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Es könnte der schönste Sommer in Franziska Bachts Leben sein: Kaum fertig mit dem Studium, erhält die junge Agrarwissenschaftlerin einen lukrativen Auftrag. Sie soll das renommierte Schlossgut Bergenau auf ökologische Landwirtschaft umstellen. Der junge attraktive Gutsherr Enno Fürst von Bergenau lässt ihr Herz höherschlagen und gesteht ihr schließlich seine Liebe.
Das große Glück scheint zum Greifen nah, doch dann zieht sich Fürst Enno plötzlich von Franziska zurück. Die junge Frau weiß kaum, wie ihr geschieht, als er wenig später die Verlobung mit Isabelle Baroness von Tanen bekannt gibt. Mit gebrochenem Herzen verlässt Franziska Schloss Bergenau - nicht ahnend, dass eine hinterhältige Intrige ihr Glück zerstört hat ...
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Seitenzahl: 109
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Ein Sommer zum Verlieben
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Impressum
Ein Sommer zum Verlieben
Werden Franziskas Wünsche in Erfüllung gehen?
von Juliane Sartena
Es könnte der schönste Sommer in Franziska Bachts Leben sein: Kaum fertig mit dem Studium, erhält die junge Agrarwissenschaftlerin einen lukrativen Auftrag. Sie soll das renommierte Schlossgut Bergenau auf ökologische Landwirtschaft umstellen. Der junge attraktive Gutsherr Enno Fürst von Bergenau lässt ihr Herz höherschlagen und gesteht ihr schließlich seine Liebe.
Das große Glück scheint zum Greifen nah, doch dann zieht sich Fürst Enno plötzlich von Franziska zurück. Die junge Frau weiß kaum, wie ihr geschieht, als er wenig später die Verlobung mit Isabelle Baroness von Tanen bekannt gibt. Mit gebrochenem Herzen verlässt Franziska Schloss Bergenau – nicht ahnend, dass eine hinterhältige Intrige ihr Glück zerstört hat ...
»Du bist wirklich ein Glückspilz«, stellte Julia fest, während sie ihrer Freundin Franziska einen Latte Macchiato gab.
Die beiden jungen Frauen saßen auf dem hübsch bepflanzten Balkon von Julias Stadtwohnung und genossen die Sonne. Franziska Bacht strich sich eine dunkelblonde Haarsträhne aus der Stirn und lächelte.
»Gerade erst das Studium abgeschlossen und schon bekommst du so einen interessanten Auftrag«, fuhr Julia lebhaft fort.
»Ich freue mich auch«, bestätigte Franziska. »Und natürlich bin ich auch schon ein bisschen neugierig.«
»Das kann ich mir vorstellen«, meinte Julia lachend und stellte ihre Tasse beiseite. »Bei so einem ausgefallenen Auftraggeber wäre ich nicht nur ein bisschen neugierig, ich würde platzen!« Sie machte eine temperamentvolle Geste: »Man stelle sich vor: ein echter Fürst, ein echtes Schloss und Großgrundbesitz. Das klingt doch wie aus einem nostalgischen Film.«
»Na, ganz so auch nicht«, widersprach Franziska lachend. »Dazu ist das Anliegen meines Auftraggebers zu modern. Immerhin hat er eine Frau, noch dazu ohne viel Praxis, engagiert, um seinen Betrieb auf ökologische Landwirtschaft umzustellen.«
Julia nickte. »Was für ihn spricht.«
»Das hoffe ich auch«, bestätigte Franziska. »Aber ich muss dieser Aufgabe dann auch gerecht werden.«
»Warum denn nicht?«
»Es ist schließlich mein allererster Auftrag, und ich hab noch gar keine Berufserfahrung.«
»Ach, du schaffst das schon«, machte Julia ihr Mut. »Immerhin war dein Abschluss einer der Besten.«
Franziska blieb bescheiden. »Zwischen Theorie und Praxis gibt es einen riesigen Unterschied«, gab sie zu bedenken.
»Grau, mein lieber Freund, ist alle Theorie und grün des Lebens goldener Baum«, zitierte Julia ziemlich ins Blaue hinein.
Franziska hob fragend eine Augenbraue.
»Goethe«, versicherte Julia. »Zumindest, wenn mich nicht alles täuscht. Möglicherweise auch ein bisschen frei zitiert.«
»Na ja«, bemerkte Franziska lachend. »Bäume wird es auf Schloss Bergenau vermutlich genügend geben. Sie müssen ja nicht gleich golden sein.«
»Aber dein Großgrundbesitzer trägt vielleicht eine goldene Krone«, scherzte Julia.
»Sehr witzig.«
»Hast du denn schon nachgeschaut wo dieses Schloss Bergenau überhaupt liegt?«, forschte Julia.
