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Antonia Beckmann hat sich längst daran gewöhnt, im Schatten ihrer glamourösen Cousine Valerie zu stehen. Während Valerie mit ihrer Schönheit und ihrem Charme alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, bleibt Antonia still und zurückhaltend. Doch als Valerie den charmanten und faszinierenden Patrick Prinz von Scheyern in die Villa ihrer Familie einlädt, ändert sich alles. Während Valerie alles daransetzt, Patricks Herz für sich zu gewinnen, spürt Antonia, dass der Prinz hinter die glänzende Fassade ihrer Familie blickt. Als Patricks Aufmerksamkeit zunehmend auf Antonia fällt, schmiedet ihre Tante einen gemeinen Plan: Antonia soll nach Venedig geschickt werden, offiziell für eine Ausbildung, doch in Wahrheit, um sie aus dem Blickfeld des Prinzen zu verbannen. Antonia fügt sich, doch ihr Herz bleibt in München - und sie ahnt nicht, dass Patrick längst begonnen hat, um ihre Nähe zu kämpfen ...
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Seitenzahl: 106
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Aschenputtel in Venedig
Vorschau
Impressum
Aschenputtel in Venedig
Als Antonia sich in einen Prinzen verliebte
Von Juliane Sartena
Antonia Beckmann hat sich längst daran gewöhnt, im Schatten ihrer glamourösen Cousine Valerie zu stehen. Während Valerie mit ihrer Schönheit und ihrem Charme alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, bleibt Antonia still und zurückhaltend. Doch als Valerie den charmanten und faszinierenden Patrick Prinz von Scheyern in die Villa ihrer Familie einlädt, ändert sich alles. Während Valerie alles daransetzt, Patricks Herz für sich zu gewinnen, spürt Antonia, dass der Prinz hinter die glänzende Fassade ihrer Familie blickt.
Als Patricks Aufmerksamkeit zunehmend auf Antonia fällt, schmiedet ihre Tante einen gemeinen Plan: Antonia soll nach Venedig geschickt werden, offiziell für eine Ausbildung, doch in Wahrheit, um sie aus dem Blickfeld des Prinzen zu verbannen. Antonia fügt sich, doch ihr Herz bleibt in München – und sie ahnt nicht, dass Patrick längst begonnen hat, um ihre Nähe zu kämpfen ...
Patrick Prinz von Scheyern erwachte mit einem unbestimmten Gefühl der Unruhe. Dabei hatte er eigentlich allen Grund, mit sich und der Welt zufrieden zu sein. Er war jung, gut aussehend, reich, adlig und – was unter diesen Umständen nicht weiter verwunderte – der Liebling aller Frauen. Doch all das änderte nichts. Patricks Laune war auf einem Tiefstand.
Vielleicht lag die Ursache seiner schlechten Laune nur an der Hitze. Dieser Juli war fast unerträglich heiß. Obwohl es noch verhältnismäßig früh am Morgen war, konnte man bereits jetzt spüren, wie schwer die Luft über der Stadt lastete.
Eine kalte Dusche würde ihm guttun. Danach wollte Patrick sich rasieren und eine Tasse starken schwarzen Kaffee trinken.
Er nahm ein Handtuch und ging ins Badezimmer. Als er seinem Blick im Spiegel begegnete, kam Patrick zu dem Schluss, dass es zurzeit zu viele Partys in seinem Leben gab. Und zu wenig an sinnvoller Beschäftigung.
Patricks morgendliche Gymnastik auf dem Balkon wenig später wurde vom Läuten des Telefons unterbrochen. Er ging nach drinnen, um abzunehmen.
»Patrick von Scheyern.«
»Ferdinand von Cadus.«
Patricks Laune stieg augenblicklich. Ferdinand war ein alter Freund aus Internatstagen, den der Prinz längere Zeit nicht mehr gesehen hatte.
»Ferdinand! Wo steckst du denn?«, rief er spontan aus.
»Zurzeit gerade in München.«
»Eine echte Ausnahme für einen Weltenbummler wie dich«, bemerkte der Prinz.
»Weswegen ich daran dachte, bei dir vorbeizuschauen«, erklärte Ferdinand.
»Eine ausgezeichnete Idee«, lobte Patrick. »Ich bin gerade zu Hause. Hast du sofort Zeit? Dann komm doch gleich vorbei.«
»Gut. In Ordnung.«
Es dauerte nicht lange, und Ferdinand betrat Patricks Wohnung.
