Jans Traum, einmal ein Held zu sein oder Torben und das Verschwinden der Magischen 7 - Angelika Nickel - E-Book

Jans Traum, einmal ein Held zu sein oder Torben und das Verschwinden der Magischen 7 E-Book

Angelika Nickel

0,0

Beschreibung

Welcher Junge hätte nicht schon einmal davon geträumt ein Held zu sein? Einige Straßen, Häuser und Betten voneinander entfernt, träumen Jan und Torben einen ähnlichen Traum. Haben sie beide fast den gleichen Wunsch. Wie gerne wären auch sie Superhelden, solche wie die, wie sie im Fernsehen immer gezeigt werden. Doch wie wird man zu einem Helden? Und was hat das Reich der Jahre und Zahlen und das Verschwinden der Magischen 7 mit den Wünschen der beiden Jungen zu tun? Überhaupt, wie kommt man in dieses Reich? Wird es Torben und Jan gelingen in diese andere Welt zu gelangen? Werden sich dann ihre Wünsche erfüllen? So viele Fragen, aber gibt es auch Antworten? Wird sich ihr Traum, wenigstens einmal ein Superheld sein zu können, erfüllen?

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 160

Veröffentlichungsjahr: 2017

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Angelika Nickel

Jans Traum, einmal ein Held zu sein oder Torben und das Verschwinden der Magischen 7

Eine Kleine-Helden-Saga

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Jans Traum, einmal ein Held zu sein

Die erste Spur

Weihnachtsstadt

Lochsocke, der Weihnachtswichtel

Abwärts

Bingo, eine morastweiche Landung

Gersters Mühlrad

Die Gitarre des Falschspielers

Freiheit für die Magische 7

Flocki, der weinende Schneemann

Katapult, ein Retter in der Not

Schneemannshausen

Das Leben und die Fröhlichkeit

Abschied vom Reich der Jahre und Zahlen

Wieder daheim

- Neun -

… auch Überraschungen gehören dazu …

Impressum neobooks

Jans Traum, einmal ein Held zu sein

oder

Torben und das Verschwinden der Magischen 7

 Copyright by

Angelika Nickel

auf Inhalt, Zeichnungen & Cover

Coverentwurf by

Angelika Nickel

1. Privatdruck

(Auflage 6 Stück)

Januar 2008

Angelika Nickel



Jans Traum,

einmal ein Held zu sein

oder

Torben und das Verschwinden

der Magischen 7



dieses Büchlein ist geschrieben

für

Jan

und

für

Torben

Happy birthday

Lieber Jan,

alles Liebe und Gute

zu Deinem 7. Geburtstag



(Happy birthday)

Happy birthday

Lieber Torben,

alles Liebe und Gute

zu Deinem 9. Geburtstag!



(Happy birthday)

und wie in jedem Büchlein, es sollte sein,

folgt hier nun noch ein Reim…

Phantasie

Die Phantasie ist es gewesen,

die Euch dies nun lässt lesen.

Doch was das Wort bereits schon sagt,

das hab ich mir für Euch

nur ausgedacht.

Dinge, die hier wohl geschehen,

das ist ja klar,

können daheim niemals so gehen.

Drum seid die Helden hier im Buch,

aber Heldentum nach draußen,

Ihr nicht sucht.

Zuhause seid Ihr wer Ihr seid:

Jan von gegenüber

und

Torben von etwas weit.

Angelika Nickel, im Dezember 2007

 Kapitel < 1 > ☻ 

Sieben

„Gib’s ihm. Jawohl, Du hast es drauf, Spiderman.“, rief Jan und hüpfte vom Sessel und sprang dicht vor den Fernseher, geradeso als wollte er Spiderman auf die Schultern klopfen.

„Jan, nicht so laut. Du weißt doch, dass es gleich ins Bett geht!“ kam es aus der Küche. Es war Iris, seine Mutter, die ihn da soeben gerufen hatte.

„Ist ja schon gut, Mutter. Aber der Spiderman, der hat’s halt drauf. Das ist mega-cool.“ Damit wandte er sich wieder seiner Zeichentrickserie zu. Er setzte sich wieder in den Sessel zurück und schlug die Beine übereinander.