»Ziemlich weit im Fränkischen«, gab Franziska Auskunft. »Es muss landschaftlich sehr schön dort sein.«
Julia leckte einen Rest Milchschaum vom Löffel. »Und der ganze Besitz gehört diesem Adligen?«
»Ja.«
»Wie heißt der Gute eigentlich?«
»Enno Fürst von Bergenau.«
»Klingt richtig imposant«, meinte Julia. »Ist er schon alt?«
Franziska zuckte die Schultern. »Sein Alter hat er mir nicht genannt.«
»Nun ja, du wirst ja sehen, was auf dich zukommt. Jetzt wollen wir erst noch die Sonne genießen.«
Die beiden Freundinnen ließen sich einen Augenblick lang schweigend die Gesichter wärmen.
»Bald wird es so heiß werden, dass man es hier auf dem Balkon nicht mehr aushalten kann«, bemerkte Julia. »Das wird bestimmt ein herrlicher Sommer.«
»Mmh«, bestätigte Franziska, während sie träge gegen die Sonne blinzelte.
Es war Ende Juni. Nach einem langen kühlen und verregneten Frühling war es quasi über Nacht sonnig und sommerlich warm geworden.
Mit dem Wetterumschlag, so fand Franziska, hatte sich auch sofort die Atmosphäre der Stadt verwandelt. Statt Regenschirmen sah man jetzt überall bunte Sonnenmarkisen und gut besuchte Eiscafés. Alle Leute drängten hinaus. Die Straßen und Plätze waren belebt.
Trotzdem freute Franziska sich darauf, aus der Großstadt herauszukommen. Sie liebte das freie Land – nicht zuletzt aus diesem Grund hatte sie Agrarwissenschaften studiert – und in Gedanken atmete sie bereits den Duft sommerlicher Kornfelder ein.
Die Kornfelder erinnerten sie daran, dass sie noch ein weiteres berufliches Projekt im Feuer hatte. Eine Umweltschutzorganisation in der Camargue suchte Mitarbeiter. Franziska hatte sich beworben. Allerdings hatte sie noch nichts gehört.
»Die Camargue wäre auch nicht schlecht«, bemerkte sie mehr an sich selbst gerichtet.
»Stimmt, da hast du dich ja auch beworben«, fiel Julia ein. »Was machst du, wenn du von dort auch noch eine Zusage bekommst?«
»Dann muss ich mich eben zweiteilen«, meinte Franziska. »Aber das ist wohl eher unwahrscheinlich. Jedenfalls muss ich mich übermorgen bereits auf Schloss Bergenau vorstellen.«
»So bald bereits. Ich dachte, du hättest noch etwas länger Zeit. Wann fährst du?«
»Am besten schon morgen. Ich möchte mir alles erst mal mit eigenen Augen anschauen, bevor ich bei meinem fürstlichen Auftraggeber vorspreche.«
»Würde ich an deiner Stelle auch so machen. Es schadet nie, wenn man vorher das Terrain sondiert«, stimmte Julia ihr zu. »Hast du dir schon überlegt, was du mit Leila machst? Wenn du willst, kann ich sie so lange nehmen.«
Leila war Franziskas Terriermischlingshündin, die bei Erwähnung ihres Namens freundlich mit dem Schwanz wedelte. Franziska streckte die Hand aus und streichelte Leilas drahtiges Fell. Die Hündin zeigte sichtliches Wohlbehagen.
»Das ist sehr nett von dir«, bedankte sich Franziska für Julias freundliches Angebot. »Aber Leila nehme ich mit. Bestimmt gefällt es ihr auf dem Land und auf Schloss Bergenau.«
Die Geschichte von Schloss Bergenau reichte bis ins 14. Jahrhundert zurück. Die Anlage hatte sich etwas von ihrem ursprünglich trutzigen und wehrhaften Charakter bewahrt. Allerdings waren im Laufe der Jahrhunderte immer neue Stilrichtungen und Anbauten hinzugekommen, sodass der Bau heute nur noch schwer einer bestimmten Epoche zuzuordnen war.
Der jetzige Erbe und Schlossherr, Enno Fürst von Bergenau, wollte dieses Stilwirrwarr nicht noch schlimmer machen und hatte daher beschlossen, auf Umbaumaßnahmen zu verzichten. Er hatte lediglich dafür gesorgt, dass die Zentralheizung gut funktionierte und die Fenster ordentlich schlossen. Ein Anliegen, das in dem alten ehrwürdigen Gemäuer gar nicht so leicht zu verwirklichen war.
Zum Glück war das Schloss in einem guten Zustand und die großzügigen Räume beherbergten geschmackvolle Antiquitäten.
