Familie mit Herz 70 - Juliane Sartena - E-Book

Familie mit Herz 70 E-Book

Juliane Sartena

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Es ist bereits dunkel, als der Wagen die kiesbestreute Auffahrt hochfährt. Der achtjährige Nicki löst sich mit Anne-Christines Hilfe aus seinem Gurt, und gemeinsam steigen sie aus dem Wagen. Da öffnet sich auch schon das Schlossportal, und Fürst Erik läuft auf seinen völlig durchnässten Sohn zu und reißt ihn in seine Arme.
"Wie konntest du aus dem Internat weglaufen? Was hätte alles passieren können! Ich habe doch nur noch dich ..."
Als der Fürst den Jungen loslässt, wandert sein Blick zu der hübschen Frau im Regenmantel.
"Das ist Frau Brandt", stellt Nicki vor. "Sie hat mich gefunden."
Erik von Woltersdorf kann nur noch stumm nicken. Er ist plötzlich wie befangen. Während die Erwachsenen tiefe Blicke tauschen, bemerkt Nicki sofort, dass hier eine ganz besondere Stimmung in der Luft liegt, und er spürt: Anne-Christine ist der Engel, den sie so dringend brauchen!
Die Sache hat nur einen Haken: Sein Vater ist verlobt, mit der schönen, aber eiskalten Baroness Simone ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 100

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Die richtige Frau für Papi

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Stivog / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9220-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die richtige Frau für Papi

Ein kleiner Prinz kämpft um die Stiefmama seiner Wahl

Von Juliane Sartena

Es ist bereits dunkel, als der Wagen die kiesbestreute Auffahrt hochfährt. Der achtjährige Nicki löst sich mit Anne-Christines Hilfe aus seinem Gurt, und gemeinsam steigen sie aus dem Wagen. Da öffnet sich auch schon das Schlossportal, und Fürst Erik läuft auf seinen völlig durchnässten Sohn zu und reißt ihn in seine Arme.

„Wie konntest du aus dem Internat weglaufen? Was hätte alles passieren können! Ich habe doch nur noch dich …“

Als der Fürst den Jungen loslässt, wandert sein Blick zu der hübschen Frau im Regenmantel.

„Das ist Frau Brandt“, stellt Nicki vor. „Sie hat mich gefunden.“

Erik von Woltersdorf kann nur noch stumm nicken. Er ist plötzlich wie befangen. Während die Erwachsenen tiefe Blicke tauschen, bemerkt Nicki sofort, dass hier eine ganz besondere Stimmung in der Luft liegt, und er spürt: Anne-Christine ist der Engel, den sie so dringend brauchen!

Die Sache hat nur einen Haken: Sein Vater ist verlobt, mit der schönen, aber eiskalten Baroness Simone …

„Es tut mir sehr leid, Ihnen diese unangenehme Mitteilung machen zu müssen, Durchlaucht. Aber Ihr Sohn Nicki hat gestern das Internat verlassen …“

Die Stimme des Schulleiters am Telefon klang verlegen. Er räusperte sich, um fortzufahren, doch Erik Fürst von Woltersdorf unterbrach ihn erregt: „Sie wollen damit sagen, dass Nicki weggelaufen ist?“

„Ja. Das will ich damit sagen. Wir haben sein Verschwinden gestern beim Abendessen bemerkt, hielten es jedoch vorerst nicht für nötig, Sie zu informieren. Da er sich jedoch bis jetzt nicht wieder eingefunden hat, nehme ich an, dass er sich auf dem Weg nach Hause befinden wird. Es ist nicht das erste Mal, dass einer unserer Zöglinge Heimweh bekommt und das Internat auf eigene Faust verlässt. Ganz wird sich so etwas nie verhindern lassen. Aber ich möchte bemerken, dass es sicherlich nicht an unserem Schulklima lag. Auch war es keine Nachlässigkeit des Lehrpersonals. Ich hoffe, Sie glauben mir.“

Fürst Woltersdorf glaubte ihm. Hohenheim war eines der bestgeführten Internate und hatte einen hervorragenden Ruf. Nein, der Schulleiter hatte sicher keine Schuld daran, dass Nicki ausgebrochen war. Es war sein eigener Fehler gewesen. Mit acht Jahren war der Junge einfach noch zu klein, um in ein Internat geschickt zu werden.

