Jagd auf Salamander - Günter Dönges - E-Book

Jagd auf Salamander E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! »Ich bitte mir verzeihen zu wollen, Sir, daß ich beabsichtige, meinem Unmut Ausdruck zu verleihen«, sagte Butler Josuah Parker und schüttelte mißbilligend den Kopf. Er konnte und wollte es einfach nicht verstehen, daß der Prozeß des Staates Illinois gegen Luigi Manchetti mit einem glatten Freispruch durch die Geschworenen geendet hatte. »Natürlich werde ich Ihnen verzeihen«, antwortete Mike Rander und schüttelte ebenfalls den Kopf, »eine Riesenschweinerei, daß er es wieder einmal geschafft hat. Dabei weiß doch jeder im Gerichtssaal, daß die Alibis gekauft waren.« »Dagegen sollte und müßte man einiges unternehmen, Sir«, meinte Josuah Parker, »zwölf Anklagen und zwölf Freisprüche bisher …! Mister Luigi Manchetti dürfte damit einen traurigen Rekord aufgestellt haben.« »Juristisch ist dagegen überhaupt nichts zu machen«, erklärte der junge Anwalt, der zusammen mit seinem Butler dieser Verhandlung beigewohnt hatte, »man kann nur hoffen, daß Manchetti eines Tages stolpern wird, sonst richtet er noch mehr Unheil an …!« Mike Rander und sein Butler blieben in der Fensternische stehen und beobachteten den Triumphzug des Mister Manchetti. Gefolgt von einem dichten Schwarm seiner Höflinge und Leibwächter kam der Gangsterboß aus dem Gerichtssaal. Luigi Manchetti war fünfzig Jahre alt, mittelgroß und zeigte bereits einen leichten Bauchansatz, der von dem teuren dunklen Maßanzug aber gekonnt überspielt wurde. Manchetti fuhr sich mit der Hand durch das fettglänzende pechschwarze Haar und ließ dabei an jedem der Finger teure Ringe aufblitzen. Seine dunklen Augen strahlten vor Freude. Die schneeweißen Zähne, wahrscheinlich waren sie falsch, denn sie sahen zu regelmäßig aus, blitzten, als er sich an seine Begleitung wandte und den Männern einige Worte gönnte. Dann schritt er auf seinen kurzen, stämmigen Beinen hinüber zum nahen Lift, dessen Tür eilfertig auf gerissen wurde. »Sieht so harmlos aus wie ein kleiner Kramwarenhändler«, sagte der junge Anwalt, »aber für mich ist und bleibt er ein Brechmittel … Gehen wir, Parker, sonst vergeht mir der Appetit …!«

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Der exzellente Butler Parker – 111 –

Jagd auf Salamander

Günter Dönges

»Ich bitte mir verzeihen zu wollen, Sir, daß ich beabsichtige, meinem Unmut Ausdruck zu verleihen«, sagte Butler Josuah Parker und schüttelte mißbilligend den Kopf. Er konnte und wollte es einfach nicht verstehen, daß der Prozeß des Staates Illinois gegen Luigi Manchetti mit einem glatten Freispruch durch die Geschworenen geendet hatte.

»Natürlich werde ich Ihnen verzeihen«, antwortete Mike Rander und schüttelte ebenfalls den Kopf, »eine Riesenschweinerei, daß er es wieder einmal geschafft hat. Dabei weiß doch jeder im Gerichtssaal, daß die Alibis gekauft waren.«

»Dagegen sollte und müßte man einiges unternehmen, Sir«, meinte Josuah Parker, »zwölf Anklagen und zwölf Freisprüche bisher …! Mister Luigi Manchetti dürfte damit einen traurigen Rekord aufgestellt haben.«

»Juristisch ist dagegen überhaupt nichts zu machen«, erklärte der junge Anwalt, der zusammen mit seinem Butler dieser Verhandlung beigewohnt hatte, »man kann nur hoffen, daß Manchetti eines Tages stolpern wird, sonst richtet er noch mehr Unheil an …!«

Mike Rander und sein Butler blieben in der Fensternische stehen und beobachteten den Triumphzug des Mister Manchetti. Gefolgt von einem dichten Schwarm seiner Höflinge und Leibwächter kam der Gangsterboß aus dem Gerichtssaal.