»Du kommst gerade zur rechten Zeit auf eine Tasse Kaffee«, sagte der Prinz, nachdem die beiden Männer sich mit einem freundschaftlichen Schulterschlag begrüßt hatten.
»Heiß und schwarz wie die Hölle«, bemerkte Ferdinand, als er einen Schluck aus seiner Tasse getrunken hatte. »Hast du das Zeug selbst gebraut?«
»Natürlich. In meiner Junggesellenbude hier oben bin ich ohne Personal«, erklärte der Prinz.
»Junggesellenbude ist gut«, bemerkte Ferdinand, während er sich grinsend in der riesigen Penthousewohnung umblickte.
»Setz dich doch«, forderte Patrick ihn auf.
Ferdinand ließ sich auf einen der Ledersessel nieder und streckte seine langen Beine aus.
»Ich glaube fast, es sind schon zwei Jahre vergangen, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben«, stellte er dabei fest. »Seit ich mein Kunstgeschichtestudium abgeschlossen habe und für Museums- und Kirchenrestaurationen in Italien tätig bin, komme ich nur noch selten nach Deutschland.« Ferdinand blickte zu der offen stehenden Terrassentür. »Und wenn ich schon mal hier bin, dann muss es in München so heiß sein wie sonst nur im tiefsten Italien.«
Der Prinz schmunzelte. »Wenn es jetzt regnen würde und kalt wie in Grönland wäre, würdest du dich vermutlich auch beklagen.«
»Da hast du recht«, stimmte Ferdinand ihm lachend zu. »Aber das wäre man wenigstens gewöhnt. Doch lass uns nicht über das Wetter reden. Wir haben uns so lange nicht gesehen, dass es bestimmt interessantere Themen gibt. Erzähl mir doch, wie es dir so geht.«
»Danke der Nachfrage. Man lebt.«
»Und gar nicht schlecht, wie ich sehe. Dein Loft ist fantastisch. Aber sicher bist du auch noch oft auf dem Land. Oder hast du Schloss Scheyern aufgegeben?«
Patrick war entsetzt. Wie die meisten Adligen würde er seinen Familienstammsitz niemals aufgeben.
»Nein, natürlich nicht. Nur hält es mich momentan mehr in München.«
»Bei der Hitze? Was hält dich hier? Geschäfte oder Privates?«
Patrick grinste. »Beides.«
»Habe ich mir doch fast gedacht«, erwiderte Ferdinand. »Immer noch derselbe Schwerenöter. Kannst du dich noch erinnern, als wir beide uns in dasselbe Mädchen verliebt hatten? Beinahe wäre unsere Freundschaft daran zerbrochen.«
»Aber zu guter Letzt hat sie keinen von uns beiden genommen, sondern sich für Bernhard entschieden, den schüchternsten Jungen in unserer Klasse, den nie jemand von uns beiden als ernsthafte Konkurrenz eingestuft hätte«, ergänzte Prinz Patrick amüsiert.
Ferdinand rieb sich lachend die Augen. »Junge, das waren noch Zeiten!«
»Ich hoffe, du bist über diese Niederlage mittlerweile hinweggekommen und nicht zum heimlichen Frauenfeind geworden«, scherzte Patrick.
»Keine Sorge«, sagte Ferdinand. »Aber in festen Händen bin ich trotzdem noch nicht. »Wie sieht es diesbezüglich denn bei dir aus?«
»Direkt vergeben bin ich auch noch nicht.«
Ferdinand grinste. »Aber indirekt schon?«
Patrick dachte an die schöne Valerie Beckmann, die in letzter Zeit seine Begleiterin war, wie es in den Gazetten immer so schön hieß. Valerie unterschied sich in mancherlei Hinsicht von den zahlreichen Partygirls, die ihn sonst umschwärmten. Erstens kam sie aus gutem Hause, zweitens war sie intelligent und drittens ausgesprochen zielstrebig. Außerdem ließ sie keinen Zweifel daran, dass sie ernsthafte Absichten hatte.
»Wenn ich nicht aufpasse, kann es mir passieren, dass ich demnächst geheiratet werde«, sagte Patrick.
