Fürsten-Roman 2589 - Sandra Heyden - E-Book

Fürsten-Roman 2589 E-Book

Sandra Heyden

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Beschreibung

Wenn ein Herz nach Liebe schreit

Roman um eine widerspenstige Prinzessin und ihren langen Irrweg ins Glück

Von Sandra Heyden

Max Graf von Aynhorn hat gerade die Kanzlei seines Vaters übernommen, als er von Siegwald Fürst von Sassen beauftragt wird, seine 18-jährige Tochter Friederike zu verteidigen. Die aufmüpfige Prinzessin gilt als regelrechtes "Enfant terrible" der Fürstenfamilie. Eine Eskapade jagt die nächste, und nun muss sie höchstwahrscheinlich zum wiederholten Male das Internat wechseln. Man wirft ihr vor, sie sei schuld an einer Explosion im Chemie-Unterricht, bei der ihr Lehrer schwer verletzt wurde.
Das Fürstenpaar ist außer sich! Im Gespräch mit Max von Aynhorn wird deutlich, wie sehr sie sich für ihr Kind schämen und sogar schon darüber nachdenken, sie zu enterben. Der junge Anwalt ist schockiert von der Lieblosigkeit, mit der das Fürstenpaar von der einzigen Tochter spricht. Und er schwört sich, dass er der Prinzessin zur Seite stehen wird, denn er spürt, dass hinter alldem viel mehr steckt ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Wenn ein Herz nach Liebe schreit

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Irina Alexandrovna / shutterstock

Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-8966-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Wenn ein Herznach Liebe schreit

Roman um eine widerspenstige Prinzessin und ihren langen Irrweg ins Glück

Von Sandra Heyden

Max Graf von Aynhorn hat gerade die Kanzlei seines Vaters übernommen, als er von Siegwald Fürst von Sassen beauftragt wird, seine 18-jährige Tochter Friederike zu verteidigen. Die aufmüpfige Prinzessin gilt als regelrechtes „Enfant terrible“ der Fürstenfamilie. Eine Eskapade jagt die nächste, und nun muss sie höchstwahrscheinlich zum wiederholten Male das Internat wechseln. Man wirft ihr vor, sie sei schuld an einer Explosion im Chemie-Unterricht, bei der ihr Lehrer schwer verletzt wurde.

Das Fürstenpaar ist außer sich! Im Gespräch mit Max von Aynhorn wird deutlich, wie sehr sie sich für ihr Kind schämen und sogar schon darüber nachdenken, sie zu enterben. Der junge Anwalt ist schockiert von der Lieblosigkeit, mit der das Fürstenpaar von der einzigen Tochter spricht. Und er schwört sich, dass er der Prinzessin zur Seite stehen wird, denn er spürt, dass hinter alldem viel mehr steckt …

„Halt an!“, rief Lulu enthusiastisch, als Schloss Sassenberg kurz hinter München vor ihnen auftauchte. Im sanften Schneegeriesel dieses kalten Wintertages wirkte es ziemlich imposant.

„Ist es nicht wunderschön?“ Lulu Brenner, die mit vollem Namen Luana Luise Brenner hieß und mit siebenundzwanzig Jahren eines der gefragtesten Models des Landes war, strahlte vor Begeisterung.

Max Graf von Aynhorn, seines Zeichens ein erfolgreicher Jurist, der kürzlich die Kanzlei seines Vaters übernommen hatte, weil dieser einer Professur an die juristischen Fakultät der Universität Göttingen gefolgt war, verzog das Gesicht. Schloss Sassenberg war ein Konglomerat der unterschiedlichsten Baustile, die nicht sehr geschickt miteinander verbunden worden waren.

„Danke, das ich dich begleiten darf“, seufzte Lulu und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Ich frage mich, wieso ich mich darauf eingelassen habe“, gab der junge Jurist resignierend zu, und Lulu schenkte ihm einen verführerischen Augenaufschlag.

„Weil du meinen Argumenten eben nicht widerstehen kannst“, entgegnete sie mit leise gurrender Stimme.

