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Die Taoisten sahen die Persönlichkeitsentwicklung im Wesentlichen als einen Disidentifikationsprozeß und verfolgten somit einen völlig anderen Ansatz als die westliche Psychologie. In der vorliegenden Schrift beschreibt der langjährige Meisterschüler von Prof. Chee Soo und Dipl. Heilpädagoge die grundlegenden Annahmen und praktischen Wege einer spirituellen Psychologie.
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Seitenzahl: 21
Das erklärte Ziel der meisten westlichen psychologischen Ansätze ist die
- Stärkung und Integration des Ich,
- die Korrektur des Selbstbildes,
der Aufbau von Selbstvertrauen, realistischen Zielvorstellungen und dergleichen.
(Wilber, 1987).
Westliches Denken ist im wesentlichen eine Philosophie des Dualismus von Einheit und Vielheit, Chaos und Ordnung, Einfachheit und Komplexität.
Von „Instinkt versus Intellekt, Welle versus Teilchen, Positivismus versus Idealismus, Materie versus Energie, These versus Antithese, Geist versus Körper“.(Wilber 1987,S.31).
Unsere Wissenschaft ist besessen vom Rausch des Messens und Quantifizierens und alle Behauptungen sind auf das objektiv Meßbare und Verifizierbare zu beschränken.
Zur einzigen Wirklichkeit wurde das erhoben, was gemessen werden konnte, und damit wurden die Weichen gestellt für Jahrhunderte eines geradezu zwanghaften Strebens nach immer genauerer Quantifizierung unserer Welt.
Die Ziele östlicher Ansätze bestehen eher darin, einen Zugang zu einem Bewußtseinszustand zu finden, „der vollkommene Befreiung von der Grundursache allen Leidens verheißt, der all die beunruhigenden Fragen über das Wesen der Wirklichkeit auflöst und unserer rastlosen und friedlosen Suche nach Frieden ein Ende bereitet“.(Wilber 1987,S.22).
In der taoistischen Psychologie wird der menschliche Organismus als ein System gesehen, dessen sämtliche Teile miteinander verbunden und voneinander abhängig sind.
Gleichzeitig ist dieses System integraler Bestandteil umfassenderer Systeme, was wiederum bedeutet, daß sich das Individuum in einer ständigen Wechselwirkung mit seiner physischen und gesellschaftlichen Umwelt befindet; ständig von dieser beeinflußt wird, aber auch seinerseits auf sie einwirken und sie verändern kann.
Das taoistische Denken und Fühlen wurzelt in dem Prinzip der Polarität, was nicht zu verwechseln ist mit dem Begriff des Gegensatzes.
Denn hierbei kämpft das Licht mit der Finsternis, das Leben mit dem Tod, das Gute mit dem Bösen, wobei dann das eine zu bejahen und das andere zu verneinen ist.
In der taoistischen Vorstellung besteht die Lebenskunst darin, Yin und Yang ins Gleichgewicht zu bringen, da das eine nicht ohne das andere existieren kann.
Die Grundannahme der taoistischen Psychologie basiert auf der Überzeugung, daß alle Manifestationen der Wirklichkeit von einer dynamischen Wechselwirkung zwischen zwei polaren Kräften erzeugt werden, die als Yin und Yang bezeichnet werden.
Gemäß taoistischer Vorstellung ist die Wirklichkeit, deren innerstes Wesen als das Tao bezeichnet wird, ein Prozeß kontinuierlich-zyklischen Fließens und Wandels, und alle Vorgänge die wir beobachten können, sind Teil dieses dynamischen Prozesses.