Ihr Wille geschehe - Ann Granger - E-Book

Ihr Wille geschehe E-Book

Ann Granger

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Beschreibung

Superintendent Alan Markby und seine Freundin Meredith Mitchell brauchen dringend Urlaub und beschließen ihre Ferien in einem Landhaus in Parsloe St. John zu verbringen. Auf den ersten Blick scheint das Haus ein attraktives Last-Minute-Angebot zu sein. Bei einem Glas Wein erzählt ihnen ihr Nachbar, dass die Vorbesitzerin des Hauses, Olivia Smeaton, ein ganz anderes Leben geführt hat, als es nach außen hin den Anschein hatte ... Schon bald sind Mitchell und Markby einem dunklen Geheimnis auf der Spur und jegliche Urlaubsstimmung schwindet dahin ... Mitchell & Markbys 10. Fall.

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Seitenzahl: 531

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Inhalt

Cover

Über die Autorin

Titel

Impressum

Widmung

Zitat

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Über die Autorin

Ann Granger war früher im diplomatischen Dienst tätig. Sie hat zwei Söhne und lebt heute mit ihrem Mann in der Nähe von Oxford. Bestsellerruhm erlangte sie mit der Mitchell-und-Markby-Reihe und den Fran-Varady-Krimis. Nach Ausflügen ins viktorianische England mit den Lizzie-Martin-Romanen, knüpft sie mit der Serie um Inspector Jessica Campbell wieder unmittelbar an die Mitchell-und-Markby-Reihe an.

ANN GRANGER

IHR WILLE GESCHEHE

Mitchell & Markbys zehnter Fall

Ins Deutsche übertragen von Axel Merz

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Titel der englischen Originalausgabe:

A Word After Dying

© 1996 by Ann Granger

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2004/2011 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat: Gerhard Arth / Stefan Bauer

Titelillustration: David Hopkins

Umschlaggestaltung: QuadroGrafik, Bensberg

E-Book-Produktion: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN 978-3-8387-0691-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Widmung

Einem Freund und Schriftstellerkollegen gewidmet, Deryn Lake, der die Art und Weise versteht, in welcher die Vergangenheit unserer Gegenwart ihren subtilen Stempel aufdrückt.

Ich schien mich in einer Welt aus Geistern zu bewegen, und ich fühlte mich wie der Schatten eines Traums.

ALFRED LORD TENNYSON

Gütiger Gott, verschone uns

Vor langbeinigen Dingern

Und Wesen der Nacht,

Vor Geistern und Gespenstern.

Altes schottisches Gebet

 KAPITEL 1 

Es liegt Freude in der Erinnerung.

Gedenkstein für ein Pferd

EIN TROCKENER Sommer hatte den Erdboden hart wie Beton gemacht. Die Füße der Männer in ihrem stabilen Schuhwerk hallten wie auf der Oberfläche einer riesigen Trommel, als sie darüber trampelten. Rory Armitage sah die tiefen, gezackten Risse, die sich durch den braunen, fadenscheinig gewordenen Rasen zogen.

Sein Rasen zu Hause war in ziemlich genau dem gleichen Zustand. Sprengen stand ganz außer Frage – nicht, dass jemand es gemeldet hätte. Nicht in Parsloe St. John. Doch er hatte ein gewisses Ansehen in ihrer kleinen Gemeinde, und es schickte sich für ihn, mit gutem Beispiel voranzugehen. Also ließ er den Garten verwelken und verdorren. Nur die Rosen waren von seiner Frau am Leben erhalten worden, indem sie erfinderisch das Abwaschwasser über ihnen ausgeleert hatte.

Hier draußen, auf dem freien Land, war der Wassermangel viel schlimmer. Rory scharrte mit der Sohle über einen Riss im Boden und wurde mit einer aufsteigenden Staubwolke belohnt.

»Man kriegt nicht einmal den Spaten rein, so trocken ist die Erde!«, verkündete Ernie Berry. Er rammte das Werkzeug in den Boden, um seine Worte zu untermalen. Der Spaten prallte mit einem dumpfen Klirren ab. »Mein Junge und ich haben gestern einen halben Tag lang geschuftet, um deinen Versuchsgraben auszuheben. Mit einer Spitzhacke haben wir gearbeitet. Aber ein so verdammt großes Loch, wie du es brauchst«, polterte er weiter und rieb sich mit dem Rücken seines kräftigen Unterarms die Schweißperlen aus dem Gesicht. »Keine Chance! Du brauchst einen Bagger. Mein Junge und ich schaffen das nicht.«

Die kleine Gruppe von Gestalten hatte sich in der Mitte der Koppel unter einem ausladenden Kastanienbaum eingefunden. Sie hatten den Platz für ihre Diskussion wegen des Schattens ausgewählt, den die großen Blätter boten, nicht weil das Loch dort gegraben werden sollte. Die Wurzeln des Baums hätten gestört. Das Loch sollte einige Meter entfernt weiter oben ausgehoben werden, und die Stelle war mit Stöcken und Kordel abgesteckt. Innerhalb der abgegrenzten Fläche lag der mühsam ausgehobene Graben, den die Berrys angelegt hatten, um den Grundwasserspiegel zu bestimmen. Der Boden des Grabens war knochentrocken. Sie waren ein gutes Stück oberhalb des Grundwassers, wie Rory erleichtert festgestellt hatte. Grundwasser hätte ein ernstes Problem dargestellt.

