12,99 €
Es gibt nichts mehr zu verlieren, aber viel Entscheidendes zu gewinnen
Alt werden will jeder, älter werden niemand − lange galt das Älterwerden als Synonym für den unaufhaltsamen körperlichen und geistigen Abbau, einhergehend mit Gewichtszunahme, Schmerzen und einer abnehmenden Gedächtnisleistung. Doch nicht das Alter ist die Ursache dafür, sondern der Verlust von Vitalität. Wie wir Lebensfreude zurückgewinnen, den Alterungsprozess stoppen und vermeintlich chronische Krankheiten wie Bluthochdruck oder Altersdiabetes heilen können, zeigt Ganzheitsmediziner Ruediger Dahlke in einem sehr persönlichen Ton. Basierend auf der Essenz seiner Schicksalsgesetze und Lebensprinzipien präsentiert er ein hochwirksames Jungbrunnen-Praxis-Programm, u. a. mit Bewegung, Atmung, Zelldetox und einem Mini-Plan mit 27 Pluspunkten zum Aufleben vor dem Ableben, mit dem man noch anstehende Lebensaufgaben gelassen meistert und die Lebensqualität spürbar steigert.
Mit Audio-Meditationen zum Download, vom Autor persönlich eingesprochen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 375
Veröffentlichungsjahr: 2022
Dr. med. Ruediger Dahlke arbeitet seit 40 Jahren als Arzt, Autor und Seminarleiter. Mit Büchern von »Krankheit als Weg« bis »Krankheit als Symbol« begründete er seine ganzheitliche Psychosomatik, die bis in mythische und spirituelle Dimensionen reicht. Die Buch-Trilogie »Die Schicksalsgesetze«, »Das Schatten-Prinzip« und »Die Lebensprinzipien« bildet die philosophische und praktische Grundlage seiner Arbeit. Ruediger Dahlke nutzt seine Seminare und Vorträge, um die Welt der Seelenbilder zu beleben und zu eigenverantwortlichen Lebensstrategien anzuregen.
Sein Ziel, ein Feld ansteckender Gesundheit aufzubauen, spiegelt sich in Büchern wie »Peace Food« und »Die Hollywood-Therapie« wider, aber auch in der Verwirklichung des Seminarzentrums TamanGa in der Südsteiermark.
Ruediger Dahlke
GESUND
UNDGLÜCKLICH
ÄLTERWERDEN
Meine ganzheitliche Lebensstil-Medizin
Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten,
so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung,
da wir uns diese nicht zu eigen machen,
sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt
der Erstveröffentlichung verweisen.
Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Originalausgabe
© 2022 Arkana, München
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
Lektorat: Ralf Lay
Umschlaggestaltung: ki 36 Editorial Design, München, Daniela Hofner
Coverfoto: © Jens-Gerhard Schnabel
Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN 978-3-641-29212-6V001
www.arkana-verlag.de
»[…] und ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten […] Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind […] Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.«1
Rainer Maria Rilke
Vorbemerkung
Die Hinweise, Sichtweisen und Empfehlungen in diesem Buch beruhen auf persönlichen Erkenntnissen des Autors. Dieses Buch soll dabei herkömmliche Behandlungsmethoden und medizinische Ansätze nicht ersetzen, sondern idealerweise ergänzen. Die im Buch dargelegten Sichtweisen und Erfahrungssätze des Autors spiegeln dessen Lebenserkenntnisse und Ansichten wider und stimmen nicht notwendigerweise mit den Sichtweisen des Verlages überein. Der Autor zeigt seine ganz eigenen persönlichen Denkansätze und Lebenserfahrungen auf, um nicht zuletzt Denkimpulse anzustoßen.
Inhalt
Persönliche Einleitung: Mein Geheimnis, fit zu bleiben
Teil I Deutung und Be-deutung
Embracing Age – Das Alter annehmen und umarmen
Die Weitergabe von Wissen und Weisheit
Altern und Zeitmanagement
Alters(ver)wandlungen
Alter als Ernte(dank)zeit
Das Geheimnis der Dankbarkeit
Alter, Entwicklung und Beruf(ung)
Altern als Zeit des Fertig- und Glücklichwerdens
Alterserleichterungen: Nachtragen und Beleidigtsein lassen
Die (Menschen)würde des Alterns
Eigenverantwortung in der Lebensorganisation
Japanische Lebenskunst 1.0
Schätze des Lebensstils
Kintsugi – Reparieren als wertsteigerndes Konzept
Krankheitsbilder des Alters, ihre Vorbeugung und Reparatur
Das Altersherz
Krebs – Die Notwendigkeit lebenslangen Wachstums
Auswege aus den größten Krankheitsfallen des Alters
Übergewicht – Gutartig entgleistes Wachstum
Alzheimer – Das große Vergessen
Die Symptome und ihre Botschaft
Vorbeugung und Therapie
Auswege aus weiteren häufigen Altersfallen
Die Farbe des Alters
Der graue Star
Das nachlassende Gehör und der Geschmack am Leben
Altersweitsichtigkeit
Das Nachlassen des Kurzzeitgedächtnisses
Alterssteifheit, alte Rücken und verbrauchte Gelenke
Alte Haut
Japanische Lebenskunst 2.0
Kaizen – Der Weg der kleinen bewussten Schritte
Ikigai – Der Sinn des Lebens
Sinn, Sinne, Sinnlichkeit im Alter
Der Sinn des Lebens
Über die Sinne zum Sinn und auf den Weg
Das »Bilderalbum der Seele«
Der Duft der großen, weiten Welt
Das Leben schmecken
Sinnlichkeit und ihr Ersatz im Alter
Liebe, Sexualität und Zärtlichkeit
Aufgaben im Herbst und Alter des Lebens
Die »Liste vor der Kiste«
Schatten durchlichten
Was will das Alter von uns?
Japanische Lebenskunst 3.0
Yuimaru – Gemeinschaft und Teilhabe
Shinrin yoku – Die japanische Wissenschaft des »Waldbadens«
Teil IIPraktische Erfahrung geht über alle Theorie
Raum und Zeit
Orte der Regeneration in bedrohlicher Welt
Mit der Zeit gehen: Chronos und Kairos
Praktische Numerologie
Von den Vorausgegangenen lernen
Routinen in Rituale wandeln
Was tun, wo beginnen?