Luigi Manchetti war fünfzig Jahre alt, mittelgroß und zeigte bereits einen leichten Bauchansatz, der von dem teuren dunklen Maßanzug aber gekonnt überspielt wurde. Manchetti fuhr sich mit der Hand durch das fettglänzende pechschwarze Haar und ließ dabei an jedem der Finger teure Ringe aufblitzen. Seine dunklen Augen strahlten vor Freude. Die schneeweißen Zähne, wahrscheinlich waren sie falsch, denn sie sahen zu regelmäßig aus, blitzten, als er sich an seine Begleitung wandte und den Männern einige Worte gönnte. Dann schritt er auf seinen kurzen, stämmigen Beinen hinüber zum nahen Lift, dessen Tür eilfertig auf gerissen wurde.

»Sieht so harmlos aus wie ein kleiner Kramwarenhändler«, sagte der junge Anwalt, »aber für mich ist und bleibt er ein Brechmittel … Gehen wir, Parker, sonst vergeht mir der Appetit …!«

»Der dürfte, Sir, anderen Leuten inzwischen längst vergangen sein.«

»Sie denken an die beiden Zeugen, die gegen Manchetti ausgesagt haben, Parker?«

»In der Tat, Sir …! Sie befinden sich meiner bescheidenen Ansicht nach ab sofort in akuter Lebensgefahr.«

»Stimmt …!« Mike Rander klopfte sich eine Zigarette aus der Packung und zuckte unwillkürlich zusammen, als Josuah Parker wieder einmal wie durch Zauberei sein großes, altertümlich wirkendes Gasfeuerzeug in der Hand hielt, es aufklicken ließ und ihm Feuer reichte.

»Beide Zeugen haben, wie Sie sich erinnern werden, Sir, unter Eid ausgesagt, Manchetti in der bewußten Mordnacht gesehen zu haben. Diese Aussagen wurden allerdings von der Verteidigung derart zerpflückt, daß sie durchaus zufrieden sein können, wenn man gegen sie keine Anklage wegen Meineid erhebt.«

»Haben Sie sich Namen und Adressen dieser beiden Zeugen genau aufgeschrieben, Parker?«

»Gewiß, Sir …! Im ersten Fall handelt es sich um einen gewissen Andy Hewitt, seines Zeichen Buchvertreter, wohnhaft in Oak Park, im zweiten Fall um die stellungslose Myrna Barbers, wohnhaft in Cicero.«

Butler Parker stand steif und würdevoll vor seinem jungen Herrn und erinnerte in seiner pechschwarzen Kleidung an einen leitenden Angestellten irgendeines Begräbnisinstitutes.

Da die Luft auf dem Korridorgang dumpf und muffig war, fühlte er sich veranlaßt, eines der Fenster zu öffnen, um seinem jungen Herrn etwas frische Luft zu verschaffen. Dabei beugte er sich leicht über die Fensterbank und sah hinunter in den Parkhof des Gerichtsgebäudes.

Manchetti und seine Begleitung hatten diesen Hof inzwischen erreicht. Der kurzbeinige Gangsterboß ging gerade auf seinen schwarzen Cadillac zu, dessen Türen eilfertig aufgerissen wurden.

Genau in diesem Augenblick verlor der Butler nicht nur seine Konzentration, sondern auch einige kleine runde, pillenähnlich aussehende Gegenstände aus seiner Hand.

Diese erbsengroßen Gegenstände fielen hinunter in den Parkhof und landeten zufälligerweise genau neben dem Cadillac des Gangsterboß. Noch genauer gesagt, sie berührten fast die Schuhspitzen dieses Mannes.

Dort platzten sie dann mit lautem Knall auseinander. Es handelte sich um genau vier kleinere Explosionen, deren Knall vom Echo zusätzlich verstärkt wurde. Spätere Zeugen sagten aus, es habe sich so angehört, als sei auf den Gangster geschossen worden.

