Insektenkunde - Detlef Schmidt - E-Book

Insektenkunde E-Book

Detlef Schmidt

2,1

Beschreibung

Die Insektenkunde (Entomologie) ist der Zweig der Zoologie, der sich mit den Insekten (Insecta), der artenreichsten Gruppe von Lebewesen, befasst. Eine Ausbildung als Entomologe gibt es leider heute nicht mehr und im Studium der Biologie, Zoologie und Forstwissenschaft wird die Entomologie, wenn überhaupt, nur nebensächlich behandelt. Einzig und allein in der Forensik wird die Entomologie als Forensische Entomologie gelehrt. Die Entomologie stellt aber für zahlreiche andere Teildisziplinen der Biologie bedeutsame Informationen zur Verfügung. Das betrifft vor allem die Teildisziplinen Ökologie, Systematik, Taxonomie, Genetik, Physiologie, Phylogenie etc. Dieses Buch eignet sich sehr gut als Ergänzung zum naturwissenschaftlichen Studium und als Begleitbuch für Pädagogen im naturwissenschaftlichen Unterricht.

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Detlef Schmidt

Jahrgang 1955

In Berlin geboren

Biologielaborant, Hobbyfotograf und Hobbyentomologe

Wichtiger Hinweis für den Benutzer

Der Autor hat alle Sorgfalt walten lassen, um vollständige und akkurate Informationen in diesem Buch zu veröffentlichen. Der Autor übernimmt weder Garantie noch die juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für die Nutzung dieser Informationen, für deren Wirtschaftlichkeit oder fehlerhafte Funktion für einen bestimmten Zweck. Der Autor übernimmt keine Gewähr dafür, dass die beschriebenen Verfahren, Programme usw. frei von Schutzrechten Dritter sind. Der Autor hat sich bemüht, sämtliche Rechteinhaber von Abbildungen und Texten zu ermitteln und im Bildnachweis und bei der Textquelle aufzuführen. Sollte dem Autor gegenüber dennoch der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wird das branchenübliche Honorar gezahlt.

Der Verfasser

Oktober 2016

Inhalt

Vorwort

1.0

Körperbau der Insekten

1.1

Atmung

1.2.

Blutkreislauf

1.3

Nervensystem

1.4

Insektenkopf

1.5.

Mundwerkzeuge

1.5.1

Oberkiefer

1.5.2

Unterkiefer

1.5.3

Lippen

1.5.4

Kauend-beißende Mundwerkzeuge

1.5.5

Saugende Mundwerkzeuge

1.5.6

Stechend-saugende Mundwerkzeuge

1.5.7

Leckend-saugende Mundwerkzeuge

1.6

Insektenauge

1.7

Fühler und Antennen

1.8

Brustabschnitte

1.8.1

Vorderbrust

1.8.2

Mittelbrust

1.8.3

Hinterbrust

1.9

Hinterleib

1.9.1

Insektenflügel

1.9.2

Insektenbein

1.9.3

Besonderheiten beim Körperbau

1.9.4

Organe der Insekten

2.0

Entwicklung der Insekten vom Ei bis zum fertigen Tier

2.1

Eiablage

2.2

Larve

2.3

Puppe

2.4

Brutfürsorge, Brutpflege, Brutparasitismus

2.5

Imago

3.0

Einordnung der Insekten in das zoologische System

3.1

Ordnung

3.2

Familie

3.3

Gattung

3.4

Art

4.0

Bildnachweis

5.0

Textquellen

Vorwort

Die Insektenkunde (Entomologie) ist der Zweig der Zoologie, der sich mit den Insekten (Insecta), der artenreichsten Gruppe von Lebewesen, befasst.

Eine Ausbildung als Entomologe gibt es heute leider nicht mehr und im Studium der Biologie, Zoologie und Forstwissenschaft wird die Entomologie, wenn überhaupt, nur nebensächlich behandelt. Einzig und allein in der Forensik wird die Entomologie als Forensische Entomologie gelehrt. Die Entomologie stellt aber für zahlreiche andere Teildisziplinen der Biologie bedeutsame Informationen zur Verfügung. Das betrifft vor allem die Teildisziplinen Ökologie, Systematik, Taxonomie, Genetik, Physiologie, Phylogenie etc. Daher werden nicht nur der hohen Artenvielfalt wegen Entomologen in fast allen Disziplinen eingesetzt. Dieses Buch eignet sich sehr gut als Ergänzung zum naturwissenschaftlichen Studium und als Begleitbuch für Pädagogen im Schulunterichtsfach Biologie.

Insekten sind die Überlebenskünstler schlechthin, sie sind mit weit über einer Million bekannter Arten die artenreichste Gruppe der Tiere. Es wird aber mit einem Vielfachen tatsächlich existierender Arten gerechnet, wobei vor allem in den tropischen Regenwäldern noch Tausende unentdeckter Arten vermutet werden.

Der Großteil der Insekten ist von geringer Größe. Trotzdem verfügen sie über erstaunliche Fähigkeiten. Die meisten Insekten können fliegen, einige schwimmen und andere gehen die Wände hoch oder laufen an der Decke entlang ohne abzustürzen. Sie zerkauen mit ihren starken Mundwerkzeugen steinharte Nahrung, bohren sich mit ihren Rüssel in Holz, graben Erdhöhlen und Behausungen aus pergamentartigem Baumaterial, oder wie die Termiten steinharte Burgen. Insekten sind aufgrund ihrer Sinnesorgane in der Lage Düfte in geringe Spuren zu orten, messen Entfernungen und erfassen mit Hilfe der Facettenaugen polarisiertes Licht. Die Anpassungsfähigkeit an die Umwelt hat diese Tiergruppe Millionen von Jahren überleben lassen.

Natürlich darf nicht vergessen werden, dass zahlreiche Insekten Überträger von Krankheiten sind und große Schäden bei Nutzpflanzen anrichten.

In Europa leben vielfach nur kleinere Insekten, während in anderen Ländern doch sehr große Exemplare von Insekten vorkommen. Einige Insektenarten leben in der kalten Arktis und andere Insekten leben in der Hitze der Wüste. Auf der gesamten Welt ist diese Tierart vertreten und viele Arten sind noch nicht entdeckt worden oder schon wieder verschwunden, obwohl sie der Mensch noch nie gesehen hat.

Das Sammeln von Insekten als Hobby sollte aufgrund des starken Rückgangs vieler Arten, die noch vor wenigen Jahren zahlreich vorhanden waren, wenn überhaupt nur sehr sorgfältig erfolgen. Auf jeden Fall ist die Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV, Rote Liste) zu beachten. Diese Verordnung stellt Tier- und Pflanzenarten unter besonderen oder strengen Schutz.

„Insekten sind unsere wichtigsten Partner bei der Schaffung von Leben auf der Erde, denn oft übernehmen sie die Federführung bei der Gestaltung terrestrischer Ökosysteme. Etwa ein Drittel unserer Nahrung geht direkt auf die Bestäubung durch Insekten zurück. Allein in den USA entspricht diese Bestäubungstätigkeit jährlich einem Wert von mehr als neun Milliarden Dollar. Ohne Insekten gäbe es keine Orangen in Florida, keinen Käse in Wisconsin, keine Pfirsiche in Georgia und keine Kartoffeln in Idaho.“

– May R. Berenbaum 2004 -

1.0 Körperbau der Insekten

Eines haben alle Insekten gemeinsam, die meist deutlich sichtbare Gliederung des Körpers in Kopf, Brust und Hinterleib, der feste Chitinpanzer und das Vorhandensein von drei Beinpaaren. Jeder Abschnitt bildet eine Funktionseinheit. Der Kopf mit den Mundwerkzeugen nimmt die Nahrung auf und trägt die meisten Sinnesorgane. Die aus drei Gliedern bestehende Brust dient der Fortbewegung und der Hinterleib enthält die Verdauungs- und Geschlechtsorgane.

