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Die Mission von Prinz Walkyr d‘Rojah besteht darin, ein uraltes Artefakt zu finden, das als Katzenherz bekannt ist. Dabei handelt es sich um einen mächtigen Edelstein, der alle Mitglieder seines Volks miteinander verbindet. Die Magie des Steins ist Teil der Sarafinen, genauso wie ihre Raubkatzen. Die einzigen Hinweise, die Walkyr hat, sind eine alte Schriftrolle und die Legenden, die über Generationen hinweg überliefert wurden. Er ist jedoch nicht der Einzige, der danach sucht ....
Aufgrund ihrer Begeisterung für Großkatzen ist Trescina Bukovs schon auf der ganzen Welt herumgekommen, aber dieses Mal führt sie der verzweifelte Anruf einer Rettungsgruppe nach Wyoming in den Vereinigten Staaten. Sie erfährt, dass dort eine neue Leopardenart gefunden worden ist, die dem Tod nahe ist. Da sich diese „neue Art“ sehr nach einem Gestaltwandler anhört, macht sich Trescina sofort auf den Weg, um sich die Katze genauer anzusehen.
Ihr erstes Treffen ist explosiv. Walkyr ist schockiert, als die Menschenfrau erkennt, was er ist und was seine Schwächen sind – und das ist nur der Anfang von allem, was auf seiner Mission schief geht! Mörder, Verräter und eine Göttin mit einer führenden Hand sind in mehr als ein lebensbedrohliches Geheimnis verwickelt ....
Die weltberühmte Autorin S.E. Smith präsentiert ein neues aufregendes Buch voller Leidenschaft und Abenteuer. Durch ihren einzigartigen Humor, die lebhaften Landschaften und die beliebten Charaktere wird dieses Buch garantiert ein weiterer Fan-Favorit!
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Seitenzahl: 291
Ich danke meinem Mann Steve dafür, dass er an mich geglaubt hat und so stolz auf mich war, dass ich den Mut hatte, meinem Traum zu folgen. Ein besonderer Dank gilt außerdem meiner Schwester und besten Freundin Linda, die mich nicht nur zum Schreiben ermutigt, sondern auch das Manuskript gelesen hat; und auch meinen anderen Freundinnen, die an mich glauben: Maria, Jennifer, Jasmin, Rebecca, Julie, Jackie, Lisa, Sally, Elizabeth (Beth), Laurelle, und Narelle. Diese Mädels geben mir Kraft!
Und ein ganz besonderes Dankeschön an Paul Heitsch, David Brenin, Samantha Cook, Suzanne Elise Freeman, Laura Sophie, Vincent Fallow, Amandine Vincent, und PJ Ochlan – die wunderbaren Stimmen meiner Hörbücher!
—S.E. Smith
Katzenherz : Die Krieger von Sarafin Buch 3
Copyright © 2024 bei Susan E. Smith
Erstveröffentlichung des E-Books auf EnglischFebruar 2019
Erstveröffentlichung des E-Books auf Deutsch Mai 2024
Umschlaggestaltung von: Melody Simmons und Montana Publishing
ALLE RECHTE VORBEHALTEN: Kein Teil dieses Buches darf ohne ausdrückliche schriftliche Zustimmung der Autorin auf irgendeine Art und Weise vervielfältigt werden, dazu zählen auch vollständige oder teilweise elektronische oder fotografische Vervielfältigungen. Keine Teile dieses Werkes dürfen ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin für KI-Training verwendet werden. Alle Charaktere und Ereignisse in diesem Buch rein fiktiv. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen oder tatsächlichen Ereignissen oder Organisationen sind rein zufällig und von der Autorin nicht beabsichtigt.
Zusammenfassung: Als Trescina gerufen wird, um einer verletzten Wildkatze zu helfen, hört sich diese „neue Spezies“ so sehr nach einem Gestaltwandler an, dass sie sich sofort um den Fall kümmert. Es dauert nicht lange, bis ihr klar wird, wie prekär die Lage ist. Mörder, Verräter und eine Göttin mit einer führenden Hand gipfeln in mehr als einem lebensbedrohlichen Geheimnis.
ISBN: 9781959584926 (Taschenbuch)
ISBN: 9781959584919 (eBook)
Science Fiction Romance – Aliens | Romantic Comedy | Action Adventure Romance
Veröffentlicht von Montana Publishing, LLC
und SE Smith von Florida Inc. www.sesmithfl.com
Charaktere
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Epilog
Weitere Bücher und Informationen
Über die Autorin
Die Mission von Prinz Walkyr d‘Rojah besteht darin, ein uraltes Artefakt zu finden, das als Katzenherz bekannt ist. Dabei handelt es sich um einen mächtigen Edelstein, der alle Mitglieder seines Volks miteinander verbindet. Die Magie des Steins ist Teil der Sarafinen, genauso wie ihre Raubkatzen. Die einzigen Hinweise, die Walkyr hat, sind eine alte Schriftrolle und die Legenden, die über Generationen hinweg überliefert wurden. Er ist jedoch nicht der Einzige, der danach sucht ....
Aufgrund ihrer Begeisterung für Großkatzen ist Trescina Bukovs schon auf der ganzen Welt herumgekommen, aber dieses Mal führt sie der verzweifelte Anruf einer Rettungsgruppe nach Wyoming in den Vereinigten Staaten. Sie erfährt, dass dort eine neue Leopardenart gefunden worden ist, die dem Tod nahe ist. Da sich diese „neue Art“ sehr nach einem Gestaltwandler anhört, macht sich Trescina sofort auf den Weg, um sich die Katze genauer anzusehen.
Ihr erstes Treffen ist explosiv. Walkyr ist schockiert, als die Menschenfrau erkennt, was er ist und was seine Schwächen sind – und das ist nur der Anfang von allem, was auf seiner Mission schief geht! Mörder, Verräter und eine Göttin mit einer führenden Hand sind in mehr als ein lebensbedrohliches Geheimnis verwickelt ....
