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Die hübsche Musikstudentin Theresa Lehmann wird von Gustaf Prinz von Arnstett engagiert, um für seinen Großonkel Leopold zu musizieren. Theresa, die als Studentin meistens knapp bei Kasse ist, nimmt diesen Nebenjob dankend an. Es gelingt ihr schon bald, den misslaunigen alten Herrn mit ihrer wunderschönen Geigenmusik für sich zu gewinnen, und ihre Gesellschaft im Schloss ist gern gesehen.
Eines Tages entdeckt der alte Leopold auf dem Dachboden eine äußerst kostbare alte Geige. Er vertraut sie Theresa an und bittet sie, diese aufarbeiten zu lassen. Theresa ist verzaubert von dem wertvollen Instrument. Sie hofft, dass die Geige bis zum anstehenden 90. Geburtstag des alten Herrn repariert ist und sie ihm darauf ein Ständchen spielen kann. Doch das Geburtstagsfest endet in einer Katastrophe ...
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Seitenzahl: 109
Cover
Der Himmel voller Geigen
Vorschau
Impressum
Der Himmel voller Geigen
Adelsroman um die Magie der Musik
Von Juliane Sartena
Die hübsche Musikstudentin Theresa Lehmann wird von Gustaf Prinz von Arnstett engagiert, um für seinen Großonkel Leopold zu musizieren. Theresa, die als Studentin meistens knapp bei Kasse ist, nimmt diesen Nebenjob dankend an. Es gelingt ihr schon bald, den misslaunigen alten Herrn mit ihrer wunderschönen Geigenmusik für sich zu gewinnen, und ihre Gesellschaft im Schloss ist gern gesehen.
Eines Tages entdeckt der alte Leopold auf dem Dachboden eine äußerst kostbare alte Geige. Er vertraut sie Theresa an und bittet sie, diese aufarbeiten zu lassen. Theresa ist verzaubert von dem wertvollen Instrument. Sie hofft, dass die Geige bis zum anstehenden 90. Geburtstag des alten Herrn repariert ist und sie ihm darauf ein Ständchen spielen kann. Doch das Geburtstagsfest endet in einer Katastrophe ...
Theresa Lehmann schritt beschwingt durch die Gässchen der Altstadt. In ihrem Kopf summte sie die Melodie von Mozarts Kleiner Nachtmusik. Ihr Geigenkoffer, den sie auf dem Rücken trug, hatte sich dem Takt ihres blonden Pferdeschwanzes angepasst, der fröhlich auf und ab wippte.
Sie studierte im letzten Semester Violine an der Hochschule für Musik und hatte heute ein großes Lob ihres Professors eingestrichen, was mit ein Grund für ihre gute Laune war. Vielleicht würde es ihr nach Abschluss des Studiums tatsächlich gelingen, eine Anstellung in einem Staatsorchester zu ergattern. Es musste ja nicht gleich die erste Geige sein.
Vor einer kleinen Bäckerei blieb sie stehen. Es lechzte sie nach einer Tasse Kaffee. Mit ganz viel Milchschaum obendrauf. Und die Apfeltaschen im Schaufenster ließen ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen.
»Guten Tag. Was darf es denn sein?«, erkundigte sich die freundliche Verkäuferin, sobald Theresa den Laden betreten hatte.
»Eigentlich sieht alles sehr lecker aus«, stellte Theresa lächelnd fest.
»Ja, alles frische Ware«, wurde ihr bestätigt.
»Ich nehme eine Apfeltasche und eine Tasse Kaffee, bitte.«
»Den Kaffee zum hier Trinken oder zum Mitnehmen?«
»Beides zum Mitnehmen«, entschied Theresa.
Es war zwar bereits Mitte Oktober, aber es herrschten noch milde Temperaturen. Sie wollte sich eine Parkbank in der Nähe suchen, um ihren Kaffee dort in der späten Nachmittagssonne zu genießen.
»Hier bitteschön. Lassen Sie es sich schmecken.«
Theresa nahm die Apfeltasche und den Pappbecher mit Kaffee entgegen und steuerte Richtung Tür. Diese wurde im selben Augenblick sehr energisch von einem jungen Mann geöffnet, der sich eilig seinen Weg in die kleine Bäckerei bahnte.
Theresa, die mit ihrem Geigenkasten auf dem Rücken und dem Pappbecher Kaffee in der Hand, langsamer und auch unbeholfener reagierte als normalerweise, konnte seinem Elan nicht rechtzeitig ausweichen. Bevor sie sich versah, kam es zu einem Zusammenstoß.