Ferdinand lachte. »Klingt bedenklich. Wie heißt die Dame denn?«
»Valerie.«
»Valerie«, wiederholte Ferdinand, während er den Klang auf der Zunge zergehen ließ. »Ein schöner Name. Gefällt mir. Steht der Hochzeitstermin schon fest?«
»Du liebe Zeit nein. Davon war bisher noch nicht die Rede. Allerdings soll ich heute Nachmittag Valeries Eltern kennenlernen. Mein erster offizieller Besuch sozusagen.«
»Dann wünsch ich dir viel Glück dabei, wenn es schon so offiziell wird.«
Patrick winkte ab. »Lass uns vorher doch noch einen trinken gehen. Jetzt, wo du ausnahmsweise einmal im Lande bist.«
»Gerne«, nahm Ferdinand diesen Vorschlag an. »So schöne Biergärten wie in München gibt es ja bekanntlich sonst nirgendwo auf der Welt.«
Sie machten sich zusammen auf den Weg. Nicht weit von Patricks Wohnung entfernt lag der Englische Garten. Nach einem kurzen Spaziergang nahmen sie in einem der zahlreichen Biergärten Platz, dessen mächtige Kastanienbäume für ausreichend Schatten sorgten.
»Und jetzt ein kühles Blondes«, seufzte Ferdinand genüsslich.
Patrick dachte bei dieser Bezeichnung unwillkürlich an Valerie Beckmann. Sie war genau genommen auch eine kühle Blonde.
»Was nimmst du – dasselbe?«, fragte Ferdinand.
»Ich glaube, ich nehme lieber noch mal einen Kaffee«, entschied Patrick.
»Nanu, was ist mir dir los? Bist du etwa überarbeitet?«
»Kann man nicht behaupten«, gab Patrick zu. Er erschien immer nur sporadisch in seiner Kunstgalerie.
»Trotzdem machst du mir so den Eindruck, als seist du nicht ganz zufrieden mit deinem Dasein«, bemerkte Ferdinand.
»Ich wusste gar nicht, dass du dich neben deinen Restaurationsarbeiten auch noch als Psychologe betätigst«, bemerkte Patrick mit leichter Ironie. »Aber du hast recht«, gab er dann zu. »Ich bin nicht gerade bester Laune.«
»Und woran liegt das?«, wollte Ferdinand wissen. »Es läuft doch alles glatt in deinem Leben.«
»Das ist es ja gerade«, bemerkte Patrick. »Ich fürchte fast, es läuft zu glatt.«
»Ah, da liegt der Hase im Pfeffer«, meinte Ferdinand, während er einen kräftigen Schluck von seinem Bier nahm. »Du langweilst dich.«
Prinz Patrick spürte unwillkürlich, dass sein Freund damit den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Er langweilte sich. Das Leben verlangte ihm nichts ab. Die Kunstgalerie lief auch ohne sein Zutun recht gut, und ständige Vergnügungen waren öde. Selbst die vielen schönen Frauen, die ihn umgaben, vermochten nicht mehr, ihn zu reizen.
Sicherlich, Valerie Beckmann ragte heraus. Deshalb auch hatte Patrick sich dazu bereit erklärt, ihre Familie kennenzulernen. Valeries Eltern betrieben ein Unternehmen zur Herstellung von Farben, mit der sie ein ganz ansehnliches Vermögen verdienten. Valerie war die einzige und äußerst verwöhnte Tochter. Niemand würde es unpassend finden, wenn Patrick sie heiratete – selbst wenn sie nur aus bürgerlichem Hause kam.
Patrick goss sich ein wenig Milch in den Kaffee.
»Bist du schon neugierig darauf, die Familie deiner so-gut-wie-Verlobten kennenzulernen?«, erkundigte sich Ferdinand.
»Natürlich«, versicherte Patrick, unterdrückte dabei jedoch unwillkürlich ein kleines Gähnen. »In solch einer Situation gehört es sich doch, aufgeregt zu sein.«
Im Hause Beckmann herrschte echte Aufregung.
»Wenn Patrick heute Nachmittag kommt, muss alles perfekt sein!«, rief Valerie, während sie einen Kontrollgang durch die elterliche Villa machte. »Habt ihr gehört? Per-fekt!«
Sonja Beckmann lief hektisch hin und her.
»Natürlich mein Kind«, bestätigte sie, »alles soll perfekt sein.«
Immerhin war es ein echter Prinz, den ihre Tochter ins Haus brachte. Sonja Beckmann war unendlich stolz auf ihre Tochter Valerie, die mit ihrem langen, goldblonden Haar selbst wie eine wunderschöne Märchenprinzessin aussah, auch wenn ihr Großvater noch ein einfacher Beamter gewesen war.
Wenn Prinz Patrick Valerie heiraten würde, hätte die Familie Beckmann es innerhalb zweier Generationen nicht nur zu einem Vermögen, sondern auch noch zu einem Adelstitel gebracht. Diese Vorstellung begeisterte Frau Beckmann so sehr, dass sie keinen Anstoß an dem vorwurfsvollem Ton nahm, mit dem ihre Tochter ihr Anweisungen erteilte.
