Haus ohne Volk - Silvia Hildebrandt - E-Book

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Silvia Hildebrandt

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Beschreibung

Rumänien 1969: Das Land steht in voller Blüte; Ceaușescu ist nach der Lossagung von der UdSSR so beliebt wie nie zuvor. Mit der BRD handelt er einen lukrativen Deal aus: Rumäniendeutsche lässt er gegen Bargeld und Luxusgüter ausreisen. Oberster Verhandlungspartner: Nelu Nicolescu, ein hohes Tier der Securitate. Währenddessen baggert der forsche und charismatische Corneliu Matalin die Banater Schwäbin Magdalena an. Ihre Familien sehen diese Verbindung jedoch aufgrund der ethnischen Unterschiede gar nicht gern. Im Herbst tritt er seinen Wehrdienst an und rettet Ceaușescu auf einem Jagdausflug das Leben – und damit verändert sich für ihn alles. Nelu sieht in ihm einen talentierten Mitarbeiter und wirbt ihn für die Geheimpolizei an. Diese Chance, zu Geld und Ruhm zu kommen, lässt sich Corneliu nicht entgehen. Damit punktet er endlich auch bei Magdalenas Eltern. Doch immer wieder müssen sich Corneliu und Magdalena neuen Anfeindungen stellen, auch ihre Tochter Livia wird als "Mischling" gehänselt. Als er sich auf einer Mission eine Beinverletzung zuzieht, lässt er seinen Frust an Magda aus – das Ende ihrer Ehe. Während Ceaușescu mit seinem Größenwahn das Land fast unbemerkt in den Ruin treibt, geschieht etwas, womit keiner gerechnet hatte – und danach wird Rumänien nie wieder so sein wie zuvor …

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HAUS OHNE VOLK

SILVIA HILDEBRANDT

1. Auflage 2021

ISBN 978-3-947706-28-0 (Taschenbuch)ISBN 978-3-947706-29-7 (e-Book)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie, detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de

© Plattini-Verlag – Alle Rechte vorbehalten.https://www.plattini-verlag.de

Lektorat: Michaela Marwich – Dortmund Korrektorat: Jana Oltersdorff - Dietzenbach Umschlaggestaltung: Dream Design – Eitzweiler Konvertierung: Sabine Abels – www.e-book-erstellung.de

Silvia Hildebrandt

Haus ohne Volk

Zum Buch

Rumänien 1969: Das Land steht in voller Blüte; Ceaușescu ist nach der Lossagung von der UdSSR so beliebt wie nie zuvor. Mit der BRD handelt er einen lukrativen Deal aus: Rumäniendeutsche lässt er gegen Bargeld und Luxusgüter ausreisen. Oberster Verhandlungspartner: Nelu Nicolescu, ein hohes Tier der Securitate.

Währenddessen baggert der forsche und charismatische Corneliu Matalin die Banater Schwäbin Magdalena an. Ihre Familien sehen diese Verbindung jedoch aufgrund der ethnischen Unterschiede gar nicht gern. Im Herbst tritt er seinen Wehrdienst an und rettet Ceaușescu auf einem Jagdausflug das Leben – und damit verändert sich für ihn alles.

Nelu sieht in ihm einen talentierten Mitarbeiter und wirbt ihn für die Geheimpolizei an. Diese Chance, zu Geld und Ruhm zu kommen, lässt sich Corneliu nicht entgehen. Damit punktet er endlich auch bei Magdalenas Eltern.

Doch immer wieder müssen sich Corneliu und Magdalena neuen Anfeindungen stellen, auch ihre Tochter Livia wird als „Mischling“ gehänselt. Als er sich auf einer Mission eine Beinverletzung zuzieht, lässt er seinen Frust an Magda aus – das Ende ihrer Ehe.

Während Ceaușescu mit seinem Größenwahn das Land fast unbemerkt in den Ruin treibt, geschieht etwas, womit keiner gerechnet hatte – und danach wird Rumänien nie wieder so sein wie zuvor …

Prolog

Constanța, Sozialistische Republik Rumänien, Sommer 1969

»Findest du nicht, dass es wieder Zeit ist zu heiraten, mein Freund?«

Nelu, Mareșal des rumänischen Geheimdienstes, zündete sich eine Zigarette an, seine Augen schweiften über die Strandpromenade, an der die leichtbekleideten Frauen flanierten, ihre schönen Augen hinter riesigen Sonnenbrillen versteckt. Was für eine schreckliche Mode. Und ihre Badeanzüge erst! Stülpten sich vorne, wo sie die Brustwarzen verdeckten, wie ein Trichter. Dann erst sah er zu demjenigen, der ihm gegenübersaß – Nicolae Ceaușescu, seit vier Jahren Generalsekretär der Kommunistischen Partei und politische Hoffnung sowohl im Osten als auch im Westen.

»Ich weiß nicht, aber ich werde langsam alt. Wer will mich schon noch haben?«

Ceaușescu schnaubte durch die Nase. »Du hast gut reden. Wenn ich nur in meinen jungen Jahren so gut ausgesehen hätte wie du jetzt … meine Seele würde ich verkaufen für so ein Gesicht.«

Zwischen den antiken Säulen des Restaurants Ovid spielte ein Geschwisterpaar Fangen, ein roter Plastikwasserball rollte zwei Meter neben ihrem Tisch über den Marmorboden und erinnerte Nelu daran, dass er seinen Sohn anrufen sollte, der zu Hause im Westen des Landes, nahe Timișoara unter der strengen Herrschaft einer Haushälterin für die Schule paukte. Sieben Jahre war Tiberiu schon alt und noch immer so schüchtern wie ein Mauerblümchen vom Land.

»Schau dir das an.« Ceaușescu reckte die Arme seitlich in die Höhe. »Fühlst du es denn nicht auch? Der alte Zauber des Römischen Reichs: Hier ist er noch lebendig. Selbst der Kitsch strotzt nur so vor romanischem Stolz.«

Nelu murmelte unter seiner Zigarette, nahm einen tiefen Zug und sah dem sich auflösenden Rauch zu, der in der heißen Mittagssonne verglühte. »Die Frauen zumindest …«, dabei deutete er auf eine Reihe junger Studentinnen, die gerade laut lachend nach einem freien Tisch Ausschau hielten, »… die sind genauso leicht bekleidet wie zu den Zeiten, als Ovid hierher verbannt wurde.«

»Na siehst du!« Ceaușescu beugte sich zu ihm herüber und klopfte ihm auf die Schulter. Dabei stieß er ein bellendes Lachen aus, das ihn um zehn Jahre älter wirken ließ. »So gefällst du mir. Na, such dir eine aus. Wer ist es von denen?« Aus dem Augenwinkel sah Nelu, wie Ceaușescu seinen Kopf drehte und Nelus Blick folgte. »Die mit der Hochsteckfrisur und der weißen Sonnenbrille? Nein, nein, es muss die Blonde sein. Ich weiß, du stehst auf die Blonden.«

Nelu schluckte. An wen ihn eine der drei Grazien erinnerte, das wollte er nicht sagen. Das wollte er sich selbst nicht in Erinnerung rufen. Eine alte, längst verflossene Liebe.

