JIM SHANNON Band 25: Shannons Clinch mit Richter Lynch - John F. Beck - E-Book
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JIM SHANNON Band 25: Shannons Clinch mit Richter Lynch E-Book

John F. Beck

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Beschreibung

Jim Shannon möchte der schönen Juana helfen, ihren Bruder Diego Perez aus dem Gefängnis der Stadt Manzano zu befreien. Dort praktiziert Richter Amos Cahill, der auch Richter Lynch genannt wird, und für Recht und Ordnung sorgen will – nur tut er dies ohne Gesetzbuch auf eigene Faust. Zusammen mit Shannons sucht sie Richter Cahills Erzfeind Frank Newton auf und bittet ihn, ihren Bruder, der einst für diesen raubeinigen Mann gearbeitet hat, aus dem Gefängnis zu befreien. Um nicht wohlmöglich selbst noch am Galgen zu baumeln, lässt Shannon sich auf einen waghalsigen Deal ein, denn er ist sogar bereit, dafür zu sterben, damit Juana und ihr Bruder am Leben bleiben … Der Umfang dieses Buches entspricht 184 Taschenbuchseiten.

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John F. Beck

 

 

JIM SHANNON

Spieler, Held und Gunman

 

 

 

Band 25

 

Shannons Clinch mit Richter Lynch

 

 

 

 

 

Edition Bärenklau

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Author/Edition Bärenklau 

Cover: © Layout by Steve Mayer, Illustration Edward Martin, Schottlsnd, 2022

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau.

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

 

Das Buch

 

Jim Shannon möchte der schönen Juana helfen, ihren Bruder Diego Perez aus dem Gefängnis der Stadt Manzano zu befreien. Dort praktiziert Richter Amos Cahill, der auch Richter Lynch genannt wird, und für Recht und Ordnung sorgen will – nur tut er dies ohne Gesetzbuch auf eigene Faust.

Zusammen mit Shannons sucht sie Richter Cahills Erzfeind Frank Newton auf und bittet ihn, ihren Bruder, der einst für diesen raubeinigen Mann gearbeitet hat, aus dem Gefängnis zu befreien. Um nicht wohlmöglich selbst noch am Galgen zu baumeln, lässt Shannon sich auf einen waghalsigen Deal ein, denn er ist sogar bereit, dafür zu sterben, damit Juana und ihr Bruder am Leben bleiben …

 

 

***

 

 

1. Kapitel

 

Raues Gelächter mischte sich in das Hämmern der Hufe, die die heiße Main Street von Manzano herabjagten. Shannons Miene spannte sich, als er die staubumwirbelte Gestalt sah, die den drei johlenden Kerlen nicht mehr ausweichen konnte. Ein zerlumpter, barfüßiger, mit schweren Eisenketten gefesselter Mann. Eine kinderkopfgroße Stahlkugel, die er an einer Kette am rechten Fuß mitschleifte, behinderte ihn. Er stürzte zwischen die galoppierenden Pferde. Die drei Reiter stoppten und zogen grinsend ihre Gäule herum. Es waren sehnige, hartgesichtige Typen von der Sorte, mit der Shannon, ob er es wollte oder nicht, immer wieder Verdruss bekam. Schwere Colts hingen tief an ihren Seiten.

»Kannst du nicht besser aufpassen, Perez!«, schrie der Hagere mit der schwarzweißen Kalbfellweste. Er nahm die zusammengerollte Rinderpeitsche vom Sattelhorn. »Steh auf, du Hundesohn! Los, zum Teufel, ein bisschen fix, sonst …«

»Was sonst?« Ruhig trat Shannon von seinem Pferd weg, das er am Zügelholm vor dem einzigen Store der kleinen texanischen Grenzstadt festgebunden hatte. Seine Stimme traf die drei Revolverschwinger wie eine kalte Dusche.

Einen Moment hockten sie mit leicht hochgezogenen Schultern reglos auf ihren Gäulen. Dann wandten sie langsam die Köpfe. Ihre Hände senkten sich auf die abgewetzten Kolben der Colts. Ein verkniffenes Grinsen flog über das scharfgeschnittene Gesicht des Hageren, als er sah, dass sie es nur mit einem Mann zu tun hatten.

Shannon kannte dieses Gesicht von einem Steckbrief, den er in El Paso gesehen hatte. Wess Turlock, gesucht wegen Viehraub, Totschlag, Mord, fünfhundert Dollar Belohnung. Aber hier in Manzano schien es keinen Sternträger zu geben, den Turlock fürchten musste. Es sah im Gegenteil ganz so aus, als könnten sich diese Burschen hier alles herausnehmen.

