Im Netz der Spinne - Günter Dönges - E-Book

Im Netz der Spinne E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Als man ihn erschießen wollte, war Josuah Parker verständlicherweise peinlich berührt. Er lustwandelte im Lincoln Park, hart an Ufern des Michigan-Sees, genoß die kühle Abendbrise und dachte über ein Gespräch nach, das er erst vor knapp einer Stunde mit einem gewissen Paul Treston geführt hatte. Er ließ sich die Worte dieses Mannes gründlich durch den Kopf gehen und achtete nicht weiter auf die beiden Männer, die ihm unauffällig folgten. Der Butler schritt auf eine einsame Parkbank zu, die von hohen Sträuchern umgeben war. Dort wollte er sich in aller Ruhe eine seiner berüchtigten schwarzen Torpedos anzünden. Dort konnte er sicher sein, daß er mit dem Duft dieser Zigarre keinen harmlosen Passanten belästigte. Er hatte die Parkbank noch nicht ganz erreicht, als er auf die Männer aufmerksam wurde. Ohne jeden Argwohn nahm er sie zur Kenntnis. Seine Augen registrierten nur die beiden Parkbesucher, die korrekt und unauffällig aussahen und nicht die Spur an berufsmäßige Schläger oder Mörder erinnerten. Diese beiden Männer trugen dunkle Anzüge, weiche Hüte und rauchten. Sie schienen sich in eine interessante Diskussion verbissen zu haben. Sie redeten angeregt aufeinander ein und übersahen den Butler, der inzwischen die Bank erreicht hatte. Parker nahm umständlich Platz und gestattete sich den Luxus, seine schwarze Melone abzunehmen. Den altväterlich gebundenen Universal-Regenschirm lehnte er gegen die Bank, entspannte sich und griff nach seinem abgewetzten, ledernen Zigarrenetui. Die beiden Parkbesucher kamen langsam näher. Ihre Stimmen waren bereits zu vernehmen, dann sogar schon einzelne Wortfetzen. Sie unterhielten sich allem Anschein nach über die augenblickliche politische Lage und wurden sich nicht einig darüber, ob der zur Zeit herrschende Präsident nun gut sei oder nicht. Parker klappte währenddessen das Etui auseinander und wollte sich mit Kennerschaft eine der pechschwarzen Zigarren heraussuchen, als plötzlich die beiden Männer vor ihm standen. Parker sah fragend hoch. Er spürte sofort, daß etwas nicht stimmte.

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Der exzellente Butler Parker – 99 –

Im Netz der Spinne

Günter Dönges

Als man ihn erschießen wollte, war Josuah Parker verständlicherweise peinlich berührt.

Er lustwandelte im Lincoln Park, hart an Ufern des Michigan-Sees, genoß die kühle Abendbrise und dachte über ein Gespräch nach, das er erst vor knapp einer Stunde mit einem gewissen Paul Treston geführt hatte. Er ließ sich die Worte dieses Mannes gründlich durch den Kopf gehen und achtete nicht weiter auf die beiden Männer, die ihm unauffällig folgten.

Der Butler schritt auf eine einsame Parkbank zu, die von hohen Sträuchern umgeben war. Dort wollte er sich in aller Ruhe eine seiner berüchtigten schwarzen Torpedos anzünden. Dort konnte er sicher sein, daß er mit dem Duft dieser Zigarre keinen harmlosen Passanten belästigte.

Er hatte die Parkbank noch nicht ganz erreicht, als er auf die Männer aufmerksam wurde. Ohne jeden Argwohn nahm er sie zur Kenntnis. Seine Augen registrierten nur die beiden Parkbesucher, die korrekt und unauffällig aussahen und nicht die Spur an berufsmäßige Schläger oder Mörder erinnerten.

Diese beiden Männer trugen dunkle Anzüge, weiche Hüte und rauchten. Sie schienen sich in eine interessante Diskussion verbissen zu haben. Sie redeten angeregt aufeinander ein und übersahen den Butler, der inzwischen die Bank erreicht hatte.

Parker nahm umständlich Platz und gestattete sich den Luxus, seine schwarze Melone abzunehmen. Den altväterlich gebundenen Universal-Regenschirm lehnte er gegen die Bank, entspannte sich und griff nach seinem abgewetzten, ledernen Zigarrenetui.