Manchetti wurde von diesen vier Explosionen derart überrascht, daß er erst einmal genau dreieinhalb Zentimeter hoch in die Luft sprang. Dann warf er sich durchaus gekonnt zur Seite, verlor dabei verständlicherweise das Gleichgewicht und landete mit der Rückseite seines teuren Maßanzuges genau in einer Wasserpfütze. Nachdem das herumspritzende Schmutzwasser sich wieder auf dem Zementboden versammelt hatte, war deutlich zu sehen, wie Manchetti eiligst über den Boden robbte, um sich hinter dem Cadillac in Sicherheit zu bringen.

Er sah dabei nicht sehr überzeugend aus. Er erinnerte irgendwie an einen ängstlichen Feldhasen, der sich vor den Schüssen seiner Jäger in Deckung bringen wollte.

Die Begleiter Manchettis hatten bereits ihre Kanonen in der Hand und schirmten ihren Boß ab. Sie suchten verzweifelt nach dem vermeintlichen Schützen, doch sie konnten ihn natürlich nicht ausmachen, zumal der Butler das Fenster längst wieder geschlossen hatte.

»Was soll denn dieser Unsinn?« fragte Mike Rander, sich an seinen Butler wendend.

»Sir, ich bitte mir verzeihen zu wollen«, gab der Butler gemessen zurück, »aber die Dinge in mir waren stärker als meine Selbstbeherrschung. Mein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl kann es einfach nicht ertragen, daß ein Mann wie Luigi Manchetti freigesprochen wurde. Ich mußte meinem Unmut Raum geben …!«

»Mit Knallerbsen?« fragte Rander lächelnd zurück, »sehen Sie mal runter, Parker, was Sie da angerichtet haben! Manchetti dreht doch glatt durch …!«

»Vielleicht war das der Hintergedanke meines Unterbewußtseins, Sir«, erwiderte der Butler, der durch das geschlossene Fenster wieder hinunter in den Parkhof sah.

Manchetti stand bereits wieder auf seinen kurzen, stämmigen Beinen. Er sah reichlich mitgenommen aus. Sein teurer Maßanzug glich nur noch einem nassen Putzlappen. Geschützt und abgeschirmt von seinen Leibwächtern, kugelte er sich gerade in den Cadillac, der sofort losschoß, immer schneller wurde und dann durch den Torweg hinüber zur Straße fuhr.

»Gut, daß Manchetti Sie nicht gesehen hat«, meinte Anwalt Rander.

»Ich hätte nichts dagegen gehabt, Sir …!« erwiderte der Butler.

»Sie sollten doch wissen, Parker, wer Manchetti ist …! Er vergißt nie etwas! Irgendwann präsentiert er immer seine Rechnung. Und gegen seine Schläger soll kein Kraut gewachsen sein.«

Während Mike Rander redete, sah er seinen Butler aufmerksam an. Er kniff die Augen zusammen und wünschte sich gerade in diesem Augenblick, Parkers Gedanken lesen zu können.

Da er mit Josuah Parkers Musterung beschäftigt war, übersah er den kleinen, wieselartigen Mann mit dem schütteren Haar, der auf der gegenüberliegenden Seite des Korridors stand und die ganze Szene mitverfolgt hatte.

Dieses menschliche Wiesel, schlecht gekleidet und leicht verhungert aussehend, hatte es plötzlich ungemein eilig und lief fast zum nächsten Lift. Während er auf das Öffnen der Tür wartete, sah er sich verstohlen nach Mike Rander und Josuah Parker um. Er war sicher, daß er überhaupt nicht bemerkt worden war.

Worin er sich allerdings gründlich täuschte …!

Josuah Parker hatte dieses menschliche Wiesel sehr genau beobachtet. Er kannte Joe Failer und wußte nur zu gut, was er von diesem Mann zu halten hatte. Er hoffte sehr, daß Failer sich beeilen würde, gewisse Beobachtungen sofort an Manchetti zu verkaufen …

*

»Wenn Sie erlauben, Sir, würde ich mich gern meinem freien Nachmittag hingeben«, sagte der Butler, nachdem er zusammen mit seinem jungen Herrn den Parkplatz vor dem Gerichtsgebäude erreicht hatte. Er stand neben seinem Privatwagen, einem abenteuerlich aussehenden, hochbeinigen Vehikel, das vor vielen Jahren einmal in London als Taxi gedient hatte und nun nach Parkers Spezialplänen umgebaut worden war.

