JIM SHANNON Band 24: Shannon und der Wüstenscout - John F. Beck - E-Book
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JIM SHANNON Band 24: Shannon und der Wüstenscout E-Book

John F. Beck

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Beschreibung

Die Mexikaner nennen das Land Liano Estacado und in dieser unbarmherzig glühenden Wüste ist Shannon auf der Suche nach Wasser. Zusammen mit Tom Sherman folgt Shannon der Spur eines wertvollen Wagentrecks – kein Siedlertreck – voller Handelswaren und damit begehrte Beute für Banditen aller Art. Und inmitten einer Bande von Mexikanern reitet Tom Shermans Sohn Billy – wobei die Comanchen ebenfalls nicht weit sind. Ein Wettlauf beginnt, bei dem Tom Sherman auch seinen Sohn retten will. Doch Billy hat bereits zu viel Schuld auf sich geladen … Der Umfang dieses Buches entspricht 188 Taschenbuchseiten.

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John F. Beck

 

 

JIM SHANNON

Spieler, Held und Gunman

 

 

 

Band 24

 

Shannon und der Wüstenscout

 

 

 

 

 

Edition Bärenklau

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Author/Edition Bärenklau 

Cover: © Layout by Steve Mayer, Illustration Edward Martin, Schottlsnd, 2022

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau.

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

22. Kapitel 

 

Das Buch

 

Die Mexikaner nennen das Land Liano Estacado und in dieser unbarmherzig glühenden Wüste ist Shannon auf der Suche nach Wasser.

Zusammen mit Tom Sherman folgt Shannon der Spur eines wertvollen Wagentrecks – kein Siedlertreck – voller Handelswaren und damit begehrte Beute für Banditen aller Art.

Und inmitten einer Bande von Mexikanern reitet Tom Shermans Sohn Billy – wobei die Comanchen ebenfalls nicht weit sind. Ein Wettlauf beginnt, bei dem Tom Sherman auch seinen Sohn retten will. Doch Billy hat bereits zu viel Schuld auf sich geladen …

 

 

***

 

 

1. Kapitel

 

Das Land, das sich grau-gelb und flimmernd um Shannon ausdehnte, schien vom Teufel selbst erschaffen. Eine glühende Hölle aus Sand, Steinen, dürren Grasbüscheln, Kakteen und Dornsträuchern. Die Mexikaner nannten sie Llano Estacado, die Weißen Staked Plains. Shannon steckte mittendrin, ohne Pferd, ohne Wasser – eine schwankende, staubbedeckte Gestalt unter einem glutübergossenen Firmament. Seine Kehle war ausgedörrt, seine Haut fühlte sich an wie getrocknetes Leder. Wie lange war es her, dass ein Tropfen Flüssigkeit über seine aufgesprungenen Lippen gekommen war? Stunden? Tage? Ihm schien es eine halbe Ewigkeit. Die Worte des alten Siedlers am Rand der Wüste klangen wie Hohn in seinen Ohren nach »Du brauchst nichts weiter zu tun, als den Pfählen nachzureiten, Amigo. Dann kommst du von einem Wasserloch zum anderen sicher nach New Mexico hinüber.« Die Pfähle… sie waren Wegweiser für die Wagenzüge und Reiter, die von Texas oder Kansas auf dem kürzesten Weg quer durch die Llanos hinüber nach Santa Fé oder nach Albuquerque wollten. Shannon war ihnen Meile um Meile gefolgt, bis die Erinnerung an frisches Grün und kristallklares Quellwasser immer mehr verblasste. Dann waren sie plötzlich weg – und damit auch die Aussicht, jemals das nächste rettende Wasserloch in diesem trostlosen Meer aus heißem Sand zu finden. Shannon blieb stehen. Er starrte auf die Hufabdrücke, die vor ihm verliefen. Sie kamen aus dem Nichts und schienen dort auch wieder zu verschwinden. Staubfahnen tanzten über den Dünen im Süden. Dann krachten Schüsse. Sie klangen wie das Brechen von dürren Ästen in der hitzewabernden Einsamkeit. Shannon wischte sich über die Stirn. Spielten ihm seine Sinne einen Streich? Er biss die Zähne zusammen. Weiter! Solange er noch die Kraft besaß, sich auf den Beinen zu halten, war nichts verloren. Geier kreisten über ihm. Vielleicht dieselben, die von seinem toten Pferd nur mehr ein in der Sonne bleichendes Gerippe übriggelassen hatten – eines von vielen Skeletten, die die Jornada del Muerto, die Straße des Todes, säumten. Stille umgab ihn. Shannon hatte das Gefühl, kaum vom Fleck zu kommen. Aber irgendwann drangen raue Stimmen über einen kakteenbestandenen Hügelkamm zu ihm.