Spielfilme – Mit dem Abend den Tag und das Leben zurückgewinnen
Lichtbilder und -funken für die Seele
Filme für alte Abende
Filme fürs »Altern in Würde« und entsprechende Abschiede
Ernährung – Kurzzeitfasten und mehr
Bewusst fasten
Die vier Ws des Essens
Ernährungsmedizin
Karge Einfachheit
Frische Kost für Altersfrische, wärmende für Behaglichkeit
Nahrungsergänzung im Alter
Bewegung und (geistige) Beweglichkeit
Kälte und Hitze als Heilmittel
Entspannung, Meditation und Stressabbau
Der gute alte Schlaf: (Mittags)schlaf, Power Nap und Besseres
Vom Penner-Dromedar zum wachen Glücksdrachen
Der lange Atem der Sieger
Richtig atmen durch die Nase
Licht und Schatten der Evolution
Auf Lungenflügeln das Leben verlängern
CO2 vs. O2
Die Ausatmung, das eigentliche Geheimnis des langen Atems
Auf Nasen- und Lungenflügeln fliegen – Der »verbundene Atem«
Prana – Lebensenergie und Alter
Die Heilkraft der vier Elemente und deine Rhythmen
Das Erdelement
Verdauung und Peristaltik, der Rhythmus des Erdelements
Das Wasserelement
In Nervenwasser gebettet – der Craniosakral-Rhythmus
Das Luftelement
Mit langem Atem zu langem Leben – der Rhythmus des Luftelements
Das Feuerelement
Das Herzensfeuer und sein Rhythmus
Das Zusammenspiel der Elemente
Medizinische Archetypen des Alterns
Vom Zauber der Synergien
Der Langlebigkeits-Code – Forever young
Die Neuroplastizität des Gehirns und andere Großchancen
Der Weg zu gesunder Langlebigkeit
Eine Wissenschaftlerin geht voraus – und wird sehr gesund uralt
Die »Pille« für ein gesundes langes Leben
Zum guten Ende: Mit dem Leben fertigwerden
Aussöhnung mit Freund Hein oder Gevatter Tod
Abschied nehmen als letzte Loslassübung
Wir sterben und leben weiter
Dank
Anhang
Tipps für die Praxis
Der kleine alltägliche Jungbrunnen für nebenbei
Yoga fürs Gesicht
Wandern mit Stöcken für Kondition und gesunde Rücken
Ein fester Bauch für die gute Verdauung
Detox zu Hause
Der Zauber des Bürstens und mehr
Kleinigkeiten für große Veränderungen
27 Pluspunkte zum Aufleben vor dem Ableben
Überflüssiges und Überzeugendes
Verzeichnisse und Übersichten
Die Übersichtsartikel
Die zwölf Lebensbühnen oder Urprinzipien
Die zwölf Heilsamen Tugenden
Veröffentlichungen des Autors und Kontakt
Bücher
Nützliche Adressen
Anmerkungen
Register
Persönliche Einleitung: Mein Geheimnis, fit zu bleiben
Mein Geheimnis ist gar keins, ich gebe es – schon immer – gern weiter, genau wie in meinen viel-und-siebzig Büchern. Letzteres ist rasch erklärt: Immer wenn ich x-mal dasselbe gefragt wurde, schrieb ich ein Buch darüber. Eine dreifache »Win-win-win-Situation«: 1. Fragenden gibt es ausführlichere Antworten und spart Zeit und Geld, 2. mir Wiederholungen, und 3. schreibe ich gern und mit Begeisterung in (m)einer Art Schreibmeditation.
Um keine falschen Erwartungen zu wecken: Es gibt keine Garantien, aber gute Hoffnung. Studien werde ich in diesem Buch nur wenige anführen, obwohl es viele gibt. Lieber stütze ich mich auf meine und aus Natur- und Volksheilkunde erprobten Erfahrungen, die, aus alten Zeiten bewahrt, sich alle Zeit bewährt haben. Hier nur angedeutet, werden sie im Mittelteil ausgeführt und zum Schluss noch stichpunkthaft zusammengefasst.
Altwerden ist keine Krankheit, sondern Ziel des Lebens. Unser Ziel hier ist, das Alter von Krankheit freizuhalten, um es zu genießen. Da ist einiges zu tun und noch mehr wegzulassen. Zurzeit leiden 85-jährige Frauen in Deutschland durchschnittlich unter fünf und Männer unter vier sogenannten Alterskrankheiten. Das müsste nicht sein. Wir können sehr viel besser sehr viel älter werden und sogar die Kunst erlernen, beim Altern jünger zu bleiben. Je früher wir damit beginnen, desto besser natürlich. Allerdings geht es mir um viel mehr, als Krankheitsbilder zu vermeiden. Gelänge es, unsere Haupttodesursache, die Herz-Kreislauf-Krankheiten, völlig auszuschalten, stiege die Lebenserwartung durchschnittlich nur anderthalb Jahre. Ließen sich alle Krebserkrankungen vermeiden, wären es nur gut zwei.2
Meine Art, fit zu bleiben, behandelt dieses Buch. Ein Geheimnis soll auch das nicht sein und jedenfalls nicht bleiben. Mit zunehmendem Alter erreichten mich viele Fragen in dieser Richtung. Sie häuften sich, seit ich siebzig wurde. Und so teile ich gern, was sich in siebzig Lebens- und guten vierzig Arztjahren ergeben und mir und anderen geholfen hat.
Da kommt einiges zusammen und ergibt Synergien. Dieses Zusammenspiel der Kräfte und Energien hat mich immer fasziniert. Es enthüllt, wie viel mehr das Ganze ist als die Summe seiner Teile, führt aber auch dazu, dass wir vieles gleichzeitig bräuchten, was ich nur hintereinander formulieren kann. So sind einige Vor- und Rück- sowie hoffentlich wenige Übergriffe notwendig.
Vor allem brauchen wir für ein langes, gesundesundglückliches Leben eine Sichtänderung. Diese drei Adjektive gehören – aus meiner Sicht – unbedingt zusammen und dazu.
Wenn weiter alle alt werden, es dann aber nicht sein wollen, bleibt das Alter eine unglückliche Zeit der Unzufriedenheit. Dabei können und wollen wir uns doch das gerade am Ende unserer Zeit gar nicht leisten und brauchen es auch nicht. Das Alter eignet sich im Gegenteil besonders als Zeit des Glücklichseins und des Friedens.
Wo aber jeder alt werden will und niemand älter, wird Älterwerden das Synonym für unaufhaltsamen körperlichen und geistig-seelischen Abbau und sogar Verfall, einhergehend mit Schmerzen und Zipperlein, Gewichtszu- und -abnahme von Libido und Gedächtnis. Das Alter(n) ist aber gar nicht das Problem, wie beeindruckende alte Zeitgenossen zeigen. Eher ist der Verfall und schließlich Verlust von Vitalität problematisch. Körper, Geist und Seele können bis ins hohe Alter gesund und stark bleiben, so wir die richtigen Stellschrauben bedienen, uns zu einem heilsamen Lebensstil durchringen und unseren Geist weiter fordern und fördern. Das kann Alterungsprozesse nachweislich stoppen und vermeintlich chronische Krankheitsbilder wie Altersherz und -diabetes, Übergewicht und sogar Alzheimer vorbeugen. Bluthochdruck etwa lässt sich wieder senken.
Was ich hier vermitteln möchte, ist der notwendige Perspektivenwechsel. Das beginnt mit dem zugrunde liegenden Muster. Erkennen und Vermitteln von Mustergültigem gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Insofern freue ich mich, dieses Buch wie einen sehr langen ausführlichen Brief (an dich) zu schreiben und mit dem Wesentlichen zu beginnen.
Wobei ich natürlich nicht weiß, wie alt ich werde. Was ich aber sagen kann: Die vergangenen siebzig Jahre brachten viel Abwechslung mit sich, und ich habe viel er- und gelebt. Im deutschen Osten geboren, wurde ich schon als Kind geflohen und erlebte ungezählte Umzüge und -brüche mit zwei Vätern und Scheidungen von ihnen. Auf vielen Reisen durfte ich unsere Welt anschauen und Weltanschauung erwerben, als Therapeut in Namibia und als Arzt im Amazonas.
Zusammengenommen war ich Jahre auf Seminarwochen in Italien, kürzer in anderen europäischen Ländern, auch in beiden Amerikas und sogar in Nowosibirsk. Übersetzte Younity-Ausbildungs-Webinare erlauben mir heute, noch mehr Menschen über alle möglichen Grenzen hinweg zu erreichen, wofür ich sehr dankbar bin.
Bezüglich Langlebigkeit habe ich beileibe nicht die besten Gene. Mit 71 bin ich schon so alt, wie mein Vater wurde, beide Großväter erreichten die siebzig nicht. Eine Großmutter ging schon in ihren Fünfzigern. Es muss sich also zeigen, was Epigenetik gegenüber Genetik kann.