Parker sah seinen jungen Herrn erwartungsvoll an. Er hoffte, daß Mike Rander wenigstens diesmal keinen Verdacht schöpfte.

»Und wenn Sie erlauben, Parker, werde ich mich Ihrem freien Nachmittag anschließen«, erwiderte der junge Anwalt lächelnd, »ich will doch nicht, daß Sie sich möglicherweise langweilen.«

»Ich glaube, Ihre Befürchtungen in dieser Hinsicht zerstreuen zu dürfen und zu können«, sagte der Butler würdevoll, »langweilen werde ich mich gewiß nicht, zumal ich beabsichtige, mir ein wenig die Füße zu vertreten.«

»Dann trete ich mit«, meinte Anwalt Rander hartnäckig, »und wenn es auch nur gegen die Schienbeine der Manchetti-Gangster geht …! Machen Sie mir bloß keinen faulen Zauber vor, Parker! Ich weiß doch genau, was Sie Vorhaben.«

»Sir, ich gestehe beschämt, daß ich mich durchschaut fühle …!«

»Na also, Parker … Teilen wir uns lieber in die beiden Zeugen. Kann durchaus sein, daß Manchetti sie beide umgehend besuchen läßt. Und auch Sie können an beiden Stellen nicht zugleich sein!«

»Darf ich Ihre Hinweise, Sir, als ein allgemeines Einverständnis auffassen?«

»Klar, Parker … Manchetti versalzen wir die Suppe …! Eines weiß ich schon jetzt, wenn er ein dreizehntes Mal vor Gericht kommt, wird er nicht wieder mit einem Freispruch davonkommen …! Also, wen übernehmen Sie, Parker? Andy Hewitt oder diese Myrna Barbers?«

»Ich möchte Ihnen auf keinen Fall vorgreifen, Sir …!«

»Gut, dann übernehme ich die Barbers«, entschied Mike Rander und schmunzelte, »mit jungen Damen dürfte ich auch mehr anfangen können als Sie …!«

Parker war mit dieser Lösung durchaus einverstanden, zumal der Buchvertreter Andy Hewitt seiner Ansicht nach wesentlich gefährdeter war als die Zeugin Barbers. Hewitt war der Hauptbelastungszeuge gegen Luigi Manchetti gewesen. An der schnellen Beseitigung gerade dieses Zeugen mußte der Gangsterboß besonders interessiert sein.

Parker war ganz Butler, als er für seinen jungen Herrn ein Taxi besorgte. Erst als Mike Rander in einem Wagen saß und davonfuhr, begab sich der Butler zu seinem hochbeinigen Wagen, den man, was sein Äußeres anbetraf, nur als Monstrum bezeichnen konnte. Er setzte sich an das Steuer und ließ den Motor anspringen.

Eine pechschwarze kompakte Rauchwolke quoll aus dem Auspuff und nebelte den Parkplatz für eine Minute vollständig ein. Nach einigen Fehlzündungen setzte der hochbeinige Schlitten sich langsam in Bewegung und rollte zur nahen Straße hinüber. Interessierte, amüsierte und auch ängstliche Zuschauer dieses Starts warteten darauf, daß dieses eckige Blechmonstrum auseinanderfiel, so erbärmlich sah Parkers Wagen nach außen hin aus.

Dann aber ließ der Butler seine geliebten Spielereien, gab Gas und … röhrte donnernd davon. Er slalomte in halsbrecherischer Fahrt durch den dichten Verkehr und verschwand rasant hinter der nächsten Straßeneinbiegung.

Er ließ eine halb ohnmächtige Frau, einen völlig konsternierten Streifenpolizisten und einige benommene Autofahrer zurück, die alle glaubten, eine Vision zu haben. Parker ignorierte bewußt das Aufsehen, das sein Start verursacht hatte. Ihm ging es jetzt nur noch darum, so schnell wie möglich sein Ziel zu erreichen.

