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2014 RomCon Readers’ Crow-Gewinner!
Ha’ven Ha’darra ist der kurizanische Kronprinz. Die fortschrittliche Spezies, die für ihre Technologien bekannt ist, kann sich im Gegensatz zu den Valdierern oder Sarafinen zwar nicht verwandeln, dafür verfügen die Kurizaner jedoch über andere Kräfte, die sie vor allen geheim halten. Nicht einmal Ha’vens besten Freunde, Kreon Reykill von Valdier oder der Sarafiner Vox d’Rojah wissen, welche Kräfte in seinem tödlichen Körper schlummern.
Ha’ven erklärt sich bereit, seinem valdierischen Freund zu helfen, als dieser ihn braucht. Es gibt nur zwei Dinge, die seine innere Unruhe lindern – ein guter Kampf und ein noch besserer Abend mit einer heißen, willigen Frau. Im Gegensatz zu seinen beiden Freunden hat er nicht den Wunsch, sich zu binden. Er genießt seine Freiheit und die große Auswahl an Frauen, die ihm zur Verfügung stehen.
All das ändert sich jedoch, als er einen Blick auf die zarte Schönheit erhascht, die ihn ignoriert und so tut, als würde er gar nicht existieren. Sein Blut ruft nach ihr, und seine Magie brennt darauf, mit der ihren zu verschmelzen, doch sie blockt jeden seiner Annäherungsversuche ab.
Emma Watsons Leben war perfekt. Ihre Liebe für Musik und Tanz half ihr, ihre Schüchternheit zu überwinden, unter der sie ihr ganzes Leben lang gelitten hatte. Als sie eingeladen wird, mit einer Gruppe nach Südamerika zu reisen, um dort Kindern Musik und Tanz nahezubringen, hält sie dies für die perfekte Gelegenheit, um ihre wahre Bestimmung zu entdecken. Doch alles ändert sich, als sie von einem mächtigen Drogenbaron gekidnappt wird. Sie wird geschlagen und gezwungen, zuzusehen, wie andere Frauen gefoltert werden und zieht sich immer mehr in ihre eigene Welt zurück. Nur dort fühlt sie sich wirklich sicher.
Die außerirdischen Wesen, von denen sie gerettet wird, heilen zwar ihre körperlichen Verletzungen, doch auch sie können nichts gegen die schlimmen seelischen Wunden tun. Sie hat die Hoffnung aufgegeben, jemals in ihre Welt zurückzukehren, und auch ihrer Zukunft blickt sie eher düster entgegen. Deshalb versteht sie auch nicht, warum ein aufdringlicher Mann sie plötzlich nicht mehr in Ruhe lässt. Sie will nichts mit Männern zu tun haben! Sie verursachen nichts als Kummer und Schmerz. Daran hat sie nach der Tortur, die sie erlitten hat, keinen Zweifel! Warum sollte sie sich da ausgerechnet mit einem Kerl einlassen, der sie mit einer Hand zerquetschen könnte? Aber als der kurizanische Kronprinz Ha’ven sie sieht, kann er sich nicht vorstellen, eine andere zu lieben.
Die weltberühmte Autorin S.E. Smith präsentiert ein neues aufregendes Buch voller Leidenschaft und Abenteuer. Durch ihren einzigartigen Humor, die lebhaften Landschaften und die beliebten Charaktere wird dieses Buch garantiert ein weiterer Fan-Favorit!
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Seitenzahl: 345
Ich danke meinem Mann Steve dafür, dass er an mich geglaubt hat und so stolz auf mich war, dass ich den Mut hatte, meinem Traum zu folgen. Ein besonderer Dank gilt außerdem meiner Schwester und besten Freundin Linda, die mich nicht nur zum Schreiben ermutigt, sondern auch das Manuskript gelesen hat; und auch meinen anderen Freundinnen, die an mich glauben: Maria, Jennifer, Jasmin, Rebecca, Julie, Jackie, Lisa, Sally, Elizabeth (Beth), Laurelle, und Narelle. Diese Mädels geben mir Kraft!
Und ein ganz besonderes Dankeschön an Paul Heitsch, David Brenin, Samantha Cook, Suzanne Elise Freeman, Laura Sophie, Vincent Fallow, Amandine Vincent, und PJ Ochlan – die wunderbaren Stimmen meiner Hörbücher!
—S.E. Smith
Ha’ven's Lied : Die Krieger von Kurizan Buch 1
Copyright © 2024 bei Susan E. Smith
Erstveröffentlichung des E-Books auf EnglischNovember 2013
Erstveröffentlichung des E-Books auf Deutsch Juni 2024
Umschlaggestaltung von: Melody Simmons und Montana Publishing
ALLE RECHTE VORBEHALTEN: Kein Teil dieses Buches darf ohne ausdrückliche schriftliche Zustimmung der Autorin auf irgendeine Art und Weise vervielfältigt werden, dazu zählen auch vollständige oder teilweise elektronische oder fotografische Vervielfältigungen. Keine Teile dieses Werkes dürfen ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin für KI-Training verwendet werden. Alle Charaktere und Ereignisse in diesem Buch rein fiktiv. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen oder tatsächlichen Ereignissen oder Organisationen sind rein zufällig und von der Autorin nicht beabsichtigt.
Zusammenfassung: Emma Watson ist eine verschlossene Frau von der Erde, der großes Leid widerfahren ist, und als der kurizanische Kronprinz Ha’ven sie sieht, kann er sich nicht vorstellen, eine andere zu lieben.
ISBN: 9781963823127 (Taschenbuch)
ISBN: 9781963823110 (eBook)
Science-Fiction-Romanze – Außerirdische | Action-Abenteuer-Romanze | Magie
Veröffentlicht von Montana Publishing, LLC
und SE Smith von Florida Inc. www.sesmithfl.com
2014 RomCon Readers’ Crow-Gewinner!
Ha’ven Ha’darra ist der kurizanische Kronprinz. Die fortschrittliche Spezies, die für ihre Technologien bekannt ist, kann sich im Gegensatz zu den Valdierern oder Sarafinen zwar nicht verwandeln, dafür verfügen die Kurizaner jedoch über andere Kräfte, die sie vor allen geheim halten. Nicht einmal Ha’vens besten Freunde, Kreon Reykill von Valdier oder der Sarafiner Vox d’Rojah wissen, welche Kräfte in seinem tödlichen Körper schlummern.
Ha’ven erklärt sich bereit, seinem valdierischen Freund zu helfen, als dieser ihn braucht. Es gibt nur zwei Dinge, die seine innere Unruhe lindern – ein guter Kampf und ein noch besserer Abend mit einer heißen, willigen Frau. Im Gegensatz zu seinen beiden Freunden hat er nicht den Wunsch, sich zu binden. Er genießt seine Freiheit und die große Auswahl an Frauen, die ihm zur Verfügung stehen.
All das ändert sich jedoch, als er einen Blick auf die zarte Schönheit erhascht, die ihn ignoriert und so tut, als würde er gar nicht existieren. Sein Blut ruft nach ihr, und seine Magie brennt darauf, mit der ihren zu verschmelzen, doch sie blockt jeden seiner Annäherungsversuche ab.
