Verhaltensstörung als Herausforderung - Norbert Meller - E-Book

Verhaltensstörung als Herausforderung E-Book

Norbert Meller

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Beschreibung

Aus heilpädagogischer Sicht ist gestörtes Verhalten nicht nur Ausdruck einer bestimmten seelisch-geistigen Fehlentwicklung, sondern ebenso der Beginn einer wachsenden Gefährdung menschlicher Entwicklung. Diese Gefährdung kann folgende Bereiche der seelisch-geistigen Entwicklung betreffen: den Antriebsbereich den Stimmungsbereich den affektiven Bereich den Erlebnisbereich den Beziehungsbereich den Willensbereich den Wertbereich

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Verhaltensstörung als Herausforderung

TitelseiteImpressum

Einleitung und Definition

Wenn wir Verhaltensstörungen aus heilpädagogischer Sicht definieren wollen, dann müssen folgende Gesichtspunkte berücksichtigt werden:

Eine Verhaltensstörung führt zu einer Fehlentwicklung oder zur Verzögerung und Hemmung der erwünschten Entwicklung des heranwachsenden Menschen.

Eine Verhaltensstörung ist abzugrenzen von einer vorübergehenden, 

entwicklungsbedingten Krise, die voraussichtlich wieder von selbst 

verschwindet oder doch mit üblichen Erziehungsmaßnahmen überwunden 

werden kann,d.h.

Verhaltensstörungen haben einen gewissen Grad von Beständigkeit und 

Festigkeit, so daß sie nur durch spezielle therapeutische bzw. heilpädagogische Maßnahmen korrigiert oder gebessert werden können.

Verhaltensstörungen sind grundsätzlich von Verhaltensweisen zu unterscheiden, die Folgen anderer Behinderungsfaktoren sind.

Eine Verhaltensstörung führt meist zu Komplikationen mit der Umgebung.

Somit lautet die Definition:

Unter einer Verhaltensstörung verstehen wir ein andauerndes, mehr oder weniger verhärtetes Verhalten, das Ausdruck oder Anlaß für eine seelisch-geistige Fehlentwicklung ist.

Für die Beurteilung menschlichen Verhaltens bieten sich uns zwei Wege an:

Die psychoanalytische Auffassung und die verhaltensanalytische Auffassung.

Die Tiefenpsychologie sieht das Verhalten als Folge eines aufzudeckenden Konfliktes, während in der Verhaltenstherapie das Verhalten selbst das eigentliche Problem darstellt, das beeinflußt werden muß.

Aus heilpädagogischer Sicht ist gestörtes Verhalten nicht nur Ausdruck einer bestimmten seelisch-geistigen Fehlentwicklung, sondern ebenso der Beginn einer wachsenden Gefährdung menschlicher Entwicklung. Diese Gefährdung kann folgende Bereiche der seelisch-geistigen Entwicklung betreffen:

den Antriebsbereich

den Stimmungsbereich

den affektiven Bereich

den Erlebnisbereich

den Beziehungsbereich

den Willensbereich

den Wertbereich

Man kann Verhaltensstörungen in Einzelerscheinungen zerlegen, nur ergeben sich hieraus noch keine Zusammenhänge und der Sinn der Störung selbst bleibt uns verborgen. Wirkliche Erkenntnis vollzieht sich nur im menschlichen Umgang und nicht im angeordneten Experiment. Indem wir auch im schwierigen Kind nicht ein mehr oder weniger willfähriges Objekt sehen, nehmen wir in Kauf, daß jedes Kind vom Wünschbaren abweichen kann. Es gehört zu seiner Freiheit, zu verweigern, was wir für wichtig und erstrebenswert halten.

Der heilpädagogische Umgang mit Verhaltensgestörten wird erst dann wirksam, wenn eine hohe Bereitwilligkeit zur Selbstreflexion und Selbsterziehung hinzukommt. Wer sich mit schwierigen Kindern befaßt, sieht sich ständig herausgefordert, zum Dialog gezwungen und zur Korrektur der eigenen Lebenssicht veranlaßt.

Verhaltensstörungen aus heilpädagogischer Sicht beurteilen heißt, sie im Zusammenhang eines ganzen, unter Umständen eben verfehlten Lebensentwurfs zu sehen, der wiederum nur verglichen mit dem allgemein Wünschbaren und Wesentlichen menschlicher Lebensauffassung als verfehlt erkannt werden kann.

Jeder Mensch braucht Erziehung.

Dies hängt zutiefst mit seinem Wesen zusammen, der Tatsache nämlich, daß wir nicht schon als Menschen geboren werden, sondern erst noch zu Menschen werden müssen. Der Mensch ist weder von der Anlage her ein für allemal festgelegt, noch in der zufällig gegebenen Umwelt eingesperrt. Sein Leben verläuft nicht nur in biologisch vorbestimmten Bahnen. Jeder Mensch steht z.B. immer wieder vor der Situation des eigenen Ungenügens. Er ist unzufrieden und sinnt darüber nach, wie es anders sein könnte, wie es anders sein sollte. Es ist ein Merkmal menschlicher Reife, Aufgaben zu erfüllen, für andere da zu sein, einer Sache zu dienen.

Solche Fähigkeit zur Hingabe, die aus eigenem Entschluß erfolgt und nicht mit Anpassung und Unterordnung verwechselt werden darf, ist der Ausdruck eines gereiften Willens.

Es gibt im emotionalen Leben Unterschiede.

Nicht alles spricht uns gleich umfassend und nachhaltig an. Wo sich der Mensch mehr und mehr jenen emotionalen Gehalten zuwendet, die ihn dauerhaft und in der Tiefe erfüllen, ist dies ein Zeichen eines reifenden und sich vertiefenden Gemütslebens. Erst in der Gegenüberstellung zum vollen Leben können verarmte

und einseitige Daseinsformen als solche erkannt werden. Voraussetzung hierzu ist die Erfahrung eines sinnvollen Lebens. Es ist für die heilpädagogische Praxis bedeutsam, daß subjektive Sinnzuweisung im Verlauf der Zeit veränderbar ist; denn aufgrund dieses Sachverhaltes kann der Sinn pädagogischem Wirken zugänglich werden. Eine Sinnverwirklichung ist nur im Rahmen einer Wertverwirklichung denkbar. Die Abhängigkeit von Werten und Normen macht den Sinn somit zu einer zentralen erzieherischen Kategorie. Der Sinn des Ganzen ist in den Elementen und ihren Bezügen gleichsam aufbewahrt und muß dort gefunden werden. Sehen wir den Menschen als ein Element des Seins, so trägt er den ganzheitlichen Sinn zwar in sich; er kann ihn aber von sich aus nicht neu festlegen, nicht geben, er muß ihn suchen, finden, erfahren.

Bezogen auf kindliches Lernen bedeutet dies:

Lernen muß für das Kind zu seiner gegenwärtigen Lebensführung bedeutungsvoll sein. Dabei sind besonders sein Potential und seine Kompetenzen zu beachten.

Lernen muß für das Kind sinnorientiert geschehen und darf sich nicht im 

zweckvollen erschöpfen.