Das Arbeitszimmer des Fürsten war eher spartanisch eingerichtet. Ein großer englischer Schreibtisch, Bücherwände und ein paar Jagdbilder an den Wände, die meisten davon Erbstücke.
Fürst Enno trat ans Fenster und blickte über die bewaldete hügelige Landschaft. Drei Jahre war es jetzt her, dass er das Gut seines Großvaters übernommen hatte. Es war ein exzellent funktionierender landwirtschaftlicher Betrieb, und viele seiner Bekannten und Freunde verstanden nicht, warum er alles umstellen wollte. Aber das Thema Naturschutz lag Enno von Bergenau nun mal besonders am Herzen und er sah nicht ein, weshalb es nicht möglich sein sollte, ökologisch und zugleich effektiv zu wirtschaften.
Der junge Fürst wandte sich um, als Baroness Isabelle von Tanen den Raum betrat. Enno plante sich mit dieser jungen Dame zu verloben.
Wie immer sah sie wunderhübsch aus. Sie trug eine schlichte, aber edle weiße Bluse, dazu einen leichten Faltenrock und englische Sportschuhe.
Fürst Enno schloss daraus, dass Isabelle sich heute »Landleben« auf ihr Tagesprogramm geschrieben hatte. Man konnte nämlich meist an ihrer Garderobe ablesen, was sie vorhatte. Das Thema »Landleben« wurde nicht allzu häufig ausgegeben. Meistens zog der Stadtmensch Isabelle es eindeutig vor, sich in elegante landuntaugliche Kleider zu werfen.
Er lächelte ihr zu. »Willst du heute mit mir übers Feld gehen?«
»Oh nein«, wehrte Isabelle ab. »Ich habe offen gestanden mehr daran gedacht, zum Golfen zu fahren.«
Ach ja, er hatte den sportiven Einschlag in ihrer Kleidung übersehen. Faltenrock und weiße Bluse sprachen doch mehr für den Golfplatz als für einen Wald- und Wiesenspaziergang.
»Schade«, bedauerte er. »Ich hätte mich über deine Gesellschaft gefreut. Vielleicht hättest du mir sogar den einen oder anderen Rat erteilen können.«
»In welcher Angelegenheit denn?«, wollte Baroness Isabelle wissen.
Er ordnete ein paar Papiere auf seinem Schreibtisch.
»Bezüglich des Gutes. Ich erwarte morgen die Agrarwissenschaftlerin. Um mich auf ihren Besuch vorzubereiten wollte ich heute noch mal einen Rundgang machen.«
Baroness Isabelle verzog ein wenig den Mund.
»Sei mir nicht böse, aber solche Fragen langweilen mich. Außerdem kennst du meine Meinung zu deinen Plänen«, fügte sie hinzu. »Ich finde eine Umstellung des Betriebes unnötig, ebenso den Einsatz einer Agrarwissenschaftlerin.«
Fürst Enno runzelte die Stirn, doch Isabelle ließ sich davon nicht stören.
»Wozu willst du alles verändern?«, fuhr sie fort. »Es läuft doch ganz ausgezeichnet, so wie es ist. Dein Großvater hat doch auch ganz konventionell gewirtschaftet.«
»Natürlich«, bestätigte Fürst Enno. »Er war eben ein Kind seiner Zeit.«
»Und du?«
»Ich versuche, an die Zukunft zu denken. Und zwar nicht nur an meine eigene.«
Isabelle von Tanen zeigte wenig Verständnis für dieses Argument.
»Die eigene Zukunft sollte einem immer noch am wichtigsten sein«, erklärte sie. »Wenn du Pech hast, schreibst du mit deinen neuen Methoden noch Verluste.«
»Die Methoden sind nicht neu, sondern uralt. Fast die ganze Menschheit ist in ihrer Geschichte ohne künstlichen Dünger und Pflanzenschutz ausgekommen«, machte Enno sie aufmerksam. »Und selbst wenn die Umstellung auf eine nachhaltigere Landwirtschaft anfänglich ein paar finanzielle Einbußen mit sich bringt, so wird uns das nicht gleich ruinieren.«
Baroness Isabelle schüttelte missbilligend den Kopf. Wenn es um Finanzen ging, verstand sie keinen Spaß.
»Du bist ein Kindskopf«, bemerkte sie.
Enno ärgerte sich über diesen Vorwurf, da er wusste, dass er vollkommen ungerechtfertigt war. Sicher, er hatte seine eigenen Vorstellungen, aber diese waren nicht kindisch. Er hatte sich alles wohl überlegt. Aus diesem Grund hatte er auch vor, seine Pläne mit Hilfe einer Fachkraft umzusetzen.
