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Königs Erläuterungen – Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart Zeit bei der Vorbereitung! Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download . sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick – ideal auch zum Wiederholen. - Das Stichwortregister ermöglicht dir schnelles Finden wichtiger Textstellen. . und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. . mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.
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Seitenzahl: 151
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 494
Textanalyse und Interpretation zu
Jean-Paul Sartre
HUIS CLOS
Martin Lowsky
Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgabe:Sartre, Jean-Paul:Huis clos. Texte et documents. Présentés et annotés par Monika Beutter, Werner Höfer et Hans-Dieter Schwarzmann. Stuttgart: Klett, 2012 Mit Angaben wie „S. 35/18“ bezeichnen wir die Seite und die Zeile in dieser Ausgabe.
Über den Autor dieser Erläuterung: Dr. Martin Lowsky, Studium der Romanistik, Mathematik und Vergleichenden Literaturwissenschaft in Tübingen und Heidelberg, Promotion 1975. Abhandlungen, auch Bücher, zur deutschen und französischen Literatur (Bloch, Fontane, May, Molière, Arno Schmidt, Storm, Valéry, Voltaire) und zur Pädagogik (Erich Fromm). Redaktionstätigkeit für das Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft (Hansa Verlag Husum) und die Forschungen zu Paul Valéry/Recherches Valéryennes (Romanisches Seminar der Universität Kiel). Unterricht an einem Gymnasium in Kiel. In der Reihe ‚Königs Erläuterungen‘ sind von Martin Lowsky zuletzt erschienen: Erläuterungen zu Theodor Storm: Der Schimmelreiter (Erweiterte Fassung 2011), Erläuterungen zu Molière: Le Malade imaginaire (2013).
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1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8044-7009-5
© 2014 by Bange Verlag GmbH, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: Szene aus Huis clos, Théâtre de la Potinière, Paris, September 1946 © ullstein bild – Roger Viollet
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INHALT
1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Jean-Paul Sartre: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Kultur und geistiges Leben in den 1920er und 1930er Jahren
Der Existenzialismus (l’existentialisme)
Die Zeit um Huis clos: Der Zweite Weltkrieg und das besetzte Paris
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -Interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
3.3 Aufbau
Örtlichkeit
Zeit und Zeitabläufe
Die Struktur des Geschehens
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Inès
Estelle
Garcin
Das Zusammenspiel von Inès und Garcin
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
Der Wandel des Stils im Laufe des Geschehens
Die besondere Sprache der einzelnen Personen
Inès’ Stilfiguren
3.7 Interpretationsansätze
Huis clos als traditionelles Theaterstück: eine Tragödie
Huis clos als traditionelles Theaterstück: eine Komödie, eine Farce
Huis clos als modernes Theaterstück: ein Vorläufer des ‚antithéâtre‘, ein Stück ohne Helden
Huis clos als modernes Theaterstück: ein politisches Drama während der ‚Occupation‘ 1940–1944
Huis clos als philosophisches Theaterstück
Zwischenüberlegung: Hölle und ‚théâtre de situations‘
Sartres Existenzialismus in Huis clos: die Rolle des Blickes
Sartres Existenzialismus und die Qualen: „L’enfer, c’est les Autres“
Sartres Existenzialismus in Huis clos: die Rolle der Freiheit
Sartres Philosophie des Ekels in Huis clos: die Rolle der Dinge
Schlussbetrachtung: die zahlreichen Deutungsansätze und der einfache Titel ‚Huis clos‘
4. Rezeptionsgeschichte
Huis clos im besetzten und befreiten Frankreich 1944/45
Der weltweite Erfolg
Der berühmte Satz „L’enfer, c’est les Autres“
5. Materialien
Zwei Existenzialisten: Karl Jaspers und Jean-Paul Sartre
Die Hölle und Sartres Huis clos
Huis clos: ein Theaterstück im besetzten Paris
„L’enfer, c’est les Autres“ – eine allgemeingültige Aussage?
Der Existenzialismus ist auch ein Lebensgefühl
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1 **
Aufgabe 2 ***
Aufgabe 3 ***
Aufgabe 4 **
Literatur
Zitierte Ausgabe
Werke Sartres
Übergreifende Darstellungen
Speziell zu Huis clos
Verfilmungen
Sartre im Internet
Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht:
Im 2. Kapitel beschreiben wir Jean-Paul Sartres Leben und den zeitgeschichtlichen Hintergrund.