„Der Weg von Hohenheim zu uns ist für einen kleinen Jungen recht weit“, stellte der Fürst fest. „Ich muss gestehen, dass ich mir einige Sorgen mache.“

„Durchaus verständlich. Aber ich hoffe, es liegt kein Grund dazu vor. Nicki ist ein aufgewecktes Kind. Er wird sich zu helfen wissen. Dennoch empfiehlt es sich unter Umständen, die Polizei hinzuzuziehen.“

„Das werde ich auf alle Fälle tun“, erklärte Fürst Woltersdorf.

„Vielleicht darf ich Sie dann auch bitten, uns zu benachrichtigen, sobald der Junge zu Hause auftaucht.“

„Ich werde dafür sorgen, dass man Ihnen Bescheid gibt“, versicherte der Fürst. „Bis dahin bedanke ich mich für Ihren Anruf.“

Er legte den Hörer auf die Gabel zurück und strich sich sorgenvoll durch sein dichtes braunes Haar. Nur an den Schläfen zeigte sich ein klein wenig Grau, fast zu früh für einen Mann von fünfunddreißig Jahren.

Doch Erik Fürst von Woltersdorf hatte bereits einigen Kummer in seinem Leben hinter sich, der diese ersten grauen Haare rechtfertigte. Vor einem Jahr war seine geliebte Frau gestorben und hatte ihn und ihren gemeinsamen Sohn zurückgelassen.

Nun machte er sich Vorwürfe. Es war falsch gewesen, Nicki in dieses Internat zu schicken. Er hätte diesbezüglich nicht auf Simone hören sollen. Sie hatte noch nie sehr viel Einfühlungsvermögen bewiesen, was den Jungen betraf.

Die steile Falte zwischen Fürst Eriks Augenbrauen vertiefte sich. Aber vielleicht war es unfair, seiner Verlobten Vorhaltungen zu machen. Die Baroness hatte eben keine Erfahrung mit Kindern. Wenn sie erst Nickis Stiefmutter war, würde das sicher besser werden. Er hoffte es. Nicki brauchte so dringend eine neue Mutter. Das Kind litt noch immer unter ihrem gemeinsamen Verlust, das spürte er sehr deutlich. Dass er nun aus dem Internat davongelaufen war, war ein neuerlicher Beweis dafür.

Wenn er nur selbst mehr Zeit für das Kind aufbringen könnte! Aber seine Arbeit nahm ihn zu sehr in Anspruch, und außerdem half sie ihm selbst zu vergessen.

Der Fürst verließ sein Arbeitszimmer, um den geräumigen Salon aufzusuchen, in dem sich seine Verlobte, Simone Baroness von Finkenau, aufhielt.

Die polierte gerade ihre Fingernägel und warf Fürst Erik nur einen flüchtigen Blick zu.

„Nicki ist aus dem Internat weggelaufen“, erklärte dieser kurz angebunden.

Simone von Finkenau hob ihre schönen blauen Augen.

„Der Schulleiter hat mich soeben darüber informiert.“

„Wie unerfreulich!“

„Vor allem für Nicki“, bemerkte Fürst Erik. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass er dort unglücklich ist.“

„Mein Gott, alle Kinder müssen sich eingewöhnen“, stellte die Baroness fest. „Ich muss sagen, ich finde es sehr ungezogen von Nicki, einfach wegzulaufen.“

Der Fürst runzelte die Augenbrauen. Ihm gefiel ihre Haltung nicht besonders.

„Ich halte mich wirklich für keinen sehr voreingenommenen Vater“, meinte er ruhig, „aber ich denke, was der Junge jetzt am meisten braucht, ist unser Verständnis, keine Vorwürfe.“

„Aber natürlich“, beeilte Baroness Simone sich, ihm zuzustimmen.

Etwas in seinem Tonfall ließ ihr das klüger erscheinen, obwohl sie nach wie vor der Meinung war, Nickis Ausreißen würde ihnen nur unnötige Scherereien verursachen. Sie mochte das Kind nicht besonders. Achtjährige Buben waren wohl immer eine Plage. Leider ließ sich seine Existenz nicht mehr verhindern, aber gerade deshalb hatte sie ein Internat als ideale Lösung angestrebt. Wirklich zu ärgerlich, diese Neuigkeit.