»Rede, verdammt noch mal!«, schrie ein Mann. »Gib zu, dass du ein Schnüffler bist! Wer bezahlt dich? Die Army, die Ranger?«

»Macht mit mir, was ihr wollt, ihr verfluchten Mörder«, antwortete eine erschöpft klingende Stimme. »Ihr werdet nichts erfahren. Eines Tages hängt ihr doch am Galgen.«

»Du bist ein Narr, wenn du versuchst, den Helden zu spielen! Für wen? Glaub mir, wir haben schon zähere Burschen zum Reden gebracht. Nicht wahr, Amigos?«

Männer lachten – ein Lachen, das das alte gefährliche Funkeln in Jim Shannons dunklen Augen weckte. Shannons nervige Rechte kroch zum Kolben des tiefhängenden 44er Colts. Er vergaß Durst, Hitze und Müdigkeit. Wie ein Spuk tauchte er in den Hitzeschleiern auf dem Hügel auf. Er erfasste die Szene mit einem Blick.

Sein kantiges Gesicht blieb ausdruckslos, als er die halbverkohlten Überreste des Wagenzugs und die lange Reihe frisch geschaufelter Gräber sah.

Drei Kerle mit breitkrempigen Hüten und tief gehalfterten Colts standen vor einem stämmigen, bärtigen Mann, der mit Stricken an das Hinterrad eines Frachtwagens gefesselt war. Das Knirschen des Sandes unter Shannons Sohlen riss sie herum. Aus zusammengekniffenen Augen starrten sie überrascht zu dem großen, schlanken Fremden herauf. Ihre Gesichter waren hart und mitleidlos. Gesichter, die dem einsamen Wanderer verrieten, dass er wieder einmal würde kämpfen müssen.

Für Sekunden schien die Szene erstarrt. Nur die Pferde schnaubten. Pralle wassergefüllte Lederschläuche hingen an ihren Sätteln. Shannon ließ sich davon nicht ablenken. Die Hände der Schurken da unten hingen gekrümmt über den abgewetzten Kolben ihrer Waffen. Ein Moment der Unaufmerksamkeit konnte den Tod bedeuten.

»Bindet ihn los!«

Shannons Stimme klang nicht sehr laut, aber die drei Banditen duckten sich wie unter einer Peitsche. Ihr Anführer war ein hagerer sichelbärtiger Bursche, der in seinem zerknitterten dunklen Anzug wie ein heruntergekommener Spieler aussah. Er grinste wütend.

»Versuch’s doch selber, wenn du sein Partner bist. Wie viele von eurer Sorte schleichen denn noch in der Gegend herum, he?«

»Ich kenne den Mann nicht, aber ich werde nicht zusehen, wie ihr ihn misshandelt«, erwiderte Shannon entschlossen.

Der Bärtige zerrte keuchend und schwitzend an den Seilen.

»Sei nicht verrückt, Mister! Du kannst allein nichts mehr für mich tun. Das sind Killer, die vor nichts zurückschrecken. Sie haben die Markierungspfähle versetzt, damit die Siedler dieses Trecks sich in der Wüste verirrten und umkamen. Hau ab, Hombre, bevor diese Lumpen auch dich erwischen! Versuch an meiner Stelle Dave Lorrimers Wagenzug zu erreichen. Hier bin ich zu spät gekommen. Hier konnte ich nur noch Gräber schaufeln, ehe diese verdammten Mörder über mich herfielen. Lorrimer kommt mit seinen Wagen den Cimarron Cut Off herab. Sag ihm, was du hier gesehen hast! Sag ihm, die Pfahlmänner sind wieder am Werk, wie damals vor dem Krieg. Sag ihm, Tom Sherman hat dich geschickt!«

Ein Zucken huschte über die verkniffenen Mienen der drei Wüstenbanditen, als er seinen Namen nannte. Aber sie ließen Shannon keinen Moment aus den Augen.

Der große Mann mit der Schussnarbe an der rechten Schläfe zuckte die Achseln.

»Ich würde ohne Pferd und Wasser nicht weit kommen, Sherman. Aber diese Halunken haben alles, was wir beide brauchen.«

»Ja, für jeden von euch ein Stück heißes Blei in der Kanone!«, zischte der Sichelbärtige. »Los doch, komm und hol’s dir, du verrückter Hund!«

Shannon kam.