»Aber lassen wir die Nebensächlichkeiten. Das mit dem Römischen Reich. Ich meinte das durchaus ernst, Nelu. Weißt du, was diesem Rumänien fehlt?«

»Was? Funktionierende Toiletten landesweit?«

»Ach du!« Noch mal ein Schulterklopfen. Auf Dauer hielt Nelus Herz das nicht aus. Es stolperte bei diesen ruckartigen Bewegungen. Und Ceaușescus fleischige Pranken versetzten ihn immer in diesen eigenartigen Schockzustand.

»Jetzt, da wir solch ein Ansehen in der Welt erlangt haben, seit wir uns gegen den Einmarsch der Russen in die Tschechei gestellt haben, fehlt uns ein Monument. Ein wahrhaft kaiserliches Bauwerk, das uns als legitime Nachfolger Roms auszeichnet. Einen Palast, wie ihn die Welt noch nie zuvor gesehen hat.«

Nelu presste seine Lippen aufeinander. Der kleine Bub hatte seine Schwester endlich einmal gefangen, verpasste ihr eine Ohrfeige, woraufhin sie ihm das Eis aus der Hand schlug und er zu weinen begann. Schließlich antwortete Nelu: »Ich wäre eher für die Toiletten.«

TEIL I

DER OSTEN

Kapitel 1

Bukarest, Mihailsdorf, Galați; Sozialistische Republik Rumänien, 1969

An diesem heißen Augusttag betrat Nelu das Intercontinental in voller Uniform. Eine Sonnenbrille verdeckte seine Augen, jedoch waren die Rangabzeichen auf seinen Schulterklappen für jeden sichtbar. Er krampfte seine Hände um den Griff seiner Aktentasche, als um ihn herum das Tuscheln aufbrandete. Nach all den Jahren im Dienst konnte er sich noch immer nicht daran gewöhnen. Geduldig stellte er sich an der Rezeption in die Schlange. Die Frau, die vor ihm dran war, versuchte dem Pagen zu erklären, dass dieser ihren wertvollen Koffer ja nicht fallen lassen sollte. Als sie sich umdrehte und sich nach einer Schrecksekunde gewahr wurde, wen sie vor sich hatte, rutschte ihr besagter Koffer auf den Händen und knallte auf den Boden.

Lächelnd hob Nelu ihn auf und reichte ihn ihr zurück. Er war schwer wie Blei.

Bemüht lässig tippte er sich an die Offiziersmütze und brachte etwas Abstand zwischen sich und die Frau, als er auf den Tresen zuschritt.

»Mein Herr Mareșal«, wurde er sogleich angesprochen und murmelte eine müde Erwiderung.

»Sie wollten Richard Nixon nicht persönlich begrüßen?«

Nelu versuchte sich an einem aufrichtigen Lächeln, aber nachdem er das bereits so oft gefragt worden war, gelang es ihm nicht mehr. »Sehen Sie, ein Mann in meiner Position hält sich lieber im Hintergrund.«

»Na… Natürlich, Genosse Mareșal«, stammelte der Angestellte des teuersten Hotels der ganzen Stadt, des ganzen Landes, das seit Wochen in heller Aufregung war; seit sich der amerikanische Präsident angekündigt hatte.

»Ich finde es durchaus nicht so atemberaubend, wenn Besuch aus Übersee antanzt.« Nelu öffnete die Hemdtasche seiner Uniformjacke und zog mit zwei Fingern einen gefalteten Zettel heraus. Das Geräusch, das das Papier machte, als er es über den Marmortresen schob, kratzte in seinen Ohren und ihm war, als halte die Hauptstadt, die bis vor einigen Sekunden noch im Jubeltaumel war, kurz die Luft an.

Der Rezeptionist nahm den Zettel auf, faltete ihn dezent auseinander, nickte Nelu kurz zu und sagte dann: »Zimmer vierhundertfünfunddreißig.«

Mit einem kurzen Blinzeln als Abschiedsgruß schlenderte Nelu zum doppelflügeligen Treppenaufgang. Den Aufzug nehmen zu müssen, das wollte er sich, so lange es möglich war, sparen. Mit Ende vierzig konnte er sich noch bester Gesundheit und Attraktivität rühmen und ging nicht so auf wie die anderen Generäle und Obersten, deren Schmiergeschenke sie fett machten.

Im sechsten Stock allerdings kam auch er langsam außer Puste. Als er die Tür des Zimmers gefunden hatte, hielt er einen Augenblick inne, nahm die Mütze ab, um sein Haar glattzustreichen, setzte sie wieder auf und klopfte an.

»Herein«, bat ihn eine dumpfe Stimme von jenseits der Tür.

Beim Eintreten fiel sein Blick sofort auf die Ansammlung von Polsterliegen, auf die geschnitzte Wandvertäfelung. Die Hälfte der Einrichtung schien aus Spiegeln und Glas zu bestehen. Darum ringend, sich von diesem Prunk nicht blenden zu lassen, trat er auf den Mann in der Mitte des Raumes zu, der sich erhob, sein Jackett richtete und ihm die Hand gab. »Herr Reichert«, sagte Nelu in einem möglichst neutralen Tonfall, nicht zu laut, nicht zu leise, und dabei wurde er sich gewahr, wie stark er das R rollte, obwohl er die Aussprache des Namens einige Male geübt hatte.

»Ich grüße Sie, werter Herr … Nicolescu, nicht?«

»Ja, es freut mich sehr«, erwiderte Nelu und bemühte zähneknirschend all seine Deutschkenntnisse.

»Was für ein schönes Land Sie hier doch haben. Was für ein Hotel.« Herr Reichert breitete seine Arme aus, und Nelu setzte sich in einen cremefarbenen Sessel, ließ ihn nicht aus den Augen. »Und Sie wollen tatsächlich mit meiner Wenigkeit vorliebnehmen, während doch der amerikanische Präsident …«

»Ach, das ist keine große Sache, ich halte mich gern aus so einem Trubel heraus«, winkte Nelu das Gespräch schnell ab und wedelte genervt mit seinen Fingern. Um seinen Unwillen nicht mehr so offen zeigen zu müssen, kramte er eine Schachtel Zigarette heraus und bot Herrn Reichert eine an, der jedoch den Kopf schüttelte. »Nein, danke, ich rauche nicht.«

Eine Weile brauchte Nelu, um zu verstehen, was dieser Mann ihm sagen wollte. Dann zündete er sich seine Zigarette an und blies den Rauch genüsslich in die Luft. Der erste Glimmstengel in einer Packung war immer etwas Besonderes. Bei jeder Verhandlung, bei jedem wichtigen Verhör warf er eine angebrochene weg und begann eine neue. Andernfalls glaubte er, nicht genug vorbereitet zu sein. »Ich bin sehr froh, dass diese Sache im Interesse unserer beider Länder ist, Herr Reichert.«

»Woher sprechen Sie so gut Deutsch?«, fuhr er dazwischen.