Emma Watsons Leben war perfekt. Ihre Liebe für Musik und Tanz half ihr, ihre Schüchternheit zu überwinden, unter der sie ihr ganzes Leben lang gelitten hatte. Als sie eingeladen wird, mit einer Gruppe nach Südamerika zu reisen, um dort Kindern Musik und Tanz nahezubringen, hält sie dies für die perfekte Gelegenheit, um ihre wahre Bestimmung zu entdecken. Doch alles ändert sich, als sie von einem mächtigen Drogenbaron gekidnappt wird. Sie wird geschlagen und gezwungen, zuzusehen, wie andere Frauen gefoltert werden und zieht sich immer mehr in ihre eigene Welt zurück. Nur dort fühlt sie sich wirklich sicher.
Die außerirdischen Wesen, von denen sie gerettet wird, heilen zwar ihre körperlichen Verletzungen, doch auch sie können nichts gegen die schlimmen seelischen Wunden tun. Sie hat die Hoffnung aufgegeben, jemals in ihre Welt zurückzukehren, und auch ihrer Zukunft blickt sie eher düster entgegen. Deshalb versteht sie auch nicht, warum ein aufdringlicher Mann sie plötzlich nicht mehr in Ruhe lässt. Sie will nichts mit Männern zu tun haben! Sie verursachen nichts als Kummer und Schmerz. Daran hat sie nach der Tortur, die sie erlitten hat, keinen Zweifel! Warum sollte sie sich da ausgerechnet mit einem Kerl einlassen, der sie mit einer Hand zerquetschen könnte? Aber als der kurizanische Kronprinz Ha’ven sie sieht, kann er sich nicht vorstellen, eine andere zu lieben.
Die weltberühmte Autorin S.E. Smith präsentiert ein neues aufregendes Buch voller Leidenschaft und Abenteuer. Durch ihren einzigartigen Humor, die lebhaften Landschaften und die beliebten Charaktere wird dieses Buch garantiert ein weiterer Fan-Favorit!
Vor über einem Jahrhundert tobte ein großer Krieg zwischen drei der stärksten Spezies der Heron Prime-Galaxie. Die Spezies waren die Drachenwandler von Valdier, die sarafinischen Katzenwandler und die mächtigen Kurizaner, deren technologische Fähigkeiten nur noch von ihrer Gabe übertroffen wurden, sich die Energie in der Umgebung zunutze zu machen.
Da die verschiedenen Spezies über gleichwertige Fähigkeiten verfügten, wütete der Krieg fast ein Jahrhundert lang. Erst als sich zwei junge Prinzen und ein sehr junger König zu einer überraschenden Allianz zusammenschlossen, kam ans Licht, dass Kräfte aus ihren eigenen Welten hinter dem Krieg steckten. Diese Kräfte waren entschlossen, die herrschenden Häuser auszuschalten, um durch Täuschung und Terror die Kontrolle zu erlangen.
Zwischen Ha’ven Ha’darra, dem Prinzen von Kurizan, Vox d’Rojah, dem König von Sarafin, und Kreon Reykill, dem Prinzen von Valdier, entstand eine unzerstörbare Freundschaft. Sie schlossen sich zusammen, um für den Frieden zwischen ihren Völkern zu kämpfen und diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die für den Tod und die Zerstörung in ihren Welten verantwortlich waren.
Die Verräter, die nach wie vor fest entschlossen waren, die königlichen Familien auszuschalten, hatten den valdierischen Anführer Zoran Reykill entführt, in der Hoffnung, den Krieg dadurch neu zu entfachen. Schwer verletzt flüchtete Zoran mit seinem Symbionten-Kriegsschiff auf einen unbekannten Planeten in einem abgelegenen Sternensystem. Als er auf der Erde landete, wurde er von einer jungen Frau gerettet. Sie wurde seine Gefährtin, und er kehrte mit ihr und mehreren anderen Menschenfrauen auf seinen Planeten zurück. Bei einem Gegenbesuch wurden weitere Frauen von der Erde nach Valdier gebracht.
Kurizanischer Heimatplanet Ceran-Pax:
Schwer atmend lief Ha’ven über die verschlungenen Pfade. Er war auf dem Weg zu der unterirdischen Sicherheitskammer, die sich unter seinem Wohnbereich befand. Er fluchte, als er eine weitere heiße Energiewelle in seinem Körper spürte.
Ich hätte schon vor Stunden zurückkehren sollen, dachte er düster.
Als er sich einer Weggabelung näherte und stolperte, verlangsamte er sein Tempo. Aufmerksam sah er sich in dem riesigen Garten um, der sein Haus von dem seiner Eltern und Brüder trennte. Angst erfasste ihn, als ihm klar wurde, dass er es nicht mehr rechtzeitig nach Hause schaffen würde, weil die Welle immer stärker wurde, bis er vor Anstrengung schwer atmete, um die dunkle Macht in ihm zurückzuhalten. Seine Augen verwandelten sich, als er an der Kreuzung stehenblieb. Er blickte in den klaren Nachthimmel und wünschte sich ein Wunder. Seine Augen brannten, und er spürte, wie er zunehmend die Kontrolle verlor.
Warum?, fragte er in stummer Qual. Warum finde ich keinen Weg, um die tödliche Macht zu nutzen, die während meiner Gefangenschaft freigesetzt wurde? Wie lange muss ich noch leiden, bevor ich durchdrehe oder Leute töte, die mir etwas bedeuten?
Die Sterne funkelten auf ihn herab, als würden sie ihn für seinen Mangel an Selbstbeherrschung verhöhnen, während die aufgestaute Macht in seinem Körper vibrierte. Eigentlich hatte er sich weiter vom Palast entfernen wollen, aber er war den ganzen Tag in Sitzungen gewesen und hatte zu lange gewartet. Jetzt fürchtete er, dass er die überschüssige Energie nicht mehr kontrollieren konnte, die sich in seinem Körper aufbaute wie ein Vulkan, der schon viel zu lange geschlummert hatte. Farben wirbelten um seine gefalteten Hände herum und wanderten seine Arme hinauf. Er biss die Zähne zusammen und kämpfte gegen die Energie an, die ihn von innen heraus zu verbrennen drohte.
Er atmete tief durch und schaute sich noch einmal in den Gärten um, um sich zu vergewissern, dass niemand in seiner Nähe war. Dann ließ er sich mit einem lauten Stöhnen auf die Knie sinken und ballte die Hände kurz zu Fäusten, bevor er sie mit den Handflächen nach unten auf den Boden legte. Ein Schauer erschütterte seine große, breite Gestalt, und er schloss die Augen. Er ließ die langen Tentakel aus Energie los, die um ihn herumwirbelten, bevor sie sich in die weiche Erde bohrten. Der Boden bebte und ächzte unter dem Druck. Ein Schrei entwich seinen Lippen, als eine mächtige Energiewelle aus ihm hervorbrach. Ha’ven wusste, dass alles im Umkreis von einem halben Kilometer vernichtet werden würde, wenn er die Energie, die aus seinem Körper strömte, nicht zügelte. Keuchend zog er sich zurück und versuchte, den Strom zu regulieren, doch es war vergeblich. Er hatte die Kontrolle verloren … schon wieder. Er konnte nur hoffen, dass er weit genug von allen entfernt war.