Max von Aynhorn musterte sie kurz. Aber lange genug, um wieder einmal zu begreifen, warum er sich in das Model verliebt und sich mit ihr verlobt hatte. Lulu war eine einzigartige Schönheit, von überaus sinnlicher Gestalt, einem zarten Gesicht mit hohen, exotisch wirkenden Wangenknochen und einem hinreißenden Pfirsichteint. Er war einfach verrückt nach ihr, auch wenn sein Vater diese Obsession nicht nachvollziehen konnte. Lulu war in seinen Augen einfach ein Gottesgeschenk. Einzig ihr Faible für alles Adelige war manchmal etwas anstrengend. Blaues Blut, Schlösser, Burgen, althergebrachte adelige Traditionen, das alles fand ihr allerhöchstes Interesse. Manchmal befürchtete Max, dass Lulu seinen Heiratsantrag nur angenommen hatte, weil er einen Adelstitel besaß, wenn er auch kein Schloss sein eigen nennen konnte.

Max von Aynhorn hatte in diesem Punkt nicht ganz unrecht, denn im Grunde fand Lulu Brenner den Anwalt ein wenig spießig, obwohl er natürlich mit seiner hohen sportlich-athletischen Gestalt, den vollen blonden Haaren und dem wettergegerbten Gesicht, das von irisierend blauen Augen beherrscht wurde, sehr gut aussah und an ihrer Seite stets eine gute Figur machte. Doch die Aussicht, eine Gräfin zu werden, hatte den Ausschlag gegeben.

Max löste die Bremse des eleganten dunkelgrauen Bentleys und fuhr weiter. Er versprach sich nicht sehr viel von diesem Termin beim Fürsten von Sassen. Doch seinem Vater Hildebrand zuliebe, der vor langer Zeit einmal für den Vater des Fürsten gearbeitet hatte, hatte er sich entschlossen, sich Fürst Siegwald juristisches Problem zumindest einmal anzuhören.

Lulus Begeisterung kannte kaum Grenzen, als man sie in einen herrschaftlichen Salon führte, in dem sie auf das Fürstenpaar warten sollten. Es hielt sie kaum auf den zierlichen Biedermeiersesseln. Immer wieder erhob sie sich, um die kostbaren Antiquitäten zu berühren oder einen Blick auf die Porzellansammlung in den Vitrinen zu werfen und darüber in verzückte Ausrufe zu verfallen. Max wiederum erfreute eher der Ausblick in den verschneiten Schlossgarten.

Schließlich ließ sich das Fürstenpaar herab, die angekündigten Besucher zu empfangen. Erhobenen Hauptes betraten Fürst Siegwald und seine Gattin Heidelinde den Salon. Jeder Quadratzentimeter an ihnen war sich ihrer herausragenden gesellschaftlichen Stellung bewusst und strahlte das Selbstbewusstsein einer ellenlangen altehrwürdigen Stammtafel aus.

Fürst Siegwald war eine eher untersetzte, mittelgroße Erscheinung von herablassender Lässigkeit. Die Fürstin wirkte eher zierlich, das von breiten grauen Strähnen durchzogene tiefschwarze Haar war kurz, aber sorgfältig frisiert. Zu einem schreiend bunten Kaftan, den sie über weite Marlene-Hosen trug, baumelten an ihren Ohrläppchen übergroße, mit Rubinen, Smaragden und Saphiren besetzte Creolen. Keine sonderlich elegante Mischung, wie Max fand, die die Fürstin als anerkannte Künstlerin jedoch ihren Bewunderern schuldig zu sein meinte.

Auch Lulu starrte die Fürstin entgeistert an. Heidelinde schenkte ihr ob dieser vermeintlichen Verehrung ein herablassendes Lächeln.

Max hatte sich beim Eintreten des Fürstenpaares höflich erhoben. Jetzt gestattete Fürst Siegwald dem Anwalt mit einer gnädigen Handbewegung wieder Platz zu nehmen. Sein fragender Blick richtete sich auf die schöne Lulu, die in ihrem klassischen Hosenanzug einen geradezu konservativen Eindruck machte.

„Meine Verlobte“, stellte Max vor und ehe er weitersprechen konnte, reichte Lulu dem Fürsten und der Fürstin die Hand, was diese indigniert über sich ergehen ließen.