»Ich habe …« Sollte er es sagen? Oder sollte er irgendeinen banalen Grund erfinden? »Ich habe gedient, im Krieg zusammen mit der Wehrmacht. Ich war mit Paulus’ sechster Armee in Stalingrad«, setzte er nach einer kurzen Pause hinzu und beobachtete im Blick seines Gegenübers, wie sich seine Worte setzten. Die Augen Reicherts huschten irritiert von Nelus Zigarette zu dessen Gesicht, dann wieder zurück und blieben am Fenster hinter ihm hängen. »Ah, ja, Stalingrad. Ihr … ja, sicher.«

»Nun, das ist alles so ewig lange her, kommen wir zurück ins Hier und Jetzt. Hier habe ich einige Bestellungen der Generäle aus der Inneren Abteilung und eine von Ceaușescu höchstpersönlich. Ein BMW und der Rest der Marke Mercedes. Für etwa tausend, das dürfte reichen, oder?«

Reichert erwiderte nichts. Noch immer schwebte sein glasiger Blick im Nirgendwo. Dann plötzlich fasste er sich an den Kopf: »Ach ja, richtig! Stalingrad! Ihr Land war ja bis kurz vor Ende mit Hitler verbündet. Das vergisst man so leicht, jetzt, da im Osten alles …«

Ein zweites Mal an diesem Tag hörte Nelu das schleifende Geräusch von Papier auf glatter Oberfläche. Aber nicht nur irgendein Papier. Je brisanter der Inhalt, umso schneidender und schärfer der Ton, dachte er bei sich. »Es tut mir leid, wenn die deutsche Rechtschreibung nicht dem entspricht, was Sie gewohnt sind, aber ich denke, Sie können verstehen, was wir meinen.«

Reichert schien seine Sprache nicht wiedergefunden zu haben. Das Papier blieb auf dem Tisch liegen, und Nelu zündete sich eine zweite Zigarette an.

Dann durchschnitt Reicherts sonore Stimme doch wieder die Stille. Er rückte seine Hornbrille auf der Nase zurecht und flüsterte: »Mein sehr geehrter Herr Nicolescu, glauben Sie manchmal … ich meine, lässt Sie der Gedanke auch hin und wieder nicht los, dass wir hier … Menschen wie Ware verschachern, dass wir mit ihnen handeln, mit ihrem Kopfgeld?«

Nelu schluckte. Auch diese Antwort hatte er lange vor dem Spiegel einstudiert, jede Regung seiner Augenbrauen, jedes Zucken seiner Wimpern. »Herr Reichert, es hat den Anschein, ja, da gebe ich Ihnen recht. Jedoch, und Sie kennen die deutsche Geschichte bestimmt so gut wie ich, dann wissen Sie, diese Menschen sind im Exil geboren. Sie wurden vor Jahrhunderten aus ihrer angestammten Heimat herausgerissen, und wir erweisen Ihnen jetzt eine Güte. Da die Umstände heutzutage alles andere als leicht sind, nimmt der rumänische Staat diese … Dinge«, und damit deutete er auf den Zettel auf dem Glastisch, »als eine Art Aufwandsentschädigung an. Als Bearbeitungsgebühr.«

Erneut blieb es still im Zimmer. Vom Fenster her erscholl Motorengebrüll, Hupen, ein Brausen wie von hundert Stimmen. Richard Nixon wurde in den Straßen Bukarests vom rumänischen Volk begrüßt.

Und Herr Reichert musste schwer schlucken, bevor er sich durch sein schütteres Haar fuhr. »In der Tat, ja. Ihr Deutsch ist ausgezeichnet. Und ich dachte, hier in Rumänien seid ihr hauptsächlich Schafhirten und Soldaten.«

Nelu hatte sich beinahe sein ganzes Leben lang antrainiert, nicht zu zeigen, was er von manchen unbedachten Aussagen seiner Gesprächspartner hielt, aber bei diesem Deutschen musste er wirklich auf die Zähne beißen. »Wir sind ein sehr vielfältiges Land«, brachte er schließlich müde hervor. Obwohl er die Balkanhitze des Hochsommers sonst sehr gut vertrug, schnürte sie ihm nun mit einem Mal die Luft ab.

Nelu residierte, wenn er in der Hauptstadt weilte, nicht wie alle anderen Securitate-Offiziere im Intercontinental, wo in luxuriösen Hinterzimmern der Staat im Dunkeln gelenkt wurde. Er brauchte auch hier im Moloch Bukarests einen Flecken grüner Erde, der ihn an sein Heimatdorf im Westen des Landes erinnerte. Auch wenn das hieß, dass er sich täglich mehr als eine Stunde zur Arbeit durch den Verkehr zwängen musste.

Die Wärme der Nachmittagssonne genießend, froh, dem allgemeinen Trubel entkommen zu können – »Ich bin ein Mann des Geheimdiensts, ich agiere im Verborgenen« war stets die beste Ausrede, um vertuschen zu können, dass man die Anwesenheit allzu vieler anderer Menschen verachtete –, setzte sich Nelu mit einer Flasche Bier auf den kleinen eisernen Balkon über den Dächern der Vorstadt, hängte die Offiziersjacke über den Liegestuhl, öffnete die ersten drei Knöpfe seines Hemdes und krempelte seine Ärmel hoch. So viel konnte sich auch ein Mareșal hin und wieder erlauben.

Nachdem die erste Flasche Bier geleert war und er seine vierte Zigarette geraucht hatte, fühlte er sich mutig genug, den Anruf zu tätigen. Soweit es das Telefonkabel erlaubte, schob er das kleine Mahagoni-Tischchen Richtung Balkon und wählte die Nummer von daheim. Jedes Tuten, jede Sekunde Warten trieben ihm den Schweiß auf die Stirn; dem Mann, der mit seiner Unterschrift über das Schicksal so vieler in seinem Land entscheiden konnte, der von allen gefürchtet war.

»Tata?«, meldete sich schließlich, nach einer halben Ewigkeit, die zaghafte Stimme seines Sohnes. Er hatte ihm versprochen, wenn er um diese Zeit anrief, dann dürfte Tiberiu ans Telefon gehen, dann müsste er es nicht dem Soldaten überlassen, der in seiner Villa in Mihailsdorf zusammen mit dem Kindermädchen und der Haushälterin die Stellung hielt.

»Tibi! Wie geht es dir?«, fragte er und biss sich auf die Lippen, als er selbst hörte, wie atemlos er klang.

»Gut, Tata.«

Stille. Wie kam es nur, dass dieser Junge, wenn er sich mit seinen Freunden traf, um die Hausarbeiten zu erledigen, kaum den Mund für fünf Sekunden halten konnte, während er nun, da er mit seinem Vater sprach, kein Wort herausbrachte?

»Und was habt ihr in der Schule gelernt?« Jeden Tag dieselbe Frage. Jedes Mal schwor sich Nelu, dass er sich für den morgigen Tag ein anderes Thema suchen würde, und jedes Mal gelang es ihm nicht. Er selbst hatte seinen eigenen Vater gehasst, war erschrocken von seinem Glücksgefühl gewesen, als er diesen tot in seinem Bett vorgefunden hatte; Selbstmord, nachdem der einstige faschistische Führer des Landes, Ion Antonescu, von einem Erschießungskommando erledigt worden war und die Russen ins Land einmarschiert waren.