Jean-Paul Sartre lebte von 1905 bis 1980, fast immer in Paris. Er war zuerst Lehrer am Gymnasium und trat dann als Romanautor, Philosoph, Dramatiker und Essayist hervor. Er wurde berühmt durch seine Philosophie des Existenzialismus (l’existentialisme) und durch sein politisches Engagement, das links orientiert war.
Seine ersten Theaterstücke wie Huis clos (1944) hatten ihre Premieren während des Zweiten Weltkrieges, als die Deutschen Paris besetzt hatten. Es waren Jahre ohne demokratische Rechte, aber doch mit einem starken Theaterleben. In den Jahren vorher, bis zum Krieg, hatte es reiche kulturelle Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland gegeben.
Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.
Huis clos – Entstehung und Quellen:
Sartre schrieb Huis clos Ende 1943, die Premiere war am 27. Mai 1944. Sartre hatte das Stück für Schauspielerinnen in seinem Freundeskreis gedacht.
Quellen für Huis clos waren die christliche Höllenvorstellung und Dramen von Strindberg und anderen, aber auch die erlebte Drangsal im besetzten Paris.
Inhalt:
Das Stück umfasst nur einen Akt, der fünf Szenen hat.
Drei Personen, zwei Frauen und ein Mann, werden nach ihrem Tod in ein Hotelzimmer eingewiesen, das als Hölle fungiert. Für jeden der drei ist das Dasein hier eine Qual: Das Zimmer ist verschlossen, der Aufenthalt in der ununterbrochenen Hitze und Helligkeit wird kein Ende haben, erstrebte Zweierbeziehungen kommen nicht zustande.
Aufbau:
Das Bühnenbild wechselt nicht. Die gespielte Zeit und die für die Zuschauer abgelaufene Zeit, etwa 80 Minuten, stimmen überein.
Personen:
Die drei Personen sind
Inès:
lesbisch,
intelligent,
erkennt das Elend dieser Hölle sofort,
Estelle:
sinnlich, auf Männer aus,
mag das Leben im Reichtum,
sensibel in ästhetischen Fragen,
Garcin (so der Nachname dieses Mannes):
Journalist, gebildet,
mag Frauen, aber nicht die Diskussionen mit ihnen,
wollte als Kriegsdienstverweigerer zum Helden werden,
lässt sich schließlich von Inès beeinflussen.
Ihre Untaten auf der Erde waren: Zerstörung einer Ehe mit Todesfolge (Inès), Kindsmord (Estelle), tödliches Quälen der Ehefrau (Garcin).
Stil und Sprache:
Wir erkennen eine nuancenreiche Sprache, und zwar auf allen Stilebenen des Diskutierens, der höflichen wie der vulgären.
Inès’ Rede ist reich an Stilfiguren wie Metaphern, rhetorischen Fragen u. a.
Interpretationsansätze:
Huis clos hat die Züge eines traditionellen Theaterstückes, es steht nahe
der Tragödie,
der Komödie.
Es ist auch ein modernes Theaterstück, es
erinnert an das Antitheater von Beckett,
ist ein politisches Stück im besetzten Paris.
Es ist ein philosophisches Werk, in dem
sich Sartres Philosophie des Existenzialismus zeigt, wobei
die Theorie des Blickes und
die Freiheit des Menschen eine Rolle spielen.
Diese Interpretationsansätze hängen mit dem spielerisch-theaterhaften Titel ‚Huis clos‘ (‚geschlossene Gesellschaft‘) zusammen.
Jean-Paul Sartre (1905–1980) © ullstein bild – Roger Viollet / Henri Martinie
JAHR
ORT
EREIGNIS
ALTER
1905
Paris
Am 21. Juni 1905 wird Jean-Paul Sartre (seine Vornamen ausführlich: Jean-Paul Charles Aymard) geboren. Seine Eltern sind Anne-Marie Sartre geb. Schweitzer (1882–1969) und der See-Offizier Jean-Baptiste Sartre (1874–1906). Sartres Großvater mütterlicherseits Charles Schweitzer (1844–1935), aus dem Elsass stammend, ist Deutschlehrer und hat Schulbücher veröffentlicht. Einer der Brüder Charles’, Louis, ist der Vater des Philosophen und Humanisten Albert Schweitzer (1875–1965).
1906
Thiviers (in der Nähe von Bordeaux)
Am 17. September 1906 stirbt Sartres Vater an der asiatischen Grippe. In späteren Jahren besucht Sartre seine Großeltern väterlicherseits in Thiviers.