Die weltberühmte Autorin S.E. Smith präsentiert ein neues aufregendes Buch voller Leidenschaft und Abenteuer. Durch ihren einzigartigen Humor, die lebhaften Landschaften und die beliebten Charaktere wird dieses Buch garantiert ein weiterer Fan-Favorit!
Walkyr d’Rojah
•Prinz der sarafinischen Königsfamilie
•Drittältester
Trescina Bukov
•Mensch
•Großkatzenexpertin
•Gefährtin von Walkyr
Katarina Bukov-Danshov
•Halbschwester von Trescina Bukov
Mia Elena d’Rojah-Bukov
•Tochter von Königin Mia d’Rojah und König L’Darma Bukov
•Gefährtin von Raul T’Rivre
•Gefährtin von Ivan Danshov
•Zwei Töchter: Trescina Bukov (Raul) und Katarina Bukov-Danshov (Ivan)
Raul T’Rivre
•Gefährte von Prinzessin Mia Elena d’Rojah-Bukov (auf Sarafin)
•Biologischer Vater von Trescina Bukov
•Hauptmann der Wache des Königs und der Königin des Waldkönigreichs von Sarafin
•Hoher Herr der Geheimen Sekte der Erleuchteten
Ivan Danshov
•Menschlicher Gefährte von Mia Elena d’Rojah-Bukov (auf der Erde)
•Wissenschaftler bei der Wildlife Conservation Society (WCS)
•Biologischer Vater von Katarina Danshov
Vox d’Rojah – König von Sarafin
•Katzenwandler
•Sarafinischer Krieger
•Gefährte von Riley St. Claire
Riley St. Claire
•Gefährtin von Vox d’Rojah
•Mensch
Aryeh
•Vater der sarafinischen Prinzessin
Rosario
•Mutter der sarafinischen Prinzen
Illana
•Schwester von Aryeh
Viper
•Prinz der sarafinischen Königsfamilie
•Zweitältester
Gable
•Prinz der sarafinischen Königsfamilie
•Viertältester
Qadir
•Prinz der sarafinischen Königsfamilie
•Fünftältester
Pallu
•Prinz der sarafinischen Königsfamilie
•Jüngster Prinz
•Sechstältester
Eldora
•Ehemalige Geliebte von Vox d’Rojah
•Informantin für diejenigen, die versuchen, die königlichen Familien zu stürzen
•Wurde vergiftet
Pursia
•Ehemalige Geliebte von Vox d’Rojah
•Informantin für diejenigen, die versuchen, die königlichen Familien zu stürzen
•Beging Selbstmord
Titus – Rechtmäßiger Herrscher des Ozeanreichs
•Vox’ Cousin
•Sarafinischer Krieger
Banu – Rechtmäßiger Herrscher des Wüstenreichs
•Sarafinischer Krieger
•Adoptiert von Illana und Arimis
•Aufgezogen als Titus’ jüngerer Bruder
•Eltern im Schlaf ermordet
•Illanas jüngerer Bruder war sein Vater
Lodar
•Stabsarzt
Tor
•Chefingenieur des Shifter-Kriegsschiffs
Bragnar
•Sarafinischer Krieger
•Verräter/Mörder
Vladimir Mirvo
•Russischer Wilderer/Schwarzmarkthändler
Airabus
•Ehemalige Elite-Palastwache
•Sarafinischer Verräter
Ranker
•Sarafinischer Verräter
Nastran
•Sarafinischer Verräter
Heather Arnold
•Tierärztin der Grove Ranch
•Verwalterin des Rettungszentrums Wyoming
•Mutter von Zeke Reynolds
Zeke Reynolds
•11-jähriger Sohn von Heather Arnold
Terry James
•Ehrenamtliche Teilzeitkraft im Rettungszentrum Wyoming
Waldreich auf Sarafin:
Jahrhunderte zuvor
Mia sah die tobenden Brände durch die offenen Fenster des Palastes, als sie barfuß durch die dunklen Gänge lief. Die hellen Flammen loderten unheilvoll in der Nacht. Entsetzte Schreie schallten durch die Luft und verstärkten das Chaos und die Verwirrung.
Mias Herz klopfte wie wild, als sie hinter sich eindringliche Rufe hörte. Schnell wandte sie sich nach links und rannte auf der Suche nach einem Versteck einen weiteren langen Korridor hinunter. Überall um sie herum hörte sie die flehenden Stimmen der Diener, die um ihr Leben bettelten, bevor ihre Schreie brutal zum Schweigen gebracht wurden.
Sie stolperte, als sie einen Korridor nach dem anderen hinunterlief, auf der verzweifelten Suche nach dem einzigen Ort, der ihr Leben – und das Leben ihres ungeborenen Kindes – retten könnte. Nur mit einem dünnen Nachthemd und einem Mantel bekleidet, zitterte sie vor Grauen und wegen des kalten Steinbodens unter ihren nackten Füßen. Tränen verschleierten ihre Sicht, und sie konnte den Kummer, der sie zu überwältigen drohte, kaum unterdrücken.
Mit zitternder Hand wischte sie die Tränen weg, die in ihren Augen brannten. Ihre Eltern, der König und die Königin des Waldreichs, und die Palastwachen waren tot, ermordet von Verrätern. Auch ihr Gefährte war getötet worden.
Nachdem Mias Katze sie mit einem warnenden Fauchen geweckt hatte, war die verängstigt durch die Eindringlichkeit ihrer Katze den Korridor hinunter in das Arbeitszimmer ihres Gefährten geflüchtet. Raul zog sich abends oft dorthin zurück, wenn er nicht schlafen konnte.