Bild Nr. 1

Körperbau Käfer (Coleoptera) seitliche Ansicht

Das tragende Element des Insektenkörpers ist der äußere Panzer, der die Weichteile umhüllt. Der Chitinpanzer ist durch mehrere Einschnitte gegliedert, die Segmente. Die Gliederung des Körpers in Segmente dient zur besseren Beweglichkeit, ähnlich wie bei einer Ritterrüstung. Aufgrund dieser Segmente wurden die Insekten früher als Kerbtiere oder Kerfe bezeichnet. Einzelne Teile des Insektenkörpers können auf Grund des Lebensraums oder der Nahrungsaufnahme unterschiedlich ausgeprägt sein.

Bild Nr. 2 Körperbau der Käfer (Coleoptera) Unterseite

Da die Segmente des Hinterleibs aus steifen Platten bestehen, sind sie mit einer weichen Membran verbunden und somit relativ gut beweglich. Die röhrenförmigen Glieder der Beine sind über Scharniergelenke verbunden und werden an den Übergangsstellen mit weichen Häuten verschlossen. Der starre Panzer besteht aus dünnen Lagen von Chitin und verschiedenen Eiweißen und ist der älteste Verbundwerkstoff der Welt. Durch die enorme Flexibilität des Verbundwerkstoffs war es für die Insekten relativ einfach Körper, Mundwerkzeuge und Beine den örtlichen Lebensbedingungen anzupassen.

Bild Nr. 3 Körperbau des Feldmaikäfers (Melolontha melolontha, Linnaeus 1758)

1 Fühler, 2 Kopf, 3 Deckflügel, 4 Halsschild, 5 Flügel gefaltet,5a Flügel ausgefaltet 6 Schildchen, 7 Brust, 8 erstes Beinpaar, 9 zweites Beinpaar, 10 drittes Beinpaar, 11 Hinterleib

Die Maikäfer (Melolontha) sind eine Gattung von Käfern innerhalb der Familie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae). Der Name Blatthornkäfer wird von den fächerartigen Fühlern, die typisch für diese Käfergattung ist, abgeleitet. In Mitteleuropa ist der Feldmaikäfer am häufigsten zu finden. Im nördlichen und östlichen Europa sowie in einigen Regionen Deutschlands kommt der Waldmaikäfer (Melolontha hippocastani) auf sandigen Böden vor. Eine dritte, dem Feldmaikäfer sehr ähnliche Art, ist Melolontha pectoralis. Er ist sehr selten geworden und nur noch vereinzelt in Mitteleuropa anzutreffen.

Nachfolgende Bilder zeigen mikroskopische Totalpräparate von kleineren Insekten.

Bild Nr. 4

Fallkäfer (Cryptocephalus sp.)

Ansicht von unten

Präparat von D. Schmidt 2007

Bild Nr. 5

Gemeine Feuerwanze

(Pyrrhocoris apterus)

Ansicht von oben

Präparat von D. Schmidt 2007

Bild Nr. 6

Ameise (Formicidae)

Präparat von D. Schmidt 2007

Bild Nr. 7

RingelmückeCuliseta (Culiseta) annulata

oder gr. Hausmücke

Präparat von D. Schmidt 2012

Bild Nr. 8

Körperbau Käfer (Coleoptera) Ansicht von oben

Diese Flexibilität im schnellen Umbau des Körpers hat auch dazu beigetragen, dass die Insekten die älteste Tiergruppe sind. Die Insekten konnten sich an neue Nahrungsquellen anpassen, indem sie vielfältige Arten von Mundwerkzeugen hervorbrachten. Mundwerkzeuge zum Beißen, Kauen, Lecken, Stechen und Saugen. War die Nahrungsquelle nicht ergiebig genug, so konnte durch die Entwicklung der Flügel ein schneller Ortswechsel vorgenommen werden.

Die Anpassung der Körperfarbe diente dazu sich der Umgebung farblich anzugleichen oder Fressfeinde abzuschrecken. Durch das zusammenklappen der Flügel waren die Insekten in der Lage sich in Spalten und Ritzen zu verstecken.

Sie entwickelten spezielle Klettverschlüsse, die aus winzigen, ineinander verschränkten, spatelförmigen Stäbchen bestehen. Diese Haftverschlüsse stabilisieren bei Libellen den Kopf am Rumpf, wenn die Räuber mit Kraft in ein Opfer beißen, oder halten bei den Käfern die Flügeldecken eng am Körper, um sie gegen Austrocknung zu schützen.

Der Chitinpanzer bildet verschiedene Oberflächenstrukturen aus, zu den Warzen, Dornen, Haare, Borsten und Höcker gehören. Durch Einlagerung von Farbstoffen oder aufgrund spezieller lichtbrechender Oberflächen können die Außenschicht des Insekts oder einzelne Körperteile gefärbt sein.

Mehr Informationen über die Besonderheiten beim Körperbau der Insekten gibt es im gleichnamigen Kapitel dieses Buches.

1.1 Die Atmung

Da die Chitinhülle luftundurchlässig ist, nehmen die Insekten den Sauerstoff über Tracheen auf. Tracheen sind kleine stark verzweigte Röhren, die vom Panzer ausgehen und bis tief in den Körper reichen. Sie sind charakteristisch für die Insekten. Die an der Körperfläche liegenden Öffnungen werden als Stigmen bezeichnet. Tracheen übernehmen nicht nur den Gasaustausch. Da die Tracheen an den Insektenorganen fixiert sind und deren Position im Körper bestimmt, übernehmen die Tracheen die gleiche Funktion die das Skelettsystem bei den Wirbeltieren ausübt. Um die Luftaufnahme in das Gewebe der Organe zu erleichtern sind die Tracheen nur sehr dünn ausgebildet und werden durch ring- oder spiralfederartige Verdickungen stabilisiert. Vom Hauptast der Trachee zweigen feine Äste ab und die dünnsten Verzweigungen, Tracheolen genannt, bilden ein feines Geflecht an den inneren Organen und Muskeln und versorgen jede Körperzelle mit Sauerstoff. Reguliert wird die Tracheenatmung über Druckveränderungen der Hämolymphe (Blutähnliche Flüssigkeit), die die Öffnungsweite der Tracheen beinflusst. Somit beruht die Tracheenatmung nicht nur auf Diffusionsvorgängen. Das wurde durch moderne Untersuchungsverfahren nachgewiesen. Bei einer Laufkäferart wurde nachgewiesen, dass eine Atembewegung durch Kompression und Entspannung der Tracheenwände mit einer Frequenz von 0,5 Hz erfolgt. Dabei wurden jeweils 33% bis 50% der Luft ausgetauscht. Bei einigen Insekten findet eine sogenannte Autoventilation statt, die durch Bewegungen beim Laufen und Fliegen entsteht. Die schon benannten Stigmen, die an der Körperoberfläche liegenden Öffnungen, tragen teilweise auch komplizierte Reusensysteme, um ein Eindringen von Fremdkörpern zu verhindern, oder um das System zu verschließen.

