Das Tao der Erziehung - Norbert Meller - E-Book

Das Tao der Erziehung E-Book

Norbert Meller

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Beschreibung

Die Förderung und Gefährdung seelisch-geistiger Entwicklung aus heilpädagogisch-taoistischer Sicht ermöglicht eine neue Sichtweise zum Verstehen problematischer Erziehungssituationen.In dem Buch werden die sieben Bereiche seelisch-geistiger Entwicklung beschrieben, deren Probleme geschildert und die entsprechenden heilpädagogisch-taoistischen Konsequenzen aufgezeigt.

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Norbert Meller

17 Jahre lang persönlicher und Höchstgraduiertester Schüler außerhalb Englands von Prof. Chee Soo, dem letzten Großmeister des legendären Lee Stils.

Übersetzung verschiedener Bücher von Prof. Chee Soo ins Deutsche für den Kösel Verlag. Organisation der Seminartätigkeit von Prof. Chee Soo in Deutschland und Niederlande.

Entwicklung, Durchführung und Evaluation verschiedener pädagogisch-therapeutischer Konzepte für gewalttätige, traumatisierte Kinder und Jugendliche.

Gründer und Senior Instruktor der Taoist Movement - TAMO e.V.

Norbert Meller

Studium der Heilpädagogik in der Tradition von Paul Moor mit Abschluss Dipl. Heilpädagoge.

Projektleiter Modell „Leben lernen“ für schwersttraumatisierte Kinder und Jugendliche.

Ausbildung zum Psychotraumatologischen Fachberater.

zertifizierter PART® Trainer (Professional Assault Response Training).

Mehrjähriger Lehrbeauftragter der Fachhochschule Dortmund.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Vorwort

Förderung & Gefährdung seelischgeistiger Entwicklung

Die Bedeutung des Antriebs

Die Bedeutung der Stimmungen

Die Bedeutung der Affekte

Die Bedeutung der Erlebnisse

Die Bedeutung der Beziehungen

Die Bedeutung des Willens

Die Bedeutung der Werte

Literatur

Einleitung

Während meines Studiums bei Prof. Chee Soo in den Taoist Cultural Arts - TCA, begann ich auch mein Geisteswissenschaftliches Studium der Heilpädagogik, nachdem ich folgenden Satz des berühmten Heilpädagogen Paul Moor gelesen hatte:

Nicht gegen den Fehler, sondern für das Fehlende.

Dieser Satz gibt das taoistische Konzept der Lehre von Yin und Yang wieder, diesmal jedoch vor einem erzieherischen Hintergrund.

Nach weiteren Jahrzehnten meiner Schulung durch einen der größten taoistischen Meister heutiger Zeit sowie meiner heilpädagogischen Arbeit entstanden verschiedenste Manuskripte, Schriften, Aufzeichnungen. Sie reflektieren meine eigene taoistische Schulung und Gedanken meines Lehrers aus vielen gemeinsamen Gesprächen.

Allen Schriften gemeinsam ist das Bestreben, aktuelle erzieherisch – philosophische Fragestellungen aus taoistischer Sicht zu betrachten und somit vielleicht auch andere Sichtweisen zu zeigen. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass uns die taoistische Philosophie in vielen aktuellen Problematiken heutiger Zeit Orientierung geben und zu einer Neuausrichtung unserer individuellen Lebensperspektive führen kann.

Nach dem Tod meines Lehrers im Jahre 1994 kam bei mir stets mehr der Gedanke, das bisher schon Geschriebene zu überarbeiten und das Medium Internet als Kommunikationsplattform zu nutzen und hier zu publizieren.

Ich wünsche Ihnen viele anregende Momente beim Lesen.

Ihr Norbert Meller

Vorwort

Aus taoistischer Sicht ist gestörtes Verhalten nicht nur Ausdruck einer bestimmten seelisch-geistigen Fehlentwicklung, sondern ebenso der Beginn einer wachsenden Gefährdung menschlicher Entwicklung.

Diese Gefährdung kann folgende Bereiche der seelisch-geistigen Entwicklung betreffen:

den Antriebsbereich

den Stimmungsbereich

den affektiven Bereich

den Erlebnisbereich

den Beziehungsbereich

den Willensbereich

den Wertbereich

Man kann Verhaltensstörungen in Einzelerscheinungen zerlegen, nur ergeben sich hieraus noch keine Zusammenhänge und der Sinn der Störung selbst bleibt uns verborgen.

Wirkliche Erkenntnis vollzieht sich nur im menschlichen Umgang und nicht im angeordneten Experiment.

Indem wir auch im schwierigen Kind nicht ein mehr oder weniger willfähriges Objekt sehen, nehmen wir in Kauf, daß jedes Kind vom Wünschbaren abweichen kann.

Es gehört zu seiner Freiheit, zu verweigern, was wir für wichtig und erstrebenswert halten.

Der taoistische Umgang mit Verhaltensgestörten wird erst dann wirksam, wenn eine hohe Bereitwilligkeit zur Selbstreflexion und Selbsterziehung hinzukommt.