Und vielleicht würde es helfen, gelassen mit seinem eigenen Sohn zu reden, wenn er nicht immer an Jahrzehnte der wechselvollen Geschichte Rumäniens denken musste.

»Und im Haus? Alles gut? Was macht der Hund?«

»Ich habe ihm heute beigebracht, Pfötchen zu geben. Ich glaube, er kann schon links von rechts unterscheiden.«

»Ah!«, machte Nelu und zwang sich, nicht schon wieder in politische Gefilde und Überlegungen abzudriften. Bevor sich ein Gespräch zwischen den beiden aufbauen konnte, versagte schon wieder sein Mut. Immer, wenn er aus Bukarest nach Hause kam, trudelte er mit einem Berg von Geschenken ein, um bei Tiberiu das wiedergutzumachen, wozu er nicht imstande war, seit seine Frau viel zu früh verstorben war: seinem Sohn ein liebevolles Elternhaus zu bieten.

»Und ich bin streng mit ihm. Wenn er auf mein Bett will, hebe ich ihn runter«, plapperte Tiberiu drauflos. Na also, geht doch.

»Löblich, löblich. Frisst er auch gut? Ist er stubenrein?«

»Alles sauber«, bestätigte Tiberiu und hörte sich wie ein Soldat an, der seinem General Rapport gibt.

»Dann sieh zu, dass das auch so bleibt.« Es kam ungewöhnlich harsch heraus. Nelu war zu viel, zu lange in militärischen Kreisen unterwegs gewesen. Vielleicht hatte Ceaușescu recht: Er sollte wirklich mal daran denken, eine neue Frau kennenzulernen.

»Wird gemacht, Tata.« Und in Gedanken stellte sich Nelu vor, wie Tiberiu am Telefon salutierte.

»Dann bis bald, Tibi.« Unausgesprochene Worte hingen in der Luft, bis wieder Tiberius‘ leise Stimme erklang und die Leitung dann abbrach.

* * *

Magdalena knetete ihre Finger in ihrem Schoß. Seit heute Morgen, als sie sich in der Warteschlange im Rathaus angestellt hatte, fieberte sie diesem Moment entgegen, in dem sie Licht am Ende des Tunnels sehen würde, in dem sie vor sich auf dem Korridor endlich das Holz der Bürotür erkennen konnte. Doch jetzt, da nur noch drei Leute vor ihr warteten, sackte ihr das Herz in die Hose. Was, wenn ihre Eltern recht hatten? Wenn sie trotz ihrer guten Ausbildung, trotz ihres Lyzeum-Abschlusses aus Timișoara die Stelle als Sekretärin im Rathaus nicht bekam? Abende um Abende hatten sie sich zu Hause gezankt.

»Eine Deutsche wird nie in einem rumänischen Rathaus arbeiten. Wie kannst du es wagen, dir nur so einen Frevel auszudenken? Du in deinen jungen Jahren hast doch keine Ahnung«, hatte ihr Vater gepoltert, während ihre Mutter die Hände vors Gesicht geschlagen, beinahe geweint und dann gemeint hatte: »Die Nachbarn werden uns bis an unser Lebensende auslachen. Oder gar Schlimmeres. Bedenke doch, der Mareșal der Securitate höchstpersönlich wohnt nur ein paar Straßen weiter!«

Aber Magda hatte nichts gegeben auf so ein Alte-Leute-Geschwätz. Die Zeiten, in denen man die deutsche Minderheit des Landes verachtete, waren doch schon längst vorbei, der Krieg schon lange aus, und eine neue Zeit war angebrochen.

»Entschuldigen Sie, verehrte Frau, entschuldigen Sie! Sie sind bereits dran. Ich bitte Sie …«

Magda schreckte aus ihren Träumen heraus. Ein älterer, schmächtiger Angestellter mit schütterem Haar zeigte auf die geöffnete Tür. Sie brauchte einige Sekunden, um zu bemerken, dass sich die Warteschlange vor ihr plötzlich in Luft aufgelöst zu haben schien.

»Ähm, ja … danke …«, murmelte sie und mahnte sich im letzten Moment dazu, Rumänisch zu sprechen. Im Büro des Bürgermeisters hockte der Personalfachangestellte an seinem Fenster, der kleine stickige Raum war erfüllt von Zigarrenrauch. Sie setzte sich auf den freien Stuhl, blickte den Mann mit den schwulstigen Lippen bange an. Der große Tisch konnte seine Masse nicht verdecken, links und rechts quoll das Hemd unter dem Jackett hervor, und die Haut lugte zwischen den Hemdknöpfen heraus. Er schien ihr »Guten Tag« nicht zu beachten, und sie räusperte sich.

Da erwachte er aus seiner Art Trance, sah sie müde an, durch sie hindurch, als existierte sie nicht, und blätterte gelangweilt in seinen Unterlagen. »Sie sind Ludovica Debreanu …?«, brummte er.

»Nein, ich … Da muss wohl ein Fehler unterlaufen sein. Mein Name ist Magdalena …« Aber sie kam nicht mehr dazu, ihren Nachnamen zu sagen. Schon bei der Erwähnung des deutschen Vornamens schnitt ihr der verachtungsvolle Blick des Rathausmitarbeiters jegliches Wort ab.

Ihre Eltern hatten recht gehabt.

Magdalenas Elternhaus war ein langgestrecktes, eingeschossiges Gebäude. Der Anbau rechts des Gartens war einst für ihre Urgroßeltern angelegt worden, doch jetzt, da diese seit langem tot waren und sie und ihr Bruder das Erwachsenenalter erreicht hatten, war es zu ihrem Reich geworden. Einerseits bedeutete das ungeahnten Luxus, da ihre Eltern sie nicht mehr in allem bevormunden konnten, wenn sie sich in ihren Anbau verkroch. Ihr Vater nahm sich heraus, jede Locke ihrer Frisur zu kritisieren, gerade jetzt, da sie einundzwanzig geworden war und ihr Haar noch immer lang trug. »Die Sechziger sind vorbei, Tata«, sagte sie.

»Die Sechziger sind erst dann vorbei, wenn ich das sage«, erwiderte er stets.

Und noch einen Vorteil hatten die beiden voneinander beinahe unabhängigen Gebäude: Hier hatte sie mehr Möglichkeiten, die illegalen BRAVO-Zeitschriften vor den gelegentlichen Hausbesuchen der Securitate und – was eigentlich schlimmer war – vor ihrer Mutter zu verstecken. Ihr Bruder kannte einen Freund, dessen Cousin hatte was gut bei einem entfernten Verwandten in Ungarn, der jemanden in Deutschland kannte, der mit viel Geld Waren aus der Bundesrepublik nach Rumänien schmuggeln konnte, und so verfolgte Magda etwa alle sechs Monate, wie die Beatles sich erneut selbst erfanden.