Bild Nr. 9 Tracheensystem

(nach Weber und Eidmann)

Bild Nr. 10

Tk=Tracheenkiemen einer

Libellenlarve (Agrion sp.)

Die im oberen Bild sichtbare Spirale verhindert ein Kollabieren und auch Aufblähen der Trachee.

Im Wasser lebende Insekten (Gelbrandkäfer u.ä.) besitzen Tracheen zur Luftatmung an den Stigmen am Hinterleib, die zur Aufnahme von Atemluft an der Wasseroberfläche genutzt werden.

Bild Nr. 11 Darstellung des Tracheensystems

Bild Nr. 12

Tk=Tracheenkiemen einer Eintagsfliegenlarve

Bild Nr. 13

1.Tracheenstück einer Raupe

2. Stigma der Stubenfliege

Die im Wasser lebenden Larven von Libellen, Eintagsfliegen und Steinfliegen bilden Kiemen aus, bei denen der Sauerstoff über bewegliche Kiemensysteme direkt aus dem Wasser aufgenommen wird. Diese Kiemen sind mit Tracheen durchzogen (Tracheenkiemen). Bei den Großlibellen findet sich eine Enddarmatmung. Die Wände des Enddarms sind mit kleinen Tracheenkiemen besetzt. Durch regelmäßiges Pulsieren des Enddarms wird frisches Wasser mit Sauerstoff zugeführt. Bei Wasserkäferlarven sitzen an den Seiten des Hinterleibs zipfelförmige Fortsätze, bei der Gattung Berosus lange, fadenförmige Tracheenkiemen. Meist steigt das erste Larvenstadium zur Oberfläche empor, um Luft zu tanken. Viele Wasserkäferlarven haben am Hinterleib (am achten Segment) ein Paar offene Stigmen, die sich in einen kleinen, luftgefüllten Vorraum (Atrium) öffnen. Sie sitzen meist als Lauerjäger im Pflanzengewirr im Bereich der Wasseroberfläche, so dass sie über das Atrium Luft atmen können, atmen ansonsten aber auch untergetaucht über die Haut.

Bild Nr. 14

Stigma mit Tracheenstamm

Sm=Schließmuskel Sb=Schließband

Bild Nr. 15

Stigma

Bild Nr. 16

Wasserkäferlarve

(Berosus sp.)

Bild Nr. 17

Wasserkäfer

(Berosus spinosus)

Da der Körper über das Tracheensystem direkt mit Sauerstoff versorgt wird, benötigen die Insekten keine roten Blutkörperchen

Bild Nr. 18

Schematische Darstellung eines Fliegenrüssels

Bild Nr. 19 Stigmen Gemeiner Rosenkäfer (Cetonia aurata)

1.2 Blutkreislauf

Das Blut der Insekten ist meist farblos, hellgelblich oder grünlich. Diese Flüssigkeit wird als Hämolymphe bezeichnet. Sie muss nur Nährstoffe und andere Substanzen zwischen den Organen und Zellen hin und her transportieren. Das Kreislaufsystem der Insekten ist daher sehr einfach und wird auch als offener Blutkreislauf bezeichnet.

Bild Nr. 20

Schematische Darstellung des Blutkreislaufs bei Insekten

1, 2, 3, 4 Insektenorgane, 5= schlauchförmiges Herz, 6= Hämolymphe

Das Herz ist ein einfaches schlauchförmiges Organ und pumpt die Körperflüssigkeit meist vom Hinterleib bis in den Kopf und lässt diese dann von dort in das Körperinnere fließen. Durch Lücken im Gewebe fließt die Flüssigkeit dann wieder in den Hinterleib zurück, wo sie wieder vom Herz angesaugt wird.

1.3 Nervensystem

Das Nervensystem ist einfach aufgebaut und wird als Strickleiternervensystem bezeichnet. Ursprünglich befanden sich zwei Nervenknoten in jedem Körpersegment, die untereinander und von Segment zu Segment verbunden waren. Die einzelnen Nervenknoten eines jeden Segments arbeiten zum Teil autonom und steuern die Körperteile, die zu diesem Segment gehören selbständig.

Bild Nr. 21

Darstellung vom Bau und der Lage des Zentralnervensystems bei Insekten

Quelle: Wandtafel, Humboldt-Universität zu Berlin, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät I, Institut für Biologie, Vergleichende Zoologie.

Bei den Gliederfüßern, zu denen gehören die Insekten und die Spinnentiere, besteht das Zentralnervensystem aus differenzierten, größeren Ganglien, die sich im Laufe der Evolution zum Gehirn entwickelten.

Anmerkung: Ein Ganglion (Plural Ganglien) ist eine Anhäufung von Nervenzellkörpern im peripheren Nervensystem. Ganglien werden auch als Nervenknoten bezeichnet, da sie bei der Präparation als knotige Verdickungen auffallen.

1.4 Insektenkopf

Der Insektenkopf bildet sich aus sechs miteinander verschmolzenen Segmenten und trägt die Augen, die Gliederantennen sowie einen typischen Apparat von Mundwerkzeugen. Diese bestehen aus unpaarer Oberlippe, paarigen Oberkiefer und Unterkiefer, sowie der Unterlippe. Neben den Facettenaugen existieren noch drei Punktaugen die auf dem Schädeldach sitzen. Das zweite Segment trägt die Antennen (Fühler) und am vierten und sechsten Segment befinden sich die Mundwerkzeuge.

Bild Nr. 22

Schematische Darstellung des Insektenkopfs

Bild Nr. 23

Kopf vom Rüsselkäfer

Die Rüsselkäfer (Curculionidae) stellen mit über 600 schwer unterscheidbaren heimischen Arten, nach den Kurzflüglern, die zweitgrößte heimische Käferfamilie dar. In den Tropen sind sie noch stärker vertreten und weltweit mit 40.000 bis 60.000 Arten. Etwa 1200 Arten wurden in Mitteleuropa beschrieben. Weltweit gehört etwa jeder 5. bekannte Käfer und jedes 30. Tier in diese Gruppe. Damit sind die Rüsselkäfer wahrscheinlich die artenreichste Familie aller Lebewesen. Einige Arten dieser Familie richten zum Teil sehr großen Schaden an Bäumen, Kräutern und Gartenpflanzen an.

Der Getreiderüssler, der schon im antiken Ägypten auftrat, ist einer der bekanntesten Käfer dieser Familie. Neuerdings werden einige Arten mit Erfolg zur biologischen Unkrautbekämpfung eingesetzt. Die bei weiten meisten Arten führen jedoch ein verborgenes Leben, sind wenige Millimeter lang und nur bei gezielter Beobachtung zu entdecken.

Bild Nr. 24

Rüsselkäfer auf einem Brennnesselblatt

Bild Nr. 25

Kopf eines Rüsselkäfers

(Curculionidae)

Die Käfer und Larven ernähren sich zum größten Teil von Pflanzen. Den Namen bekamen die Käfer durch die Verlängerung des Kopfes zum „Rüssel“. An dessen Spitze befinden sich die kauend-beißenden Freßwerkzeuge. Bei einigen Arten ist der Rüssel länger als der Körper. Andere Rüsselkäferarten besitzen kurze Rüssel oder fast fehlende Rüssel. Dies hat offentsichtlich mit der Nahrungsaufnahme zu tun. Die Fühler befinden sich meistens seitlich am Rüssel. Die Larven einiger Arten fressen Wurzeln an und die Larven anderer Arten minieren in Blättern. Somit haben die unterschiedlichen Arten auch unterschiedliche Speisepläne.