„Nein!“, brüllte Ha’ven, bevor er seine glühenden Augen öffnete und zu den Sternen hinaufblickte. „Nein!“, stöhnte er erneut und biss die Zähne zusammen, als der Schmerz seinen Körper durchflutete. Die rohe Kraft, die aus ihm herausbrach, erinnerte ihn an die Wellen, die ein großer Stein verursachen würde, wenn er in ein Wasserbecken geworfen wurde.
„Ha’ven!“, brüllte sein Vater mit rauer Stimme. „Konzentriere dich, mein Sohn. Lass die Energie langsam los. Du kannst es schaffen“, fügte Melek mit ruhigerer Stimme hinzu. „Ich werde dir helfen, wenn du es nicht schaffst.“
Zischend bemühte Ha’ven sich, die Stränge aus wirbelnder Energie unter Kontrolle zu bringen. Er spürte, wie sie sich um seine kräftigen Unterarme schlangen, während er tief und gleichmäßig atmete und angestrengt versuchte, seinen Geist von allem außer den Strängen zu befreien.
Mit geschlossenen Augen konzentrierte er sich, so wie sein Großvater es ihm beigebracht hatte. Er stellte sich vor, wie die Energie tief in den Boden eindrang und den Garten nährte. Rote und goldene Bänder verschlangen sich miteinander und drangen tiefer in die dunkler werdende Erde vor. Er sah weder das neue Leben, das aus dem Boden spross, noch die Bäume, die in die Höhe schossen, und auch nicht die Reben, die sich durch den üppigen Boden schlängelten. Gerade als er glaubte, die Kontrolle wiedererlangt zu haben, wurde er von einer neuen, noch gewaltigeren Welle erfasst.
Ha’ven warf den Kopf zurück und brüllte, als dunkle Energiebänder wie eine Supernova herausschossen, die neuen Pflanzen platt machten und Bäume umwarfen, als wären sie Zahnstocher. Anschließend verblassten die wirbelnden Farben der Energie wieder, und er fühlte sich schwach und kränklich. Er fiel nach vorn auf seine Hände und senkte seinen Kopf, bis er fast den Boden berührte. Er atmete tief durch und kämpfte gegen die lähmende Schwäche an, die ihn zu überwältigen drohte. Schließlich zwang er sich, den Kopf zu heben, und blickte in die Richtung, aus der die Stimme seines Vaters gekommen war.
Übelkeit stieg in ihm auf, und er kämpfte dagegen an und blickte sich zu dem Pfad um, über den er gekommen war. Ein erleichterter Seufzer entwich ihm, als er seinen Vater einige Meter hinter sich stehen sah. Dann wandte er sein Gesicht ab, damit der Mann, der erst vor Kurzem wieder in sein Leben getreten war, seine Scham nicht sehen konnte.
Er setzte sich mühsam hin und rappelte sich langsam auf. Die Hände auf den Oberschenkeln abgestützt, atmete er tief durch, bis das Zittern endlich aufhörte.
„Du hättest mir nicht folgen sollen“, krächzte Ha’ven mit düsterer, heiserer Stimme. Er drehte den Kopf und starrte den hochgewachsenen Mann an, während er langsam seine Arme sinken ließ. Der glänzende Schutzschild, den Melek um sich herum geschaffen hatte, löste sich auf, und er ließ schweigend die Hände sinken,
„Ich hätte dich umbringen können“, knurrte Ha’ven, während er sich auf wackeligen Beinen aufrichtete.
„Du hättest es mir sagen sollen“, entgegnete Melek unwirsch und ging auf Ha’ven zu, der wie erstarrt dastand.
Ha’ven betrachtete seinen Vater mit grimmiger Miene. „Was denn? Dass ich die Kontrolle über meine Kräfte verloren habe? Dass ich bald zu gefährlich sein werde, um am Leben zu bleiben?“, fragte er aufgebracht.
Melek legte Ha’ven die Hand auf die Schulter. „Ich kann dir nicht helfen, wenn du mich nicht lässt“, antwortete er leise.
Ha’ven hielt einen Moment lang inne, bevor er resigniert mit den Schultern zuckte. Er betrachtete die Zerstörung um ihn herum, bevor er tief einatmete und sich auf die Kraft tief in seinem Inneren konzentrierte. Diesmal hatte er die Kontrolle, als er seine Hände hob. Er lenkte die wirbelnden Energieströme, die er um sich herum und in seinem Inneren gesammelt hatte, auf die zerstörte Vegetation.
Schweigend sah Melek zu, wie sich die einzelnen Teile bei der Berührung mit denen wirbelnden Bänder wieder zusammenfügten. Tief in seinem Inneren empfand er Trauer darüber, dass sein ältester Sohn nicht das Gleiche für seine eigene Seele tun konnte. Bitteres Bedauern erfüllte ihn darüber, dass er nicht da gewesen war, als Ha’ven ihn gebraucht hatte.
Nachdem Ha’ven den Schaden beseitigt hatte, drehte er sich auf leisen Sohlen um und setzte den Weg zu seinem Wohnbereich fort. Er wusste, dass sein Vater neben ihm herlief und das Erlebte im Stillen analysierte. Ein Teil von ihm wollte den Mann neben ihm anschreien, er solle ihn in Ruhe lassen, während ein anderer Teil erkannte, dass das niemals geschehen würde.
Wenn er eines über seine Familie wusste, dann, dass sie einander immer unterstützten, wenn einer von ihnen in Schwierigkeiten steckte. Zum Teufel, er selbst war da nicht anders. Er hatte seine beiden jüngeren Halbbrüder, Adalard und Jazar, den alle wegen seiner Leidenschaft für das Bogenschießen nur Arrow nannten, auf Missionen geschickt, die er für sicher gehalten hatte. Stattdessen wären beide beinahe von den Attentätern getötet worden, die auf sie angesetzt worden waren.
„Ha’ven“, begann Melek leise.
„Du kannst nichts tun“, unterbrach Ha’ven seinen Vater abrupt, bevor er innehielt und ihn anschaute. „Es gibt keine Rettung mehr für mich“, fuhr er mit ruhigerer Stimme fort. „Die Energie, die Aria in mir entfesselt hat, frisst mich auf.“
Melek betrachtete die grimmige Miene seines Sohnes, und sein Blick verfinsterte sich, als er an den Schaden dachte, den die abtrünnige Tochter seines Cousins angerichtet hatte. Aria war in das Königshaus von Ceran-Pax hineingeboren worden, doch sie war mit ihrem Luxusleben alles andere als zufrieden gewesen. Sie war geradezu gierig nach Macht gewesen.