Doch weiter waren die Berrys nicht gekommen, und ohne Bagger würde es wohl auch dabei bleiben, dachte Rory nun. Berry hatte Recht. Er musterte den Mann mit einer Mischung aus Widerwillen und Sarkasmus. Ernie Berry besaß eindeutig Ähnlichkeit mit dem Baum, unter dem sie standen. Ernie war vierschrötig, kräftig, sonnenverbrannt und knorrig. Er besaß einen breiten Unterkiefer und einen kurzen, dicken Hals. Er trug wie immer eine Arbeitshose und ein schmuddeliges ärmelloses Unterhemd, das über seinem Bierbauch spannte. Ergrauendes Haar spross auf der Brust über dem Saum des Unterhemds und in riechenden Büscheln unter seinen Achselhöhlen. Noch mehr Haar wuchs auf seinen Schultern und Armen – lediglich auf seinem glänzend glatten Walnussschädel waren keine Haare zu sehen. Eine regelrechte Rutschbahn für landende Insekten.

Rory unterdrückte ein Grinsen, das unter den Umständen kaum angemessen gewesen wäre, und drehte das Gesicht in die kühlende Brise. Sie waren auf dem höchsten Hügel der Umgebung, der Wind und Wetter ungeschützt ausgesetzt war, was er durch eine wahrhaft überwältigende Aussicht wettmachte. Rorys Blick schweifte abwesend über die rollende Hügellandschaft, während er überlegte, welch eine Schande es war, dass Charles Darwin keine Gelegenheit gehabt hatte, Ernie Berry kennen zu lernen. Der große Naturforscher hätte in Berry ohne Mühe das Missing Link seiner Evolutionstheorie gefunden, die fehlende Übergangsform zwischen Affen und Menschen.

Der Veterinär rief sich ins Gedächtnis, dass Berry ein zuverlässiger Arbeiter war. Er kümmerte sich gewissenhaft um Mrs Smeatons Garten und erledigte kompetent sämtliche Aufgaben, auch die unangenehmen. Rory wusste, dass er sich anstrengen musste, um seine natürliche Abneigung zu überwinden, und dieses Wissen ärgerte ihn. Offen gestanden mochte er Ernie nicht, weil er ihm nicht traute. Der ausweichende Blick des Mannes, die Art und Weise, wie er einen von der Seite her musterte, wenn er glaubte, dass man es nicht merkte – alles Warnzeichen, die Rory von Pferden her kannte. Pass auf vor gemeinen Tritten und hinterhältigen Bissen, sagten diese Zeichen. Das ständige ausdruckslose Halbgrinsen um Ernies Mund herum machte alles nur noch schlimmer.

Neben Ernie stand der Junge, eine Studie in Gegensätzen: bleich, schweigsam, mit stumpfen Augen. Er stand dort und wartete darauf, dass man ihm sagte, was als Nächstes zu tun war. Das war normal. Sein eigentlicher Name war Kevin, doch in der gesamten Gemeinde sprachen sie nur von »Berrys Jungem«. Soweit Rory wusste, war er mehr zufällig Ernies Lenden entsprungen. Er arbeitete für und mit Ernie und schien kein eigenes Leben zu führen. Rory wandte den Blick von ihm ab und konzentrierte sich mit Nachdruck auf die weit drängendere Aufgabe, die er zu erledigen hatte. Dorfpolitik, wie seine Frau Gill es nannte, überließ man am besten den Dörflern.

Rory wohnte seit zwanzig Jahren im Dorf. Er hatte eine Vertrauensposition inne, und er hatte allen Grund zu der Annahme, dass er respektiert wurde. Doch er wusste auch, dass man ihn nicht als Dörfler betrachtete. Die wahren Dorfbewohner mit ihren verschlungenen Stammbäumen lebten seit undenklichen Zeiten hier. Sie waren in einem subtilen Gewirr sich ständig ändernder Allianzen miteinander verbunden, die dem mittelalterlichen Italien oder dem alten Byzanz zur Ehre gereicht hätten, so kompliziert und undurchschaubar waren sie für Außenseiter.

Demografisch war das Dorf in vier Lager gespalten, insgesamt genug Junge und Alte, um die Schule, zwei oder drei Läden und ein Pub zu unterhalten. Abgesehen von dem bereits erwähnten inneren Kreis der Einheimischen gab es die Bewohner der sich ausbreitenden städtischen Wohnsiedlung, eine kunterbunte Truppe, zum Teil mit den Dorfbewohnern verwandt, zum anderen Teil aus den verschiedensten Gründen hergezogen. Das soziale Spektrum wurde nach oben hin abgeschlossen durch eine kleine Schar von Akademikern, aktiv oder im Ruhestand, zu denen Rory gehörte.