Shannon entging nicht, dass sich die Fahrbahnränder blitzschnell geleert hatten. Ein Schaukelstuhl auf einer überdachten Veranda bewegte sich noch, eine Tür klappte, dann lag brütendes Schweigen über den Lehmziegel- und Brettergebäuden.

Turlock starrte den großen, dunkelhaarigen Mann mit der Schussnarbe an der rechten Schläfe lauernd an.

»He, wen haben wir denn da? Ist das ein Freund von dir, Perez, oder ein Verrückter? Los, du Mistkerl, steh auf, antworte!«

Die Peitsche sauste herab.

Die Ketten zwischen den Hand- und Fußgelenken des zerlumpten Mexikaners klirrten, als er sich mühsam erhob. Das schwarze zottige Haar reichte ihm bis auf die Schultern. Er blutete an der Schläfe, wo ein Huf ihn gestreift hatte. Sein eingefallenes dunkles Gesicht war staub- und schweißverklebt. Dunkle Augen hefteten sich auf Shannon.

»Hau ab, Hombre!«, keuchte er. »Du kannst nichts für mich tun. Sie werden dich töten, wenn du …«

Turlocks Stiefel traf ihn zwischen die Schulterblätter und warf ihn abermals nieder.

»Mit dir unterhalt ich mich nachher, verdammter Greaser!«

Der hagere Mann trieb seinen Wallach an dem Gefesselten vorbei. Seine glitzernden Augen ließen Shannon nicht los, Augen wie Wolfslichter.

»Wer bist du? Wieso mischst du dich in Angelegenheiten, die dich ’nen Dreck angehen? Hat Newton dich geschickt?«

»Ich heiße Shannon«, erwiderte der große schlanke Satteltramp mit einem kalten Lächeln. »Ich bin sonst ein friedlicher Typ, aber ich hab was gegen Leute, die Wehrlose mit ’ner Peitsche traktieren.«

Turlock lachte hart.

»Du redest doch nicht etwa von diesem lausigen mexikanischen Strolch, der von Glück reden kann, dass Richter Cahill ihn nicht dazu verurteilt hat, an ’nem Strick an einem Ast hochgezogen zu werden?«

»Ich red von dir, Turlock.«

Der Kerl kniff die Augen zusammen, als Shannon seinen Namen nannte. Dann spuckte er aus und rollte betont langsam die Peitsche zusammen.

»Okay, Shannon oder wie du heißt, von mir aus kannst du die Hiebe gern mit dem Greaser teilen.«

Seine Kumpane grinsten erwartungsvoll. Keiner schien auf den Gedanken zu kommen, dass der lässig dastehende Fremde auch nur den Schimmer einer Chance gegen Wess Turlock haben könnte.

Turlock hatte es nicht eilig. Beinahe umständlich schwang er sich aus dem Sattel. Aber kaum hatte er einen Fuß richtig auf der Erde, da wirbelte er katzenhaft herum, ließ die Peitsche fallen und griff stattdessen zum Colt.

Er war unheimlich schnell, einer der gefährlichsten Gegner, an die Shannon geraten war.

Doch Shannon hatte mit einem Trick gerechnet. Er zog und schoss.

Turlock brachte die Waffe nicht mehr ganz hoch. Er krümmte sich, taumelte und sank auf die Knie. Mit blicklos aufgerissenen Augen kippte er nach vorn.

Shannon blieb keine Zeit für bittere Gefühle. Blitzschnell richtete er den Sechsschüsser auf die beiden anderen.

»Versucht es lieber nicht!«

Sie hockten geduckt auf den Pferden und starrten ihn hasserfüllt an. Widerstrebend nahmen sie die Hände von den Revolvern. Der Mann mit den klirrenden Eisenketten rappelte sich auf.

»Flieh!«, schrie er. »Du kommst nicht mehr lebend aus dieser verdammten Stadt raus, wenn du auch nur eine Sekunde verlierst!«

»Halt’s Maul, Perez, er schafft es so oder so nicht mehr!«, meldete sich eine harte Stimme von der nahen Veranda des Silverhorse Saloon. »Lass die Kugelspritze fallen, Fremder! Mein Gewehr zielt auf dich. Frag Perez, der weiß, wie gut ich damit bin.«

»Schieß trotzdem, Hombre!«, keuchte der Mexikaner, der mit wild glühenden Augen im heißen Staub kniete. »Es ist immer noch besser, diese Bastarde erwischen dich mit ’ner Kugel, als dass du ihnen lebend in die Hände fällst! Sieh mich an!«

Der Mann, der hinter Shannon die Stufen der Saloonveranda herabkam, lachte kalt.