Bild Nr. 26

Kopf eines Bockkäfers

(Psalidognathus friendi)

Die Bockkäfer (Cerambycidae) fallen durch die besonders langen, gegliederten Fühler auf, die oft länger sind als ihre häufig langen schlanken Körper. Die Fühler sind meistens gebogen, werden in der Regel nach hinten getragen und erinnern so an die Hörner eines Steinbocks. Dies hat zu dem Namen der Käferfamilie geführt. Einige der Bockkäferarten gehören zu den auffälligsten und schönsten der mitteleuropäischen Käfer.

Weltweit sind etwa 26.000 Arten dieser Tiergruppe bekannt, davon etwa 200 in Mitteleuropa. Auch der größte bekannte Käfer, der Riesenbockkäfer (Titanus giganteus) aus Brasilien, mit einer Körperlänge von bis zu 17 Zentimetern (ohne Fühler) gehört in diese Gruppe. In Mitteleuropa ist mit etwa sechs Zentimetern Körperlänge der Mulmbock (Ergates faber) die größte Art.

Bild Nr. 27

Kopf des Goliathkäfers

(Goliathus goliathus)

Die Goliathkäfer (Goliathus) stellen eine Gattung von Käfern aus der Familie der Rosenkäfer (Cetoniidae) dar. Goliathkäfer können bis zu zehn Zentimeter Länge erreichen. Die Färbung des Chitin-Panzers variiert je nach Art. Goliathus orientalis ist weiß mit schwarzem Gitternetzmuster auf den Flügeldecken und einigen schwarzen Flecken und Streifen auf dem Thorax.

Goliathus goliathus hat dunkel rotbraune Flügeldecken. Der Thorax ist schwarz mit einigen dünnen weißen Längsstreifen. Der Kopf ist mit einem kleinen Fortsatz verlängert, auf dem sich bei Männchen ein gegabeltes Horn befindet. Die Fühler sind sehr kurz und verdicken sich am Ende zu einer Keule. Die Käfer sind in West- und Zentralafrika beheimatet, wo sie Regenwälder und Baumsavannen bewohnen. Die nachtaktiven Tiere sitzen meist an den Stämmen und Ästen verschiedener Bäume, von deren Säften sie sich ernähren.

Mit einem Gewicht von bis zu 110 Gramm ist der Goliathkäfer das schwerste Insekt überhaupt. Die Larven sind mit bis zu fünfzehn Zentimetern Länge sehr große Verwandte der uns bekannten Engerlinge. Sie leben in und von Totholz. Diese großen Engerlinge werden in Zentralafrika von der Bevölkerung als Eiweißlieferant in der Nahrung sehr geschätzt. Nach der Verpuppung schlüpfen binnen vier Wochen die Käfer und leben dann noch ungefähr drei Monate.

Bild Nr. 28

Kopf einer Baumwanze

(Pentatomidae)

Bild Nr. 29

Kopf des Kolbenwasserkäfers

(Dytiscus marginalis)

Bild Nr. 30

Kopf des Sandlaufkäfers

(Cicindela campestis)

Bild Nr. 31

Kopf einer Langfühlerschrecke

(Ensifera sp.)

Bild Nr. 32

Kopf vom Nashornkäfer

(Oryctes nasicornis)

Bild Nr. 33

Kopf vom Nashornkäfer

(Oryctes nasicornis)

Bild Nr. 34

Kopf der Westlichen Honigbiene

(Apis mellifera)

Bild Nr. 35

Kopf des Hirschkäfers

(Odontolabis alces)

Bild Nr. 36

Kopf der Stubenfliege

(Musca domestica)

Bild Nr. 37

Kopf einer Schwebfliege

(Syrphidae)

Bild Nr. 38

Kopf des Kohlweisslings

(Pieris rapae)

Bild Nr. 39

Kopf des Prachtkäfers

(Sternocera sternicornis)

Bild Nr. 40

Kopf der Goldfliege

(Lucilia sericata)

Bild Nr. 41

Kopf einer Libelle (Odonata)

Präparat von D. Schmidt 2007

Bild Nr. 42

Kopf einer Ameise (Formicidae)

Präparat von D. Schmidt 2007

Bild Nr. 43

Kopf einer Wespe (Vespinae)

Präparat von D. Schmidt 2007

Bild Nr. 44

Kopf einer Gottesanbeterin

(Mantis sp.)

Bild Nr. 45

Kopf eines Ohrwurms

(Dermaptera)

1.5 Mundwerkzeuge

Die Mundwerkzeuge von Insekten zählen anatomisch zur Gruppe der Gliedmaßen. Sie setzen sich im Wesentlichen aus drei Teilen zusammen. Dem Oberkiefer, dem Unterkiefer mit Unterkiefertastern und der Unterlippe mit den Unterlippentastern. Früher wurden die Mundwerkzeuge von Wanzen, Zikaden und Blattläusen auch als Schnabel bezeichnet. Daher stammt auch die Bezeichnung Schnabelkerfe für diese Gruppe der Insekten. Da sich die Insekten sehr unterschiedlich ernähren (Räuber, Pflanzenfresser, Aasfresser, Parasiten) sind ihre Mundwerkzeuge im Detail sehr spezialisiert ausgebildet und an die unterschiedliche Nahrungsaufnahme optimal angepasst. Es existieren kauend-beißende Mundwerkzeuge, wie bei Käfern, Heuschrecken und Schaben.

Fliegen und Bienen besitzen leckend-saugende Mundwerkzeuge. Saugende Mundwerkzeuge findet man bei Schmetterlingen, während Mücken, Blattläuse und Wanzen mit stechend saugenden Mundwerkzeugen ausgestattet sind.

Bild Nr. 46

Abbildung von Mundwerkzeugen auf einer alten Wandtafel

1.5.1 Oberkiefer

Bild Nr. 47

Oberkiefer des Puppenräubers

(Calosoma sycophanta)

Der Oberkiefer ist paarig und durch die Umgestaltung eines Beinpaares am Kopf entstanden. Die Kieferpaare dienen zum Zerbeißen und Zerkauen der Nahrung oder als Greifwerkzeug und bewegen sich meist von rechts nach links. Sie wandeln im Laufe der Entwicklung zum fertigen Insekt meist ihre Form und Funktion. Am Kopf befindet sich auch die Mundöffnung, durch die Nahrung aufgenommen wird.

In der Wissenschaft wird der Oberkiefer als Mandibel bezeichnet.

Dieser Bockkäfer lebt in den Ländern Kolumbien, Peru, Französisch Guyana und Paraguay. Er ist zwischen 65 mm und 85 mm groß und hat entsprechend seiner Körpergröße sehr ausgeprägte Oberkiefer zum Zerbeißen und Zerkauen der Nahrung.