Die vierte Gruppe waren die verachteten Bewohner der neuen Häuser, die sich jenseits der Grenzen des Erlaubten bewegten. Sie wurden von allen mit Geringschätzung bedacht; arme Seelen, nicht weil sie nicht respektabel gewesen wären, sondern, im Gegenteil, weil sie nach der Logik der Dörfler nicht den geringsten sichtbaren Grund für ihr Hiersein hatten. Sie arbeiteten nicht hier, sondern pendelten tagaus, tagein in großen, lauten Wagen von ihren Vierzimmerhäusern mit den doppelt verglasten Fenstern und den Doppelgaragen in die Stadt. Sie besaßen keine Verwandten in der Gemeinde. Sie waren ganz gewiss nicht das, was Einheimische als Sippschaft bezeichneten. Sie waren ehemalige Yuppies in den Dreißigern, die es für schick hielten, auf dem Land zu leben, gesünder für ihre Kinder und sicherer als im Stadtzentrum.

Derart ängstliche, verzagte Gedankengänge brachten das Eis bei den Dorfbewohnern nicht zum Schmelzen, auch wenn der Rektor der Grundschule die Kinder willkommen hieß, um seine Klassen aufzufüllen, obwohl er wusste, dass sie das staatliche System nur vorübergehend durchliefen auf ihrem Weg zu unabhängigen privaten Schulen irgendwo sonst im Land, sobald sie das dazu notwendige Alter erreicht hatten.

Wenn die einheimischen Bewohner von Parsloe St. John irgendetwas gemeinsam hatten, dann war es, wie Rory vor langer Zeit herausgefunden hatte, Misstrauen und Unmut gegen jeden, der versuchte, irgendetwas zu verändern. Die neu Hinzugezogenen waren ganz groß, wenn es um das Anleiern von Veränderungen ging. Sie kamen hierher und erklärten Parsloe St. John als »absolut vollkommen«, und es vergingen keine sechs Wochen, bis sie den Gemeinderat mit der Forderung nach verbesserten Freizeiteinrichtungen nervten und dem alten Mr Horrock mit einer einstweiligen Verfügung wegen des Lärms seines Hahns drohten. Dieses Verhalten ärgerte Rory im Übrigen genauso sehr wie die Einheimischen.

»Wir haben nicht viel Zeit«, sagte er laut zu den anderen. »Der Kadaver fängt in der Hitze schnell an zu verwesen.« Schweiß rann ihm aus den dichten lockigen Haaren über die Stirn. Er sehnte sich danach, die Angelegenheit zum Abschluss zu bringen, nach Hause zu gehen und sich unter eine kühlende Dusche zu stellen.

Berry befingerte seinen Unterkiefer. »Stinkt schon ein wenig, wie?«, stimmte er Rory zu.

Doch das tat er selbst ebenfalls, dank der Hitze und der vielen Haare auf der Haut und dem ärmellosen Unterhemd, das aussah, als würde er wochenlang darin schlafen und arbeiten. Doch Berry meinte nicht den Geruch eines lebenden Wesens. Er meinte den unverwechselbaren Gestank des Todes.

Die Dringlichkeit des Falles inspirierte Rory zu einer Idee. »Ich werde mich auf ein Wort mit Max Crombie unterhalten! Vielleicht kann er uns aushelfen; schließlich handelt es sich um einen Notfall.«

Rory ließ die beiden Berrys unter dem Kastanienbaum stehen und eilte zu seinem staubigen, geliebten neuen Range Rover. Er warf einen Blick zu dem Haus, das halb verborgen hinter einer schönen alten Ziegelmauer stand. Die Mauer war übersät mit Nägeln, wo einst Spaliere Obstbäume gestützt hatten. Er zögerte und überlegte kurz, ob er nach drinnen gehen und Mrs Smeaton berichten sollte, was er vorhatte. Doch dann entschied er sich dagegen. Die ganze Angelegenheit war auch so schon schwierig genug für sie, und bei Gott, sie war auch ohne die Aufregung bereits wacklig auf den Beinen gewesen …

Ich rede zuerst mit Max, beschloss er. Frage ihn um Hilfe. Er wird bestimmt nicht Nein sagen. Seine Tochter hat ein Pony. Er wird bestimmt Verständnis haben. Wenn alle Stricke reißen, biete ich ihm die nächsten Behandlungen kostenlos an. Wenn wir mit allem fertig sind, kann ich es der alten Dame immer noch erzählen. Sie will bestimmt keine unappetitlichen Einzelheiten hören.