1
Meudon, 9 km süd-westlich von Paris
Sartres Mutter zieht mit Jean-Paul zu ihren Eltern Schweitzer. Sartre wächst im Haushalt seiner Großeltern auf, und er empfindet seine Mutter fast wie eine ältere Schwester.
1911
Paris
Die Familie zieht nach Paris. Großvater Charles Schweitzer hat fortan für Jean-Paul nicht nur die Vaterrolle, sondern er ist auch sein Hauslehrer. Schulbesuche in der Folgezeit werden nach wenigen Wochen abgebrochen. Charles ist spöttisch und gleichgültig gegenüber dem Christentum; daher schickt Sartres Mutter den Jungen, der katholisch getauft ist, einmal wöchentlich zum katholischen Religionsunterricht. (Gesonderte religiöse Unterweisung ist in Frankreich normal, da es in der Schule das Fach Religion nicht gibt.)
6
1912/13
Paris
Jean-Paul Sartre liest mit Begeisterung Abenteuerbücher, aber auch schon anspruchsvolle Autoren: Flaubert (Madame Bovary), Voltaire, Corneille u. a.
7/8
1915
Paris
Sartre tritt in das Gymnasium, das ‚Lycée Henri-IV‘, ein. Dort Freundschaft mit dem späteren Philosophen Paul Nizan (1905–1940).
10
1917
La Rochelle
Mit der Wiederverheiratung seiner Mutter zieht Sartre in ihren neuen Wohnort. Sartre versteht sich nicht mit seinem Stiefvater Joseph Mancy, und er ist auch am dortigen Gymnasium unglücklich.
12
1920
Paris
Sartre ist wieder Schüler am ‚Henri-IV‘
15
1922
Paris
Sartre besteht das Abitur mit glänzenden Noten. Anschließend Reise ins Elsass mit seinem Großvater.
17
1924
Paris
Nach den üblichen Vorbereitungskursen besteht Sartre die Eingangsprüfung an der Elite-Hochschule ‚École Normale Supérieure‘ (ENS).
19
1929
Paris
Im Mai lernen sich Sartre und Simone de Beauvoir (1908–1986) kennen. Es ergibt sich eine lebenslange Freundschafts- und Liebesbeziehung, ohne dass sie sich immer treu sind. Zu dieser Zeit besteht Sartre das Abschlussexamen (‚l’agrégation‘) als Bester seines Jahrgangs, Simone de Beauvoir ist Zweitbeste. Im Jahr zuvor war Sartre beim Abschluss durchgefallen.
24
1931
Le Havre
Nach Ableistung seines Militärdienstes tritt Sartre eine Stelle als Gymnasiallehrer an.
26
1933
Berlin
Im September Beginn eines einjährigen Studienaufenthaltes aufgrund eines Stipendiums.
28
1934
Deutschland, Österreich, Prag, Elsass
Rundreise mit Simone de Beauvoir. Anschließend wieder Lehrer in Le Havre.
29
1935
Norwegen
Im Sommer Reise. In den folgenden Jahren Reisen nach Italien, nach Griechenland, nach Marokko.
30
1936
Paris
Das philosophische Werk L’Imagination erscheint. Im folgenden Jahr erhält Sartre eine Lehrerstelle in Paris.
31
1938
Paris
Im April erscheint der Roman La Nausée, bald danach (Februar 1939) der Erzählungsband Le Mur.
33
1939
Elsass
Nach Kriegsbeginn im September wird Sartre als Soldat verpflichtet.
34
1940
Trier
Sartre gerät im Juni in deutsche Kriegsgefangenschaft. Im Gefangenenlager schreibt er das Theaterstück Bariona, das die Gefangenen zu Weihnachten aufführen.
35
1941
Paris
Nach seiner Freilassung im März ist Sartre wieder Lehrer. Seine Schule in dem von den Deutschen besetzten Paris ist ab Oktober 1941 das ‚Lycée Condorcet‘. Er hat in den folgenden Jahren gelegentlich Kontakt zu Kreisen des Widerstands (‚la Résistance‘), widmet sich aber mehr seinem literarischen Schaffen.
36
1943
Paris
Im März erscheint das Theaterstück Les Mouches (Premiere am 2. Juni), im Juni das philosophische Werk L’Être et le néant.