Bild Nr. 48

Mundwerkzeuge eines Bockkäfers

(Callipogon armillatus)

Bild Nr. 49

Hier sind deutlich der Oberkiefer und der Lippenpinsel zu sehen

Bild Nr. 50

Diese Oberkiefer sind zu mächtigen Zangen ausgebildet

Bild Nr. 51

Die kräftigen Oberkieferzangen des Hirschkäfers (Odontolabis alces)

Bild Nr. 52

Mundwerkzeuge der Küchenschabe

(Blatta orientalis)

Bild Nr. 53

Mundwerkzeuge der Küchenschabe (Blatta orientalis)

(Präparat von Ch. Hess, 1950-1951)

Bild Nr. 54

Ein Käfer aus der Familie der Bockkäfer

(Cerambycidae)

Bild Nr. 55

1. Einlenkung des Oberkiefers in die Gelenkhöhle der Kopfkapsel

2. Zangen des Oberkiefers

Zum Beißen und zum Zerkleinern der Nahrung gibt es auch bei den Insekten eine Kaumuskulatur. Das kann man sich bei der Winzigkeit dieser Tiere kaum vorstellen. Im Bild Nr. 58 sind diese Muskeln dargestellt (rot gefärbte Flächen).

Bild Nr. 56

Kopf mit Mundwerkzeuge des Roten Weichkäfers

(Rhagonycha fulva) (Präparat vonCh. Hess, 1950-1951)

Bild Nr. 57

Roter Weichkäfer (Rhagonycha fulva)

Bild Nr. 58

Mundwerkzeuge einer Langfühlerschrecke (Ensifer) mit Mandibeln

Bild Nr. 59

Kopf eines Heupferds (Tettigonia) mit Mandibeln [Nach Börner 1914]

Bild Nr. 60

Küchenschabe (Blatta orientalis) Kopfquerschnitt, Ausschnitt

Im oberen Bild sind die Muskelzellen gut zu erkennen (1.). Leisten der Kopfkapsel und Endoskelettverstrebungen geben Festigkeit und sind Muskelansatzstellen. Zwei paarige hohe Einstülpungen der Haut beim Oberkiefergelenk verschmelzen miteinander zur Skelettstruktur (Tentorium). Aufgabe des Tentoriums ist die innere Versteifung der hohlen Kopfkapsel gegen mechanische Beanspruchungen, wie sie z.B. aus der Arbeit der Mundwerkzeuge entstehen können. Da die Skelettstruktur aus einer Einstülpung der Kopfkapsel nach innen entsteht, ist seine Ansatzstelle außen meist in Form einer kleinen Einsenkung sichtbar, die Tentoriumsgrube genannt wird. Durch die vier Äste ergeben sich zwei vordere und zwei hintere Tentoriumsgruben. Diese liegen in der Regel innerhalb von Kopfnähten. Ihre Lage ist bei verschiedenen Insektenordnungen unterschiedlich.

Als Endoskelett (auch Innenskelett genannt) bezeichnet man in der Biologie eine mechanische Stützstruktur (Skelett) im Inneren des Körpers eines Organismus. Ein Endoskelett besteht aus festen Elementen, die über Muskeln gegeneinander bewegt werden können.

Im Grundtyp ist ein Oberkiefer auf der Außenseite dick und nach innen gekrümmt. Nach innen verschmälert er sich zu einer Schneide und nach vorn zu einer Spitze, wie man anhand der Bilder gut sehen kann. Die Schneide kann glatt oder fein gezähnt sein. Die beiden Oberkiefer können wie eine Beißzange aufeinandertreffen (Seitenschneider) oder wie bei einer Schere mit den Schneiden übereinander gleiten. Die Größe und die Art der Oberkiefer sind der jeweiligen Nahrung angepasst, die das Insekt zum Leben benötigt.

Nachfolgend noch ein paar sehr schöne Zeichnungen aus Fauna Germanica von Edmund Reitter (1908).

Bild Nr. 61

Wald-Sandlaufkäfer oder auch Heide-Sandlaufkäfer

(Cicindela sylvatica)

Bild Nr. 62

Käfer und Larve vom Gelbrandkäfer oder Gemeine Gelbrand

(Dytiscus marginalis)

Bild Nr. 63

Zwergschwimmer

(Hygrotus parallelogrammus)

Bild Nr. 64

Schwärzlicher Grabkäfer

(Pterostichus nigrita)

Bild Nr. 65

Oberkiefer des Feldmaikäfers mit Gelenkkopf (Melolontha melolontha)

Bild Nr. 66

Kopf des Feldmaikäfers

(Melolontha melolontha)

Bild Nr. 67

Oberkiefer eines Käfers aus Ebogo (Cameroon)

(Cantharocnemis plicipennis)

Bild Nr. 68

Die Europäische oder Gemeine Maulwurfsgrille

(Gryllotalpa gryllotalpa)

Bild Nr. 69

Mundwerkzeuge der Europäischen oder Gemeinen Maulwurfsgrille

(Gryllotalpa gryllotalpa)

1.5.2 Unterkiefer

Der Unterkiefer, wissenschaftlich als Maxille bezeichnet gehört zu den Kopfextremitäten und ist ebenfalls an der Nahrungsaufnahme beteiligt. Die Aufgabe der Unterkiefer ist das Kauen und der Weitertransport der Nahrung. Sie bilden bei den Insekten die dritte und vierte Kopfextremität nach den Fühlern und den Oberkiefern.

Die Unterkiefer liegen zwischen Oberkiefer und Unterlippe. Jeder Unterkiefer hat nur eine Einlenkung mit der Kopfkapsel und verfügt über eine höhere Beweglichkeit als die Oberkiefer. Das sich die Unterkiefer im Laufe der Entwicklung aus Beinen gebildet haben, läßt sich durch die mehrgliedrigkeit und den Anhängen sehr gut nachvollziehen.

Der unterste Teil, meist einem Dreickeck nicht unähnlich, wird als Angelglied (Cardo) bezeichnet.

Bild Nr. 70

Maxille, Unterkiefer des Großer Puppenräuber (Calosoma sycophanta)

[Nach Ganglbauer]

Dann folgt meist ein schmaler Lappen oder lappenähnliches Stück nach innen, welches der Stamm (Stipes) genannt wird und die Basis der Unterkiefertaster und der Innenlade der Unterkiefertaster (Lobus internus) bildet. Nach aussen folgt das meist mächtigste Stück, die Aussenlade der Unterkiefer, die bei vielen Formen nach aussen beborstet oder behaart ist, manchmal auch bedornt erscheint. Die am Stamm innen ansitzenden Unterkiefertaster sind aus mehreren länglichen, beweglichen meist aus 4 Glieder zusammengesetzt, wovon das Wurzelstück als tastertragendes Stück der Unterkiefer (Squama palpigera) bezeichnet wird, das Endglied aber in beiden oder in einem Geschlecht (männlich) besonders durch eine breitere Verdickung ausgezeichnet erscheinen kann. Bei dem größten Teil der Adephaga (zweitgrößte Unterordnung der Käfer) ist die Aussenlade der Unterkiefer am inneren Teil des Stammes als zweigliedriges Organ angefügt, welches durch die Form der Lippentaster ähnlich wird und zwar so, dass hier 3 Tasterpaare unterschieden werden können. Bei der großen Abteilung der Polyphaga ist die Aussenlade ganz anders geformt und niemals tasterförmig entwickelt.

(Die Polyphaga sind eine Unterordnung der Käfer. Sie umfassen mit mehr als 320.000 Arten in 151 Familien den überwiegenden Teil aller Käfer und sind damit nicht nur ihre vielfältigste Unterordnung sondern auch die mit den am stärksten abgeleiteten Gruppen.)

