Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Liebe Leserinnen und Leser! In diesem Buch werde ich das Alte Berlin wieder aufleben lassen. Wahrscheinlich werden Sie sich beim Lesen, genauso wie ich, während des Schreibens in diese Zeit hineinversetzen können. Die Entwicklung im Laufe der Jahre und der Wiederaufbau nach dem Ersten- und Zweiten Weltkrieg, hat die Unzufriedenheit der Berliner ins Wanken gebracht. Heinrich Zilles Milieu, so nannte der Karikaturist seine Zeichnungen, spiegelte das einfache Leben des Arbeiters wider. Die Zufriedenheit der Menschen, die spielenden Kinder in den Hinterhöfen, konnte nur Zille in seinen Bildern und Geschichten wiedergeben, da auch er eines dieser Kinder war. Die Blagen (Kinder) der Hinterhoffamilien waren nicht so gestriegelt wie die Provinzler. Doch gerade das schnodderige, unbedarfte Arbeiterfamilien-Leben, machte diese Stadt mit den zahllosen Hinterhöfen einzigartig. Nun wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen. Renate Sültz
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 57
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Vorwort
Josefines Wunderstimme /
Das Alte Berlin
Die kleine Schneiderei am Potsdamer-Platz
Das Kennenlernen
Das Schicksal schlägt zu
Die Erinnerung
Rosa von Beck
Großmutter Konstanze musste weiter leben
Klaras Zeit ist gekommen /
Die Spedition
Frank interessierte sich für Klara
Ein gefährliches Hobby
Der Unfall
Frank und Klara
Liebe Leserinnen und Leser!
In diesem Buch werde ich das Alte Berlin wieder aufleben lassen. Wahrscheinlich werden Sie sich beim Lesen, genauso wie ich, während des Schreibens in diese Zeit hineinversetzen können.
Die Entwicklung im Laufe der Jahre und der Wiederaufbau nach dem Ersten- und Zweiten Weltkrieg, hat die Unzufriedenheit der Berliner ins Wanken gebracht. Heinrich Zilles Milieu, so nannte der Karikaturist seine Zeichnungen, spiegelte das einfache Leben des Arbeiters wider. Die Zufriedenheit der Menschen, die spielenden Kinder in den Hinterhöfen, konnte nur Zille in seinen Bildern und Geschichten wiedergeben, da auch er eines dieser Kinder war.
Die Blagen (Kinder) der Hinterhoffamilien waren nicht so gestriegelt wie die Provinzler. Doch gerade das schnodderige, unbedarfte Arbeiterfamilien-Leben, machte diese Stadt mit den zahllosen Hinterhöfen einzigartig.
Nun wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen.
Renate Sültz
Meine erste Kurzgeschichte erzählt von einem jungen Mädchen, welches durch einen Geburtsfehler nicht richtig laufen konnte. Doch ihre wunderschöne Stimme glich dies wieder aus. Sie verliebte sich und wurde eine weltberühmte Sopranistin. Lesen Sie selbst:
Bevor der Erste Weltkrieg ausbrach…
Das Theater am Kurfürsten-Damm war Berlins Aushängeschild. Von Überall kamen Menschen, nur um die herrlichen Vorstellungen zu besuchen. Josefine war eine junge Frau mit außerordentlichem Talent. Ihre Sopranstimme ließ jeden Besucher dahinschmelzen. Sie war gerade zwanzig Jahre alt und sehr hübsch. Allerdings hatte sie von Geburt an ein steifes Bein, welches sie beim Laufen praktisch mitzog. Doch Josefine strahlte trotz ihrer Behinderung, Lebensfreude und Zuversicht aus. Niemand wusste etwas von ihrem Geburtsfehler, denn sie konnte ihre Beine durch das Tragen sehr langer Kleider verdecken. Leider aber nicht ihren schlurfenden Gang.
Durch ihre traumhafte Stimme und der gleichbleibenden Freundlichkeit, lenkte Josefine die Aufmerksamkeit der Leute in eine andere Richtung. Als sie sich vor zwei Jahren um die Anstellung am Theater bewarb, war man von ihrer Schönheit und ihrem Können angetan. Natürlich bekam sie sofort einen Vertrag. Sie trat regelmäßig als Sopranistin in den schönsten Opernrollen auf. Die Besucher des Theaters liebten dieses Mädchen einfach.
Josefine stammte aus gutem Hause. Sie und ihre Eltern bewohnten ein Herrenhaus in Charlottenburg. Die Zimmer dieser Prachtvilla waren mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Hier fühlte sie sich wohl und ausziehen kam für Josefine nicht in Frage. Im Theater lief alles gut und es war ständig ausverkauft. Was brauchte sie mehr um glücklich zu sein? Sie sonnte sich in ihrem Ruhm; und ihre Eltern waren mehr als stolz auf sie.
