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Gedanken über die Leiden des Herrn Vom ersten bis zum letzten Buch redet die Bibel in vielfältiger Weise von den Leiden Christi. Jeder Erlöste sollte sich immer wieder mit diesem erhabenen Thema beschäftigen. Wenn Christus als das "Lamm wie geschlachtet" vor den Blicken der Gläubigen in ewiger Herrlichkeit stehen wird (Offenbarung 5), sollte es dann nicht auch heute schon mehr der Fall sein? In diesem Buch werden in erster Linie die sühnenden Leiden des Herrn Jesus am Kreuz auf Golgatha betrachtet. Aber es wird auch deutlich gemacht, dass Sein Weg über diese Erde vom Anfang bis zum Ende ein Weg des Leidens gewesen ist. In manchen dieser Leiden ist Er uns Vorbild und zugleich Stärkung. Wer über die Leiden Christi anhand des Wortes Gottes nachdenkt, wird zur Anbetung geführt werden.
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Seitenzahl: 105
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Die Bibelstellen sind nach der im gleichen Verlag erschienenen „Elberfelder Übersetzung“ (Edition CSV Hückeswagen) angeführt.1. Auflage 2012© by Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen, 2012Umschlaggestaltung: Christliche SchriftenverbreitungSatz und Layout: Christliche SchriftenverbreitungE-Book: Verbreitung christlichen Glaubens e.V., www.vvcg.deISBN E-Book: 978-3-89287-579-6www.csv-verlag.de
Vorwort
Einleitung
Die Leiden Christi zur Sühnung der Sünde
Christus von Gott verlassen
Gottes Ratschluss
Im „Staub des Todes“
Leiden im Voraus - Gethsemane
Erschüttert
Betrübt bis zum Tod
Der Kelch
Der Fürst der Welt
Leiden aufgrund Seiner Verwerfung
Gericht
Ablehnung und Verwerfung
Unverständnis und Unglaube
Die „Stunde“
Der Sohn lernte Gehorsam
Die Beiseitesetzung des Messias
Der jüdische Überrest
Leiden angesichts der Sünde und ihrer Folgen
Seinen Fußstapfen nachfolgen
Leiden – ein Vorrecht
Paulus als Vorbild
Verschiedene Gesichtspunkte
Ermunterung
Kürzlich fragte mich ein Christ: „Woher wissen wir eigentlich, dass der Herr Jesus nur in den letzten drei Stunden am Kreuz von Gott für unsere Sünden gestraft wurde?“ Diese Frage und ihre anschließende kurze Beantwortung führten zu einer erneuten intensiven Beschäftigung mit diesem wunderbaren Gegenstand.
Dabei wurde mir wieder bewusst, in wie vielfältiger Weise die Heilige Schrift von den Leiden Christi redet. Den Anfang bildet der Ausspruch Gottes über die Schlange und die Frau nach dem Sündenfall: „Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Ferse zermalmen“ (1. Mo 3,15). Tatsächlich hat Satan, die alte Schlange, vergeblich versucht, den Herrn Jesus mit den listigsten Versuchungen zu Fall zu bringen, aber der Sohn des Menschen hat „den zunichtegemacht, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel, und alle die befreit, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren“ (Heb 2,14.15). Die letzte Prophezeiung des Alten Testaments über die Leiden Christi finden wir in Sacharja 13,7, wo es heißt: „Schwert, erwache gegen meinen Hirten und gegen den Mann, der mein Genosse ist!, spricht der Herr der Heerscharen. Schlage den Hirten, und die Herde wird sich zerstreuen.“ Zwischen diesen beiden Schriftstellen finden wir eine Fülle von Prophezeiungen über die Leiden unseres Herrn, besonders in den Psalmen. Aber es gibt auch viele Vorbilder, die uns in bildlicher Weise zeigen, wie Er gelitten hat. Dabei können wir besonders an Isaak, Joseph und David denken.
Dies wird durch die Schreiber des Neuen Testaments an vielen Stellen bestätigt, wenn sie sich auf die Schriften des Alten Testaments beziehen. Nach seiner Auferstehung war der Herr Jesus selbst der Erste, der den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus alles erklärte: „O ihr Unverständigen und trägen Herzens, an alles zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Und von Mose und allen Propheten anfangend, erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn selbst betraf“ (Lk 24,25–27). Noch am gleichen Abend tat Er das Gleiche nochmals, als Er in die Mitte der in Jerusalem versammelten Jünger trat: „Dies sind meine Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben steht in dem Gesetz Moses und den Propheten und Psalmen. Dann öffnete er ihnen das Verständnis, die Schriften zu verstehen, und sprach zu ihnen: So steht geschrieben, dass der Christus leiden und am dritten Tag auferstehen sollte aus den Toten und in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden sollten allen Nationen, angefangen von Jerusalem“ (Lk 24,44–47).