Die Kiefertaster und die Aussenlade tragen Sinnesorgane zum Auffinden und geschmacklicher Beurteilung der Nahrung, während die innere Lade hauptsächlich zum Kauen benutzt wird. Sie ist deswegen auf der Innenseite häufig stark strukturiert.

Bild Nr. 71

Kopf des Großen Puppenräubers

(Calosoma sycophanta)

Bild Nr. 72

Mikroskopische Vergrößerung der Lippentaster 3. und 2. Glied

Bild Nr. 73

Unterkiefer des Feldmaikäfers

(Melolontha melolontha)

Bild Nr. 74

Kiefertaster des Feldmaikäfers

(Melolontha melolontha)

1.5.3 Lippen

Die zweiten Unterkiefer sind bei den Insekten immer zu einer einheitlichen Unterlippe, wissenschaftlich als (Labium) bezeichnet, verwachsen. Die Oberlippe, wissenschaftlich (Labrum), schirmt die Mundwerkzeuge ab, sie lassen sich in ihrer Entwicklung aber nicht von den Extremitäten ableiten.

Bild Nr. 75

Unterlippe des Feldmaikäfers

(Melolontha melolontha)

Bild Nr. 76

Oberlippe des Feldmaikäfers

(Melolontha melolontha)

Weiter am Hinterteil des Kopfes befindet sich das Kinn (Mentum). Dessen Gestalt verschiedenartig sein kann. Das Kinn kann durch Ausbuchtungen gezähnt sein und es kann auch von einem Mittelzahn und Seitenzahn des Kinns gesprochen werden. Vor dem Kinn liegt in der Mitte die Unterlippe (Labium). Die Mundpartie besteht aus einem basalen Mittelstück, der Zunge (Ligula), daneben ist das tastertragende Basalstück der Unterlippe (Squama palpigera), worauf die Lippentaster (Palpi labiales) als 2-3 gliedriges Organ folgen. Es ist in der Gliederung den Unterkiefertastern ähnlich, aber gewöhnlich viel kürzer. An der Zunge befindet sich häufig auf beiden Seiten ein zipfliges Gebilde. Es sind die Nebenzungen (Paraglossen). Das Kinn, am hinteren Teil der Kinnunterseite, welches auch oft als Kinnplatte bezeichnet wird, ist häufig stark erweiter und bedeckt oft zum Teil, manchmal sogar vollständig die Mundteile. Am hintersten Teil des Kehlausschnitts, gegen die Abschnürung des Halses gelegen, befinden sich zwei Längsnähte (Suturae gulares), welche bei den Rüsselkäfern auf eine einzelne, in der Mitte gelegene Naht reduziert sind und ein sehr gutes Merkmal für diese große Insektenabteilung abgeben.

Bei stechend-saugenden Insekten bildet die Unterlippe als der zweite verwachsene Unterkiefer die Grundlage für das Saugrohr. Bei der Stubenfliege ist die Unterlippe zum Saugrüssel umgebildet.

Durch die ausführliche Beschreibung der Mundwerkzeuge will ich wiederum die Faszination, die von dieser Tierart ausgeht, hervorheben.

1.5.4 Kauend-beißenden Mundwerkzeuge

Kauende oder auch als kauend-beißende bezeichnete Mundwerkzeuge findet man bei Käfern, Heuschrecken und Schaben. Die Kiefer sind häufig mit kleinen Zähnchen bestückt, die die Nahrung zerkleinern und zerkauen. Räuberische Arten benutzen ihre Mundwerkzeuge auch zum Beutefang oder als Greifwerkzeug zum Transport von Objekten. Raupen haben ebenfalls kauende Mundwerkzeuge, mit denen sie große Schäden an Pflanzen verursachen.

Bei Ameisen findet man verschiedene Kieferformen. Die meisten Arten besitzen Kiefer zum Beißen. Andere Arten, wie die Blattschneideameisen, haben aus dem Kiefer ein Schneidewerkzeug entwickelt, mit dem sie im Verhältnis zu ihrer Körpergröße riesige Blattstücke abschneiden und abtransportieren. Rote Waldameisen umzingeln ihre Beute, verschießen dann Ameisensäure auf ihr Opfer, beißen sich mit ihren Kiefern fest und schleppen die Beute ins Nest.

Bild Nr. 77

Kiefer einer Ameise (Formicidae) von der Unterseite

Präparat von D. Schmidt 2012

Bild Nr. 78

Kiefer einer Ameise

(Pheidole desertorum)

Bild Nr. 79

Kiefer einer Raupe von der Unterseite

Bild Nr. 80

Kiefer einer Wasserkäferlarve von der Unterseite

Bild Nr. 81

Wasserkäferlarve komplett

Bild Nr. 82

Mundwerkzeuge des Engerlings von vorn

Bild Nr. 83

Engerling komplett

Bild Nr. 84

Mundwerkzeuge des Engerlings von der Seite

Im Januar 2008 las ich folgenden Artikel in der Presse:

Gefährlicher Käfer frisst Palmen von innen auf

Ein äußerst gefährlicher Schädling bedroht die Palmen an Europas Mittelmeerküsten. Nach Spanien und Italien breitet sich der rote Palmenrüsselkäfer (Rhynchophorus ferrugineus) inzwischen auch mit unglaublicher Geschwindigkeit entlang der Côte d'Azur aus. Er ist zerstörerischer und schwerer zu bekämpfen als alle seine Vorgänger. Hat der Palmenrüsselkäfer eine Palme befallen, ist alles zu spät. In Frankreich wurde der „Palmenkiller“ im September 2006 das erste Mal auf der Mittelmeerinsel Korsika gesichtet. Schon einen Monat später waren die zwei bis fünf Zentimeter langen Krabbler auf dem Festland im Département Var um die Hafenstadt Toulon. „Die gesamte Küste des Var ist verseucht“, sagt Céline Vidal von der regionalen Pflanzenschutzbehörde (SRPV). Inzwischen tauchte der rot-orange Käfer auch in zwei weiteren Départements auf.

Experten befürchten, dass der Käfer mit seinen gefräßigen Larven längst schon viel weiter ist. „Der Angriff des Palmenrüsslers läuft über Monate oder sogar Jahre im Verborgenen ab, weil er die Palmen von innen auffrisst“, sagt der Wissenschaftler Didier Rochat. „Wenn es außen Anzeichen für einen Befall gibt, ist es zu spät. Der Baum ist nicht mehr zu retten.“

Der ursprünglich aus tropischen Gebieten Asiens stammende Käfer hat sich in den 80er und 90er Jahren zunächst im Nahen Osten breitgemacht und dann in Afrika. Von dort aus ging es nach Spanien und Italien. Dabei könnte der Käfer auch durch die Einfuhr von Palmen nach Europa gekommen sein, die beim Kauf von außen vollkommen gesund erschienen, aber längst befallen waren. Im Mai 2007 verhängte die EU deshalb sehr strenge Auflagen für Palmenimporte.