»Du bist ein Dummkopf, Perez! Es geht dir offenbar noch immer zu gut, dass du deine Klappe so weit aufreißt! Das lässt sich ändern. He, Fremder, ich hoffe, du hörst nicht auf diesen Narren!«

Shannon drehte sich vorsichtig um, als die Schritte ein Dutzend Yard hinter ihm verstummten. Er spürte sofort, dass da ein Kerl stand, der noch gefährlicher als Turlock war. Ein großer, breitschultriger Mann mit eisigen Augen in einem hageren, kantigen Gesicht. Seine Fäuste umspannten eine Winchester 66. An seinem schwarzen Hemd blinkte ein fünfzackiger Stern.

»Ich bin Lew Barrister. Und wenn du mich fragst, Mister, hast du den schlimmsten und wahrscheinlich letzten Fehler deines Lebens gemacht, als du Wess wie ’nen tollen Hund über den Haufen geschossen hast.«

»Notwehr!«, stieß Shannon heiser hervor.

Der Mann mit dem Stern zuckte die Achseln. »Das kannst du gleich dem Richter erzählen. Wetten, dass du trotzdem baumelst?«

Kalt lächelnd ging Barrister mit dem Gewehr um ihn herum, blieb neben dem Toten stehen und schob mit der Stiefelspitze die Kalbfellweste zur Seite. Shannons Kehle wurde trocken, als er das Abzeichen auf dem blutbesudelten Hemd darunter sah. Es war ein Stern, wie ihn auch Barrister trug. Shannons Kugel hatte ihn in der Mitte durchschlagen. Ein Stern, den ein steckbrieflich gesuchter Rustler und Killer trug!

In dem Augenblick ahnte Shannon, welche Art Gesetz Manzano regierte. Sein schlimmster Fehler war nicht der Schuss auf Turlock gewesen, sondern dass er die kleine Town inmitten der ausgedehnten fruchtbaren Mais-, Korn- und Bohnenfelder für einen der friedlichsten Flecken im texanischen Grenzgebiet gehalten hatte.

Barristers Winchestermündung deutete unverwandt auf sein Herz.

»Wess Turlock war Richter Cahills zweitbester Marshal. Rat mal, Hombre, wer sein bester ist.«

Shannon ließ den Colt fallen.

 

 

2. Kapitel

 

»Ruhe, verdammt noch mal! Ruhe!« Der Richter von Manzano donnerte ein paarmal den Coltkolben auf den Tisch, als Turlocks Partner den Gefangenen hereinschleppten und ein Raunen und Tuscheln den Saloon durchlief, der wie viele andere westlich des Missouri bei Gelegenheit auch als Gerichtssaal

diente.

Cahill war ein stämmiger, schwergewichtiger Mann, der sich in einen schwarzen Anzug hineingezwängt hatte. Ein weißer Stehkragen umschloss seinen Hals bis zum blondbärtigen Kinn. Sein eckiges Gesicht war von der Sonne tief gebräunt. Die dünnrandige Brille, hinter der kalte blaue Augen funkelten, wollte nicht recht dazu passen. Cahills volles blondes Haar war an den Schläfen angegraut. Er trug es, straff hinter die Ohren zurückgekämmt, schulterlang wie ein ehemaliger Scout und Indianerkämpfer. Wenn Shannon sich ihn auch noch mit dem schwarzen Zylinderhut, der auf dem Tisch vor ihm lag, vorstellte, dann sah Cahill wie ein herausgeputzter Kunstschütze einer Western Show aus.

Cahill thronte hinter einem Tisch auf einem aus Kistenbrettern gezimmerten Podium. Das Sternenbanner war hinter ihm an die Saloonwand genagelt. Irgendein Witzbold hatte es mal als Zielscheibe benutzt. Anstelle der Sterne zierten Kugellöcher das blaue Feld der Fahne. Über der Flagge hing ein Schild mit der knalligen Aufschrift Arnos Cahill Law of Manzano and Southwest Texas.

Arnos Cahill war in seinem Element. Das hieß, die Burschen, die Shannon hereinbrachten und an die fensterlose Längswand des Saloons stießen, platzten mitten in eine Gerichtsverhandlung. Es war ungefähr so, wie Shannon es erwartet hatte. Vor dem Richterpodest stand zwar ein Angeklagter, ein ärmlich gekleideter, magerer, sichelbärtiger Mexikaner, der von zwei grimmigen, mit Karabinern bewaffneten Kerlen flankiert wurde, aber weder von einer Jury, einem Protokollführer, einem Ankläger oder gar einem Verteidiger war etwas zu sehen.