Max Crombie, ein einheimischer Bauunternehmer, war ein Selfmademan und stolz darauf. Er lebte sehr geschmackvoll auf der anderen Seite des Dorfes, und sein Bauhof lag nur einen Steinwurf von seinem Haus entfernt. Max hielt gerne ein Auge auf die Dinge. Er hatte sein Vermögen nicht dadurch verdient, dass andere die Dinge für ihn regelten. Er kannte Bauarbeiter genau. Holzdielen, Schalbretter, Farbeimer, selbst eine halbe Wagenladung Ziegelsteine war nicht sicher vor ihnen, wenn nicht irgendjemand ein wachsames Auge auf sie hatte.

»Du musst nicht beliebt sein«, sagte Max zu jedem, der es nicht bereits wenigstens ein Dutzend Mal vorher aus seinem Mund gehört hatte. »Nur respektiert. Eine goldene Regel!«

Doch wie Rory sich gedacht hatte, Max hatte Verständnis für die gegenwärtige Situation, auch ohne Rorys Angebot, die nächsten Tierarztrechnungen für das teure Ausstellungspony seiner Tochter unter den Tisch fallen zu lassen.

»Die arme alte Dame. Wirklich ein Riesenpech. Unsere Julie ist ganz außer sich. Sie hat geweint wie ein Schlosshund, als wir die Sache erfahren haben. Es hat ihr Angst gemacht. Jetzt verbringt sie jeden freien Augenblick damit, unsere Koppel für diesen elenden Gaul sauber zu machen. Ich schicke gleich einen Mann mit einem Bagger rüber, sagen wir in einer halben Stunde, einverstanden?«

»So bald es geht, Max.« Rory seufzte erleichtert auf. »Der Kadaver beginnt bereits zu verwesen. Wir müssen bis heute Abend mit der Sache fertig sein, oder wir schaffen es überhaupt nicht mehr.«

Eine halbe Stunde später rumpelte der Bagger wie versprochen auf das Feld. Er sah aus wie ein wandelnder Dinosaurier mit seiner Schaufel am Ende des langen Auslegers, die bei jeder Unebenheit wackelte und schaukelte. Ernie Berry beobachtete das Näherkommen des Ungetüms misstrauisch. Er war fest davon überzeugt, dass Maschinen einem Mann die Arbeit wegnahmen und man ihnen widerstehen musste. Der heutige Tag war eine Ausnahme, doch Berry wollte nicht, dass irgendjemand auf den Gedanken kam, er und sein Junge könnten nicht fast jede ihnen gestellte Aufgabe erfüllen.

Das Gesicht des Jungen hingegen hellte sich auf, und auf seiner Miene zeigte sich vorübergehendes Interesse an den Aktivitäten des Baggers, den er in gewohntem Schweigen beobachtete.

Der Bagger hatte Erfolg. Er hob innerhalb der abgesteckten Fläche eine tiefe Grube aus. Als er fertig war, traten Ernie und der Junge vor, glätteten die Kanten und machten das Loch rechteckig.

Inzwischen stank der Kadaver ganz erbärmlich, teilweise ausgenommen wie ein heiliges Tier im alten Ägypten, das für die rituelle Mumifizierung vorbereitet wurde. Er sah grotesk und irreal aus, wie ein Albtraum. Die Beine stachen in die Luft wie Holzpfähle, der Hals war eingefallen, und ein Schwarm schwarzer Fliegen umkreiste das tote Tier. Es zu bewegen erwies sich als über die Maßen schwierig.

»Mein Gott!«, sagte der Baggerführer und hielt sich ein Taschentuch vor das grüne Gesicht.

Berry und sein Junge waren aus härterem Holz geschnitzt. Es gelang ihnen, Seile um den Kadaver zu schlingen. Sie befestigten die Seile am Heck des Baggers, und die Maschine zuckelte tuckernd über das Feld und schleppte den Kadaver hinter sich her. Beim Loch angekommen, lösten sie die Seile, der Bagger schwenkte herum, und mit Hilfe seiner Schaufel gelang es Ernie, Rory und dem Jungen unter gemeinsamer Anstrengung, das Ding in das Loch zu schieben und zu stoßen. Gott sei Dank landete es auf der Seite.

Sie arbeiteten wie besessen, um das Loch wieder zuzuschütten. Endlich war es so weit. Sie traten zurück, wischten sich den Schweiß aus den Gesichtern und betrachteten ihr Werk. Es sah ganz anständig aus. Ein hübsches Rechteck aufgeworfener Erde.

»So hübsch, wie man sich’s nur denken kann«, sagte Ernie stolz.

»Das war vielleicht eine Arbeit!«, sagte der Baggerführer mit Nachdruck. Er hatte nicht eine Minute Freude an seinem Auftrag gehabt, doch Max hatte ihm versprochen, ihn für die Erledigung der unorthodoxen Aufgabe »anständig« zu entschädigen. Was fünfzig Mäuse bar auf die Hand bedeutete, an der Steuer vorbei, keine Fragen. Außerdem konnte er seinen Kumpels eine Geschichte erzählen.