Da habe ich große Hoffnung, denn alles spricht für diese noch relativ junge Wissenschaft: Das Wort epí heißt im Altgriechischen »daneben, bei, darüber«. Tatsächlich scheint die Epigenetik über die alte Genetik weit hinauszugehen und auf ihr aufzubauen. Dazu gibt es eine interessante Studie aus Dänemark zum Krebsrisiko adoptierter Kinder, die von Dr. David Servan-Schreiber in seinem »Antikrebsbuch« aus dem New England Journal of Medicine zitiert ist:3 Die Wissenschaftler ermittelten die genetischen Eltern von tausend adoptierten Kindern und konnten zeigen, dass deren Krebserkrankung keinerlei Einfluss auf ihre leiblichen Kinder hatte. Erkrankte aber ein Adoptiveltern-Teil an Krebs, verfünffachte sich das Risiko der nicht blutsverwandten Kinder.
Noch viel anschaulicher, wenn auch weit von uns entfernt, ist ein Beispiel aus dem Bienenstock. Königinnen stammen aus genetisch identischen Larven wie Arbeitsbienen, übertreffen diese aber – dank anderer Kost – um ein Vielfaches, was Aussehen, Gewicht, Lebenslänge, aber auch Physiologie angeht. Während Arbeitsbienen unfruchtbar sind, kann eine Königin an einem Tag bis zu 2000 Eier legen. Das ist weit mehr als ihr eigenes Gewicht, das jenes der Arbeitsbienen um das Vierfache übertrifft. Der Unterschied ergibt sich – nachweislich – aus unterschiedlicher Fütterung. Königinnen bekommen nicht nur zu Beginn, sondern lebenslang (bis zu fünf Jahren), und das ist bei ihnen länger als bei Arbeiterinnen (35 Tage bis neun Monate), Gelée royale. Allein königliches Futter prädestiniert sie zur Königin. Ernährung gehört also eindeutig zur Epigenetik. Natürlich sind wir weder Bienen noch Mäuse. Insofern ist Vorsicht geboten bei Analogien zwischen Tier- und Menschenreich. Aber vieles spricht dafür, auch bei uns könne Epigenetik in vielen Bereichen die Genetik überstimmen.
Inzwischen gibt es sogar einen epigenetischen Code, der relativ genaue Aussagen erlaubt, ob unser chronologisches, im Pass ausgewiesenes Alter mit dem biologischen übereinstimmt. Wie sehr die Epigenetik und damit der Lebensstil über die Genetik bestimmt, ergibt sich daraus, dass diese (mittels sogenannter Methylgruppen) Gene abschalten kann. Wir wissen heute, wie ungünstig sich Traumata, Übergewicht, Rauchen und Stress auswirken, grüner Tee dagegen und die Sulforaphane aus den Kohlgewächsen günstig. Abschaltungen von Genen lassen sich durch Lebensstilveränderungen auch wieder aufheben. Insofern ist die epigenetische Uhr eine relativ verlässliche, aber auch augenblickliche Lebenslängenanzeige. Bevor man sich diese mittels Test zumutet, empfehle ich den Film »Das brandneue Testament«.4 Er zeigt, was passiert, wenn Menschen ihr Ablaufdatum kennen. Also Vorsicht! (Gute Filme sättigen Geist und Seele und öffnen den Blick für neue Horizonte, deswegen komme ich immer wieder auf einzelne zu sprechen.)5
Meinen siebzigsten Geburtstag feierte ich bei guter Gesundheit in unserem Rückzugsort »TamanGa«,6 und ich konnte am Abend ein Seminar beginnen mit einer Mischung aus altem und neuem Schwung. Letzteren will ich gern vermitteln und vor allem das Gefühl: Es ist nie zu spät. Im Gegenteil: Je später, desto größer sind die Chancen. Wir Alten haben hoffentlich materiell unseren Teil abbekommen – und nichts mehr zu verlieren, aber viel Entscheidendes zu gewinnen …
Wir sind ja schon ein nachhaltiger Erfolg, haben so und so viele Jahrzehnte hinter uns, sie über- und durchgestanden und sind immer noch da. Du liest gerade ein Buch, das dir weitere Jahre und Jahrzehnte bringen, vor allem aber Lebensfreude, Zuversicht und Hoffnung schenken kann. Vielleicht bist du manches Mal hingefallen, aber immer einmal mehr aufgestanden. Gratuliere! Denn genau darauf kommt es an. Das ist das entscheidende Erfolgskonzept, um dich nicht vorzeitig unterkriegen zu lassen: Immer wieder aufrappeln, um schließlich dich selbst zu finden.
Gelebt habe ich, wie ich es beschreibe, und ich führe das auch später gern genauer aus, kann es tatsächlich empfehlen. Es sind einfache Dinge, die Freude vermitteln und Zuversicht schenken. In ihrer Einfachheit mögen sie erstaunen und überraschen. Ich habe gern so gelebt und tue es weiter.
Manchmal erlebe ich die Überraschung selbst. Bei einem Kongress war so ein Andrang zu meinem Vortrag, dass ich selbst in der Schlange anstand, um mich nicht vorzudrängeln. Vor mir stand eine – aus meiner Perspektive – junge Dame, zu der eine ältere, offenbar mit ihr befreundete, kam und fragte, wo sie hingehe. Antwort: »Zum Dahlke.« Darauf die Ältere: »Ja, lebt denn der noch?« Ich konnte es le(i)bhaft(ig) bestätigen.
Ihre Überraschung hatte – wie sie mir entschuldigend versicherte – damit zu tun, dass ich schon so lange Bücher schreibe. Länger als das erste Buch von 1979 und das letzte von diesem Jahr. Denn schon als Kind schrieb ich Tiergeschichten in Schulhefte, die bestenfalls meine Mutter las. Das war verfrüht und brachte den Nachteil schulischer Langeweile mit sich. Die mündete in Frechheit und schlechte Betragensnoten, die meine Mutter, eine engagierte Sonderschullehrerin, entsetzten. Mein Vater bat mich anschließend in einem Vier-Augen-Gespräch »unter Männern«, meine Mutter als Lehrerin zu verstehen. Aber solche Betragens-Bemerkungen seien ihm egal, solange ich ansonsten Einsen hätte. Schlimm wäre das Gegenteil: gute Betragensnoten bei schlechten Zensuren. Seinem Rat bin ich gefolgt, und im Anfang liegt alles. Ihr werdet es erleben: Frechheit im Denken siegt (nicht immer), aber auch nicht so selten.
Meiner Mutter verdanke ich andererseits viel. Sie prägte die Stimmung bei uns, und die stand unter dem später von uns vier Kindern identifizierten Motto »evangelo-sozialo-humano«. Mit dem Evangelischen wurde es nichts, denn ich wuchs im katholischen Dorf auf. Erst mit dem Eintritt ins Gymnasium kam das Evangelische ins Spiel, und da war es für mich zu spät. Die wertende Gerichtssaalatmosphäre verfing nicht mehr, und mir fehlten die Rituale und der Duft von Weihrauch. Aber das Soziale und Humane stellte unsere Mutter immer in den Mittelpunkt und ein großes Arbeitsethos. Sie war wirklich fleißig und lebte für uns Kinder. Während ich unterwegs war, brach sie ihr Studium ab. Als wir vier groß waren, schloss sie es ab und lebte für ihre Schulkinder und schließlich für alle Kinder. Selbst in ihren Achtzigern und schon nicht mehr gut zu Fuß, sprach sie noch Texte für Blinde auf Kassetten. Das relativ große Erbe verteilte sie großzügig an Bedürftige und jene, die im Gegensatz zu ihr etwas mit Geld anfangen konnten. Mir machte das nichts aus, denn ich hatte mich enterbt. Dafür gab sie mir aber vor allem die Liebe zur Arbeit und zum Arztberuf mit und unterstützte mein Schreiben mit all ihren Möglichkeiten.