Die Jünger setzten später diese Art der Erklärung des Alten Testaments fort, wie Petrus in Jerusalem nach der Heilung des Gelähmten: „Gott aber hat so erfüllt, was er durch den Mund aller Propheten zuvor verkündigt hat, dass sein Christus leiden sollte. So tut nun Buße und bekehrt euch, damit eure Sünden ausgetilgt werden“ (Apg 3,18.19). Auch in Thessalonich „unterredete Paulus sich an drei Sabbaten mit ihnen aus den Schriften, indem er eröffnete und darlegte, dass der Christus leiden und aus den Toten auferstehen musste“ (Apg 17,2.3; vgl. Kap. 26,23).
Es ist jedoch nicht meine Absicht, alle Bibelstellen zu betrachten oder auch nur anzuführen, die von den Leiden Christi handeln. Es geht mir vielmehr darum, in erster Linie die Bedeutung der sühnenden Leiden unseres Erlösers vor unsere Blicke zu stellen, aber auch zu zeigen, dass Er vom Anfang bis zum Ende seines Erdenweges gelitten hat. Aber in den drei Stunden der Finsternis am Kreuz hat Er das Gericht Gottes über die Sünde und die Sünden getragen und zum Schluss den Tod als Lohn der Sünde auf sich genommen, damit wir für ewig errettet und in Ihm, dem aus den Toten Auferstandenen, gesegnet werden könnten.
Die Leiden unseres Erlösers und Herrn Jesus Christus sollten uns immer wieder neu beschäftigen. Wenn wir einmal in der Herrlichkeit um den Thron Gottes versammelt sein werden, werden alle Erlösten – dargestellt im Bild der vierundzwanzig Ältesten – den Sohn Gottes inmitten des Thrones stehen sehen als das „Lamm wie geschlachtet“. Wir werden anbetend ein neues Lied singen, in dem es heißt: „Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation, und hast sie unserem Gott zu einem Königtum und zu Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen!“ Sogar die Engel werden mit lauter Stimme sprechen: „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen die Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung.“ Dreimal wird uns also in diesem Kapitel die Tatsache vorgestellt, dass das Lamm geschlachtet worden ist (Off 5,6.9.12)!
Auf dem Weg zum Kreuz, wo Er für uns und unsere Sünden sterben musste, war Er „wie ein Lamm, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern“ (Jes 53,7; vgl. Apg 8,32). Am Kreuz war Er „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“, und dessen kostbares Blut uns erlöst hat (Joh 1,29; 1. Pet 1,18f.). So wird Er auch in der Herrlichkeit vor unseren Blicken stehen!
Wenn der Tod unseres Erlösers und die damit verbundenen Leiden uns in Ewigkeit beschäftigen werden, sollte es dann nicht auch in der Gegenwart mehr der Fall sein? Die Jünger sahen am Auferstehungsleib ihres Meisters die Male der Wunden, die die Menschen Ihm zugefügt hatten (Lk 24,39.40; Joh 20,25–27; vgl. Sach 13,6). Aber in der Ewigkeit werden wir an dem geschlachteten Lamm auch die Spuren seines Leidens von Gottes Seite sehen und Ihn dafür anbeten!
Das Wort „Leiden“ hat in diesem Zusammenhang zwei verschiedene Bedeutungen. Es kann einmal das Ertragen zugefügter Schmerzen bedeuten (vgl. Mt 16,21; Heb 13,12), andererseits aber auch das schmerzliche Empfinden jeder Art des Bösen (vgl. Heb 2,18; 5,8). Der Herr Jesus hat beides vollkommen geschmeckt. Oft waren die beiden Aspekte seines Leidens miteinander verbunden. Es ist aber gut, sie zu unterscheiden.
Für das Leiden Christi am Kreuz gibt es verschiedene Gründe: den Hass der Menschen unter der Führung Satans und den heiligen Zorn sowie das daraus hervorgehende gerechte Gericht Gottes über die Sünde. Auch hier ist es wichtig, die Leiden, die Er vonseiten der Menschen zu erdulden hatte, von den Sühnungsleiden zu unterscheiden, die Er von Gottes Seite wegen unserer Sünde ertragen musste. Sowohl die Ursachen als auch die Ergebnisse dieser beiden Arten von Leiden sind nicht nur unterschiedlich, sondern stehen im vollkommenen Gegensatz zueinander.
Nur eine Form des Leidens kannte der Herr überhaupt nicht: Leiden aufgrund von Verfehlungen und Sünden, wie sie leider auch bei Christen Vorkommen können. Wenn Petrus die gläubigen Hausknechte fragen muss: „Denn was für ein Ruhm ist es, wenn ihr ausharrt, indem ihr sündigt und geschlagen werdet?“, dann liegt darin ein deutlicher Vorwurf (1. Pet 2,20). Ähnlich ist es in Kapitel 4,15: „Dass doch niemand von euch leide als Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder als einer, der sich in fremde Sachen mischt; wenn aber als Christ, so schäme er sich nicht, sondern verherrliche Gott in diesem Namen.“ Wenn wir dem Beispiel unseres Herrn folgen, bleiben wir vor solchen Leiden bewahrt.