„Wir sind pessimistisch. 2008 wird sich das Insekt explosionsartig verbreiten“, prophezeit Pflanzenschützerin Vidal. Dies sei auch wegen der hohen Fortpflanzungsrate des Käfers zu erwarten, der sich das ganze Jahr über vermehren könne. Die Beobachtungen in Italien oder Spanien lassen laut Vidal Schlimmes befürchten: „In Palermo, in Neapel steht wie in Valencia oder Malaga keine einzige Palme mehr. Die befallenen Zonen haben eine radikale Veränderung ihrer Pflanzenwelt erfahren.“

Bild Nr. 85

Das ist der „Bösewicht“, der rote Palmenrüsselkäfer

(Rhynchophorus ferrugineus)

Bild Nr. 86

Der Käfer in der Seitenansicht

Bild Nr. 87

Der Käfer von unten

Bild Nr. 88

Der Käfer in der Vorderansicht

Im Bild Nr. 88 ist der Rüssel, der genau zwischen den Augen heraus ragt, deutlich zu erkennen. Seitlich auf dem Rüssel sitzen die Fühler mit den Sinnesorganen für Geruch und Geschmack.

Alle Entwicklungsstadien der Art sind an Palmen gebunden. Das Weibchen legt die Eier einzeln oder in kleinen Gelegen in Spalten oder selbst ausgefressene Hohlräume an verschiedene Teile der Palme ab. Pro Weibchen werden etwa 300 Eier abgelegt. Nach 2 bis 5 Tagen schlüpft die Larve. Die Larven fressen sich von der Eiablagestelle durch das Gewebe, bis der Wachstumskegel (an der Stammspitze, im Bereich des Blattansatzes) erreicht ist. Die Käfer sind beinahe ganzjährig anzutreffen. Der Befall ist in den frühen Stadien quasi nicht äußerlich erkennbar, sobald Symptome erkennbar sind, ist der Baum meist bereits rettungslos verloren. Die Käfer fressen in der Regel an einem Baum, bis der Wachstumskegel vollkommen aufgebraucht und zerstört ist. Der Baum stirbt dann ab, weil die jungen Blätter absterben und keine neuen Blätter mehr ausgebildet werden können.

Bild Nr. 89

Mundwerkzeuge des roten Palmenrüsselkäfers

(Rhynchophorus ferrugineus)

Bild Nr. 90

Mundwerkzeuge des roten Palmenrüsselkäfers stark vergrößert

(Rhynchophorus ferrugineus)

Die kauend-beißenden Mundwerkzeuge des roten Palmenrüsslers befinden sich vorn im Rüssel wie auf den Bilder Nr. 89 und 90 gut zu erkennen ist.

Bild Nr. 91

Dickmaulrüssler

Bild Nr. 92

Mundwerkzeuge eines Dickmaulrüsslers aus Madagaskar

Grundsätzlich sind bei allen Rüsselkäfern die kauend-beißenden Mundwerkzeuge vorne im Rüssel zu finden.

Bild Nr. 93

Rüsselkäfer

(Curculionidae)

Bild Nr. 94

Rüsselkäfer (Curculionidae)

Bild Nr. 95

Rüsselkäfer (Curculionidae, Eupholus sp.)

Bild Nr. 96

Rüsselkäfer (Curculionidae)

Auf den nachfolgenden Bildern, die ich im Naturkundemuseum in Berlin aufgenommen habe, sieht man einige Käferexemplare mit gewaltigen Oberkiefern. Wobei diese Oberkiefer, auch Geweih genannt, nicht zum Nahrungserwerb dienen, sondern zum Kämpfen zwischen den Männchen zum Aushebeln des Gegners eingesetzt werden.

Bild Nr. 97

Bild Nr. 98

Bild Nr. 99

Bild Nr. 100

Bild Nr. 101

Bild Nr. 102

Zum Abschluss des Kapitels kauend-beißende Mundwerkzeuge habe ich noch ein schönes Ameisenmodell im Naturkundemuseum Berlin fotografiert.

Bild Nr. 103

Rote Gartenameise (Myrmica rubra) mit Ahornblattlaus (Dreanphum platanoides)

Die Modelle des Präparators Alfred Keller (1902-1955, Berlin) gelten noch heute als Meisterwerke der Modellpräparation.

Als wissenschaftlicher Modellbauer war Alfred Keller von 1930 an bis zu seinem Tod 1955 für das Naturkundemuseum tätig. Er schuf in dieser Zeit eine Vielzahl einmaliger biologischer Modelle. Seine Arbeiten stellen noch heute einen international gültigen Maßstab dar.

Keller schuf zunächst Plastilin-Modelle, von denen er Gipskopien anfertigte, die er akribisch überarbeitete. Für das Endmodell mussten sie später in Pappmaché gedoubelt werden. Aus den ersten Kunststoffen (Zelluloid und Galalith) wurden Flügel und Borsten hergestellt und am Modell montiert. Mit partieller Blattvergoldung und Kolorierung wurden die aufwändigen Arbeiten vollendet. Diese präzisen Arbeiten waren sehr zeitintensiv. So dauerte die Herstellung eines maßstabgetreuen Fliegenmodelles fast ein Jahr.

Bild Nr. 104

Alfred Keller 1930 hier am Modell eines Menschenflohs, Maßstab 100:1

1.5.5 Saugenden Mundwerkzeuge

Saugende Mundwerkzeuge findet man bei den Schmetterlingen (Falter) und bei den Schwärmern, eine Familie der Schmetterlinge. Bei den Schmetterlingen wird zwischen Tag- und Nachtfaltern unterschieden. Alle oder ein Teil der Nachtfalter werden auch umgangssprachlich als Motten bezeichnet. Der Saugrüssel ist bei allen Arten der Nachtfalter entweder stark zurückgebildet, oder fehlt komplett, die Kiefertaster (Maxillarpalpen) sind ebenso fehlend. Die Lippentaster (Labialpalpen) sind unterschiedlich gut ausgebildet.

Die Lippentaster besitzen Sinneszellen zur Geruchs- und Geschmackswahrnehmung. Die saugenden Mundwerkzeuge der Schmetterlinge werden als Saugrüssel bezeichnet und dienen den meisten Schmetterlingen zur Nahrungsaufnahme. Diese Nahrung besteht bei nahezu allen Schmetterlingsarten aus Blütennektar, Pflanzensäften und anderen nährstoffreichen Flüssigkeiten.

Bild Nr. 105

Pappelkarmin

(Catocala elocata)

Bild Nr. 106

Zusammengerollter Saugrüssel des Pappelkarmins

Bild Nr. 107

Tagpfauenauge (Inachis io) auf einer Distelblüte

Der Saugrüssel von Schmetterlingen besteht aus zwei Halbröhrchen. Schlüpft der Schmetterling aus der Puppe, so sind die beiden Halbröhrchen noch nicht miteinander verbunden. Während der Entfaltung der Flügel bewegt sich der Schmetterling in seiner charakteristischen Weise, um Blutflüssigkeit (Hämolymphe) in seine Flügel zu pressen. Während dieses Vorgangs wird der Saugrüssel vielfach aus- und eingerollt, wobei zuerst die beiden Teile der Halbröhrchen in eine parallele Position gebracht werden. Beide Teile werden dann durch eine Flüssigkeit aneinander geheftet. Danach verhaken sich die Strukturen auf deren Oberfläche durch antiparallele Verschiebungen miteinander. Dies haben Untersuchungen des Zoologischen Instituts der Universität Wien ergeben. Der Zusammenbau des Rüssels ist irreversibel.

Schwärmer besitzen sehr lange Rüssel und sind meist auf bestimmte Blüten spezialisiert. In den Subtropen Mittel- und Südamerika leben Schwärmer die eine Saugrüssellänge von bis zu 28 Zentimeter aufweisen.