Er seufzte. Wenn Isabelle sich ein wenig mehr für die Landwirtschaft interessieren würde, könnte sie ihm auch eine bessere Gesprächspartnerin sein.
»Du machst es dir recht bequem, wenn du über Dinge urteilst, von denen du keine Ahnung hast«, warf er ihr vor.
»Mein Gott, Enno, du hast doch deine Angestellten«, gab sie ihm zu bedenken.
»Aber wer leitet das Gut?«, fragte er.
»Du natürlich, mein Lieber«, versuchte sie, ihn zu besänftigen. »Aber das sind doch alles erfahrene Leute. Du könntest dir – im Grunde genommen uns beiden – das Leben viel leichter machen, wenn du einfach alles so weiterlaufen ließest wie gewohnt.«
»Und was ist mit dem Gewässerschutz?«
»Was für ein Gewässerschutz?«
Er winkte ab. Es hatte keinen Sinn, solche Fragen mit Isabelle zu behandeln. Er beschloss daher, das Thema zu wechseln.
»Gehst du allein zum Golf?«
Isabelle machte runde Augen. »Oh nein, ich dachte, du begleitest mich.«
»Aber ich sagte dir doch bereits, dass ich mich um das Gut kümmern möchte.«
»Womit wir wieder bei unserem alten Streitpunkt angekommen wären«, stellte Baroness Isabelle fest.
»Tut mir leid. Aber hier gehen unsere Meinungen einfach entschieden auseinander«, bemerkte der Fürst.
Isabelle machte einen Schmollmund, denn sie wusste, dass der ihr ausgezeichnet stand.
»Du vernachlässigst mich.«
»Unsinn, das tue ich nicht.«
»Doch tust du. Aber bitte schön. Wenn du nicht mit mir Golf spielen willst, dann suche ich mir eben einen anderen Begleiter. Graf Alex wird begeistert sein, wenn ich ihn frage.«
Enno wusste, dass das stimmte und zuckte mit den Schultern.
»Wenn es dich glücklich macht«, stellte er ungerührt fest.
Erbost über ihren missglückten Versuch, seine Eifersucht anzustacheln, wandte sich die Baroness zum Gehen.
»Deine dämliche Agrarwissenschaftlerin ist überflüssig!«, stellte sie beim Hinausgehen fest.
Fürst Enno verzichtete auf eine Erwiderung.
Aber seine Laune war für heute verdorben.
Franziska stellte fest, dass ihre leichten Sommersandaletten für einen Spaziergang übers Land denkbar ungeeignet waren.
Es ging ihr leider sehr oft so, dass sie die falsche Kleidung trug. Sie zerbrach sich nie rechtzeitig den Kopf über Garderobefragen, sondern schlüpfte einfach in irgendetwas hinein. Entschlossenen streifte sie die Sandaletten von den Füßen und ging barfuß. Sofort fühlte sie sich in ihre Kindheitstage zurückversetzt. Was gab es Schöneres, als die warme Erde unter den Füßen zu spüren.
Beschwingt schritt Franziska den Feldweg weiter. Es war ein herrlicher Sommertag. Wie blau, der Himmel doch sein konnte.
Leila tollte begeistert neben ihr her. Es war der Hündin deutlich anzusehen, wie gut ihr dieser Spaziergang gefiel. Da waren so viele unbekannte Gerüche und Düfte, die es in der Stadt nicht gab.
Eine feine Witterung stieg ihr in die Hundenase. Uralte Jagdinstinkte wurden in ihr wach gerufen. Franziska beobachtete, wie die Hündin unruhig wurde und dann plötzlich losschoss.
»Leila!« Der Ruf blieb unbeachtet. Wie wild geworden raste Leila durch das Feld. Zwei Rehe wurden aufgescheucht und flüchteten.
»Verflixt noch mal, Leila! Komm sofort zurück!«
Atemlos eilte Franziska hinterher, um die Hündin wieder einzufangen. Da erscholl ein scharfer Pfiff. Franziska blieb stehen, und selbst Leila hielt inne und machte beschämt kehrt.
»Zum Donnerwetter noch mal, können Sie nicht besser auf Ihren Hund aufpassen? Er macht ja das ganze Wild scheu«, rief eine ärgerliche Männerstimme, als Franziska gerade am Boden kniete, um Leila anzuleinen.
»Tut mir leid«, meinte Franziska, während sie sich erhob. »Ich habe erst zu spät gesehen, dass Rehe im Feld sind, sonst hätte ich meinen Hund an der Leine behalten.«
Sie stand einem jungen, dunkelhaarigen Mann in grüner Kniebundhose gegenüber. Sein Gesicht war ein wenig kantig, aber gut geschnitten. Seine Miene ließ keinen Zweifel an seiner Verärgerung. Vermutlich war er der Förster in diesem Revier.