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Dass in Jesus Gott selbst zu den Menschen gekommen ist, zeigt sich schon in den Ereignissen um seine Geburt und Kindheit. Ist die Darstellung der Evangelien verlässlich? Davon hängt ab, ob der christliche Glaube wirklich trägt. "In der Armseligkeit der Geburt Jesu zeichnet sich das Große ab, in dem sich geheimnsvoll die Rettung der Menschen vollzieht." Joseph Ratzinger – Papst Benedikt XVI.
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Seitenzahl: 199
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JOSEPH RATZINGERBENEDIKT XVI.
JESUSVON NAZARETH
PROLOGDIE KINDHEITSGESCHICHTEN
Editorische Hinweise des Verlags:
Zur Vermeidung von Brüchen im Lesefluss wurden auch Zitate an die gültige Rechtschreibung angeglichen.
Der Autor hat zahlreiche Bibelstellen aus dem Urtext selbst übersetzt.Der Wortlaut kann von der „Einheitsübersetzung“ oder anderen Übersetzungen abweichen.
© Libreria Editrice Vaticana, Città del Vaticano 2012
© RCS Libri S.p.A., Milano 2012
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2012
www.herder.de
Alle Rechte vorbehalten
Register: Jörg Nies
Glossar: Josef Heinrich
Umschlaggestaltung: Finken & Bumiller / Verlag Herder
ISBN (Leinenausgabe im Schuber) 978-3-451-34998-0
ISBN (Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag) 978-3-451-34999-7
ISBN (E-Book) 978-3-451-34674-3
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
1. Kapitel„WOHER BIST DU?“ (Joh 19,9)
Die Frage nach Jesu Herkunft als Frage nach Sein und Sendung
2. KapitelDIE ANKÜNDIGUNG DER GEBURT JOHANNES DES TÄUFERS UND DER GEBURT JESU
Zur literarischen Eigenart der Texte
Die Ankündigung der Geburt des Johannes
Die Verkündigung an Maria
Empfängnis und Geburt Jesu nach Matthäus
Jungfrauengeburt – Mythos oder geschichtliche Wahrheit?
3. KapitelDIE GEBURT JESU IN BETHLEHEM
Der historische und theologische Rahmen der Geburtserzählung des Lukas-Evangeliums
Die Geburt Jesu
Die Darstellung Jesu im Tempel
4. KapitelDIE WEISEN AUS DEM MORGENLAND UND DIE FLUCHT NACH ÄGYPTEN
Der historische und geographische Rahmen der Erzählung
Wer waren die „Sterndeuter“?
Der Stern
Zwischenstation in Jerusalem
Die Huldigung der Weisen vor Jesus
Flucht nach Ägypten und Heimkehr ins Land Israel
EpilogDER ZWÖLFJÄHRIGE JESUS IM TEMPEL
Literaturhinweise
ANHANG DES VERLAGS
Allgemeine Abkürzungen
Abkürzungen der biblischen Bücher
Glossar
Register der Bibelstellen
Register der Eigennamen
Thematisches Register
Jesus von Nazareth – Das Gesamtwerk
Endlich kann ich das lange versprochene kleine Buch über die Kindheitsgeschichten Jesu den Leserinnen und Lesern in die Hand legen. Es ist nicht ein dritter Band, sondern eine Art kleiner Eingangshalle zu den beiden Bänden über Gestalt und Botschaft Jesu von Nazareth, die vorangegangen sind. Hier habe ich nun im Dialog mit vergangenen und gegenwärtigen Auslegern versucht, das zu interpretieren, was Matthäus und Lukas am Beginn ihrer Evangelien von Jesu Kindheit berichten.
Zu rechter Auslegung gehören nach meiner Überzeugung zwei Schritte. Zum einen ist zu fragen, was die jeweiligen Autoren in ihrer Stunde mit ihrem Text sagen wollten – die historische Komponente von Exegese. Aber es reicht nicht aus, den Text in der Vergangenheit zu belassen und ihn so im Gewesenen abzulegen. Die zweite Frage des rechten Auslegers muss lauten: Ist das Gesagte wahr? Geht es mich an? Und wenn, wie? Bei einem Text wie dem biblischen, dessen letzter und tiefster Urheber nach unserem Glauben Gott selber ist, ist die Frage nach der Gegenwart des Vergangenen unweigerlich ein Teil der Auslegung selbst. Der Ernst der historischen Suche wird damit nicht eingeschränkt, sondern erhöht.
Ich habe mich gemüht, in diesem Sinn mit den Texten in Dialog zu treten. Dabei bin ich mir bewusst, dass dieses Gespräch im Ineinander von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nie zu Ende sein kann und dass jede Auslegung hinter der Größe des biblischen Textes zurückbleibt. Ich hoffe, dass das kleine Buch trotz seiner Grenzen vielen Menschen auf ihrem Weg zu Jesus und mit Jesus helfen kann.
Castel Gandolfo, am Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel15. August 2012
Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.
„WOHER BIST DU?“
(Joh 19,9)
Mitten im Verhör Jesu stellt Pilatus unerwartet die Frage an den Angeklagten: „Woher bist du?“ Die Ankläger hatten ihren Ruf nach dem Todesurteil für Jesus dramatisiert, indem sie erklärten, dieser Jesus habe sich zum Sohn Gottes gemacht – ein Verbrechen, auf das im Gesetz die Todesstrafe stand. Der aufgeklärte römische Richter, der seine Skepsis schon in der Frage nach der Wahrheit ausgesprochen hatte (vgl. Joh 18,38), hätte diesen Anspruch des Angeklagten als lächerlich empfinden können. Dennoch erschrak er. Der Angeklagte hatte vorher gesagt, er sei ein König, aber sein Reich sei „nicht von hier“ (Joh 18,36). Und dann hatte er ein geheimnisvolles Woher und Wozu angedeutet, als er sagte: „Dazu bin ich geboren und dazu in die Welt gekommen, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen“ (Joh 18,37).
Dies alles musste dem römischen Richter als Schwärmerei erscheinen. Und dennoch konnte er sich dem geheimnisvollen Eindruck dieses Mannes nicht entziehen, der anders war als die ihm bekannten Kämpfer gegen die römische Herrschaft und für die Wiedererrichtung des Königreiches Israel. Der römische Richter fragt nach Jesu Woher, um zu verstehen, wer er eigentlich ist und was er will.
Die Frage nach dem Woher Jesu als Frage nach seiner inneren Herkunft und so nach seinem wahren Wesen taucht auch an anderen entscheidenden Stellen des Johannes-Evangeliums auf, und sie spielt ebenso in den synoptischen Evangelien eine Rolle. Bei Johannes wie bei den Synoptikern steht sie unter einem eigentümlichen Paradox. Auf der einen Seite spricht gegen Jesus und seinen Sendungsanspruch, dass man genau Bescheid weiß über seine Herkunft: Er kommt gar nicht vom Himmel, vom „Vater“, von „oben“, wie er sagt (Joh 8,23). Nein: „Wir wissen doch, wer sein Vater ist und wer seine Mutter: Wie kann er jetzt behaupten: ‚Ich bin vom Himmel herabgestiegen‘?“ (Joh 6,42).
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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