»Ich denke«, sagte Rory mit unüberhörbarer Erleichterung, »ich denke, wir können nun Mrs Smeaton holen, damit sie einen Blick darauf wirft.«

Er suchte sie persönlich auf, um ihr die Nachricht zu überbringen. Er fuhr sie mit seinem Range Rover zu der Stelle, obwohl es nicht weit zu laufen gewesen wäre und er einen Umweg machen musste, indem er die Straße um ihren gesamten Besitz herumfuhr und dann in einen kleinen Feldweg abbog, der zur Rückseite der Koppel führte. Doch Mrs Smeaton war dieser Tage nicht mehr gut zu Fuß unterwegs, und der unebene Weg über das Feld wäre sehr beschwerlich für sie gewesen.

Sie war zufrieden mit dem Werk, dankte den Männern für ihre harte Arbeit und bedachte die drei Arbeiter mit einem großzügigen Trinkgeld.

»Das arme alte Mädchen«, sagte der Baggerführer. »Und so eine nette Frau.«

Die Koppel leerte sich. Die Sonne versank in rotem Feuer am Horizont. Die Zweige des Kastanienbaums warfen ihre immer länger werdenden Schatten schützend über das Grab. Bevor alles ganz im Schatten der Dämmerung versank, trällerte eine Singdrossel ihr Abendlied, und ihre klare, zwitschernde Stimme hallte über die verlassene Szene.

Olivia Smeaton saß an ihrem Schlafzimmerfenster und beobachtete das schwindende Licht und die länger werdenden Schatten in ihrem Garten. Sie saß mit im Schoß verschränkten Händen auf ihrem Sessel, und ihr Gehstock lehnte an der Armlehne. Ihr silbernes Haar stand in einem Halo von ihrem Kopf ab, und zwischen den Wurzeln schimmerte die rosig glänzende Haut. Ihre runzlige Haut war so zart wie die eines Babys und genauso stark gepudert. Ihr welker Mund war von einer zittrigen Linie fuchsienroten Lippenstifts umrahmt, und über den Augen trug sie hellblauen Lidschatten. Sie war gelehrt worden, auf ihr Äußeres zu achten, auch dann, wenn sie allein war. Eine junge Frau, die als selbstständige Friseurin Hausbesuche machte, kam regelmäßig aus Long Wickham vorbei und frisierte Mrs Smeaton das Haar.

Vom Fenster ihres Schlafzimmers aus hatte Mrs Smeaton einen guten Ausblick über die verwitterten Mauern des alten Gemüsegartens hinweg, in dem seit Jahren nichts Essbares mehr angebaut worden war, hinaus auf die Koppel. Sie konnte bis zum Kastanienbaum sehen; dahinter senkte sich das Land, und die tieferen Gegenden entzogen sich ihrem Blick. Sie sah das Rechteck aus frisch aufgeworfener Erde, denn es befand sich weiter vorn, auf der dem Haus zugewandten Seite des Hügels, vor der Kastanie. Hinter dem Kamm verschwand die Landschaft in malvenfarbenem Dunst, in dem sie nichts mehr erkennen konnte. Dort irgendwo lag das Dorf, voll von Menschen, deren Alltagsleben ein einziges Durcheinander von Trivialitäten war, von ununterbrochenen Aktivitäten, die das Leben mit sich brachte. Mrs Smeaton hatte nichts mehr damit zu tun. Sie hatte sich vor Jahren davon losgelöst und verbrachte nun ihre Zeit damit, hier zu sitzen und zu warten.

Firefly hatte sein Grab, doch Mrs Smeaton, die Besitzerin, würde niemals in der Erde ruhen, denn sie hatte spezifische Anweisungen hinterlassen, in denen sie die Verbrennung ihrer sterblichen Überreste anordnete. Sie hatte es Behrens gesagt, ihrem Anwalt, und hinzugefügt, dass sie so wenig Feierlichkeiten wollte wie nur irgend möglich. Sie wusste nicht einmal genau, ob sie überhaupt einen Priester dabeihaben wollte, obwohl sie eine Frau christlichen Glaubens war. Die moderne Kirche sagte ihr nichts mehr; trotzdem hatte sie die Gemeinde in ihrem Testament bedacht, was sie als ihre Pflicht betrachtete, obwohl der Kirchenvorstand es fertig gebracht hatte, so viel Geld zu verlieren. Die Kirchengemeinde von St. Johns sammelte Mittel für die Restauration der Kirche, und es war ein schönes altes Bauwerk. Es wäre schade, es einfach verkommen zu lassen.

Mr Behrens, der selbst der orthodoxen Religionsgemeinschaft angehörte, hatte sehr unbehaglich reagiert angesichts der Beiläufigkeit, mit der sie ihren Abschied aus dieser Welt begehen wollte. Keine Versammlung alter Freunde und Verwandter, die über ihrem Tod zusammensitzen und trauern würden, keine Gebete, kein Respekt vor der Tradition.