Die Leiden Christi gehören zu den erhabensten Themen des Wortes Gottes. Er litt nicht nur am Kreuz, sondern während seines ganzen Lebens. Als der ewige Sohn Gottes die Erde als Mensch betrat, begann für Ihn ein Weg des Leidens, der seinen Höhepunkt in den letzten drei Stunden am Kreuz und in seinem Tod erreichte.
Einige Arten von Leiden hat der Herr Jesus ganz allein erdulden müssen. In anderen ist Er unser Vorbild, und wir können Ihm, wenn auch in schwachem Maß, darin folgen. Doch über allem stehen die sühnenden Leiden unseres geliebten Herrn am Kreuz. Mit ihnen beginnen wir daher unsere Betrachtung.
Wir betreten dabei „heiliges Land“. Wie Mose und Josua aufgefordert wurden, in der Gegenwart Gottes ihre Schuhe von ihren Füßen zu ziehen, geziemt es sich auch für uns, das heilige Geschehen und die anbetungswürdige Person unseres Erlösers Jesus Christus mit Ehrfurcht zu betrachten. Unmöglich können wir die Höhen und Tiefen seiner Leiden völlig ergründen. Ebenso wenig dürfen wir dabei seine Gottheit und Menschheit auseinander dividieren. Er ist „der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20), und zugleich „der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gab als Lösegeld für alle“ (1. Tim 2,5.6). Bei allem Leiden hat Er sich jedoch nicht nur für uns als Darbringung und Schlachtopfer hingegeben, sondern auch „Gott zu einem duftenden Wohlgeruch“ (Eph 5,2). Alles ist für uns Grund zu ewiger Anbetung!
Schon öfter ist geäußert worden, dass das rechte Verständnis der Leiden Christi nicht nur eine Frage der Schriftauslegung ist, sondern auch unseres Herzenszustandes und unserer geistlichen Einsicht. Dem kann man nur von ganzem Herzen zustimmen. Möchten wir uns in ehrfurchtsvoller Haltung mit diesem erhabenen Gegenstand beschäftigen!
Als der Herr Jesus nach Golgatha hinausging und dort von rohen Soldaten gekreuzigt wurde, sah es aus, als hätten die Menschen unter Satans Führung ihr Ziel erreicht. In einem Schnellverfahren ohnegleichen war Er, der keine Sünde kannte und den Menschen nur Gutes getan hatte, trotz vielfacher Unschuldszeugnisse[1] ohne jeden wahren Grund zum Tod am Kreuz verurteilt worden. Die Offenbarung der Bosheit der Menschen hatte ihren Höhepunkt erreicht. Es schien, als ob das Böse triumphierte und das Gute unterlag.
In unergründlicher Weisheit hatte Gott es so weit kommen lassen, damit der unverbesserliche Zustand des Menschen ein für alle Mal und endgültig offenbar wurde. Niemand hatte eine Entschuldigung, niemand konnte sich herausreden. Sie verleugneten „den Heiligen und Gerechten“ und schenkten stattdessen einem Mörder die Freiheit (Apg 3,14).
Jetzt, am Tiefpunkt menschlicher Verderbtheit offenbarte Gott die ganze Größe seiner Gnade und Liebe, aber auch seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit. Für seine Feinde, für Gottlose und Sünder gab Er seinen eigenen Sohn als Opferlamm. Das war der Beweis seiner Liebe und Gnade. An Ihm, dem Sünd- und Schuldlosen, vollzog Er das Gericht über die Sünde. Darin sehen wir die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes. Am Kreuz sind sich daher Gottes Güte und Wahrheit begegnet, haben sich Gerechtigkeit und Frieden geküsst (Ps 85,11). Doch was für einen Preis musste Er dafür bezahlen! Ihm sei ewig Dank dafür!
„Aber von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Um die neunte Stunde aber schrie Jesus auf mit lauter Stimme und sagte: Eli, Eli, lama sabachthani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,45.46; Mk 15,33). Er, der Gott vollkommen offenbart und Ihn in seinem ganzen Leben durch alles, was Er tat, vollkommen verherrlicht hatte, wurde von seinem Gott verlassen!
Zu aller Zeit hatte Er als Sohn eine vollkommene, ungetrübte Gemeinschaft mit seinem Vater genossen. Deshalb sprach Er während seines ganzen Lebens und Dienstes von Gott immer als von seinem Vater und redete Ihn auch so an.