Mia konnte sich gerade noch rechtzeitig hinter einer großen Säule verstecken. Sie hatte sie kommen hören, ihre Schritte waren von Schreien begleitet worden, und Sekunden später hatte Mia gesehen, wie mindestens ein Dutzend bewaffneter Männer vor Rauls Arbeitszimmer stehengeblieben war. Die Gesichter der meisten von Rauls Angreifern waren vermummt gewesen, aber ihre Katze konnte spüren, dass einige von ihnen nicht von Sarafin stammten.
Sie hatte sich abgewandt, den Rücken an die Säule gepresst und legte eine Faust auf ihren Mund. Obwohl klar war, dass ihr Gefährte diesen Angriff unmöglich überleben würde, klammerte Mia sich verzweifelt an die Hoffnung, dass sie ihn nicht umbringen würden. Sie spähte um die Säule herum und beobachtete einen der Männer, der in der Tür stand. Rauls Blut tropfte von seinem Schwert. Da der Mantel des Mannes keine Kapuze hatte, um seine Gesichtszüge zu verbergen, erkannte sie ihn: Airabus. Sie waren zusammen aufgewachsen, und sie hatte ihn einst als Freund betrachtet.
Hinter ihm konnte sie eine Leiche in den Schatten des Raumes erkennen. Ihr Gefährte lag tot da – ermordet von dem Krieger, den er für seinen besten Freund und Verbündeten gehalten hatte.
Zitternd vor Trauer hatte Mia sich in ihr Versteck zurückgezogen. Als die Gruppe den Korridor hinunterging, angeführt von einem Mann in einem eleganten schwarzen Kapuzenmantel mit goldenem Rand, hatte Airabus zu einem anderen Mann gesagt, dass er hoffte, dass die Angriffe auf die anderen sarafinischen Königreiche genauso gut laufen würden wie dieser. Mia hatte aufmerksam zugehört, als er von den gleichzeitigen Angriffen auf die Heimatplaneten der Valdierer und Kurizaner gesprochen hatte. Demnach würden die drei herrschenden Familien bald vollständig zerstört und ersetzt werden.
Sie war erschrocken, als Airabus Prinz Raffvin, einen königlichen valdierischen Drachenfürsten erwähnt hatte. Sie war fassungslos, dass ein Sarafiner und ein valdierischer Prinz gemeinsam einen Plan schmiedeten, um die königliche Familie von Sarafin zu ermorden. Wie konnten sie sich gegen ihr eigenes Volk wenden? Sobald sie außer Sichtweite gewesen waren, war Mia geflohen.
Seitdem war eine Stunde vergangen, und sie hatte das Gefühl, der Albtraum würde nie enden. Sie hörte Schritte, die sich aus dem Westflügel näherten, und wischte sich vergeblich die Tränen aus dem Gesicht, während sie wieder einmal so viel von ihrem Körper in eine Nische zwängte, wie sie konnte. Wenn sie sich in ihre Katze verwandeln würde, wäre sie zwar etwas gefährlicher, aber sie war zahlenmäßig weit unterlegen, und für einen Tiger gab es weniger Verstecke als für eine Frau. Sie hielt den Atem an, als eine Gruppe von Kriegern an ihr vorbeirannte.
Jetzt gab es nur noch eine Person, der sie vertrauen konnte. Mia hatte die Göttin Aikaterina nicht mehr gesprochen oder gesehen, seit sie ein kleines Mädchen war, aber sie hoffte, dass die Göttin ihr Flehen jetzt hören und darauf reagieren würde.
Es war nicht allgemein bekannt, dass die Existenz der Sarafinen an die Gabe der Göttin gebunden war: die Fähigkeit, sich in große Raubkatzen zu verwandeln. Und es war sicherlich nicht allgemein bekannt, dass diese Fähigkeit durch das Blut der königlichen Familie sowie durch das Blut der Göttin Aikaterina bedingt wurde. Wenn die Verräter die königliche Familie zerstörten, würden sie letztendlich auch sich selbst zerstören. Es gab nur einen Möglichkeit, dies zu verhindern – das Katzenherz.
Ich spüre Gefahr, fauchte ihre Katze. Sie warten auf dich.
Wir müssen in die Kammer, erwiderte Mia. Sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatten. Es gibt einen anderen Durchgang. Wir werden den benutzen.
Vielleicht wissen die Verräter davon, warnte ihre Katze.
Mia schüttelte den Kopf. Es ist unmöglich, dass noch jemand von der Kammer weiß. Aikaterina hat mich gewarnt, dass ich niemandem davon erzählen darf, nicht einmal meinem Gefährten. Nur ich kenne den Weg zur Kammer, erinnerte sie ihre Katze, deren Kehle sich bei dem Gedanken an ihren toten Gefährten vor Kummer zuschnürte.
Verwandle dich, befahl ihre Katze.
Mia sah sich wachsam um, bevor sie sich verwandelte. Als sie tief in ihrer Katze war, beruhigte sie das kleine Jungtier, das in ihr schlummerte. Es spürte, dass sie in großer Gefahr waren, aber es war mehr als das: Das winzige Leben in ihr spürte den Verlust seines Vaters. Die Trauer lähmte Mia fast, als ihr das Bild ihres toten Gefährten durch den Kopf schoss. Das große schwarze Tigerweibchen erschauderte.
Geh, befahl sie und verdrängte ihren Kummer.
Die schwarze Tigerin schlich auf leisen Pfoten zurück in den breiten Korridor. Sie drückte sich an die Wand gegenüber von den Fenstern, und versuchte, so gut wie möglich im Schatten zu bleiben. Am Ende des Korridors hob sie den Kopf und schnupperte. Die Lefzen ihrer Katze zogen sich zurück, sodass ihre spitzen Zähne zum Vorschein kamen. Sie blieb stumm. So groß das Verlangen auch war, die kurizanischen und valdierischen Krieger, die sie witterte, anzugreifen, sie wusste, dass dies ein vergebliches Unterfangen wäre, das nur zu ihrer Gefangennahme oder ihrem Tod führen würde.