»Wirklich, Mrs Smeaton, sind Sie sich dessen auch ganz sicher? Hören Sie, meine Liebe, ich suche Ihnen gerne einen netten, altmodischen Geistlichen, wenn die Zeit gekommen ist – Gott bewahre, so weit ist es noch lange nicht. Vielleicht einen Geistlichen im Ruhestand? Meine Schwester lebt an der Küste, und sie sagt, dass ihr Dorf voll ist mit Kirchenleuten aller Glaubensrichtungen im Ruhestand …«

»Also schön, Mr Behrens, meinetwegen. Wenn Sie jemanden finden können, der wenigstens siebzig ist und das Gebetbuch der anglikanischen Kirche benutzt. Sagen Sie ihm, er soll keine Zeit mit einer Gedenkrede verschwenden. Es wird niemanden geben, der ihm zuhören wird. Ich will keine Trauernden.«

Olivia kicherte leise beim Gedanken an Behrens’ ernste Ergebenheit. Das Kichern erstarb ihr in der Kehle, als ihr Blick durch das Fenster auf die Koppel zurückkehrte. Es war sehr anständig von Armitage gewesen, die Männer für das Begräbnis zu organisieren. Sie hatte ihn durch das Fenster beobachtet; er hatte selbst mit angepackt, zusammen mit Berry und seinem Jungen. Später war noch ein vierter Mann hinzugekommen, dessen Namen sie nicht kannte. Crombie hatte ihn geschickt, mit einer großen Maschine, die das Loch ausgehoben hatte.

Crombie war ebenfalls ein anständiger Mann, unbestreitbar ein ungeschliffener Diamant. Genau wie Ernie Berry ein ungeschliffener …

Olivia Smeatons Verstand stockte beim Wort »Diamant« im Zusammenhang mit Ernie Berry, denn Diamant legte den Gedanken an etwas Reines, Strahlendes nahe. Doch ihr wollte kein passender Ersatz einfallen, und so beließ sie es dabei, Berry einfach nur als »ungeschliffen« zu bezeichnen. Doch er war ein guter Arbeiter. Ja, das war es. Ein guter Arbeiter – selbstverständlich nur unter Aufsicht.

Sie hätte sich eigentlich müde fühlen müssen. Es war spät, der Tag war lang und voller Anstrengungen gewesen, und sie war in weit fortgeschrittenem Alter. Doch sie fühlte sich hellwach. Zorn brannte in ihr und vertrieb die Müdigkeit.

Sie war zornig, weil sie Firefly nicht mehr von diesem Fenster aus beobachten würde können, wie er auf der Koppel graste oder unter dem Kastanienbaum döste, während sein Schwanz träge von einer Seite zur anderen wedelte oder er hin und wieder den Kopf schüttelte, um die Fliegen abzuschütteln, die sich auf seinen langen Wimpern niedergelassen hatten.

Sie war wütend, weil Firefly nicht hätte tot sein dürfen. Sie war wütend wegen der im Dorf kursierenden Lüge, ihr Pony hätte giftige Kräuter gefressen und wäre daran eingegangen. Wütend, weil sie mit absoluter Sicherheit wusste, dass Firefly es nicht nötig gehabt hatte, so etwas zu tun.

Das war es, die Nahrung, die ihren Zorn mehr am Leben hielt als alles andere: Die Unterstellung, sie hätte sich nicht angemessen um Firefly gekümmert. Es entsprach einfach nicht der Wahrheit. Manche Leute hielten Pferde, obwohl sie überhaupt nichts über die Tiere wussten. Es war eine traurige Tatsache. Doch sie – sie kannte sich mit Pferden aus. Sie wusste, dass ein robustes Pony sehr wohl das ganze Jahr über draußen leben konnte, vorausgesetzt, es bekam in den mageren Monaten zusätzliches Futter, man kümmerte sich um seine Hufe und legte ihm eine Decke über, wenn es ganz besonders kalt wurde. Firefly war nicht ihr erstes Pony gewesen, doch er würde das letzte sein. All seine Vorgänger hatten sich prachtvoll gehalten, genau wie Firefly im Verlauf der – Olivia überschlug rasch die Zeit – zwölf Jahre, die er bei ihr gewesen war.

Es war eine lange Zeit für eine Freundschaft zwischen Mensch und Tier, und Firefly war tatsächlich mehr gewesen als ein Diener oder Haustier. Jeden Morgen vor dem Frühstück war Olivia durch den Gemüsegarten zu dem Tor in der umlaufenden Mauer gegangen, das zur Koppel führte. Firefly hatte sie an ihren Schritten und am Tappen ihres Gehstocks erkannt, lange bevor er sie hatte sehen können. Er war schnaubend zum Gatter gelaufen, um sie zu begrüßen, mit dampfender Decke vom Tau des Morgens und mit hellen Augen und leicht bebender Oberlippe in Erwartung einer Köstlichkeit. Manchmal hatte sie ihm einen Apfel mitgebracht, manchmal eine Karotte, doch stets genau vier Smarties. Er war ganz gierig auf die kleinen runden Schokoladenlinsen mit dem süßen Zuckerüberzug, doch sie war streng mit Firefly, weil ihr etwas an ihm lag. Hätte es ihm an Futter gemangelt, würde sie es bemerkt haben. Armitage hätte es gesehen, bei einem der regelmäßigen Kontrollbesuche, und er hätte ihr etwas gesagt. Der Hufschmied hätte etwas bemerkt und hätte es gesagt …

Doch Firefly hatte still gelitten, und niemand hatte etwas geahnt, bis es zu spät gewesen war, etwas dagegen zu unternehmen. Sie würde die morgendliche Routine vermissen. Ein Teil ihres Lebens war ihr weggenommen worden. Doch sie wusste, dass einem früher oder später alles weggenommen wurde.