»Mama! Sieh nur.« Valerie Beckmann fuhr mit dem Finger über die Konsole. »Hier ist noch Staub. Das geht doch nicht!« Sie blicke sich weiter um. »Und Papa! Kannst du nicht deine Zeitungen wegräumen? Sie nehmen so viel Platz ein.«
Richard Beckmann ordnete gehorsam die Zeitungsblätter. Das geschäftige Treiben seiner Tochter und seiner Ehefrau machte ihn ganz nervös. Dabei stellte er mit wenig Begeisterung fest, dass der Wirtschaftsteil, den er auf den Boden gelegt hatte, verschwunden war.
Vermutlich hatte das Hausmädchen ihn weggeworfen. Das Personal, bestehend aus einer Köchin und einem Hausmädchen, war auch schon ganz irr gemacht von dieser übertriebenen Hektik, die in der Villa herrschte, seitdem Patrick Prinz von Scheyern seinen Besuch angekündigt hatte. Richard Beckmann wandte sich an seine Frau.
»Wo ist denn der Wirtschaftsteil meiner Zeitung, Sonja?«
»Keine Ahnung, das ist doch jetzt nicht so wichtig«, wehrte sie ab.
»Doch das ist wichtig«, beharrte er. »Es stand darin etwas über ein Aktienpaket, das für mich interessant ist.«
»Ich kann mich jetzt wahrhaftig nicht um deine Zeitung kümmern«, entschied seine Frau. »Hier gibt es Wichtigeres zu tun.«
»Hoffentlich hat das Hausmädchen die Zeitung nicht weggeworfen.«
Sonja schüttelte den Kopf.
»Unmöglich, du weißt doch, dass das Mädchen heute seinen freien Tag hat. Aber vielleicht weiß Antonia ja, wo die Zeitung geblieben ist.«
Das war Richards einzige Hoffnung. Antonia war die einzige Person im Haus, die klaren Kopf bewahrt hatte. So jung sie war, so wenig schien sie sich von der nahenden Ankunft eines waschechten Prinz beeindrucken zu lassen. Aber das lag vermutlich daran, dass sie, auch wenn sie Valeries Cousine war, nicht direkt zur Familie zählte.
Richard und Sonja hatten Antonia nach dem frühen Tod ihrer Eltern als Pflegetochter bei sich aufgenommen, sodass sie mit Valerie groß geworden war.
Sonja konnte gar nicht oft genug betonen, welch gutes Werk sie damit an ihrer armen verwaisten Verwandten getan hatten. Richard selbst mochte Antonia, kümmerte sich allerdings meistens nicht allzu viel um sie.
»Antonia!«, rief Sonja in den Flur. »Antonia, wo steckst du denn? Wir brauchen dich!«
Antonia Beckmann erschien am Türrahmen, das dunkelblonde glatte Haar schlicht gescheitelt, und blickte mit ihren klaren blauen Augen auf das hektische Hin- und Her.
»Was gibt es denn, Tante Sonja?«
»Dein Onkel vermisst den Wirtschaftsteil seiner Zeitung. Weißt du vielleicht, wo er hingeraten ist?«
Antonia bückte sich und blickte unter das Sofa. Dort lag das vermisste Zeitungsblatt. Sie fischte es hervor und reichte es ihrem Onkel. »Hier.«
Er nahm es zerstreut entgegen. »Danke, mein Kind.«
»Seht euch das bloß an!«, rief Valerie. »Die Blumen hier in der Vase sind schon fast verblüht. Das macht doch keinen guten Eindruck. Warum kümmert sich denn niemand darum?« Valerie wandte sich an ihre Cousine. »Antonia, bitte geh du rasch in den Garten und schneide frische Blumen ab.« Mit einer selbstverständlichen Geste reichte sie ihr die Vase. »Den alten Strauß kannst du gleich mitnehmen und entsorgen.«
Antonia war es gewohnt, ihrer schönen und verwöhnten Cousine zu Diensten zu sein und begab sich gehorsam in den Garten, um dort einen neuen Blumenstrauß zu pflücken. Zum Glück gab es ausreichend Beete, und es machte ihr Freude, gelbe, rosafarbene, weiße und blaue Blumen zusammenzustellen.
Antonia trug den Strauß ins Wohnzimmer, um ihn in einer neuen, größeren Vase zu arrangieren. Dabei freute sie sich an dem Duft, den die Blumen verströmten.