Heute war für Jan ein ganz besonderer Tag, denn heute war sein Geburtstag. Er freute sich endlich sieben Jahre alt zu sein. Allerdings jetzt war seine Geburtstagsparty vorbei, seine Gäste nach Hause gegangen. Und eigentlich sollte er ja schon im Bett sein, aber es war ihm gelungen seine Mutter davon zu überzeugen, dass er noch gar nicht müde war und noch ein bisschen fernsehen durfte.

Jan saß, total fasziniert von Spidermans Abenteuern, in seinem Sessel und schlug mit seinen Fäusten in die Luft. Er wollte damit Spiderman helfen, die Gegner zu besiegen.

„Ach, Spiderman, wie schön muss es sein, ein Held zu sein. Ich wäre auch gerne einmal ein Held. Aber Du, Du bist ja gegen mich schon steinalt. Vielleicht liegt’s daran: Ich bin noch zu jung, um ein Held zu sein. Aber es muss doch auch junge Helden geben. Warum kann ich nicht auch so ein toller Held wie Du sein? Oder wie Superman? Schade, ich hätte mir, wäre es möglich gewesen, so sehr gewünscht zu meinem Geburtstag ein Held zu sein. Gut, ich habe Anton davon abgehalten Lilian die Torte ins Gesicht zu knallen, aber ist man dadurch schon zu einem Helden geworden?“ fragte Jan Spiderman, der soeben dabei war einen Zug vor dem Verunglücken zu retten.

Mit großen fragenden Blauaugen saß Jan da und wartete. Wartete darauf, dass aus dem Fernseher eine Antwort kam. Dass Spiderman ihm sagen würde, wie und was er anstellen musste, um auch ein Held zu sein, zu werden. Doch Spiderman schien sich recht wenig für Jans Problem zu interessieren. Spiderman jagte nun Einbrecher. Einbrecher, die sich gewagt hatten, den wertvollsten Kaugummi der Welt zu klauen. Der rote Laurizius. Diesen Kaugummi hatte einst Uwe Ochsenknecht, bei den Dreharbeiten zu

– Die wilden Kerle – ausgespuckt. Logischerweise wurde dieser daraufhin sofort in eine Kuriositätenausstellung gebracht und sollte per Internet versteigert werden. Mittlerweile hatte der ausgelutschte Kaugummi so an Wert gewonnen, dass der Ausstellungsleiter sich entschieden hat, diesen hinter Glas, für jeden zugänglich, in seinem Kuriositäten-Museum zu behalten.

„Jan, los, es ist jetzt Bettzeit.“ Jans Mutter stand neben ihm und zupfte ihm über die Haare.

„Noch fünf Minuten, Mama, bitte.“, bettelte Jan.

Jans Mutter hob die rechte Augenbraue, nahm Jans Kinn in ihre rechte Hand, zog seinen Kopf zu sich. „Aber in fünf Minuten ist Schluss. Haben wir uns da verstanden?“

„Ja, haben wir. Danke, Mutter.“

Als seine Mutter wieder das Wohnzimmer verlassen hatte, wandte sich Jan wieder dem Fernseher zu. Mittlerweile hatten die - Power Rangers - Spiderman vom Bildschirm verbannt. Aber das machte Jan nichts weiter aus, denn auch die Abenteuer der Power Rangers mochte er. Er hätte sich auch damit zufrieden gegeben einer von ihnen zu sein. Er sah in Gedanken wie er eines der Power-Ranger-Kostüme tragen würde. Und er war der sicheren Meinung damit der Gutaussehendste von allen zu sein.

Plötzlich war das Bild verschwunden. Der Bildschirm war schwarz geworden.

- Was soll denn das? Mensch, ich muss doch gleich ins Bett -, dachte Jan und sagte zu dem Fernseher: „Los, geh wieder an. Ich will noch `was von den Power Rangern sehen!“

Doch der Bildschirm schwieg und blieb dunkel.