Jedes Mal, wenn sie eine neue Ausgabe der Zeitschrift in der Hand hielt, wartete sie den passenden Moment ab, wenn sie allein zu Hause war; Mutter und Vater auf einem Ball, ihr Bruder mit seinen Saufkumpanen unterwegs. Dann zelebrierte sie den Abend, ging sicher, immer etwas Süßes, frisch Gebackenes im Haus zu haben, machte sich extra eine Tasse türkischen Kaffee, roch erstmal am Papier, hörte mit geschlossenen Augen dem Knistern der Seiten zu und zwang sich jedes Mal, von der allerersten Seite bis zum Impressum, langsam zu lesen, obwohl sie die Zeitschrift am liebsten verschlungen hätte.

Heute wäre eigentlich so ein Tag gewesen. Die Eltern waren aus, zum Kirchweih-Ball. Das Fest ging nun schon einige Tage, heute feierten die Älteren im Dorfzentrum neben der katholischen Kirche. Nur ihr dämlicher Bruder hatte gerade diesen Tag auserkoren, um seine Freunde zu sich einzuladen. Kirchweih ging meist eine Woche, jeder lud jeden bei sich ein, denn immerhin war alles Kirchliche ja offiziell verboten, aber im Westen des Landes zumindest mit einem geschlossenen Auge geduldet. Und ausgerechnet an ihrem Tag mussten diese lärmenden Jungs im Schwimmbecken im Garten grölen und toben, die bellenden Hunde des Dorfes noch übertreffend.

Entschlossenen Schrittes stapfte sie hinaus, bereit, ihrem Bruder eine Lektion zu erteilen, da trat einer seiner Kumpels vor ihre Füße übergab sich in das Rosenbeet.

»Sag mal, spinnst du?«, schrie sie in die Nacht hinaus, darauf hoffend, dass derjenige, den sie angepöbelt hatte, auch ihr Bruder war. Aber am vierten Tag der Kirchweih konnte man die Besoffenen sowieso nicht mehr auseinanderhalten.

»Sei ruhig, oder ich reiß dir den Kopf ab, du Schlampe«, erscholl wie auf Kommando die Stimme Emils. Im Fluchen stand er den Rumänen in nichts nach.

»Arschloch«, murmelte sie vor sich hin und suchte auf der Veranda nach einem Putzeimer und einem Lappen, um etwas von dem Erbrochenen von den Steinplatten wegzuwischen.

»Nimm doch den Gartenschlauch«, hörte sie neben sich eine sanfte Stimme und wurde sich erst im nächsten Moment gewahr, dass derjenige Rumänisch gesprochen hatte.

Rumänische Staatsbürger waren sie alle, aber es machte sehr wohl einen Unterschied, ob man der ungarischen, der deutschen oder jüdischen Minderheit im Land angehörte. Konnte es zum Beispiel in Bukarest noch über Leben und Tod entscheiden, ob man ein »wahrer« Rumäne war, so war man hier im Westen, rund um Timișoara, toleranter. Und auch Emil nannte einige Rumänen seine guten Freunde. Corneliu war Magda schon seit längerem aufgefallen. Passend zum Schmelztiegel der Kulturen nannte ihn jeder Cocsi, was eigentlich ein ungarischer Spitzname war. Obwohl Mihailsdorf den berühmt-berüchtigten Securitate-Mareșal Ion Nicolescu beherbergte, einen der besten Freunde Ceaușescus, hatte Magda das Gefühl, in Sicherheit und im Wohlstand zu leben, allein deshalb, weil sie in der Nähe der ungarischen und jugoslawischen Grenze waren. Trotz aller Restriktionen, was etwa die Berufswahl anging.

»Nimm den Gartenschlauch und wenn du das sauber gemacht hast, spritz die da auch ab«, wiederholte Corneliu, und sie sah das etwas schüchterne, etwas verwegene Grinsen in seinem hübschen Gesicht.

»Du bist einverstanden, dass ich deine Freunde so rüde nass mache, Cocsi?«

Er zuckte mit den Achseln. »Entweder man verträgt den Alkohol, oder man lässt das Trinken bleiben«, sagte er relativ ausdruckslos.

»So? Wie viel hast du denn schon getrunken?«, fragte sie und zwinkerte ihm zu.

»Vier Bier und einige Kurze vom Schnaps.«

»Ist nicht wahr!«, entfuhr es ihr auf Deutsch, doch augenblicklich schwenkte sie ins Rumänische zurück: »Aber schon seit dem Morgen, nicht? Verteilt auf den ganzen Tag.«

»Ach wo. Hatte heute Morgen schon einiges an Likör. Die vier Bier hab ich in den letzten vier Stunden getrunken. Eine Stunde, ein Bier, na, was ist so schlimm daran?« Er grinste sie an, und in seinen dunklen, fast schwarzen Augen glänzte das Licht des Mondes.

»Angeber!«, stieß sie hervor, und es war ihr augenblicklich peinlich, wie atemlos und kreischend sich ihre Stimme anhörte. Und da stieg ihr der Duft ihres eigenen Schweißes in die Nase. Warum? Warum gerade jetzt? Und warum störte es sie auf einmal? Gegenüber diesem Mann, nein, diesem Jungen, der doch um drei Jahre jünger war als sie. »Aber nein, lass mal. Ich muss denen ihren Spaß gönnen. Nicht mehr lange, und die sind alle bei der Armee. Das Nächste wird ihr letztes Schuljahr sein. Danach ist wohl Schluss mit lustig.«

»So sieht’s aus«, seufzte er und setzte sich, eine Zigarette anzündend, auf die Bank auf der Veranda.

Ohne nachzudenken, setzte sie sich neben ihn. »Und du auch, nicht wahr?«

Die Zigarette im Mund kauend, lächelte er wieder, so dass das Grübchen an seinem Kinn deutlicher zum Vorschein trat. »Ja, richtig, bald sieht man mich auch nur in Uniform.«

»Weißt du schon, wohin du versetzt wirst?«, plapperte sie weiter drauflos.

»Ach, noch nicht ganz. Wahrscheinlich Galați.«

»Oh.« Sie musste unwillkürlich schlucken. »Das ist übel. Galați!«

»Mmh«, machte er nur und blickte auf seine glühende Zigarette, als wäre sie ein kleines Hündchen, das ihm Trost verlieh. »Furchtbar, aber irgendwie gehen diese drei Jahre auch rum.«

»Gerade du in Galați! Mein Bruder wird in Timișoara stationiert werden. Und dabei ist er ja ein Deutscher. Die bekommen doch immer die undankbarsten Posten und Aufgaben.«

»Tja«, zischte er, »so ist das halt, wenn man sich ab und zu mal traut, die Wahrheit zu sagen.«

»Die Wahrheit zu sagen … was …? Was soll das bedeuten?« Doch bevor sie weitersprechen wollte, wurde sie sich bewusst, was sie ihn da fragte. Sie biss sich auf die Lippe und versuchte, das Thema zu wechseln, es gelang ihr aber nicht. »Deine Eltern wissen es schon?«

»Hab’s ihnen noch nicht gesagt. Sie werden bestimmt enttäuscht sein. Sie haben bei allen angegeben, was für eine Karriere ich in Timișoara machen werde, wo noch gar nichts sicher war. Und jetzt Galați! Jeder weiß, dass dorthin nur Verlierer und Staatsfeinde versetzt werden.«

»Aber du sagtest ja, es ist noch nicht ganz sicher. Ein Hoffnungsschimmer besteht noch«, fügte sie hinzu.