Der Kaffee schwappte aus ihrem Becher und begoss den hellen Trenchcoat, den Theresa trug. Dazu glitt die Apfeltasche aus Theresas Hand und landete mit einem Platsch auf dem gekachelten Fußboden.
»Verzeihung, das tut mir sehr leid«, erklärte sofort der junge Mann, der ebenfalls etwas von dem Kaffee auf seine Schuhe bekommen hatte. »Ich war wohl zu sehr in Eile.«
»Nicht so schlimm«, bemerkte Theresa großzügig, schaute aber mit einem gewissen Bedauern auf die zermatschte Apfeltasche zu ihren Füßen.
Die Verkäuferin reichte schnell ein paar Papierservietten über den Verkaufstresen, mit denen der schuldbewusste junge Mann die verunglückte Apfeltasche vom Boden aufsammelte und eilig versuchte, die Kaffeeflecken von Theresas Mantel zu tupfen.
Theresa, die durch diese gut gemeinte, aber etwas ungeschickte Aktion noch mehr um ihren Trenchcoat fürchtete, brachte sich in einen Sicherheitsabstand. Dabei nutzte sie allerdings die Gelegenheit, ihr Gegenüber etwas genauer zu betrachten.
Was sie sah, missfiel ihr nicht direkt. Ganz im Gegenteil: Dunkles, braunes Haar, ein gepflegter drei Tage Bart, dazu ein gutgeschnittener, fester Mund, der durch ein leichtes Zucken in den Winkeln Sinn für die Situationskomik verriet.
Ihre Blicke trafen sich, und sie brachen unwillkürlich zur gleichen Zeit in Lachen aus.
»Ich komme für die Reinigungskosten Ihres Mantels auf«, versicherte der junge Mann reumütig.
»Nicht nötig. Die Flecken bekomme ich auch so raus. Und meinem Geigenkoffer ist nichts passiert. Das ist das Wichtigste«, beruhigte Theresa ihn.
Sein Blick schien erst jetzt auf den Instrumentenkoffer zu fallen.
»Eine Geige, wie schön. Können Sie darauf spielen?«
Theresa lachte. »Das will ich doch hoffen. Wäre ja irgendwie komisch, wenn ich sie nur zum Spaß mit mir herumschleppen würde.«
»Hauptsache Sie habe keine Waffe darin versteckt. – Ein alter Witz, ich weiß. Aber ich bin wirklich beruhigt, dass Ihr Instrument unbeschädigt geblieben ist.« Er betrachtete sie lächelnd, um dann hastig fortzufahren: »Die Mantelreinigung zahle ich trotzdem. Und ich möchte Sie unbedingt zu einem Wiedergutmachungskaffee einladen. Nur bin ich jetzt gerade unter Zeitdruck, da ich noch einen Termin habe. Aber hier ist meine Nummer.«
Theresa schaute zu, wie ihr neuer Bekannter einen Stift aus seiner Jackentasche holte und damit seine Handynummer auf den leeren Pappbecher schrieb.
»Hier.« Er reichte ihr den Becher. »Und dass Sie mich auch bestimmt anrufen. Sonst bin ich beleidigt«, rief er ihr noch zu, bevor er den Bäckerladen fast ebenso eilig verließ, wie er ihn betreten hatte.
Theresa schüttelte lächelnd den Kopf, während sie ihm hinterher schaute.
Dann fiel ihr Blick auf die Verkäuferin, die ebenfalls mit einem verklärten Lächeln Richtung Straße blickte. So wie es aussah, übte dieser junge Mann eine unbestreitbare Anziehungskraft auf Frauen aus.
Theresa kam sich ein bisschen albern vor und musterte nachdenklich den Kaffeebecher mit der Telefonnummer. Dann steckte sie ihn in ihre Tasche.
»Was meinst du, soll ich jetzt dort anrufen oder nicht?«, fragte Theresa ihre Mitbewohnerin und Freundin Natascha. Sie saßen gemeinsam am Küchentisch, und Natascha war gerade dabei, ihr Saxophon zu reinigen.
Theresa teilte mit zwei weiteren jungen Frauen den Wohnraum. Alle drei waren Musikstudentinnen. Jede von ihnen studierte ein anderes Instrument. Theresa die Geige, Natascha das Saxophon und ihre dritte Mitbewohnerin Valeria spielte Harfe.
Zu dritt konnten sie sich die Miete des kleinen, freistehenden Haus am Stadtrand leisten. In dieser Umgebung störten ihre musikalischen Übungen niemanden. Da das Haus zwar charmant, aber im Grunde genommen eine Bruchbude war, lag die Miete innerhalb eines bezahlbaren Rahmens.
Natascha legte das Mundstück ihres Instruments beiseite und setzte eine interessiert amüsierte Miene auf.