Aria hatte sich mit Ha’vens Stiefbruder Ben’qumain verbündet, in der Hoffnung, die Familie Ha’darra auf diese Weise ihrer Macht zu berauben. Ben’qumain war eifersüchtig auf die Macht seines älteren Stiefbruders gewesen, die dieser als zukünftiger Anführer der Kurizaner innehatte. Die beiden Verräter hatten sich jedoch nicht damit begnügt, die Kurizanische Herrscherfamilie zu stürzen. Sie hatten sich mit dem Valdierer Raffvin Reykill und ein paar Rebellen verbündet, die ebenfalls daran interessiert waren, die sarafinische Herrscherfamilie der d’Rojahs zu stürzen. Ihr Plan war einfach. Sie wollten die drei stärksten Spezies entzweien. Und bis zu einem gewissen Grad war ihnen das auch gelungen.
Sie hatten den Großen Krieg zwischen den drei Arten kunstvoll inszeniert. Von jeder der drei Spezies waren Tausende einen unnötigen Tod gestorben. Melek fühlte sich schuldig, weil er den Plan nicht früher durchschaut hatte.
Er legte seine Hand auf Ha’vens Schulter, um seinen Sohn davon abzuhalten, sich von ihm abzuwenden. Er wusste, dass er alles tun würde, was nötig war, um die Familie zu retten, die er erst vor Kurzem wieder zurückgewonnen hatte. Er würde keinen Einzigen mehr von ihnen verlieren. Weder seine geliebte Gefährtin, Narissa, noch seine drei Söhne. Adalard und Arrow hatte er nach seiner Rückkehr schnell zu sich geholt.
„Es könnte da eine Möglichkeit geben“, erwiderte Melek entschlossen.
„Welche?“, fragte Ha’ven. Er streckte den Arm aus und deutete auf den Weg hinter ihnen. „Du hast doch gesehen, was eben passiert ist! Ich verliere langsam die Kontrolle. Es wird von Mal zu Mal schlimmer. Wenn ich im falschen Moment die Kontrolle verliere, wird dich auch dein Schild nicht mehr retten können. Ich werde auf keinen Fall riskieren, dass du, meine Mutter oder meine Brüder sterben.“
„Alles, worum ich dich bitte, ist, nicht aufzugeben“, sagte Melek eindringlich. „Ich will dich nicht verlieren. Ich habe dich zu lange aus der Ferne beobachtet. Ich werde meine Familie nicht wieder verlieren, jetzt, wo ich sie zurückgewonnen habe.“
Ha’ven öffnete den Mund, um etwas Bitteres zu erwidern, schluckte es aber hinunter. Er wusste, was sein leiblicher Vater für sein Volk geopfert hatte. Selbst in der Dunkelheit konnte Ha’ven die Sorgenfalten um die Mundwinkel seines Vaters erkennen.
Als zweitältester Sohn der Herrscherfamilie hatte Melek zur Seite treten müssen, als die Frau, die er liebte, seinem älteren Bruder Hermon zugesprochen wurde, um die Herrscherfamilie zu stärken.
Hermon hatte die Mutter seines Sohnes nicht zur Gefährtin genommen, da sie aus einer niedrigeren sozialen Schicht stammte. Nur wenige Tage nachdem Narissa Ha’ven zur Welt gebracht hatte, wurde Ben’qumain geboren. Er war in der einen kurzen Nacht gezeugt worden, die seine Mutter und Melek miteinander verbracht hatten, bevor sie auseinandergerissen wurden.
Ben’qumains Mutter hatte ihren neugeborenen Sohn zu Hermon geschickt, um das neue Bündnis zwischen den Königshäusern zu untergraben. Stattdessen hatte Narissa die Verantwortung übernommen und sich um die beiden Neugeborenen gekümmert, als wären es ihre eigenen Kinder. Sechs Jahre später brachte sie Zwillingsjungen zur Welt: Adalard und Jazar. Ben’qumains Groll wuchs mit der Zeit, als klar wurde, dass er die Kräfte, die Ha’ven und seine beiden jüngeren Brüder besaßen, nicht geerbt hatte.
Während dieser Zeit verliebte sich Hermon in seine neue Gefährtin, ohne zu wissen, dass ihr Herz seinem jüngeren Bruder gehörte oder Ha’ven nicht sein leiblicher Sohn war. Irgendwann hatte Narissa eine tiefe Zuneigung zu Hermon entwickelt, wenn auch nicht die gleiche Leidenschaft wie für Melek. Melek hatte aus Respekt vor der Herrschaft seines Bruders Aufgaben gewählt, die ihn so weit wie möglich vom Palast fernhielten, zum Beispiel die Befehligung des kurizischen Militärs. Als er schließlich alt genug war, leistete er Ha’ven Beistand während des Großen Krieges. Er schätzte die Zeit mit seinem Sohn, auch wenn er ihn nie als solchen beanspruchen konnte.
Ha’ven hatte erst vor Kurzem erfahren, dass Ben’qumain nicht nur für Hermons Tod verantwortlich war, sondern auch, dass Melek sein richtiger Vater war. Er hatte Melek immer für seine Integrität, seine Ehre und seinen Verstand respektiert. Doch es fiel ihm schwer zu akzeptieren, dass der Mann, den er immer als seinen Mentor betrachtet hatte, sein Vater war.
Glücklicherweise war Melek rechtzeitig zurückgekehrt, um zu verhindern, dass die Verbündeten seines Neffen, seine Mutter und seine jüngeren Brüder töteten. Der valdierische König Zoran Reykill hatte Ben’qumain schließlich umgebracht, als dieser den Fehler machte, Zorans menschliche Gefährtin anzugreifen. Ha’ven verzog die Lippen, als er an die Drachenwandler dachte, gegen die sie im Krieg gekämpft hatten und die schließlich zu einem ihrer stärksten Verbündeten geworden war.
Kreon Reykill, der Jüngste der Königsfamilie, und er waren gute Freunde geworden, nachdem sie während des Krieges in derselben Miene gefangen gewesen waren. Kurz darauf hatte Kreon seine Cousine Aria kennengelernt und sich in sie verliebt. Von ihren hinterhältigen Machtplänen hatte er damals nichts geahnt.
Aria hatte ihre Verbindung zu ihnen beiden gegen sie verwendet. Sie hatte ihr Wissen über ihn genutzt, um ihn zu entführen und ins Gefängnis zu bringen. Und sie hatte Kreon benutzt, um an Informationen zu kommen, die denjenigen helfen sollten, die versuchten, ihre Regierungen zu stürzen. Als Kreon von ihrem Verrat erfuhr, hatte er Ha’ven das Leben gerettet.
Dadurch wurde ihr Bündnis besiegelt, und Ha’ven wusste, dass er alles in seiner Macht Stehende tun würde, um Kreon und seinen Brüdern zu helfen, ihren Onkel zu besiegen. Leider musste er sich noch immer mit den kurizischen Verrätern auseinandersetzen, die mit Ben’qumain zusammengearbeitet hatten. Sie versuchten nun verzweifelt, die herrschende Familie zu stürzen, da ihnen klar war, dass sie wegen Verrats an ihrem Volk zum Tode verurteilt werden würden, sobald sie enttarnt würden.