Trotz aller Schnelligkeit brauchte er in Oak Park einige Zeit, bis er die kleine Querstraße gefunden hatte, in der der Zeuge Andy Hewitt wohnte. Es handelte sich um ein flachgedecktes Holzhaus, das in einem reichlich ungepflegten Garten stand. Vor der Auffahrt zur Garage stand ein schäbig aussehender Buick, knapp dahinter ein brandneuer Ford, an dessen Steuer ein breitschultriger Mann saß, der mit Genuß eine Zigarette rauchte. Dazu drehte er am Radioapparat herum und konnte sich nicht entscheiden, ob er einer musikalischen Reklamesendung oder aber Musik aus Hollywood lauschen sollte.

Parker hatte sein hochbeiniges Monstrum verlassen und erschien neben dem geöffneten Wagenfenster des Ford. Höflich lüftete er seine schwarze Melone.

»Darf ich Sie möglicherweise um eine bescheidene Auskunft bitten?« erkundigte er sich.

Der Mann am Steuer zuckte zusammen. Er hatte den Butler nicht bemerkt. Wie sehr er erschreckt war, zeigte sich daran, daß seine rechte Hand langsam zum linken Revers seines Anzugs hochkroch, wohl in der Absicht, schnell zum Pistolenhalfter kommen zu können.

»Was … was wollen Sie denn?« fauchte er dann den Butler an.

»Eine bescheidene Auskunft, wie ich bereits andeutete«, antwortete der Butler in seiner höflichen Art. »Ich suche einen gewissen Mister Andy Hewitt!«

»Na und …?« Die Augen des Mannes glitzerten den Butler mißtrauisch an.

»Könnte besagter Mister Hewitt dort drüben im Haus wohnen?«

»Keine Ahnung …! Was wollen Sie denn von ihm?«

»Nun ja, um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich möchte ihn vor gewissen Pressionen schützen, die ein gewisser Gangster namens Luigi Manchetti …«

Parker kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu beenden. Der Mann am Steuer schaltete augenblicklich, wenn auch falsch. Er wollte blitzschnell seine Schußwaffe ziehen, wahrscheinlich in der Absicht, Parker zu sich in den Ford zu bitten.

Josuah Parker mißverstand aber wieder einmal gründlich. Er fühlte sich angegriffen und belästigt. Und da er solche Dinge nicht ausstehen konnte, traf er Gegenmaßnahmen.

Bevor der Mann seine Waffe ziehen konnte, drückte der Butler die Rundung seiner stahlblechgefütterten Melone auf den Hinterkopf des Angreifers, der daraufhin intensiv mit den Augen rollte, ein seufzendes Stöhnen produzierte und dann die Augen schloß, um sich für längere Zeit zu entspannen.

Parker holte die Schußwaffe des Mannes aus dem Halfter und kümmerte sich dann nicht weiter um den Fahrer des Ford. Er interessierte sich vielmehr für die beiden Hinterreifen des Wagens. Genauer gesagt, er kontrollierte die Luft in diesen Weißwandreifen und war nicht sonderlich erstaunt, als sie sich als luftleer erwiesen. Er konnte allerdings auch nicht überrascht sein, denn er drehte die beiden Ventile heraus.

Anschließend schritt er auf die Haustür zu und läutete. Er war ja schließlich ein durchaus höflicher Mensch, der ohne Erlaubnis kaum in ein ihm fremdes Haus eingedrungen wäre.

Sekunden nach dem Läuten waren Schritte hinter der Tür zu hören, die sich dann öffnete. Ein Mann mit einem breitflächigen, schwitzenden Gesicht sah den Butler aus kleinen, lauernden Augen an.

»Was ist?« fragte er ruppig.

»Mister Andy Hewitt …?« erkundigte sich der Butler.

»Na und …?« knurrte der Mann mit schwitzendem Gesicht ungnädig zurück.

»Ich fand dies hier draußen vor Ihrem Gartentor«, erläuterte der Butler. »Gehört der Gegenstand vielleicht Ihnen …?«

Während er noch redete, reichte er dem Mann mit dem schwitzenden Gesicht die gerade erbeutete Handfeuerwaffe. Gewiß, er hielt sie etwas ungeschickt. Die Mündung dieser Fundwaffe deutete auf den Leib des Mannes, der daraufhin sofort beide Arme hochnahm.