Von den Strapazen, die hinter ihm lagen, war ihm nichts mehr anzumerken. Langsam, mit locker herabhängenden Händen stapfte er den sandigen Hang herab. Die Blicke der drei Banditen schienen an ihn festgebrannt. Sie spürten, da kam nicht irgendein verirrter harmloser Cowboy, sondern ein Mann, der daran gewöhnt war, dem Tod ins Auge zu schauen. Ein Mann, der sich mit der Lässigkeit eines Panthers bewegte, kraftvoll, jeden Sekundenbruchteil zur blitzartigen Reaktion bereit. Einer, der nichts dabei zu finden schien, dass er allein gegen drei gefährliche Schießer stand. Die Banditen duckten sich noch mehr. Die Sehnen auf ihren Handrücken traten hervor.

Noch dreißig Schritte zwischen ihnen und dem dunkelhaarigen Fremden, noch fünfundzwanzig ...

Die Augen des Sichelbärtigen glühten auf. Sein Mund öffnete sich zu einem heiseren Schrei.

»Leg ihn um, Caddo!«

Im ersten Moment glaubte Shannon an einen plumpen Trick. Dann hörte er ein leises Wiehern auf dem Hügel hinter sich. Ein Gewehrschloss klirrte. Im selben Augenblick griffen die Halunken auch schon zu ihren Waffen. Drei Colts flogen aus eingefetteten, mit dünnen Lederschnüren an den Oberschenkeln befestigten Halftern.

Shannon, auf das Peitschen eines Schusses von hinten gefasst, warf sich nieder. Staub wirbelte auf. Dann versank alles im ohrenbetäubenden Krachen der Sechsschüsser. Mündungsblitze zuckten durch Wolken von Pulverqualm. Shannon feuerte vom Boden aus, sah eine schwankende und dann niedersinkende Gestalt, schnellte zur Seite und schoss wieder. Sandfontänen spritzten neben ihm hoch. Schreie gellten.

Shannon feuerte, rollte weiter, feuerte nochmals und dann war schon alles vorbei.

Die beizenden Pulverrauchschwaden trieben auseinander. Ein Bandit lag mit dem Gesicht nach unten reglos im Sand. Stöhnend kniete ein anderer neben ihm, eine Hand an der verletzten rechten Schulter. Nur der sichelbärtige Anführer war noch auf den Beinen. Der Colt lag vor ihm. Blut tropfte von seinem rechten Ärmel, aber er schien keinen Schmerz zu spüren. Ungläubig starrte er Shannon an, der sich mit dem 44er in der Faust geschmeidig erhob. Dann richteten sich seine flackernden Augen auf den Hügel, von dem kein Schuss gefallen war.

»Caddo, zum Teufel, was ist los? Warum schießt du nicht endlich? Knall ihn ab!«

Rasch glitt Shannon ein paar Schritte zur Seite, ehe er vorsichtig den Kopf wandte. Aber der Mann auf dem Hügel hatte sich nicht bewegt. Eine schlanke, drahtige Gestalt, die sich auf dem braun-weiß gefleckten Pferd deutlich vor dem Hintergrund des gleißenden Firmaments abzeichnete. Schulterlanges rabenschwarzes Haar, das von einem roten Stirnband gehalten wurde, umrahmte ein junges braunes Gesicht mit funkelnden Augen und einer leicht gebogenen Nase. Statt der üblichen hochhackigen Reitstiefel trug der junge Halbindianer weichsohlige Mokassins. Er hielt die Zügel in der Linken. Seine Rechte umklammerte ein kurzläufiges Henrygewehr, dessen Kolben auf seinem Oberschenkel ruhte. Seine Stimme klang rau.