Die beiden Parkbesucher kamen langsam näher. Ihre Stimmen waren bereits zu vernehmen, dann sogar schon einzelne Wortfetzen. Sie unterhielten sich allem Anschein nach über die augenblickliche politische Lage und wurden sich nicht einig darüber, ob der zur Zeit herrschende Präsident nun gut sei oder nicht.

Parker klappte währenddessen das Etui auseinander und wollte sich mit Kennerschaft eine der pechschwarzen Zigarren heraussuchen, als plötzlich die beiden Männer vor ihm standen.

Parker sah fragend hoch. Er spürte sofort, daß etwas nicht stimmte. Er ließ sich durch die glatten Gesichter der beiden Männer nicht täuschen. Er wußte, daß sie sich ganz sicher nicht nach der Tageszeit erkundigen wollten.

»Mister Parker...?« fragte einer der beiden Männer gedehnt.

»Ich verstehe nicht recht«, antwortete Josuah Parker und tat verwirrt.

Seine Finger beschäftigten sich inzwischen mit dem Zigarrenetui. Sie griffen nicht mehr nach einem der schwarzen Torpedos, sondern fingerten an dem Stahlrahmen herum.

»Sind Sie Parker oder nicht?« fragte der Mann ungeduldig. Sein Partner interessierte sich inzwischen für die nähere Umgebung und nahm den Kopf etwas zur Seite. Wahrscheinlich sollte er die kommenden Vorgänge absichern.

»Ich bin in der Tat Butler Parker«, sagte Parker. »Ich möchte das auf keinen Fall abstreiten.«

»Dann ist ja alles in Ordnung«, erwiderte der Mann und grinste kalt. »Mehr wollten wir gar nicht wissen.«

Während er noch redete, zog er blitzschnell eine Automatik, auf deren Mündung ein überdimensional großer Schalldämpfer aufmontiert war.

»Sind Sie sicher, daß Sie mich meinen?« erkundigte sich der Butler.

»Vollkommen!« Der Mann hob die Schußwaffe und ließ den Butler in die Mündung schauen.

»Wodurch, wenn ich fragen darf, habe ich mir Ihren Unmut zugezogen?« fragte Parker.

»Spielt keine Rolle, Alter...!« Der Gangster grinste und wandte sich an seinen Partner, »alles in Ordnung, Butch...?«

»Alles in Ordnung, Steve«, lautete die Antwort.

»Sie haben den Augenzeugen dort oben am Fenster des Hochhauses übersehen«, warf Parker ein. Er tat das würdevoll und gemessen, wie es eben seine Art war. Dadurch wirkte er völlig überzeugend. So überzeugend, daß die beiden Gangster sich unwillkürlich etwas umwandten, um nach dem Hochhaus zu sehen.

Dadurch räumten sie Parker die echte Chance ein, etwas gegen seine beabsichtigte Ermordung zu tun. Parkers rechter Zeigefinger befand sich bereits in Position.

Parker zögerte nicht, aktiv zu werden.

Sein Zeigefinger drückte auf eine kaum sichtbare Erhebung im Innern des Zigarrenetuis. Fast synchron damit gab es dann eine dumpfe Detonation. Aus einer der fest eingebauten und unrauchbaren Zigarren schoß eine Ladung Feinstschrot hervor.

Die beiden Gangster wurden völlig überrascht.

Getroffen von einer Unzahl feinster Schrotkügelchen, hüpften die Kerle wie Springbälle hoch und brachen in lautes Brüllen aus. Die Schrotkügelchen sorgten für eine Vielzahl von Schmerzquellen und hinderten die beiden Gangster daran, sich sofort mit dem Butler zu beschäftigen.

Parker hingegen verfügte über seine volle Einsatzfähigkeit.

Er hielt bereits seinen Universal-Regenschirm in der Hand und benutzte ihn als eine Art Golfschläger. Und da der Butler sich auf diversen Golfplätzen ausgezeichnet auskannte, wußte er diesen improvisierten Schläger auch sicher zu handhaben.

Innerhalb weniger Sekunden lagen die beiden Gangster entkräftet am Boden. Sie waren derart beeindruckt, daß sie an Gegenwehr überhaupt nicht dachten. Im Grunde waren sie sogar ohnmächtig.