»Ja«, flüsterte er und lächelte dann wieder, »ja, natürlich. Sicher ist es noch nicht.«

»Du … du arbeitest in der Möbelfabrik. Wie ist es da?«, versuchte sie endgültig vom Thema wegzukommen, merkte aber sogleich, wie gewollt und erzwungen es sich anhörte.

»Laut«, sagte er und hörte nicht auf, dieses schöne Lächeln zu zeigen. »Laut und manchmal blutig. Kein Wunder, wenn die meisten Arbeiter besoffen kommen. Da ist schnell mal ein Finger ab.«

»Nun ja, das dürfen sie ja. Entweder man verträgt den Alkohol oder man lässt das Trinken bleiben. Hast du ja selbst gesagt.«

In diesem Moment ergoss sich ein Schwall Wasser auf sie. Einen Fluch unterdrückend sprang sie auf und flüchtete ohne ein Wort ins Haus. Ob vor ihrem nervigen Bruder oder der Anwesenheit Cornelius, die ihr merkwürdigerweise schwer zusetzte wie süßer Wein, das konnte sie nicht sagen.

Ihr erschien es wie eine Niederlage, am nächsten Tag wieder hinter dem Verkaufstresen in der Metzgerei ihres Vaters zu stehen. Es war ein Fehler gewesen, überall herumzuerzählen, dass sie bald im Rathaus arbeiten würde, als wäre es bereits eine beschlossene Sache gewesen. In den Gesichtern eines jeden Kunden erkannte sie nun entweder Mitleid oder Schadenfreude, auch wenn diese ganz sicher einfach nur müde waren von der Frühschicht in der Möbelfabrik oder von entbehrungsreichen Stunden Feldarbeit. Gegen Mittag wurde es ruhiger, und Magda setzte sich auf einen Stuhl neben den Kühlraum, das Schaufenster, hinter dem sich das Dorfzentrum abzeichnete, immer im Blick. Mit einem Buch in ihrem Schoß verbrachte sie die nächsten beiden Stunden, bis sie endlich von ihrer Mutter für die Nachmittagsschicht abgelöst wurde und sich die hungrigen Hausfrauen auf die Planung der Mahlzeiten des nächsten Tages stürzten. Magda wusste nicht, warum sich alle über Ceaușescu beschwerten. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie viel besser es einem noch gehen sollte, wenn man im Dorf täglich kiloweise Fleisch nach Hause schleppte.

Auf ihrem Heimweg machte sie noch einen Abstecher zum Buchladen, am Ende der Straße, da, wo die Brücke das kleine, im Sommer ausgetrocknete Bächlein überspannte. Der Laden hatte bereits geschlossen, im Schaufenster lag nicht viel aus. Ein weiß eingebundenes Märchenbuch auf Deutsch, ein blaues auf ungarisch. Notenbücher von Enescu und drei Romane von Eminescu. Sonst Zeitschriften, die die neusten Herbstfrisuren anpriesen. Kein Wunder, wenn man vollgefressen war mit all dem Fleisch, dann passte nicht mehr allzu viel Bildung in den Kopf.

Kurz bevor sie sich umdrehen und nach Hause gehen wollte, streifte sie ein scharfer Luftzug, es knirschte, und das schrille Bimmeln einer Fahrradglocke kratzte in ihren Ohren.

»Oh mein Gott, ich bitte vielmals um Entschuldigung. Ist dir etwas passiert?«, japste eine männliche Stimme, und einen Augenblick später erkannte sie Cosci neben sich, seine Hände an ihren Armen.

»Nein, alles in Ordnung. Ich bin nur erschrocken.«

»Ich dachte nicht, dass du dich so schnell umdrehst.«

»Na, hättest ja auch etwas weiter Richtung Straße fahren können.« Sie sah ihn an, bemerkte das Leuchten in seinen schwarzen Augen, den Schalk im Nacken. »Du hast das geplant!«

»Ach wo!«

Sie wurde nicht schlau aus diesem Kerl. Obwohl er sich nicht so hochnäsig wie die anderen Rumänen benahm, die den Deutschen meist aus dem Weg gingen, ja sogar manchmal die Straßenseite wechselten, wusste sie in seiner Gegenwart nie, was sie mit ihm reden sollte. Und doch tat es ihr gut, neben ihm zu sein. In vielen Dingen wirkte er noch wie ein Kind, in manchen aber so gar nicht mehr.

»Was hast du da gelesen?«

»Was soll ich lesen? Sind noch immer dieselben Bücher wie vor einigen Wochen. Schon von der Sonne ausgeblichen.«

»Die Leute in Mihailsdorf lesen nicht gerne.«

»Das hab ich schon bemerkt.«

Nun drückte auch er sein Gesicht gegen die Scheibe. »Aha. Märchen für die Kinder, und Eminescu fürs Regal, damit man wenigstens etwas den Anschein von Bildung erwecken kann.«

Sie prustete los vor Lachen, warum wusste sie nicht, denn so besonders witzig war seine Bemerkung nicht.

»Wo gehst du denn hin?«

Warum wollte er das wissen? Wieso war er so neugierig?

»Nach Hause«, antwortete sie, etwas pikiert.

»Und dein Bruder? Lebt er noch? Hat er schon gesagt, wo wir uns heute treffen?«

»Nein, er lag noch im Suffkoma, als ich zur Arbeit aufgebrochen bin«, sagte sie flapsig und wandte sich zum Gehen um. »Ihr seid noch nicht einmal bei der Armee gewesen und ruiniert euch schon eure Gehirne!«

»Ich dachte, du hättest dich auf die Stelle als Sekretärin beworben. Oder war es doch Ärztin?«

Nein! Wie konnte er sie nur so necken? Und sie dachte, er sei anders als die anderen. Und doch … sie musste schmunzeln. »Na ja, bei meiner Herkunft ist beides doch genauso abwegig und naiv.« Und da sah sie noch einmal hinter sich. Dort stand er, hatte das Fahrrad nicht vom Boden aufgehoben, als gehöre es ihm nicht. Die Hände hatte er in den Hosentaschen verborgen, die Hüfte lässig, beinahe arrogant. Und doch war in der Haltung seiner Schultern eine Zurückhaltung zu erkennen, die ihn nicht gänzlich als Arschloch abstempelte.

Sie waren schon komisch, die Rumänen. Man wurde einfach nicht schlau aus ihnen.

* * *

Als Nelu das Auto vor dem Tor seiner Villa in Mihailsdorf parkte, sah er das Gesicht seines Sohnes im Wohnzimmerfenster aufblitzen. Hoffentlich würde er jetzt nicht herausstürmen. Nelu wusste, wie sehr Tiberiu sich für Autos interessierte. Dieser neue Mercedes wäre besser als jedes Spielzeug, aber dennoch, bei aller Freude, ein aufrichtiger Mann hatte sich zu beherrschen. Und viel zu oft gingen die Gefühle mit Tiberiu durch. Bei den Hausaufgaben, wenn er etwas nicht verstand, wenn sein Vater ihm verbot, mit seinem besten Freund zu spielen, wenn sein Vater wieder eine Geschäftsreise nach Bukarest plante.