„Luana Luise Brunner“, fiel sie Max ins Wort. „Meine Freunde nennen mich Lulu.“

„Soso“, sagte der Fürst.

„Aha“, machte die Fürstin und nahm auf dem Sofa neben ihrem Gatten Platz.

Ein livrierter Diener brachte auf einem silbernen Tablett Kaffee und Gebäck. Lulu starrte den Mann an, als gehöre er zu einer aussterbenden Art.

Was wohl in der Tat auch so war, durchfuhr es Max. Es gab wenige Adelshäuser, die sich noch livriertes Hauspersonal hielten. Es wirkte ein wenig aus der Zeit gefallen, dachte er. Lulu jedoch war hingerissen, zeigte es doch die ganze fürstlich-herrschaftliche Prachtentfaltung.

„Kommen wir zum Grund Ihres Besuchs, Doktor von Aynhorn“, nahm der Fürst die Gesprächsführung auf. „Ihr Herr Vater hätte Ihnen wohl kaum seine Kanzlei anvertraut, wenn Sie unfähig wären, nehme ich an.“

„Das nehme ich auch an“, erwiderte er trocken.

Der Fürst wechselte einen resignierten Blick mit seiner Gattin.

„Wir brauchen einen guten, einen wirklich sehr guten Anwalt für unsere Tochter.“

Max hob fragend die Augenbrauen, sodass der Fürst sich genötigt sah, fortzufahren. Er suchte nach den richtigen Worten, um die Dringlichkeit zu betonen.

„Friederike besucht zur Zeit ein Internat in Schleswig-Holstein. Wie man uns mitteilte, kam es dort während des Chemieunterrichts zu einer schweren Explosion, bei dem ein Lehrer verletzt wurde, der nun im Krankenhaus liegt. Es besteht kein Zweifel, dass Friederike diese Explosion verschuldet hat …“

„Es ist nicht das erste Mal, verstehen Sie“, mischte sich die Fürstin jetzt ein. „Aufgrund ihres desaströsen Verhaltens mussten wir Friederike schon einige Male die Schule wechseln lassen. Jedoch gab es bislang nie Verletzte …“

Der Fürst nickte. „Im Normalfall hätte ich deswegen kein Aufhebens darum gemacht. Aber Friederike soll in diesem Jahr ihr Abitur machen und danach ein Studium im Ausland beginnen. Diese ärgerliche Angelegenheit droht nun, diese Pläne zu verzögern. Was absolut nicht in unserem Sinne wäre.“

„Sicher nicht“, pflichtete Max ihm bei. „Wohl auch nicht im Sinne Ihrer Tochter, Durchlaucht.“ Er ärgerte sich über die Lieblosigkeit mit der das Fürstenpaar von seiner einzigen Tochter sprach.

„Friederike wird nicht gefragt“, entgegnete Fürst Siegwald ungehalten darüber, das sein Erziehungsstil offenbar angezweifelt wurde. „Sie tut, was man ihr sagt.“

„Wenn sie es denn tut“, fiel Fürstin Heidelinde ihm ins Wort. „Sie müssen wissen, dass Friederike von Geburt an ein sehr rebellisches und aufsässiges Kind war. Sie hat allem widersprochen, was man ihr sagte. Unzählige Kinderfrauen hat sie verschlissen. Keine kam auf Dauer mit ihr zurecht. Wir waren froh, als wir sie endlich in ein Internat geben konnten. Aber auch dort brachte sie ihre Lehrer zur Verzweiflung. So ein ungeratenes Kind!“

„Das haben Sie wirklich nicht verdient, Fürstin“, zeigte Lulu Verständnis. „Man sollte doch meinen, dass Ihre Tochter stolz darauf ist, zu einer solch alten und bedeutenden Familie zu gehören und eine Mutter zu besitzen, die als Künstlerin auf der ganzen Welt geachtet ist.“

Fürstin Heidelinde strahlte ob dieser Anerkennung.