Parker beugte sich über die beiden Männer und scheute sich nicht, ihre Taschen zu durchsuchen. Er wollte schließlich wissen, mit wem er es zu tun hatte. Wenn es sein mußte, konnte er sehr neugierig sein.

Seine Erwartungen wurden nicht getäuscht.

Er fand buchstäblich nichts, was auf die Identität dieser beiden Gangster hätte schließen lassen. Ihre Taschen waren leer. Das zeichnete sie als harte Profis aus. Gangster dieser Sorte gingen jedem unnötigen Risiko aus dem Weg. Ihnen lag nie daran, schnell identifiziert zu werden.

Parker fand und sammelte diverse Waffen ein. Mehr war im Moment nicht zu holen. Anschließend streifte er den beiden Männern die Schuhe aus und warf sie irgendwohin ins Gesträuch. Eine zusätzliche, flüchtige Untersuchung zeigte ihm, daß die beiden Gangster nicht ernstlich verletzt worden waren.

Auf weitere Maßnahmen verzichtend, setzte Parker sich die schwarze Melone auf, griff nach seinem Regenschirm und verließ gemessen den Schauplatz dieses Zwischenfalls. Das heißt, er dachte nicht daran, den Park zu verlassen. Er schlug einen kleinen Bogen und baute sich dann hinter dem Gesträuch auf.

Es dauerte nur noch wenige Sekunden, bis die beiden Gangster wieder zu sich kamen. Sie richteten sich ohne jeden Übergang auf und wußten anschließend nicht, wohin sie zuerst fassen sollten. Wie gesagt, sie waren von einer Vielzahl kleiner Schrotkügelchen getroffen worden. Und jedes dieser kleinen Kügelchen hinterließ eine Schmerzquelle für sich.

»Dieser... äh... verdammte... oh, Hund«, stöhnte der Gangster, der Parker angesprochen hatte.

»Ich bring den Kerl um...!« reagierte der zweite Mann und befingerte seine getroffene Kehrseite. Er stöhnte und ächzte und wagte sich nicht zu bewegen.

»Los, weg hier, bevor er die Bullen alarmiert«, sagte der erste Mann. Dann trat er vorsichtig den ersten Schritt, knickte ein und fing sich gerade noch ab. Humpelnd, vorsichtig, wie auf rohen Eiern gehend, hielt er dann auf die nahe Rasenfläche zu.

Sein Partner folgte ihm mit ähnlicher Vorsicht. Er litt unter einigen Schrotkügelchen, die seine Kehrseite getroffen hatten. Auf Zehenspitzen gehend, schlich er seinem Partner nach.

Parker folgte ihnen vorsichtig.

Die beiden Männer dachten nicht im Traum daran, daß sie verfolgt wurden. In ihrer Vorstellung war einfach kein Raum dafür, daß eines ihrer Opfer die Nerven hatte, ihnen kaltblütig zu folgen.

Deckungsmöglichkeiten boten sich Parker ausreichend an. Er brauchte sich noch nicht einmal anzustrengen, um unsichtbar zu bleiben. Der Lincoln Park war schließlich eine grüne Oase, ausreichend mit Baum- und Buschgruppen bepflanzt.

Stöhnend und humpelnd erreichten die beiden Gangster einen nahen Parkplatz. Sie mühten sich ab, einen der dort abgestellten Wagen zu erreichen. Sie krochen förmlich in den Buick hinein und brauchten einige Zeit, bis sie sich einigermaßen niedergelassen hatten. Parker hatte ausreichend Gelegenheit, sich das Kennzeichen dieses Wagens zu merken.

Um die beiden Gangster in Trab zu versetzen, leistete Parker sich einen kleinen Streich.

Er griff in den Kies und hob eine Handvoll davon auf. Diese Ladung warf der Butler geschickt auf das Wagendach des Buick. Die kleinen Sternchen prasselten auf das Dach herunter und verursachten im Wageninnern ein rätselhaftes Dröhnen.

Wie von einer Feststoffrakete angetrieben, schoß der Buick danach vom Parkplatz, kurvte auf kreischenden Pneus in die Hauptstraße ein und hätte beinahe noch einen dicken Begrenzungsstein mitgenommen.