Mit böse funkelnden Augen sah Jan den Fernseher an. – Also gut, dann gehe ich eben ins Bett -, schimpften seine Gedanken. „Aber die Zeit morgen, die Minuten, die Du mir heute genommen hast, die kann Du mir morgen wiedergeben, da kannst Du Dich mal drauf verlassen. So sehr, wie Kinder im Sommer gerne Eis essen.“, sagte Jan zu dem Fernseher und wollte gerade zur Tür hinaus. Natürlich ohne den Fernseher zuvor ausgeschaltet zu haben.

 Kapitel < 2 > ☻ 

Rauschendes Rufen

Im Fernseher begann es zu rauschen. Erschrocken drehte sich Jan um. Das Ameisenbild, es hatte sich eingeschaltet und rauschte so laut, dass Jan fast die Ohren davonfliegen wollten. Schnell rannte er zum Fernseher hin um ihn auszuschalten. Aber gerade als er seinen Finger auf dem Ausschalter hatte, hörte er eine Stimme, die ihn rief: „Nein, nicht! Du darfst den Fernseher jetzt nicht ausschalten. Ich brauche ihn, damit ich mit Dir reden kann. Jan, bist Du noch da? Hörst Du mich?“

Jan drehte sich suchend im großen Wohnzimmer um. Aber er konnte, außer den gewohnten Dingen, nichts sehen. - Vielleicht hinter dem Kasperltheater –, überlegte Jan und rannte schnell zu diesem hin. Zögernd stand er davor. Sollte er sich wagen dahinter zu sehen? – Du bist ein Junge, Du bist cool, Du kannst das -, flüsterte eine innere Stimme in ihm. Mit schnellen Fingern riss er den Vorhang des Kasperltheaters beiseite und sah hinein. Nein, da war nichts.

„Was tust Du denn? Suchst Du etwa mich? Ich bin hier, Jan! Hier im Fernseher. Komm her und sieh mich an.“, rief die Stimme erneut.

„Ja wo bist Du denn? Und wer bist Du denn? Warum kann ich Dich denn nicht sehen?“

„Jan? Redest Du mit mir? Du weißt doch, dass ich Dich nicht hören kann, wenn ich in der Küche bin.“, rief Jans Mutter aus der Küche.

„Nein, Mama! Ich habe nicht mit Dir geredet. Ich rede nur mit dem Fernseher…“

„Pst. Bist Du still, Jan. Du darfst doch nicht verraten, dass wir uns unterhalten. Das darf doch außer Dir gar niemand wissen.“, tönte die Stimme aus dem Fernseher.

„Aber wieso darf niemand von Dir wissen? Was soll das eigentlich alles? Willst Du mir Angst machen? Dann sage ich Dir, dass ich gleich ins Bett muss und deswegen macht es gar keinen Sinn, wenn Du versuchst mir Angst zu machen. Dort oben, dort ist nämlich Melissa, meine Schwester, und die haut Dir eins auf die Nase, wenn sie mitkriegt, dass Du mich ängstigen willst. Hast Du mich verstanden?“

„Warum bist Du nur so wütend; Jan? Ich habe doch gar nicht vor Dir Angst zu machen. Im Gegenteil, ich brauche Deine Hilfe. Ohne Dich bin ich nämlich aufgeschmissen.“

„Du brauchst meine Hilfe? Worin?“ Jan saß vor dem Fernseher, aber außer der Stimme konnte er nichts hören, von Sehen erst gar nicht zu reden. Selbst das Rauschen des Ameisenbildes war verschwunden. Nur sehen, wer mit ihm sprach, das konnte Jan nicht.

„Worin? Das erzähle ich Dir später. Zuerst einmal, damit ich auch weiß, ob ich bei Dir auch richtig bin: Du bist doch dieser Jan, der Jan Valentin, der am

10. Januar 2001 geboren ist und heute sieben Jahre alt geworden ist. Ist das soweit richtig?“ fragte die Stimme aus dem Fernseher.

„Ja, der bin ich.,“ antwortete Jan.

„Gut, dann haben wir ja schon mal `was Wichtiges geklärt. Und Du bist auch der, der so gerne einmal ein Held wäre. Ist auch das richtig?“

Jan war überrascht. Woher konnte die Stimme aus dem Fernsehen das wissen? Das hatte er doch vorhin nur gedacht. Oder hatte er es laut vor sich hingesprochen? Jan war ganz unsicher. Erneut sah er sich suchend um.