„Ich … wäre für jeden Hinweis dankbar, den du mir geben kannst“, gab Ha’ven zögernd zu.
Melek nickte ernst, bevor er zu den funkelnden Sternen hinaufblickte. „In den alten Archiven könnte etwas zu finden sein. Ich werde mich an die zuständigen Verwalter wenden“, sagte er und sah Ha’ven an.
Ha’ven nickte knapp. „Sprich mit Salvin. Ich vertraue ihm, dass er die Angelegenheit vertraulich behandelt“, antwortete Ha’ven. „Ich muss noch ein paar Dinge überprüfen, bevor Adalard und ich morgen früh nach Valdier aufbrechen. Raffvin wurde eine Falle gestellt. So wie ich die aktuellen Entwicklungen einschätze, werden wir bald einen weiteren wichtigen Anführer der Rebellen ausschalten.“
Melek holte tief Luft, bevor er sie wieder ausstieß. „Ich werde froh sein, wenn der Rest endlich vor Gericht kommt. Ich werde mit Arrow zusammenarbeiten, um weitere Verräter zu enttarnen, die gegen das Königshaus arbeiten.“
„Danke.“ Ha’ven wandte sich wieder zu dem Pfad um.
„Ha’ven“, rief Melek leise. Ha’ven blickte zu der dunklen Gestalt seines Vaters zurück. „Sei vorsichtig. Ich musste deiner Mutter versprechen, dir das zu sagen.“
Ha’ven machte sich nicht die Mühe, das kleine Grinsen vor dem Mann zu verbergen, der sich so angestrengt bemühte, seinen Platz im Leben seines erwachsenen Sohnes zu finden. Er konnte die Besorgnis, den Stolz und die Angst sehen. Das war einer der Gründe, warum er tiefgehende Beziehungen um jeden Preis vermeiden wollte. Er hatte schon genügend Sorgen, auch ohne eine Frau in seinem Leben.
„Wo bliebe denn da der Spaß?“, gluckste Ha’ven, bevor er sich umdrehte und in der Dunkelheit verschwand.
Melek stieß einen Seufzer aus und schüttelte den Kopf. „Deine Mutter sagte schon, dass du sagen würdest“, murmelte er und machte sich auf den Weg zurück zu seinem Wohnbereich.
Etwa zehn Kilometer vom valdierischen Königspalast entfernt steuerte Ha’ven das Transportschiff durch die dichten Wolken. Er hatte Ceran-Pax einige Tage zuvor mit Adalard als einzigem Begleiter verlassen. Nur einige wenige auf dem Planeten wussten, dass Adalard und er auf dem Weg dorthin waren. Er hatte die Entscheidung nach einem ausführlichen Gespräch mit Kreon Reykill getroffen. Beide Männer waren zu dem Schluss gekommen, dass es klug wäre, wenn so wenige wie möglich wussten, dass Adalard und er hier waren.
Normalerweise zog er es vor, allein zu reisen, wenn er konnte, aber Adalard hatte darauf bestanden, ihn zu begleiten. Ha’ven wusste, dass sein Bruder sich mit eigenen Augen davon überzeugen wollte, dass Mandras Wunden verheilt waren, die er sich vor nicht allzu langer Zeit im Kampf gegen Raffvin und seine Truppen zugezogen hatte. Sein jüngerer Bruder hatte die menschliche Gefährtin von Mandra Reykill ins Herz geschlossen.
Ha’ven hielt es hingegen für das Beste, diese Spezies zu meiden. Als er das erste Mal von der Frau gehört und Kreons Gefährtin Carmen getroffen hatte, war er neugierig gewesen. Schließlich kam es nicht oft vor, dass er kopfüber am Schwanz einer Drachin hing oder unter einem Haufen von Körpern gefangen war, während sie auf ihm saß und ihm eine beträchtliche Menge seines Haars abschnitt.
Je mehr Zeit er mit diesen Frauen verbrachte, desto deutlicher wurde ihm die Anziehungskraft bewusst, die sie auf die anderen Arten ausübten. Und das beunruhigte ihn. Er mochte seine Freiheit, und auch wenn er nichts dagegen hätte, sich ein oder zwei Nächte mit ihnen zu vergnügen, so hatte er doch kein Verlangen danach, sich in ihren Bann ziehen zu lassen.
Offen gestanden wusste er nicht, was es mit ihnen auf sich hatte, aber jeder einzelne der Reykill-Brüder hatte sich in eine Menschenfrau verliebt. Und wenn es stimmte, was Kreon ihm letzte Nacht erzählt hatte, beschränkte sich die Anziehungskraft nicht nur auf die weiblichen Mitglieder der Spezies.
Ha’ven war schockiert gewesen, als Kreon ihm mitgeteilt hatte, dass seine Mutter von Trishas Vater beansprucht worden war. Ha’ven hoffte nur, dass nicht noch mehr von dieser Spezies herumliefen. Und falls doch, hatte er vor, ihnen um jeden Preis aus dem Weg zu gehen.
„Ich bin gespannt, wie es Ariel und Mandra geht“, sagte Adalard und riss ihn aus seiner Träumerei, während er das Fahrgestell ausfuhr. „Du hättest sehen sollen, wie Bahadur versucht hat, Ariel von Mandra wegzubekommen.“
„Bahadur?“, wiederholte Ha’ven erstaunt und sah seinen Bruder schockiert an. „Dieser kalte Bastard wollte Mandras menschliche Gefährtin für sich haben?“
Adalard gluckste und nickte. „Ja, ich glaube, er will sich eine Pause gönnen, wenn das alles vorbei ist. Er war von ihr fasziniert und hat mich gebeten, in Erfahrung zu bringen, wo sich ihr Planet befindet.“
Was Adalard seinem älteren Bruder nicht erzählte, war, dass Ariel von einer Frau auf ihrem Planeten erzählt hatte, die sie für die perfekte Gefährtin für ihn hielt. Er war zwar nicht an etwas Dauerhaftem interessiert, doch gegen ein wenig Spaß hätte er nichts einzuwenden. Wenn diese Samara, von der Ariel gesprochen hatte, nur halb so interessant war wie Ariel, dann wäre er nicht abgeneigt, sie kennenzulernen und die Unterschiede zwischen ihren Spezies zu erforschen.
„Nun, sag Bahadur nein. Ich weiß, dass ich gesagt habe, dass es interessant sein könnte, aber ich habe meine Meinung geändert. Ich will keine von ihnen kennenlernen“, erklärte Ha’ven mit einem Schaudern. „Das Letzte, was wir brauchen, ist ein Haufen Menschen auf unserem Planeten. Du hast doch gesehen, wie schnell sie die Mitglieder der valdierischen Königsfamilie in die Knie gezwungen haben – buchstäblich. Kreon hat mir erzählt, dass seine Gefährtin ihn verprügelt hat, und die von Mandra hat ihn k.o. geschlagen!“
Adalards heiseres Lachen erfüllte das Cockpit angesichts der Vorstellung, dass die zierlichen Frauen Männer verprügelten, die mehr als doppelt so groß waren wie sie. Ha’ven und er tauschten noch weitere unterhaltsame Geschichten aus, die er von Mandras Besatzungsmitgliedern gehört hatte. Er erzählte von Ariels Haustiersammlung und von seinen eigenen Erlebnissen, zum Beispiel wie sie ein paar Händler in einer Bar an dem Weltraumhafen, an dem sie ihn abgeholt hatten, verprügelt hatte.