Verräter!, knurrte ihre Katze leise. Sie arbeiten mit den Kurizanern und Valdierern zusammen. Sie haben die Sarafinen verraten.
Wir müssen unser Junges beschützen. Wenn wir gefangen genommen werden, werden sie die Kleine töten, erinnerte Mia ihre Katze.
Ihre Katze drehte den Kopf und schaute nach oben. Da war eine kleine Treppe, die zu einem Raum über der Kammer führte, die sie suchten. Wenn sie dort hineinschlüpften, könnten sie durch einen Geheimgang in die Kammer gelangen und dann ihren Weg zum Ziel unterhalb des Palastes fortsetzen.
Mias Katze zog sich in den Schatten zurück und lief zu der engen Wendeltreppe zurück, die auf den Balkon führte. Ihr Bauch hing tief und steifte manchmal die abgenutzten Steinstufen, während sie die Treppe hinaufstieg. Wärme erfüllte sie, als sie ein Schnurren hörte. Ihre Tochter fand es scheinbar lustig, dass Mias Bauch so groß war, dass er die Stufen berührte.
Das liegt daran, dass du auch mal so groß und stark sein wirst wie dein Vater, neckte Mia und versuchte, die Kleine vom Ernst der Lage abzulenken.
Weg.
Dieses Wort löste bei Mia ein Gefühl der Traurigkeit aus. Das Jungtier verstand schon mehr, als Mia gedacht hatte. Sie zuckte zusammen, als sie einen scharfen Schmerz in ihrem Unterleib spürte. Ihre Tigerin hielt inne und wartete. Zum Glück hielt der Schmerz nur kurz an.
Am oberen Ende der Treppe blieb Mia stehen und spähte von ihrem Aussichtspunkt über den Korridor unter ihr. Zu den beiden Wachen hatten sich zwei weitere gesellt und sich in Position gebracht, um jeden Fluchtversuch zu unterbinden. Die neuen Krieger waren ebenfalls Sarafinen. Wütend beobachtete sie, wie sie sich verwandelten und ihre Schultern nach hinten rollten.
„Haben sie sie schon gefunden?“, fragte der valdierische Wächter.
„Nein, aber sie trägt ein Jungtier aus, und der Hohe Herr hat den Palast abgeriegelt. Sie kann nirgendwo hin. Die Nacht ist fast um. Sobald die Sonne aufgeht, wird sie sich nicht mehr in den Schatten verstecken können“, erklärte Airabus.
„Gibt es etwas Neues aus den anderen Königreichen?“, fragte der Kurizaner.
Im Halbdunkel konnte Mia sehen, wie Airabus grinste. Sein scharfzüngiges Lächeln wurde durch die Tatsache getrübt, dass einer seiner Eckzähne in der Mitte abgebrochen war. Ihre Krallen gruben sich in das Holz, schnitten durch den langen Teppich und hinterließen tiefe Furchen. Sie wollte ihm die Kehle aufreißen.
„Der König des Wüstenreichs und seine Gefährtin sind tot, aber der junge Prinz ist verschwunden. Die anderen werden bald fallen. Dafür wird Lord Raffvin sorgen“, antwortete Airabus.
„Es ist eine Schande, dass Prinzessin Mia nie die Wahrheit über die Vergangenheit ihres Gefährten erfahren hat. Ich frage mich, ob sie um ihn trauern würde, wenn sie es wüsste“, höhnte der Valdierer.
Mia ließ sich auf den Boden sinken, als eine Welle der Verwirrung über sie hereinbrach. Sie wartete ab, ob der Krieger fortfahren würde, aber Airabus zischte dem Mann zu, er solle still sein. Schnell zog sie sich in den Schatten des Geländers zurück, als Airabus aufblickte, als ob er sie bemerkt hätte.
Mit qualvoller Langsamkeit kroch sie rückwärts, bis sie mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Sie erhob sich halb auf die Füße und schleppte sich zum Ende eines kleinen dekorativen Bereichs. Mit ihrer Nase stieß sie eine Klappe in der Nähe des Bodens auf, schlüpfte durch die Öffnung und verschwand in dem verborgenen Gang, wobei sich die Klappe automatisch hinter ihr schloss.
Sie verwandelte sich und legte eine Hand auf ihren Bauch, während sie sich mit der anderen an der Wand festhielt. Vorsichtig folgte sie dem verwinkelten Labyrinth aus versteckten Treppen und schmalen Gängen, bis sie den Eingang zu dem Raum erreichte, den sie suchte. Die stechenden Schmerzen waren zurückgekehrt, und sie wusste, dass sie in den Wehen lag.
Mia stolperte vorwärts, bis sie das Ende der Treppe erreichte. Vor ihr lag die Kammer, die Aikaterina ihr als Kind gezeigt hatte. Sie ging bis zur hinteren Wand und zog an dem Hebel, der die Geheimtür öffnete. Das Paneel glitt geräuschlos auf, und Mia trat ein. Ihr Atem hallte laut in dem großen Raum wider, während sie keuchend versuchte, die Schmerzen ihrer Wehen zu kontrollieren.
Sie schaute sich in der Kammer um. Ein sanfter Schein, der von einem zentralen Podest aus nach oben strahlte, erfüllte den Raum. Das Licht wurde von der weißen Decke und den Wänden reflektiert. Um das Podest herum war ein Becken mit einer klaren Flüssigkeit, und auf dem Podest befand sich eine verzierte Schale. Eine Brücke aus mehreren Steinen führte zu dem Schatz, der sich in der flachen, gewölbten Schale befand.