„Du brauchst mich nicht andauernd im Raum suchen. Ich bin hier, hier in Deinem Fernseher. Aber sag, bist Du dieser Jan, der gerne einmal ein Held wäre?“ wollte die Stimme aus dem Fernseher wissen.

„Ja, das würde ich gerne mal sein. Ich wäre so gerne einmal wie Spiderman oder so wie die Power Rangers.“ gab Jan der Stimme zur Antwort.

„Na wunderbar. Dann hast Du heute Nacht die Gelegenheit dazu…“

„Wie meinst Du das?“ wollte Jan wissen.

„Heute Nacht, Jan, hast Du die Möglichkeit ein Held zu sein. Aber Du hast nicht viel Zeit…“

„Habe ich auch nicht.“, sagte Jan uns sah verstohlen aus dem Wohnzimmer, hoffend, dass seine Mutter noch nicht im Anmarsch war, um ihn zu holen. „Iris, meine Mutter, die kommt nämlich gleich. Ich muss ins Bett, weißt Du? Also, wie kann ich Dir in so einer kurzen Zeit helfen, und dazu auch noch ein Held sein? Zum Helden werden, wie soll das gehen?“

„Nein, Jan, so schnell geht das auch nicht. Wenn ich sage, dass wir nicht viel Zeit haben, dann meine ich damit, dass Du bis Mitternacht alles erledigt haben musst…“

„Erledigt? Was muss ich erledigen? Ich dachte, ich sollte ein Held werden?“ Jans Stimme klang enttäuscht.

„Sicher wirst Du heute Nacht die Möglichkeit haben ein Held zu sein. Aber bevor man ein Held wird muss man Heldentaten vollbringen. Das weißt Du doch, oder etwa nicht?“

„Sicher weiß ich das.“ Jan verstand nicht, was er tun sollte, um ein Held zu werden. Jeden Moment würde seine Mutter in der Tür stehen und ihn nach oben schicken. Wie konnte er da zum Helden werden?

„Jan, Du musst zu mir kommen, nur dann kannst Du zum Helden werden. Hier, im Reich der Jahre und Zahlen, hier brauchen wir Deine Hilfe.“

„Im Reich der Jahre und Zahlen? Was ist das?“ mit großen fragenden Augen sah Jan in den Fernseher, in dem immer noch das Ameisenbild seine Vorstellung gab.

„Das ist das Reich der Geburtsjahre, das des Alters und der vergangenen Jahre.“, erklärte ihm die Stimme.

„Aber, wieso gibt es dafür ein Reich? Man hat einfach Geburtstag und damit wird man älter. So einfach ist das. Dazu braucht man nicht irgendein Reich.“, versuchte Jan der Stimme zu erklären.

„Das, Jan, das glaubst auch nur Du. Und natürlich viele andere auch. Aber in Wahrheit verhält sich das ganz anders. Da gibt es das Reich der Jahre und Zahlen und in diesem gibt es ganz viele Wächter, die eben diese Jahre und Zahlen verwalten, auf sie aufpassen. Nur, warum auch immer, uns ist eine Zahl abhanden gekommen.“ Die Stimme klang besorgt. Sehr besorgt sogar.

„Du willst sagen Euch ist eine Zahl abgehauen? Aber wie kann denn so etwas passieren?“ In Jans Ton war der Zweifel an den Worten der unsichtbaren Stimme zu hören.

„Nein, sie ist nicht abgehauen, sie ist entführt worden. Die Magische 7, sie ist entführt worden. Und wenn wir sie nicht bis Mitternacht gefunden haben, dann wird niemals mehr wieder ein Kind seinen 7. Geburtstag feiern können. Deshalb müssen wir auch unbedingt die Magische 7 bis spätestens Mitternacht gefunden haben. Denn so lange bist Du noch in Deinem

7. Geburtstag. Verstehst Du das, Jan?“

„Das heißt, Du brauchst mich, weil ich heute sieben Jahre alt geworden bin?“ fragte Jan ganz verdutzt.

