Ihr Name war Medusa E-Book

Sabrina Frenkler

• Herausgeber: BookRix
• Kategorie: Fantasy und Science-Fiction
• Sprache: Deutsch
• Veröffentlichungsjahr: 2022

Beschreibung

In einem verlassenen Tempel erblickt die kleine Medonia zum ersten Mal das Licht der Welt. Doch wegen ihres ungewöhnlichen Aussehens wird sie von den Menschen verstoßen. Aus Mitleid beschließt die Cobra Marbom sie als seine Tochter großzuziehen. Doch eines Tages packt Medonia die Neugier und so verlässt sie ihr Zuhause, um in die weite Welt hinauszuziehen. Doch sie muss bald feststellen, dass die Welt nicht so ist, wie sie gedacht hat. Als sie die Gefahren der Welt erfährt, beschließt sie nach Hause zurückzukehren, doch...

Leseprobe

Sabrina Frenkler

Ihr Name war Medusa

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Ihr Name war Medusa

Marbom machte seine übliche Patrouille als er ein seltsames Geräusch hörte. Es klang wie das Weinen eines Kindes. Vorsichtig schlängelte er sich in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Vor einer Säule hielt er an und lugte vorsichtig um die Ecke. Auf dem Boden lag ein kleines weißes Bündel, von dem das Geräusch zu kommen schien. Langsam schlängelte er darauf zu. Bei dem Wesen schien es sich um ein Menschenbaby zu handeln. Was machte ein Baby an so einem Ort? Die Schreie halten von allen Wänden des Tempels wieder. Der Tempel war vor langer Zeit von den Göttern verlassen worden. Das war der Grund, warum niemand mehr diesen Ort aufsuchte. Vorsichtig sah er auf das Baby herab. Irgendetwas an diesem Kind schien eigenartig vertraut. Es hatte nicht die sonst so runden Pupillen eines Menschen. Stattdessen waren seine Augen zu schlitzen wie die des seinen geformt. Was sollte er nur mit dieser Kreatur machen? Wenn er es hier liegen ließ, würde sein Geschrei irgendwann die anderen alarmieren. Sollte er es stattdessen töten? Marbom öffnete sein Maul, um es zu verschlingen. Es würde keinen großen Unterschied machen, ob er es verschlingen würde oder ob es hier verhungern würde.

Seine Augen funkelten bedrohlich auf. Doch gerade als er es verschlingen wollte, vibrierte die Erde. Schnell schlängele er sich wieder hinter die Säule. Schritte ertönten und ein Mann betrat den Tempel. Als er zu Boden sah fiel sein Blick auf das verlassene Kind. „Was ist das für ein seltsamer Bastard?“, hörte er den Mann sagen. Wie konnte man so über ein Baby seiner eigenen Art sprechen? „Ich sollte mich wohl darum kümmern, solange es noch so ein kleines Problem ist“, meinte er weiter. Marbom überlegte. Eigentlich war das kein Problem. Hauptsache es war hier wieder still. Und dann musste er es nicht töten. Marbom drehte sich um schlängelte weiter. Als er aber ein ihm zu vertrautes Geräusch hörte hielt er an. Zögernd hielt er an und drehte sich um. Schockiert riss er die Augen auf.

Der Mann hatte ein Schwert gezogen und hielt es über das Baby. Sollte er sich einmischen? Aber eigentlich war es nicht sein Problem. Doch als er denn Hass in den Augen des Mannes sah, konnte er nicht mehr still bleiben. Wie von selbst schlängelte er auf den Mann zu und biss ihm in die Hand. Der Mann schrie und ließ das Schwert fallen. Die Klinge verfehlte das Baby nur um wenige Millimeter. Marbom biss ihm in den Hals und die Beine. Das Gift seiner Fangzähne zeigte Wirkung.