Das Gesetz in Manzano und alle Funktionen, die damit zusammenhingen, waren offenbar auf eine einzige gewichtige Person vereinigt: Cahill.

Als er zum dritten Mal mit dem Kolben seines klobigen Whitneyville Walker Colts auf den Tisch schlug, herrschte bereits Totenstille.

Die auf ein paar Reihen Bänke und Stühle zusammengedrängten Zuschauer duckten sich ängstlich. Es waren teils Bewohner der Stadt, teils mexikanische Farmer von umliegenden Heimstätten, die hier dem ›Gesetz von Manzano und Südwesttexas‹ freiwillig oder unfreiwillig die fragwürdige Ehre gaben. Als kein Flüstern mehr zu hören war, ließen die drei Sternträger, die sich an der gegenüberliegenden Längswand postiert hatten, ihre drohend erhobenen Gewehre sinken. Sie blickten erwartungsvoll zum Podium.

Shannon war weit davon entfernt, die massige, blondbärtige, schwarzgekleidete Gestalt hinter dem Richtertisch komisch zu finden. Da war ein Mann, der sich zweifellos ein Vergnügen daraus machte, das Gesetz ohne Gesetzbuch und Paragrafen auf seine Weise zu praktizieren. Aber es war ein ziemlich einseitiges Vergnügen. Da brauchte Shannon nur an den Mann mit den Eisenketten zu denken und an die Stricke, die draußen aus dem knorrigen Geäst der Sykomore neben dem Silverhorse Saloon baumelten. Cahill war nicht bloß das Sprachrohr des Gesetzes, er selbst war das Gesetz, der Herr über Leben und Tod in diesem entlegenen Landstrich nahe der Grenze. Seine blauen Augen hefteten sich durchdringend auf Shannon.

»Ist das der Mann, der draußen geschossen hat, obwohl wir gerade dabei sind, dem Gesetz wieder mal Geltung zu verschaffen?«, fragte er ärgerlich.

Lew Barrister nahm so etwas wie militärische Haltung an.

»Jawohl, Euer Ehren.«

Die blauen Augen hinter der Brille, von der Shannon vermutete, dass sie nur aus gewöhnlichem Fensterglas bestand, funkelten scharf.

»Hat er Geld bei sich, Marshal?«

»Fünfundfünfzig Dollar, Euer Ehren.«

»Sehr gut.« Cahill unterdrückte ein Grinsen. »Dann verurteile ich den Mann zu fünfundfünfzig Dollar Geldbuße wegen Ruhestörung und Belästigung des Hohen Gerichts von Manzano. Hat der Verurteilte dazu noch etwas zu sagen?«

»Kein Einspruch, Euer Ehren«, antwortete Barrister grinsend, bevor Shannon überhaupt den Mund aufmachen konnte.

»Okay, Marshal, dann sorgen Sie dafür, dass wir die Verhandlung gegen Miguel Conzalo ungestört fortführen können.« Aber Cahill griff erst mal nach dem bauchigen Tonkrug, der neben Zylinder und Walker Colt auf dem Richtertisch stand, und stärkte sich mit einem ausgiebigen Zug.

Barrister räusperte sich.

»Euer Ehren, da ist noch etwas.«

Cahill runzelte die Stirn. »Verdammt noch mal, hat das nicht Zeit bis nachher, Marshal?«

»Der Bastard hier hat Wess Turlock über den Haufen geschossen!«, platzte Richter Cahills ›bester Marshal‹ heraus. Jetzt war es so still im Saloon, dass man die sprichwörtliche Stecknadel hätte zu Boden fallen hören. Der Richter saß steif und reglos auf seinem Stuhl. Dann nahm er langsam die dünnrandige Brille ab.

»Ist Turlock tot?«

»Mausetot, Euer Ehren!«, bestätigte Barrister hastig. »Dabei hatte Wess als erster die Hand am Eisen.«

Cahill beugte sich vor.

»Bist du sicher, Lew?« In diesem Augenblick vergaß er die formelle Anrede, die lediglich zu dem makabren Schauspiel gehörte, das er hier aufzog. Entweder handelte dieser Mann aus krankhaftem Hass gegen alles, was wirklich Recht und Gesetz war, oder aus eiskalter Berechnung, um den Bewohnern von Manzano und Umgebung immer wieder eindringlich vor Augen zu führen, wer hier der Boss war.