„Ganz genau, das hast Du richtig verstanden. Und nun würde es Zeit werden, dass wir gehen. Denn, wenn Du `mal auf die Uhr siehst, dann wirst Du merken, dass es kurz vor acht Uhr ist. Das heißt, wir haben nur knapp vier Stunden Zeit. Das ist sehr wenig, wenn Du weißt was ich meine.“ Hektik klang in der Stimme mit.

„Ja, aber weißt Du denn, wo wir diese Magische 7 suchen müssen? Wo sie ist?“ wollte Jan wissen.

„Wenn ich das wüsste, Jan, dann wäre ich jetzt nicht hier. Und jetzt, komm bitte zu mir!“ forderte ihn die Stimme auf.

„Wohin soll ich kommen? Zu Dir? Aber wo bist Du denn?“

„Hier, hier drinnen bin ich. Geh streck Deine Hand nach dem Fernseher aus und Du siehst was passiert.“

Verwundert sah Jan den Fernseher an.

Was würde passieren, wenn er tat was die Stimme verlangte?

Langsam und auch ängstlich streckte er seine Hand dem Fernseher entgegen. Eigentlich hatte er unglaublich viel Angst, aber er wollte doch so gerne ein Held sein. Folglich musste er wagemutig und heldenhaft nach dem Fernseher greifen, genauso wie es ihm die Stimme befohlen hatte…

 Kapitel < 3 > ☻ 

Custode, der Wächter der Jahre

Kaum, dass Jan seine beiden Hände auf den Bildschirm gelegt hatte, geschah es: Ein sogartiges Ziehen erfasste ihn und im nächsten Moment war er aus dem Wohnzimmer verschwunden. Jan fand sich in einem höhlenartigen Raum wieder. Überrascht sah er sich um. Vor ihm stand ein uralter Mann. Der Alte trug eine zipfelmützenähnliche rote Mütze auf seinem Kopf. Des Weiteren war er mit einem altweißen Stehkragenhemd und grünkarierten Leggins, sowie alten abgeschürften ledernen Stiefeln bekleidet. Hätte Jan unter die Mütze des steinalten Mannes sehen können, dann wäre ihm aufgefallen, dass der Alte nur noch ein einziges pechrabenschwarzes Haar auf dem Kopf hatte.

Kopfschüttelnd, des Alters wegen, kam der alte Mann auf Jan zu. Mit dem Zittern des Alters hob er seine runzlige Hand Jan entgegen. Dabei konnte Jan die gelblichen verhornten Fingernägel des Alten sehen. Der Junge schüttelte sich unwillkürlich bei diesem Anblick.

„Hallo, ich bin Custode, der Wächter der Jahre und auch der, der Zahlen. Aber so ist es schneller gesagt. Eigentlich bin ich für solche Dinge, die ich heute zu tun habe, schon viel zu alt. Aber Kerlchen, der dies eigentlich zu tun hätte, der liegt in seiner Bettkuhle und findet mal so gar kein Erwachen. Aber, wie das ja oft so ist, immer sind es dann die Alten, die herhalten müssen. Doch was halte ich Dich auf mit meinem Altmännergeschwätz. Du und ich, wir beide haben jetzt mal viel Wichtigeres zu tun. Wie, Jan?“ Mit müden alten, verwässertem Blau, Augen sah er den Jungen an, dessen Augen in einem ängstlichen Blau in die des Alten sahen.

„Aber…, was willst Du von mir? Wo bin ich überhaupt?“ Jans Kopf drehte sich langsam nach allen Richtungen.

„Ich bin Custode, der Wächter der Jahre, aber das habe ich Dir ja schon gesagt. Ich habe Dich geholt, weil wir hier Deine Hilfe brauchen. Die Magische 7, sie ist verschwunden. Ära, der Geist der Zahlen, er hat sie sich geholt. Und was Ära erst mal hat, das bekommt man ganz schwer wieder zurück…“

„Ja, aber was kann denn einer mit `ner Zahl anfangen? Dann geh doch einfach her und schreib eine neue Sieben, dann ist doch alles wieder im Lot. Siehst Du, so einfach ist das. Und jetzt kannst Du mich ja wieder nach Hause lassen.“ Jan drehte sich vorsichtig um und sah sich nach dem Fernseher um. Aber da war kein Fernseher. Hinter ihm war harte steinige Felswand. – Wie kann das denn sein? Ich bin doch nicht aus einer Höhle hierher gekommen. Ich komme doch aus unserem Wohnzimmer und direkt durch den Fernseher hindurch -, drehten sich Jans Gedanken in seinem Kopf. Sie drehten sich nicht nur, nein, sie schlugen regelrechte Purzelbäume. Und hätten sie Bockspringen können, dann hätten sie dies mit Sicherheit auch getan.