»Wo willst du anrufen? Bei dem Typ, der dir den Kaffee über den Mantel geschüttet hat?«, wollte sie dann wissen.
Theresa fand, dass das Wort Typ nicht ganz zutreffend für ihre Zufallsbekanntschaft war, nickte aber trotzdem.
Natascha, die absolut keine Berührungsangst vor Menschen hatte, erklärte: »Klar, ruf ihn an. Warum solltest du die Reinigungskosten für deinen Mantel alleine zahlen?«
»Darum geht es doch gar nicht«, winkte Theresa ab.
»Ach nein?« Natascha setzte ein breites Grinsen auf, das Theresa etwas ärgerlich reagieren ließ.
»Ich kann nur vermuten, an was du denkst, aber darum geht es auch nicht«, beeilte sie sich festzustellen.
»Fandest du den Herrn etwa nicht sympathisch?«
»Doch schon.«
»Na also, dann ruf ihn an.«
Als Natascha erkannte, dass Theresa immer noch zögerte, nahm sie ihr den zerdrückten Kaffeebecher, mit dem diese unschlüssig spielte, aus der Hand und griff nach ihrem Handy.
»Halt, was machst du da?«, rief Theresa erschrocken.
»Ich wähle diese Telefonnummer«, gab Natascha seelenruhig zur Auskunft.
»Kommt nicht infrage! Gib sofort her!«
Es entstand ein kleines Gerangel um das Handy.
Als Theresa es endlich für sich ergattert hatte, war die Verbindung jedoch bereits hergestellt, und es meldete sich eine Männerstimme am anderen Ende der Leitung: »Hallo, hier Gustaf von Arnstett.«
»Oh, der Herr unter dieser Telefonnummer hat sogar einen Adelstitel«, feixte Natascha, die mithörte.
Allein um die unpassenden Kommentare ihrer Freundin zu übertönen, ergriff Theresa hastig das Wort: »Hallo, hier ist Theresa Lehmann. Ich weiß, nicht ob Sie sich an mich erinnern. Wir haben uns vor wenigen Tagen in einer Bäckerei getroffen ...«
»Und ob ich mich erinnere.« Seine Stimme klang erfreut. »Ich habe Ihren Kaffee verschüttet und bin Ihnen noch Reinigungskosten und eine neue Tasse Kaffee schuldig.«
Theresa suchte nach passenden Worten. Demonstrativ wandte sie dabei Natascha den Rücken zu, die ungeniert einen langen Hals machte, um nach Möglichkeit weiter mithören zu können.
»Wann haben Sie denn Zeit?«, erkundigte Theresas Gesprächspartner sich.
»Tja, ich ... äh ...«, stammelte Theresa irritiert von dem Umstand, dass Natascha nun ihr Saxophon ans Ohr hielt und so tat, als würde sie es als Hörrohr nutzen.
»Dann sagen wir doch gleich morgen. Gegen sechzehn Uhr wieder in derselben Bäckerei«, wurde ihr vorgeschlagen.
»Ja, gut«, nahm Theresa das Angebot hastig an. »Bis morgen.«
Sie legte schnell auf und warf ihrer Freundin einen vorwurfsvollen Blick zu.
»Musst du dich so unmöglich wie ein wild gewordener Teenager benehmen?«, erkundigte sie sich dabei.
Natascha lachte. »Klar, warum nicht? Das macht Spaß. Außerdem hättest du dich niemals im Leben von allein bei dem Typen gemeldet. Dabei hat er eine angenehme Stimme und sogar noch einen Adelstitel.«
»Als ob das etwas zu sagen hätte.«
»Wer weiß. Vielleicht entpuppt er sich ja als Märchenprinz.«
»Ganz bestimmt«, wehrte Theresa spöttisch ab. Dennoch konnte sie es nicht verhindern, dass ihr Herz ein wenig heftiger schlug, wenn sie an ihre morgige Verabredung dachte. Aber das brauchte sie Natascha ja nicht unbedingt auf die Nase zu binden.
»Über was redet ihr? Ich spüre hier eine sehr emotionelle Aura.« Valeria betrat die Küche. Ihr langes blondes Haar wallte ihr dabei über die Schultern, und sie hatte den Blick einer Seherin aufgesetzt.
»Ich habe Theresa eben zu einem Date verholfen«, verkündete Natascha selbstgefällig.
Valeria wurde neugierig und stieg von ihren esoterischen Wolken.
»Ach ja? Mit wem?«
»Mit einem gewissen Gustaf von Arnstett. – So war der Name doch, oder?«, wandte Natascha sich an Theresa.
»Du hast doch mitgehört«, entgegnete diese unwillig.