Auch wenn ich diese Entwicklungsgeschichte natürlich kenne, blieb die Wirkung erhalten. Ich lebe weiter gern für meine Aufgabe und Arbeit, die mir immer Freude war, der ich mich gern verpflichtet fühlte und ihren vorrangigen Stellenwert (an)erkannte. Als ich – durch partnerschaftliche Vorwürfe animiert – merkte, wie viel Zeit erst in die Praxis, dann zusätzlich in Seminare und ins Schreiben floss, musste ich mich entscheiden. Schreiben hatte ich immer als Freude empfunden. Denken und die Gedanken in Worte zu fassen entwickelte sich bald zu meiner Art Schreibmeditation. Als ich erkannte, mehr Zeit in Seminaren als in sogenannter Freizeit zu verbringen, hörte ich auf, Kurse als Arbeit zu empfinden, und lebte in ihnen (auf).
Mein Vater war wenig präsent, setzte aber an entscheidenden Punkten Akzente. Prägend entlastete er mich schon zu Beginn der Schulzeit bezüglich schlechter Noten in Schönschrift. Meine vorzeitig in weitgehender Eigenregie und in Wildwuchs entstandenen Buchstaben passten nie so recht in das dafür vorgesehene Zeilenschema. Er erklärte mir Unterschied und Zusammenhang von Form und Inhalt und wie viel wichtiger Letzterer sei. Es brauchte lange, bis ich diese frühe Prägung relativieren konnte, um auch Formen angemessene Bedeutung zuzugestehen.
Außerdem habe ich ihm die Tendenz zu verdanken, anzuschauen und kennenzulernen, wen oder was mich interessierte. Selbst sehen, hören und vor allem denken war seine Lehre aus den Leiden der Nazizeit und immer wissen, wie man rechtzeitig in die Schweiz kommt.
Im Anfang liegt alles, besagt das dritte der Schicksalsgesetze,7 und diese elterlichen und später die Spielregeln des Lebens haben meines entscheidend geprägt. Andererseits ist es nie zu spät, weil unser Gehirn dank der wundervollen Gabe der Neuroplastizität jederzeit wachsen und sich neu und (noch) besser organisieren und der jeweiligen Situation anpassen kann.
Schon früh hörte ich von meiner Mutter: »Du bist mir eine Marke«, was eine Mischung aus »frech« und »wach« ausdrückte. Sie meinte es eher anerkennend, wenn ich ihre Vorgaben und Gebote kreativ auslegte.
Jahrzehnte später, schon Mitte sechzig, fing meine Partnerin wieder davon an, mir klarzumachen, ich sei eine Marke. Ich wehrte mich, aber sie beharrte darauf. Wer auf Facebook ein Interessengebiet sei und in Buchläden ein eigenes Regal habe, sei eine Marke und möge sich dessen bewusst sein. In Erinnerung an meine Kindheit nahm ich ihren Vorschlag an. Das bewährte sich verblüffend, bewahrte mich davor, mich weiter ausnutzen zu lassen, und half, Prioritäten zu setzen.
So akzeptierte ich mich als Marke, neudeutsch »Brand«. Aber trage ich deswegen ein Brand-Zeichen? Manchmal kommt es mir so vor. JournalistInnen packen Autoren oft in die Schublade ihres letzten Erfolgs. So bekam ich Etiketten wegen Krankheit als Weg und Krankheit als Symbol wie Psychosomatik-Guru,8 wegen Peace Food Vegan- und auf dem Gegenpol »Fasten-Papst«9 und für Schicksalsgesetze und Das Schatten-Prinzip10 »Esoterik- oder Hobbyphilosoph«. Philosophía heißt im Altgriechischen »Weisheitsliebe«, und dazu bekenne ich mich gern. Die Wahrheit und insbesondere die der Seele haben mich immer fasziniert und beschäftigt. Hobby ist etwas Geschätztes, das den Beruf ergänzt. »Esoterik« kommt vom griechischen esōterikós, womit der innere Kreis von Pythagoras’ Schule beschrieben wurde. Hobbys und Philosophie in meinen Arztberuf zu integrieren als Basis meiner Arbeit in Bezug auf Philosophie, Krankheitsdeutung, Ernährungslehre und andere Themen, die krank machen, wie gerade Corona, zu denen ich schreibe und ausbilde, war mir und ist mir weiter Anliegen und Freude. »Guru« heißt auf Hindi im Grunde einfach »Lehrer«, und dagegen habe ich auch nichts, nur gegen den Beigeschmack, den das Wort bei uns hat. Selbstverständlich bin ich nicht der einzige Psychosomatiker und freue mich, wenn jüngere wie Professor Christian Schubert von der Uni Innsbruck nachkommen.11 Vieles, was ich aus Erfahrung in Krankheit als Symbol beschrieben habe, belegt er mit Studien und eröffnet ihm damit hoffentlich noch erfolgreicher Eingang in die Schulmedizin.
Weder bin ich Vegan- noch Fastenpapst, spreche nie ex cathedra und habe keinesfalls den Anspruch, absolute Wahrheiten zu »verkünden«. Ich halte viel von pflanzlich-vollwertiger Kost, und obwohl ich weiß, dass sie uns vor so vielen Krankheiten bewahren könnte, bin ich entschieden gegen jeglichen Zwang zu veganer Kost. Ich schreibe und spreche »nur« von meiner, von mir erfahrenen Wahrheit.
Viele Mittel und Rezepte probierte ich in den vergangenen vier Jahrzehnten aus, für mich und an mir zuerst. Was mir gut bekam und sich anschließend bei PatientInnen bewährte, habe ich – über Bücher und Videos – weitervermittelt.
Mir zumeist in Frageform zugespielte Bälle bemühte ich mich stets aufzufangen. Wer die Augen offenhält und sich für solche Zuspiele öffnet, bekommt viele Bälle. Da ich die Anregungen und die für mich passenden beibehalte und selbst ausprobiere, bin ich heute das Ergebnis einer Synergie verschiedenster Impulse.
Peace Food und Fasten(wandern) bewahrten mich zusammen mit Seminarzeiten in unserem Waldsaal in TamanGa seit fünf Jahrzehnten vor der Teilnahme an Grippewellen. Und das ist nicht etwa meiner guten Konstitution oder dem Glück geschuldet, denn es fing ganz anders an. Ich sammelte vieles auf, um meine eigenen gesundheitlichen Probleme zu lösen. So entdeckte ich früh Rechtsregulat und gutes Wasser aus reifen Quellen und wie gut es tut, es ausreichend und regelmäßig zu trinken. Bürsten sorgte schon morgens für Kribbeln in meinem Leben. Ganzkörper-Kneippen half der Durchblutung, und immer genug Sonne sorgte für genug Vitamin D und hoffentlich eine gewisse Besonnenheit. Gegen die Angst vor Rückenmarkschwindsucht wegen Onanierens half die Aufklärung des Großvaters, der ebenfalls Arzt war.
Einzelnen Komponenten allein ist Gesundheit selten zu verdanken. Das Ganze ist immer mehr als die Summe seiner Teile. Insofern darf – in diesem Buch – mein persönlicher Lebensstil durchscheinen.