Ha’ven hörte mit halbem Ohr zu, während er sich fragte, was mit dem eindrucksvollen Drachenwandler geschehen war. Nach dem, was Adalard ihm erzählt hatte, und dem Wenigen, das er gesehen hatte, hatte diese Spezies definitiv die Fähigkeit, seine Freunde und ihre Symbionten aus der Bahn zu werden.
Verdammt, sogar Vox hatte sich Hals über Kopf in eine Menschenfrau verliebt, die von den Antrox gefangen gehalten worden war! Der verdammte Katzenwandler war genauso gefährlich wie sie alle und dafür bekannt, dass er seine Frauen hart und schnell rannahm. Die Menschenfrau hatte seinen pelzigen Freund so durcheinander gebracht, dass der sarafinische König praktisch seinem eigenen Schwanz nachgejagt war, als er das letzte Mal mit ihm gesprochen hatte!
„Und als ob das nicht genug wäre, müssen sie sich jetzt auch noch um die Jungen kümmern“, sagte Adalard, nachdem er die Landesequenz eingeleitet hatte, und Ha’ven auf eine Lichtung zusteuerte, die gerade groß genug für das Schiff war. „Ich weiß, dass sie befürchten, dass Raffvin oder seine Gefolgschaft versuchen könnten, sie anzugreifen.“
Ha’ven warf Adalard einen scharfen Blick zu, bevor er sich wieder auf den Landeanflug konzentrierte. Er schwebte über dem dichten Gras, bevor das Transportschiff mitten auf einer kleinen Wiese aufsetzte. Mit einer Handbewegung schaltete er die Triebwerke ab und nahm die wirbelnden Energiebänder wieder in seinen Körper auf. Ein weiterer Vorteil am Reisen mit dem Transportschiff war, dass er es mit seiner eigenen Energie betreiben konnte. Das verringerte das Risiko, dass sich der Vorfall von neulich Nacht wiederholte.
„Kreon hat mir von seinen Töchtern erzählt“, gab Ha’ven zu. „Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um sie und seine Gefährtin zu schützen.“
Adalard nickte nur. Er verfügte zwar selbst über beachtliche Kräfte, doch im Vergleich zu seinem älteren Bruder verblassten sie. Adalard und sein Zwillingsbruder hatten immer zu Ha’ven aufgeschaut, der sie vor Ben’qumain beschützt hatte, als sie noch jung und verletzlich waren. Er hatte sie dazu ermutigt, zusammenzuarbeiten, um die Macht, die in ihnen steckte, zu fördern. Seit seiner Gefangenschaft in dem Asteroidengefängnis, das als Hölle bekannt war, waren Ha’vens Kräfte so stark geworden, dass sowohl er als auch Arrow sich Sorgen über die Auswirkungen auf ihn machten.
„Ha’ven“, sagte Adalard und drehte sich zu seinem älteren Bruder um, als dieser sich erhob. „Geht es dir gut? Neulich Nacht …“ Adalard verstummte und musterte den großen Mann, der vor ihm stand.
Ha’ven bemerkte den besorgten Blick seines jüngeren Bruders. Seine Augen glitten über die lange Narbe auf Adalards Wange. Sein Bruder weigerte sich, sie entfernen zu lassen, weil sie ihn an die stets gegenwärtigen Gefahren erinnerte.
„Mir geht’s gut“, beharrte Ha’ven mit einem knappen Nicken. „Mal sehen, was für Pläne geschmiedet wurden. Raffvin ist nicht die einzige Gefahr. Es gibt noch mehr Verräter, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen.“
Adalard nickte und stand auf. Er folgte seinem Bruder den Korridor hinunter und durch die kleine Luke am Bauch des Raumschiffs nach draußen. Sobald Adalard den Transporter verlassen hatte, drückte Ha’ven einen Knopf an seinem Gürtel. Der Transporter schimmerte kurz, bevor er verschwand.
Die Kurizaner nutzten eine Kombination aus Technologie und ‚Magie‘, wie es in einigen Welten hieß. In Wirklichkeit waren sie in der Lage, Energie aus der Welt um sie herum zu sammeln und sie in ihren Körpern nutzbar zu machen. Auf diese Weise konnten sie die Energie nach Belieben manipulieren.
Jeder Kurizaner wurde mit einer anderen Fähigkeit und einem anderen Grad an Kontrolle geboren. Einige setzten sie zur Heilung ein, andere nutzten sie, um ihre Fähigkeiten als Piloten zu unterstützen, und wieder andere wurden zu hervorragenden Kriegern. Die Herrscher des kurizanischen Königshauses waren in der Lage, die Energie auf eine Weise zu kontrollieren und manipulieren, die die begrenzten Fähigkeiten der meisten Bewohner von Ceran-Pax überstieg.
Die Familie Ha’darra herrschte bereits seit Jahrhunderten. Und ihre Macht war grenzenlos, wie Ha’ven gerade entdeckte. Das gesamte Ausmaß ihrer Macht war allerdings nie erforscht worden, aus Angst, dass sie nicht nur denjenigen, der sie ausübte, sondern die ganze Welt zerstören könnte, wenn sie entfesselt wurde.
Ha’ven hatte es immer für einen Mythos gehalten, der über die Jahrhunderte überliefert wurde, um die nachkommenden Generationen vor den Gefahren der absoluten Macht zu warnen. Schließlich konnte ein toter Mann nicht über einen toten Planeten herrschen. Doch inzwischen wusste er, dass die Warnungen wahr waren. Wenn er nicht bald einen Weg fand, die Macht, die sich in ihm aufbaute, zu kontrollieren, hätte er keine andere Wahl, als die Bedrohung für seine Welt zu beseitigen.
„Ha’ven, bist du bereit?“, fragte Adalard und berührte seinen Arm. „Der Transportraum ist bereit, wenn du es bist.“
„Gib ihnen grünes Licht“, erwiderte Ha’ven, der zusammenzuckte und einen leisen Fluch murmelte, als er merkte, dass Adalard ihn immer noch besorgt musterte.
Sekunden später befanden Adalard und er sich im zentralen Transportraum des Palastes. Wäre er auf einem der größeren kurizanischen Kriegsschiffe gewesen, hätte er sich einfach gebeamt, aber sie konnten den Transporter auf keinen Fall unbesetzt im Weltraum zurücklassen. Er war mit einer brandneuen Technologie ausgestattet, die Adalard und er vor kurzem entwickelt hatten.
