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Nach Jahren in der hektischen Stadt erbt Finn eine verlassene Farm im Whisperwind-Tal. Was als Flucht aus einem eintönigen Leben beginnt, wird zu einer Reise der Selbstfindung und unerwarteten Liebe. Doch während Finn Wurzeln schlägt und neue Bindungen knüpft, drängen auch andere Träume an die Oberfläche—seine eigenen und die von Lila, die mit ihm diesen Weg geht. Gemeinsam müssen sie herausfinden, ob es möglich ist, Liebe, Land und die Freiheit des Herzens zu vereinen. Perfekt für Leser, die Geschichten von Neuanfängen, Naturverbundenheit und Romantik lieben.
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Inhaltsverzeichnis
Prolog: Der letzte Tropfen
Kapitel 1: Ankunft im Frühling
Kapitel 2: Die Beschaffenheit des Landes
Kapitel 3: Gemeinschaftsbande
Kapitel 4: Sommers Ernte
Kapitel 5: Der Flüstertag des Tals
Kapitel 6: Vorbereitungen der Ernte
Kapitel 7: Die erste Ernte
Kapitel 8: Der nahende Winter
Kapitel 9: Das Nordlicht des Tals
Impressum
Man sagt, die Stadt schläft nie, doch für Finn war ihr unaufhörliches Summen zum Trauermarsch für verlorene Träume geworden. Morgens trieb er wie ein Schiffbrüchiger in einem Meer aus grauen Anzügen, Gesichter, gezeichnet von Müdigkeit, alle auf dem Weg zu gläsernen Tempeln, wo Zahlen tanzten und Hoffnungen vergingen. Sein Schreibtisch, eine einsame Insel in einem Meer uniformer Bürozellen, bot keinen Schutz vor dem grellen Licht der Leuchtstofflampen, der Bildschirm, ein Fenster in eine Welt endloser Fristen und schwindender Träume.
An einem Donnerstag, in das gleiche Grau gehüllt wie jeder andere Tag, jedoch mit einem Hauch tieferer Trostlosigkeit, war die Luft im Büro erdrückend, schwer von dem Gestank abgestandener Ambitionen und stiller Verzweiflung. Finns Finger schwebten lustlos über der Tastatur, die Zahlen auf dem Bildschirm verschwammen zu einem Wirrwarr—eine einst vertraute Sprache, nun fremd und höhnisch.
Mitten in der ermüdenden Monotonie des Tages wurde Finn in das Büro seines Chefs, Michael Trenton, gerufen. Trenton war die Verkörperung des beruflichen Ehrgeizes—seine Anzüge waren scharf genug, um zu schneiden, und sein zurückgekämmtes Haar schien stets unberührt von Wind oder Sorge. Er gedieh in der sterilen Büroatmosphäre, ein Raubtier in einer Welt, die Effizienz über Empathie stellte.
„Finn, kommen Sie herein“, sagte Trenton, ohne den Blick von seinem Bildschirm zu heben, seine Stimme so glatt und kühl wie das Glas des umgebenden Wolkenkratzers. „Machen Sie die Tür zu, ja?“
Finn gehorchte, spürte, wie das Klicken der Tür sich anfühlte wie der letzte Dreh eines Schlosses in einer Gefängniszelle. Trenton hob endlich den Blick, seine Augen musterten Finn mit einer Mischung aus Desinteresse und milder Verärgerung.
„Ich habe die letzten Berichte überprüft“, begann Trenton, verschränkte die Finger und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Die Bewegung wirkte beiläufig, eingeübt, doch in der Luft lag eine Spannung, die seine entspannte Haltung Lügen strafte. „Es scheint, als gäbe es eine Unstimmigkeit in den Zahlen, die Sie eingereicht haben. Möchten Sie das erklären?“
Finn spürte das vertraute Ziehen in seinem Magen. Er hatte die Berichte dreifach überprüft, aber Trenton infrage zu stellen war ein aussichtsloses Unterfangen. „Ich werde das sofort überprüfen, Sir. Es könnte ein—“
„Überprüfen?“ unterbrach Trenton, seine Stimme scharf wie eine Klinge. „Finn, hier geht es nicht um einen einfachen Fehler. Es geht um Kompetenz. Oder, besser gesagt, um Ihr offensichtliches Fehlen davon.“
Die Worte waren wie eine Ohrfeige, absichtlich und erniedrigend. Finns Gesicht wurde heiß vor einer Mischung aus Wut und Verlegenheit, doch er biss sich auf die Zunge. Trenton lebte von der Unbeholfenheit anderer, zog Kraft aus ihrer Unsicherheit.
„Sie haben bis zum Ende des Tages Zeit, das zu korrigieren“, fuhr Trenton fort, sein Blick kehrte bereits zum Bildschirm zurück, als würde er Finn so leicht abtun, wie man eine lästige Fliege vertreibt. „Und, Finn? Ich rate Ihnen, sich zu überlegen, wie Ihre Zukunft hier aussieht. Vielleicht ist es an der Zeit, Ihre Prioritäten neu zu überdenken. Wir brauchen Teamplayer, keine... was auch immer das hier ist.“
Als Finn das Büro verließ, die Tür mit einem unheilvollen Klicken hinter ihm zufiel, hallten die Worte in seinem Kopf wider, wie ein grausames Mantra. Die Begegnung war eine deutliche Erinnerung an das Leben, das er führte—ein Leben, in dem Tage ineinander übergingen, ein Nebel aus bedeutungslosem Schuften, unter den wachsamen Augen derer, die Profit mehr schätzten als Menschen.
Der Rest des Tages verstrich in einem Schleier, die Schärfe von Trentons Worten blieb wie der bittere Nachgeschmack von etwas Verdorbenem.