Er scheint sich zu bewähren. Im Jahr 2021 beim fünfzigjährigen Abiturtreffen war ich doch froh über ihn. In den Augen ehemaliger Mitschüler war Ähnliches zu lesen. Einige waren schon gar nicht mehr da, andere fragten, was mein Trick sei. Dabei habe ich wie sie geatmet, nur wohl oft bewusster bei der Zen-Meditation oder mit »verbundenem Atem«, der mir so viele wundervolle Gipfelerlebnisse schenkte. Da sie meine Seele sehr beflügelten, werden wir dieser Art zu atmen noch ausführlich begegnen. Gegessen habe ich natürlich auch, aber seit fünfzig Jahren mit regelmäßigen Fastenpausen. Wohl auch nicht so viel, doch wahrscheinlich bewusster. Seit über vierzig Jahren ist Kurzzeitfasten mein täglich Brot, wobei ich schon seit Jahren kaum noch Brot esse. Da ich das Frühstück auslasse, ist jedes Mittagessen breakfast, Fastenbrechen. Dadurch erspare ich mir täglich eine Mahlzeit, viel Zeit, einiges Geld und gewinne viel Gesundheit.
Seit guten fünfzig Jahren meide ich Fleisch und Fisch, Molkereiprodukte und Eier, und seit zwölf Jahren und Peace Food achte ich strikt darauf, auch keinen Spuren von Tierprotein zu erlauben, sich versteckt einzuschleichen. Neben dem Schleim von Molkereiprodukten meide ich auch den Getreidekleber Gluten, weil beide meinem Hirn nicht bekommen.
Getrunken habe ich auch, aber wohl weniger Alkohol und viel mehr gutes Wasser. Bewegung war mir vielleicht wichtiger, jedenfalls bewusster bei sechs bis sieben Fastenwanderwochen im Jahr und vor allem auch geistige. Ich musste nie Jobs annehmen, sondern arbeitete immer in (m)einem Beruf, den ich ständig erweiter(t)e. Vielleicht war ich deshalb als Einziger beim Abitreffen nicht in Pension, sondern weiter meiner Berufung und konsequent (m)einem spirituellen Weg treu.
Die meisten hatten sich in Pension und Ruhestand vermehrt ihren Hobbys gewidmet. Ich bin froh, dass ich alles, was sie als Hobby außerhalb der Arbeit lebten, von Anfang an in meine Arbeit integrieren konnte. Seit über vierzig Jahren war Zen(-Meditation) für mich weit mehr Lebensstil als Beruf, und ich gebe seit Jahrzehnten Zen-Wochen »Fasten – Schweigen – Meditieren«. (M)ein Vorteil war wohl, all das weder als Arbeit noch als Verzicht oder Einschränkung, sondern als Chance und Glück mit Genuss und Freude zu erleben.
Meine Schreibmeditationen erfüllen mich bis heute mit Dankbarkeit, und ich freue mich, sie in warmen Wintern an schönen Plätzen zu genießen.
Zentral war für mich immer, meiner Liebe zu folgen, in Partnerschaft wie Beruf. Dem Arztberuf und der Berufung zu schreiben bin ich treu geblieben. Mit meiner ersten Frau Margit war ich 25 Jahre verheiratet, und wir sind weiter über unsere Tochter Naomi verbunden wie auch über die Arbeit vom Schreiben über gemeinsame Seminare bis zu Ausbildungen. Wundervolle Partnerschaften durfte ich erleben, und selbst wo sie in Enttäuschungen mündeten, konnte ich noch lernen und schließlich das Ende der Täuschung annehmen. Immer konnte ich »arbeiten« und meiner Aufgabe nachgehen und akzeptierte diesbezüglich keine Einschränkungen. So versäumte ich einiges an sozialer Gemütlichkeit, verbrachte keine Zeit in Cafés oder Bars und entwickelte wohl auch wenig Familiensinn. Möglicherweise standen LeserInnen und KursteilnehmerInnen immer mehr im Vordergrund.
Aber auch mit über siebzig bin ich noch glücklich mit (m)einer großen späten Liebe verbunden. Zusammen genießen wir viele Lebensfreuden und tanzen auf einigen uns wichtigen Hochzeiten sogar ausgelassener denn je. Das fünfzigjährige Abiturjubiläum war insofern eine gute Gelegenheit, zufrieden und dankbar auf meinen Weg zurückzublicken.
Aber was so beschwingt nach Dauerglück klingt, hatte natürlich auch Schatteneinbrüche und Tiefpunkte, die sich zumindest rückblickend als Wachstumschance entpuppten. Als ich eine frühe Jugendfreundin nach über zwanzig Jahren wiedertraf, kam sie auf mich zu und sagte spontan: »Ma, und du warst mal so fesch.« Selbst erschrocken über die ernüchternde Begrüßung, zeigte sie mir ein Foto aus Jugendzeiten. Dass sich meine schulterlangen blonden Locken schnöde davongestohlen hatten, war mir selbst aufgefallen. Aber die ehedem volleren Lippen nun so schmal zu sehen erstaunte und erschreckte auch mich. Aber es war ein guter Impuls zu Lebensstilvariationen in Richtung mehr Sinnlichkeit, Lebensfreude und -genuss.
Mit meinen 71 bin ich heute zufrieden. Ich musste in keinen Krieg und – wie gesagt –, seit ich mich erinnern kann, an keiner Grippewelle teilnehmen. Wegen Krankheit bin ich in meinem Berufsleben nie ausgefallen, und es gab so viel Schönes und Wunderbares.
Die drei Knochenbrüche, die ich in der Jugend erlitt, brauchte ich, um mich vor einer Skikarriere zu bewahren. Rückwirkend bin ich ihnen dankbar. Zu Studienbeginn war ich kränklich, unrund und unsicher und traute mich nicht, vor vielen zu sprechen. Das Schreiben hatte ich schon lange aufgegeben. Auf intensiven Reisen und durch Umstellung meines Lebensstils, Entdeckung von Meditation, Naturheilkunde und Homöopathie erholte ich mich und fand zu Vitalität und Fitness zurück. Dazu möchte ich in diesem Buch anregen.
Besonders schön ist dabei für mich, so viele Fortschritte in Theorie und Praxis melden zu können. Gesundes Essen und der Gegenpol Fasten sind so viel angenehmer und leichter geworden und obendrein auch noch nachhaltiger. Es gibt so viel mehr Wissen über gesunde Bewegung und den Erhalt der Gesundheit.
Auch bei mir gibt es persönliche gesundheitliche Herausforderungen. Mein Großvater und seine Tochter, meine Mutter, sind an Parkinson gestorben. Daher setze ich, auf Epigenetik vertrauend – auf Vorbeugung.
Froh, noch nicht am Stock zu gehen, laufe ich dennoch viel mit Nordic-Walking-Stöcken, um den ganzen Körper in Rhythmus zu bringen, achte besonders auf Darmgesundheit und den Erhalt (m)eines guten Riechers.
Neben der Therapie typischer Alterssymptome werde ich vor allem auf deren Vorbeugung eingehen und hoffe, meinen LeserInnen damit einiges zu ersparen. An Heilungen mitzuwirken und den Rahmen dafür zu bieten ist immer beglückend. Euch durch Vermittlung der Spielregeln des Lebens, der Krankheitsbilderdeutung und Peace Food sowie Fasten viel Leid durch Vorbeugung zu ersparen erfüllt mich aber noch mehr. Viele mögen das gar nicht erkennen. Für erspartes Leid wird man selten geschätzt. Die Arztseele beglückt es umso mehr.
Persönlich war entscheidend für mich, wie es mir gelang, schwere Herausforderungen zu bewältigen und daran zu wachsen, statt zu (zer)brechen. Das Wissen um den großen Herzfehler unserer Tochter und ihr Downsyndrom schon zu Beginn der Schwangerschaft war mit Abstand am schwersten für zwei so ausgesprochene Glückskinder wie meine erste Frau und mich. Aber auch diese Herausforderung wandelte sich in großes Glück. Diesbezüglich ist bis heute jeder Gedanke ein Danke.