Der kleine, schnittige Transporter eignete sich perfekt für Missionen wie diese. Er war so konzipiert, dass eine kleine Besatzung von zwei oder drei Personen monatelang bequem darin reisen konnte, wenn es nötig war, oder für geheime Missionen wie diese. Sie hatten ihn so konstruiert, dass er mit der Energie funktionierte, die sie sich zunutze machen konnten. Aufgrund ihrer Kräfte, die sie direkt in das Schiff einspeisten, waren Waffen, die Steuerung und die Schilde leistungsfähiger.
Er benutzte das Transportschiff meist für kurze Reisen wie diese. Wenn möglich war er lieber allein unterwegs. Ursprünglich hatte er geplant, mit Bahadur und Adalard in einem Kriegsschiff zu reisen, aber nach einer langen Diskussion mit Melek und seinen Brüdern hatten sie beschlossen, mehrere ihrer vertrauenswürdigen Generäle, darunter Bahadur, zu entsenden, um sich um einige der Rebellenstützpunkte zu kümmern, die Arrow kürzlich entdeckt hatte.
Arrow führte die Mission an, während Adalard und er mit den Valdierern zusammenarbeiteten. Raffvin war einer der größten Anstifter der Rebellion gewesen, und einer der gefährlichsten. Er musste ein für alle Mal gestoppt werden.
Er spürte, wie die Energie ihn umgab, und sein Standort erfasst wurden, und atmete tief durch. Seine Augen verengten sich, als die Energie des Transportstrahls mit der Energie in seinem Inneren verschmolz. Viele beklagten sich anfangs über eine Desorientierung, von der er jedoch nichts merkte. Er konnte sehen und fühlen, wie sein Körper in seine kleinsten Bestandteile zerfiel, und genoss das Gefühl der Freiheit, das er dabei empfand. Ihm entwich beinahe ein Stöhnen, als sich sein Körper auf der Plattform rematerialisierte.
Ich muss wirklich herausfinden, wie ich das selbst machen kann, dachte er, bevor er in die dunkelgoldenen Augen von Kreon Reykill blickte.
„Zoran hat eine Versammlung einberufen“, verkündete Kreon, als sie durch die Gänge des valdierischen Palastes liefen. „Dolas Gefährte wird ebenfalls anwesend sein. Angeblich hat er einen vielversprechenden Plan. Habt ihr sonst noch etwas über die Leute auf eurem Planeten herausgefunden, die mit Ben’qumain zusammenarbeiten?“
„Ja, es scheint, als würde mein ehemaliger Stiefbruder sogar im Tod noch Ärger machen“, erwiderte Ha’ven ernst.
„Ich bin nur froh, dass er tot ist.“ Adalard fuhr mit den Fingern über die lange Narbe auf seiner Wange. „Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen, als Zoran ihn verbrannt hat.“
Ha’ven reagierte nicht. Er war dabei gewesen. Er war sogar derjenige gewesen, der Ben’qumain die Macht entzogen hatte, damit er sie nicht nutzte, um Zoran anzugreifen. Sein Stiefbruder war zwar königlich, aber nicht sehr mächtig gewesen. Das war einer der Gründe, warum er neidisch auf Ha’ven gewesen war. Leider hatte Aria über sehr große Macht verfügt und Ha’ven in eine Falle gelockt. Womit keiner von ihnen gerechnet hatte, war die Macht, die sie während seiner Zeit in der Hölle unwissentlich entfesselt hatte.
Die Männer schritten durch die langen, glänzenden Flure. Die Böden und Wände waren aus schimmerndem schwarz-weißem Marmor. Ha’ven warf seinem Freund einen amüsierten Blick zu. Er wollte nichts sagen, aber sein Freund sah aus, als wäre er ebenfalls auf dem Asteroiden festgehalten und gefoltert worden. Um Augen und Mund zeigten sich Fältchen der Erschöpfung, und sein Haar war schräg nach hinten gebunden, als hätte er es eilig gehabt.
„Wie läuft es so mit deiner Gefährtin?“ Ha’ven konnte sich die Frage nicht verkneifen. „Du siehst …“ Anstatt seinen Satz zu beenden, deutete er auf Kreons Haar.
„Was?“, fragte Kreon verwirrt, bevor er grinste. „Großartig“, meinte er und ignorierte Adalards ungläubiges Hüsteln. „Nur das Vatersein ist … eine Herausforderung. Zwei kleine Mädchen halten einen ganz schön auf Trab. Sie sind so klein. Manchmal habe ich Angst, sie zu verletzen, wenn ich sie nur auf den Arm nehme. Carmen besteht darauf, dass sie zäher sind, als sie aussehen, auch wenn ich keine Ahnung habe, wie das möglich sein soll. Du solltest Trelon sehen“, fügte er mit einem breiten Grinsen hinzu. „Wenn du denkst, dass ich schlecht aussehe, sieht er noch eine Million Mal schlimmer aus. Ich glaube nicht, dass er seit der Geburt seiner Kinder mehr als ein paar Stunden am Stück geschlafen hat.“
Ha’ven schüttelte den Kopf. „Ich bin nur froh, dass es dich getroffen hat und nicht mich, mein Freund“, murmelte er. „Ich kann nicht glauben, dass Vox und du auf diese Spezies hereingefallen seid. Wie haben sie es geschafft, euch so den Kopf zu verdrehen?“
Kreon blieb im Flur stehen und musterte seinen Freund. Er war nicht der Einzige, der müde aussah. Irgendetwas stimmte nicht mit Ha’ven. Er kannte den imposanten kurizischen Krieger gut genug, um zu wissen, dass er besser nicht fragen sollte. Wenn er geduldig war, würde er erfahren, was seinen Freund bedrückte. Neben der Müdigkeit konnte er auch Neugierde in seinem eindringlichen Blick erkennen.
„Sie füllt die Leere in mir aus“, erklärte Kreon leise. „Ich habe mir große Sorgen gemacht, als ich mit ihr zu ihrem Planeten reiste.“
„Warum?“, fragte Adalard und stellte sich neben seinen Bruder. „Was ist passiert?“
Kreon blickte mehrere Augenblicke lang den langen Korridor hinunter, bevor er sich wieder den beiden Männern zuwandte. Seine Miene war grimmig, und er blickte sich noch einmal um, bevor er zu einer kleinen Nische in der Nähe einer Reihe von Fenstern nickte. Er ging dorthin und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand neben den langen Fenstern, die auf den zentralen Garten hinausgingen.