Der Mann wand sich auf dem Boden, bevor er regungslos liegen blieb. Dann drehte Marbom sich wieder zu dem Kind um. Was sollte er nun damit machen? Er entschied sich das es nicht sein Problem war und schlängelte davon. Doch erneut hielt er an. Das Baby lachte plötzlich. Er drehte den Kopf und blickte in die vergnügten Augen des Babys. Ahnte das Baby, das er es gerettet hatte? Da spürte er plötzlich einen stechenden Schmerz in seinem Herzen. Nein er konnte es nicht hierlassen. Selbst Tiere waren nicht so herzlos, um ihre Brut sterben zu lassen. Seufzend biss er in die Decke, in die das Kind gewickelt war und zog es mit sich. Aber was sollte er tun, wenn die anderen es nicht akzeptieren würden? Dann würde er es beschützen. Als er bei den anderen Schlangen angekommen war sahen sie auf das Bündel, das er mit sich gezogen hatte. „Marbom, was ist das?“, fragte einer der anderen und beäugte das seltsames etwas. Marbom zischte und richtete sich auf. „Wenn du daran denkst ihm zu schaden wirst du es bereuen“, zischte er sauer. Eine andere Boar schlängelte auf ihn zu. Vorsichtig begutachtete sie das Kind. „Mein Gemahl. Ist das nicht ein Menschenkind, das du angebracht hast?“, fragte Samitha und sah zu ihrem Mann.

„Ist es meine Geliebte. Es scheint als wurde es hier ausgesetzt. Vergib mir, aber ich habe es nicht über mich gebracht es dort sterben zu lassen“, meinte er leicht verunsichert. „Du hast einen Menschen hierhergebracht? Hast du den Verstand verloren?“, fragte Murai verstimmt. „Was wenn es uns schaden will? Du weißt wie die Menschen sind“, meinte ein anderer sauer. „Ein Mensch? Was wenn es meine Kinder töten will?“, fragte eine Anakonda ängstlich. „Wir müssen es töten!“, meinte Murai und schlängelte auf ihn zu. Doch Marbom richtete sich auf und bleckte die Zähne. „Wenn du meinem Kind etwas zuleide tust, werde ich dich töten!“, zischte Samitha und verdeckte das Kind mit ihrem Körper. „Dein Kind? Sag mir nicht, dass du es wirklich aufziehen willst, Samitha!“, meinte Murai überrascht. Marbom sah zu seiner Frau. „Es ist noch so klein. Vermutlich weiß es nicht mal, dass die Menschen uns hassen. Wo liegt das Problem, wenn ich es aufziehe! Würdest du deine Kinder zum Sterben zurücklassen?“, meinte Samitha sauer.

„Dieses Ding ist aber nicht mein Kind“, meinte er sauer. Marbom zischte und schlängelte sich schützend um das Baby. „Wenn meine Frau sagt das es unser Kind ist, ist es unser Kind! Hat einer ein Problem damit?“, fragte er streng. Die anderen schwiegen. Auch Murai sagte kein Wort mehr und schlängelte davon. Als die anderen verschwunden waren, drehte Marbom sich zu seiner Frau. „Ich bin so froh, dass du meiner Meinung bist. Ich hatte befürchtete, du würdest mich verlassen“, meinte er ehrlich erleichtert. Samitha lächelte und sah zu dem Baby. Das lachte vergnügt und sah zu der Schlange. „Wie könnte ich dich deswegen verlassen? Du hast schließlich ein Leben gerettet. Außerdem hast du recht. Es ist ein unschuldiges Leben“, meinte sie und rieb ihren Kopf gegen die Wange des Wesens. Marbom war froh sie als seine Frau zu haben.

Zu gut erinnerte er sich an den Tag als einer der Menschen eines seiner Kinder getötet hatte, nur weil es seinen Weg kreuzte. „Hat es denn einen Namen?“, fragte seine Frau weiter. Marbom überlegte. „Ich glaube nicht. Wie sollen wir es nennen?“, fragte die Kobra. „Ich möchte es Medonia nennen. Es erinnert mich an unsere Tochter“, schlug sie vor. „Wie du willst“, meinte er amüsiert. Dann sah er auf das Baby und lächelte glücklich. „Willkommen in der Welt meine Tochter, Medonia“, meinte er und rieb seinen Kopf gegen die kleine Hand des Kindes.