Entscheidend dafür war die rechtzeitige Entdeckung der Schicksalsgesetze, die unser und alles Leben bestimmen. Sie hat so vieles erleichtert und war ein großes, wenn nicht das größte Geschenk. Sie sind zentral, um Heilung, Vorbeugung und die Verwirklichung von Vorsätzen auf die Reihe zu bekommen, genau wie die zwölf Lebens- und Urprinzipien kennen, verstehen und anwenden zu lernen, was ich meiner ersten Frau Margit verdanke.12
Ein kleines Geheimnis gibt es vielleicht doch: Im Laufe der Zeit durfte ich lernen, mehr meinem eigenen (Körper)gefühl zu vertrauen als Studien. Das hat sich bewährt, und ich rate es allen. Ich trinke einfach keinen Rotwein mehr, auch wenn es noch so viele Studien über seine kardioprotektive (herzschützende) Wirkung gibt. Er führt bei mir zu mehr Schlafbedürfnis und bekommt mir im Gegensatz zu roten Trauben schlecht. Nach Rotwein auf dem Rücken schlafend, soll ich sogar schnarchen. Also stelle ich lieber maulend fest, dass die meisten der Studien aus Bordeaux stammen, und überlasse Rotwein meiner Partnerin nach minimaler Kostprobe. Die soll zeigen, wie aufgeschlossen ich weiterhin bin.
Was gesund ist, was wir brauchen, ist kein Geheimnis: gute Luft, gutes Wasser, das Feuer der Begeisterung und gesunde Mutter Erde. Obendrein gute Kost, Sinnenlust und begeisternde Ideen – und natürlich intelligente GesprächspartnerInnen, bevorzugt solche, die auch nicht (viel) googeln … und intelligente und geneigte LeserInnen. Danke, dass ihr mich immer noch lest!
Ein kleiner Geheimtipp doch noch: Mir selbst helfen, indem ich anderen helfe, ging immer Hand in Hand und gut. Medizin wurde (mir) so zum Weg, Nachdenken zum Hobby, Schreiben zur Meditation und Sprechen zur Freude. Rückwirkend für mich eine gute Kombination und Synergie.
Die meisten dieser Impulse sind jederzeit, später und auch in ganz anderen Lebensabschnitten umzusetzen, wie ich immer wieder den Rückmeldungen vieler SeminarteilnehmerInnen entnehmen kann. Danke auch dafür!
Zusammen mit den Filmen, auf die wir noch zu sprechen kommen, mag sich unser Unterfangen über ein Buch hinaus entwickeln. Mein persönliches Alter wird durch Meditationsübungen und Filme jedenfalls sehr bereichert. Warum also nicht zusammen älter werden und dabei jünger bleiben?
Teil I Deutung und Be-deutung
Embracing Age – Das Alter annehmen und umarmen
Wir säen Gemüse und pflanzen Bäume, um die Früchte zu ernten, aber natürlich erst im Herbst, damit sie reif sind und uns energetisch durch den Winter helfen. Keinesfalls verlieren wir im Hochsommer oder vor der Erntezeit das Interesse an ihnen. Im Gegenteil erwarten wir sehnsüchtig ihre Reife im Herbst.
Beim Hausbau lässt ebenfalls unser Interesse mit Richtfest oder Firstweihe nicht etwa nach, sondern wir bauen engagiert fertig und richten ein. Alles zielt auf die letzte Phase, Einzug und anschließendes Bewohnen. Was sich ein Leben lang an materiellen Erinnerungsstücken angesammelt hat, findet seinen Platz – so wie die immateriellen Erinnerungen im Bilderalbum unserer Seele und die großen Ideen im Gehirn.
Warum nur sollte es im Leben umgekehrt sein? Warum genießen wir nicht das ruhigere Leben im Körperhaus, das wir uns ein Leben lang gebaut und im Idealfall gut erhalten und gepflegt haben? Warum nicht den Schatz der gesammelten Bilder, Erlebnisse und Ideen zu einer umfassenden Weltanschauung reifen lassen, einer Lebensphilosophie, die trägt und dem Ganzen Sinn gibt?
Also lasst uns das Alter nicht als unliebsamen letzten Lebensabschnitt missverstehen und es falsch einordnen. Es ist die Zeit der Ernte mit mehr Freiheit und weniger Verpflichtungen. Nun geht es vielmehr um Reife und Exzellenz als um Üben, Pflicht und Müssen, um Bewusstsein statt Arbeit, Transzendenz statt Transpiration, um Ein- und Loslassen zugleich. Mehr um Weisheit als Faktenwissen – und wenn, dann mehr um Wissensvermittlung als Lernstress.
Lehren und leeren sind kein Widerspruch. »Integrale Medizin« lehrend, rede und schreibe ich mir einiges von der Seele in der Hoffnung, andere können es brauchen und ich es im Alter allmählich loslassen und übergeben. Bei der Zen-Meditation leere ich meinen Geist, versuche es jedenfalls über Jahrzehnte immer wieder von Neuem in der Hoffnung, letztlich mein Bewusstsein so zu leeren, dass die Erleuchtung Platz darin findet. Exzellenz und Brillanz und letztlich Transzendenzerfahrungen entstehen so. Nur durch Schleifen kann ein Diamant zum Brillanten werden. Darauf zielt der Vajrāyana-Buddhismus. Seine Anhänger sprechen vom »Diamant-Fahrzeug« und meinen damit den Körper. Sie schleifen ihn ein Leben lang mit Hingabe, um schließlich zu brillieren, wenn er die Erfahrung der Freiheit und des Seins nicht mehr mit Blockaden oder Verunreinigungen stört.
Das Wesentliche aber bleibt die geistig-seelische Einstellung, weswegen sie hier gleich am Anfang kommt. Es gibt auf allen Ebenen so viel Hoffnung. Folgen wir der Quantenphysik, ist fast alles Energie und entsteht ständig neu.
Dass 90 Prozent unserer Gedanken dieselben sind wie gestern, ist erforscht und bekannt, muss aber nicht so bleiben. Wir könnten jeden Tag als Chance zum Neuanfang und -start nutzen. Selbst auf der vergleichsweise trägen Körperebene ist ständige Erneuerung im Gange. Jede Minute tauscht unser Organismus circa 3000 Millionen alte Zellen gegen neue aus. All unsere Organe erneuern sich auf Zellniveau in einem fort. Innerhalb von zwei Jahren wird die gesamte Leber ersetzt. Bei ihr geht das so weit, dass sie – etwa wegen Krebsbefall zur Hälfte weggeschnitten – nach zwei Jahren völlig regeneriert und wie neu ist. Selbst so feste Gewebe wie die Knochen sind nach zehn Jahren komplett erneuert. Unser Körper kann es also, auch wenn die Regenerationsfähigkeit der Leber einzigartig ist. Aber unser Gehirn kann ebenfalls wahre Wunder vollbringen beim Kompensieren entstandener Schäden.
Mein Lieblingsheiliger Franz von Assisi nennt den Körper »Bruder Esel«, wohl weil er so viel aushält, so zäh und so leistungsfähig, aber auch so stur ist. Bruder Esel braucht unsere Zuwendung und viel Erziehungsarbeit und -einsatz.