„Carmen brauchte einen Abschluss“, begann Kreon und sah die beiden Männer eindringlich an. „Ihr erster Gefährte wurde ermordet, und sie wurde auf ihrer Welt von einem gefährlichen Mann schwer verletzt. Sie war schwanger von einem anderen Mann, als sie angegriffen wurde, und hat auch ihr Baby verloren. Sie wollte …“ Kreon hielt inne und atmete tief ein, als er sich umdrehte und seinen Blick über die Gärten schweifen ließ. „Sie brauchte den Abschluss, bevor sie sich auf ihr neues Leben einlassen konnte. Sie wollte den Mann, der ihr so viel genommen hatte, finden und umbringen. Ich wusste, dass es ihr keine Ruhe lassen würde, wenn sie das nicht tat.“
Adalard fluchte leise vor sich hin. „Ich kann ihren Wunsch nachvollziehen, aber wie konntest du es riskieren, sie noch einmal dieser Gefahr auszusetzen?“, fragte er fassungslos. „Sie war damals mit eurem Nachwuchs schwanger, oder?“
Kreon drehte sich um und sah Adalard finster an. „Ja, aber du hast Ariel doch kennengelernt. Carmen ist noch sturer als ihre Schwester! Was glaubst du, was passiert wäre, wenn ich ihr diesen Wunsch abgeschlagen hätte? Ariel und sie hatten schon einmal versucht zu fliehen. Glaubst du wirklich, ich würde ihr Leben aufs Spiel setzen? Es war die einzige Möglichkeit, sie bei mir zu behalten. Sie … Sie war mehr als einmal kurz davor, ihr Leben zu beenden. Ich wollte nicht riskieren, dass sie das noch einmal tut“, erwiderte Kreon knapp.
Ha’ven legte seine Hand auf Kreons Arm. „Wir verurteilen deine Entscheidung nicht, Kreon. Ich weiß besser als die meisten, dass du niemals absichtlich jemanden in Gefahr bringen würdest, der dir etwas bedeutet“, sagte er leise.
Kreon begegnete Ha’vens Blick. Er war nicht vorwurfsvoll, auch wenn das berechtigt gewesen wäre. Es war seine Schuld, dass Ha’ven gefangen genommen und gefoltert worden war. Das alles war nur passiert, weil er sich geweigert hatte, zu glauben, dass Aria ihn verraten würde. Damals war er überzeugt, sie würden einander lieben.
Seine Blindheit hätte Ha’ven beinahe das Leben gekostet. Er hatte Aria getötet und ihr sämtliche Vergehen entlockt, bevor er ihr den ewigen Frieden gewährt hatte. Nachdem Vox und er Ha’ven aus dem Gefängnis befreit hatten, hatte er sich gewünscht, er hätte das Miststück eines langsameren Todes sterben lassen.
Kreons Blick huschte zu Adalard, der zustimmend nickte. „Ich wollte nicht respektlos sein, Kreon. Es ist nur schwer zu glauben, dass Frauen so anders reagieren. Selbst unsere Frauen sind keine Kämpferinnen im eigentlichen Sinne. Sie können verlogene, hinterlistige Biester sein, aber vom Kämpfen haben sie keine Ahnung. Nachdem ich Mandras Gefährtin in Aktion gesehen habe, kann ich mir gut vorstellen, wie deine Gefährtin so drauf ist“, gestand er mit einem schiefen Grinsen.
„Ich habe dafür gesorgt, dass sie immer beschützt wurde, aber das hat keinen großen Unterschied gemacht. Sie nahm trotzdem alles selbst in die Hand. Kurz nach unserer Ankunft auf dem Planeten meldete sich ein Mann, den sie kannte, und sagte ihr, wo sie den Menschen finden konnte, hinter dem sie her war. Ich zog mit Carmen, Jaguin und Gunner los, um ihn zur Rede zu stellen“, Kreon hielt inne, und seine Augen färbten sich dunkelgolden vor Wut. „Der Mann hielt zwei Frauen gefangen. Beide Frauen waren brutal geschlagen und gefoltert worden. Angeblich als Vergeltung für eine Verletzung, für die er Carmen die Schuld gab. Der Mensch machte Jagd auf alle Frauen, die auch nur im Entferntesten meiner Gefährtin ähnelten. Dann folterte und tötete er sie. Laut einer der Frauen, die wir gerettet haben, hat er vor unserer Ankunft bereits zwei umgebracht.“
Zischend trat Ha’ven einen Schritt zurück. Er wusste nur zu gut, wie es sich anfühlte, gefoltert zu werden. Das Gefühl der Hilflosigkeit. Die Hoffnungslosigkeit und schließlich die Wut darüber, der Gnade und Kontrolle eines anderen ausgeliefert zu sein, gefolgt von einer Welle anderer Emotionen.
Der Wunsch, dem Schmerz zu entkommen, sei es durch den Tod oder auf andere Weise. Er konnte sich nicht vorstellen, dass jemand aus reinem Vergnügen unschuldigen Frauen solche Schmerzen zufügte. Das widersprach all seinen Prinzipien.
„Und was ist mit den Frauen?“, fragte Adalard neugierig. „Bist du mit ihnen zurückgekehrt?“
Kreon nickte. „Ja, eine von ihnen ist jetzt Jaguins Gefährtin“, antwortete er.
Ha’ven drehte sich um, als sich die Tür gegenüber von ihnen öffnete und Zoran mit finsterer Miene in der Tür stand. Das Leben mit seiner Gefährtin schien dem imposanten Anführer der Valdierer gut bekommen, denn seine Miene schien nicht von Erschöpfung herzurühren. Er wirkte eher ungeduldig, als seine Augen über den Korridor huschten.
„Was macht ihr hier? Ich will die Sache endlich hinter mich bringen“, knurrte Zoran. „Abby und Zohar werden mit dem Abendessen auf uns warten, wenn wir nicht bald loslegen.“
Ha’ven verdrehte die Augen. „Freundlich wie immer“, sagte er, als er als Erster aus der Nische trat.
„Halt die Klappe, Ha’ven“, erwiderte Zoran. „Kreon hätte mich deinen Arsch verbrennen lassen sollen. Ich weiß nicht, warum er so gerne mit dir und diesem Fellknäuel zusammen ist.“
„Vielleicht, weil wir im Gegensatz zu dir keinen Stock im Arsch haben.“ Ha’ven konnte sich den spöttischen Kommentar über seinen verklemmten Freund nicht verkneifen.
„Eines Tages wirst du dich nicht mehr hinter deiner raffinierten Technologie verstecken können, mein Hübscher“, schnauzte Zoran, aber das amüsierte Funkeln in seinen Augen nahm seinen Worten den Biss.
Ha’ven gluckste. „Niemals. Es ist genauso ein Teil von mir, wie dein Drache und dein Symbiont von dir.“ Er fügte nicht hinzu, dass es mehr als nur Technologie war, die ihn beschützte.
„Seid gegrüßt, Lady Ariel, Lady Reykill“, sagte Adalard, der hinter seinem Bruder den Raum betrat. „Ihr beide seht genauso bezaubernd aus wie immer. Wie ich sehe, ist es Bahadur nicht gelungen, Euch von dem riesigen Drachen wegzulocken, der Anspruch auf Euch erhoben hat, Lady Ariel.“
Mandras tiefes Knurren hallte durch die Luft, und er zog Ariel an seinen harten Körper. Sein Blick huschte an Ha’ven und Adalard vorbei zu Kreon, und er sah, wie sein kleiner Bruder den Kopf schüttelte, um zu bestätigen, dass Bahadur nicht da war. Er stieß die Luft aus, die er angehalten hatte.