Bild Nr. 108

Schmetterling auf Costa Rica Nektar saugend

Bild Nr. 109

Bei diesem Schmetterling aus Costa Rica ist der Saugrüssel deutlich zu erkennen

Bild Nr. 110

Schmetterling auf Costa Rica

Bild Nr. 111

Falter auf Costa Rica

Saugende Mundwerkzeuge liegen immer dann vor, wenn an ihrem Aufbau eine röhrenartige geschlossene Saugpumpe beteiligt ist. Wenn eine solche Saugpumpe fehlt und die Mundteile aber trotzdem auf die Aufnahme flüssiger Nahrung eingestellt sind, können sie als schlürfend bezeichnet werden. Einen Übergang zu den leckend-saugenden Mundwerkzeugen bilden solche, wie sie bei der Familie der Faltenwespen (Vespidae) zu finden sind, wo sich Praementum, Laciniae und Epipharynx rohrartig zusammenlegen können. Mit viel stärkeren Umgestaltungen ist ein Saugrohr bei den Apoidea entstanden, wo auch die Evolution aus kauenden Mundwerkzeugen verfolgt werden kann.

Die Faltenwespen (Vespidae) sind eine Familie der Stechimmen (Aculeata) in der Ordnung der Hautflügler (Hymenoptera). Sie umfassen weltweit etwa 4000 Arten, von denen etwa 100 auch in Mitteleuropa leben.

Das Praementum (Kinn) ist der abschließende Teil des basalen, zusammengewachsenen Abschnitts der Unterlippe (Labium) der Insekten. Die Laciniae ist die innere Kaulade der Maxille der Insekten und der Epipharynx ist eigentlich die Innenseite des Labrums also der "Oberlippe" der Insekten.

Die Überfamilie Apoidea gehört zu den Stechimmen innerhalb der Ordnung der Hautflügler. Diese Überfamilie umfasst die Bienen und die Grabwespen.

Bild Nr. 112

Bananenfalter (Caligo sp.) auf Costa Rica

Bild Nr. 113

Bananenfalter (Caligo sp.) auf Costa Rica

Bild Nr. 114

Schmetterlingsrüssel mit Sinneszellen an der Rüsselspitze

(Präparat von Ch. Hess 1950-1951)

Bild Nr. 115

Hier sind deutlich die Sinneszellen an der Rüsselspitze zu erkennen

(Präparat von Ch. Hess 1950-1951)

Andere Insekten mit (leckend) saugenden Mundwerkzeugen sind Bienen, Hummeln, Fliegen und Schnaken. Die Mundwerkzeuge der erwachsenen Tiere sind (leckend) saugend, wie bei vielen Fliegenarten und den meisten Zweiflüglern. Der (leckend) saugende Rüssel einiger Fliegen besteht aus den kissenartig vergrößerten Lippentastern, die eine geschlossene Rinne bilden, durch die Flüssigkeiten aufgesaugt werden. Ich habe hier das Attribut leckend bewußt in Klammern gesetzt, da hier das leckend eher als „kosten“ bzw. „probieren“ definiert werden sollte. Das Insekt muss ja ersteinmal die Nahrung prüfen.

Die leckend saugenden Mundwerkzeuge werden im Kapitel 1.5.7 genauer beschrieben.

1.5.6 Stechend-saugenden Mundwerkzeuge

Bild Nr. 116

Alle zu den Wanzen gehörenden Insektengruppen besitzen stechendsaugende Mundwerkzeuge, die durch einen Saugrüssel gekennzeichnet sind und direkt am Kopfbereich ansetzen.

Bild Nr. 117

An der Kopfunterseite befinden sich die Wangenplatten, in welcher der Ansatz der Mundwerkzeuge, die einen Rüssel bilden, liegt. Die Mundwerkzeuge bestehen aus einer drei- oder viergliedrigen Röhre, die auf der Oberseite über eine schmale Rinne verfügt. Diese wird am Ansatz außen von der Oberlippe abgedeckt. Beiderseits befinden sich Stechborsten, welche an ihrer Spitze scharfe Zähnchen besitzen und mit deren Hilfe winzige Löcher in Pflanzen oder Beutetiere gebohrt werden. Siehe dazu auch Bild 120.

Bild Nr. 118

Lederwanze (Coreus marginatus)

Bild Nr. 119

Saugrüssel der Streifenwanze

(Graphosoma lineatum)

Bild Nr. 120

Schematische Darstellung der Mundwerkzeuge der Wanzen (Heteroptera) siehe auch Bild 122

Ähnlich wie bei einem Bohrgestänge wird der Saugrüssel durch das „Gestänge“ zum „Bohrloch“ geführt, um dann den Pflanzensaft zu saugen.

Bild Nr. 121

Paarung der Streifenwanze

(Graphosoma lineatum

Bild Nr. 122

Mundwerkzeuge der rotbeinigen Baumwanze

(Pentatoma rufipes)

Bild Nr. 123

Auf Borneo lebende Baumwanze

(Pycanum rubens)

Die Wanzen sind weltweit mit etwa 40.000 Arten vertreten. In Europa leben zirka 1000 Arten. Sie verfügen über eine sehr große Formenvielfalt und sind hinsichtlich ihrer Lebensweise und Lebensräume sehr vielgestaltig. Es gibt Pflanzensäuger und auch räuberische Arten, die beispielsweise wie die Bettwanze auch Blut saugen. Der Lebensraum der Wanzen sind Wiesen und Wälder. Manchmal findet man sie auch in Wohnungen. Die hier abgebildete gemeine Feuerwanze (Pyrrhocoris apterus) sieht man häufig im Garten auf Malven- und Hibiscusgewächsen sitzen.

Bild Nr. 124

Die gemeine Feuerwanze

(Pyrrhocoris apterus)

Bild Nr. 125

Bild Nr. 126

Rotbeinige Baumwanze

(Pentatoma rufipes)

Bild Nr. 127

Nymphe der Rotbeinigen Baumwanze

(Pentatoma rufipes)

Als Nymphen werden Jungtiere verschiedener Gliederfüßer (wissenschaftlich Arthropoda) bezeichnet, die, anders als Larven, äußerlich dem erwachsenen Stadium bereits sehr ähneln. Nymphen findet man beispielsweise bei hemimetabolen Insekten, wo sie sich von den ausgewachsenen Tieren (Imagines) unter anderem durch unvollständig entwickelte Flügel und / oder Genitalien unterscheiden. Die folgenden Gruppen lassen sich als hemimetabol bezeichnen: u.a. Fangschrecken (Mantodea), Gespenstschrecken (Phasmatodea), Kurzfühlerschrecken (Caelifera) und Langfühlerschrecken (Ensifera).

Der Unterschied zwischen Hemimetabolen Insekten und den Holometabolen Insekten wird in einem anderen Kapitel dieses Buches näher beschrieben.

Bild Nr. 128

Nymphe der gemeinen Feuerwanze

(Pyrrhocoris apterus)

Bild Nr. 129

Nymphe der Spitzbauchwanze

(Troilus luridus)

Bild Nr. 130

Schildkäfer (Cassidinae) auf Costa Rica

Die Schildkäfer sind eine Unterfamilie der Blattkäfer (Chrysomelidae)

Bild Nr. 131 zeigt u.a.

Abb. Oben Ritterwanze (Lygaeus equestris),

Abb. Mitte links