Nichtsdestotrotz haftete dem Verlust von Firefly etwas Ungerechtes an, etwas, das seinen Tod in ihren Augen wie Diebstahl erscheinen ließ. Olivia ballte die knochigen Fäuste und schlug sich damit in ohnmächtiger Wut auf die Knie.

»So eine Gottlosigkeit!«, flüsterte sie in das leere Zimmer. »So eine verruchte Gottlosigkeit, und die Welt ist voll davon!« Sie kam in tausendfacher Gestalt und Verkleidung daher, und ich hätte es wissen müssen …, schalt sie sich.

An diesem Punkt überfiel sie die Müdigkeit, die ihr Zorn zuvor verdrängt hatte. Mit Hilfe ihres Stocks erhob sie sich aus dem Sessel. Sie war allein im Haus. Janine hatte den Tag über frei. Die lose Spitze einer Pantoffelsohle, mit der sie von Zeit zu Zeit beim Gehen hängen blieb, erinnerte sie an ihre Haushälterin.

Janine hatte über die lockere Sohle gemurrt, bis Olivia sich genötigt gesehen hatte, einen Coupon aus einer Anzeige auszuschneiden und an eine Firma zu schicken, die Pantoffeln aus Schaffell auf dem Postweg vertrieb. Die neuen Pantoffeln mussten jeden Tag eintreffen.

Janine war eine gute Seele. Na ja, dachte Olivia mit einem zynischen Grinsen, so gut nun auch wieder nicht. Olivia erkannte ein Flittchen, wenn sie eines sah. Aber sie arbeitete fleißig, genau wie Ernie Berry, nur war sie besser als Berry, weil sie ein freundliches Wesen besaß. Olivia spielte mit den Worten, ließ sie in ihrem Kopf hin und her springen wie Pingpongbälle. Gute Arbeit. Gutes Herz. Die Nutte mit dem guten Herzen. Gab es nicht ein altes Sprichwort diesbezüglich?

Sie war halb den Korridor hinunter und wich nun vom geraden Weg ab, um einer ausgetretenen Stelle im Läufer in weitem Halbkreis auszuweichen. Es war weniger Vorsicht als abergläubische Angst. Zwei Wochen zuvor war sie über die ausgetretene Stelle gestolpert und nach vorn gefallen. Sie war auf Händen und Knien gelandet, und ihr Stock war über den Boden davongeschlittert, außer Reichweite.

Sie hatte niemandem von ihrem Missgeschick erzählt. Es hatte sich ereignet, nachdem Janine das Haus verlassen hatte, und es war niemand zugegen gewesen, der etwas gesehen oder gehört hätte. Sie hatte sich die Knie schlimm aufgeschlagen und eine Weile nicht regen können. Sie hatte im Schock in dieser würdelosen Haltung verharrt, und als sie sich von diesem Schock erholt hatte, war der nächste gekommen. Sie konnte nicht aufstehen. Sie hatte auf allen vieren gekauert, zu schwach und zu steif in den Gelenken, um sich aus ihrer Lage zu befreien. Verängstigt und bestürzt hatte sie eine scheinbare Ewigkeit auf das abgetretene türkische Muster gestarrt, die geometrischen Muster und die stumpfen Blau- und Rottöne mit einer Gründlichkeit in sich aufgenommen wie noch nie zuvor. Was für ein eigenartiges Muster, hatte sie gedacht. Wer hat sich bloß so etwas ausgedacht? All diese merkwürdigen Formen!

Sie hatte eine helfende Hand gebraucht, und niemand war da gewesen, um sie ihr zu reichen. Gott hilft denen, die sich selbst helfen!, hatte sie streng zu sich selbst gesagt. Sie war zur nächsten Tür gekrochen und hatte sich irgendwie mit beiden Händen an der altmodischen Klinke aus Messing in die Höhe gezogen.

Sie hatte weder Janine noch Tom Burnett ein Wort von ihrem Missgeschick erzählt, als dieser vorbeigekommen war. Warum nicht? Sie hatte sich geschämt, darum nicht. Es ist dir peinlich, du alberne alte Ziege, schalt sie sich, dass du gebrechlich und alt bist. Als wäre es etwas, dessen man sich schämen musste.