Mia ging langsam um den Rand des Beckens herum, bevor sie innehielt und sich erneut verwandelte. Ihre Tigerin stieß ein leises, grollendes Stöhnen aus, als eine weitere Wehe ihren Körper erschütterte. Ihr Magen zog sich zusammen, und sie keuchte.
Wir sind fast da. Ich komme nicht zum Zentrum. Nur du kannst es erreichen, erinnerte sie ihre Katze.
Ihre Katze brummte, und richtete ihre silbern schimmernden Augen auf die erste Stufe. Mit einem anmutigen Sprung landete sie auf dem Felsen. Der Trittstein bewegte sich, und sie nutzte ihren Schwanz, um sich auszubalancieren.
Sie wartete, bis sich der Felsen nicht mehr bewegte, bevor sie auf den nächsten sprang. Mit einem weiteren Satz landete sie auf dem nächsten Stein. Auch dieser wackelte. Diesmal löste die Bewegung eine leichte Welle aus, und etwas Flüssigkeit spritzte auf ihre Vorderpfote. Schnell hob sie ihr Bein und schüttelte es, als sie ein schmerzhaftes Brennen spürte. Die Flüssigkeit sah zwar aus wie Wasser, doch das Becken war mit ätzender Säure gefüllt, die das Katzenherz schützen sollte.
Aua, wimmerte ihre Katze und drückte ihre Pfote gegen ihre Brust.
Ich weiß. Du musst vorsichtig sein, erwiderte Mia.
Ich versuche es. Junges kommt, keuchte ihre Katze.
Mia antwortete nicht. Sie konzentrierte sich darauf, das Jungtier zu beruhigen. Der Säugling zappelte verzweifelt. Sie durfte noch nicht raus. Es war zu gefährlich. Sie musste erst in den mittleren Bereich, um sich in Sicherheit zu bringen.
Sie legte ihre verletzte Pfote auf den Stein und konzentrierte sich auf ihren nächsten Sprung. Die Zeit wurde knapp. Sie hörte Schritte, die sich näherten, und ihre Angst drohte sie zu erdrücken. Irgendwie hatte der Hohe Herr den Geheimgang entdeckt.
Du musst dich beeilen. Wir müssen zum Herz gelangen, bevor es zu spät ist, befahl Mia verzweifelt.
Steine kleiner. Ich kann nicht …, protestierte ihre Katze.
Wir werden sowieso sterben. Sie haben uns gefunden – und das Herz, flüsterte Mia resigniert.
Ihre Katze drehte sich um und fauchte, als fast ein Dutzend Männer durch den Geheimgang kamen und die heilige Kammer betraten. Sie knurrte und fletschte die Zähne, als der letzte Mann eintrat, der Hohe Herr, der sie alle anführte. Seine hochgewachsene Gestalt war in einen Mantel gehüllt, und sein Gesicht wurde von der Kapuze verdeckt. Airabus und zwei weitere verräterische Palastwachen standen an seiner Seite.
„Bringt sie zu mir und holt das Herz“, befahl der Hohe Herr.
Mia konnte die Entschlossenheit ihrer Katze spüren, als sie den Kopf drehte und in die Hocke ging. Sie begriff, dass ihre Katze vorhatte, von dem Stein, auf dem sie sich befanden, auf die mittlere Plattform zu springen. Selbst für die wendigste Katze wäre ein Sprung aus dieser Entfernung äußerst schwierig. Es zu versuchen, während sie hochschwanger war und in den Wehen lag, wäre reiner Selbstmord. Obwohl sie wusste, dass sie wahrscheinlich sowieso sterben würden, jagte ihr der Gedanke in einem Säurebecken zu sterben Angst ein.
Nein! Mia keuchte entsetzt auf, als ihre Katze sprang.
Ein erstickter Schrei entwich ihr, als sie landeten und sich abrollten. Ihr Magen zog sich zusammen, und sie spürte warme Flüssigkeit an ihren Hinterbeinen. Ihre Fruchtblase war geplatzt Sie verwandelte sich zurück in ihre menschliche Gestalt, legte eine Hand auf ihren Bauch und hielt sich mit der anderen am Rand des Beckens fest. Sie zog sich hoch und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Die Verräter hatten den ersten Stein des Beckens noch nicht erreicht. Sie wandte ihren Blick der verhüllten Gestalt zu und hob trotzig das Kinn.
„Du wirst das Katzenherz niemals bekommen“, rief sie ihm zu.
Der Hohe Herr nahm mit beiden Händen seine Kapuze ab und entfernte die Abdeckung über seinem Mund, die seine Stimme verzerrt hatte. Mias Kinn zitterte, und ihre Knie drohten nachzugeben. Ein leiser Schrei der Verzweiflung entwich ihr, als sie sein Gesicht sah. Raul. Wie konnte er derjenige sein, der für die Zerstörung des Königreichs des Waldes und den Tod so vieler ihrer Leute verantwortlich war? Ihr Griff um den Beckenrand wurde fester, und sie schüttelte den Kopf.
„Du? Wie kann das sein? Du … Du bist doch … Ich habe dich sterben sehen.“ Die überwältigende Trauer und der Schmerz, die durch sie hindurchschallten, schnürten ihr die Kehle zu.
„Das Katzenherz gehört uns, Mia. Nur du kannst es zurückholen. Bring es zu mir, meine Liebe. Mit dieser Macht werden wir die drei Welten kontrollieren“, gurrte er.
„So war das nicht abgemacht, Sarafiner. Der Edelstein ist Teil der Sammlung“, knurrte der kurizanische Krieger, der einige Meter entfernt stand.
„Tötet sie“, befahl Raul mit einer Handbewegung, ohne den Blick von Mia abzuwenden.
„Raffvin hat uns davor gewarnt, dass du uns verraten könntest, Sarafiner“, knurrte der valdierische Krieger.