Es vergingen einige Jahre, die Entwicklung Berlins ging rasant weiter und mittlerweile war Josefine eine berühmte und gefragte Künstlerin. Doch das Schicksal war nicht gnädig mit ihr. Ihre Eltern wurden von einem auf den anderen Tag schwer krank. Erst der Vater Baron Bergedorf. Ein Lungenvirus sorgte für seinen frühen Tod. Josefine half dem Personal und den Ärzten mit, ihn zu versorgen und zu pflegen. Ein Sanatorium lehnte der Baron ab. Er wollte im Kreise seiner Familie sterben. Kurz danach wurde auch die Mutter krank und musste versorgt werden.
Wieder verstrichen ein paar Jahre, eine Zeit des Stillstandes ihrer Karriere. Man konnte der immer noch jungen Frau ansehen, dass die Belastungen der letzten Zeit nicht spurlos an sie vorbeigegangen waren. Josefine, mittlerweile nun schon 26 Jahre alt, hatte ihre umwerfende Stimme nicht verloren. Bald sang und spielte sie wieder am Theater, so als ob sie niemals aufgehört hätte. Der Erfolg war allgegenwärtig, doch die Aufführung von Tristan und Isolde würde sie so schnell nicht vergessen.
Während des zweiten Aktes, sie sang gerade ihre Arie, schrie jemand laut durch die Zuschauermenge: „Von der Bühne runter, einen Krüppel wollen wir nicht sehen!“ Ein entsetztes Raunen ging durch das Publikum. Dann ertönte wieder der gleiche Zwischenruf: „Hau‘ endlich ab, wir brauchen Dich hier nicht, hast Du verstanden.“ Josefine hörte es mehr als deutlich. Total durcheinander rannte sie von der Bühne und schloss sich in ihrer Garderobe ein. Ein lautes Schluchzen war zu hören. Sie beruhigte sich nicht und von einer Sekunde auf die andere, waren all ihre Zukunftspläne und ihr Selbstbewusstsein zerstört.
Schließlich rannte sie Kopflos aus dem Theater. Sie merkte nicht, dass ein junger Mann hinter ihr herging. Er war sehr gepflegt und elegant gekleidet. Der elegante Herr, versuchte Josefine zu beruhigen. „Hallo, Fräulein, bleiben Sie doch stehen, warten Sie, ich möchte mich bei Ihnen vorstellen.“ Die Sopranistin drehte sich um und traute ihren Augen nicht. Was für ein Mann, dachte sie. Das kann es doch eigentlich gar nicht geben. Seine Schönheit und Eleganz waren kaum zu übertreffen. Sie schämte sich für diese Gedanken und die Röte ihrer Wangen ließen ihr hübsches Gesicht erstrahlen.
Josefine blieb stehen und trocknete schnell mit einem Seidentaschentuch ihre Tränen. Auf keinen Fall durfte dieser Mann sie so sehen. „Ja, ja“, stotterte Josefine, „schon gut, aber mit wem habe ich das Vergnügen eigentlich?“ Der elegante Herr antwortete: „Ich will mich vorstellen, mein Name ist Konsul Martin Burmeister.“
„Regelmäßig besuche ich diese Oper, doch Ihre Stimme hat das innerste meines Herzens freigelegt. Ich hoffe Sie verstehen was ich meine“, sagte der Konsul. Josefine war etwas irritiert. Die Situation, in der sie sich befand, fühlte sich an wie ein irrer Albtraum. Am liebsten würde sie sofort daraus erwachen, doch es war viel zu real. Das verzweifelte Mädchen schrie aufgeregt den plötzlich aufgetauchten Herrn an: „Warum laufen Sie mir nach, es kann mir ja doch niemand helfen und zurück gehe ich nicht.“ „Josefine“, sagte der Konsul. „Bitte hören Sie mir einen Augenblick zu. Ich bin der Meinung, dass es schändlich ist, was im Theater geschah.“
„Was diesen Menschen dazu bewogen hat, den schlimmen Zuruf zu tun, weiß ich nicht, aber mir ist einiges klar geworden“, fügte er hinzu. Er schaute Josefine an und machte ihr begreiflich, dass sie hübsch und sehr talentiert sei. Weiter schwärmte er: „Doch Ihre Stimme, Josefine, ist etwas Außergewöhnliches und sie hat in mir Gefühle erwachen lassen.“ Bitte machen Sie weiter, nehmen Sie Ihre Arbeit wieder auf. Auf keinen Fall sollten Sie noch einmal Schwäche zeigen, denn das haben Sie wirklich nicht nötig.“ Der Konsul beruhigte sie weiter: „Nehmen Sie keine Notiz von diesen Menschen, denn sie hassen, weil sie selbst nicht erfolgreich sind.“
Tausende von E-Books und Hörbücher
Ihre Zahl wächst ständig und Sie haben eine Fixpreisgarantie.
Sie haben über uns geschrieben: