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Falsches Spiel in Fair Haven.
Abby Davison will sich ganz auf ihre Karriere als Krankenschwester konzentrieren. Auf Dates hat sie seit einer schlimmen Trennung keine Lust. Bedrängt von ihrer Mutter, greift Abby jedoch zu einer Notlüge und behauptet, sie habe durchaus Dates und treffe sich mit Mark Thornton, dem gutaussehenden, aber ruppigen Ranchbesitzer. Als Mark von Abbys Lüge erfährt, schlägt er ihr einen Deal vor: Er macht bei ihrem Spiel mit und dafür wird sie zu ihm auf seine Ranch ziehen, bis sein gebrochener Arm verheilt ist.
Mark, das schwarze Schaf der reichen und mächtigen Thornton Familie, macht keinen Hehl daraus, dass er Pferde lieber mag als Menschen. Seine schroffe Art verbirgt jedoch nur sein gebrochenes Herz, das niemandem vertrauen kann.
Die Gefühle zwischen ihm und Abby wachsen mit jedem Tag und bald ist sich keiner mehr sicher, was Wahrheit und Lüge, was echt und was vorgetäuscht ist ...
Die Thorntons Family Reihe von Iris Morland für alle Fans von Lucy Score and Claire Kingsley. Die Titel können unabhängig voneinander gelesen werden.
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Seitenzahl: 287
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Falsches Spiel in Fair Haven.
Abby Davison will sich ganz auf ihre Karriere als Krankenschwester konzentrieren. Auf Dates hat sie seit einer schlimmen Trennung keine Lust. Bedrängt von ihrer Mutter, greift Abby jedoch zu einer Notlüge und behauptet, sie habe durchaus Dates und treffe sich mit Mark Thornton, dem gutaussehenden, aber ruppigen Ranchbesitzer. Als Mark von Abbys Lüge erfährt, schlägt er ihr einen Deal vor: Er macht bei ihrem Spiel mit und dafür wird sie zu ihm auf seine Ranch ziehen, bis sein gebrochener Arm verheilt ist.
Mark, das schwarze Schaf der reichen und mächtigen Thornton Familie, macht keinen Hehl daraus, dass er Pferde lieber mag als Menschen. Seine schroffe Art verbirgt jedoch nur sein gebrochenes Herz, das niemandem vertrauen kann.
Die Gefühle zwischen ihm und Abby wachsen mit jedem Tag und bald ist sich keiner mehr sicher, was Wahrheit und Lüge, was echt und was vorgetäuscht ist ...
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Iris Morland
If I can´t have you
Aus dem Amerikanischen von Katia Liebig
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Titelinformationen
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Für meine Mom.
Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Katia Liebig
Kopfschüttelnd sah Abby ihrer Mutter nach, als diese das Fair Haven Memorial Hospital verließ, in dem Abby als Krankenschwester arbeitete. Eigentlich war sie immer ehrlich zu ihrer Mutter, aber diese winzige kleine Lüge war es wert gewesen, wenn Abby damit ein weiteres dieser grässlichen Dates vermeiden konnte, die ihre Mutter ständig für sie arrangierte.
Als sie jedoch an den Mann dachte, von dem sie gerade behauptet hatte, ihr neuer Freund zu sein, zuckte sie ein wenig zusammen. Mark Thornton! Von allen Männern in Fair Haven, Washington, war ausgerechnet er es gewesen, der ihr spontan in den Kopf gekommen war.
Doch als Fiona verkündet hatte, schon wieder ein Blind Date für Abby organisiert zu haben, hatte diese ernsthaft Panik bekommen. Und so hatte sie ihrer Mutter einfach erzählt, sie sei mit Mark liiert. Fiona hatte es ihr tatsächlich geglaubt, und jetzt musste Abby sich überlegen, wie sie ihrer Mutter erklären sollte, dass sie und Mark gar nicht zusammen waren. Sie waren nicht einmal Freunde, verflixt.
Wieso Mark? Weil er gerade mein Patient ist, sagte sie sich. Deshalb war ihr sein Name in den Kopf gekommen.
Nicht weil er sie trotz seiner mürrischen Art faszinierte.
»Abby, ich bin gerade mit Mark Thornton fertig!«, brüllte Dr. Perry Smythe.
Dr. Smythe neigte dazu, jedes Mal zu brüllen, wenn er etwas sagte, doch im Grunde war er einer der nettesten Menschen, die Abby kannte. Er hatte eben einfach nur eine durchdringende Stimme.
»Gibt es bei ihm noch etwas für mich zu tun?«, fragte sie.
Dr. Smythe reichte ihr Marks Krankenblatt und schob sich seine zu locker sitzende Brille wieder zurück auf die Hakennase. Es war schwierig, zu schätzen, wie alt er war. Manchmal sah er aus wie dreißig, ein anderes Mal eher wie sechzig. Tatsächlich ging er auf die fünfzig zu, wenn Abby es richtig in Erinnerung hatte, und leitete die Notaufnahme des Fair Haven Memorial seit mittlerweile fast zwanzig Jahren.
»Nein, ich habe ihm gesagt, er kann gehen. Sag Janine, dass sie sein Zimmer wieder vorbereiten kann.« Dr. Smythe betrachtete Abby. »Aber er hat nach Ihnen gefragt.«
Abby erstarrte. »Tatsächlich?«
»Ja, er hat gefragt, ob Sie noch einmal reinkommen würden. Aber ich habe ihm gesagt, dass Sie ziemlich viel zu tun haben.«
Abby musste lächeln, auch wenn es eher ein ungläubiges Lächeln war. »Interessant. Nun, vielleicht wollte er wieder unhöflich zu mir sein.«
»Wie bitte?« Dr. Smythes Ausruf ließ beinahe die Fensterscheiben wackeln.
»Ach, nichts.« Abby zuckte mit den Schultern. »Er ist nicht unbedingt der netteste Patient. Aber alles gut. Wir sehen uns später.«
Dr. Smythe sagte nichts weiter, doch zu ihnen in die Notaufnahme kamen alle möglichen Patienten – nette, gemeine, geistig und moralisch beeinträchtigte –, und er legte großen Wert darauf, seine Mitarbeitenden vor jeglichen Übergriffen zu schützen.
Weshalb hatte Mark wohl nach ihr gefragt? Abby runzelte die Stirn. Er war ein seltsamer Kerl; sie konnte ihn überhaupt nicht einschätzen. In der einen Sekunde beleidigte er sie, und in der nächsten wollte er sie sehen. Er muss ein echter Sadist sein, dachte sie.
Sie ging zu Janine, um ihr zu sagen, dass Marks Zimmer wieder frei war. Doch bevor sie weiter ihre Runde machte, brauchte sie einen Kaffee. Als sie ihr Portemonnaie hervorzog, bemerkte sie, dass ihr Handy fehlte.
Verdammt! Sie musste es irgendwo liegen lassen haben. Wann hatte sie es zum letzten Mal in der Hand gehabt?
Sie überlegte und kam zu dem Ergebnis, dass es in Marks Zimmer gewesen sein musste. Natürlich, dachte sie und rollte in Gedanken mit den Augen. Wie es schien, führten alle Wege zu Mark Thornton.
Sie ging in sein Zimmer und scannte den Raum nach ihrem Handy ab.
»Suchst du zufällig das hier?«
Abby zuckte zusammen und konnte sich gerade noch davon abhalten, leise aufzuschreien. Mark Thornton saß auf dem Bett und hielt ihr Handy in der Hand.
»Was machst du denn noch hier?«, fragte sie und wollte nach ihrem Handy greifen, doch er zog es zurück.
»Ich wollte dich was fragen«, antwortete er schroff.
»Na großartig. Was denn?« Es war ihr egal, dass sie sich gerade einem Patienten gegenüber unhöflich verhielt. Jeder Mensch hatte seine Grenzen.
Mark Thornton hatte sie beleidigt, sie angeraunzt und verfolgte sie jetzt schon seit Monaten in ihren Gedanken. Doch Abby hatte nicht vor, sein Spiel – was auch immer es sein mochte – mitzuspielen.
Er erhob sich. Selbst mit dem Arm in der Schlinge und seinem bleichen, müden Gesicht war er noch immer ziemlich eindrucksvoll. Gut aussehend.
Unausstehlich.
»Wann genau haben wir angefangen, miteinander auszugehen?«, fragte er und wirkte dabei beinahe gelangweilt, als sei er es gewohnt, dass Frauen logen und ihn als ihren Freund bezeichneten.
Abby erstarrte. Sie sah in seine Augen und fragte sich, ob sich so wohl ein Reh fühlte, wenn es einem Jäger über den Weg lief.
Als würde er direkt auf ihr Herz zielen.
»Wovon redest du?« Jahrelange Übung ermöglichte es ihr, mit ruhiger Stimme zu sprechen. »Wie viele Vicodin hast du genommen?«
»Ich habe dich gehört.«
Sie sah ihn mit großen Augen an. »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Kann ich jetzt bitte mein Handy wiederhaben? Oder muss ich den Sicherheitsdienst rufen?«
»Nein.« Er reichte ihr das Telefon.
Abby schob es in ihre Tasche und sah zu ihm hoch. Seine Miene war undurchdringlich. Mit diesem Pokerface könnte er vielen Leuten jede Menge Geld aus der Tasche ziehen.
Ihr fiel auf, dass seine dunklen Augen tatsächlich grün waren. Mitternachtsgrün. Das ist doch keine Farbe, Dummkopf, dachte sie, aber es passte.
Wie die Farbe des Waldes, kurz bevor der Mond aufging.
»Also, danke, dass du mir mein Telefon wiedergegeben hast. Ich muss jetzt wieder an die Arbeit.«
Er zuckte nicht mal mit der Wimper, als er erklärte: »Ich möchte, dass du etwas für mich tust.«
»Wie bitte?«
»Nun, du hast behauptet, wir seien zusammen. Ich gehe mal davon aus, wer auch immer es war, dem du das gesagt hast, wäre nicht sehr glücklich, zu erfahren, dass du ihn oder sie angelogen hast, oder? Wenn du also willst, dass ich dein Geheimnis für mich behalte, dann komm mit zu mir nach Hause.«
Dieser Kerl verzog keine Miene. Er hätte genauso gut über das Wetter reden können.
Wut schäumte in ihr auf, und Abby musste sich zusammenreißen, um ihm nicht mit der flachen Hand in sein attraktives Gesicht zu schlagen.
»Ich werde ganz sicher nicht mit dir schlafen, damit du die Klappe hältst!«, fauchte sie und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Du bist ein Schwein. Wie kannst du es wagen, so eine unverschämte Forderung zu stellen? Oder mich so zu erpressen? Oder wie auch immer du es bezeichnen willst! Hast du es wirklich so nötig …«
Er drückte ihr mit Daumen und Zeigefinger die Lippen zusammen. Seine Augen waren jetzt fast schwarz und kaum mehr als schmale Schlitze.
»Ich will dich nicht erpressen, mit mir ins Bett zu gehen«, sagte er, hörbar angewidert. »Wie kannst du so was überhaupt denken?«
Abby stieß seine Hand weg und rieb sich über die Lippen. Sie wollte nicht darüber nachdenken, warum ihr ganzer Körper von seiner Berührung kribbelte.
»Warum sonst solltest du wollen, dass ich mit zu dir nach Hause komme?« Jetzt war sie nur noch verwirrt.
Mark rieb sich mit der Hand über den Nacken. »Ich brauche jemanden, der mir auf der Ranch hilft. Mit dem Arm kann ich nicht mehr alles alleine machen. Ich brauche jemanden, der mitkommt und mir zur Hand geht.«
Fast hätte Abby gelacht. Nein, falsch, sie lachte tatsächlich – ein lautes Kichern platzte aus ihr heraus, und sie schlug die Hand vor den Mund.
»Du willst, dass ich … was? Heuballen durch die Gegend schmeiße? Wie kommst du darauf, dass ich zu so etwas überhaupt in der Lage wäre?« Allein der Gedanke daran, all die Dinge zu erledigen, die auf einer Ranch anfielen – Zäune reparieren? Pferde striegeln? Was genau machte man da überhaupt? –, wo man Abby ganz sicher nicht als körperlich besonders »fit« bezeichnen konnte, erschien ihr mehr als albern.
Doch als sie Marks Blick sah, biss sie sich auf die Wange, um ihr Lachen zu ersticken.
»So was meinte ich doch gar nicht. Für solche Arbeiten bist du ganz offensichtlich nicht besonders gut geeignet.« Er wies mit der Hand auf ihre generelle Statur.
»Na, vielen Dank«, erklärte Abby trocken. »Mir ist bewusst, dass ich weder so groß noch so muskulös bin wie du.«
Zu ihrer Überraschung sah sie eine leichte Röte in seine Wangen steigen.
»Nein, ich brauche dich für die Hausarbeit und zum Einkaufen und solche Dinge.« Mark hob seinen gebrochenen Arm ein wenig in die Höhe. »Meine Ranch liegt zu weit draußen, um mir jeden Abend Pizza oder so zu bestellen, und mit nur einer Hand würde es ewig dauern, irgendwas zu kochen.«
Abby war jetzt noch wütender als eben, als sie gedacht hatte, er wolle mit ihr ins Bett gehen. »Du willst, dass ich dein Dienstmädchen spiele?«
Immerhin besaß er so viel Anstand, verlegen zu wirken. »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe es nicht gut durchdacht, was? Ich dachte, wir könnten vielleicht eine Abmachung treffen – schließlich brauchst du mich.«
»Ich brauche dich nicht!«
»Willst du, dass alle erfahren, dass du gelogen hast, als du behauptet hast, wir wären zusammen?«
»Nein, aber du könntest es einfach niemandem erzählen.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust in dem Versuch, möglichst autoritär zu wirken. »Du könntest einfach die Klappe halten. Würde vielleicht eine ganz interessante Erfahrung werden.«
Er zuckte mit den Schultern. »Mich wird’s nicht treffen, wenn ich den Leuten erzähle, dass die Sache mit uns allein deiner Fantasie entsprungen ist.«
Zähneknirschend diskutierte Abby im Geiste die Vor- und Nachteile seines Vorschlags.
Vorteil: Ihre Mutter würde sie in Ruhe lassen.
Nachteil: Alles andere.
»Okay, posaun’s ruhig rum. Willst du auch die Nummer meiner Mutter? Oder seid ihr schon Freunde bei Facebook?« Natürlich war das alles bloß Bluff. Sie wollte Marks eingebildete Freundin bleiben, denn die Alternative bedeutete noch mehr grässliche Dates.
Das letzte war das schlimmste von allen gewesen. Dabei hatte der Typ Fionas Beschreibung nach gar nicht mal so schlecht geklungen. »Ein Architekt!«, hatte sie Abby mit unverhohlener Begeisterung erzählt. »Er hat diese neuen Apartmenthäuser in der Stadt geplant.« Fiona hatte Abby gesagt, Chris habe »volles Haar, ein nettes Lächeln und ein gutes Sprachgefühl«.
Sie hatte vergessen zu erwähnen, dass Chris auch ein passionierter Sammler war.
Er hatte Abby noch auf einen Drink zu sich nach Hause eingeladen, und sie war mitgegangen, denn er war tatsächlich ganz nett, und sie hatte nichts anderes vor. Doch als Chris die Tür öffnete, sah Abby, dass er eine Legosammlung besaß, die dem echten Legoland locker Konkurrenz gemacht hätte. Die ganze Wohnung war von oben bis unten mit Plastiksteinchen vollgestopft.
Dann hatte Chris angefangen, ihr zu jedem einzelnen Set, das er zusammengebaut hatte, die Geschichte zu erzählen. Und als er ihr dann auch noch das sexy Lego-Kostüm zeigte, das er für solche Anlässe besaß – er sagte das mit einem bedeutungsvollen Zwinkern –, stammelte Abby irgendetwas von einem Notfall in der Familie und ergriff die Flucht.
Also ja, für Mark die Dienstmagd zu spielen klang definitiv besser, als noch so ein Date wie das mit Chris erleben zu müssen.
Abby wurde wieder in die Gegenwart zurückkatapultiert, als Mark sein eigenes Handy hervorzog und anfing zu tippen.
»Was machst du da?«, fragte sie misstrauisch.
»Ich suche deine Mutter auf Facebook. Fiona, richtig?«
Abby wollte gar nicht wissen, woher Mark den Namen ihrer Mutter kannte, und ganz sicher wollte sie nicht, dass er Fiona irgendetwas erzählte. Sie versuchte ihm das Handy aus der Hand zu nehmen, doch er war so groß, dass er bloß den Arm zu heben brauchte, um es aus ihrer Reichweite zu halten.
Arschloch.
»Ist es wirklich so wichtig? Dir deine Mom vom Leib zu halten?« Er wirkte jetzt ehrlich interessiert.
Abby seufzte. Sie rieb sich die Schläfen und murmelte: »Ja, ist es. Organisiert deine Mutter auch ständig irgendwelche Dates für dich, weil sie davon überzeugt ist, dass du irgendwann als alte Jungfer im Kreise deiner zwanzig Katzen sterben wirst?«
»Nein, aber ich mag auch keine Katzen.«
»Nun, meine Mutter denkt genau das über mich. Und ich bin es ziemlich leid. Also ja, ich habe gelogen, und ich möchte nicht, dass sie erfährt, wie erbärmlich ich bin.« Sie seufzte.
Seine Mundwinkel bogen sich zu einem winzigen Lächeln. Er trat näher und sagte mit leiser Stimme: »Zieh zu mir auf die Ranch und hilf mir. Ich werde dich bezahlen. Ich hätte ohnehin jemanden eingestellt, und als Krankenschwester kannst du mir helfen, mir den Arm nicht komplett kaputt zu machen.«
Abby musterte ihn. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es nicht so sehr Erpressung, sondern vielmehr der Versuch war, ihr ein wenig näherzukommen. Aber wahrscheinlich interpretierte sie viel zu viel in diese Sache hinein.
Es war kein unmoralisches Angebot. Er braucht einfach jemanden, der ihm den Haushalt schmeißt. Sie kam sich albern vor, weil sie ein wenig enttäuscht war. Wenn sie sich selbst hätte in den Hintern treten können, dann hätte sie das getan. Eine »graue Maus« wie mich will er doch ohnehin nicht, oder?
So hatte er sie im Rise and Shine, der Bäckerei von Fair Haven, genannt, und seine Worte hatten sie weit mehr verletzt, als sie zugeben wollte. Klein, kurvig und nicht allzu hübsch, war Abby ohnehin noch nie besonders selbstbewusst gewesen, doch ihr Ex-Freund hatte noch einmal so kräftig auf ihrem Selbstwertgefühl herumgetrampelt, dass sie beschlossen hatte, die Finger von den Männern zu lassen.
Welcher Mann würde sie schon wollen?
Kein Mark Thornton, so viel stand fest.
»Wenn ich also zu dir in dein Schloss ziehen würde …«
»Ranch.«
»In dein Ranch-Schloss, und dir Kuchen backen, die Böden putzen und deine Wäsche waschen würde, wären wir dann ein Paar?«
Abby wusste, dass es vollkommen verrückt war, sich auf so etwas einzulassen, aber es war die Sache wert, um wenigstens für eine Weile Ruhe vor ihrer Mutter zu haben. Sie konnte einfach kein weiteres von Fionas Blind Dates ertragen. Und sie musste zugeben, dass die ganze Sache sie tatsächlich reizte. Wie es wohl sein würde, Mark in seiner natürlichen Umgebung zu erleben?
Seine Mundwinkel zogen sich noch ein wenig höher. »Ja, so in etwa.«
»Okay. Ich will fünfzig Dollar die Stunde plus Benzingeld. Ich habe einen Job, wie du ja weißt, und werde also manchmal erst spätabends oder frühmorgens da sein, wobei ich normalerweise die Tagschichten übernehme. Und ich bringe meine Katzen mit.«
Sie hatte Widerspruch erwartet, doch Mark zuckte nur mit den Schultern. »Einverstanden.«
Sie besiegelten die Abmachung mit einem Handschlag, und Abby konnte einfach nicht anders, als das Gefühl seiner schwieligen Hand an ihrer Haut zu genießen. Er war so groß, so breit, und sie sog instinktiv seinen Geruch ein.
Ja, er hatte sie verletzt. Aber sie war immer noch eine Frau – sie konnte gucken, ohne anzufassen, oder?
»Oh, das hab ich noch vergessen.« Sie hob das Kinn. »Die ganze Sache ist absolut platonisch. Kein Knutschen, kein Grabschen, kein Sex, nichts. Du bist nur dem Namen nach mein Freund.«
Wenn sie es sich nicht eingebildet hätte, dann hätte sie behauptet, seine Augen aufleuchten zu sehen. Langsam wanderte sein Blick über ihren Körper und setzte ihn komplett in Flammen.
»Wenn du es so willst«, antwortete er nur.
»Will ich. Und jetzt muss ich wieder an die Arbeit. Wir sehen uns Samstagmorgen, einverstanden?«
»Einverstanden.«
Sie wartete darauf, dass er noch etwas sagte, wie zum Beispiel, dass er sich darauf freue, sie wiederzusehen. Oder sogar, dass er wieder zu Verstand gekommen sei und sie einfach so davonkommen ließe.
Er sagte gar nichts.
»Okay, bis dann also. Und denk dran, den Arm zu schonen«, sagte sie und ging aus dem Zimmer.
***
Mark sah Abby nach und betrachtete genüsslich die Rundung ihres Pos.
Als sie die Tür hinter sich schloss, ließ er die Luft aus seinen Lungen, von der er gar nicht bemerkt hatte, dass er sie angehalten hatte. Er hatte nicht vorgehabt, Abby zu fragen, ob sie seine – was? Angeblich feste Freundin? Putzfrau? Haushälterin? Bekannte? – sein wollte. Doch sie hatte ihn von dem Augenblick an, als sie das Zimmer betreten hatte, in ihren Bann gezogen.
Du bist so ein Idiot, weißt du das?
Anstatt sie also wie jeder normale Mensch zu fragen, ob sie mit ihm ausgehen würde, hatte er sie quasi dazu gezwungen, für ihn zu arbeiten, damit er den Mund hielt und ihre kleine Lüge nicht verriet.
Er hätte ihrer Mutter auch so nie etwas davon gesagt, aber das konnte Abby natürlich nicht wissen. Die Idee hatte ihn einfach nicht mehr losgelassen.
Aber jetzt musste er es ertragen, dass Abby Davison und ihr runder Po auf seiner Ranch rumliefen. Ein Po, den er nicht anfassen durfte.
Du bist so ein Idiot.
Auf der Fahrt zurück nach Hause überlegte er, wie er mit seiner misslichen Lage umgehen sollte, in die er sich selbst hineinmanövriert hatte. Konnte er Abby sagen, dass sie die ganze Sache vergessen sollte? Aber dann würde er sie nicht wiedersehen …
Dabei wollte er sie wiedersehen.
Zu Hause angekommen, schlug er die Tür seines Pick-ups zu und atmete tief ein. Als er die frische Luft in seine Lungen sog – den Geruch von Gras, Pferden und Heu –, beruhigte sich sein Puls ein wenig.
Vielleicht hatte er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, aber so war es jetzt nun mal. Auf jeden Fall würde es eine Bereicherung sein, noch jemanden auf der Ranch zu haben als nur Charlie.
»Hab doch gesagt, der ist gebrochen«, brummte dieser, als er aus der Scheune kam und zu Mark trat. Charlie, dessen graue Haarbüschel ihm wie Unkraut vom Kopf abstanden, war etwa Mitte vierzig und hatte sein ganzes Leben lang auf einer Ranch gearbeitet. Er kannte die Arbeit und die Abläufe besser als alles andere. Mark wusste, was für ein Glück er hatte, dass Charlie für ihn arbeitete.
Doch sein Freund und Mitarbeiter war nicht besonders gesprächig. In dieser Hinsicht ähnelte er Mark. Die beiden Männer zogen es vor, zu schweigen statt zu plaudern, und konnten den ganzen Tag miteinander arbeiten, ohne mehr als zehn Worte zu wechseln.
Mark hob seinen gebrochenen Arm. »Hattest recht«, sagte er. »Schulde ich dir jetzt was?«
Charlie lachte, was klang, als würden Felsbrocken einen Abhang hinunterrollen. »Nah. Aber gut, dass du es nicht noch schlimmer gemacht und einfach weitergearbeitet hast. Wär echt verdammt dumm gewesen.«
Mark hätte beinahe laut gelacht. Wenn Charlie wüsste, was er sonst noch Dummes angestellt hatte.
»Am Samstag kommt eine Frau, um hier ein wenig zu helfen«, sagte er und brauchte nicht lange auf Charlies Reaktion zu warten.
»Eine Frau? Wer? Wozu? Hast du dir auch noch das Hirn gebrochen, oder was?« Charlie starrte ihn ungläubig an.
»Nein, aber mit dem Arm kann ich nicht alles machen.« Lügner. Er kam sehr gut ohne weitere Hilfe zurecht, aber das konnte Abby schließlich nicht wissen, oder? »Sie wird mir im Haushalt helfen.«
»Ha. Eine Putzfrau also.«
Mark starrte Charlie böse an. »Sie ist keine Putzfrau.«
»Okay. Dann eben eine Haushälterin.« Charlie zuckte mit den Schultern. »Solange sie uns hier draußen nicht im Weg rumsteht oder uns zwingt, Grünkohl-Chips zu essen. Was haben die Frauen eigentlich immer mit diesem Grünkohl, mhm?«
»Da fragst du eindeutig den Falschen«, erwiderte Mark trocken.
Als Abby nach Hause kam, wollte sie einfach nur einen Drink und für den Rest ihres Lebens schlafen. Sie war vollkommen fertig, nicht nur wegen Mark, sondern auch wegen der drei Patienten nach ihm, die all ihre Konzentration und medizinischen Fähigkeiten gefordert hatten.
Der Schlimmste von ihnen war der obdachlose Mann gewesen, der sie angeschrien hatte, als sie sich weigerte, ihm noch mehr Schmerztabletten zu geben, und dann davongetaumelt war, bevor sie ihn offiziell hatten entlassen können. Abby wusste, dass sie ihn schon bald wiedersehen würden.
Sie lächelte, als sie schon an der Tür von ihren beiden Katzen Darcy und Wentworth begrüßt wurde. Beide waren schwarz und unterschieden sich nur durch Wentworths kleinen weißen Fleck auf der Brust. Sie warteten an der Tür auf sie, sobald sie ihr Auto vor dem Haus hörten.
Wentworth stellte sich auf die Hinterbeine, stützte die Pfoten auf Abbys Knie und bettelte nach einem Ohrkrauler. Darcy schlug mit dem Schwanz und spielte den Coolen, doch als Abby ihm das Kinn kraulte, fing er an zu schnurren.
»Na kommt, lasst uns mal sehen, was es zu essen gibt«, sagte sie zu den beiden und ging voraus in die Küche. Nachdem sie ihre Katzen versorgt hatte, wärmte sie sich selbst ein paar Reste auf und beschloss, noch ein wenig fernzusehen, bevor sie ins Bett ging. Während sie an ihrem Wein nippte, befahl sie sich, nicht an die Ereignisse dieses Tages zu denken.
Doch selbst die überdrehten Fernsehbräute konnten ihre Gedanken nicht davon abhalten, immer wieder zu der Abmachung zurückzukehren, die sie mit Mark Thornton getroffen hatte.
»Ich glaube, ich habe den Verstand verloren«, sagte sie zu Wentworth, als er auf ihren Schoß kletterte. »Ich gehöre ins Irrenhaus. Oder Mark gehört ins Irrenhaus. Er ist vollkommen durchgeknallt. Wer kommt denn auf so eine Idee?«
Wentworth schnurrte und schloss die Augen, während sie ihn streichelte.
Abby hatte keine Ahnung, ob Mark wirklich Hilfe brauchte. Vielleicht ja. Vielleicht wollte er aber auch einfach nur mit ihr spielen. Nun, im Bett jedenfalls, wie sie anfangs geglaubt hatte, wollte er das ganz offensichtlich nicht. Natürlich nicht.
Sie war keine Frau, die in Männern unersättliches Verlangen weckte. Was sie nicht unbedingt als Problem erachtete. Aber manchmal tat es doch ein wenig weh.
War es denn so falsch, sich jemanden zu wünschen, der sie begehrte?
Ihr Ex-Freund Derek hatte ihr sehr deutlich gesagt, dass er sie im Grunde nie wirklich begehrt hatte. Sie wäre halt verfügbar gewesen, hatte er ihr erklärt. Abby wusste, dass er das nur aus Wut gesagt hatte, weil sie mit ihm Schluss gemacht hatte. Er hatte es darauf angelegt, sie zu verletzen, und es hatte funktioniert. Ihr Verstand wusste das. Doch ihr Herz? Seine Worte hatten sie tief getroffen.
Wer will schon eine fette Kuh wie dich? Glaub mir, wegen deines Aussehens war ich ganz sicher nicht mit dir zusammen, hatte er einmal bei einem besonders heftigen Streit zu ihr gesagt.
Sie hatte ihn gefragt, warum er sie dann förmlich angebettelt hatte, mit ihm auszugehen, als sie sich kennengelernt hatten?
»Männer sind Idioten«, sagte sie zu ihren beiden Katern. Sie waren die einzigen männlichen Wesen, denen sie vertraute. Wenigstens zeigten Katzen ehrlich, dass sie sich nur für sich selbst interessierten. Abby akzeptierte ihren kompromisslosen Egoismus.
Als ihr Handy klingelte, stöhnte sie auf, denn es gab nur einen Menschen, der anrief, statt ihr eine Nachricht zu schreiben.
»Hi, Mom«, sagte Abby. Sie wusste genau, dass Fiona sie anrief, um mehr über ihren neuen (angeblichen) Freund zu erfahren.
»Oh, gut, du bist zu Hause. Ich dachte, du hast heute Spätschicht.« Abby konnte die Aufregung in Fionas Stimme hören. »Wir hatten vorhin ja gar keine Gelegenheit, in Ruhe zu sprechen. Ich will alles wissen.«
Abby hätte beinahe gelacht. Wenn sie ihrer Mutter doch wirklich alles erzählen könnte! Sie wäre garantiert außer sich vor Freude, wenn sie wüsste, dass ihre Tochter einen eingebildeten Freund hatte.
Das schlechte Gewissen packte sie. Sie log und würde weiterlügen. Denn jetzt, wo sie damit angefangen hatte, musste sie es auch durchziehen, bis zum bitteren Ende. Oder ich könnte Mark sagen, dass ich es nicht mache.
»Du kennst doch die Thorntons, oder?«, sagte sie stattdessen.
»Aber natürlich. Über deinen Mark weiß ich allerdings nicht viel. Was macht er so? Wo habt ihr euch kennengelernt? Wann hast du beschlossen, die ganze Sache offiziell zu machen?«
Abby fiel auf, dass auch sie eigentlich nichts über Mark wusste. Wenn sie tatsächlich seine Freundin spielen wollte, dann musste sie das schleunigst ändern.
Ich bin ein furchtbarer Mensch. Oder?
Abby erzählt ihrer Mutter das wenige, das sie über Mark wusste, doch als Fiona nach Details fragte, blieb sie vage.
»Mark spricht nicht gern mit anderen Leuten über persönliche Dinge«, erklärte sie und konnte sich gut vorstellen, dass er ihr da zustimmen würde.
»Ach, komm schon, sei nicht so! Auf so etwas warte ich schon, seit du dich von Derek getrennt hast. Ja, ich hatte sogar Angst, du würdest nie wieder einen Mann finden. Ich weiß ja, wie sehr die Trennung dich getroffen hat …«
»Lass uns jetzt nicht über Derek sprechen.« Abby sah hinunter auf Wentworth, der die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengezogen hatte, als würde er sich seinen Teil über sie denken. »Ich wollte dir noch Bescheid sagen, dass ich für eine Weile zu Mark ziehen werde, um ihm ein wenig zu helfen. Er hat sich den Arm gebrochen.«
Abby hatte keine Ahnung, wie Fiona auf diese Information reagieren würde. Bestürzt? Erfreut? Missbilligend? Als ihre Mutter allerdings einen markerschütternden Schrei ausstieß, musste sie hastig das Handy vom Ohr nehmen.
»Du ziehst bei ihm ein? Schon? Ich kann es einfach nicht glauben!«, kreischte Fiona. »Das hättest du mir gleich sagen sollen!«
»Es ist nicht so, wie du denkst – es ist nur vorübergehend. Er hat mich gefragt, ob ich ihm ein wenig zur Hand gehen kann.«
»Egal. Das ist ein großer Schritt, wenn auch ein wenig rasch. Bist du dir ganz sicher, dass du das tun willst?«
Nein, ich bin mir über gar nichts mehr sicher. »O ja, absolut sicher.«
Nachdem Abby ihrer Mutter so viel erzählt hatte, wie sie konnte, verabschiedeten sie sich, und Fiona versicherte Abby, dass das alles nach einer wundervollen Gelegenheit aussah, endlich »unter die Haube« zu kommen.
Fiona Davison hatte ihre Tochter allein großgezogen, da Abbys Vater sehr früh gestorben war, und Abby konnte ihr einfach nicht böse sein, wenn sie sich wünschte, ihre Tochter möge glücklich werden, indem sie heiratete und eine Familie gründete. Das Traurige daran war nur, dass auch Abby sich Mann und Kinder wünschte, jedoch zu akzeptieren gelernt hatte, dass es wohl nie dazu kommen würde.
Sie leerte ihr Glas – und noch ein zweites –, bevor sie sich bettfertig machte. In letzter Zeit vermied sie es meist, in den Spiegel zu schauen, doch an diesem Abend betrachtete sie sich ganz nüchtern. Nackt stand sie nach dem Baden da und musterte ihr hellbraunes Haar und ihre hellbraunen Augen.
Sie sah blass aus, was sie dem Stress auf der Arbeit zuschrieb. Außerdem hatte sie abgenommen, wenn auch nicht absichtlich. Sie drehte sich nach links und nach rechts, betrachtete ihre Brüste – viel zu groß, wie sie fand – und die Wölbung ihres Bauches. Die Dehnungsstreifen, die Zellulite. Sie zupfte ein Haar aus einem Muttermal in ihrer Kniekehle.
Ihr Po war ganz okay, wenn auch nicht mehr als das. Und sie hatte wohl ganz hübsche Zehen.
Darcy sprang auf die Ablage und rieb den Kopf an ihrer Hand. Gedankenverloren streichelte Abby ihn.
Vor zwei Jahren – damals war sie noch mit Derek zusammen gewesen – hatte sie mal gedacht, sie sei schwanger, weil ihre Periode zweimal hintereinander ausgesetzt hatte. Ihr Zyklus war immer schon unregelmäßig gewesen, und Derek und sie hatten immer ein Kondom benutzt, doch womöglich war eins gerissen.
Der Schwangerschaftstest war negativ ausgefallen, und ihr Arzt hatte weitere Untersuchungen angeregt, um herauszufinden, warum ihre Periode nicht gekommen war. Durch ihre Ausbildung wusste Abby, dass neben einer Schwangerschaft auch Stress, Untergewicht und alles Mögliche andere ein Grund dafür sein konnten.
Nach einigen Bluttests und einem Ultraschall hatte der Arzt ihr schließlich verkündet, dass sie unter einem polyzystischen Ovarial-Syndrom, kurz PCOS, litt.
»So etwas kommt tatsächlich recht häufig vor«, erklärte er nüchtern. »Aber die meisten Frauen hören erst davon, wenn sie selbst die Diagnose erhalten. Aufgrund der Zysten in Ihren Eierstöcken und Ihres Übergewichts würde es mich wundern, wenn Sie überhaupt auf natürliche Weise schwanger werden können. Zudem haben sie einen Uterus bicornis, also eine zweihörnige Gebärmutter, was eine Schwangerschaft noch zusätzlich erschweren wird. Und falls Sie dennoch schwanger werden sollten, besteht eine doppelt erhöhte Chance auf eine Fehlgeburt. Diät und Sport sowie eine regelmäßige Einnahme der Pille sind aktuell sicher die besten Maßnahmen.«
Abby dachte, wie ironisch es doch war, dass sie, obwohl sie selbst Krankenschwester war, nie daran gedachte hatte, dass bei ihr etwas nicht in Ordnung sein könnte. Sie hatte von PCOS gehört, sich aber nie weiter damit beschäftigt.
Es war fast surreal gewesen, diese Worte im gleichen Tonfall zu hören, wie man vielleicht sagen würde: »Heute sind Kartoffeln im Angebot«, oder »Kannst du mich morgen früh mit zur Arbeit nehmen?« Ihr Traum, eines Tages selbst eine Familie zu haben, zerplatzte wie ein Luftballon. Und obwohl ihre Diagnose nicht eindeutig festgestanden hatte, hatte ihr Arzt nicht besonders hoffnungsvoll geklungen.
Erschüttert und verängstigt war Abby nach Hause gefahren und hatte den ganzen Abend lang geweint.
Derek hatte ein gewisses Maß an Mitgefühl gezeigt. Doch Abby hatte seinen Blick gesehen, als sie ihm gesagt hatte, dass sie keine Kinder bekommen konnte. Von diesem Moment an war ihre Beziehung nie wieder so gewesen wie vorher. Ihre Zukunftsträume waren zerplatzt – und bald darauf auch alles andere.
Ich möchte mit einer Frau zusammen sein, die in der Lage ist, Kinder zu bekommen, hatte Derek am letzten Tag gesagt. Tut mir leid, Abby, und ich will auch nicht die Kinder von anderen Leuten adoptieren. Du verstehst, was ich meine, oder?