Mia beobachtete, wie sich der valdierische Krieger verwandelte. Ein anthrazitfarbener und weißer Drache erschien und spie Feuer, während der Kurizaner die Gruppe der sarafinischen Krieger mit Wellen aus schimmernder weißer Energie attackierte. Sie waren zahlenmäßig deutlich unterlegen, aber ihre Fähigkeiten, von denen Mia nichts gewusst hatte, verschafften ihnen einen Vorteil.
Mehrere sarafinische Krieger wichen vor den Flammen des Drachen zurück, während zwei weitere darum kämpften, nicht von den mysteriösen Speeren aus weißer Energie aufgespießt zu werden. Einer der Männer trat zu nahe an den Rand des Beckens heran. Er schwankte, bevor ihn einer der Energiespeere traf und ihn nach hinten schleuderte. Seine Schmerzensschreie hielten nicht lange an, denn sein Körper löste sich rasch in dem flachen, mit klarer Säure gefüllten Becken auf.
Mia ging schwerfällig in die Hocke und kroch zur anderen Seite des Podests. Ihre Finger zitterten, als sie ihre Hand in die klare Flüssigkeit tauchte. Tränen verschleierten ihr die Sicht, als sie den kristallklaren Edelstein aus der Schale nahm. Sie ignorierte das Brüllen des Drachen und das Knurren der riesigen Katzen, die sich gegen ihn zur Wehr setzten. Dann blickte sie zu dem Mann, der einst ihr eigenes Herz in seinen Händen gehalten hatte.
„Gib mir das Herz, Mia“, befahl Raul leise. Der Schmerz, der ihren Körper durchzuckte, war so stark, dass sie seine Worte kaum hören konnte.
„Du hast mich verraten. Du hast deine Tochter verraten. Du hast dein Volk verraten“, antwortete sie. Ihr Herz fühlte sich an, als würde es ihr aus dem Körper gerissen werden.
„Wir werden gemeinsam herrschen, meine Liebe“, raunte Raul und sprang auf den ersten Stein.
Mia sah ihm in die Augen und erkannte, dass er log. So schmerzhaft diese Erkenntnis auch war, sie konnte nicht leugnen, was direkt vor ihr war. Raul und sie waren nicht auf der gleichen Seite. Ihr Körper zitterte, als sie das Katzenherz in die Hände nahm. Langsam richtete sie sich auf und hob den Stein über ihren Kopf.
„Aikaterina, ich flehe dich an, rette mein Volk“, flüsterte sie.
„Nein!“, knurrte Raul und sprang auf einen anderen Stein.
Ein weißer Energieblitz traf sie, und Mia krümmte sich vor Schreck und presste eine Hand auf ihre Brust. Hinter Raul erwiderte der Kurizaner ihren schockierten Blick mit einem triumphierenden Aufschrei. Seine Freude darüber, sie getroffen zu haben, war jedoch nur von kurzer Dauer, denn einen Augenblick später griffen zwei sarafinische Krieger ihn von hinten an und warfen ihn in das flache Becken.
Der Mann schrie auf, als die Säure seinen Körper zerfraß. Er streckte die Hand nach dem Stein aus, auf dem Raul stand. Der Stein verschob sich, und Raul rutschte aus. Sein rechter Arm versank bis zum Ellbogen in der Flüssigkeit, während er versuchte, nicht in die Säure zu stürzen. Mia schwankte, während ihr Gefährte vor Schmerzen schrie und darum kämpfte, nicht in die Säure fallen. Er zog das, was noch von seinem Arm übrig war, aus dem Säurebecken und umklammerte den Stumpf mit seiner linken Hand. Er schwankte kurz, bevor er sprang und ungeschickt auf der nächsten Stufe landete, als der Kurizaner in der klaren Flüssigkeit verschwand.
„Mia“, krächzte er heiser. Trotz der Qualen, die er empfinden musste, waren seine glänzenden Augen nicht auf ihr Gesicht, sondern auf den Stein gerichtet, den sie über ihren Kopf hielt. „Wir beide gemeinsam, meine Liebe. Wir werden die Galaxie beherrschen.“
„Niemals, Raul“, flüsterte Mia. Ihr Blut färbte den kristallklaren Katzenherz-Edelstein rot, als sie ihn wieder mit beiden Händen umklammerte. „Ich gebe diese Last an unsere Tochter weiter. Ich werde nicht lange genug leben, um sie zu tragen, und es gibt keine andere, die es könnte. Möge sie leben und unserem Volk eines Tages Frieden bringen – den Frieden, den ihr Vater zerstören wollte.“
Mia spürte, wie das Leben aus ihr herauswich, und der Schmerz in ihrem Unterleib immer stärker wurde. Tränen liefen ihr übers Gesicht, als ihre Beine nachgaben und sie auf ihre Knie auf die Plattform sank.
Ihr Blick ruhte auf ihrem Gefährten, als dieser einen weiteren Sprung vorwärts machte. Die grässlichen Überreste seines teilweise aufgelösten Arms hingen schlaff herunter, der Stumpf war bereits von der brennenden Säure versiegelt. Es kam ihr vor, als sähe sie ihn zum ersten Mal. Er war nicht mehr der gut aussehende Krieger, den sie in ihrer Jugend aus der Ferne bewundert hatte und mit dem sie vor weniger als einem Jahr eine Verbindung eingegangen war. Stattdessen sah sie ihn als das, was er war – ein kalter, herzloser Verräter, der bereits war, sein eigenes Volk für seinen persönlichen Machtgewinn zu opfern.
„Bitte … lass nicht zu, dass er … unserem … Kind etwas antut“, flüsterte sie, während sie sich angestrengt bemühte, lange genug am Leben zu bleiben, um ihrer Tochter eine Chance zu geben.