Parkers Pokergesicht verzog sich zu einem jungenhaften Lächeln. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie sehr er die beiden Männer erschreckt hatte.

Nachdem die beiden Rücklichter nicht mehr zu sehen waren, wandte der Butler sich ab und schritt würdevoll und gemessen zurück in den Park, um seinen kleinen Spaziergang fortzusetzen. Wie schon gesagt, er dachte über ein Gespräch nach, das er erst vor einer guten Stunde mit einem gewissen Paul Treston geführt hatte. Es gab da einige Dinge, die genau überlegt werden mußten. Und es ging ihm vor allen Dingen um den Weg, wie er seinen jungen Herrn für diesen Fall interessieren konnte. Für den Fall nämlich, daß hier tatsächlich ein Verbrechen vorlag...!

*

»Wem haben Sie in letzter Zeit besonders nachdrücklich auf die Füße getreten?« fragte Mike Rander, nachdem Josuah Parker seinen ausführlichen Bericht beendet hatte.

Nach dem Zwischenfall im nahen Lincoln Park war der Butler zurück in die Dachgartenwohnung seines jungen Herrn gegangen und hatte dort von seinen Erlebnissen erzählt.

»Ich wüßte nicht, Sir, wer besonders ungehalten sein könnte!« antwortete Parker. »Zudem gibt es im Augenblick keinen Fall, mit dem ich mich beschäftige.«

»Sind Sie sicher, Parker?« Mike Rander saß in seinem Arbeitszimmer und studierte Akten. Josuah Parker hatte ihm einen Drink serviert und die Gelegenheit genutzt, vom Überfall zu berichten. Während Mike Rander seine Frage stellte, schaute er seinen Butler besonders mißtrauisch an. Schließlich wußte er nur zu gut, wie gern Parker sich mit Kriminalfällen befaßte.

»Ich möchte einräumen, Sir, daß ich mich zur Zeit mit dem Gedanken trage, einem gewissen Mister Paul Treston etwas Hilfestellung zu leisten.«

»Wer ist Paul Treston?« wollte der junge Anwalt wissen.

»Der Chefbuchhalter der Wanting-Betriebe, Sir.«

»Aha. Und wer sind die Wanting-Betriebe?«

»Sie gehören einem gewissen Clive Wanting, in dessen Betrieben Rechen und Datenverarbeitungsmaschinen hergestellt werden.«

»Bekannte Firma?« fragte Rander weiter.

»In Fachkreisen bekannt, Sir«, erläuterte der Butler, der bereits wieder einmal ungewöhnlich gut und umfassend orientiert war, »die Wanting-Betriebe beliefern die NASA und stellen Kompakt-Computer für die Raumfahrt her.«

»Hört sich sehr gut an. Und warum braucht nun der Chefbuchhalter dieser Betriebe Ihre Hilfestellung? Warum wendet er sich nicht an seinen Chef, diesen Clive Wanting?«

»Das ist leider ausgeschlossen, Sir, da Mister Wanting verschwunden ist. Schon seit zwei Tagen! Mister Treston, besagter Chefbuchhalter, weiß nun nicht, wie er sich verhalten soll.«

»Hat Trestons Chef denn nicht hinterlassen, wo er zu finden ist?«

»Er wollte wegen einer dringenden Verhandlung nach New York fliegen, Sir, meldete sich aber seit seinem Weggang nicht mehr. Mister Treston rief in New York an, dort wartete man vergeblich auf Mister Wanting.«

»Wie kamen Sie an Paul Treston?« wollte Mike Rander wissen. »Wieso wandte er sich ausgerechnet an Sie?«

»Eine flüchtige Bekanntschaft ohne jede tiefere Bindung«, erwiderte der Butler gemessen, »ich lernte Mister Treston vor vielen Monaten einmal in einem Fachgeschäft für Bastler und Hobbyfreunde kennen. Er erinnerte sich meiner und rief mich an diesem Abend an. Genau gesagt, wenn meine Uhr mich nicht trügt, vor anderthalb Stunden.«

»Und vor einer halben Stunde wollte man Sie erschießen! Sehen Sie da einen Zusammenhang?«

»Ich glaube nicht, Sir, möchte diese Möglichkeit allerdings auch nicht ausschließen.«