»Ich hab’s gesehen«, berichtete Barrister. »Alles ging so verteufelt schnell, dass ich nichts mehr für Wess tun konnte. Dieser Bastard ist so fix mit der Kanone wie kaum einer sonst. Ich wette, Newton hat uns den Kerl auf den Hals geschickt.«

»Wir werden es erfahren, wenn ich mit Conzalo fertig bin! Schafft ihn 'raus! Hängt ihn!«

»Wen, Euer Ehren?« fragte einer der Schießer. »Den Kerl, der Turlock erschossen hat?«

»Blöde Frage! Conzalo natürlich. Was fällt dem Greaser überhaupt ein, hier noch ’rumzustehen und mir die Zeit zu stehlen! Los, raus mit ihm!« Cahill hatte kein Interesse mehr an dem Mexikaner. Er setzte wieder die Brille auf, den Blick kalt und lauernd auf Shannon gerichtet. Auch dann noch, als er wieder nach dem Krug langte.

Conzalo bäumte sich verzweifelt auf, als seine Peiniger ihn mit harten Fäusten anpackten.

»Nein, ich bin unschuldig! Bei allen Heiligen, Senior, das dürfen Sie nicht tun!«

»Du bist mit dem Messer auf Shafter losgegangen, als der auf deine lumpige Farm kam, um die vierteljährliche Steuer zu kassieren. Das hättest du nicht tun sollen, Conzalo. Dafür gibt es nur den Strick.«

»Aber nein, Senior!«, schrie der Gefesselte. »Ich hatte das Geld ja bereitgelegt, auch wenn ich mir von meinen Nachbarn einen Teil davon leihen musste, weil ich selbst nicht genug hatte. Ich schwöre Ihnen, Senior, ich wollte keinen Ärger mit Senior Shafter. Aber Senior Shafter war betrunken. Er wollte nicht nur das Geld. Er wollte Conchita, meine Tochter. Sie wehrte sich. Er schlug sie. Ich wollte ihr helfen. Ich wollte ihn nicht töten, Senior. Ich bin unschuldig.«

»Was fällt dir ein! Du hast ihn und das Hohe Gericht von Manzano beschimpft. Ich hab Shafters Aussage. Willst du einen Mann, der den Stern trägt, meinen Stern! einen Lügner nennen, he? Nein, zum Teufel, halt’s Maul, Conzalo! Ich streit mich doch nicht mit einem lausigen Greaser! Wenn du Wert auf ’nen ordentlichen Urteilsspruch legst, den kannst du haben.

Also, pass auf: Im Namen des Gesetzes von Manzano verurteile ich dich wegen heimtückischen Mordversuchs an einem vom Hohen Gericht von Manzano vereidigten Marshal als Sühne und zur Abschreckung für alle Verrückten, die es dir vielleicht nachmachen wollen, zur Höchststrafe. Du sollst am Hals aufgehängt werden, bist du tot, tot, tot bist! Dieses Urteil wird sofort vollstreckt! Und jetzt schafft mir endlich den Kerl aus den Augen.«

»Ich bin unschuldig! Lasst mich leben!«, brüllte Gonzalo, dass es Shannon durch und durch ging. Eine wilde Wut auf Cahill und seine Banditenmarshals erfüllte ihn. Aber solange Barrister und seine Kumpane mit Winchester und Revolvern neben ihm standen, konnte er nicht das Geringste für den Mexikaner tun. Conzalo schrie und tobte, dass noch zwei andere Cahill Schießer mithelfen mussten, ihn zum Ausgang zu schleifen.

Da sprang in der dritten Stuhlreihe vor dem Richterpodium ein etwa vierzigjähriger Mexikaner mit wild blitzenden Augen auf. Sein braunes, breitflächiges Gesicht war schweißbedeckt.

»Das ist Mord!«, schrie er. »Miguel ist unschuldig. Sagen Sie diesen Männern, sie sollen ihn freilassen, Euer Ehren!«

Der dritte Sternträger an der gegenüberliegenden Saloonwand richtete sofort das Gewehr auf ihn. Mit einer Handbewegung gebot Cahill ihm, zu warten. Er beugte sich auf seinem Stuhl vor.

»Schrei da nicht so rum, Hombre«, mahnte er gefährlich ruhig. »Wenn du was zu sagen hast, dann hättest du dich früher zu Wort melden sollen.

---ENDE DER LESEPROBE---