„Nicht wahr? Das sollte man doch erwarten können? Doch Friederike hat nichts Besseres im Sinn, als uns das Leben schwer zu machen.“

„Dem kann ich nur zustimmen“, ließ der Fürst sich grimmig vernehmen. „Einen undankbareren Menschen als Friederike kann man sich nicht vorstellen. Ihre Mutter und ich hoffen, dass sie im Ausland zur Vernunft kommen wird. Daher ist es ungemein wichtig, dass diese dumme Geschichte aus der Welt kommt, Graf Aynhorn.“

„Verstehe!“ Max nickte. „Eigentlich sind solche Kleinigkeiten nicht mein Fachgebiet, Durchlaucht …“

„Ja, Ihr Vater sagte schon, dass Sie dabei sind, sich als Strafverteidiger einen Namen zu machen. Aber sehen Sie, meine Tochter hat ja eine Straftat begangen …“ Er seufzte bekümmert. „Ich bitte Sie wirklich sehr, Graf Aynhorn. Kosten spielen keine Rolle.“

„Natürlich nicht“, mischte sich nun Lulu ein. „Siehst du nicht, wie sehr die Prinzessin ihren Eltern auf der Nase herumtanzt? Du musst Fürst Siegwald und Fürstin Heidelinde einfach helfen, Max.“

Ehe Max seine Sprachlosigkeit ob ihrer Einmischung überwinden konnte, meinte die Fürstin zu Lulu: „Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis, Frau Brunner.“

Lulu lächelte schmeichelnd. „Jeder kann sehen, dass Sie und Ihr Gatte mit Ihrer Geduld am Ende sind. Ein solches Kind muss sehr belastend sein. Ich bewundere, dass Sie unter diesen Umständen noch so unfassbar interessante Kunst hervorbringen. Ihre letzte Ausstellung war ein grandioser Erfolg.“

„Sie interessieren sich für meine Skulpturen?“ Die Fürstin war sehr angetan von Lulus Worten.

Max wusste, dass dem nicht so war. Lulu hatte sich ihm gegenüber sehr abschätzig über die künstlerische Begabung der Fürstin geäußert. Umso erstaunter war er, sie sagen zu hören: „Aber ja! Ich war schon immer Ihr Fan, Fürstin. Diese ungeheure Kreativität, mit der Sie in der Lage sind aus den unterschiedlichsten Materialien so ausdrucksstarke Skulpturen zu erschaffen, ist bewundernswert!“

Zufrieden lächelnd saß Lulu auf dem Rückweg neben Max in seinem Wagen.

„Mir war nicht klar, dass du so lügen kannst!“

„Es hat sich doch gelohnt“, gab Lulu gelassen zurück. „Fürstin Heidelinde hat mich für morgen Nachmittag zum Tee eingeladen und will mir ihr Atelier zeigen. Diese Ehre wird nur wenigen zuteil, mein Lieber.“ Dann sah sie ihn bittend an. „Du wirst den Auftrag doch annehmen?“

Max schwieg für einen Moment nachdenklich. Dann meinte er: „Ich denke schon!“

„Oh, das ist wunderbar. Der Fürst wird in deiner Schuld stehen.“

„Es geht mir nicht um den Fürsten“, gab Max gereizt zurück.

Lulu hob verwundert ihre perfekt geschwungenen Augenbrauen.

„Nicht? Weshalb solltest du diesen läppischen Auftrag sonst annehmen?“

„Es geht mir um die Prinzessin“, entgegnete Max, nun schon mehr als gereizt. „Niemand scheint an ihrer Schuld zu zweifeln. Ich habe nicht den Eindruck, dass sie von ihren Eltern geliebt wird. Hast du nicht bemerkt, wie verächtlich der Fürst und die Fürstin von ihr sprechen. Sie ist ihnen offenbar ein Klotz am Bein, den sie am liebsten so schnell wie möglich zum Studium ins Ausland abschieben wollen, wie sie sie schon in diverse Internate abgeschoben haben.“

„Kannst du ihnen das verdenken“, gab Lulu zurück. „Du hast doch gehört, die Kleine war schon von Beginn an aufsässig und widerspenstig. Mein Gott, ich wäre froh und glücklich gewesen, in eine solche Familie hineingeboren worden zu sein. Ich hätte alles für solche Eltern getan, wäre stolz darauf gewesen, zu einer so bedeutenden Familie zu gehören. Ein derart ungeratenes Kind …“