»Welchen Rat haben Sie diesem Chefbuchhalter Treston gegeben, Parker?«

»Ich riet ihm, sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen, Sir.«

»Ausgezeichnet, Parker. Genau das hätte ich jetzt auch vorgeschlagen. Wenn Sie mich fragen, so wird dieser Clive Wanting bald wieder auftauchen. Kein Fall für uns! Ganz zu schweigen davon, daß wir dazu auch gar keine Zeit hätten!«

»Ich darf bemerken, Sir, daß die beiden Gangster, die mich zu erschießen trachteten, zu der Sorte der sogenannten Profis gehören.«

»Den Eindruck habe ich auch, Parker, aber mit Treston und dem Verschwinden seines Chefs hat das überhaupt nichts zu tun.«

»Ich habe mir erlaubt, mir das Kennzeichen des Buick zu merken, in dem die beiden Täter flüchteten«, sagte Parker weiter.

»Schön, ich habe begriffen.« Mike Rander stand auf und nickte. »Sie wollen natürlich herausbekommen, warum man Sie erschießen wollte. Kann ich sehr gut verstehen. Setzen Sie sich also mit Lieutenant Madford in Verbindung. Er kann ja herausfinden lassen, wem der Buick gehört. Wahrscheinlich wurde er gestohlen, was Sie dann nicht weiterbringen wird.«

»Ich möchte mir erlauben, Sir, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Auch Gangster pflegen hin und wieder Fehler zu machen.«

»Schön, tun Sie, was Sie mal wieder nicht lassen können, Parker, aber lassen Sie mich in Ruhe...! Ich möchte damit nichts zu tun haben! Wir haben uns verstanden?«

»Vollkommen, Sir. Ich werde mich bemühen, Sie nicht zu tangieren.«

Parker verbeugte sich knapp und verließ würdevoll das Arbeitszimmer seines jungen Herrn. Er brannte darauf, aktiv zu werden. Seit der Lösung seines letzten Kriminalfalls war schon viel zuviel Zeit verstrichen. Parker wollte sich wieder betätigen und seine reichlich bemessene Freizeit sinnvoll ausfüllen.

Parker wollte gerade hinüber in sein Apartment gehen, als das Telefon in der großen Wohndiele anschlug. Parker hob ab und meldete sich. Er zuckte mit keiner Wimper, als auf der Gegenseite sich ein gewisser Paul Treston meldete.

»Was kann ich für Sie tun, Mister Treston?« erkundigte sich Parker höflich und würdevoll.

»Ich... also... Hören Sie, Mister Parker!« Paul Trestons Stimme war schrill und verriet Panik, »hören Sie, Mister Parker... ich... Mein Chef ist erschossen worden...!«

*

In unmittelbarer Nähe des City Golf Course verließ Josuah Parker sein hochbeiniges Monstrum und schaltete die Lichter aus. Dann orientierte er sich eingehend. Durch die Frontscheibe seines Privatwagens studierte er die Front eines modernen Apartmenthauses, von wo aus Paul Treston angerufen hatte.

Das Haus war noch ziemlich neu. Es gab einen roten Baldachin, der sich von der Tür quer über den Gehsteig bis hinüber zur Fahrbahn spannte. Auf einem Parkplatz standen teure Wagen. Sie allein deuteten daraufhin, daß die Mieten in diesem Apartmenthaus nicht gerade niedrig waren.

Parker stieg aus.

Vorsichtig, wie er nun einmal war, rechnete er selbstverständlich mit einer Falle. Der Vorfall im Lincoln Park wirkte immerhin noch in ihm nach.

Nichts ereignete sich, als er auf den Eingang des Apartmenthauses zuschritt.

In der großen Halle herrschte vornehme Ruhe. Ein Hauswart war nicht zu sehen.

Parker nahm den Lift und fuhr hinauf in die dritte Etage. Von dort aus hatte Paul Treston angerufen. Genauer gesagt, vom Apartment Nummer 57 aus.

Als er den Lift verließ, kam ihm bereits Paul Treston entgegen. Er war schrecklich aufgeregt und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Paul Treston war ein kleiner, vertrocknet aussehender Mann von gut fünfundfünfzig Jahren, unauffällig und devot wirkend. Er trug einen schlecht sitzenden dunkelgrauen Anzug und ein zerknittertes Hemd mit einer viel zu bunten Krawatte.