37/38
1944
Paris
Premiere vonHuis closam 27. Mai. Kurz darauf, am Ende des Schuljahres, gibt Sartre seinen Beruf als Lehrer auf. Er lebt fortan von seinen Publikationen und Vorträgen.
38/39
1945
New York, Kalifornien
Januar bis Mai Reise in die USA. Die Befreiung Frankreichs von den Deutschen in der zweiten Jahreshälfte 1944 und das Ende des Weltkrieges im Mai 1945 sowie die Tatsache, dass er nun beruflich ungebunden ist, veranlassen Sartre fortan zu vielfältigen Aktivitäten: Publikationen, Vorträgen, Zeitungsgründungen, Reisen. Eine weitere Nordamerikareise mit mehreren Vorträgen findet von Dezember 1945 bis März 1946 statt.
39
1945
Paris
Im Herbst erscheinen die ersten beiden Bände der Romantrilogie Les Chemins de la liberté. Gründung der Zeitschrift Les Temps Modernes. Im Oktober Vortrag L’existentialisme est un humanisme, der im folgenden Jahr als Buch erscheint. Diese Philosophie des Existenzialismus macht Sartre in den folgenden Jahren weltberühmt.
40
1946
Paris
Im November Premiere von La Putain respectueuse.
41
1947
Paris
Im Dezember wird Sartre Mitglied der ‚Ligue Française pour la Palestine libre‘. Sartre wird sich fortan in verschiedenen Bereichen politisch engagieren.
42
1948
Paris
Im April Premiere von Les Mains sales. Der Essay Qu’est-ce que la littérature? erscheint.
42
1952
Wien
Sartre, der seit 1950 intensiv Marx gelesen hat, nimmt im Dezember am ‚Völkerkongress für den Frieden‘ teil, der von den kommunistischen Parteien Europas organisiert wird. Sartre erklärt sich mit den Kommunisten verbunden. Es folgt der Bruch mit Albert Camus, mit dem er seit 1943 befreundet war und der Sartres Bindung an den (noch stalinistisch geprägten) Kommunismus verurteilt.
47
1955
China
Im November erste der aufsehenerregenden Reisen Sartres, bei denen er mit Regierungen von kommunistischen Ländern in Kontakt tritt. Spätere Reisen in die Sowjetunion, nach Kuba, nach Jugoslawien.
50
1956
Paris
Im Frühjahr hält Sartre einen Vortrag gegen den Kolonialismus. Beginn seiner Kritik an der Algerien-Politik Frankreichs.
50
1956
Rom
Während einer Italienreise im Dezember erfährt Sartre von dem Aufstand der Ungarn und dessen Unterdrückung durch das sowjetisch gesteuerte Regime. Er solidarisiert sich mit den Aufständischen und trennt sich von der Kommunistischen Partei. In späteren Jahren kritisiert Sartre die Niederschlagung des ‚Prager Frühlings‘, aber auch den Krieg der USA in Vietnam.
51
1960
Paris
Critique de la raison dialectique erscheint.
55
1964
Paris
Im Januar erscheinen die frühen Lebenserinnerungen Les Mots. Ende des Jahres soll Sartre den Nobelpreis für Literatur erhalten; er lehnt den Preis ab.
58/59
1967
Kairo, Jerusalem
Vom 25. Februar bis 30. März Reise mit Vorträgen, Diskussionen und Begegnungen mit Politikern.
61
Stockholm
Das ‚Russell Tribunal‘ tagt Anfang Mai, Sartre ist der Präsident dieses Tribunals, das den Krieg der Amerikaner in Vietnam scharf verurteilt.
1968
Paris
Im Mai tritt Sartre als Redner bei demonstrierenden Studenten auf, mit denen er sich solidarisiert.
62
1970
Paris
Im April wird Sartre (für die folgenden zwei Jahre) der Redaktionschef der maoistischen Zeitung La cause du peuple. Er ist auch als Zeitungsverkäufer tätig.
64
1971
Paris
Sartre gründet im Juni die revolutionäre Tageszeitung Libération.
66
1979
Paris
Sartre, seit fünf Jahren fast blind, wirkt im Juni an einer Delegation mit, die den französischen Staatspräsidenten zur Unterstützung der aus Vietnam und Kambodscha fliehenden ‚boat people‘ auffordert.
74
1980
Paris
Sartre stirbt nach kurzem Krankenhausaufenthalt am 15. April. Der Trauerzug zum ‚Cimetière du Montparnasse‘ am 19. April hat an die 50 000 Teilnehmer. Reden werden nicht gehalten. In den Zeitungen ehrende Nachrufe, auch von seinen Gegnern. Die Moskauer Zeitung Prawda meldet seinen Tod kommentarlos in drei Zeilen.