„Kein Kind ist von Beginn an ungeraten“, widersprach Max ärgerlich. „Wenn ein Kind Liebe und Vertrauen erfährt, hat es keinen Grund, ungeraten zu sein.“

„Manchmal liegt es in den Genen“, gab Lulu zurück. „Dann kann man gar nichts machen.“

„In den Genen?“ Max lachte verächtlich auf. „Diese Gene hat sie immerhin von einem Fürsten und einer geborenen Prinzessin von Grafenberg. Willst du damit sagen …“

„Natürlich nicht“, fiel Lulu ihm errötend ins Wort. „Dein Gerechtigkeitssinn ist einfach lächerlich!“

„Ich finde es durchaus nicht lächerlich, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen!“, knurrte Max, der sich in seiner Ehre als Jurist gekränkt fühlte.

„Pah“, machte Lulu und wandte sich ab. „Gerechtigkeit ist doch nur Auslegungssache!“

Prinzessin Friederike langweilte sich.

Seit die Internatsdirektorin ihr Stubenarrest verordnet hatte, fühlte sie sich gefangen wie ein Tiger im Käfig. Sie war eine sehr aktive Person und auf diese wenigen Quadratmeter ihres Zimmers beschränkt zu sein, machte sie wahnsinnig. Schließlich hockte sie sich auf das Fensterbrett und beobachtete die Außenwelt, an der sie nicht teilhaben durfte. Mürrisch betrachtete sie das Treiben in dem kleinen Park unter ihrem Fenster. Schnee lag auf Bäumen und Büschen. Aber es war sonnig und ihre Mitschüler nutzten jeden Sonnenstrahl, sich an der frischen Luft zu bewegen. Wie gern wäre sie bei ihnen.

Jenseits des schmalen Parks lag der Besucherparkplatz, abgegrenzt durch eine verschneite Buchsbaumhecke. Jetzt fuhr ein eleganter Bentley auf den Parkplatz.

Ein junger Mann stieg aus. Sein volles weißblondes Haar leuchtete in der Sonne. Vom Rücksitz nahm er einen Kaschmirmantel, den er sie sofort über den korrekten dunkelgrauen Anzug warf, und eine schwarze Aktentasche. Friederike sah ihm nach, bis er im Haupteingang verschwand.

Friederike fand die Erscheinung des Fremden recht sympathisch und fragte sich, ob er womöglich der neue Chemielehrer war, die Vertretung für den verletzten Herrn Ritter.

Wenig später klopfte es an ihre Tür.

„Friederike?“

Ida Commenius trat ein. Die Prinzessin mochte die junge Referendarin. Sie war die Einzige, die ihr seit dem Vorfall, wie es alle nannten, zur Seite stand. Idas Haar glich einem Flammenmeer und umrahmte wirr und unbändig ihr rundliches Gesicht, aus dem graue Augen sie freundlich und mitfühlend musterten. Die Referendarin war nicht sonderlich groß und wirkte ein wenig mollig. Eine Tatsache, die ihr oft genug Häme einbrachte, sie selbst aber nicht im Geringsten störte. Sie fand, dass ihre Figur zu ihr passte und trug gern enge Jeans, um sie zu betonen.

„Ich soll dich holen“, erklärte Ida nun mit einer warmen Stimme. „Dein Anwalt ist da. Er wartet im Büro der Direktorin auf dich.“

„Ach!“ Friederike rümpfte die Nase. „Hat mein Vater mir einen Anwalt geschickt, der mich rausboxen soll? Wie ist er denn so?“

„Keine Ahnung“, bedauerte Ida. „Ich hatte leider nicht das Vergnügen, ihn kennenzulernen. Mir hat man nur den Befehl erteilt, dich zu holen. Es sei denn, du weigerst dich, mit dem Herrn zu sprechen.“

„Ich lasse mir doch nicht die Chance entgehen, aus diesem Loch herauszukommen“, entgegnete die Prinzessin und sprang endlich von der Fensterbank, um Ida zu folgen. „Mal sehen, was für einen Speichellecker mein Vater diesmal schickt. Eigentlich wundert es mich, dass meine Eltern nicht einfach ein neues Internat für mich suchen. Hat doch bis jetzt immer so funktioniert.“