Der Fürst begann, unruhig auf und ab zu gehen. Er überlegte, ob es sinnvoll war, die Strecke zum Internat abzufahren.

„Du wirst ihn natürlich wieder dorthin zurückschicken“, sagte Baroness Simone gleichmütig.

„Hältst du das für sinnvoll?“

„Aber natürlich!“, bestätigte die Baroness mit Nachdruck. „Ein Internat ist nun einfach mal die beste Erziehungsmöglichkeit. Noch dazu für so ein schwieriges Kind.“

Fürst Erik war bisher noch nie aufgefallen, dass Nicki ein schwieriges Kind sein sollte. Aber für Simone waren wohl alle Kinder schwierig.

Er betrachtete sie seufzend. Sie war sehr schön mit ihren blauen Augen und dem sorgsam geschminkten Schmollmund. Aber es war nicht das erste Mal in letzter Zeit, dass er sich fragte, ob sie die richtige Frau für ihn sein würde. Seine verstorbene Frau Marie würde sie ihm nie ersetzen können, das war ihm von Anfang an klar gewesen. Aber konnte das überhaupt ein Mensch? Und würde Simone Nicki die Mutter ersetzen können?

Sie spürte seine Blicke und setzte ein bezauberndes Lächeln auf.

„Nun mach doch nicht so ein finsteres Gesicht, mein Schatz. Der Schulleiter ist gewiss bereit, Nicki wieder aufzunehmen.“

„Ich werde ihn nicht wieder dorthin zurückschicken“, entschied Erik von Woltersdorf.

„Aber wie stellst du dir das denn vor?“, rief seine Verlobte alarmiert aus. „Wer soll sich denn hier um ihn kümmern? Du weißt, ich gebe mir wirklich Mühe, aber all die gesellschaftlichen Pflichten und Aufgaben, die ich zu erfüllen habe …“

„Ist schon gut“, unterbrach. Fürst Erik seine Verlobte ein wenig unwillig. „Wir werden schon eine Lösung finden. Jedenfalls bleibt Nicki hier, wenn er nicht wieder zurück will. Der Junge hat es schwer genug. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass er erst acht ist. Die wenigsten Kinder werden schon in diesem Alter in ein Internat geschickt.“

Baroness Simone setzte zu einem weiteren Widerspruch an. Ihr graute vor der Vorstellung, die Rolle eines Kindermädchens übernehmen zu müssen.

„Nun, wir können weiter darüber sprechen, wenn Nicki heil angekommen ist. Weiß der Teufel, wo er sich jetzt herumtreiben mag“, beendete der Fürst jedoch die Auseinandersetzung.

♥♥♥

Es regnete in Strömen, als Anne-Christine Brandt die Landstraße entlangfuhr.

„Abscheuliches Wetter für Anfang Dezember“, stellte sie an sich selbst gewandt fest, während sie mit einem Lederlappen über die beschlagene Innenseite der Windschutzscheibe wischte. Ihr Auto war schon ziemlich alt und das Gebläse kaputt. Genaugenommen konnte sie sich überhaupt nicht daran erinnern, dass es jemals funktioniert hätte.

Am Straßenrand tauchte eine schemenhafte kleine Gestalt auf.

Automatisch trat die junge Frau auf die Bremse. Sie verschaffte sich erneut klare Sicht und stellte fest, dass es ein Junge war, der vollkommen durchnässt am Straßenrand entlangschritt. Sicherlich hatte der arme Teufel den Schulbus versäumt.

An seiner Erscheinung war etwas so Mitleiderregendes, dass sie anhielt und die Scheibe herunterkurbelte.

„Möchtest du ein Stück mit mir fahren?“, erkundigte sie sich freundlich.

Der Junge sah sie aus großen dunklen Augen an. Er war ein hübsches Kind, wenngleich alles an ihm tropfte.

„Du wirst sonst ganz durchgeweicht, fürchte ich“, bemerkte Anne-Christine mit einem munteren Lächeln.