74
ZUSAMMENFASSUNG
Sartres erste Theaterstücke wie Huis clos (1944) hatten ihre Premieren während des Zweiten Weltkrieges, als die Deutschen Paris besetzt hatten.
Es waren Jahre ohne demokratische Rechte, aber doch mit einem starken Theaterleben.
In den Jahren vorher, bis zum Krieg, hatte es reiche kulturelle Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland gegeben.
Kultur und geistiges Leben in den 1920er und 1930er Jahren
Jean-Paul Sartre hat Huis clos Ende 1943 geschrieben, im Zweiten Weltkrieg, als Paris von den Deutschen besetzt war. Blicken wir in die Jahre zuvor, als noch Frieden war:
Die 1920er und 1930er Jahre waren in Frankreich eine Zeit der kulturellen Blüte und der Neuerungen. Es erschienen die großen psychologischen Romane von Roger Martin du Gard (Les Thibaut, die ersten 3 der 8 Bände 1922 f.) und Marcel Proust (À la recherche du temps perdu, letzter zu seinen Lebzeiten veröffentlichter Band 1922). Paul Valéry (Charmes, 1922) und André Gide (Les Nouvelles Nourritures, 1935) veröffentlichten ihre symbolistischen Gedichte. Es erschienen bedeutende Theaterstücke von Paul Claudel (Le Soulier de satin, 1924; Jeanne d’Arc au bûcher, 1937) und von Jean Giraudoux (Amphitryon 38, 1929; La Guerre de Troie n’aura pas lieu, 1935). In der Literatur wurde auch experimentiert: André Gide schrieb Les Faux-Monnayeurs (1926), einen Roman, in dem über eine Romanentstehung berichtet wird, André Breton veröffentlichte seine Surrealismus-Manifeste (Second Manifeste du surréalisme, 1930).
Was das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich betrifft, so gab es hier wie dort feindselige Gefühle gegenüber dem Nachbarland, dem Gegner im Ersten Weltkrieg. Aber das Bildungsbürgertum und erst recht die Literaten und Künstler sahen voller Bewunderung über die Grenzen. In Frankreich hatten großen Einfluss der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche (1844–1900) und der österreichische Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud (1856–1939); ihre Werke wurden ins Französische übersetzt. In Deutschland bewunderte man die französische moderne Dichtkunst, aber auch die französische Lebensart; Rainer Maria Rilke, Dichter und Übersetzer (1875–1926), und Joseph Roth, Schriftsteller und Journalist (1894–1939), reisten nach Frankreich und berichteten von dort. Der französische Dichter und Kulturkritiker Paul Valéry (1871–1945) weilte im November 1926 für mehrere Vorträge in Berlin, der deutsche Philosoph Edmund Husserl (1859–1938) hielt im Februar 1929 Vorlesungen an der Sorbonne in Paris. Aristide Briand und Gustav Stresemann, der französische und der deutsche Außenminister, erhielten 1926 für ihre Aussöhnungsbestrebungen den Friedensnobelpreis.
Dieser gegenseitige Respekt zwischen Deutschland und Frankreich war durchaus noch in der Zeit des Nationalsozialismus ab 1933 vorhanden. Es war freilich so, dass für viele Verfolgte des Naziregimes Frankreich ein Land der Zuflucht war, so für Joseph Roth und den Kulturphilosophen Walter Benjamin (1892–1940).
Der Existenzialismus (l’existentialisme)
Die Ausgangsfragen des Existenzialismus lauten: Wieso bin ich überhaupt da? Wer oder was hat mich hierher geworfen? Dabei geht es oft um die Verzweiflung des Menschen, immer aber um die menschliche Freiheit. Der französische christliche Philosoph Gabriel Marcel (1889–1973) hat diese Fragen in seinem Werk Être et Avoir (1935) behandelt. Von ihm vermutlich wurde das Wort ‚existentialisme‘ 1940 zum ersten Mal ausgesprochen. Seine Vorläufer sind die deutschen Philosophen Edmund Husserl (1859–1938), Karl Jaspers (1883–1969) und Martin Heidegger (1889–1976); Heideggers Hauptwerk Sein und Zeit ist 1927 erschienen. Ferner war einflussreich der tschechische deutschsprachige Schriftsteller