»Solche verderblichen Spielzeuge sollte man auf keinen Fall vor seinem Haus herumliegen lassen«, tadelte der Butler, »wie leicht können Handfeuerwaffen dieser Bauart losgehen …!«

»Mann, nehmen Sie die Kanone runter«, hechelte der Mann, der jetzt noch viel intensiver schwitzte.

»Aber gewiß doch …!« sagte der Butler und senkte den Lauf der Waffe. Der Schwitzende witterte Morgenluft und beging den Fehler, Parker die Waffe aus der Hand schlagen zu wollen.

Er hätte es wohl besser nicht versucht. Er erlebte eine persönliche Panne nach der anderen. Zuerst verfehlte seine schwere Hand das Ziel, dann stolperte der Mann in Richtung Parker und verlor das Gleichgewicht. Anschließend fiel er mit dem Kopf auf den bleigefütterten Griff von Parkers Universal-Regenschirm. Nach solch einer Kette des Pechs war es durchaus verständlich, daß der Schwitzende sich auf der Fußmatte zusammenrollte, um sich einem kleinen Nickerchen hinzugeben. Parker stieg höflich über den Schlafenden hinweg und betrat den viereckigen Korridor. Er wunderte sich nicht wenig, als sich ihm ein äußerst harter Gegenstand in den Rücken bohrte. Aus Erfahrung war ihm bekannt, daß es sich dabei nur um den Lauf einer Handfeuerwaffe handeln konnte. Letzte Zweifel wurden durch eine rauhe Stimme beseitigt, die ihn aufforderte, möglichst schnell die dreckigen Flossen hochzunehmen, eine Formulierung, die der Butler nun wirklich nicht billigen konnte und durfte.

Vorerst aber kam er dieser Empfehlung nach und hob die Hände. Ihm war nicht danach, einfach niedergeschossen zu werden …!

*

In dem sparsam eingerichteten Wohnraum befanden sich zwei Männer, von denen einer nicht besonders glücklich aussah. Er saß in seinem Sessel und starrte in die Mündung einer Pistole, auf deren Lauf ein Schalldämpfer modernster Bauart stak. Diese Waffe wurde von einem bärenstark aussehenden Mann gehalten, der breitbeinig vor seinem Opfer stand und nun irritiert zur Seite schaute, als Parker das Wohnzimmer betrat.

»Wo kommt denn diese Type her?« fragte der Mann und kniff die Augen leicht zusammen.

»Wollt’ sich reinschmuggeln, Larry!« antwortete der Mann hinter Parker.

»Wieso reinschmuggeln?« Larry kniff die Augen noch weiter zusammen. Sie bildeten jetzt nur noch schmale Schlitze, »hat Herb denn nicht gespurt?«

»Herb ist groggy«, meldete der Mann hinter Parker.

»Er hat, wenn ich mich so ausdrücken darf, eine kleine Ruhepause eingelegt«, erläuterte der Butler höflich, »ich kann Ihnen versichern, daß er auf keinen Fall irgendwelche gesundheitlichen Schäden davontragen wird.«

»Moment mal, haben wir uns nicht schon gesehen?« erkundigte sich Larry, der offensichtlich der Vormann der breitschultrigen Männer war.

»Ich bewundere Ihr ausgezeichnetes Gedächtnis«, gab der Butler zurück und nickte dem Mann anerkennend zu, »Sie saßen im Gerichtssaal, als gegen einen gewissen Mister Manchetti verhandelt wurde.«

»Kann schon sein«, erwiderte Larry vorsichtig.

»Sie gingen, falls ich mich nicht irre, noch vor dem Freispruch dieses stadtbekannten Gangsters«, plauderte der Butler ungeniert weiter und scheute sich nicht, seine Hände herunterzunehmen, »Sie wollten dem Hauptbelastungszeugen, Mister Andy Hewitt, wohl mitteilen, daß seine Aussagen zu einer Verurteilung keineswegs ausreichten, oder nicht?«

»Sie riskieren ’ne reichlich dicke Lippe«, meinte Larry.