Nicki zögerte ein wenig, doch dann entschied er sich für das Einsteigen. Man hatte ihm zwar eingeschärft, niemals bei Fremden mitzufahren, doch diese hübsche junge Dame würde ihm bestimmt nichts tun. Ihm gefielen die beiden Grübchen in ihrem Gesicht, wenn sie lachte. Außerdem war es so verlockend, an ihrer Seite Platz nehmen zu können.

Er hatte sich das alles viel einfacher vorgestellt, als er sich aus dem Internat schlich, das gesparte Geld für die Zugfahrkarte in seiner Jackentasche. Doch dann war er am falschen Ort umgestiegen, und nun wusste er nicht einmal mehr richtig den Weg nach Hause. Dazu kamen der Regen und die Tatsache, dass er seit Stunden nichts mehr gegessen hatte.

Das ganze Elend seiner Lage überkam Nicki, und er fühlte sich müde und entmutigt. Aber er durfte jetzt nicht weinen. Schließlich war er mit seinen acht Jahren schon ein großer Junge … Die trübe Sicht auf die Straße verschleierte sich noch mehr vor seinen Augen.

Anne-Christine blieben die Tränen auf den Kinderwangen nicht verborgen, doch sie ging taktvoll darüber hinweg. Sie wusste aus Erfahrung, dass Jungen in dem Alter nichts so sehr hassten, als beim Weinen ertappt zu werden.

„Ich dreh die Heizung ganz hoch auf, damit du ein wenig trocknest“, erklärte sie heiter. „Im Augenblick schaust du so aus, als hätte man eine nasse Maus getauft. Obwohl das natürlich Unsinn ist, denn welcher vernünftige Mensch tauft schon nasse Mäuse. Ich heiße übrigens Anne-Christine. Und du?“

„Nicki“, erwiderte er, bereits ein wenig getröstet.

„Fein.“ Sie streckte ihm die Hand hin. „Und wo soll ich dich hinbringen, Nicki?“

„Ich wohne in Waldeck“, erklärte er.

Anne-Christine musterte das Kind überrascht. Waldeck war eine Ortschaft mehr als fünfzig Kilometer von hier. Ein bisschen weit für einen versäumten Schulbus, wie sie anfänglich vermutet hatte.

„Und wo kommst du jetzt her?“, forschte sie daher.

Er schlug verunsichert die Augen nieder. Wenn er jetzt verriet, dass er aus dem Internat weggelaufen war, würde sie ihn dann nicht dorthin zurückbringen?

Er brauchte sich nicht zu entscheiden, denn sie schien die Wahrheit erraten zu haben.

„Als ich so alt war wie du, bin ich auch einmal weggelaufen“, bemerkte sie verständnisvoll.

„Ach ja, ehrlich?“, fragte Nicki erleichtert.

Sie nickte. „Ich hatte eine kleine Schwester bekommen und mir eingebildet, meine Eltern hätten mich nun nicht mehr auf die gleiche Weise lieb. Das hat gar nicht gestimmt, aber ich war einfach fest davon überzeugt. Dabei hat sich meine arme Mutter furchtbare Sorgen um mich gemacht. Ich nehme an, bei dir wird das ähnlich sein.“

Er schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Meine Mama ist nämlich tot.“

Anne-Christine schwieg betroffen. Der arme kleine Kerl!

„Es tut mir leid“, meinte sie.

„Ist schon gut“, erwiderte er. Plötzlich wirkte er unverhältnismäßig erwachsen.

„Weißt du was“, schlug Anne-Christine vor, „bis Waldeck ist noch ein Weilchen zu fahren. Was hältst du davon, wenn wir vorher noch einen kurzen Imbiss zu uns nehmen? Ich dachte an heiße Würstchen mit Pommes oder so etwas in der Art“, fuhr sie fort, indem sie sich an das Lieblingsessen ihres ungefähr gleichaltrigen kleinen Bruders erinnerte.

Sein Gesicht hellte sich zusehends auf.

„Das wäre prima! Ich habe nämlich einen Riesenhunger.“

„Siehst du“, stellte Anne-Christine lachend fest. „Ich auch. Das trifft sich doch gut.“

Nachdem sie sich in einer kleinen Gaststätte gestärkt hatten, machten sie sich auf den Weg nach Waldeck.