Aber da ist immer noch der Schatten und manchmal ein Zuviel – sogar des Guten. Eltern von Einzelkindern, die diese mit der Energie und Liebe überschütten, die früher zehn bis vierzehn Kinder abbekamen, könnten das als ein Zuviel des Guten erkennen. Der Jugendkult der Konsumgesellschaft mag wirtschaftlich verständlich sein, aber ist er auch vernünftig und förderlich? Bekommt er wenigstens den Jungen gut, und wie wirkt er auf Alte, die auf der Strecke bleiben?
Modernen Gesellschaften, in denen der Tod tabuisiert wird, in denen Hochbetagte zum Teil in Heime abgeschoben werden, fehlt ein wichtiger Fixpunkt der Auseinandersetzung. Für mich zeigt sich dies an der Angst vor dem Tod, die bei jeder Gelegenheit aufbrechen kann. Ob jemand Angst vor der Pandemie, der Impfung oder dem wirtschaftlichen Konkurs hat, in der Tiefe ist es immer Panik davor unterzugehen und somit letztlich Todesangst. Wo schon aus Todesangst alle ur- oder steinalt werden, aber nicht sein wollen, weil das Alter keine Achtung und wenig Respekt erfährt, verwickeln wir uns in Teufelskreise. Wenn – wie schon angedeutet – alle etwas werden wollen, was dann niemand sein will, werden und enden alle (tod)unglücklich.
Von der ursprünglichen Einschätzung des Todes als (Er)lösung sind wir inzwischen meilenweit entfernt. Das spiegelt sich auch in unserer Sicht seiner Gestalt. Vom weisen Hüter der Schwelle verkam er zum gnadenlosen Sensenmann. Aus Freund Hein und Gevatter Tod wurde eine schrecklich bedrohliche Unperson. Tod und Angst gehören zur zehnten Lebensbühne (siehe Anhang), der wir im weiteren Verlauf des Buches noch öfter begegnen werden. In Todesangst vereinen sich beide (Lern)aufgaben.
Nun weiß die indische Philosophie und sagte angeblich schon Oscar Wilde: »Am Ende wird alles gut, oder es ist noch nicht das Ende.« Demnach ist, was wir heute ansteuern, gar kein Ende – jedenfalls kein angemessenes. Andererseits wissen wir mit dem Volksmund: »Ende gut, alles gut.« Daraus folgt: Ist das Ende nicht gut, ist alles ungut. Das heißt, wir müssen etwas ändern, um uns aus diesem kollektiven Elend mit schlechtem Ende zu befreien.
An der fortschreitenden Missachtung des Lebensendes nehmen auch andere Lebensphasen Schaden. Neben dem Theater um Einzelkinder, die das Ausmaß an Zuwendung und »Overprotection« kaum noch ertragen, haben wir den Jugendkult, der die meisten Jugendlichen keineswegs glücklich aussehen lässt. Aber auch das moderne Beziehungsdesaster, das Verkommen der Berufe zu Jobs wie auch das Elend mit der kollektiv verpassten Umkehr in der Lebensmitte stellen Lernaufgaben dar. Im Rückblick sind diese Themen leichter zu erkennen und oft noch nachholbar.
All das lässt den Herbst des Lebens nicht gerade in bunten Farben erstrahlen und auch keinen goldenen Oktober erwarten. Das Ende als Projektionsfläche für die Lebens- und Todesangst statt als (Er)lösung schlägt auf das ganze Leben zurück und beschädigt es nachhaltig. Wer also nur aus Todes- und meist auch Lebensangst alt werden will, am Alter und glücklichen Abschluss des Lebens aber kein Interesse hat, ist auf schlechtem Weg in großer Ver(w)irrung.
Beispiele anderer Kulturen wie etwa die auf Bali, die das Alter nicht nur schätzen, sondern ehren, könnten uns mit ihren glücklicheren Menschen durchaus bessere Wege weisen. Als Flüchtlingskind glücklich, mich nirgends festgeklammert, sondern viele schöne, lange, sonnige Winter in Asien genossen zu haben, fühlte ich mich in Bali besonders wohl. In der Achtung des Alters können wir vom Osten lernen, von Bali, aber vor allem auch von der japanischen Kultur.
Um Glück zu finden, reicht es aber nie, auf gesellschaftliche Änderungen zu warten. Vater Staat hat uns diesbezüglich bisher fast immer enttäuscht. Mutter Natur ist da der bei Weitem verlässlichere Elternteil. Wir sollten nur Vater Staat und uns nicht erlauben, sie so nachhaltig zu zerstören.
Tatsächlich kann jede(r) von uns ganz für sich allein beginnen, glücklich zu werden – jetzt gleich. Dazu will dieses Buch anleiten und (Lebens-)Lust vermitteln.
Natürlich wäre es für uns alle in einem entwicklungsförderlichen kollektiven Feld leichter und beglückender. Insofern hoffe ich besonders auf neue LeserInnen. Über die Vorbereitung auf ein gesundes, glückliches Ende lassen sich alle Lebensphasen auf dem Weg dorthin befruchten, und das Feld ansteckender Gesundheit lässt sich ausbauen. Hier ist eine im wahrsten Sinne des Wortes wundervolle Synergie möglich: Während wir uns persönlich helfen und nützen, bauen wir am gemeinsamen Feld. Hoffentlich gelöst von der verarbeiteten und überwundenen Vergangenheit – im erfüllten Leben einer glücklichen Gegenwart angekommen, können wir uns auf ein gutes Ende einstellen und besonnen darauf zuleben.
Wer das Alter, statt es als unliebsamen letzten Lebensabschnitt zu verkennen, als Zeit der Ernte begreift – mit mehr Freiheit und weniger Verpflichtungen –, kann Altern als Geschenk annehmen. Als Zeit der Reife und Exzellenz, der Bewusstseinserweiterung und Erfahrung von Transzendenz – als eine Zeit, in der nichts mehr zu verlieren, aber noch vieles zu gewinnen ist, lässt es sich als Chance erleben und wahr- und wichtig nehmen. Wir erkennen dann zunehmend, wie sehr das Alter(n) die Zeit ist, in der wir entscheiden, ob und inwieweit unser Leben gelingt.
Die Weitergabe von Wissen und Weisheit
Die Aussichten sind hervorragend, besonders wenn wir unsere Erfahrungen den Kind(eskind)ern weitergeben. Damit bereichern wir ihr Leben mit Weisheit und unseres mit der Wiederentdeckung des »Inneren Kindes«. Das ist besonders beglückend, wenn wir im Sinne indigener Kulturen, kaum sind die eigenen Kinder aus dem Haus oder Tipi, alle Kinder der Gemeinschaft als unsere (an)erkennen und annehmen. Aus der Zuwendung der Groß(en)-eltern zu den Enkeln sei unsere Erfolgsgeschichte unter den verschiedenen Menschentypen entstanden, besagt die sogenannte Großmutter-Hypothese aus der biologischen Anthropologie.
Die Übernahme der Verantwortung der Groß(en)mütter habe deren Töchter als neue Mütter wesentlich entlastet. Sie konnten die Stillzeiten von über vier auf gute zwei Jahre reduzieren und so mehr Kinder bekommen. Das führte einerseits zu Kinderreichtum und wachsenden Familien, wo Kinder miteinander spielten und voneinander unter Anleitung und Aufsicht der Groß(en)mütter und vielleicht -eltern lernten. Dadurch wurden diese wichtig, fanden Anerkennung und blieben länger. So entwickelte sich überhaupt erst eine zweite Lebenshälfte. Tatsächlich sind wir die einzige Menschenart, die sich diese Chance eröffnet und damit ein ganz neues Kapitel in der Geschichte des Lebens aufgeschlagen hat, das der Kultur.