»Ich wollte mich nur vergewissern, ob ich auch richtig gehört habe.«
»Ich nehme Anteil an deinem Karma, meine liebe Theresa«, versicherte Valeria, während sie ihre langen Beine unter dem Tisch ausstreckte. »Wer ist dieser Gustav von Arnstett, der deinen Weg gekreuzt hat«, wollte sie dann wissen.
»Ich kann dir nichts über ihn sagen«, erwiderte Theresa. »Ich habe ihn nur ein einziges Mal ganz kurz getroffen. Also gar nicht der Rede wert.« Sie erhob sich vom Tisch. »Und nein, liebe Valeria, du musst mir jetzt nicht die Karten legen. Und du Natascha, sag lieber gar nichts«, fügte sie vorsorglich hinzu. »Aber wenn jemand eine Tasse mittrinkt, dann setze ich jetzt Teewasser auf.«
Der Butler auf Schloss Arnstett servierte den Tee auf einem großen, silbernen Tablett.
Mit einem feierlichen Zeremoniell, stellte er zwei Tassen ab, dazu eine Porzellankanne, Kandiszucker, Milch und Zitrone.
Die Zitrone wurde mit einem unwilligen Brummen beiseite geschoben.
»Sie wissen doch, dass ich keine Zitrone mag. Viel zu sauer.«
»Ich nehme Zitrone, Onkel Leopold. Vielen Dank, Konrad«, wandte Gustaf von Arnstett sich mit einem besonders freundlichen Lächeln an den Butler, um damit das schlechte Benehmen seines Großonkels, der gerne ruppig zum Personal war, wiedergutzumachen.
»Wünschen seine Durchlaucht auch Kekse?«, erkundigte sich der Butler, wobei er Gustav von Arnstetts Großonkel Leopold demonstrativ überging. Er war eindeutig beleidigt.
»Sie können gerne ein paar von den Keksen dalassen, danke«, erwiderte Prinz Gustaf. »Aber lassen Sie dafür doch bitte endlich einmal die ›Durchlaucht‹ in der Anrede weg. Ich komme mir dabei immer ein bisschen komisch vor.«
Der Butler nickte, aber seine Miene verriet deutlich, dass er keineswegs gewillt war, auf diesen Vorschlag des Schlossherrn einzugehen. Schließlich war er sehr stolz darauf, eine Stellung beim Hochadel gefunden zu haben. Und auch wenn Gustav von Arnstett noch recht jung war, so änderte es nichts an der Tatsache, dass es sich bei ihm um einen echten Prinzen handelte. – Im Gegensatz zu seinem grantigen, alten Großonkel, der nur über ein »von« in seinem Titel verfügte, sich allerdings gerne aufführte, da er das meiste Geld in der Familie besaß. Diese Informationen hatte der Butler Konrad von der Köchin erhalten. Und diese Informationen waren unbezweifelbar, da sie bereits seit vielen Jahren im Schloss diente und daher über alle Angelegenheiten bestens Bescheid wusste.
»Du solltest dich nicht so gemein machen mit der Dienerschaft«, brummte Leopold von Arnstett unwillig, sobald der Butler den Raum verlassen hatte.
Prinz Gustav zog die Augenbrauen nach oben.
»Das tue ich doch gar nicht.«
»Tust du doch, wenn du dich nicht mit Durchlaucht anreden lassen willst.«
»Mein lieber Onkel Leopold, nimm es mir nicht übel, aber ich bin erwachsen und entscheide selbst. Und mir erscheint diese Anrede vollkommen antiquiert. Ich bin schließlich kein Operettenheld, sondern gehe einem bürgerlichen Beruf nach, und wir leben mittlerweile im 21. Jahrhundert, falls du dort noch nicht angekommen sein solltest.«
»Ja, ich weiß. Schreckliche Zeiten, in denen wir leben«, raunzte Onkel Leopold, während er genüsslich einen Keks in seine Teetasse tunkte.
»Dafür, dass du die Zeiten so schrecklich findest, scheint es dir ganz gut zu schmecken«, stellte sein Neffe grinsend fest.
»Werd ja nicht frech. Sonst enterbe ich dich«, drohte sein Großonkel.
Der Prinz lachte. »Nur zu. Ich habe eine gutgehende Anwaltskanzlei.«
»Du willst damit sagen, dass du als Paragraphenreiter zur Not immer noch was mit meinem Testament drehen kannst, oder was?«, knurrte Onkel Leopold.
»Keineswegs. Ich wollte damit nur andeuten, dass ich als Anwalt ganz gut verdiene und auf eigenen Beinen stehe. Somit trifft mich der Bannstrahl deines Zorns, der mich enterben möchte, nicht mitten ins Herz.«