»Ich schieße keinem Mann in den Rücken, Meeker. Ich erwarte nicht, dass du das verstehst. Du findest ja nicht mal was dabei, Wehrlose niederzumetzeln und ahnungslose Siedler in die Wüste zu locken, damit sie verdursten. Aber mich kotzt es an, auf welche Weise ihr Beute macht. Ich ritt mit euch, weil von Kampf die Rede war. Kampf gegen Männer, nicht gegen halbverdurstete Frauen und Kinder! Aber zum Teufel, ihr kämpft nicht, ihr mordet!«

Meeker starrte den jungen dunkelhäutigen Reiter erst verblüfft, dann wütend an. Er vergaß sogar den Colt in Shannons Faust. »Du bist ja verrückt, Caddo! Was, glaubst du, wird Maldonado sagen, wenn er dich so reden hört!«

»Verrückt war es, dass ich mich euch anschloss! Ich wünschte, ich wäre Maldonado nie begegnet.«

»Wenn du aussteigen willst, mein Junge – dazu ist es zu spät!«, knirschte Meeker. »Das weißt du verdammt genau. Leg endlich diesen Hundesohn um, dann wird Maldonado nichts erfahren, das verspreche ich dir.«

»Meeker, dein Wort ist so viel wert wie ein falscher Nickel. Ich brauch dich nicht, wenn ich zu Maldonado zurückkehre.«

Der sichelbärtige Bandit spuckte wütend aus.

»Wart’s ab, Caddo! Ich wette, jetzt überschätzt du dich.«

Aus glitzernden Augen beobachtete er, wie das Halbblut den Hang herabritt. Staubbällchen wallten unter den stampfenden Hufen des Pintos. Mit unbewegter Miene lenkte Caddo sein Pferd an Shannon vorbei zu dem Wagen, an den der bärtige Sherman gefesselt war. Alles, was er tat, wirkte zielstrebig und entschlossen. Er zog das Bowiemesser aus der mit indianischen Stickereien verzierten Lederscheide, um Shermans Fesseln zu durchtrennen. Sherman blickte ihn starr an.

»Wenn du zu dieser Bande gehörst, die hier halbverdurstete Männer, Frauen und Kinder ermordet hat, dann erwarte keine Dankbarkeit von mir, gleich, ob du hier dabei warst oder nicht.«

Caddo zuckte nicht mit der Wimper. »Keine Sorge, Hombre, du schuldest mir nichts.«

»Tu’s nicht!«, schrie Meeker. »Er ist Tom Sherman, der Anführer der Kerle, die vor dem Krieg die Pfahlmänner aus den Staked Plains verjagt haben. Er war einer der ersten Treckführer auf dem Wüstentrail nach Santa Fé, die die Markierungspfähle gesetzt haben. Es heißt, dass er die Staked Plains wie seine Hosentasche kennt. Verdammt noch mal, willst du, dass dieser Kerl Maldonados Schlupfwinkel aufstöbert? Hast du vergessen, was du dem Boss schuldig bist?«

Ein Schatten glitt über Caddos Gesicht. Er zögerte. Dann zerschnitt er vom Sattel aus die Stricke an Shermans Handgelenken. Meeker ballte die Fäuste.

»Das wird dir noch leidtun!«

Shannon hinderte ihn nicht, als er sich rückwärts zu den Pferden bewegte. Mühsam stemmte sich der Kerl mit der verletzten Schulter hoch.

»Meeker, nimm mich mit!« Es war typisch für den Sichelbärtigen, dass er ihm keinen Blick schenkte.

Als Meeker sich in den Sattel schwang, legte Caddo schweigend das Gewehr auf ihn an. Zähneknirschend zog der Bandit die Hand vom Winchesterkolben zurück, der aus dem staubbedeckten Scabbard ragte. Ohne ein weiteres Wort zerrte er den Gaul herum und preschte in einer Staubwolke nach Norden, wo die gezackten Kämme der Coyote Mountains vor dem Horizont dämmerten. Der Verwundete folgte ihm kurz darauf. Für den dritten Wüstengeier gab es keine Hilfe mehr. Beim Kampf war er direkt in Shannons Schuss hineingesprungen. Caddo holte die beiden übrigen Pferde her, von denen eines Sherman gehörte. Er blickte Shannon ausdruckslos an.

»Wer bist du? Ein Marshal?«

»Ein Satteltramp«, lächelte der große Mann. »Mein Name ist Shannon.«

»Du hast wie ein Tiger gekämpft, Shannon. Aber glaub mir, gegen Rico Maldonado hast du keine Chance. Es ist besser, du verlässt dieses Land. Sieh zu, dass wir uns nie mehr begegnen. Es könnte sonst sein, dass ich doch noch auf dich schieße.«

Shannon wies auf die frischen Grabhügel. »Willst du zu den Burschen zurück, die das hier auf dem Gewissen haben?«

Caddos Miene verhärtete sich. »Es geht nicht darum, was ich will.«

Shannons Blick ließ ihn nicht los. Er spürte die Verzweiflung, die Bitterkeit, die sich hinter Caddos starrer Miene verbarg.