Der alte Mann lachte. Ein hustendes, krächzendes Lachen. Mit seinen klauenartigen alten Fingern griff er nach Jan, der erschrocken zurückfuhr.

„Nein, lass mich!“, schrie Jan und wich immer mehr vor Custode zurück. Jan fürchtete diesen Mann, fast mehr noch als er diese Höhle, diese unbekannte feuchte Höhle, fürchtete.

„Aber, aber; Jan, benimmt sich so ein Held? Du brauchst doch keine Angst vor mir zu haben.“

„Das sagst Du so. Außerdem haben mir meine Eltern beigebracht, dass ich nicht mit Fremden mitgehen darf. Und Du bist ein Fremder.“ In Jans Augen spiegelte sich das nackte Entsetzen. Er hörte die warnenden Worte seiner Eltern in seinem Kopf. Aber was nutzten diese jetzt? Jetzt war es zu spät. Er hatte einfach auf eine fremde Stimme gehört, war dieser gefolgt. Und was war dabei herausgekommen? Dass er nun in dieser Höhle saß, weil er, auf welche Weise auch immer, in den Fernseher hineingezogen worden war. Nur, da war kein Fernseher mehr. Kein Weg zurück. Und jetzt stand der Alte da vor ihm und faselte etwas von – Held – und – sich nicht fürchten zu müssen -.

„Das ist auch ganz richtig, Jan. Deine Eltern haben Recht, Junge. Niemals darfst Du mit einem Fremden, aber auch nicht mit Bekannten, mitgehen. Du darfst nur dann mit jemandem gehen, wenn Du ausdrücklich die Erlaubnis Deiner Eltern hast. Merk Dir das, hörst du?! Aber ich Jan, mich gibt es ja so eigentlich gar nicht. Niemand kann mich sehen, von dort woher Du kommst. Und ich hätte Dich auch niemals aus Deiner Umgebung weggeholt, wenn wir hier nicht auf Deine Hilfe angewiesen wären. Außerdem, hast Du nicht vorhin, als Du – Spiderman – gesehen hast, hast Du Dir da nicht gewünscht, einmal ein Held zu sein? War nicht genau das Dein Traum, Jan?“

„Mein Traum? Nun, es war mein Wunsch. Aber, wie heißt Du noch mal?“

„Custode.“

„Ah ja. Custode, wenn Du soviel über mich weißt, dann musst Du doch aber auch wissen, dass ich niemals Spiderman sein kann?“

„Sicher, Jan, weiß ich das. Ich kann Dich auch nicht Spiderman sein lassen. Aber ich kann, für eine ganz kurze Zeit zwar nur, aber immerhin, Dich einen Helden sein lassen. So einen Superhelden, ohne den sonst alles untergehen würde.“

„Cool. Das kannst Du wirklich? Du flunkerst auch nicht?“ Mit erwachender Begeisterung sah Jan den alten Custode an. Klar wäre das oberhammercool, wenn der Alte es ihm ermöglichen könnte, einmal ein Held zu sein. Jans Traum, einmal ein Held zu sein, und dabei das Verschwinden der Magischen 7 aufzuklären, das wär’ schon `was. Aber konnte der Alte das tatsächlich zuwege bringen? Jan sah an sich runter. Nun, er trug geringelte Socken, eine fast neue Jeans und ein gelbes T-Shirt. Aber war das die Kleidung eines Superhelden? Nein. Spiderman, er hatte sein Kostüm, auch Batman und Robin, ebenso auch Superman. Nein, es gab keine Helden ohne Kostüme. Jans Traum starb. Traurig sah er den alten Wächter der Jahre an.