Nach dem Schweizer Psychiater C. G. Jung (1875–1961) ist die erste Lebenshälfte der Natur, dem Zeugen von Kindern und dem Lebenserhalt, die zweite der Kultur im Sinne von Kult, (Lebens)-kunst und Muße zu schönen Dingen, aber vor allem auch geistig-seelischer Entwicklung zu widmen. Insofern verdanken wir nicht nur das Thema dieses Buches, sondern noch so unendlich viel mehr den Groß(en)müttern.
Wen andererseits die Großmutter-Hypothese nicht überzeugt, der könnte doch zur Kenntnis nehmen, dass bis heute – laut Studien – die Zahl der Kinder einer Familie pro 100 Kilometer Entfernung zum Wohnsitz der Großeltern um 0,6 abnimmt und auch die kindliche Gesundheit. Das heißt, bei 500 Kilometern Entfernung sind es schon drei Kinder weniger, und die wenigen sind weniger gesund.13
Hier wird deutlich, was das typische moderne Leben Kindern antut: Neben den Groß(en)eltern entzieht es ihnen oft auch noch den Vater durch Arbeitsüberlastung und die Mutter wegen der Notwendigkeit des Hinzuverdienens. Wen wundert es da, wenn Kinder mit zunehmender Tendenz selbst hyperaktiv und immer öfter auch autistisch reagieren? Darüber hinaus entwickeln sie zunehmend psychiatrisch relevante Krankheitsbilder von Essstörungen bis zu Depressionen mit Suizidneigung. Auch das ist »nur« die Übernahme von Mustern der Erwachsenen, leidet doch – laut EU-Untersuchung – in dieser denkwürdigen Union ein erheblicher Teil der Bevölkerung unter psychiatrischen Krankheitsbildern. Knapp 8 Prozent der Gesamtbevölkerung sind depressiv. Deutschland liegt mit über 9 Prozent an zweiter Stelle hinter Luxemburg mit 10 Prozent. Eine andere Untersuchung kam zu dem Ergebnis, in Deutschland erlitten 1 bis 2 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens eine Psychose.14 Das sind zwischen 800 000 und 1,6 Millionen. Psychische Störungen nehmen insgesamt dramatisch zu. In der Corona-Pandemie haben Depressionen und Angstsyndrome noch erheblich zugenommen.15 Die seelischen Folgeschäden sind für Familien teilweise schwerwiegend, insbesondere durch Maßnahmen wie Homeschooling und dergleichen überfordernde »Maßnahmen«.
Für spirituelle Menschen ist jedes Ende ein neuer Anfang, hängt doch alles mit allem zusammen. Insofern ist es noch wichtiger, das Alter von seinem Grauschleier und dem Grauen zu befreien, das es bei vielen modernen Menschen auslöst.
Vitale Groß(e)eltern können den Enkeln schon die Spielregeln des Lebens und überhaupt spirituelles Wissen vermitteln. An der eigenen Geschichte zu demonstrieren, wie Altern gelingen kann und dass es keine Leidenszeit sein muss, ist für uns Alte durchaus beglückend. Wir dürfen mit unserer Erfahrung dafür einstehen, was für ein Irrtum die vom christlichen Bodenpersonal heute so häufig vermittelte Drohbotschaft ist. Christus, als Begründer unserer Kultur, hatte mit den Evangelien ausdrücklich eine Froh(e)botschaft im Sinn.
Groß(e)eltern können vorführen, wie sich mittels echter Vorbeugung auch aus der Drohbotschaft der Schulmedizin eine Frohbotschaft, angelehnt an Mutter Natur und die Weisheit der Volksmedizin, entwickeln und verwirklichen lässt.
Das Alter bleibt wie alle (Lebens)zeit eine des Lernens. Aus der eigenen und der allgemeinen Geschichte lässt sich so viel lernen. Ersteres läuft auf Psychotherapie und ein persönlich glücklicheres Leben hinaus, Letzteres auf Friedenssicherung.
Die Geschichte sei eine wundervolle Lehrerin, betonte die österreichische Dichterin Ingeborg Bachmann, sie finde nur keine Schüler. Das können und dürfen wir ändern. Als Alte sind wir die bevorzugten SchülerInnen der Geschichte, des Lebens und des Schicksals. Wir könnten Erkanntes an die (über)nächste Generation weitergeben, allerdings weniger durch Belehrung und Ratschläge als bevorzugt durch lebendige gute Beispiele. Wundervolle Vorbilder, wie wir sie zuhauf in geeigneten Filmen und im Leben finden, können im wahrsten Sinne des Wortes entscheidende Hilfe bieten. Was etwa ist die alte lebensfrohe und -satte Maude für eine begeisternde Lehrerin für den jungen lebensmüden Harold im nach beiden benannten zeitlosen Kultfilm?16
Altern und Zeitmanagement
Wer nichts mehr zu verlieren hat, kann nur noch gewinnen und geistig-seelisch und spirituell wachsen, während der Körper etwas schrumpft, was die nun anstehende Grundtendenz verdeutlicht: Die Schwerpunkte dürfen sich vom Körperlich-Materiellen zum Immateriellen und idealerweise Spirituellen verschieben. Was für eine Entlastung! Wir müssen uns nicht mehr in Fitnessstudios abmühen, in Boutiquen modisch einkleiden und in Friseursalons in langweiligen Sitzungen stylen lassen. Statt sich lange Zeiten vor immer schamloser die alte Wahrheit enthüllenden Spiegeln zu quälen, ist es so viel beglückender, einfach zu lesen und zu leben, worauf wir Lust haben und was uns Spaß und Freude bringt.
Von jetzt an geht es mehr um Seele als Körper, den wir mit geringem Aufwand in Schuss halten können, ohne mit ihm noch hervorstechen oder irgendeinen Vogel abschießen zu müssen.
Deshalb können wir uns auf dieser gemeinsamen Wegstrecke auch duzen, denn die Seele zu siezen ist wirklich lächerlich. Das entspricht weder ihrer noch irgendeiner Natur. Wir haben das in Mutter Natur auch nie getan, etwa auf den Höhen ihrer Berge oder in den Tiefen ihrer Meere. Oberhalb von 1000 Metern gibt es kein »Sie«, wie auch nicht beim Segeln auf hoher See oder einem See, weder in ihren Dschungeln noch Wüsten, beim Schwimmen und Tauchen in ihren Wassern, nicht beim freien (Drachen)fliegen oder auch nur Wandern in ihren Auen und Wiesen, Wäldern und Klettern in ihren (Fels)wänden. »Siezen« hat mit Vater Staat zu tun, von dem wir uns im Alter erleichtert und unabhängiger, insgesamt (be)frei(t)er von seinen Vorschriften, Maßnahmen und seiner Bürokratie absetzen dürfen. Dabei bewährt es sich, immer öfter in Mutter Natur Zuflucht zu nehmen und sich in Sicherheit zu bringen. In ihr dürfen wir den langen Atem der SiegerInnen entwickeln und ihn genießen und nebenbei zu gesundem Altern nutzen.
Per Du wird das Alter noch mehr zur Chance und zum großen Geschenk. Da darf eine neue Freiheit wachsen, die weit über die der Ökonomie hinausgeht. Wer nicht mehr arbeiten muss und mit Pension und Rente trotzdem sein Auskommen findet, bekommt viel Frei(e)zeit geschenkt.
Im Alter darf ruhig vieles viel länger dauern. Beim Essen ist das besonders wichtig, betrifft es doch das »Wie« von den vier »Ws« des Essens, das bei mir gleich nach dem »Wann« und noch vor dem »Was« und »Wie viel« rangiert.
Nachsicht und andere angenehme kleine Vergünstigungen gibt es reichlich – die Kundenkarte der österreichischen Bundesbahnen (ÖBB