Manchmal war der Junge so launisch wie ein Mädchen, und Nelu sah das gar nicht gerne.

Und auch jetzt wieder. Nelu war kaum durch das Tor geschritten, als sein Sohn direkt in ihn hineinlief und sich die Stirn an seiner Gürtelschnalle ankratzte.

»Tata! Ich hab’s schon gesehen! Das neue Auto!«

»Wirst du dich wohl benehmen«, polterte Nelu los.

»Darf ich mich mal reinsetzen? Können wir ein bisschen damit herumfahren? Komm, bitte, Tata, nur ein wenig. Wir müssen ja nicht gleich nach Timiș…«

»Es tut mir so leid, mein Herr.« Die Haushälterin trippelte den Treppenaufgang zum Wohnhaus herunter, wischte die Hände an ihrer Schürze ab und reckte sie sogleich in die Luft, als wohne sie einem Skandal bei. »Ich konnte die Suppe doch nicht aus den Augen lassen. Ich habe ihm gesagt, bitte, Tibi, stürm nicht gleich los, dein Vater mag das gar nicht und …«

»Schon gut«, raunte er, und sie verstummte schlagartig. Er beugte sich zu Tiberiu herunter, legte seine Hände auf dessen Schultern. So erbost er von diesem Verhalten war, heute war ein schöner Tag, heute war ihm nicht nach einer Strafe. Er wusste, er durfte nicht allzu nachlässig in der Erziehung werden, aber es bereitete ihm selbst jedes Mal einen ungeheuren Kummer, wenn er Tiberiu übers Knie legen musste. Und in seinem Alter vertrug er dieses Gefühl immer schlechter. »Also Tibi. Hast du die Schulaufgaben fertig?«

»Wir haben doch die ganzen Herbstferien …«

»Hast du sie fertig?«, wiederholte er noch einmal, nachdrücklicher.

Tiberiu seufzte. »Nein, mach ich noch.«

»Hast du dich heute schon gewaschen?« Nelu sah in beide Ohren, überprüfte das Haar, die Fingernägel, blickte dann streng zur Haushälterin.

»Mach ich auch noch.«

»Du machst das alles jetzt. Und wenn du fertig bist, dann können wir ein wenig mit dem Auto herumfahren.«

»Aber, Tata! Wir haben Schulaufgaben für die gesamte Ferienwoche! Das kann ich doch nicht alles jetzt …«

»Du setzt dich sofort dran.«

»Aber …«

»Nichts aber.« Er blickte abwechselnd zu seinem Sohn und seiner Angestellten. »Das nächste Jahr bin ich öfters in Bukarest und ich kann dich nicht immer mitnehmen. Aber ich erwarte, dass es hier disziplinierter zugeht. Hast du das verstanden?«

»Ja, Tata.« Gesenkten Hauptes schlenderte er neben seinem Vater ins Haus, auf den Stufen platzte es dann doch aus ihm heraus: »Und woher hast du das Auto? Von Onkel Nicu?«

»Ich hab gesagt, nenn ihn nicht immer Onkel Nicu. Er ist der Generalsekretär der Partei.« Und da setzte es dann doch eine kleine Ohrfeige.

Ungezogener Bengel. Hier musste sich wirklich was ändern, so ging das nicht mehr weiter.

Nelu breitete auf dem Tisch seine Unterlagen aus, ordnete die eine Hälfte auf den Stapel, den er Transsylvanien nannte, die andere auf einen zweiten, der mit Banat betitelt war. Den dritten nannte er einfach nur »den Rest«.

»Hier bitte, Tata.« Tiberiu riss ihn aus seiner Konzentration, als er ihm das Schulheft vor das Gesicht warf.

»Geht man so mit seinen Sachen um?«, murrte Nelu. Er musste Tiberiu wirklich das nächste Mal nach Bukarest mitnehmen. Wahrscheinlich hatte er wieder viel zu viel Zeit bei den Nováks, diesen Ungarn, verbracht. Seit dem Kleinkinderalter waren Tiberiu und der jüngste Sohn der Nováks, Attila, miteinander befreundet, und Nelu war das immer ein Dorn im Auge gewesen. In der Hoffnung, eine stets verfügbare Aufpasserin für seinen Sohn gefunden zu haben, hatte er ihn zuerst bei den Nováks gelassen, das hatte sich jedoch schnell als Fehler herausgestellt.

Nelu schloss die Augen, atmete tief durch, zündete sich eine Zigarette an, um seine Nerven zu beruhigen, und nahm dann das Schulheft auf. »Deine Schrift ist unordentlich. Das machst du nochmal.«

»Ja, Tata«, brachte Tiberiu unter zusammengebissenen Zähnen hervor.

»Hei, ich bin noch nicht fertig.« Nelu schlug Tiberius auf den Handrücken, der nach dem Heft schnappte, und vertiefte sich wieder in das Gekrakel. »Warum benutzt du nie den korrekten Genitiv?«

»Es geht doch beides.«

»Du wirst hier gefälligst Mamei und nicht a lui Mama schreiben. Hast du das verstanden?«

Im letzten Moment bemerkte Nelu, wie sich Tiberiu dazu zwang, nicht mit den Augen zu rollen. »Aber wir sagen immer a lui.«

»Wer wir? Du und dieser Ungar Attila? Der spricht sowieso kein korrektes Rumänisch. Halt dich nicht an den. A lui! Das sagen doch nur Bauern.«

»Doch, das tut er. Und eigentlich sprechen wir immer Ungarisch, wenn wir …« Tiberiu zuckte zurück, ging offensichtlich vor seinem Vater in Deckung.

In Nelu kochte die Wut hoch. Das hatte er doch nicht wirklich gesagt, nicht wahr? Aber er war zu müde von der Heimfahrt, zu erschöpft von den Verhandlungen mit der Bundesrepublik Deutschland, die den Sommer in Bukarest bestimmt hatten. »Ach, weißt du was, Tibi? Morgen früh, direkt nach dem Aufstehen, machen wir hier weiter. Aber du hast recht, lass uns das neue Auto ausprobieren. Einmal Timișoara und zurück. Was meinst du?«

Das Leuchten in den Augen seines Sohnes berührte ihn zutiefst. Er hasste sich selbst, wenn er so grob zu ihm war. Er wollte ihn nicht bestrafen, er wusste jedoch auch nicht, warum ihn Tiberius‘ Verhalten so seltsam aufbrachte, hatte er die Ohrfeigen und Schläge seines eigenen Vaters doch selbst abgrundtief verabscheut.

Nun ja, obwohl Tiberius‘ Freundschaft mit den Ungarn nicht optimal war, es könnte auch weitaus schlimmer sein. Gott sei Dank machte er um die Deutschen im Dorf einen großen Bogen. Und das musste Nelu ihm zugutehalten.