Die warme Magie des Katzenherzens hüllte sie und ihr Kind ein, als die Göttin ihre Bitte um Hilfe erhörte. Goldene Wellen wanden sich um das Podest und bildeten einen warmen, schützenden Kokon um sie herum. Erleichterung durchflutete Mia. Das Katzenherz war in Sicherheit. Diese Gewissheit trocknete ihre Tränen, als sie ihre Augen schloss. Ihr Gefährte konnte ihr jetzt nichts mehr anhaben.
Bitte, beschütze mein Volk … und mein Junges, flehte Mia leise, als sich ihr Körper unter einer weiteren Wehe verkrampfte.
Sie werden in Sicherheit sein, versicherte ihr eine beruhigende Stimme in ihrem Kopf.
Mia war sich nicht sicher, ob die Göttin wirklich da war oder ob es die Macht des Katzenherzens war. Es war ihr egal, solange ihr Volk und ihr Kind vor dem Mann geschützt wurden, der sie alle vernichtet hätte. Ein Schrei entwich ihren Lippen, als eine weitere intensive Schmerzwelle sie durchfuhr.
Sie drückte sich mit dem Rücken an die Säule und keuchte, als der Schmerz sich in ihrem Unterleib ausbreitete. Mit einem weiteren erstickten Schrei griff sie zwischen ihre Beine und schaffte es gerade noch, den winzigen Säugling aufzufangen, der aus ihr herausglitt.
Mia öffnete ihre Augen und blickte in Rauls wütendes Gesicht. Ein müdes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie den ersten Schrei ihrer Tochter hörte. Mühsam hob sie das Neugeborene in ihre Arme und drückte das Baby an ihre Brust. Sofort spürte sie, wie die Liebe des Funken, den sie in ihrem Leib getragen hatte, sie überflutete und ihr neue Kraft gab.
„Trescina, mein wunderschönes Mädchen“, murmelte sie und strich mit ihren Fingern über die Wange des Säuglings.
„Mia …“, rief Raul heiser.
Mit kalten Augen blickte Mia auf und starrte ihren Gefährten an. „Du wirst das Katzenherz nie bekommen … oder die Liebe unserer Tochter erfahren“, schwor sie mit schwacher Stimme.
Mia spürte, wie die Macht des Edelsteins, den sie noch immer in der Hand hielt, sie und Trescina einhüllte. Dann verwandelte sich das goldene Glühen in ein blutiges Rot. Mia kämpfte gegen die Dunkelheit, die sie zu verschlingen drohte. Eine seltsame und wunderbare Magie umhüllte Trescina und sie selbst, und sie wusste, dass die Göttin ihr Flehen erhört hatte.
Ihr Leben hier war vorbei. Ihr letzter Wunsch war, dass ihre Tochter niemals die schmerzhafte Wahrheit über den Verrat ihres Vaters erfahren würde. Sie fürchtete jedoch, dass dieser Wunsch unmöglich in Erfüllung gehen konnte – es sei denn, Aikaterina schickte sie weit, weit weg, wo sie niemals gefunden werden würden.
Erde: Jahrhunderte später
Sibirien, Russland
Trescina Bukov lachte, als sie ihrer jüngeren Halbschwester durch den Wald nachjagte. Vor ihr huschte Katarina um einen dicken Baum und versteckte sich. Trescina wurde langsamer und schaute sich um, ihre Augen funkelten schelmisch.
Trescina hörte Katarinas Atem. Sie schlich auf Zehenspitzen weiter, bis sie den großen Baumstamm umrundete und sich auf ihre Schwester stürzte, sodass diese in den frisch gefallenen Schnee fiel. Sie nieste zufrieden, als Katarina die Arme um ihren Hals schlang, und ihre Schwester sie fest umarmte.
„Oh, Trescina, ich wünschte, ich könnte mich auch in einen Tiger verwandeln so wie du“, seufzte Katarina.
Trescina leckte mit ihrer rauen Zunge über die Wange ihrer Schwester. Die zärtliche Liebkosung entlockte Katarina einen angewiderten Aufschrei. Trescina schenkte ihrer Schwester ein breites Grinsen, bevor sie sich in ihre menschliche Gestalt zurückverwandelte und sich auf die Seite rollte, bis sie beide im Schnee lagen und zu den kahlen Bäumen hinaufstarrten.
„Du warst gut, bis du abgehauen bist. Wenn du in deinem Versteck geblieben wärst, hätte ich dich wahrscheinlich nicht gefunden“, neckte Trescina.
Katarina setzte sich auf und warf ihr einen entrüsteten Blick zu. „Natürlich hättest du mich gefunden. Du findest mich immer, egal wie gut ich mich verstecke“, beschwerte sich Katarina.
Trescina hob ihre Beine und ließ sie dann anmutig sinken, sodass sie sich auf die Füße rollen konnte. Katarina ahmte ihre Bewegung nach. Anschließend wischten sich die beiden den weichen Schnee von ihren dicken Klamotten ab.
„Du wirst immer besser. Ich habe doppelt so lange gebraucht, um dich zu finden, wie beim letzten Mal“, sagte Trescina.
„Trescina, warum kannst du dich in einen Tiger verwandeln, und ich nicht?“, fragte Katarina zum hundertsten Mal. „Ich kann dich und Momma hören, wenn ihr redet, und ich kann mit den Tigern reden, um die Momma und Papa sich kümmern, aber …“ Traurig brach sie ab.
Trescina umarmte ihre Schwester. Katarina tat ihr leid.
„Ich weiß es nicht. Momma meinte, sie würde es uns erklären, wenn die Zeit reif ist“, murmelte Trescina.
Sie zuckten zusammen und rissen sich voneinander los, als laute Knallgeräusche ertönten. Es hörte sich fast wie Feuerwerkskörper an, aber die waren auf ihrem Grundstück nicht erlaubt. Trescina stellte sich vor Katarina und runzelte die Stirn.
„Was war das?“, fragte Katarina und umklammerte den Arm ihrer großen Schwester.