»Was hindert dich daran, mit uns zu reiten?«

Einen Moment schien die unsichtbare Mauer, die der junge Reiter um sich errichtet hatte, aufzubrechen. Dann strafften sich seine Schultern.

»Männer, die so neugierig sind wie du, Muchacho, leben nicht lange!«, stieß er kehlig hervor.

Bevor Shannon noch etwas sagen konnte, warf er sein Pferd herum. Die loshämmernden Hufe hüllten Shannon und Sherman in eine Staubwolke. Sie blickten ihm nach, Shannon mit einem Gefühl, als hätte er eben einen neu gewonnenen Freund verloren. Tom Shermans raue Stimme brach in seine düsteren Gedanken.

»Ich bin sicher, dass diese Teufelssöhne es auch auf Dave Lorrimers Treck abgesehen haben. Kein Siedlertreck, sondern lauter mit Handelsware vollbeladene Frachtwagen. Die fetteste Beute, die den Wüstengeiern je untergekommen ist. Wir müssen unbedingt vor ihnen bei Lorrimer sein.«

»Dein Freund?«

»Nein«, knurrte Sherman. »Aber er hat Billy, meinen einzigen Sohn, dazu gebracht, ihn auf diesem Höllentrail zu begleiten. Der Teufel soll ihn dafür holen.«

 

 

2. Kapitel

 

Nach einer kalten einsamen Wüstennacht und einem Sonnenaufgang, der das öde Land mit flüssigem Gold zu überziehen schien, stießen sie auf die Fährte des Wagenzugs. Drei Stunden später entdeckten die beiden Reiter das leuchtende Dach eines Planwagens über einer mehrere Meilen entfernten Bodenwelle. Kein anderes Fahrzeug weit und breit. Dafür fanden Shannon und der ehemalige Wüstenscout die Spuren unbeschlagener Pferde, die den Trail kreuzten. Shermans bärtige Miene spannte sich.

»Comancheri!«

Shannon reagierte mit einem Achselzucken. Er war Verdruss gewohnt. Solange er ein tüchtiges Pferd und einen geladenen Sixshooter hatte, war alles halb so schlimm – hoffte er wenigstens. Sie waren noch zwei Meilen von dem Wagen entfernt, der sehr einsam und verloren wie ein leckgeschlagenes Schiff in einem Ozean aus Sand und dürrem Gras lag, als die Indianer auf den Kämmen links und rechts von ihnen auftauchten. Vier bronzegesichtige, gedrungene, in zerschlissenes Kattun gehüllte Gestalten. Gewehrläufe und Lanzenspitzen funkelten. Shannon schüttelte den Kopf, als Sherman die Hand nach dem Karabiner im Sattelfutteral ausstreckte.

»Wir wären längst tot, wenn sie unsere Skalps wollten.«

Unter den kalten, wachsamen Augen der Comanchen ritten sie weiter. Eine Hügelkette verdeckte die Sicht auf den Wagen. Plötzlich krachte dort ein Schuss. Es war, als würde ein schwelender Funke eine Sprengladung zünden. Die eben noch lässig zusammengesunkenen Gestalten der Indianer strafften sich jäh.

»Jetzt!«, raunte Shannon seinem Gefährten zu.

Sie hämmerten ihren Pferden die Absätze gegen die Flanken. Silbrig glänzende Karabinerläufe flogen hoch. Mündungsfeuer blitzten. Doch in dem wallenden Staub waren die beiden Flüchtenden nur mehr verschwommen dahinrasende Schatten.

Shannon und Sherman lagen auf den Hälsen ihrer Pferde, als sie aus einer Hügellücke auf den einzelnen Conestoga zusprengten. Ein Gewehr schimmerte vor ihnen. Für einen Moment fürchtete Shannon, dass sie in einen vernichtenden Feuerschlag hineingaloppierten. Da sprang eine magere, weißhaarige Gestalt hinter einer rasch aus Kisten und Fässern aufgebauten Barrikade hoch.

»Hierher, Amigos! Willkommen bei Lorrimers Treck!«

Shannon und Sherman sprangen in einer Staubwolke ab und hielten auch schon ihre Gewehre in den Fäusten, bereit, sich blitzschnell in Deckung zu werfen und auf eine Meute brüllend heranstürmender Verfolger zu feuern. Aber in dem verwehenden Staub lagen die Kämme ringsum wie ausgestorben in der grellen Sonne, fast so, als sei alles nur ein böser Traum gewesen.

---ENDE DER LESEPROBE---