Zu schade, dass Janine gegangen war. Eine Tasse Tee hätte Olivias Lebensgeister geweckt, und nun musste sie nach unten und sie selbst machen. Noch während sie diesen Gedanken dachte, hörte sie irgendwo im Haus eine Holzdiele knarren. Vielleicht war ihre Haushälterin ja doch noch nicht gegangen.

Olivia blieb stehen. »Janine?«, rief sie ungeduldig. »Sind Sie das?«

Niemand antwortete. Nichts außer altem Holz, das sich am Ende des Tages setzte. Niemand im Haus außer Olivia. Sie war ganz allein, und weil es Freitag war, würde auch Mr Behrens bei seiner Familie sein und den Sabbat genießen. Doch für Olivia bedeutete Freitagabend, dass sie bis zum folgenden Montag allein bleiben würde. Janine kam nicht an den Wochenenden.

Olivia setzte sich wieder in Bewegung und erreichte den Treppenabsatz. Sie blickte über das Geländer nach unten in die Halle. Das Schachbrettmuster der Fliesen war sauber und gefegt, doch es glänzte nicht. Sinnlos, Janine darum zu bitten, es zu polieren. Janine würde antworten, dass es zu gefährlich wäre, während sie in Wirklichkeit meinte, dass sie keine Lust auf die zusätzliche Arbeit hatte. Olivia erinnerte sich an eine Zeit, als diese stark vom Aussterben bedrohte Spezies, die Stubenmädchen in ihren schwarzen Kleidern und weißen Schürzen, ein vertrauter Anblick in jedem Haus dieser Größe gewesen war. Diese Zeit war lange vorbei, und Olivia konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Janine sich einverstanden erklären würde, solche Kleidung zu tragen. Das bloße Wort »Dienstbote« war zu einem Tabu geworden. Das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer hatte sich bis zur Unkenntlichkeit verändert. Janine behandelte ihre Arbeitgeberin, als wäre Olivia eine ältliche, störrische Tante. Manchmal war es Olivia egal, und sie betrachtete die Tatsache mit mildem Amüsement, doch an anderen Tagen ärgerte es sie über alle Maßen.

Wie dem auch sei, dachte Olivia, es macht keinen Unterschied. Sie war von Janine abhängig, auf die ein oder andere Weise. Vielleicht war es einfach eine aufrichtigere Zeit, in der die Janines dieser Welt wussten, welchen Wert sie besaßen.

Das zweihundertfünfzig Jahre alte hölzerne Skelett des Hauses knarrte einmal mehr, doch diesmal ignorierte Olivia das Geräusch und setzte sich die Treppe hinunter in Bewegung.

Rory Armitage blickte gedankenverloren aus seinem Schlafzimmerfenster, während er Salbe auf seine wunden Handflächen strich und über die unangenehme Geschichte vom Nachmittag nachdachte. Gott sei Dank war das Pony der alten Mrs Smeaton unter der Erde und begraben.

Rory drehte sich zu seiner Frau um. »Ich habe ganz vergessen, Max zu fragen, ob er tatsächlich giftige Kräuter auf der Koppel gefunden hat. So bleibt die Sache vielleicht auf ewig ein Geheimnis.«

Gill murmelte etwas Undeutliches. Sie schlief schon halb, als er neben ihr unter die Decke kroch. Er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich und schlief auf der Stelle ein.

Olivia Smeaton hatte bereits seit einigen Stunden ohnmächtig am Fuß der Treppe in ihrem großen alten Haus gelegen. Unbemerkt schlief sie endgültig ein.

 KAPITEL 2 

Das Los des Ordnungshüters ist kein glückliches, wenn die Pflicht getan werden will.

Sir W. S. Gilbert

»ICH GESTEHE es«, sagte Alan Markby zerknirscht. »Ich bin Polizeibeamter.«

»Da!«, erwiderte Wynne Carter. »Und da heißt es immer, es gäbe keine Zufälle! Genau als ich dachte, ich müsste eigentlich mit einem Polizisten reden. Ganz im Vertrauen, wenn Sie verstehen.«

Wie man es auch drehte und wendete – es war eine ziemlich ominöse Bemerkung.

Alan warf einen besorgten Blick zu Meredith Mitchell, die auf der anderen Seite des Zimmers in der tiefen Fensternische auf dem Sims saß, die Knie unter dem Kinn. Auf dem Sims lag eine Decke, doch der übliche Bewohner des Platzes war unterwegs auf Mäusejagd. Es war früher Abend. Ein Strahl rötlichen Sonnenlichts fiel seitlich durch das Fenster und ließ Merediths dicke, braune Haare bronzefarben glänzen. Sie trug Jeans, ein Baumwollhemd und eine mit Stickereien verzierte Weste. Sie sah glücklich und entspannt aus, fast wie ein Schulmädchen, während sie von Wynnes Holunderbeerlikör schlürfte. Beim Gedanken daran, dass sie zufrieden war, fühlte sich auch Markby entspannt und glücklich.

Vielleicht nicht ganz so entspannt wie noch fünf Minuten zuvor, vor Wynnes geheimnisvoller Anmerkung.

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