Trescina wollte gerade antworten, als die Geräusche erneut ertönten. Beide liefen los, als sie den Schrei ihrer Mutter hörten. Trescina stolperte einen Schritt rückwärts, als Katarina sie wieder am Arm fasste.
Versteckt euch!, warnte ihre Mutter sie telepathisch.
Momma, rief Trescina.
Pass auf deine Schwester auf, Trescina, wies ihre Mutter sie an, als die knallenden Geräusche erneut ertönten.
Trescina drehte sich um und griff nach Katarinas Hand. Sie zog ihre Schwester hinter sich her und stolperte unbeholfen durch den Schnee. Sie drangen tiefer in den Wald vor, bis sie einen Fluss erreichten, der teilweise zugefroren war. Am Ufer lagen die skelettartigen Überreste von Bäumen, die während des Tauwetters im Frühjahr angespült worden waren und sich verfangen hatten.
„Klettere da hinein und bleib dort“, wies Trescina ihre sechsjährige Schwester an und schob sie zu der Gruppe toter Bäume.
„Und was wirst du tun?“, fragte Katarina und kletterte zwischen den Ästen hindurch.
„Ich muss Momma helfen. Daddy ist nicht da“, antwortete Trescina. Sie legte ein paar abgebrochene Äste über die Stelle, wo Katarina kauerte.
„Aber … Momma hat gesagt, dass wir uns verstecken müssen“, protestierte Katarina und griff nach dem Ast, den Trescina gerade vor ihr ablegen wollte.
Trescina sah Katarina an. Sie waren so verschieden wie Tag und Nacht. Katarinas Haar war erdbeerrot, und ihre Haut war fast so hell wie der Schnee, genau wie die ihres Vaters. Trescina hingegen hatte langes schwarzes Haar, das sie an die Mähne der Löwen in dem Zoo erinnerte, den sie vor einigen Monaten besucht hatten. Ihr olivfarbener Teint war noch dunkler als der ihrer Mutter.
Sie hatten jedoch auch einiges gemeinsam. Sie konnten sich beide mit den Wildkatzen im Reservat verständigen, und sie waren beide genauso stur wie ihre Mutter – zumindest behauptete ihr Vater das immer, wenn sie Unfug machten.
Als Trescina Geschrei und einen lauten, männlichen Ruf hörte, drehte sie sich schnell um und schaute zurück zu ihrem Haus. Ihre Katze fauchte. Bei dem Gedanken, dass ihre Mutter sich der Gefahr allein stellen würde, stieg Angst in ihr auf.
„Ich bin bald wieder da“, sagte Trescina.
Ungeduldig blickte sie über ihre Schulter, als sie Katarinas Hand auf ihrem Arm spürte. Mit einem Kopfschütteln riss sie sich los und rannte durch den Schnee davon, wobei sie sich in ihre Tigerin verwandelte, um schneller voranzukommen. Vor sich konnte sie wieder das Echo des Knallens hören.
Sie wich Bäumen aus und duckte sich unter heruntergefallenen Ästen hindurch, während sie sich darauf konzentrierte, so schnell wie möglich zu rennen. Sie hoffte, dass ihr Vater die Geräusche auch gehört hatte. Er war unterwegs, um seine versteckten Kameras entlang des Berges zu überprüfen, wo er Luchsspuren gefunden hatte.
Trescina durchbrach die Baumreihe und gelangte in die Tundra. In der Ferne konnte sie Flammen aus ihrem Haus aufsteigen sehen. Ein schwarzer Blitz erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie lief los und rannte schneller als je zuvor. Sie stieß einen leisen Schrei aus, als sie zwei Männer sah, die einen großen sibirischen Tiger zu einem Pick-up schleiften.
Der schwarze Blitz war wieder da. Diesmal griff ihre Mutter einen der Männer an, der mit seiner Waffe auf eine Manul, auch Pallas-Katze genannt, zielte. Diese kleinere pelzige Wildkatzenart lebte normalerweise in den Steppen von Altai und Burjatien nahe der russisch-mongolischen Grenze. Dieses Exemplar war in das Reservat gebracht worden, nachdem es durch eine Wilderer-Falle verletzt worden war. Trescina und Katarina liebten es, abends und frühmorgens nach der Fütterung mit der kleinen Katze zu spielen.
Momma, hinter dir, warnte Trescina, als ein zweiter Mann sein Gewehr hob, um auf ihre Mutter zu schießen.
Sie sprang durch die Luft und rammte ihren kompakten Körper in die Seite des Mannes. Ihre Krallen schnitten durch seine Lederjacke und seine Haut. Sie drehte sich, und der kraftvolle Angriff in Verbindung mit ihrem Schwung brachte den Mann aus dem Gleichgewicht. Mit einem lauten Knall feuerte das Gewehr in die Luft und nicht auf ihre Mutter.
Der Mann stürzte zu Boden. Nach mehreren Überschlägen kam Trescina wieder auf die Beine. Ihre Katze fauchte warnend, als einer der Männer im hinteren Teil des Pick-ups sich umdrehte und mit einer Pistole auf sie zielte.
Sie stürzte sich nach vorne, als der Mann, den sie niedergeschlagen hatte, sich aufsetzte. Der Mann aus dem Pick-up feuerte drei Schüsse auf sie ab. Eine Kugel schlug vor ihr in den Boden ein, während die beiden anderen den Mann trafen, den sie zuvor angegriffen hatte.
Der Mann zuckte jedes Mal zusammen, wenn eine Kugel seine Brust traf. Der Mann, der neben dem Schützen stand, fluchte laut. Trescinas Mutter drehte ihren Kopf und fauchte. Blut tropfte von ihrem Kinn auf ihr Fell.
Trescina, lauf!, befahl ihre Mutter.
„Du Idiot! Du schießt auf unsere Männer. Töte die Katze!“, knurrte der Mann auf Russisch.