Wer sich mit schwierigen Kindern befaßt, sieht sich ständig herausgefordert, zum Dialog gezwungen und zur Korrektur der eigenen Lebenssicht veranlaßt.

Verhaltensstörungen aus taoistischer Sicht beurteilen heißt, sie im Zusammenhang eines ganzen, unter Umständen eben verfehlten Lebensentwurfs zu sehen, der wiederum nur verglichen mit dem allgemein Wünschbaren und Wesentlichen menschlicher Lebens-auffassung als verfehlt erkannt werden kann.

Jeder Mensch braucht Erziehung.

Dies hängt zutiefst mit seinem Wesen zusammen, der Tatsache nämlich, daß wir nicht schon als Menschen geboren werden, sondern erst noch zu Menschen werden müssen.

Der Mensch ist weder von der Anlage her ein für allemal festgelegt noch in der zufällig gegebenen Umwelt eingesperrt. Sein Leben verläuft nicht nur in biologisch vorbestimmten Bahnen.

Jeder Mensch steht z.B. immer wieder vor der Situation des eigenen Ungenügens.

Er ist unzufrieden und sinnt darüber nach, wie es anders sein könnte, wie es anders sein sollte.

Es ist ein Merkmal menschlicher Reife, Aufgaben zu erfüllen, für andere da zu sein, einer Sache zu dienen.

Solche Fähigkeit zur Hingabe, die aus eigenem Entschluß erfolgt und nicht mit Anpassung und Unterordnung verwechselt werden darf, ist der Ausdruck eines gereiften Willens.

Es gibt im emotionalen Leben Unterschiede. Nicht alles spricht uns gleich umfassend und nachhaltig an.

Wo sich der Mensch mehr und mehr jenen emotionalen Gehalten zuwendet, die ihn dauerhaft und in der Tiefe erfüllen, ist dies ein Zeichen eines reifenden und sich vertiefenden Gemütslebens.

Erst in der Gegenüberstellung zum vollen Leben können verarmte und einseitige Daseinsformen als solche erkannt werden. Voraussetzung hierzu ist die Erfahrung eines sinnvollen Lebens.

Es ist für die taoistische Praxis bedeutsam, daß subjektive Sinnzuweisung im Verlauf der Zeit veränderbar ist; denn aufgrund dieses Sachverhaltes kann der Sinn pädagogischem Wirken zugänglich werden.

Eine Sinnverwirklichung ist nur im Rahmen einer Wertverwirklichung denkbar.

Die Abhängigkeit von Werten und Normen macht den Sinn somit zu einer zentralen sozialen Kategorie.

Der Sinn des Ganzen ist in den Elementen und ihren Bezügen gleichsam aufbewahrt und muß dort gefunden werden.

Sehen wir den Menschen als ein Element des Seins, so trägt er den ganzheitlichen Sinn zwar in sich; er kann ihn aber von sich aus nicht neu festlegen, nicht geben, er muß ihn suchen, finden, erfahren.

Bezogen auf kindliches Lernen bedeutet dies:

Lernen muß für das Kind zu seiner gegenwärtigen Lebensführung bedeutungsvoll sein. Dabei sind besonders sein Potential und seine Kompetenzen zu beachten.

Lernen muß für das Kind sinnorientiert geschehen und darf sich nicht im zweckvollen Erschöpfen.

Lerninhalte sind auf das Leben mit all seinen systemischen Facetten zu beziehen.

Jede bewußte erzieherische Intervention läßt sich in folgende vier Phasen einteilen:

Das Ziel der erzieherischen Maßnahmen muß klargesehen und formuliert werden. Am Anfang steht die Frage: Was will ich?

Welche Methoden und Mittel sind geeignet, um das pädagogische Ziel am besten zu erreichen?

Der Erzieher wählt jene Methoden und Mittel, die ihm geeignet scheinen für sein erzieherisches Vorgehen. Er schreibt sie sich selbst vor.

Alle jene Methoden und Mittel erweisen sich als die geeignetsten, welche die vielfältigsten erwünschten Wirkungen haben bzw. am meisten Verwendungsmöglichkeiten zulassen.

Förderung & Gefährdung seelischgeistiger Entwicklung

1. Die Bedeutung des Antriebs

Historisch gesehen gibt es die Unterscheidung von Geist und Trieb.

Das Geistige ist dabei jene Instanz, die sich unabhängig von natur-gegebenen Bedürfnissen und Neigungen selbst Zwecke setzt, nach denen sie handelt. Durch seine Geistigkeit ist der Mensch autonom.

Das Triebhafte dagegen wird zum Ausdruck von naturgegebenen Instinkten und Zwängen, welche elementaren Vitalfunktionen zum Durchbruch verhelfen.

In seiner Triebhaftigkeit ist der Mensch nicht Herr seiner selbst, sondern wird von unterschwelligen Kräften gedrängt, ist diesen sozusagen ausgeliefert.

Wir verzichten gänzlich auf den vieldeutigen Begriff „Trieb“ und ersetzen ihn durch Antrieb als Prinzip, das durch die ganze Vielfalt des Lebendigen hindurch wirksam ist.