* * *

Vor Corneliu türmte sich eine Barrikade aus alten Restaurantmöbeln und Schulbänken auf. Hinter ihm die Ruine eines Geschäfts. Der Scharfschütze – oder das, was man bei dieser Übung als Scharfschützen bezeichnete –, war in der obersten Etage des Wohnhauses ganz rechts deponiert, wohl nicht mehr als ein Pappkarton. Es war zwei Stunden her, seit die Hälfte ihres Zuges versucht hatte, sich durch die Tiefgarage zu kämpfen. Entweder hatten die sich davongemacht und tranken auf einem freien Feld auf die Dummköpfe, die diese Übung noch immer ernst nahmen, oder sie hatten die Anweisung bekommen, einen Hinterhalt zu stellen und sie auszutesten.

»Matalin. Sollen wir nach Opfern suchen oder die Mission aufgeben?«, sprach Boteanu ihn an. Die Knöchel seiner rechten Hand traten weiß hervor, als er seinen Griff um seine Waffe klammerte. Er konnte sich nicht helfen, aber gänzlich ernst nahm er solche Übungen nie. Manchmal war es ihm sogar peinlich, Befehle zu erteilen. »Ich, Mihailescu, Radoslav und Abramovic werden gehen. Wenn wir nicht um sechs zurück sind, ziehen Sie sich zurück und berichten, dass wir in Aktion getötet wurden.« Er konnte sich noch im letzten Moment dazu zwingen, nicht die Augen zu verdrehen.

Ein Haufen Holzbretter und Betonbrocken bedeckten den Eingang. Es war wie früher in der Schule: Selbst wenn man den leichtesten Weg gefunden hatte, der Lehrer war immer nur zufrieden, wenn man es unnötig verkomplizierte. Statt drum herum zu gehen, musste man diese Barrikade jetzt durchbrechen.

»Ich werde mich darum kümmern«, sagte Corneliu lustlos, trat ein paar Schritte zurück und rannte mit voller Kraft voraus, direkt in die Bretter hinein, die seine Bewegung mit einem dumpfen Aufprall stoppten. Ein Blitz aus Schmerz bohrte sich in seine Schulter, und unter zusammengebissenen Zähnen murmelte er den schmutzigsten Fluch, den die rumänische Sprache zu bieten hatte, worauf er nur Gelächter zu hören bekam.

»Scheiße, Mann. Bei euch im Westen hat man wohl Muskeln aus Pudding, was? Solltet nicht so viel Kuchen essen«, blökte Abramovic.

»Ach nein«, grinste er, scharfe Galle strömte ihm in den Hals. »Das hab ich doch nur für euch gemacht. Um euch zu erheitern.«

»Können wir jetzt weitermachen, Matalin? Ich bekomme langsam Hunger und möchte diese elende Aufgabe endlich hinter mich bringen.« Boteanu stellte seine Ausrüstung ab und stieß mit einem starken Tritt einen ausreichend großen Durchgang frei, damit alle das Gebäude in geduckter Position betreten konnten. Er hob seine Waffe zurück auf seine Schulter und übernahm die Führung. »So macht man das, Matalin.«

»Leck mich.«

»Hey, Prinzessinnen, keine Zeit zum Tagträumen. Wir müssen eine Mission erfüllen.«

»Halt die Klappe, du Hurensohn.«

Mit mehr Lärm, als eigentlich erlaubt war, eilten sie das verlassene Wohngebäude hinauf. Hier und dort hatte jemand Puppen oder Pappaufsteller hingelegt, die tote Soldaten oder Zivilisten darstellen sollten. Auf manche hatte jemand einen Penis oder einen Schnurrbart gemalt.

»Schau, das war ein elender Deutscher!« Mihailescu deutete auf eine Puppe, unter deren Nase ein Hitler-Schnauzer gekritzelt war. Er nahm seine Waffe und feuerte ab, genau zwischen die Stirn. »Verrecke, elender German!«

»Beruhigt euch jetzt endlich!«, fauchte Corneliu und deutete nach oben.

Immer im Kreis die Treppen hinauf eilten sie an diesem inszenierten Kriegsschauplatz entlang. Und mit der Zeit war Corneliu angewidert davon, dass hier hauptsächlich Mütter und Kinder als Aufsteller verwendet wurden. Boteanu öffnete seinen Hosenladen und pisste auf eines davon, jemand anderes machte eindeutige Bewegungen mit seinem Schritt in Richtung einer »Frau«.

»Verdammt, benehmt euch, ihr rohen Hunde. Der Sergent bestraft nur mich, wenn ihr wieder mal die Letzten seid.«

»Ja, genau das ist unser Ziel, Schätzchen.« Racovițas Stimme heulte durch das Gebäude.

So ging es tagaus, tagein. Sie hatten sich ihn als Opfer ausgesucht und genossen die Schikanen, die sie ihm bereiteten. Anderen erging es nicht besser. Emil zu Hause in Mihailsdorf erzählte ebenfalls Geschichten davon, wie sich die Soldaten in seiner Division die Zeit damit vertrieben, sich zu triezen. Und die Vorgesetzten ermunterten sie sogar. Wozu eine solche menschenfeindliche Armee?, dachte sich Corneliu. Was brachte das irgendeiner Regierung, diesen Hass aufeinander zu züchten?

Noch ein Stockwerk weiter, und sie kamen endlich auf dem Dachboden an. Als ob man sich über ihn lustig machen wollte, war auf die Tür, die in die oberste Wohnung führte, ein rotes X gemalt.

»Ich hoffe, du kannst das lesen, Matalin«, lachte Boteanu. »Man sagt ja nicht umsonst: Ihr Banater habt zu viel Geld, aber seid dumm wie Stroh.«

Corneliu ging nicht darauf ein. »Auf drei gehen wir hinein. Eins, zwei«, zischte er ihnen zu, »und das ist ein Befehl. Drei!«

Und dann passierte alles im Handumdrehen. Er hatte Widerstand erwartet, dementsprechend stark dosiert war seine Kraft, als er mit seiner Schulter die Tür aufdrücken wollte. Aber bereits im Fallen wurde ihm klar, dass diese Tür gar nicht verschlossen war oder dass jemand aus seiner Gruppe sie absichtlich für ihn geöffnet hatte. Die Welt drehte sich um, unten wurde oben, oben unten, und mit dem Kopf voran landete er in einer stinkenden Brühe.

Das Gelächter seiner Männer wurde zu einem Quieken wie von Schweinen. Im letzten Moment riss er seine Waffe hoch, damit sie nicht in der Gülle versackte, aber es half nichts; sie triefte bereits vor Schweinemist.

»Sagte ich doch«, hörte er Boteanu grunzen, »dumm wie Stroh. Gesell dich zu deinen Artgenossen, dem Vieh.«

Mit einem beißenden Hass im Herzen wischte er sich den Schmutz vom Gesicht, sah, wie sich die Männer lobend auf die Schultern klopften, ihre Fäuste anerkennend gegeneinanderstießen.

»Dem haben wir’s gezeigt.«

»Auf die Wallachei. Bleibt ihr Dreckswestler doch da, wo ihr hingehört.«