»Mister Parker!« sagte er hastig, »gut, daß Sie kommen. Ich bin völlig verzweifelt. Mister Wanting... Mister Wanting, verstehen Sie... Erschossen...! Dort in seinem Apartment.«

»Ich denke, wir sehen erst einmal nach«, schlug der Butler gelassen vor. »Darf ich Ihnen übrigens empfehlen, eine gewisse Fassung zu zeigen?«

Ohne sich weiter um Paul Treston zu kümmern, schritt Parker dann auf das Apartment Nummer siebenundfünfzig zu, dessen Tür weit geöffnet war. Licht fiel in den dämmrigen Korridorgang.

»Dort drüben... im Salon«, stotterte Treston und wischte sich erneut den Schweiß von der Stirn, »erschossen!«

»Sie sagten es bereits, wenn ich mich recht erinnere«, antwortete Parker fast abweisend, »ich schlage vor, Mister Treston, Sie bleiben hier in der Diele zurück. Ich hoffe, Sie haben im Tatzimmer nichts verändert, oder?«

»Nichts, Mister Parker, nichts... rein gar nichts!«

»Ausgezeichnet, in der Tat, sehr gut!« Parker nickte würdevoll und betrat den Salon.

Mit einem schnellen, umfassenden Blick orientierte er sich. Der Salon war teuer, vielleicht etwas zu protzig eingerichtet. Es gab tiefe Ledersessel, ein Ecksofa, dicke Teppiche, ein Sideboard und einen mächtigen Arbeitstisch in der Nähe des tiefen, breiten Fensters. An der Wand hinter dem Schreibtisch erhob sich ein großer Schrank, dessen offene Fächer mit Akten und Papieren aller Art bedeckt waren.

Ein schlanker, mittelgroßer Mann mit schütterem blondem Haar lag seitlich neben dem Schreibtisch und rührte sich selbstverständlich nicht mehr. Er mochte etwa knapp vierzig Jahre alt gewesen sein.

Parker informierte sich weiter.

Der Mann neben dem Schreibtisch war von zwei Schüssen niedergestreckt und getötet worden. Diese beiden Schüsse mußten aus nächster Nähe abgegeben worden sein, wie die Schmauchspuren am Anzug bewiesen.

»Ich schlage vor, Sie kommen nun herein«, sagte Parker zur Diele hin, »fühlen Sie sich imstande, einige Fragen zu beantworten?«

Paul Treston trat zögernd näher und nickte. Scheu sah er zu seinem toten Chef hinüber und wischte sich schleunigst wieder den Schweiß von der mehr als hohen, haarlosen Stirn.

»Wann fanden Sie Ihren Chef?« fragte Parker überraschend gezielt.

»Ein paar Minuten vor dem Anruf«, antwortete Treston.

»Wieso fanden Sie hierher zur Wohnung von Mister Clive Wanting?«

»Eine komische Geschichte«, sagte Treston und schüttelte noch nachträglich den Kopf, »ich rief von meiner Wohnung aus noch einmal hier an. Es hätte ja sein können, daß Mister Wanting zurückgekommen war. Und da passierte es, verstehen Sie?«

»Kein Wort, wie ich fürchte«, sagte der Butler.

»Hier beim Chef wurde abgehoben«, redete Paul Treston hastig weiter, »ich hörte deutlich das Atmen... Und auch das Klicken, als abgehoben wurde. Ich fragte, wer da sei, aber keine Antwort. Da hab’ ich mich sofort in den Wagen gesetzt und bin hierhergefahren.«

»Eine äußerst interessante Geschichte«, stellte der Butler fest, »als Sie hier her kamen, war die Wohnung natürlich leer, nicht wahr?«

»Stimmt, Mister Parker, die Tür war nur angelehnt, aber die Wohnung war leer. Bis eben auf Mister Wanting! Als ich ihn sah, habe ich Sie sofort angerufen.«

»Ein vernünftiger Entschluß«, lobte der Butler zurückhaltend. »Fiel Ihnen übrigens auf, daß die Tatwaffe nicht vorhanden ist?«