ihr wisst. Du hast versprochen, dass wir hinfahren, Tom. Du hast es versprochen.«

»Du hast doch noch überhaupt keinen Film gedreht«, stellte Jenny nüchtern fest. »Was willst du bei den Filmfestspielen?«

Lillia warf hochmütig ihren Kopf zurück.

»Mich auf dem roten Teppich zeigen, was sonst. Man muss schon Werbung für sich machen, wenn man etwas erreichen will.«

»Mehr Werbung als auf Burg Ayssenberg wirst du nie bekommen«, machte Tom ihr nachsichtig klar. »Nach Cannes können wir auch im nächsten Jahr fahren. Aber die Festspiele auf Burg Ayssenberg ... Lillia, wir sollen die Hauptrollen spielen, hast du das nicht verstanden?« Er lächelte sie liebevoll an. »Du wirst eine entzückende Caterina sein.«

Lillia fühlte sich geschmeichelt und ließ sich halbwegs besänftigt in seine Arme ziehen. »Und welche Rolle spielst du?«

»Den Petruccio, natürlich!« Jenny verdrehte die Augen über so viel Unwissenheit, immerhin war Lillia doch vom Fach.

Während auf Burg Ayssenberg im Schwarzwald die Vorbereitungen für das Theaterfestival im Sommer auf Hochtouren liefen, absolvierte Tom Winterstein eine lange geplante Tournee. Es behagte ihm nicht, Lillia für Wochen allein in Berlin zurücklassen zu müssen, auch wenn er täglich mit ihr telefonierte. Er vermisste sie an seiner Seite.